Keine Angst! Auf dem Fischmarkt wurden zwar schon immer alle Arten von Haus- und Nutztieren verkauft, doch Raubkatzen gehörten noch nie zum Sortiment. Als Fischmarkt-Löwen bezeichnete man früher einige Stammgäste, die eigentlich nichts mit dem „König“ des Tierreichs gemein hatten.

Ein Schulbuch aus dem Jahr 1926 erklärte Altonaer Kindern, wer sich hinter der Bezeichnung verbarg: „Es gibt leider manche Männer, die nicht gern und nicht ausdauernd arbeiten mögen. Am Fischmarkt suchen sie einige Groschen für kurze Dienste zu verdienen. Diese dienen aber zur Hauptsache zum Einkauf von Schnaps“.
Jagd nach Arbeit & Eiergrog
Die zahlreichen Gelegenheitsarbeiter, die sonntags am Fischmarkt auf die Vermittlung in eine neue kurzfristige Stelle warteten, nannte man „Löwen“ oder plattdeutsch „Leuwen“. Vielleicht weil sie ähnlich wie die Raubtiere auf dem Markt „herumschlichen“, immer auf der Jagd nach dem nächsten Engagement. Bei den Gelegenheits-Diensten handelte es sich oft um strapaziöse Tätigkeiten wie etwa das Verladen von Fisch-kisten oder die Kessel-Reinigung in der Hafenindustrie. Nach getaner Arbeit gaben die meisten Löwen ihren hart verdienten Lohn auf dem Fischmarkt gleich wieder aus, zum Beispiel für Eier-Cohrs berühmten Eiergrog.
Schon seit langem gibt es auf dem Fischmarkt keine „Leuwen“ mehr. Dafür hat sich der „König der Löwen“ vor einigen Jahren schräg gegenüber der Marktfläche auf der anderen Elbseite einquartiert und unterhält dort Abend für Abend seine Besucher.