Vor etwa 100 Jahren entschied eine wegweisende Entscheidung der Altonaer den Konkurrenzkampf ihres Fischmarkts mit dem benachbarten St. Pauli Fischmarkt: die Einführung der Fischauktion.
Von Ankäufern zur Fischauktion
Auktionen waren gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Bahn brechende Neuheit in der deutschen Fischindustrie. Vorher verkauften

die Hochseefischer ihre Fänge an Zwischenhändler, die den heimkehrenden Booten auf See entgegenfuhren. Für die Fischer lohnte sich der lange Weg zu den Verkaufsplätzen oft nicht. Doch von den „Reise-Aufkäufern“ bekamen sie für den gesamten Fang häufig eine viel zu niedrige Pauschalsumme.
Durch die Einführung der Fischauktion verbesserte sich ihre Lage. Nun brachten sie ihre Ausbeute zu den Auktionshallen, wo sie fangfrisch an den Meistbietenden versteigert wurden. Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage bestimmte die Erlöse – ein fairer Handel also. Auf Auktionen konnte die Waren außerdem in kürzester Zeit verkauft werden und das war nötig, denn mit dem Aufkommen der schnellen Fischdampfer vervielfachte sich die Fangmenge.

Nachbarn im Konkurrenzkampf
Auf dem Hamburger Fischmarkt in St. Pauli erkannte man das Potenzial der Fischauktionen, 1886 fand hier die erste Versteigerung statt. Das Ergebnis spürten die Altonaer bald an der sinkenden Anzahl von Fischhändlern auf ihrem Markt. Ein Finkenwerder namens Johann Cohrs besaß zu dieser Zeit ein Wirtshaus am Fischmarkt und war von den Umsatzverlusten ebenfalls betroffen. Was viele dachten, sprach er endlich aus: auch Altona brauchte Fischauktionen. Mit dieser Idee wandte er sich an die Stadtväter und hatte Erfolg: Am 22. Juni 1887 hielt Cohrs als beeidigter Auktionator die erste Altonaer Fischversteigerung ab.
Schon zwei Jahre nach seinem Amtsantritt hatte sich der Umsatz des Altonaer Fischhandels verzehnfacht. Noch 1887 wurde in Altona Fisch im Wert von 72.063 Markt verkauft. Der Hamburger St. Pauli Fischmarkt erwirtschaftete mithilfe der Auktionen sechsmal soviel. Durch Johann Cohrs Engagement schnellten die Altonaer Verkaufszahlen nach oben und 1889 betrug der Umsatz 784.223 Mark, während in Hamburg nur für 564.488 Mark gehandelt wurde.

Fisch: günstig und gut
Welch riesige Mengen Frischfisch bei diesen Zahlen den Besitzer wechseln mussten, verdeutlichen die durchschnittlichen Auktionspreise: 1887 erhielten Fischer für ein Pfund Schollen nur 8 Pfennig. Teure Fischsorten wie Steinbutt oder Seezunge brachten um die 60 Pfennig ein. Fisch war damals ein sehr gefragtes und preiswertes Lebensmittel für die Arbeiterbevölkerung in den Großstädten. Per Eisenbahn wurden Fischkonserven in alle Teile des Kaiserreiches transportiert.