Vereinfachter Informationsaustausch
Die Postkarte wurde im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zum ideal einfachen Kommunikationsmittel einer sich globalisierenden Gesellschaft. Sie dokumentiert im Laufe ihrer Geschichte nicht nur touristische Highlights, sondern auch historische Ereignisse, bildet Persönlichkeiten und Kunstwerke ab, verbreitet Ideen von Lebensstilen, Erotik und Poesie.
Bereits 1865 hatte der spätere deutsche Generalpostdirektor vorgeschlagen, eine offen zu befördernde Karte für handschriftliche Mitteilungen zu entwickeln. Der Vorschlag wurde abgelehnt, weil ein für jedermann lesbarer Text als unsittlich galt und als Affront gegen das Postgeheimnis und die Privatsphäre verstanden wurde. Dennoch wurde die Postkarte schließlich ab 1870 offiziell eingeführt.
Von selbst gemalten Grußbotschaften bis zum Massenmedium
Um 1900 entstanden neben den in hoher Auflage gedruckten Postkarten auch gemalte oder grafisch gestaltete Kunstunikate. Vor allem die Künstlerinnen und Künstler der expressionistischen Gruppe Brücke schickten Anfang des 20. Jahrhunderts selbst gemalte Grußbotschaften bis zu dreimal täglich an ihre Freunde, Sammler und Förderer. Oftmals nahmen sie mit Bild und Text eine bewusste Opposition zum bürgerlichen Zeitgeist ein.
Diese Tradition der Kunstpostkarte hält bis heute an. Viele Künstlerinnen und Künstler spielen mit dem Medium und entwerfen Kunstkarten als Unikate, die dann jedoch bewusst als Massenmedium verbreitet werden. Andere Künstler nutzen populäre Ansichtskarten als Anregung, um daraus ein einzigartiges Kunstwerk zu erstellen.
Von Beuys bis Sol LeWitt
In der Ausstellung werden insgesamt 150 Künstlerpostkarten aus der fast 2.000 Exemplare umfassenden Sammlung des Altonaer Museums präsentiert. Darunter sind Arbeiten von Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein, Franz Marc, Anita Rée, Joseph Beuys, Sol LeWitt und Andreas Slominski.
Weitere Informationen: Ausstellung Vistapoints