Zwischen familiären Pflichten und Karriere
Die Ausstellung gliedert sich in Kapitel: Bis zur Ehe, Malen mit Familie, Bewusst ledig, Verlegerinnen und Unternehmerinnen, Hofmalerinnen und Künstlerinnen als Lehrende.
Für viele Malerinnen geriet nach der Eheschließung die künstlerische Tätigkeit in den Hintergrund, wie beispielsweise die Biografie Judith Leysters zeigt. Sie mussten sich um die Familie kümmern oder arbeiteten allenfalls anonym in der Werkstatt ihres Mannes.
Andere Künstlerinnen setzten ihr künstlerisches Schaffen auch mit Familie fort. Lavinia Fontana war in der Spätrenaissance eine sehr bekannte Malerin und eine der ersten Frauen, die sich in diesem Beruf etablierten. Ihr Erfolg war so groß, dass ihr Ehemann Gian Paolo Zappi, ebenfalls Maler, zu ihren Gunsten seine Karriere aufgab, um sich um die Familie zu kümmern.
Einige Künstlerinnen verzichteten zugunsten der Malerei offenbar bewusst auf eine Heirat oder trennten sich von ihren Ehemännern. So auch Maria van Oosterwijck, eine der bedeutendsten Stilllebenmalerinnen der nördlichen Niederlande, oder die Blumenmalerin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian.
Verlegerinnen, Unternehmerinnen, Hofmalerinnen
In der Druckgrafik etablierten sich einige Künstlerinnen als Verlegerinnen und Unternehmerinnen. Hier sticht im 18. Jahrhundert Maria Katharina Prestel hervor, die sich zusammen mit ihrem Mann Johann Gottlieb Prestel auf die druckgrafische Darstellung von Zeichnungen und Gemälden spezialisiert hatte.
Mehrere Künstlerinnen brachten es bis zur Hofmalerin, darunter Sofonisba Anguissola, die den spanischen König Philipp II. und seine Familie in zahlreichen Porträts festhielt.
Eine Ausnahme bildete in jener Zeit Rachel Ruysch. Sie und ihr Ehemann waren gleichermaßen erfolgreich und fertigten Gemälde für den Düsseldorfer Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz-Neuburg.
Lehrerinnen
Die Ausstellung schließt mit dem Kapitel Künstlerinnen als Lehrende, in dem die Werke bekannter Künstlerinnen wie Elisabetta Sirani und Dorothea Therbusch zu sehen sind. Elisabetta Sirani übernahm die Leitung der Werkstatt ihres Vaters. Aufgrund ihres ausgezeichneten Rufs wurde sie in die Accademia di San Luca in Rom aufgenommen. Zudem gründete sie in Bologna eine Malschule ausschließlich für Frauen.
Malerei, Zeichnung und Grafik
Von der Renaissance, über den Barock bis zum beginnenden Klassizismus, präsentiert die Ausstellung rund 100 Werke von Sofonisba Anguissola, Judith Leyster, Marietta Robusti (der Tochter Tintorettos), Artemisia Gentileschi und Angelika Kauffmann und vielen mehr. Zu sehen sind meisterhafte Porträts, Stillleben und Historien in Form von Gemälden, Zeichnungen und Grafik.
Gegenüberstellung von weiblicher und männlicher Kunst
Die Ausstellung startet fulminant mit dem Selbstporträt von Catharina van Hemessen, dem frühesten Selbstbildnis, auf dem sich ein Maler oder eine Malerin arbeitend an der Staffelei darstellt. Catharina van Hemessen wurde in der Werkstatt ihres Vaters Jan Sanders van Hemessen ausgebildet. Auch er malte Bildnisse, doch da seine ersten bekannten Porträts genau zur gleichen Zeit wie die Werke seiner Tochter entstanden sind, stellt sich die Frage, ob seine Tochter hier die künstlerische Schrittmacherin war. Catherina van Hemessen ist Teil des ersten Kapitels Töchter, Brüder und Väter. Gleiches gilt für Tintoretta, die Tochter des venezianischen Künstlers Tintoretto.
In der pointierten Gegenüberstellung der Werke der Künstlerinnen mit ihren männlichen Kollegen werden sowohl formale als auch stilistische Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich. Da es diese Gegenüberstellung so noch nie gab, hat die wissenschaftliche Arbeit und er Austausch mit internationalen Expertinnen einige neue Erkenntnisse zu Tage gebracht.
Zur Ausstellung entsteht ein Katalog im Hirmer Verlag.