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Rechtsextremismus „BRD zerschlagen“ – „Volkstod stoppen“ Neue Hamburger Neonazi-Gruppe

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„BRD zerschlagen“ – „Volkstod stoppen“ Neue Hamburger Neonazi-Gruppe

Seit mehreren Monaten ist in Hamburg eine neue rechtsextremistische Gruppe aktiv, die unter dem Doppelnamen „Hamburger Nationalkollektiv / Weisse Wölfe Terrorcrew Sektion Hamburg“ (HNK/WWT) auftritt. Dabei handelt es sich um den Zusammenschluss zweier bisher eigenständig agierender Gruppierungen. Im Vergleich zu anderen Hamburger Neonazis treten sie ungewöhnlich offensiv und aggressiv auf.

Die rechtsextremistische Gruppierung „Weisse Wölfe Terrorcrew“ (WWT) trat erstmals im Juni 2008 in Hamburg in Erscheinung (zu bisherigen Aktivitäten der WWT siehe Verfassungsschutzberichte 2008, 2009 und 2010). Nach einer Grillfeier im Jacobi-Park in Eilbek, an der ca. 50 Personen teilgenommen hatten, kam es seinerzeit aufgrund des aggressiven Auftretens der Gruppe zu einem Polizeieinsatz, bei dem 28 Personen in Gewahrsam genommen und drei festgenommen wurden. Zwei Polizeibeamte wurden bei dem Einsatz erheblich verletzt. Einer der Anführer der Gruppe wurde im Jahr 2009 wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und vorsätzlicher Körperverletzung in zwei Fällen zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zwei Monaten verurteilt. Erkennungszeichen der WWT waren damals schwarze T-Shirts mit dem Aufdruck „Weisse Wölfe Terrorcrew“ sowie einer Wolfspfote, die  grafisch zu einem Schlagring umgeformt wurde. Auf dem Rücken stand oberhalb der Pfote in blutrot der Schriftzug „Unbelehrbar“ mit dem jeweiligen Spitznamen des Trägers – darunter das Kürzel „C18“. Das „C“ steht für Combat (Kampf, Gefecht), die „18“ für Adolf Hitler.

In der Folgezeit begingen WWT-Angehörige weitere Straf- und Gewalttaten. Noch im Juni 2008 kam es in Hamburg zu einem weiteren Zwischenfall. Im Nachgang zu einem Fußballspiel im Rahmen der Europameisterschaft sang eine Gruppe von sieben WWT-Angehörigen die erste Strophe der deutschen Nationalhymne und verbrannte ein Nationalflagge der Republik Türkei. Im Anschluss kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit türkischstämmigen Personen. Zuletzt trat die Gruppe in der Silvesternacht 2009/10 polizeilich in Erscheinung, als mehrere Männer, die der WWT angehören, eine Afrikanerin belästigten. Aus der Gruppe heraus wurde sie angerempelt, beleidigt und gegen den Kopf geschlagen. Nachdem eine maßgebliche Führungsperson der WWT im Januar 2010 seine Haftstrafe wegen des Angriffs auf die beiden Polizeibeamten angetreten hatte, wurde es ruhig um die Gruppe. Offensichtlich nach der Haftentlassung im Frühjahr 2011 wurden die Strukturen der WWT aber wieder aktiviert.

Das „Hamburger Nationalkollektiv“ (HNK) ist eine Neugründung von Rechtsextremisten, die ebenfalls bereits in anderen Bereichen der Hamburger Neonazi-Szene aktiv waren. Aus diesem Kreis heraus wurden in den letzten Jahren unter der Gruppenbezeichnung „Heimatschutz Team“ so genannte „Nationale Domtreffen“ organisiert. Zu der HNK-Gruppe gehören auch einige Rechtsextremisten aus Buchholz i.d.N.

Auf ihrer Internetseite stellt sich das HNK/WWT unter dem Slogan „3,2,1 … Uns die Straßen frei – Eine Stadt, eine Front“ als „Zusammenschluss der politisch national agierenden Gruppen in Hamburg und Umgebung“ vor. Die Gruppe setzt sich nach eigenen Angaben aus verschiedenen Klein-Gruppen und Einzelpersonen zusammen, mit dem Ziel, „unterschiedliche Strömungen zu einem reißenden Fluss zu vereinen, um somit eine Kraft zu schaffen, die in der Lage ist zu bewegen, mitzureißen und die vor uns stehende Zukunft im positiven zu beeinflussen“ (Fehler im Original) . Im Gegensatz zur früheren WWT, die in den Jahren 2008/2009 vorrangig durch Straf- und Gewalttaten auf sich aufmerksam gemacht hatte und in der rechtsextremistischen Szene entsprechend als „Schläger- und Sauftruppe“ angesehen wurde, erhebt das HNK/WWT einen politischen Anspruch. Hierauf deuten auch die rege Teilnahme an neonazistischen Veranstaltungen im Bundesgebiet und die entsprechenden Stellungnahmen und Berichte auf ihrer Internetseite hin. Mitglieder des HNK/WWT beteiligten sich in diesem Jahr u.a. an der 1. Mai-Demonstration in Halle, am „Tag der deutschen Zukunft“ am 04.06.11 in Braunschweig und am anschließenden Spontanaufzug in Peine. Auch bei den Demonstrationen am 06.08.11 in Bad Nenndorf und beim „Antikriegstag“ am 03.09.11 in Dortmund waren Aktivisten des HNK/WWT vor Ort.

Für einen ebenfalls von Neonazis organisierten Aufmarsch am 09.07.11 in Neuruppin warb das HNK/WWT durch eine Flugblattaktion am 15.06.11 in der Hamburger Innenstadt. Der revisionistische Tenor des Flugblattes lautete „Vom Schuldkult zur Mitschuld“. Mitgeführt wurde u.a. ein Transparent mit der Aufschrift „Eine Generation die sich wehrt … BRD ZERSCHLAGEN“.

Am 27.08.11 veröffentlichte das HNK/WWT im Internet ein Video mit dem Titel „Hamburg Aktionswoche Volkstod STOPPEN“. Darin sind drei Propagandaaktionen dokumentiert, bei denen Transparente mit verschiedenen Aufschriften an unterschiedlichen Örtlichkeiten aufgehängt wurden: Über das Geländer einer Straßenbrücke hängten Aktivisten des HNK/WWT ein Transparent mit der Aufschrift „BRD = Volkstod“, an einer Leuchtreklame zum „Hamburger Dom“ wurde ein Transparent mit der Aufschrift „Während du feierst stirbt dein Volk“ befestigtet und in der „Europa-Passage“ entrollten drei Mitglieder der Gruppe ein Banner mit dem Slogan „Wer hat unser Volk verraten? DIE DEMOKRATEN“. Alle Banner waren mit dem Kürzel „NS – HH“ (Nationale Sozialisten Hamburg) gezeichnet. In der „Europa-Passage“ wurden von der obersten Etage zusätzlich kleine Zettel mit dem Text : „WACH AUF! Wir werden zur Minderheit im eigenen Land. Wir verlieren unsere Heimat. Hör auf Dich zu belügen. Du siehst es und Du weißt es. Was tust du dagegen?“ heruntergeworfen. Das Video ist musikalisch mit dem Lied „Mehrheit“ der rechtsextremistischen Band „Hassgesang“ unterlegt.

Das HNK/WWT ist eine Gruppe „nationaler Sozialisten“, die zum Teil aus der neonazistischen Skinhead-Szene stammen. Im äußeren Erscheinungsbild, Auftreten und vom politischen Jargon her hat sich die Gruppe den „Autonomen Nationalisten“ angenähert. Einschließlich des engeren Umfeldes sind dem HNK/WWT etwa 30 Personen zuzurechnen. Im Vergleich zum maßgeblich von Tobias Thiessen geleiteten „Kameradenkreis Neonazis in Hamburg“ weist das HNK/WWT nicht nur ein deutlich niedrigeres Durchschnittsalter auf, sondern auch eine deutlich ausgeprägtere Gewaltaffinität. Durch eine Mischung aus offensiven Propagandaaktionen und Gemeinschaftsevents versucht sie jüngere, aktionsbereite Aktivisten an sich zu binden. Das sehr selbstbewusste Auftreten der Gruppe, der klar formulierte Führungsanspruch und der Umstand, dass man die alteingesessene Kameradschaft um Thiessen bisher ignoriert, deuten darauf hin, dass beide Gruppen nicht nur unabhängig voneinander agieren, sondern sogar um den Führungsanspruch im „Nationalen Widerstand“ in Hamburg konkurrieren.

Nach bisherigen Feststellungen setzt sich die neue Gruppierung aus Personen mit unterschiedlichen sozialen und politischen Entwicklungsverläufen zusammen. Einige Angehörige der Gruppe sind bereits mit Gewalttaten und szenetypischen Delikten (z.B. Körperverletzung sowie Verstöße gegen § 86 a StGB - Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen-) in Erscheinung getreten. Angesichts der Zusammensetzung, aktionistischen Grundeinstellung und der neonazistischen Ausrichtung der Gruppe ist nicht auszuschließen, dass weitere HNK/WWT-Angehörige mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Szeneangehörige, die eine weitere Radikalisierung nicht mittragen und die damit verbundenen persönlichen Konsequenzen vermeiden wollen, können sich jederzeit an die Beratungsstelle des Landesamts für Verfassungsschutz (LfV) unter Tel. 244443 wenden. Ein vertrauliches Gespräch und individuelle Hilfe werden ausdrücklich zugesichert.

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