BAföG für ein Studium beantragen

BAföG ist die Abkürzung für Bundesausbildungsförderungsgesetz. Als BAföG wird umgangssprachlich die Förderung bezeichnet, die Sie nach diesem Gesetz bekommen können. Die Förderung erhalten Sie zur Finanzierung Ihres Studiums, unter bestimmten...

BAföG ist die Abkürzung für Bundesausbildungsförderungsgesetz. Als BAföG wird umgangssprachlich die Förderung bezeichnet, die Sie nach diesem Gesetz bekommen können.
Die Förderung erhalten Sie zur Finanzierung

  • Ihres Studiums,
  • unter bestimmten Voraussetzungen eines vorgeschriebenen Praktikums im Rahmen Ihres Studiums

Um die monatliche Förderung zu erhalten, müssen Sie eine Reihe von Voraussetzungen erfüllen. Die Wichtigsten sind:

  • Ihre Eltern und/oder Ihr Ehegatte bzw. Ihre Ehegattin oder Ihr Lebenspartner bzw. Ihre Lebenspartnerin haben ein geringes oder kein Einkommen.
  • Sie selbst haben kein oder nur ein geringes Einkommen, zum Beispiel aus einem Minijob.
  • Ihr Vermögen liegt unter dem Freibetrag von EUR 8.200 oder nur geringfügig darüber
  • Sie haben die deutsche Staatsbürgerschaft oder einen förderungsfähigen Aufenthaltstitel
  • Die Hochschule und der Studiengang sind BAföG förderungsfähig
  • Sie studieren in Vollzeit
  • Altersgrenze: 30 Jahre; im Master 35 Jahre (Ausnahmen sind möglich)

Die Höhe Ihres BAföG richtet sich nach einem festgelegten monatlichen Bedarf. Von diesem Bedarf wird Geld abgezogen, wenn Ihre Eltern, Ihre Ehegattin / Ihr Ehegatte bzw. Ihre Lebenspartnerin/ Ihr Lebenspartner oder Sie selbst etwas mehr verdienen.

Wenn Sie studieren, erhalten Sie die Förderung zur Hälfte als Darlehen und zur Hälfte als Zuschuss. Das heißt, Sie müssen nach dem Studium regelmäßig nur die Hälfte des Geldes zurückzahlen. Sie zahlen auf das Darlehen grundsätzlich keine Zinsen („zinsloses Darlehen“). Der maximale Rückzahlungsbetrag liegt unabhängig davon, wie hoch die gesamte Förderung war, in der Regel bei EUR 10.010. Das entspricht 77 Monatsraten zu je EUR 130,00 ab Beginn der Rückzahlung.

Für den Darlehenseinzug ist das Bundesverwaltungsamt zuständig. Mit der Rückzahlung beginnen Sie erst 5 Jahre nach dem Ende der Förderungshöchstdauer, was im Regelfall Ihrer Regelstudienzeit entspricht. Sofern Sie nicht genug verdienen, um die Rückzahlung ihres Darlehens aufzunehmen, können Sie beim Bundesverwaltungsamt einen Zahlungsaufschub beantragen.

Studierende
Wenn Sie studieren, setzt sich Ihr monatlicher Bedarf aus verschiedenen Teilen zusammen:

  • Grundbedarf:
    • EUR 427,00 wenn Sie Ihre Ausbildung an einer höheren Fachschule, Akademie oder Hochschule (zum Beispiel an einer Universität) absolvieren.
  • Bedarf für die Unterkunft:
    • EUR 56,00, wenn Sie bei Ihren Eltern wohnen oder
    • EUR 325,00, wenn Sie nicht bei Ihren Eltern wohnen.
  • Wenn Sie sich nicht über Ihre Eltern kranken/pflegeversichern können, erhalten Sie zusätzlich EUR 84,00 beziehungsweise EUR 25,00. Ab dem 30. Lebensjahr maximal EUR 155,00 beziehungsweise EUR 34,00.
  • Wenn Sie ein Kind haben, das jünger als 14 Jahre ist und in Ihrem Haushalt lebt, erhalten Sie zusätzlich einen Kinderbetreuungszuschlag: EUR 150,00 für jedes Kind.

Wenn Sie ein Auslandssemester oder -jahr absolvieren, können Sie Zuschläge zu den Reisekosten, den Studiengebühren sowie der Auslandskrankenversicherung beantragen; bei Studienaufenthalten in der EU sind auch kürzere Aufenthalte als sechs Monate förderungsfähig; des Weiteren können Sie auch BAföG erhalten, wenn Sie Ihr gesamtes Studium im EU-Ausland absolvieren; bei Auslandsaufenthalten außerhalb der EU/Schweiz wird zudem ein Kaufkraftausgleich gewährt.

Praktikantinnen und Praktikanten
Mit BAföG können nur Praktika gefördert werden, die Sie absolvieren, während Sie sich in einer Ausbildung befinden, die nach dem BAföG förderfähig ist.
Gefördert werden in der Regel Pflichtpraktika. Das sind Praktika, die Ihre Studienordnung oder der Ausbildungsplan vorschreibt, die Sie also machen müssen, um das Studium oder die Ausbildung abzuschließen oder durchzuführen. Pflichtpraktika, die außerhalb der EU absolviert werden, sind nur förderfähig, wenn sie mindestens 12 Wochen dauern. Pflichtpraktika innerhalb der EU-Mitgliedstaaten können auch gefördert werden, wenn sie kürzer als 12 Wochen sind.

Ein freiwilliges Praktikum bedarf der Einzelfallprüfung.
Sie können BAföG auch bekommen, wenn Sie Ihr gesamtes Studium im EU-Ausland absolvieren.

Wichtige Hinweise

Voraussetzungen

Studium:
Sie können BAföG erhalten, wenn

  • Sie eine Hochschule, eine Akademie oder eine Höhere Fachschule besuchen.
  • Handelt es sich um eine private Ausbildungsstätte, muss diese staatlich anerkannt sein.
  • Sie in Vollzeit studieren,
  • Sie entweder Deutscher oder Deutsche sind oder 
  • Sie Ausländer sind und zum Beispiel:
    • ein Daueraufenthaltsrecht oder eine Niederlassungserlaubnis besitzen,
    • Unionsbürger:in sind und als Arbeitnehmer oder Selbstständige:r unionsrechtlich freizügigkeitsberechtigt sind beziehungsweise als Kind oder Ehegatte eines solchen Unionsbürgers selbst freizügigkeitsberechtigt sind,
    • eine Bleibeperspektive in Deutschland, zum Beispiel einen entsprechenden Aufenthaltstitel aus familiären, humanitären oder politischen Gründen, inne haben oder
    • sich vor Beginn der Ausbildung bereits 5 Jahre oder länger in Deutschland aufgehalten und in dieser Zeit gearbeitet haben.
  • Sie bei Beginn Ihres Studiums jünger sind als
    • 30 Jahre (Bachelorstudium) oder
    • 35 Jahre (Masterstudium)
    • Ausnahmen:
      • Sie haben die Hochschulzugangsberechtigung auf dem 2. Bildungsweg erworben,
      • Sie haben sich an einer Hochschule allein aufgrund der beruflichen Qualifikation eingeschrieben,
      • Sie waren aus persönlichen oder familiären Gründen, insbesondere wegen der ununterbrochenen Erziehung eines Kindes unter 14 Jahren gehindert, den Ausbildungsabschnitt rechtzeitig zu beginnen (und haben dabei nicht mehr als 30 Wochenstunden gearbeitet), oder
      • Sie sind aufgrund einschneidender Veränderungen der persönlichen Verhältnisse bedürftig geworden. Eine nach dem BAföG förderungsfähige Ausbildung konnten Sie deshalb nicht berufsqualifizierend abschließen.

Praktikum:
Sie erhalten BAföG für Ihr Studium und das Praktikum sofern dieses nach den
Ausbildungsbestimmungen vorgeschrieben ist und bei Praktika außerhalb der EU
mindestens 12 Wochen dauert. Bei Auslandsaufenthalten innerhalb der EU können
auch kürzere Pflichtpraktika gefördert werden.

Benötigte Unterlagen

  • Immatrikulationsbescheinigung mit dem Aufdruck "nach § 9 BAföG" im Original oder Bescheinigung der Ausbildungsstätte
  • Bei nicht deutscher Staatsbürgerschaft Kopie des
    • Personalausweises,
    • aktuellen Passes und/oder
    • aktuellen Aufenthaltstitels
  • Wenn Sie nicht bei Ihren Eltern wohnen: Kopie
    • des Mietvertrages oder
    • der Meldebescheinigung
  • Wenn Sie nicht familienversichert sind: Kranken- und Pflegeversicherungsnachweis mit Rechtsgrundlage und Beitragshöhe
  • Gegebenenfalls Nachweis über ein eigenes Einkommen im Bewilligungszeitraum, zum Beispiel:
    • Lohnabrechnung, Arbeitsvertrag, Steuerbescheid
    • Waisenrentenbescheid,
    • Stipendienbescheid,
    • Riester-Renten-Bescheinigung
  • Nachweis über Vermögen oder Schulden zum Tag der Antragstellung, zum Beispiel Kontoauszug
  • Wenn Sie ein Auto haben:
    • Schätzung des Wertes, beispielsweise Ausdruck von einer Internetseite mit einem vergleichbaren Angebot, und
    • Kraftfahrzeugschein.
  • Ab dem 5. Fachsemester: Leistungsnachweis von Ihrer Hochschule.

 
Je nach Fall können weitere Unterlagen nötig sein. Bitte folgen Sie den Hinweisen in den Antragsformularen. Das für Sie zuständige BAföG-Amt wird fehlende Unterlagen nachfordern.

Zu Beachten

Da die gesetzliche Regelung sehr vielschichtig ist, sollten Sie frühzeitig mit Ihrem zuständigen Amt für Ausbildungsförderung Kontakt aufnehmen.

Weiterführende Informationen zu einer möglichen Beitragsverringerung:

Folgende Beträge werden angerechnet, das heißt, sie verringern Ihren BAföG-Bedarf:

  • Das Einkommen Ihrer Eltern und/oder Ihres Ehegatten bzw. Ihrer Ehegattin oder Ihres Lebenspartners bzw. Ihrer Lebenspartnerin im vorletzten Jahr vor Beginn des Bewilligungszeitraums, wenn er über dem Freibetrag liegt. Der Freibetrag ist:
    • EUR 2.000, wenn Ihre Eltern zusammenleben,
    • EUR 1.330 je Elternteil, wenn Ihre Eltern getrennt leben und
    • EUR 1.330 für einen möglichen Ehegatten bzw. eine Ehegattin oder Lebenspartner bzw. Lebenspartnerin.
    • Hinweis: Wenn Ihre Eltern oder Ihr Ehegatte bzw. Ihre Ehegattin oder Ihr Lebenspartner bzw. Ihre Lebenspartnerin aktuell deutlich weniger verdienen als im vorletzten Jahr vor Bewilligung, können Sie einen Aktualisierungsantrag stellen.
    • Elternunabhängiges BAföG: Das Einkommen Ihrer Eltern wird nicht herangezogen,
      • wenn Sie nach Vollendung Ihres 18. Lebensjahres fünf Jahre erwerbstätig waren,
      • wenn Sie eine dreijährige Ausbildung gemacht haben und danach mindestens drei Jahre erwerbstätig waren (bei kürzerer Ausbildung entsprechend längere Erwerbstätigkeit),
      • in bestimmten Ausnahmefällen, wenn Sie bei Beginn der Ausbildung über 30 Jahre alt sind.
  • Ihr eigenes Einkommen, soweit es mehr als EUR 450,00 aus einer nicht-selbständigen Tätigkeit pro Monat beträgt. Aus einer selbständigen Tätigkeit soweit es nicht mehr als EUR 366,66 beträgt.
  • Ihr eigenes Vermögen, soweit es höher als EUR 8.200 ist.

Hinweis: Ausgangspunkt für die Einkommensberechnung ist grundsätzlich die Summe der positiven Einkünfte. Im Ausbildungsförderungsrecht ist das das Bruttoeinkommen abzüglich der

  • Werbungskosten (nicht bei selbständiger Tätigkeit),
  • Sozialpauschale und der
  • tatsächlich geleisteten Steuern, einschließlich Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag.

Sie können BAföG bis zum Ende der Regelstudienzeit erhalten. Nur in Ausnahmen kann Ihr BAföG danach verlängert werden, beispielsweise, wenn Sie

  • die Abschlussprüfung erstmalig nicht bestanden haben,
  • eine Behinderung oder Krankheit haben bzw. hatten,
  • schwanger sind oder waren,
  • ein Kind bis zu 14 Jahren erzogen haben,
  • in gesetzlich oder satzungsmäßig vorgesehenen Gremien und Organen der Hochschule, der studentischen Selbstverwaltung, der Studierendenwerke oder der Länder tätig sind oder waren oder
  • mindestens in Pflegegrad 3 eingeordnete nahe Angehörige gepflegt haben.

Wenn Sie ein Studium abbrechen und ein anderes Studium anfangen ("Studiengangwechsel"), kann Ihr neues Studium nur gefördert werden, wenn

  • der Wechsel spätestens im 2. Fachsemester erfolgt ist oder
  • der Wechsel im 3. Fachsemester erfolgt ist und es einen wichtigen Grund für den Wechsel gibt oder
  • der Wechsel ab dem 4. Fachsemester erfolgt und es für den Wechsel einen unabweisbaren Grund gab, zum Beispiel:
    • eine nach Aufnahme der Ausbildung eingetretene Behinderung oder Allergie gegen bestimmte Stoffe, die die Fortsetzung der Ausbildung oder die Ausübung des bisher angestrebten Berufs unmöglich macht.

Fristen

Keine Frist, aber BAföG wird erst ab Ausbildungsbeginn, frühestens jedoch ab dem Monat bewilligt, in dem Sie den Antrag stellen. Reichen Sie Ihren Antrag möglichst vollständig ein, dann kann in der Regel schnell über Ihren Antrag entschieden werden.

Ablauf, Dauer & Gebühren

Verfahrensablauf

Wenn Sie BAföG für Ihr Studium online beantragen möchten:

  • Informationsvideo, auch zu finden unter: https://www.bafoeg-digital.de/ams/BAFOEG
  • Aktivieren Sie zunächst die Online-Ausweisfunktion Ihres Personalausweises, elektronischen Aufenthaltstitels oder Ihrer europäischen eID. Dafür müssen Sie sich registrieren.
  • Das Verfahren hängt von dem Bundesland ab, in dem Sie Ihr Studium absolvieren.

Wenn Sie keine eID haben, können Sie Ihre Antragsdaten dennoch elektronisch übermitteln. Sie müssen für eine rechtsgültige Antragstellung den Antrag jedoch ausdrucken und unterschrieben per Post oder als Upload an das zuständige Amt für Ausbildungsförderung schicken.
 
Wenn Sie den Antrag in Papierform stellen möchten:

  • Gehen Sie auf die Internetseite des BAföG und laden Sie die Antrags-Formblätter herunter, die Sie betreffen. Alternativ können Sie die Anträge auch bei Ihrem Studierendenwerk abholen.
  • Sie können die Formblätter am Computer ausfüllen und ausdrucken oder sie ausdrucken und handschriftlich ausfüllen.
  • Der Antrag muss unterschrieben werden.
  • Fügen Sie die notwendigen Nachweise hinzu.
  • Senden Sie die ausgefüllten Antragsformulare mit den Nachweisen direkt an das für Sie zuständige Amt für Ausbildungsförderung.
  • Das Amt für Ausbildungsförderung prüft die Unterlagen auf Vollständigkeit. Fehlen Unterlagen, werden diese bei Ihnen nachgefordert. Ist der Antrag vollständig, wird er geprüft und Ihnen die Entscheidung per Bescheid mitgeteilt.

Dauer

Bis zu 6 Wochen bei Vorliegen der vollständigen Unterlagen (kann in dieser Zeit keine abschließende Entscheidung getroffen werden, sind die Ämter gesetzlich zur Zahlung innerhalb von 10 Wochen unter Vorbehalt verpflichtet).

Gebühren

Keine

Rechtliche Hinweise

Rechtsbehelf


  • In der Regel Widerspruch

  • Verwaltungsgerichtliche Klage

Rechtsgrundlage

Bundesgesetz über individuelle Förderung der Ausbildung (BAföG)

https://www.gesetze-im-internet.de/baf_g/

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