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Kulturpreis Sigrid Weigel wird mit dem Aby Warburg-Preis ausgezeichnet

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Die aus Hamburg stammende Literaturwissenschaftlerin wird für ihr Lebenswerk mit dem Preis der Stadt Hamburg geehrt


 

Sigrid Weigel wird mit dem Aby Warburg-Preis ausgezeichnet

Die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Sigrid Weigel wird mit dem Aby Warburg-Preis der Stadt Hamburg ausgezeichnet. Die Jury würdigt damit Weigels herausragende interdisziplinäre Arbeit im Bereich der Literatur- und Kulturwissenschaften sowie ihre Verdienste als Direktorin des Berliner Zentrums für Literatur- und Kulturforschung. Der Aby Warburg-Preis wird alle vier Jahre an eine Persönlichkeit des Geisteslebens verliehen, deren Denken und Forschen im Sinne Aby Warburgs die wissenschaftlichen Disziplinen übergreift und in der europäischen Kultur fundiert ist. Die Dotierung des vom Hamburger Senat gestifteten Preises wurde in diesem Jahr von bisher 10.000 Euro auf 25.000 Euro erhöht. Die Auszeichnung wird im November 2016 im Hamburger Rathaus verliehen. Den Förderpreis in Höhe von 10.000 Euro (bisher: 5.000 Euro) erhält Dr. Mirjam Brusius.

Kultursenatorin Prof. Barbara Kisseler: „Mit Sigrid Weigel zeichnen wir eine der renommiertesten deutschen Literatur- und Kulturwissenschaftlerinnen für ihr Lebenswerk aus. Sie leistete einen wegweisenden Beitrag zur kulturwissenschaftlichen Ausweitung der Literaturwissenschaft, die ohne ihre Forschungen nicht denkbar wäre. Mit ihren Arbeiten ist es ihr gelungen, Brücken zwischen verschiedenen  Disziplinen zu schlagen und daraus neue Erkenntnisse zu entwickeln – eine Arbeit, die ganz im Sinne Aby Warburgs gewesen wäre.“

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Sigrid Weigel: „Dass Aby Warburg gegenwärtig eine enorme internationale Wirkung entfaltet, ist nicht verwunderlich. Er verstand die von ihm begründete Kulturwissenschaftliche Bibliothek als Laboratorium kulturwissenschaftlicher Bildgeschichte, in dem Fächergrenzen keine Rolle spielen. So hat er zum Beispiel mithilfe philologischer und archäologischer Perspektiven eine kritische Ikonologie geschaffen. Für die Frage, wie das Bild- und Körpergedächtnis vergangener Kulturen die Denk- und Ausdrucksweisen des ‚modernen Europäers‘ – auch jenseits der Absicht – prägt, bedeuten seine Zugangsweisen noch heute Anregung und Herausforderung zugleich.“

Die 1950 in Hamburg geborene Sigrid Weigel wurde 1977 an der Universität Hamburg in Allgemeiner Literaturwissenschaft und Deutscher Philologie promoviert und 1986 im Fachbereich Kunst und Literatur der Universität Marburg habilitiert. Von 1978 bis 1982 lehrte sie als Dozentin und ab 1984 als Professorin an der Universität Hamburg. 1990 wurde sie in den Vorstand des Kulturwissenschaftlichen Instituts NRW und 1992 an das Deutsche Seminar der Universität Zürich berufen. Von 1998 bis 2000 war sie Direktorin des Einstein Forums in Potsdam und übernahm 1999 die Direktion des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung in Berlin, die sie, gleichzeitig mit einer Professur an der Technischen Universität Berlin, bis 2015 innehatte.

Als Direktorin hat Sigrid Weigel das Zentrum für Literatur- und Kulturforschung zu einer international anerkannten Institution ausgebaut. Die Jury sah darin eines der großen Verdienste Sigrid Weigels: „Auf großartige Weise ist es Sigrid Weigel mit dem Zentrum für Literatur- und Kulturforschung gelungen, ein bedeutendes Forschungsinstitut im Sinne der Warburgschen Ideen anzulegen.“

Zu Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere untersuchte Sigrid Weigel in ihren literaturwissenschaftlichen Arbeiten vom Fach missachtete Gattungen wie Flugschriften- und Gefängnisliteratur sowie geschlechterspezifische Fragen. Zunehmend rückte die Beschäftigung mit religionskulturellen und wissensgeschichtlichen Fragen sowie mit Bildern in den Fokus ihrer Arbeit. Dabei nahm Sigrid Weigel immer wieder auf die Forschungen der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg Bezug und legte 2015 das Standardwerk der literatur- und kulturwissenschaftlichen Arbeit am Bild „Grammatologie der Bilder“ vor. 2010 gab sie, in Zusammenarbeit mit Martin Treml und Perdita Ladwig, eine Studienausgabe der wichtigsten Schriften Aby Warburgs heraus: „Aby Warburg. Werke in einem Band“. Diese Ausgabe hat Warburgs Werk für ein großes Publikum zugänglich gemacht und gilt heute als das meistgelesene Handbuch zu dessen Denken und Vermächtnis.

Mirjam Brusius, derzeit Mellon Postdoctoral Fellow an der Universität Oxford, erhält den Förderpreis des Aby Warburg-Preises, der an Nachwuchswissenschaftler vergeben wird. Brusius hat, unter anderem mit ihrer Dissertation, einen wichtigen Beitrag zur Warburg-Forschung geleistet. Sie zeigte darin den englischen Wissenschaftler und Wegbereiter der Fotografie William Henry Fox Talbot als eine Art Vorläufer Warburgs und stellte Warburgs Werk mit ihren weiteren Forschungen zur Antikenrezeption in europäischen Museen in einen weiteren geistesgeschichtlichen Zusammenhang.

Der Aby Warburg-Preis


Der nach dem richtungweisenden Hamburger Kunsthistoriker Aby Warburg benannte Preis wurde 1979 vom Senat der Freien und Hansestadt Hamburg gestiftet. Er wird seit 1980 alle vier Jahre verliehen und ist in diesem Jahr erstmals mit 25.000 Euro dotiert. An Nachwuchswissenschaftler wird ein Stipendium in Höhe von 10.000 Euro vergeben. Zur Jury unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Horst Bredekamp gehörten Prof. Dr. Andreas Beyer, Prof. Dr. David Freedberg, Prof. Dr. Hubertus Gaßner, Prof. Dr. Margit Kern, Prof. Dr. Sabine Kienitz und Prof. Dr. Birgit Recki. Den Aby Warburg-Preis erhielten bisher Jan Białostocki, Meyer Schapiro, Michael Baxandall, Carlo Ginzburg, Claude Levi-Strauss, Natalie Zemon Davis, Horst Bredekamp, Werner Hofmann und Martin Warnke.

Aby Warburg

Aby Warburg wurde 1866 in Hamburg geboren und zählt heute zu den einflussreichsten Kunsthistorikern des  20. Jahrhunderts. Sein Denken sprengte die Grenzen der wissenschaftlichen Disziplinen und seine Forschung etablierte die Ikonologie als kunstwissenschaftliche Methode. Warburg gilt heute als einer der Gründer der modernen Kunst- und Kulturwissenschaften.

Der Sohn aus der einflussreichen Bankiersfamilie Warburg studierte Kunstwissenschaften in Bonn, München und Straßburg und wurde 1892 über ein Thema der Renaissancemalerei promoviert. Anschließen betrieb er in den USA ethnologische Feldstudien bei Indianern und forschte mehrere Jahre in Florenz.  Zurückgekehrt in Hamburg setzte Warburg sich unter anderem für die Gründung der Universität ein, die 1919 erfolgte, und wurde vom Senat der Stadt und der Universität durch die Verleihung von Professuren geehrt. Früh hatte er begonnen, für seine Forschungen als Handwerkzeug Bücher zu sammeln. Dies mündete 1925 in der Einrichtung der Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg in der Hamburger Heilwigstraße. Aby Warburg starb 1929, sein Grab befindet sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

Die Kulturwissenschaftliche Bibliothek musste 1933 nach London überführt werden, wo sie sich als Warburg Institute bis heute befindet.  Es  ist zu einem international renommierten Zentrum der Forschung mit weltweiter Anziehungskraft für Forscher geworden.

Das Gebäude der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek in der Hamburger Heilwigstraße konnte nach 50 Jahren der Fremdnutzung 1993 wieder für die Forschung zurückgewonnen werden. Denkmalgerecht wiederhergestellt wurde der ovale Lesesaal. Mit Vortragsreihen, Stipendien und einer „Warburg-Professur“ knüpft die Aby-Warburg-Stiftung, die das Haus unterhält, an die kulturwissenschaftlichen Forschungen des Bibliotheksgründers an. Ferner sind dort die Forschungsstelle Politische Ikonographie mit ihrem „Bildindex“ sowie das Warburg-Archiv mit dem Archiv zur Wissenschaftsemigration beheimatet.

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Pressesprecher

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