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Fernunterricht Umfrage der Elternkammer zeigt: Eltern und Schulen haben sich größtenteils auf das „Homeschooling“ eingestellt.

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Für drei Viertel der befragten Eltern klappt „Schule zu Hause“ gut, aber Familien fühlen sich belastet und es besteht die Sorge, dass nicht alle genug lernen.

Die überwiegende Mehrheit (72,6 Prozent) der Hamburger Eltern findet, dass es mit der Heimbeschulung in Hamburg ganz gut klappt. Das hat die von der Elternkammer durchgeführte Online-Umfrage unter rund 22.500 Hamburger Eltern ergeben. Die jetzt ausgewerteten Ergebnisse der Umfrage zeigen zudem, dass die Unterstützung und Versorgung mit Unterrichtsmaterial und Arbeitsaufträgen durch die Lehrkräfte im Wesentlichen gut funktioniere. Zudem zeigen die Ergebnisse der Online-Befragung einen erfreulichen Trend zu digitalen Medien. Allerdings führt die Verlagerung des Bildungsprozesses vom schulischen in das häusliche Umfeld auch zu erheblichen Problemen. Mit den Ergebnissen der Befragung gibt die Elternkammer einen Einblick in das Funktionieren des Homeschoolings. Sorgen und Nöte von Familien werden dargestellt und Hinweise gegeben, wie der Fernunterricht verbessert werden kann.

Schüler vorm Computer

Pressemeldung 22.4.2020: Umfrage zu Homeschooling

Schulsenator Ties Rabe: „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass sich sowohl Eltern als auch Lehrkräfte gut auf den neuen Rhythmus der Schule eingestellt haben. Trotz der widrigen Umstände schaffen es viele Lehrkräfte, Eltern und Schülerinnen und Schüler, den Unterricht zu Hause gut zu managen. Ich bin beeindruckt mit welchem Einsatz und Engagement alle Beteiligten diese Herausforderung annehmen. Es zeigt sich aber auch, dass Homeschooling keine dauerhafte Alternative zu echtem Unterricht ist. Deswegen arbeiten wir mit Hochdruck daran, dass unter sicheren Voraussetzungen für die Schüler in den Schulen bald wieder normaler Unterricht stattfinden kann.“

Elternkammervorsitzender Marc Keynejad: „Ich bin hoch erfreut über die große Beteiligung an dieser Umfrage. Gleichzeitig ist sich die Elternkammer der Verantwortung bewusst, die daraus erwächst. Deshalb wollen wir gemeinsam mit der Behörde die reichhaltigen Erkenntnisse, die wir aus der Befragung gewinnen konnten, nutzbar machen. Zum einen haben sich sehr gut funktionierende Homeschooling-Strukturen entwickelt. Wir haben aber auch festgestellt, dass es Familien gibt, die stark belastet sind. Das Lesen der vielen und umfangreichen offenen Antworten vieler Eltern hat mich sehr betroffen gemacht. Es gibt Familien, die sind am Limit. Ihnen wachsen Arbeit, Existenzängste, Ansteckungssorgen und schulische Betreuung schlichtweg über den Kopf. Familien wollen leisten, können es aber nicht. Für diese Familien müssen Lösungen gefunden werden.

Insgesamt sind gut drei Viertel der Teilnehmenden an der Online-Befragung der Elternkammer mit dem Lernen zu Hause tendenziell zufrieden (72,6 Prozent), der Rest äußert Unzufriedenheit. Auch ist der Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Aufgaben für die allermeisten Eltern (71,0 Prozent) angemessen. Hingegen ist die Wahrnehmung der befragten Eltern nach dem Arbeitspensum ihres Kindes durchaus gemischt, hier besteht Nachsteuerungsbedarf: Je ein Drittel fanden, dass ihr Kind mehr, gleich viel oder weniger als zu regulären Schulzeiten arbeiten würde.

Der Einsatz der Lehrkräfte und der Schulen wird durch die Eltern positiv bewertet. So gibt es eine mehrheitliche Zustimmung zu den Aussagen: „Die Schule und die Lehrkräfte geben sich in dieser Situation viel Mühe“ und „Mein Kind erhält Unterstützung seitens der Lehrkräfte, wenn es diese benötigt.“ Insbesondere die Lehrerinnen und Lehrer der Stadtteilschulen halten ausreichenden Kontakt zu ihren Schülerinnen und Schülern, stimmen sich gut untereinander ab und geben ihnen individuelles Feedback. An Gymnasien werden die Schülerinnen und Schüler hingegen weniger eng betreut. Sorgen machten sich die Eltern vor allem um die Bewertungen der Leistungen ihrer Kinder. So ist vielen Eltern nicht klar, auf welche Leistungen sich die Noten am Ende des Schuljahres beziehen werden. Vor allen Dingen die Eltern der Prüfungsjahrgänge machen sich in diesem Zusammenhang auch Gedanken um die Gerechtigkeit der Bewertungen ihrer Kinder.

Die Situation fordert jedoch nicht nur Lehrkräfte sondern im besonderen Maße auch Kinder und Eltern. Dabei wird die Belastung unterschiedlich wahrgenommen. Vor allem Familien mit Kindern an Stadtteilschulen fühlen sich dabei am stärksten belastet. So gaben 34,4 Prozent der Eltern von Stadtteilschülern an, dass Sie sich mit der Beschulung zu Hause überfordert fühlen. Im Vergleich dazu fühlte sich lediglich ein Viertel (24,8 Prozent) der Gymnasialeltern mit der Beschulung ihrer Kinder überfordert. Ähnlich sieht es bei den Schülern selbst aus: Auch hier sind die Stadtteilschüler mit 33,5 Prozent diejenigen, die sich am meisten mit der Situation überfordert fühlen, während sich 25,5 Prozent der Gymnasiasten überfordert fühlen. Dabei befürchtet knapp die Hälfte aller Eltern aller Schulformen (45,5 Prozent), dass sich die Belastungen bei Andauern des Homeschoolings eher erhöhen werden.

Diese Belastung rührt auch daher, dass die meisten Kinder mehr als normalerweise unterstützt werden müssen. Genau die Hälfte aller Eltern stimmte einer entsprechenden Aussage zu. Sogar zwei Drittel der Grundschuleltern (61,8 Prozent) geben an, dass sie ihre Kinder mehr als üblich unterstützen müssen. Die Eltern von Gymnasiasten müssen deutlich weniger leisten. Trotzdem stimmt knapp die Hälfte der Eltern auch der Aussage zu, dass ihr Kind die Aufgaben im Wesentlichen selbstständig erledigen würde. Auch hier variiert die Zustimmung zwischen 60,6 Prozent bei den Eltern von Schülern an Gymnasien, nur 48 Prozent bei den Stadtteilschuleltern und 35,6 Prozent bei den Grundschuleltern.

Elternkammervorsitzender Marc Keynejad: „Die Kinder werden unter sehr unterschiedlichen Bedingungen zu Hause beschult. Es fehlt zum Beispiel an Computern und Druckern. Diese Kinder sind faktisch von der Versorgung mit Aufgaben ausgeschlossen. Außerdem fehlt es an Zeit der Eltern, die mit Home-Office und Geschwisterkindern beschäftigt sind. Einige Kinder sind auch mit dem selbstständigen Arbeiten und der sozialen Isolation total überfordert. Die Betreuung durch die Lehrkräfte fällt recht unterschiedlich aus; einige machen das vorbildlich, andere verteilen ausschließlich Arbeitszettel als Dateien und treten weder über Videokonferenzen noch telefonisch mit den Kindern in Kontakt. Das führt insbesondere bei den Prüfungsjahrgängen zu Ungerechtigkeiten. Darüber hinaus befürchte ich, dass bei diesen unterschiedlichen Bedingungen die sozialen Bildungsungerechtigkeiten in Hamburg weiterwachsen, wenn wir nicht massiv gegensteuern.“

Die Umfrageergebnisse zeigen zudem den durch die Schulschließungen begünstigten Trend hin zu digitalen Medien in der Bildung. So geben fast alle Befragten (88,7 Prozent) an, ihr Kind sei über digitale Mittel mit der Schule verbunden. Fast 60 Prozent gibt hierbei die E-Mail als Hauptkommunikationsmittel an. Gut die Hälfte (52,7 Prozent) nutzt außerdem die schulische Internetseite, um Unterrichtsmaterialien und Aufgaben zu erhalten. Seltener werden hingegen andere Portale (14 Prozent) oder Messenger-Dienste (11 Prozent) genannt. Außerdem zeigten die Ergebnisse der Umfrage, dass ein breites digitales Angebot von Lernprogrammen, Lernvideos bis hin zu Videokonferenzen für den „neuen“ Unterricht genutzt wird. Wenngleich die Umfrage auch zeigt, dass die Eltern sich eine noch vermehrte Nutzung innovativer digitaler Unterrichtsmöglichkeiten wünschen.

Auch Materialien und Aufgaben sind größtenteils digital. Knapp drei Viertel der Befragten (72 Prozent) geben an, ihre Kinder erhielten Unterrichtsmaterialien und Arbeitsaufträge in elektronischer Form als Datei. Gut zwei Fünftel (41,8 Prozent) erhalten Arbeitsaufträgen sogar auch über digitale Lernprogramme. Ein Viertel der Befragten Eltern (25,2 Prozent) gaben an, dass sie Verweise auf digitale Lehrbücher erhielten. Dennoch gibt es auch noch konventionelle Aufgaben. Etwa die Hälfte der Befragten (47 Prozent) erhalten auch Verweise auf Aufgaben in regulären Lehrbüchern und etwa zwei Fünftel (38 Prozent) berichten von allgemeinen schriftlich zu erledigende Aufgabenstellungen wie Aufsätze oder Referate. Die Studie förderte aber auch einen bemerkenswerten Sachverhalt zu Tage. So zeigte die Umfrage, dass offenbar viele Lehrkräfte ihre Fähigkeiten als Filmemacher unter Beweis stellen. 13 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Materialien auch in Form eines von der Lehrkraft selbst erstellten Lehrvideos erhielten.

Trotz der breiten Akzeptanz der Nutzung digitaler Medien beim Homeschooling darf nicht vergessen werden, dass ungefähr ein Achtel der teilnehmenden Familien angeben, dass sie den technischen Anforderungen nicht gewachsen sind. Dies lässt vermuten, dass diese Zahlen recht optimistisch sind, weil die Daten online erhoben wurden und somit eine Mehrheit der Befragten auch technikaffin sein dürfte.

Die Umfrage ergibt, dass die Zufriedenheit gerade bei den Eltern, deren Kinder in diesem Jahr eine Abschlussprüfung ablegen sollen, niedriger ist. 7,8 Prozent der Teilnehmenden an der Online-Befragung der Elternkammer geben an, ihr Kind nehme im aktuellen Schuljahr voraussichtlich an Abschlussprüfungen (ESA, EESA, MSA, Abitur) teil. Knapp die Hälfte davon ist mit der Prüfungsvorbereitung tendenziell zufrieden. Schulsenator Ties Rabe: „Zu jeder Prüfung gehört dazu, dass man das Gefühl hat, nicht perfekt vorbereitet zu sein. Das war auch schon zu nicht Corona-Zeiten so und gilt für alle Prüfungen, ob ESA, MSA oder Abitur. Fakt ist aber, dass Schülerinnen und Schüler nicht nur im letzten Monat auf die Prüfungen vorbereitet werden, sondern ihre gesamte Schulkarriere hindurch. Deswegen bin ich überzeugt davon, dass Hamburgs Schülerinnen und Schüler auch in diesem Jahr ihre Abschlussprüfungen gut schaffen werden.“

Jedoch berichtet über die Hälfte der Befragten, deren Kind im aktuellen Schuljahr eine Prüfung ablegen soll (56,8 Prozent = 5,3 Prozent aller Befragten), sich zumindest ein bisschen Sorgen bezüglich der Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus bei den Prüfungsterminen zu machen; ein Viertel der Eltern mit Kindern im Abschlussjahr (25,9 Prozent) macht sich eher keine und etwa ein Zehntel (11,5 Prozent) überhaupt keine Sorgen.

Zur Umfrage
Die Umfrage wurde durch die Elternkammer Hamburg zwischen dem 25. März und dem 8. April als Online-Befragung der Eltern von Hamburger Schülerinnen und Schülern zur aktuellen Fernbeschulung durchgeführt. Der eingesetzte Fragebogen umfasst insgesamt 26 Fragen, die teilweise standardisiert und teilweise offen gestellt wurden. Die Verteilung des Links zur Online-Befragung erfolgte über die Elternkammer Hamburg. Die Befragung wurde 30.055-mal aufgerufen und 22.507-mal abgeschlossen. Zu beachten ist, dass die Anlage der Befragung als Online-Umfrage voraussetzt, dass ein Teilnehmer „online“ ist. Es ist also anzunehmen, dass technikaffine Familien in der Befragung überrepräsentiert sind. Außerdem sind Eltern von Stadtteilschulen und von Schulen, die in sozial belasteten Milieus liegen, unterrepräsentiert. Leider konnten die Antworten von Eltern mit Schülerinnen und Schülern an ReBBZen, Sonderschulen und Beruflichen Schulen aufgrund geringer Fallzahlen nicht berichtet werden.

Rückfragen der Medien 
Elternkammer Hamburg
Antje Müller (Projektverantwortliche)
E-Mail: a.mueller@elternkammer-hamburg.de
Internet: www.elternkammer-hamburg.de

Pressestelle der Schulbehörde
Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB)
Telefon: 040 428 63 2003
E-Mail: pressestelle@bsb.hamburg.de
Internet: www.hamburg.de/bsb
Twitter: @hh_bsb
Instagram: @schulbehoerde

Kontakt

Peter Albrecht

Hamburger Straße 31
22083 Hamburg
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