Das Hamburger Institut für Bildungsmonitoring hat heute gemeinsam mit Schulsenatorin Christa Goetsch den ersten Jahresbericht der Schulinspektion vorgestellt, der auf einer repräsentativen Zufallsstichprobe von 34 Schulen (13 Grundschulen, 8 Grund-, Haupt- und Realschulen, 5 Gesamtschulen, 8 Gymnasien) beruht.
„Wer sich weiterentwickeln will, muss wissen, wo seine Stärken und Schwächen liegen. Das gilt auch für die Hamburger Schulen“, sagt Christa Goetsch. Die Schulinspektion gibt den Schulen eine fundierte Rückmeldung zu ihrer Arbeit, die diese für ihre Weiterentwicklung verwenden können. Darüber hinaus liefert die Schulinspektion einen analytischen Blick auf das Schulsystem, den die Behörde für Schule und Berufsbildung für die Steuerung nutzt.
Nach dem Jahresbericht der Schulinspektion 2008 liegt die größte Stärke des Unterrichts in den inspizierten Schulen im Klassenmanagement und im Klassenklima. Die Lernzeit wird überwiegend effektiv genutzt und es herrscht ein wertschätzender und respektvoller Umgangston. Schwächen liegen allerdings in der Motivierung der Schülerinnen und Schüler und der individuellen Förderung. Die aktive Mitgestaltung des Unterrichts, das problemlösende und selbstgesteuerte Lernen sowie die Binnendifferenzierung sind vielerorts noch wenig ausgeprägt. Dabei verzeichnen die verschiedenen Schulformen sehr ähnliche Stärken und Schwächen. Besonders auffällig ist, dass die Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Unterrichtssequenzen innerhalb der einzelnen Schulen deutlich größer sind als zwischen den Schulen oder zwischen den Schulformen.
Der Bericht zeigt darüber hinaus, dass viele Schulen starke Schulleitungen haben, die ihre Führungsverantwortung ernst nehmen und die Entwicklung der Schule in die Hand nehmen. Das führt zu einem gezielten Einsatz der zur Verfügung stehenden Finanz- und Sachmittel und zu einer guten Unterrichtsorganisation, zum Beispiel beim Einsatz der Lehrkräfte, bei der Organisation von Vertretungen und bei der Klassenzusammensetzung. Viele Schulen haben in den letzten Jahren klare Profile entwickelt. Insgesamt ist die Zufriedenheit aller Beteiligten mit ihrer jeweiligen Schule eher hoch.
Auf der anderen Seite hängt die Unterrichtsqualität nach wie vor zu stark von der einzelnen Lehrkraft ab. Auch gibt es häufig keine klaren Kriterien für die Leistungsbewertung. Zu selten wird auch die Leistungsbewertung in einer lernförderlichen Art eingesetzt. Noch am Anfang stehen viele Hamburger Schulen bei Qualitätsmanagement und Evaluation. An den Schulen ist häufig noch nicht klar, welch großer Nutzen daraus für die Schulentwicklung gezogen werden kann. Die beruflichen Schulen sind in diesem Punkt einen Schritt weiter.
Die aus dem Bericht abgeleiteten Empfehlungen der Schulinspektion lassen sich in drei zentralen Punkten zusammenfassen:
- Schulen müssen die Gelegenheit bekommen und fest etablieren, voneinander zu lernen und mit dem Ziel der Qualitätsentwicklung zu kooperieren. Die Lehrkräfte sind noch zu oft Einzelkämpfer, die gezwungen sind, das Rad stets neu zu erfinden.
- An den Schulen muss ein Qualitätsmanagement für den Unterricht eingeführt werden. Die Schulen müssen Know-how erwerben, wie Unterrichtsqualität systematisch entwickelt und die Erreichung der Ziele überprüft wird.
- Nötig ist eine schlüssige, pragmatische Gesamtstrategie der Schulentwicklung. Schulprogramme, Bildungsstandards und Rahmenpläne sowie das Ziel des individualisierten Lernens stehen noch zu oft unverbunden nebeneinander.
Die Behörde wird die Ergebnisse sorgfältig prüfen und in ihre Arbeit einbeziehen. Die zentralen Befunde des Berichts untermauern die eingeleiteten Veränderungen des Schulsystems und spielen deshalb in der Schulreform eine wichtige Rolle. So steht die Verbesserung der Qualität des Unterrichts im Zentrum der Fortbilddung von Lehrpersonal und Schulleitungen. Das gilt insbesondere für Formen individualisierten Lernens, für die Bildung von Jahrgangsteams, die Verbesserung der Diagnosefähigkeit für lernförderliche Leistungsbewertungen sowie für die die Einführung einer Feed-back-Kultur.
Die Schulinspektion geht nach einem standardisierten Verfahren vor: In der Vorbereitungsphase wird die Schule über die Inspektion und ihren Ablauf informiert, zentrale schulische Dokumente werden analysiert und Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer online befragt. Während des zweitägigen Schulbesuchs wird vormittags im Unterricht hospitiert, nachmittags werden Interviews durchgeführt. Im Anschluss wird der Ergebnisbericht erstellt und in der Schule vorgestellt und diskutiert. Dabei werden die 13 Qualitätsbereiche des Orientierungsrahmens „Schulqualität“ behandelt. Die Schulleitungen besprechen dann die Ergebnisse mit der Schulöffentlichkeit und erarbeiten einen Plan für mittel- und langfristig wirkende Maßnahmen zu Qualitätsentwicklung. Spätestens zwölf Wochen nach Abschluss der Inspektion führen die Schulen ein Gespräch mit ihrer Schulaufsicht, bei dem das weitere Vorgehen festgelegt wird.