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Eiergrog und andere Spezialitäten

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Schaut man sich die Gebäude rund um den Fischmarkt aufmerksam an, fällt etwas Ungewöhnliches auf: Über der Eingangstür des Eck-Hauses Fischmarkt/Große Elbstraße ist ein Schild angebracht, dessen metallene Schnörkel die Worte „Eier-Carl“ formen. Was hat dieser Name mit dem Irish Pub zu tun, das in dem Haus untergebracht ist?

Eier-Cohrs Gastwirtschaft an einem Fischmarkt-Sonntag (Foto: Hamburger Staatsarchiv) Eier-Cohrs Gastwirtschaft an einem Fischmarkt-Sonntag (Foto: Hamburger Staatsarchiv)

Ein Wirtshaus mit Weltgeltung

Carl Cohrs, auch „Eier-Carl“ genannt, war und ist in Hamburg eine stadtbekannte Persönlichkeit. 1903 übernahm er von seinem Vater eine Gastwirtschaft am Fischmarkt, die sich genau an der besagten Ecke zur großen Elbstraße befand. Das Schild weist noch heute darauf hin. Cohrs’ international renommiertes Wirtshaus sorgte für einen regen Besucher-Zustrom und trug so dazu bei, dass der Fischmarkt bis weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt wurde.

An der Ecke Fischmarkt/Große Elbstraße erinnert ein Schild an das berühmte Gasthaus Carl Cohrs'. (Foto: Nicole Rädisch) An der Ecke Fischmarkt/Große Elbstraße erinnert ein Schild an das berühmte Gasthaus Carl Cohrs'. (Foto: Nicole Rädisch)

„Herr Cohrs führt (…) eine ganz einfache, aber durch Sauberkeit und gemütlichen Ton hervorstechende Gastwirtschaft, die bis an den Sund und bis in die Straße von Biscaya (…) berühmt ist“, schwärmte ein Zeitgenosse. „Die ganze Hafenwelt kennt, liebt und schätzt ihn. Die Dampfer von fern und nah bringen treue Kunden, ja, die Fremdenführer kehren mit ihren Schützlingen (…) selbstverständlich hier ein. Auch die Geistesaristokratie steht in diesem Reigen nicht abseits; die Dichter Gorch Fock und Gustav Frenssen, die Lyriker Liliencron und Dehmel, sie alle haben hier gerastet,(...) .“

Eiergrog und Operngesang

Die Einkehrer liebten Eier-Cohrs’ selbst gemixte Spirituosen wie Eisbrecher oder Knickebein, doch besonders berühmt war der Cohrs’sche Eiergrog, von dem auch der Name des Wirtshauses stammte. Außerdem war der kleine, „plattdütsch schnackende“ Wirt als großer Opernfreund bekannt, er förderte zahlreiche Sänger und verhalf unter anderem dem einstigen Werftarbeiter Carl Günther zu einer Karriere als Kammersänger.

An der Ecke Fischmarkt/Große Elbstraße erinnert ein Schild an das berühmte Gasthaus Carl Cohrs'. (Foto: Nicole Rädisch) An der Ecke Fischmarkt/Große Elbstraße erinnert ein Schild an das berühmte Gasthaus Carl Cohrs'. (Foto: Nicole Rädisch)

Als Carl Cohrs 1937 verstarb, führte seine Witwe die Wirtschaft weiter, doch leider nicht sehr lange. Schon sechs Jahre später, im Kriegsjahr 1943, musste sie auf Anordnung der Nationalsozialisten schließen und das berühmte Gasthaus verschwand vom Fischmarkt. Noch heute erinnern sich Viele gern an Eier-Cohrs’ Zeiten und vielleicht wird eines Tages wieder Original-Eiergrog am Fischmarkt ausgeschenkt. Dazu müsste natürlich erst einmal das Geheimnis um Eier-Carls Rezepte gelüftet werden, denn die wurden selbstverständlich streng gehütet.

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