
Das pharmazeutische Unternehmen Boehringer Ingelheim gründete 1923 das Hamburger Zweigwerk in Hamburg-Moorfleet. Nach der anfänglichen Produktion von Opiumalkaloiden als Arzneimittelgrundlage konzentrierte sich das Werk nach dem zweiten Weltkrieg auf die Produktion von Pflanzenschutzmitteln. Im Jahr 1951 begann die Produktion des Insektizids Lindan. Aus den Abfallprodukten stellte die Firma Trichlorphenol her, welches als Ausgangsstoff für die Produktion des Herbizides T-Säure diente. Erkrankungen bei Arbeitern führten 1955 zunächst zum Stopp der Produktion und ab 1957 zu einem neuen, unbedenklich geltenden Verfahren.
Nachdem Anfang der 80er Jahre auf mehreren Hamburger Deponien Boehringer-spezifische Schadstoffe nachgewiesen worden waren, musste das Werk 1984 seinen Betrieb einstellen. Das Werksgelände wurde zur Industrieruine und eine der damals bekanntesten Altlasten Deutschlands. Untersuchungen ergaben, dass neben den Betriebsanlagen auch der Boden stellenweise massiv durch chlororganische Verbindungen wie Chlorbenzole, Chlorphenole, HCH sowie chlorierte Dibenzodioxine und -furane belastet war. Eine größere Ausbreitung von Schadstoffen hatte mit dem Grundwasser stattgefunden.

Im September 1990 unterzeichneten Boehringer Ingelheim und die Freie und Hansestadt Hamburg eine Sanierungsvereinbarung über die vollständige Sanierung des Geländes und des verunreinigten Umfeldes einschließlich des Grundwassers. Technische Probleme beim Dauerbetrieb der eigens für die Sanierung entwickelten Hochtempemperaturverbrennungsanlage (Prometheus) und das Scheitern mikrobiologischer in-situ-Versuche zur Boden- und Wasserreinigung führten 1994 zur Änderung der ursprünglichen Sanierungsziele auf das technisch Machbare. Die Altlast sollte nun durch Einkapselung gesichert und die Grundwasserfahne durch eine Fassung gesichert und saniert werden.

Nach dem Rückbau der Produktionsanlagen und der Betriebsgebäude begann im Sommer 1997 der Bau einer Dichtwand. Zeitgleich wurde eine Wasserfassungs- und Behandlungsanlage gebaut und die Oberfläche durch eine Asphaltdecke abgedichtet. Die Einkapselung wurde im Herbst 1998 fertig gestellt. Seither fördern vier Entnahmebrunnen das Grundwasser aus dem „Dichtungstopf“ sowie vier Fahnenbrunnen das Grundwasser aus der Fahne.

Nach 2-jähriger Begleitung und Überwachung des Sanierungsbetriebes konnte der Erfolg der Maßnahme nachgewiesen und von der FHH abgenommen werden. Das gesicherte Gelände wird heute durch mehrere Nutzfahrzeughändler gewerblich genutzt.