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Gleichgeschlechtliche Liebe „Verbotene Wege der Liebe“ – szenischer Rundgang nun auch als Hördatei verfügbar

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Landeszentrale für politische Bildung hat weiteren Stadtspaziergang vertont und online gestellt

Im vergangenen Jahr hat die Landeszentrale für politische Bildung mit „Verbotene Wege der Liebe – Diskriminierung und Verfolgung gleichgeschlechtlich liebender Menschen in Hamburg“ einen neuen szenischen Rundgang durch Hamburgs Innenstadt präsentiert und stieß damit, wie gewohnt, auf eine enorme Resonanz. 
Unter www.hamburg.de/politische-bildung steht dieses Angebot, ebenso wie die Hör- und Videodateien der anderen szenischen Rundgänge, kostenfrei zur Verfügung.

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Der Andrang auf diesen Stadtspaziergang der besonderen Art war derart groß, dass die teilnehmenden Gruppen nahezu überbucht waren und die Landeszentrale den vielen Nachfragen kaum gerecht werden konnte.

Ab sofort kann der Rundgang als Hördatei bequem online heruntergeladen werden. Zusätzlich vermitteln Fotos der einzelnen Szenen einen atmosphärischen Eindruck und verdichten das akustische Erlebnis.

11 Stationen umfasst der von Dr. Rita Bake konzipierte, verfasste und moderierte szenische Rundgang, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Spuren schwulen und lesbischen Lebens durch Hamburgs Innenstadt führt. Die Schauspielenden Beate Kiupel, Herma Koehn, Thomas Karallus und Dieter Schmitt begeben sich gemeinsam mit den Interessierten auf eine szenische Zeitreise, die die lange Tradition der Tabuisierung, Diskriminierung und Verfolgung gleichgeschlechtlich liebender Menschen beleuchtet.

Ein erster Blick rund 300 Jahre zurück in die Vergangenheit wird an der ersten Station des Rundgangs an der Schleusenbrücke, seitlich des Hamburger Rathauses, vorgenommen: hier erhitzte 1701 ein spektakulärer Mordfall die Gemüter…eine der Angeklagten soll Unzucht mit Frauen betrieben haben.

Weiter geht es zur zweiten Station beim Reesendamm / Ecke Jungfernstieg, wo schräg gegenüber Lida Gustava Heymann Ende des 19. Jhd. eine Art Frauenhaus gründete. Heymann gehörte dem radikalen Zweig der bürgerlichen Frauenbewegung an und lebte privat mit der Frauenrechtlerin und Juristin Dr. Anita Augspurg „in gleicher Weltanschauung“ zusammen.

An der zur Alsterseite gelegenen U-Bahnstation Jungfernstieg, der dritten Station des Rundgangs, wird eine Begegnung der Geschichte mit Corny Littmann in Szene gesetzt: am 02.
Juli 1980 zerschlug er in der Herrentoilette einen von der Behörde 1973 dort eingebauten Spiegel, mit dem Männer bei ihren Handlungen beobachtet wurden; denn Homosexuelle sollen hier „erfahrungsgemäß längere und häufigere Besuche abgehalten haben, als die Erfordernis des Stoffwechsels dies rechtfertigen könnte.“

Zwischen Alsterarkaden und Adolphsbrücke wird an dieser vierten Station an das Konzertcafé „Haus Vaterland“ erinnert. Auftritte der legendären Chanson- und Kabarettsängerin Claire Waldorff, die in einer Liebesbeziehung mit einer Frau lebte, und von Zarah Leander machten das „Haus Vaterland“ auch für gleichgeschlechtlich Liebende populär, bis es 1972 geschlossen wurde.

Am Neuen Wall / Ecke Stadthausbrücke befindet sich die fünfte Station am ehemaligen Amt für „Fürsorge für sittlich gefährdete Frauen und Mädchen“, das  seit Anfang des 20. Jhd. dort untergebracht war. Ab 1927 war dort auch die „Weibliche Kriminalpolizei“ untergebracht, die während der NS-ZEIT mit der NSDAP und der SS zusammenarbeitete. Auch, wenn der §175 nicht für frauenliebende Frauen galt, wurden sie aber dennoch als „sexuell verwahrlost, pervers und abartig“ stigmatisiert, diskriminiert und auch teilweise verfolgt.

Die sechste Station befindet sich am Gebäude Stadthausbrücke 8, der damaligen Gestapo-Zentrale. Dort wurden viele NS-Verfolgte, zu denen auch Homosexuelle zählten, verhört und brutal misshandelt. Mit erstaunlichen wie erschütternden Argumenten wurde Männern, die während der NS-Zeit wegen ihrer Homosexualität verurteilt und zum Teil „freiwillig entmannt“ worden sind, die Entschädigung bzw. Wiedergutmachung verwehrt.

Die siebte und achte Station führen die Teilnehmenden zum Axel-Springer-Platz. Axel Springer wurde am 7. März 1939 im Gestapo-Haus verhört, weil er einem Freund, während seiner eigenen Abwesenheit, seine Wohnung überlassen hatte. Dieser soll einen Mann mit in die geliehene Wohnung genommen und ihm dort Avancen gemacht haben. Axel Springer belastete seinen Freund nicht.

„So feierten die lesbischen Frauen den Mord“ – so lautete die Überschrift auf einer der Titelseiten der Bildzeitung, die sich 1973 /74 mit einer ganzen Serie dem Mordprozess gegen Judy Andersen und Marion Ihns widmete. Beide Frauen verband eine Liebesbeziehung; den Ehemann von Marion Ihns ließen sie töten. Dieser Fall führte zu einer Hetzkampagne gegen frauenliebende Frauen. Infolge des Prozesses kam es in Deutschland erstmals zu einer Lesbendemonstration.

An der ABC-Straße / ABC-Forum, der neunten Station, wird an den evangelischen Pastoren Klaus Tuchel erinnert, der aufgrund seiner Homosexualität 1958 aus der Hamburgischen Landeskirche ausschied, nachdem er mit einem Strichjungen aufgegriffen und auf der Davidswache verhört worden war.

Die elfte und zwölfte Station führt die Teilnehmenden zum St. Anscharplatz beim Valentinskamp. Auch die Besucher der intimen Männerbar „Bohème“ hatten sich an das Mitte der 1960er-Jahre verhängte Tanzverbot für Männer in Schwulenbars zu halten. Der damalige
Leiter der Kriminalabteilung II, Dr. Günther Freytag, bemühte sich seinerzeit sehr um die Verfolgung homosexueller Männer.

Der Hamburger Schriftsteller Hubert Fichte war u.a. mit seinem 1968 erschienenen Roman „Die Palette“ bekannt geworden, in dem er die Besucherinnen und Besucher der Kellerkneipe „Die Palette“, in der ABC-Straße 55, portraitierte. Dort, wo heute ein großes Hotel steht, verkehrten in den 1960er Jahren Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Neigungen. Fichte äußerte sich 1985 im Gespräch mit dem Feuilletonisten Fritz J. Raddatz über seine Vision von einer Welt, in der gleichgeschlechtliche Liebesgemeinschaften eine Normalität darstellen; eine Vision, die bis heute noch nicht realisiert ist. So sind Coming Outs immer noch mutige Schritte, weil gleichgeschlechtliche Liebe immer noch nicht der Norm entspricht.

Die Idee, Hamburgs Geschichte in Szene zu setzen, hatte Dr. Rita Bake, stellvertretende Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung. Bis heute konzipiert sie die Rundgänge, schreibt die Szenen, denen vorher ein umfangreiches Quellen- und Aktenstudium vorausgeht und moderiert die einzelnen Stationen auf den Rundgangstouren. Mit dabei sind die Schauspielerinnen und Schauspieler Beate Kiupel, Herma Koehn, Dieter Schmitt und Thomas Karallus, die die Texte durch ihr professionelles schauspielerisches Können in Szene setzen. Auch der Intendant des Ohnsorg Theaters, Christian Seeler, unterstützt diese szenischen Rundgänge mit seinem Theaterfundus, aus dem sich die Schauspielenden die Kostüme aussuchen dürfen. Mit einem Bollerwagen, in dem die Kostüme zu den einzelnen Szenen bereitliegen, geht es dann los zu einem meist knapp 2-stündigen Rundgang durch Hamburgs Innenstadt. Im fliegenden Wechsel ziehen sich die Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Straße zu den einzelnen Szenen um.

Bisher wurden 9 thematisch verschiedene szenische Rundgänge und eine szenische Matinee im Ohnsorg Theater durchgeführt. Thematischer Hauptschwerpunkt dabei ist Hamburgs Frauengeschichte. Aber auch den historischen Ereignissen auf dem Hamburger Jungfernstieg und dem Thema Nationalsozialismus sind szenische Rundgänge gewidmet. Auch das Hamburger Rathaus wurde bisher thematisch bespielt – und zwar zu dem Thema: Frauen im Hamburger Rathaus

Im Folgenden sind die einzelnen Rundgänge und Aufführungen aufgelistet, die online unter www.hamburg.de/politische-bildung verfügbar sind:

Ansprechpartnerinnen bei Rückfragen:

Dr. Rita Bake,
Tel. (040) 4 28 23 48 04,
E-Mail: rita.bake@bsb.hamburg.de
Annika Samesch,
Tel. (040) 4 28 23 48 08,
E-Mail: annika.samesch@bsb.hamburg.de


Kontakt

Peter Albrecht

Hamburger Straße 31
22083 Hamburg
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