Sehr geehrte Frau Kuhn,
sehr geehrte Frau Boie,
sehr geehrte Frau Jäkel,
liebe Freunde und Förderer von Buchstart,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
Bücher sind Arznei für das Kindeswohl – Tonika der sprachlichen Ausdruckskraft, der Kommunikation und der Persönlichkeitsentwicklung. Das haben die Hamburger Kinderärzte und -ärztinnen immer schon gewusst.
Und deshalb gibt es in Hamburg seit zehn Jahren gedruckte Medizin vom Kinderarzt, schön verpackt in der Buchstart-Tasche.
„Bücher für alle – von Anfang an.“ Das Wort Anfang ist wichtig! Denn Kinder können ihre Lesefreude nur dann voll entwickeln und genießen, wenn sie von Anfang an hierin gefördert wurden.
Ein zentraler Baustein in der Entwicklung von Kindern, der nie fehlen sollte, ist die Sprache. Die Beherrschung der Laute, die Kenntnis der Worte, ihrer Bedeutungen und Nuancen, eine grundlegende Kompetenz in der Grammatik und das Erkennen und Entnehmen von Informationen – Kinder brauchen viele Jahre, um diese komplexe Schlüsselkompetenz zu erlernen.
Heute feiern wir das Projekt, das sich seit zehn Jahren dafür einsetzt, diesen langen Weg ein bisschen sicherer, ein bisschen selbstverständlicher und vor allem sehr viel bunter und fröhlicher zu machen.
Wenn die „Buchstarterinnen“ erklären sollen, was sie eigentlich machen, sprechen sie gern vom „Büchergucken“ und vom „magischen Dreieck“.
Den Begriff „Büchergucken“ hat Kirsten Boie für „Buchstart“ erfunden und sie meint damit die allererste Bücherphase, die lange vor dem Vorlesen stattfinden muss, damit das Vorlesen und zuletzt auch das Selberlesen später überhaupt möglich werden. „Büchergucken“ eröffnet dem Kind, bevor es die sprachlichen Welten entdeckt, die Bilder-Welten.
Das „magische Dreieck“ haben sich die „Buchstarterinnen“ ausgedacht.
Die eine Ecke bildet das kleine Kind, das die Sprache noch lernt.
Die andere Ecke bildet ein Mensch, der die Sprache bereits beherrscht.
Und die dritte Ecke bildet das Buch.
Das ist der Guck-und-Zeig-und-Sprech-Anlass, der die beiden Menschen verbindet, über den sie ins Gespräch, in die Sprache kommen. Dass das eine quasi magische Angelegenheit sein kann, weiß jeder, der schon mal Zeit mit einem Kleinkind und einem Feuerwehrbuch verbracht hat.
Wir dürfen nicht vergessen, dass Kinder Sprache nur durch Sprechen lernen, und nur in einer angstfreien, wohlwollenden Umgebung.
„Büchergucken“ ist auch Medizin für die Seele, denn es fördert die Bindung zwischen Kind und Erwachsenem.
Das Kind lernt neben den Wörtern auch zu kommunizieren, zu fragen und zu antworten, mit Menschen umzugehen, sich sozial zu verhalten.
Entwicklungspsychologisch gesehen hat „Buchstart“ alles richtig gemacht. Die Schwangerschaft war gewollt und wurde von meiner Vor-Vorgängerin Senatorin Karin von Welck, einem ganzen Team von Ärzten, anderen wissenschaftlichen Beiräten und wohlwollenden Förderpaten wie die Familie Ebel begleitet.
Das Verlagshaus Gruner + Jahr begeisterte sich schon vor dem Tag X für dieses Projekt, denn welche bessere Betreuung konnte es seinen zukünftigen Lesern wünschen?
Und auch die Firma Budnikowsky, die beiden großen Hamburger Kinderbuchverlage Carlsen und Oetinger sowie die Bücherhallen Hamburg waren von Anfang mit im Buchstart-Boot und trugen jeder auf seine Weise zum Gelingen bei. Die Autorin Kirsten Boie war als Schirmherrin die ideale Bücher-Patin.
Die Geburt im Frühjahr 2007 verlief reibungslos, an allen Litfaßsäulen leuchteten die orangen Plakate mit dem wunderbaren Logo von Ole Könnecke und die ersten von jährlich 18.000 Buchstart-Taschen gelangten durch die Kinderärzte in die Hamburger Familien.
Unterschiedslos in alle Hamburger Familien, reiche wie arme, denn Buchstart will mit seinen Buchgeschenken keinen Mangel ausgleichen, sondern eine gute Haltung befördern. Das wissen die beschenkten Familien zu schätzen.
Kaum drei Monate alt, trat Buchstart mit den ersten zwölf „Gedichte für Wichte“-Gruppen in eine neue Phase. „Buchstart“ lockte Familien mit Kleinkindern in Elternschulen, Bücherhallen, Eltern-Kind-Zentren, öffnete ihnen Türen und Bücherkoffer.
„Gedichte für Wichte“ ist Reim und Fingerspiel, Lied und Bewegung, Buch und Bild, Quatsch und Gelächter.
Diese wöchentlichen Treffen sind auch Medizin: nicht nur für die kindliche Entwicklung, sondern auch für die Beziehung zwischen Elternteil und Kind, für die Begegnung mit anderen Kindern und Eltern, für die Gemengelage im Stadtteil. Inzwischen gibt es 70 Gruppen in der ganzen Stadt, in mindestens elf Sprachen, und ein Ende ist nicht in Sicht.
In den zehn bisherigen Buchstart-Jahren haben die Projektverantwortlichen von Seiteneinsteiger e.V. immer genau die Dinge getan, die für „Buchstart“ wichtig und notwendig waren. Sie haben sich um die Grundversorgung, den Nachdruck der Materialien, das Packen und Ausliefern der Taschen, um die Schulung und Betreuung von mehreren Hundert „Gedichte für Wichte“-Leiterinnen und –leiter und um die Information der Öffentlichkeit und der Fachwelt gekümmert.
Sie haben dafür gesorgt, dass Hamburgs Jüngste einmal im Jahr richtig groß feiern können, umsonst und draußen: beim „Fest der kleinen Wichte“ in Planten un Blomen.
Sie haben kommuniziert, unermüdlich, mit allen Beteiligten: mit den Mitarbeitern in meiner Behörde, mit den Förderern, mit den Dutzenden von Kooperationspartnern in Hamburg und den sieben Buchstart-Partnerprojekten, die im Lauf der Zeit in anderen deutschen Kommunen entstanden sind.
Meine Damen und Herren,
„Buchstart“ ist bei näherer Betrachtung ein sehr hamburgisches Projekt. Auf der materiellen Ebene von Taschen und Bücherpaletten ist es ganz handfest, pragmatisch, zähl- und messbar. Aber es gibt auch die tiefer wirkende Ebene von persönlichem und sozialem Mehrwert: von Kommunikation, Begegnung und neuen Erfahrungen mit Sprache, Bildern und Dingen.
Bücher sind Tore zur Welt-Erfahrungen.
Buchstart ist ein Projekt nicht nur für Kinder, sondern für die ganze Stadt.
Ich finde, Buchstart ist nach zehn Jahren im besten Alter für ein großes Dankeschön an alle Beteiligten: an die Schirmherrin und alle Förderer; an die 160 Hamburger Kinderärztinnen und –ärzte; an die "Gedichte für Wichte"-Gruppenleiterinnen und -leiter in den Stadtteilen und die Leiterinnen und Leiter ihrer Einrichtungen; an die Taschenpackerinnen und –packer und an das Lagerpersonal vom „Budni“-Sonderlager in Wandsbek; an all die Mensche, die sich um Grafil, Druck und Lieferung gekümmert haben und alle anderen Helferinnen und Helfer, die zum Gelingen dieser wunderbaren Kampagne beitragen.
Und weil sie sich nicht gern in den Vordergrund drängen, danke ich mit Absicht ganz zuletzt, aber umso herzlicher, der Projektleiterin Nina Kuhn und ihrem starken Team von Seiteneinsteiger e.V..
Danke für 10 Jahre Buchstart in unserer Stadt!
Machen Sie bitte so weiter!