Leichte Sprache
Gebärden­sprache
Ich wünsche eine Übersetzung in:

Julius-Leber-Schule wird 50 – und „Schule der Vielfalt“ – Interview mit Diversitätsbeauftragten

Leichte Sprache
Gebärden­sprache
Ich wünsche eine Übersetzung in:

Die Julius-Leber-Schule in Schnelsen hat gerade allen Grund zu feiern: Zunächst das 50-jährige Bestehen der ehemaligen Gesamtschule und heutigen Stadtteilschule, das am Donnerstag mit einem bunten Fest gefeiert wurde. Rund 1.670 Schülerinnen und Schüler lernen hier zusammen - ohne Respekt voreinander geht das nicht. Deshalb bestimmen drei Vs die Leitgedanken der Schule: Vertrauen, Verantwortung und Vielfalt - letzteres auch in geschlechtlicher und sexueller Hinsicht. Und hier kommt schon der zweite Grund zum Feiern: Gerade hat die Julius-Leber-Schule – als eine von nur drei Schulen in Norddeutschland – das Siegel „Schule der Vielfalt“ erhalten und ist damit Teil eines bundesweiten Schulnetzwerks, das sich gegen Homo-, Bi-, Trans- und Interfeindlichkeit engagiert. Wir haben Frank Thies, Lehrer und Diversitätsbeauftragter der Schule, dazu interviewt.

Schule gegen Homo-, Bi-, Trans- und Interfeindlichkeit Schulleiter Peter Bulicke und Diversitätsbeauftragter Frank Thies mit den beiden Initiatorinnen Gina und Josi.

Julius-Leber-Schule wird 50 – und „Schule der Vielfalt“ – Interview mit Diversitätsbeauftragten

Newsletter: Herr Thies, die Julius-Leber-Schule hat gerade das Siegel „Schule der Vielfalt“ bekommen. Was steckt hinter dieser Auszeichnung?

Frank Thies: Das ist ein Antidiskriminierungs-Netzwerk für die Akzeptanz von queeren Menschen, also Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intergeschlechtlichen, kurz LSBTI*. Das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist hier im Norden etwas bekannter, das haben wir auch. „Schule der Vielfalt“ kommt dagegen ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen, aber mit dem Gymnasium Blankenese, der Willy-Brandt-Schule in Norderstedt und unserer Schule gibt es jetzt auch drei Schulen im Norden.

Newsletter: Wie wird man „Schule der Vielfalt“, was muss man dafür tun?

Frank Thies: Um das Siegel haben sich bei uns die Schülerinnen Gina und Josi aus Jahrgang 10 bemüht. Oft finden sich erst einmal Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Sozialpädagoginnen und -pädagogen und/oder Eltern, die sich gegen Queerfeindlichkeit einsetzen, etwa in einer Vielfalts-AG. Wenn der Entschluss gefasst ist, Teil des Netzwerks zu werden, muss die Schulkonferenz zustimmen und Schüler*innenrat und Elternrat informiert werden. Bei der Eröffnungsveranstaltung wird eine Selbstverpflichtungserklärung unterschrieben, die unter anderem die fächerübergreifende Einbindung des Themas in den Unterricht beinhaltet.

Newsletter: Sie sind Diversitätsbeauftragter an Ihrer Schule. Was haben sie in dieser Funktion zu tun?

Frank Thies: Ich bin Ansprechperson für Schülerinnen und Schüler in Fällen von Diskriminierung und betreue die Vielfalts-AG. Ich biete Beratung für Kolleginnen und Kollegen zum Thema geschlechtliche und sexuelle Vielfalt an – und Unterrichtsmaterialien und Fortbildungen. Außerdem gebe ich immer wieder viele kleine Impulse. Seitdem ich Diversitätsbeauftragter bin, ist das Thema noch einmal sichtbarer geworden: Daher spreche ich mich auch dafür aus, dass es an allen Hamburger Schulen Diversitätsbeauftragte und ein Vielfaltskonzept gibt.

Newsletter: Sie wollen für mehr Sichtbarkeit für queere Schülerinnen und Schüler sorgen. Warum?

Frank Thies: Ganz einfach – weil jede einzelne Person an der Schule das Recht hat, möglichst diskriminierungsarm und angstfrei zu lernen und zu lehren. In der Schule outen sich auch heute noch viele junge Menschen nicht – aus Angst vor Ablehnung und Gewalt. Daher bin ich stolz darauf, dass an unserer Schule immer mehr Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte klar Stellung für Vielfalt beziehen, auch wenn es natürlich auch skeptische Stimmen in einer Klasse gibt.

Newsletter: Werden Schülerinnen und Schüler in einer Großstadt wie Hamburg immer noch aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Selbstbestimmung diskriminiert?

Frank Thies: Ganz klar. „Schwul“ ist immer noch ein beliebtes Schimpfwort, besonders bisexuelle Jugendliche sind nicht geoutet, und transgender-Kinder werden bedroht. Genauso wie wir nicht so tun dürfen, als gäbe es keinen Rassismus an der Schule, müssen wir bei Queerfeindlichkeit hinschauen und für eine Schule sorgen, bei der alle sich sicher fühlen können.

Newsletter: Welche Aktivitäten und Projekte gibt es in Sachen Vielfalt an der Julius-Leber-Schule, und wie groß ist das Interesse an dem Thema?

Frank Thies: Da gibt es so einiges. Wir haben eine Vielfalts-AG, zwei Module, in denen Projekte zum Thema geplant werden. Dann gab es schon drei Runden Plakataktionen, Durchsagen zu bestimmten Tagen, Quizrunden auf dem Schulhof. Wir nahmen am Tag gegen Queerfeindlichkeit am 17. Mai am Rainbowflash auf dem Rathausmarkt teil und hissen Regenbogen-, Bi-, Trans*- und Inter*-Flagge. Außerdem nehmen wir am Projekt „Vielfalt entfalten“ von der Schulbehörde und der Kinder- und Jugendstiftung teil.

Newsletter: Wird das Thema Diversität auch im Unterricht besprochen? Wenn ja, in welchen Fächern?

Frank Thies: Ziel muss sein, dass es fächerübergreifend Thema ist. Natürlich muss es in Biologie und Gesellschaft besprochen werden, aber es ist ein Querschnittsthema. Regenbogenfamilien sollten neben anderen Vielfaltsdimensionen auch mehr in Schulbüchern vorkommen – nicht statt Familien mit Mutter, Vater, Kind, sondern zusätzlich. Und dass Vielfalt eine Bereicherung ist, so ist auch das Motto unserer Stadtteilschule.

Mehr Information» 
Zurück zum Newsletter»

Themenübersicht auf hamburg.de

Newsletter

Film und A-Z-Liste

Anzeige
Branchenbuch