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20. September 2019 Eröffnung der Jubiläumsausstellung "50 Jahre BFF - Berufsverband Freie Fotografen"

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Grußwort des Senators Dr. Carsten Brosda

Ausstellung "50 Jahre Berufsverband Freie Fotografen" 2019

Lieber Frank Stöckel,
lieber Florian Gless,
lieber Christoph Siegert,
liebe BFF-Mitglieder,
liebe Gäste,

wir schreiben das Jahr 1969. Das Jahr der ersten Mondlandung, als „Models“ noch „Mannequins“ hießen und Brigitte Bardot noch keine Seehunde rettete. Damals wurde der Berufsverband Freie Fotografen und Filmgestalter e.V. aus der Taufe gehoben.

Mit Blick auf das fotografische Schaffen waren die Swinging Sixties und die glamourösen Seventies paradiesische Zeiten, von Freiheit geprägt und vom Fotowirtschaftswachstum mit guter Auftragslage gesegnet. Fotografinnen und Fotografen der Zeit waren nicht selten so populär wie die von ihnen Abgelichteten, schufen Bilder, die Fotogeschichte schreiben sollten und lieferten die Ikonen, die wir heute in Ausstellungen rund um den Globus bewundern können.

Neben vielen weiteren Gründerköpfen war der heutige Ehrenvorstand des BFF und großer Hamburger Fotograf, F. C. Gundlach, ein wichtiger Unterstützer und Wegbereiter der ersten Stunde. Kaum ein anderer Fotograf der Zeit reiste so viel wie er, kaum einer brachte mit seinen Bildern die Weltläufigkeit auf die Nierentische der europäischen Nachkriegswohnzimmer. Mit seinen Fotos revolutionierte er bekanntlich die Modefotografie und gab der Fotografie in Deutschland ein Zuhause. Mit seiner Firma PPS stellte er sich zeitgleich den verändernden Bedürfnissen der Fotografen und leistete entscheidenden Anteil zur Etablierung neuer Arbeitsprozesse.

Aus diesem veränderten Gebrauch der Fotografie und einem neuen Selbstbewusstsein der Fotografen resultierte auch das Bedürfnis nach einer eigenen, institutionell unabhängigen Interessenvertretung.  

Der BFF wurde geboren und zu einem verlässlichen Partner und einer wichtigen Schnittstelle zwischen den verschiedenen Marktteilnehmern.  Ein Schritt, der die Berufsfotografie nachhaltig verändern sollte und ein klares Berufsbild entwickelt hat: das des Foto-Designers.

Seither hat sich viel getan. Zwischen dem heutigen Tag und der Gründung liegen fünf Jahrzehnte und eine Revolution namens Digitalisierung, die seither vieles auf den Kopf gestellt und die Fotografie in einen tiefgreifenden Demokratisierungsprozess gestürzt hat:
War unsere Medienlandschaft bis in die 1990er Jahre von Einzelmedien geprägt – Fernsehen, Zeitung, Radio – so finden wir heute neue, vernetzte Plattformen und verschmelzende Formate, die die Bildpraxis grundlegend verändert haben. Waren es einst die Fotografen, die um die Welt geschickt wurden, so sind es heute die Bilder, die mobil geworden sind. Interaktion ist heute häufig bildvermittelte Interaktion. Fotos werden mit Tweets sprachlich unterfüttert, durch Likes numerisch vermessen, mit Klicks millionenfach verbreitet.  Die Fotografie ist zu einem Werkzeug für jedermann geworden.

Einer der bedeutendsten Lehrer am Bauhaus, Laszló Moholy-Nagy, hat diese Entwicklung bereits kommen sehen, als die Welt noch die Klappkamera als Innovation feierte: „Nicht der Schrift-Unkundige, der Fotografie-Unkundige ist der Analphabet der Zukunft.“

Zu dem Spannungsfeld, in dem sich die Fotografie schon immer befand, zwischen Kunst und Kommerz, hat sich die Knipserei verstärkt dazugesellt und buhlt eifrig um Aufmerksamkeit. Die Folge: Exklusive Aufnahmen werden mehr und mehr zu Mangelware, es lebt die Kopie. Der Kampf um die Deutungsmacht von Fotos ist härter geworden, der wirtschaftliche und kreative Druck höher, der Wunsch nach Reduktion größer.  

„Sonnenuntergänge photographiert man nicht, die merkt man sich“. Überzeugungen, wie diese von Jim Rakete, scheinen Millionen Nutzer nicht zu teilen, wenn ich mich auf Instagram oder Facebook umschaue.

In einer Zeit, in der wir also mehr und mehr von einer Welt der Wörter in eine Welt der Bilder wechseln und Demokratien wanken, ist es wichtig, dass die Rolle der Berufsfotografen und Bildgestalter gestärkt wird, denn sie sind es, die uns Vorschläge machen, wie die Welt zu sehen ist.

Dass der BFF in Zeiten der Bilderflut Kurs gehalten hat und nicht von den Massen entwurzelt wurde, verdient zum 50-jährigen Bestehen eine besondere Anerkennung. Der Verband – so vielfältig, wie das Medium Fotografie selbst – blickt auf eine bedeutende Vergangenheit zurück und hat dazu beigetragen, dass die Werbung bunter und Editorials reicher wurden.

Namenhafte Gründungs- und Ehrenmitglieder wie F. C. Gundlach, Herlinde Koebl oder auch der kürzlich verstorbene Peter Lindbergh stehen für das künstlerische Renommee des Verbandes.

So wie es Lindbergh beeindruckend gelungen ist, die Modefotografie von Bling-Bling zu befreien und das Set zu einem Schauplatz der Beziehungen zu machen, gelingt es auch dem Verband seit einem halben Jahrzehnt, das richtige Setting für Austausch und Vernetzung verschiedenster Akteursgruppen zu schaffen. Der BFF versteht es, die Themen Qualität, Wertschätzung- und schöpfung sowie Kollegialität hoch zu halten, Relevantes sichtbar zu machen, und das mit großer Kontinuität. Vielleicht liegt das Erfolgsrezept des Verbandes darin, nichts für selbstverständlich zu nehmen, stets veränderungsbereit zu sein, um wandlungsfähig bleiben zu können. Fest steht, dass es dem BFF gelingt, den tiefgreifenden Strukturwandel in der Branche und der Inhalte-Herstellung positiv mitzugestalten und zukunftsorientiert zu bleiben. Das heutige Symposium im Haus der Photographie unter dem Titel „Better.Faster.Forward“ zur Zukunft der visuellen Kommunikation hat das einmal mehr bewiesen.

Dass der BFF im disruptiven Gesamtgefüge auch ein wichtiger Teilnehmer der Hamburger Kreativwirtschaft ist und mit über 150 Mitgliedern in Hamburg seine stärkste Regionalgruppe deutschlandweit hat, freut mich dabei natürlich besonders. Wir beobachten ja auch am Medienstandort Hamburg, dass die kreative Szene nicht mehr nur durch weise  große Macher, sondern zunehmend auch durch viele unabhängige Einzelpersonen geprägt wird.  Interessenvertretungen, die auf die Individualität Bezug nehmen, werden daher immer wichtiger.

Mit der Gründung der Hamburg Kreativ Gesellschaft und weiterer Initiativen haben wir schon recht früh gezeigt, dass wir schnittstellenorientiert arbeiten und denken und Kreativwirtschaft nicht nur als Wirtschafts- und Beschäftigungsmotor, sondern auch als Impulsgeber für gesellschaftlichen Wandel begreifen.

Als Mitglied einer Partei, die noch 105 Jahre mehr als der BFF auf dem Buckel hat, weiß ich aber auch, was Schnittstellenarbeit und Interessenaggregation im Alltag bedeuten:

Eine Vielzahl von Meinungen zu einheitlichen Zielen und programmatischen Aussagen zu bündeln und diese dann auch noch adäquat zu artikulieren, soll ja erfahrungsgemäß nicht immer einfach sein, besonders bei einer heterogenen Mitgliederschar.

Mein herzlicher Dank geht daher an den Vorstand, aber auch an die Mitglieder des BFF, dass Sie die Fahne der Fotografie hoch- und die vielen Fäden zusammenhalten und seit einem halben Jahrhundert die Spinne im Netz der Berufsfotografie bilden.
Vielen Dank auch an Christoph Siegert und alle Beteiligten für die Realisierung des beeindruckenden Jubiläumsprogramms in Hamburg.

Es verleiht den vielen Augenblicken in 50 Jahren BFF Dauer und ermöglicht uns nach Stationen in Stuttgart und Berlin auch vor Ort, in drei ganz unterschiedlichen Ausstellungen in vergangene und gegenwärtige Fotogeschichten einzutauchen.

Liebe BFF-ler,

Sie leisten in rauschenden Zeiten einen großen Beitrag dafür, dass es sie noch gibt, die guten Bilder; die Bilder, die uns fesseln, treffen und bewegen, und bleiben werden! Ein Hoch auf 50 Jahre BFF!

 

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