„Alle Projekte zeichnen sich durch einen hohen persönlichen Einsatz und starke Solidarität für Menschen aus, die in unserer Gesellschaft nicht so gute Startbedingungen wie andere Menschen hatten“, sagte die Sozial- und Engagement-Senatorin Melanie Schlotzhauer während der Preisverleihung. Die Ehrung erfolge auch stellvertretend für die vielen Menschen, die in Hamburg gute Ideen hätten und im Sinne von Annemarie Dose tagtäglich etwas veränderten.
Der mit 2.000 Euro dotierte Einzelpreis ging in diesem Jahr an Dilar Kisikyol für ihr Projekt „Du kämpfst“. Seit 2021 verbindet die Profiboxerin sozialpädagogische mit sportlichen Elementen, um gesellschaftliche Teilhabe vor allem für Menschen zu ermöglichen, die eine Behinderung haben oder an Parkinson erkrankt sind.
Einen der beiden mit je 3.000 Euro dotierten Gruppenpreise erhielt der Verein Zeitleben e.V. für das Projekt Kraftspende Hamburg. Der Verein bietet Coachings und Supervisionen für Engagierte in besonders belastenden Situationen an.
Der zweite Gruppenpreis ging an den Verein Zeit für Zukunft – Mentoren für Kinder e.V. für das Mentoring-Programm Willkommenspatenschaften „Freunde finden“, das der Verein wenige Tage nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im März 2022 für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 16 Jahren initiiert hat.
Eine Übersicht über alle eingereichten Engagement-Projekte sowie kurze Porträts der drei Preisträgerinnen und Preisträger finden Sie in dieser Mini-Broschüre (PDF, ca. 6 MB).
Boxen für mehr Inklusion, Integration und interkulturelle Bildung
Die Einzelpreisträgerin Dilar Kisikyol hat sich in ihrem Engagement das Ziel gesetzt, allen Menschen einen Zugang zum Boxsport zu schaffen und ihnen dadurch die Möglichkeit zu geben, sich eine Perspektive für ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Die gesellschaftliche Teilhabe für alle Menschen, unabhängig von ihrer Behinderung oder Erkrankung, ist für sie eine sinnstiftende Aufgabe. Sie möchte Akzeptanz zeigen und Inklusion aktiv leben.
Die Jurorin und Schauspielerin Andrea Gerhard, Mitglied im Verein MenscHHamburg e.V., sagte dazu in ihrer Laudatio: „„Aus Sicht der Jury ist Dilar Kisikyol in jeder Hinsicht weltmeisterlich, beispiellos und ein einzigartiges Vorbild. Und zwar nicht nur für Frauen, die an Parkinson erkrankt sind oder eine Behinderung haben, sondern auch für Kinder und Jugendliche. Dabei ist ihr Name wegweisend: Dilar ist Kurdisch und bedeutet Feuerherz.“
Fürsorge und Gesundheit für Engagierte
Der innovative Ansatz des Projekts Kraftspende Hamburg des Vereins Zeitleben e.V. gibt Engagierten Kraft, auch in persönlich belastenden Situationen weiterzumachen. Der Verein begleitet Engagierte freiwillig psychogesundheitlich mit kostenfreien Coachings. Rund 75 Beraterinnen und Berater, Coaches sowie Therapeutinnen und Therapeuten engagieren sich seit Januar 2022 in diesem Projekt.
Juror Reinhard Förtsch, Vorstandsmitglied im AKTIVOLI-Landesnetzwerk Hamburg e.V., sagte dazu in seiner Laudatio: „Der Verein hat in besonderer Weise an die helfenden Hände gedacht. Was die Engagierten hier tun, ist eine Kraftspenderaktion für Engagierte, die emotional belastet sind. Die Tatkraft des Vereins, Menschen Mut zuzusprechen, wo Mutlosigkeit herrscht und dabei etwas völlig Neues auszuprobieren, hat die Jury vollkommen überzeugt.“
Offene Ohren für Kinder und Jugendliche mit Migrationsgeschichte
Seit März 2022 kümmern sich engagierte Mentorinnen und Mentoren des Vereins Zeit für Zukunft e.V. unter anderem durch Zuhören und Mut machen um Kinder und Jugendliche sowie deren vielfältigen Herausforderungen auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Spielerische Lernerlebnisse sind Teil des Projekts, beispielsweise zum Erwerb der deutschen Sprache, zum Kennenlernen von Gleichaltrigen oder zum Erkunden der Stadt, vor allem der Freizeitangebote im eigenen Wohnviertel.
Martina Warning, Jurorin und Vizepräses der Handelskammer Hamburg, begründete die Entscheidung der Jury so: „Anders als herkömmliche Angebote für Schutzsuchende liegt der Grundgedanke dieses Mentoring-Programms darin, dass Kinder gestärkt und mit voller Hoffnung in die Zukunft blicken können - unabhängig davon, ob das Kind und seine Familie dauerhaft in Deutschland leben oder aber später in ihre Heimat zurückkehren.“
Der Annemarie Dose Preis
Nach dem Motto der Tafel-Pionierin „Wer verändern will, muss anfangen!“ hatte der Hamburger Senat im Frühjahr 2023 aufgerufen, sich mit Engagement-Projekten um den Annemarie Dose Preis zu bewerben, die den Zusammenhalt in Hamburg in herausragender Weise stärken. Diese Grundhaltung hat Annemarie Dose im November 1994 motiviert, die Hamburger Tafel zu gründen, auch um für sich selbst eine sinnstiftende Aufgabe zu finden. Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg hat den Annemarie Dose Preis gestiftet und 2019 erstmals verliehen. Voraussichtlich im März 2024 wird es die nächste Ausschreibung um den Annemarie Dose Preis geben.