Die Geschichte der Mühle
In den Hamburger Vierlanden stand zwischen 1250 und 1506 die Riepenburg, ein befestigtes Schloss am Elbdeich. Die dazugehörige Mühle wurde 1318 erstmals erwähnt und zählt damit zu den ältesten Mühlenstandorten Deutschlands. In der Nähe befindet sich der ökologische Hof Eggers. Zudem können auch die Kirche St. Nicolai zu Altengamme und das Rieck Haus in Curslack angefahren werden.
Im Laufe der Zeit drohte die Mühle zu verfallen, so dass mehrmals eine neue Bockwindmühle errichtet wurde. In 1828 baute man dann die aktuelle Riepenburger Mühle als Galerie-Holländerwindmühle mit vier Mahlgängen. Der ursprüngliche Steert wurde in 1871 gegen eine Windrose ausgetauscht. Bis 1863 waren die Bewohner von Bergedorf, Geesthacht und den Vierlanden verpflichtet, hier ihr Korn mahlen zu lassen.
Generationen einer Bergedorfer Familie widmeten ihre Schaffenskraft der Riepenburger Mühle
Im Laufe der Jahrhunderte gab es verschiedene herrschaftliche Besitzer der Riepenburger Mühle. In 1880 kaufte sie der Bergedorfer Amtmann H. A. Busch und verpachtete sie an einen Müller. Der neue Besitzer führte neue Geschäftszweige ein – so zum Beispiel den Futterhandel – und modernisierte den Betrieb. Er ließ eine Dampfmühle anbauen, die bis 1919 lief. Zwei motorbetriebene Schrotgänge wurden Anfang des 20. Jahrhunderts zusätzlich eingebaut.
In 1953 erfolgte schließlich eine Umstellung aller Maschinen auf elektrischen Einzelantrieb. Auch die noch heute funktionstüchtige Hammerschlagmühle stammt aus dem Jahr 1963. Eine vollautomatische Getreideannahmestation von 1970 wurde allerdings 1996 wieder entfernt. Die Herstellung von Futtermitteln war der bis zuletzt betriebene Geschäftszweig, als sich der letzte Müller 1990 zur Ruhe setzte. Er war ein Urenkel von H. A. Busch. Die Mühle ist bis heute in Familienbesitz.
Ein technisches Denkmal
Bereits seit 1939 steht die Mühle unter Denkmalschutz. Seit 1999 setzt sich der Verein Riepenburger Mühle e. V. für ihren Erhalt ein. Er kaufte die Mühle, die Anbauten und die über 5000 Quadratmeter Land um die Mühle herum und begann 2002 mit umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen. In 2006 fand ein Richtfest statt und die Mühle wurde auf den Namen Boreas getauft, der in der griechischen Mythologie den winterlichen Nordwind verkörpert. In Zukunft sollen auch die historische Hofanlage und die alte Müllereimaschinen restauriert werden.
Besucher erleben den Arbeitsalltag eines Windmüllers
Bei einer Besichtigung der Riepenburger Mühle können Besucher die harte Arbeit eines Müllers erleben und den langen, aufwendigen Weg nachvollziehen, den die Saat bis zur Abfüllung in der Mühle durchläuft. Eine Führung, bei der auch die interessante Geschichte der Mühle erzählt wird, dauert rund eine Stunde. Es ist schon ein besonderes Erlebnis einmal zu sehen, wie mit der Kraft des Windes Getreide zu Mehl vermahlen wird – nicht zuletzt, weil nur noch wenige Mühlen in Hamburg über einen funktionstüchtigen Windmahlgang verfügen. Wenn sich die schwere Mechanik der Kornmühle in Bewegung setzt, wird hauptsächlich Leinsaat verarbeitet. Daneben gibt es eine kleine Ölmühle, in der Speiseöle in Kleinstmengen hergestellt werden. Sie werden im angrenzenden Mühlenladen zum Verkauf angeboten, neben selbstgemachten Konfitüren, Honig, Senf, Tee, Kaffee und Schokolade. Vieles davon kann im Mühlencafé im historischen Ambiente verkostet werden.