Namens-/Sachregister

Frauenbios

Johanna Goldschmidt

( Johanna Goldschmidt, geb. Schwabe )
(11.12.1806 Bremerlehe - 10.10.1884 Hamburg)
Frauenrechtlerin, Schriftstellerin, Erzieherin
Bundesstraße 41: Ehemals hier das Fröbel-Seminar. Ausbildung junger Kindergärtnerinnen und Sozialpädagoginnen. (Inschrift noch vorhanden) (Wirkungsstätte)
Osterstraße 13 (Wohnadresse)
Johanna Goldschmidt, Foto: Staatsarchiv Hamburg
Johanna Goldschmidt entstammte einer wohlhabenden bürgerlichen jüdischen Familie. 1812 zog die Familie nach Hamburg. Johanna sprach mehrere Sprachen, konnte Klavier, Geige und Harfe spielen und sehr gut singen. Im Alter von 21 Jahren heiratete sie den wohlhabenden jüdischen Kaufmann Moritz David Goldschmidt. Das Paar bekam acht Kinder. Ihr Sohn Otto wurde später Klaviervirtuose und der Gatte der berühmten Sängerin Jenny Lind. Nachdem ihre Kinder sie nicht mehr voll beanspruchten, widmete sich Johanna Goldschmidt der Schriftstellerei. Ihr erstes Buch hieß „Rebekka und Amalia. Briefwechsel zwischen einer Israelitin und einer Adligen über Zeit- und Lebensfragen“. Johanna Goldschmidt ließ es 1847 anonym erscheinen. Zu ihrem zweiten Buch, ein zweibändiges Werk mit dem Titel „Muttersorgen und Mutterfreuden. Worte der Liebe und des Ernstes“ schrieb der Pädagoge Adolph Diesterweg das Vorwort. Er schrieb: „Von den meisten der mir bekannten, von Frauen herrührenden Erziehungsschriften zeichnet es sich durch schlichte Einfachheit aus (...). Der Ton in demselben flößt mir das volle Vertrauen ein, dass die Verfasserin keine andere Religion kennt, als die, welche in Werken der Liebe sich kund tut, und dass sie nicht zu denjenigen gehört, welche sich durch gute Werke, die sie schreiben, davon dispensiert glauben, gutes zu tun.“ (zit. nach: Manfred Berger: Frauen in der Geschichte des Kindergartens: Johanna Goldschmidt, unter: https://kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/geschichte-der-kinderbetreuung/manfred-berger-frauen-in-der-geschichte-des-kindergartens/146)
Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit widmete sie sich auch der Erziehung der Proletarier-Kinder.
Weil es für diese noch keine staatliche Schule gab, hatten Johanna Goldschmidt und Amalie Westendarp, die beiden Mitglieder des 1849 gegründeten Frauen-Vereins zur Unterstützung der Armenpflege, eine Armenschule gegründet, „(...) deren Elementarunterricht keine religiöse Unterweisung vorsah. Daran nahm die Regierung Anstoß und verbot vorübergehend die Schule, bis sie 1856 neu eröffnet werden und 1866 als offiziell anerkannte Mädchenschule in das neu gebaute Paulsenstift [siehe unter Paulsenstiftschule] einziehen konnte. Allerdings war Johanna Goldschmidt mit der neuen Verfassung der Schule, insbesondere mit der Anstellung der jungen Anna Wohlwill als Direktorin, nicht einverstanden. Nach harter Auseinandersetzung mit der Anstaltsleiterin Emilie Wüstenfeld schied sie aus und wandte nun ihre ganze Energie der Verbreitung von Kindergärten zu“, berichtete die Historikerin Ursula Randt. ( Ursula Randt: Johanna Goldschmidt, in: Hamburgische Biografie, Personenlexikon. Hrsg. von Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke. Bd. 1. Hamburg 2000.)
Besonders engagierte sich sich Johanna Goldschmidt auf dem Gebiet der Erziehung des weiblichen Geschlechts, wobei sie die Bildung der Proletarier-Kinder und die Hebung der Bildung der Frauen zusammenbrachte. Denn sie war der Auffassung, dass mehr Bildung für Frauen besonders auch den Kindern zu Gute kommen und dass eine bessere Bildung für Frauen die sozialen Spannungen abbauen helfen würde. In der Fröbelschen Kindergartenkultur sah Johanna Goldschmidt den richtigen Weg, um ihre Ziele durchzusetzen. Denn diese Kindergärten wurden von Kindern aus den unterschiedlichen sozialen Schichten besucht. Johanna Goldschmidt lud den in Dresden lebenden Friedrich Fröbel für ein halbes Jahr nach Hamburg ein, wo er in dieser Zeit Kindergärtnerinnen ausbilden sollte. Im März 1850 wurde dann der erste „Bürger-Kindergarten“ für 70 Kinder eröffnet. Acht weitere folgten noch, trotz des 1852 verhängten preußischen Kindergartenverbots. Ziel der Fröbelkindergärten war die Ausgleichung der sozialen Unterschiede. Der Literat Karl Gutzkow war ein heftiger Kritiker der Fröbel-Lehre, „die sich von der Reform der Kindergartenpädagogik mittels weiblichen Einflusses die gewaltlose Erneuerung der Gesellschaft von unten erhofften“ (Fassmann, I. M. : Jüdinnen in der deutschen Frauenbewegung 1865-1919, Hildesheim 1996, S. 149.) und diskreditierte den Beruf der Kindergärtnerin als „Tagelöhnerei“. Das ließ sich Johanna Goldschmidt nicht gefallen und entgegnete: „Warum Herr Dr. G. den Kindergärtnerinnen den Beruf, den sie erwählen, als 'Taglöhnerei' bezeichnet, das zu erklären, bleibe Anderen überlassen; könnte man nicht mit demselben Rechte jeden Beruf also herabsetzen, der neben innerer Befriedigung Lebensunterhalt bietet? Wir glauben nicht, dass Herr Dr. G. den Beruf der Lehrer, Erzieher, Künstler und Schriftsteller mit dem Namen der 'Taglöhnerei' zu brandmarken versuchen wird; protestieren daher auch im Interesse der Beteiligten gegen jede herabwürdigende Bezeichnung für die Beschäftigung der Kindergärtner oder Kindergärtnerinnen. Noblesse der Gesinnung werden wir immer nur da erkennen, wo die Sache frei von jeder Parteilichkeit beurteilt wird. Herr Dr. G. hätte diese niedrige Betrachtungsweise vermeiden sollen; er konnte durch sie die Würde seiner Besprechung nur beeinträchtigen" (zit. nach: Manfred Berger: Frauen in der Geschichte des Kindergartens: Johanna Goldschmidt, unter: https://kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/geschichte-der-kinderbetreuung/manfred-berger-frauen-in-der-geschichte-des-kindergartens/146)
1860 gründete Johanna Goldschmidt mit einigen anderen Frauen den “Hamburger Fröbelverein”. Seine Ausbildungsstätte zog Anfang der 90-er Jahre des 19. Jhds. in das Haus in der Bundesstraße ein. Er war der erste Bildungsverein, der eine Berufsausbildung für Frauen zum Ziel hatte. Es sollten „junge Mädchen jeden Standes zu geschickten und gewissenhaften Kinderwärterinnen” ausgebildet werden. Die Dauer des Unterrichtskursus belief sich auch 1 bis 11/2 Jahre. Die jungen Damen wurden zu Gehilfinnen der Mutter in Familien oder zu Leiterinnen von kleineren oder größeren Kindergärten ausgebildet. Unterricht gab es in „‘Fröbellehre‘, Kindergartenlehre, Erziehungslehre, Deutsch, Heimatkunde, Naturkunde, Gesundheitslehre, Gesang, Zeichnen, Schneidern, Turnen und Handarbeit, darüber hinaus auch Geschichte der Pädagogik, Theorie und Praxis des Elementarunterrichts, Heilgymnastik für kleine Kinder sowie fakultativ ‚Putzmachen‘ und fremde Sprachen, d. h. Englisch und Französisch.“ (Kirsten Heinsohn: Politik und Geschlecht. Hamburg 1997, S. 123.)
In den Kursen für Frauen und Töchter gebildeter Stände wurden ab 1900 die wichtigsten Kapitel der Anatomie und der Funktionslehre (Physiologie) mit besonderer Berücksichtigung des weiblichen Körpers und dessen Hygiene, Gesundheitspflege des Kindes und Erste Hilfe unterrichtet.
„Bis 1872 hatten rund 500 junge Frauen die Kurse der ‘Bildungsanstalt’ absolviert.” (Kirsten Heinsohn, a.a.O., S. 123.)
Text: Rita Bake
Quellen:
- Maya Fassmann: Die Frauenrechtlerin Johanna Goldschmidt, in: Arno Herzig, Saskia Rohde: Die Juden in Hamburg 1590-1990: Wissenschaftliche Beiträge der Universität Hamburg zur Ausstellung "Vierhundert Jahre Juden in Hamburg". Hamburg 1991, S. 237-248.
- Annerose Kemp: Zum 175. Geburtstag der Fröbelpädagogin und Frauenrechtlerin Henriette Goldschmidt, in: Wie gedacht – so vollbracht? Berichte vom 8. Louise-Otto-Peters-Tag 2000, S. 61-69.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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