Die Erscheinungsformen eines unheilbringenden Mythos
Die Ausstellung beleuchtet die Erscheinungsformen des Frauentypus in der bildenden Kunst, der auf sein unheilbringendes Potenzial verdichtet wurde, ebenso wie in der Literatur. Rund um den Mythos der "Femme fatale" sind epochenübergreifend rund 140 Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien, Skulpturen, Installationen, Videoarbeiten und Filme zu sehen.
Die verhängnisvolle Frau betritt im frühen 19. Jahrhundert die Bildfläche
In der bildenden Kunst und der Literatur betritt die "Femme fatale" (übersetzt aus dem Französischen: verhängnisvolle Frau) im frühen 19. Jahrhundert die Bildfläche . Zwischen 1860 und 1920 avanciert sie gar zu einem der bestimmenden Epochenthemen: Dargestellt wird ein Frauentypus, der durchaus sinnlich-erotisch und begehrenswert ist, gleichzeitig aufgrund seines vermeintlich dämonischen Wesens es vermag, Männer so in seinen Bann zu ziehen, dass diese ihm völlig verfallen - mit oftmals tödlichem Ausgang. Neben realen historischen Personen verdanken viele Protagonistinnen ihre Existenz antiken Mythen sowie dem Alten Testament.
Von den Präraffaeliten bis zur feministischen Avantgarde
Die Exponaten reichen von den englischen Präraffaeliten (u. a. Dante Gabriel Rossetti, John William Waterhouse) über Positionen des Symbolismus (u. a. Gustave Moreau, Fernand Khnopff, Franz von Stuck, Edvard Munch), des Impressionismus (u. a. Édouard Manet, Max Liebermann, Lovis Corinth), des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit (u. a. Jeanne Mammen, Gerda Wegener) bis hin zu Arbeiten der Pop Art, der feministischen Avantgarde (u. a. Maria Lassnig, Dorothy Iannone, Kiki Kogelnik, VALIE EXPORT). Auch aktuelle außereuropäische Positionen (Zandile Tshabalala, Johannesburg/Südafrika) werden präsentiert.
Das Bild der Femme fatale ist nicht mehr zeitgemäß
Die Ausstellung widmet sich aber auch den Phasen, in denen das klassische Bild der "Femme fatale" verblasst. So sorgen ab den 1960er-Jahren feministische Künstlerinnen für eine entscheidende Zäsur, indem sie den Mythos offenlegen und entlarven. Heute lässt sich das Thema angesichts der MeToo- und Genderdebatte sowie zunehmend verschwimmender Geschlechtergrenzen wohl nicht mehr ohne seine schillernde, aber auch problematische Geschichte betrachten.
Zu den Exponaten zählen Hauptwerke der Hamburger Kunsthalle ebenso wie Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen.
Weitere Informationen: Femme Fatale