Resozialisierung Der Weg in ein straffreies Leben

Nach der Haft werden Gefangene wieder zu Nachbarn. Wir bereiten sie im Vollzug auf ein Leben ohne Straftaten vor.

Zwei Männer in weißer Kleidung stehen vor einer Gastronomie Küchentheke und schneiden Gemüse

Resozialisierung: Der Weg in ein straffreies Leben

Mit dem Resozialisierungsgesetz, das am 1. Januar 2019 in Kraft trat, legt Hamburg ein noch größeres Augenmerk darauf, ehemaligen Straffälligen zu helfen, wieder zurück in die Gesellschaft zu finden. Damit die Wiedereingliederung gelingt, planen die Justizvollzugsanstalten die Resozialisierung bereits ab dem ersten Tag der Inhaftierung. Psychologische, medizinische, soziale und arbeitsfördernde Maßnahmen werden für die Gefangenen individuell und kontinuierlich ermittelt und umgesetzt.

Sechs Monate vor der Entlassung wird ein Eingliederungsplan erarbeitet. Die Federführung hat die Fachstelle Übergangsmanagement (FÜma) des Fachamtes Straffälligen- und Gerichtshilfe. Beteiligt sind der Vollzug und die Gefangenen selbst. Zusammen mit ihnen kümmern sich Fallmanagerinnen und -manager um Bereiche wie Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Sucht. Um das Risiko eines Rückfalls in die Straffälligkeit oder Sucht zu senken, bleibt das Übergangsmanagement Ansprechpartner bis sechs Monate nach der Entlassung und vermittelt bei Bedarf weitere Hilfen.

Erfolgreiche Resozialisierung hilft nicht nur den ehemaligen Gefangenen, sondern schützt gleichzeitig auch die Gesellschaft. Mit der gesetzlichen Verknüpfung von stationären Maßnahmen im Vollzug und ambulanter Hilfe nach der Entlassung setzt Hamburg auf dem Gebiet der Resozialisierung neue Maßstäbe.

Gruppenbehandlung

Im Mittelpunkt stehen hier soziale Kommunikation, Stressbewältigung, Problemlösung, Wertevermittlung, Empathie und Selbstreflexion. Mit qualifizierten Beratungs- und Behandlungsangeboten helfen wir außerdem bei gesundheitlichen Problemen wie Drogen- bzw. Alkoholsucht. Hier kooperieren wir mit externen Suchtberatungsstellen. Sie bieten im Vollzug Sprechstunden und Gruppenangebote für Gefangene und Untergebrachte an. In der Psychiatrischen Versorgung gibt es eine enge Kooperation mit der forensischen Ambulanz am Universitätsklinikum Eppendorf und dem Maßregelvollzug der Asklepios Klinik Nord in Ochsenzoll.

Einzelgespräche

Die Haftsituation kann bei Gefangenen zusätzlich psychische Probleme verursachen. Bedienstete im Vollzug sind darin geschult, Verhaltensveränderungen zu erkennen und an den psychologischen Dienst der Anstalt weiterzugeben. Dieser überprüft in Einzelgesprächen mit den Betroffenen, welche weiteren Maßnahmen wichtig sind. Außerdem stehen den Gefangenen Angebote der Gefängnisseelsorge offen.

Bildung

Die Angebote sind auf die Bedürfnisse und Eignungen der Gefangenen abgestimmt. Es gibt vorbereitende Maßnahmen für spätere Berufsqualifizierungen, wie zum Beispiel Deutschkurse, und eine Reihe an Ausbildungsmöglichkeiten. Diese reichen von Kurzqualifizierungen und Qualifizierungsbausteinen bis zur hochwertigen Vollausbildung mit dem Abschluss Geselle oder Facharbeiter. Außerdem können die Gefangenen in Haft einen Schulabschluss erlangen und ein Fernstudium absolvieren.

Extremismusprävention

Die Bediensteten im Vollzug werden darin geschult, extremistische Denkweisen zu erkennen. Bei den entsprechenden Gefangenen können dann Sicherungs- bzw. Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden. Dazu zählen auch generalpräventive Gruppen- und spezialpräventive Einzelgesprächsformate. Beim Thema Extremismus kooperiert die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz mit den Sicherheitsbehörden und den Projekten "Legato PräJus – Islamismusprävention im justiziellen Feld" und "Kurswechsel – Ausstiegsarbeit rechts".

Übergang in die Freiheit

Vollzugslockerungen sollen die Gefangenen auf ein Leben in Freiheit vorbereiten. Der Übergang von der Haft in die Freiheit erfolgt schrittweise. Vor jeder Lockerungsentscheidung erfolgt durch die JVA eine umfangreiche Prüfung des Flucht- und Missbrauchsrisikos. In festgelegten Einzelfällen erfolgt hierzu auch eine Einschätzung durch den Psychologischen Fachdienst. Ein Kriterium dabei ist, inwieweit die Gefangenen sich von ihren kriminellen Handlungen distanzieren.

Mögliche Lockerungen sind unter anderem:

  • Ausführung: stundenweises Verlassen der Anstalt in Begleitung (beispielsweise für Arzttermine)
  • Ausgang: kurzzeitiges Verlassen der Anstalt zu einem bestimmten Zweck ohne Begleitung
  • Freigang: regelmäßiges Verlassen der Anstalt ohne Begleitung (zum Beispiel zum Arbeiten)

Übergangsmanagement

Das Übergangsmanagement, das von Justiz- und Sozialbehörde etabliert wurde, beginnt sechs Monate vor und endet sechs Monate nach der Haftentlassung. Es unterstützt Gefangene und Entlassene zum Beispiel bei der Wohnungssuche, bei Behördengängen oder der Suche nach einem Arbeitsplatz. Das soll ihnen Sicherheit geben und gleichzeitig Rückfällen vorbeugen. Beim Übergangsmanagement arbeiten die Anstalten, das Fachamt für Straffälligen- und Gerichtshilfe und Integrationshilfen e.V. als freier Träger zusammen.

Straffälligenhilfe und Hamburger Fürsorgeverein

Das Engagement der Straffälligenhilfe und von Ehrenamtlichen, die über den Hamburger Fürsorgeverein organisiert werden, ergänzt das staatliche System. Dieses Zusammenspiel ist wichtig, damit Resozialisierung gelingt.

Schuldnerberatung

Gefangene sollen sich der Verantwortung für ihre Schulden stellen und sich darum bemühen, sie zu begleichen. Die Verbesserung der finanziellen Situation der Betroffenen ist ein wichtiges Kriterium für eine erfolgreiche Resozialisierung. In Einzel- und Gruppengesprächen lernen die Gefangenen, sich mit dem Thema Finanzen auseinanderzusetzen. Die Schuldnerberatung arbeitet eng mit anderen Behörden, der Entlassenen- und Straffälligenhilfe und anderen Trägern zusammen.

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Arzt. Aber anders.

Wie werden Gefangene in den JVAs medizinisch betreut? Wer sind die Ärzte "hinter Gittern" und wie sieht ihr Alltag aus? Mit diesen Fragen befasst sich das Video "ARZT. ABER ANDERS: Maren Dix und Sabine Jägemann".

Weitere Infos zu diesem Tätigkeitsfeld und anderen Stellen der Ärzte im öffentlichen Dienst inklusive der Stellenangebote finden Sie auf:

https://www.hamburg.de/aerzte/

VIDEO: Der Beruf "Arzt" im Vollzug


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