Ille hic est Raphael, timuit quo sospite vinci, rerum magna parens et moriente mori.
„Hier ist jener Raffael, von dem die große Mutter der Dinge fürchtete übertroffen zu werden, solange er lebte, und zu sterben, als er starb.“
(Inschrift auf dem Grabmal Raffaels im Patheon in Rom)
Der Superstar der Renaissance
Raffael eilte in seinem kurzen Leben - er starb bereits mit 37 Jahren (möglicherweise an Malaria) - von Erfolg zu Erfolg. Von den höchsten Würdenträgern wurde er mit Aufträgen überhäuft, von Grafen, Kardinälen, den Päpsten Julius II und Leo X, aber auch von weltlichen Auftraggebern, wie dem reichen Bankier Agostino Chigi. Mit seinen Gemälden und Fresken setzte der geniale Maler und Zeichner für Jahrhunderte Maßstäbe in der europäischen Kunst - kein anderer Künstler erzielte eine derart weitreichende Wirksamkeit. Ohne Übertreibung kann man Raffael als Superstar der Renaissance bezeichnen.
Von den Stanzen bis zum Petersdom
Zu Raffaels berühmtesten Werken, gehören die die Stanzen (von italienisch stanza "Zimmer") im Apostolischen Palast. Ursprünglich von Papst Julius II. für seine Gemächer im Vatikanspalast in Auftrag gegeben, wurden die Fresken von Raffael und seinen Mitarbeitern unter dem Patronat von Papst Leo X. bis 1524 ausgeführt. Sie bilden die vier Disziplinen Recht, Philosophie, Theologie und Poesie ab. Mit diesen Fresken (von denen "Die Schule von Athen" vielleicht das berühmteste ist) erschuf Raffael ein Schlüsselwerk der Kunstgeschichte, indem er antikes Gedankengut mit christlicher Religion verband.
Eines der berühmtesten Gemälde Raffaels ist die „Sixtinische Madonna“ (1512/1513). Das Gemälde in seiner Gesamtheit kennen wahrscheinlich nur wenige, die beiden Puttenfiguren am unteren Bildrand aber kennt jeder (Raffaels Engel). Sie wurden als eigenständiges Motiv millionenfach auf Poster und Postkarten gedruckt.
Herausragendes leistete Raffael nicht nur als Maler, sondern auch als Architekt. Nach dem Tod Bramantes wurde er 1514 dessen Nachfolger und zum Architekten und Bauleiter der neuen Peterskirche in Rom ernannt. Unter Raffaels Leitung wurde jedoch nur noch der Unterbau begonnen.
Fünf Handzeichnungen im Mittelpunkt der Ausstellung
Den Mittelpunkt der Ausstellung bilden fünf exquisite Handzeichnungen Raffaels. Es sind Figurenstudien, die seine Meisterschaft der Naturbeobachtung und Beherrschung verschiedener Techniken eindrucksvoll belegen. Die Blätter dienten ihm als Vorstudien für spätere Gemälde, etwa im Vatikan.
Gezeigt werden zudem fünf Zeichnungen von hoher Qualität aus dem nahen Umkreis des Künstlers, die ebenso das hohe Niveau der italienischen Zeichenkunst der Renaissance veranschaulichen. Präsentiert werden zudem Reproduktionen der wichtigsten Fresken und Gemälde Raffaels in großartigen Kupferstichen und Radierungen. Darunter Schlüsselwerke der Kunst, wie die bereits erwähnte Sixtinische Madonna oder Die Schule von Athen.
Raffaels Einfluss
Die Ausstellung präsentiert auch bedeutende Werke von Künstlern, die von Raffael beeinflusst wurden. Dabei handelt es sich nur selten um Kopien, sondern zumeist um subtile Aneignungen und Interpretationen der Ideen Raffaels. Zu sehen sind vornehmlich Zeichnungen, Druckgraphiken und Gemälde der Gebrüder Riepenhausen. Aber auch die Vertreter der romantisch-religiösen Kunstrichtung der Nazarener um den gebürtigen Lübecker Künstler Johann Friedrich Overbeck werden vorgestellt.
Raffaels Bildnis
Mit dem Bildnis Raffaels haben sich Künstler immer wieder beschäftigt. So auch der französische Künstler Nicholas-André Monsiau (1754–1837), der eine bedeutende zeichnerische Darstellung von Raffaels Tod erschuf. Auch das Standbild Raffaels an der Hauptfassade des Gründungsbaus der Kunsthalle zeugt von der immensen Wertschätzung, die Raffael bei Künstlern über Jahrhunderte hindurch und besonders im 19. Jahrhundert genoss.
Zur Ausstellung wird ein ausführlich kommentierter Katalog erscheinen.
Weitere Informationen zur Ausstellung: Raffael