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Lehrkräftegewinnung Hamburg braucht 900 neue Lehrkräfte – und zwar jedes Jahr

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Senator Rabe stellt weitere Maßnahmen zur Lehrkräftesicherung vor

Schulsenator Ties Rabe hat weitere Maßnahmen zur Lehrkräftesicherung vorgestellt. Rabe: „Wir haben bereits vor mehreren Jahren zahlreiche Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel eingeleitet. Deshalb ist die Personalsituation in Hamburg zurzeit noch besser als in den meisten anderen Bundesländern. Damit das so bleibt, leiten wir jetzt weitere Reformen ein. Wir werden mehr Ausbildungsplätze für den Vorbereitungsdienst bereitstellen, mehr Quereinsteiger im Vorbereitungsdienst zulassen, Pensionärinnen und Pensionäre für Unterrichtstätigkeit ansprechen, die Zusammenarbeit mit den Trägern der Jugendhilfe ausbauen und Seiteneinsteiger gezielt ansprechen und qualifizieren. Zudem wollen wir das Berufsfeld attraktiver machen. Um die Situation im Studium zu verbessern, planen Universität Hamburg, Wissenschaftsbehörde und Schulbehörde weitere Verbesserungen, die wir in Kürze gesondert vorstellen.“​​​​​​​

Hamburg braucht 900 neue Lehrkräfte – und zwar jedes Jahr

Wachsende Schülerzahlen und stetige Verbesserungen der Schulqualität führen in Hamburg seit Jahren zu einem erheblichen Mehrbedarf an Lehrkräften. So wurden Hamburgs staatlichen, allgemeinbildenden Schulen im Jahr 2010 für 161.275 Schülerinnen und Schülern 12.926 Stellen für Lehrkräfte und Pädagogen zugewiesen. 2022 sind es für 195.552 Schülerinnen und Schüler bereits 17.353 Stellen. Der Anstieg von 4.427 Stellen geht zu rund 60 Prozent auf die gestiegenen Schülerzahlen zurück, zu knapp 40 Prozent jedoch auf qualitative Verbesserungen wie kleinere Klassen, mehr Ganztagsangebote, neue Förderkurse und häufigere Doppelbesetzung im Unterricht.

Schulsenator Ties Rabe: „Seit 2011 hat die Schulbehörde jedes Jahr mehr als 1.000 neue Lehrkräfte eingestellt. Auch in Zukunft brauchen wir jährlich mindestens 900 neue Lehrkräfte, um Pensionierungen zu ersetzen und mit dem Schülerzahlwachstum Schritt halten zu können. Deshalb planen wir folgende zusätzliche Maßnahmen.“

  1. Die Zahl der Ausbildungsplätze im Vorbereitungsdienst wird weiter von ursprünglich 810 auf jetzt 1.215 bis auf 1.350 Plätze im Jahr 2024 erhöht.
  2. Durch mehr Flexibilität sorgen wir dafür, dass die Plätze im Vorbereitungsdienst auch besetzt werden. Gibt es beispielsweise mehr Bewerbungen für ein bestimmtes Lehramt und weniger für ein anderes Lehramt, werden wir freie Plätze kurzfristig umwidmen.
  3. Der Vorbereitungsdienst soll darüber hinaus stärker für Quereinsteiger geöffnet werden, die zwar ein vollwertiges Masterstudium in gängigen Unterrichtsfächern absolviert, aber nicht zwingend Erziehungswissenschaften studiert haben. Spezielle Ergänzungsangebote im Vorbereitungsdienst sollen die notwendigen pädagogischen Grundlagen sicherstellen.
  4. Um zusätzliches pädagogisches Personal zu gewinnen, wollen die Schulbehörde und die Träger der Jugendhilfe neue Möglichkeiten schaffen, um die rund 2.300 bei den Trägern im Rahmen der Ganztagsbetreuung an 128 Grundschulen beschäftigten Pädagoginnen und Pädagogen auch im schulischen Vormittagsbetrieb einzusetzen. Denn die Grundschulen bieten auch vormittags zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für Erzieherinnen und Erzieher, zum Beispiel in zahlreichen Betreuungs- und Förderangeboten. Zielsetzung ist es, dadurch den Arbeitsplatz attraktiver zu machen, neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten und die Lehrkräfte zu entlasten, so dass diese sich stärker auf den Unterricht konzentrieren können.
  5. Die Möglichkeiten, dass Lehrkräfte nach ihrer Pensionierung weiterhin Unterrichts- und Kursangebote in der Schule geben können, werden fortlaufend verbessert.
  6. Darüber hinaus will die Schulbehörde interessierten Lehrkräften die Möglichkeit eröffnen, freiwillig über die Altersgrenze hinaus zu arbeiten.
  7. Der Hamburger Schuldienst soll noch attraktiver werden. Deshalb plant die Schulbehörde zusätzliche Angebote zur Gesundheitsförderung. Nach Corona ist die Krankheitsquote unter Lehrkräften von 6,6 Prozent auf 8,7 Prozent angestiegen. Darüber hinaus soll gemeinsam mit Schulleitungen, Gewerkschaften und Personalvertretungen Maßnahmen erarbeitet werden, die die Attraktivität des Lehrerberufs weiter erhöhen.
  8. Derzeit arbeiten an Hamburgs Schulen zusätzlich zu den Lehrkräften dauerhaft oder befristet mehrere tausend pädagogische Fachkräfte in Förderkursen, Ganztagsbetreuung, Schulbegleitungen, Flüchtlingsklassen, Doppelbesetzungen im regulären Unterricht oder Vertretungsunterricht. Zurzeit sind diese Beschäftigungsmöglichkeiten auf konkrete Anlässe wie Vertretungen bei Schwangerschaften, Erziehungszeiten oder Krankheiten beschränkt. Künftig sollen die Schulen weitere Möglichkeiten bekommen, bei Lehrkräftemangel dauerhaft oder befristet geeignetes Fachpersonal einzustellen.
  9. In Zusammenarbeit mit den Schulleitungen sollen die Möglichkeiten verbessert werden, pädagogische Fachkräfte als Seiteneinsteiger dauerhaft an den Schulen zu beschäftigen. Die Schulbehörde wird geeigneten Fachkräften dazu Qualifizierungen für einen erweiterten Seiteneinstieg anbieten, damit sie ihre Aufgaben noch besser erfüllen und auch ein breiteres Aufgabenspektrum wahrnehmen können. In diesem Zusammenhang wird eine dauerhafte Beschäftigung zu guten Konditionen angestrebt.
  10. Förderaufgaben werden an vielen Schulen auch von Honorarkräften unterstützt. Um ihnen zu helfen, erarbeitet die Schulbehörde jetzt eine umfangreiche Sammlung von Online-Unterrichtsmaterial für Förderkurse. Darunter sind Erklärvideos, Lernprogramme, Unterrichtsanregungen und -vorschläge, Texte, Aufgaben, Bücher und Filme. Das „Arbeitsportal Lernförderung“ soll zum Sommer 2023 fertiggestellt werden.
  11. Um Honorarkräfte besser zu unterstützen und zu fördern, wurde jetzt zusammen mit Stiftungen die Weiterbildungsreihe „Rückenwind“ erarbeitet und von der Schulbehörde dauerhaft gesichert.
  12. Das digitale Bewerbungsportal der Schulbehörde wird benutzerfreundlich umstrukturiert. Darüber hinaus wird eine Service- und Clearingstelle eingerichtet, bei der Bewerberinnen und Bewerber dauerhaft und verlässlich Auskunft und Beratung bekommen können.
  13. Lehrkräfte bekommen in Hamburg künftig mindestens die Besoldungsstufe A13. Bislang wurden Lehrkräfte für Grund- und Mittelstufe eine Besoldungsstufe niedriger besoldet. Die Erhöhung in drei Schritten wird in diesem Sommer mit dem letzten Schritt und der endgültigen Beförderung von über 5.000 Lehrkräften abgeschlossen. Schulsenator Ties Rabe: „Nur wenige Bundesländer gehen diesen richtigen Schritt zu mehr Gerechtigkeit zwischen den Lehrämtern. Ich bin sicher, dass das um rund 450 Euro im Monat höhere Gehalt erheblich zur Attraktivität des Hamburger Schuldienstes beiträgt.“

Schulsenator Ties Rabe: „Wir arbeiten seit Jahren erfolgreich daran, in Hamburg trotz des Wachstums der Schülerzahlen und erheblicher Qualitätsverbesserungen genug Lehrkräfte zu bekommen. Mit einer guten und erfolgreichen Schulpolitik, einer Besoldungserhöhung und mehr Plätzen im Vorbereitungsdienst haben wir die Weichen frühzeitig gestellt. Zudem setzen wir in den Stadtteilschulen seit Jahren vorrangig auf Gymnasiallehrkräfte, von denen es in Deutschland viel mehr gibt als von anderen Lehrämtern.

Anders als in vielen anderen Bundesländern bekommen die Schulen in Hamburg sogar eine Vertretungsreserve zugewiesen. In vielen anderen Bundesländern werden den Schulen lediglich 95 bis 100 Prozent der eigentlich notwendigen Stellen zugewiesen. Hamburg weist den Schulen hingegen 104,5 Prozent Stellen zu. Zudem müssen Lehrkräfte nach dem Hamburger Lehrerarbeitszeitmodell pro Woche rund eine Vertretungsstunde geben. Beide Effekte führen dazu, dass Schulen in Hamburg mit den zugewiesenen Stellen rund 12,4 Prozent des Regelunterrichts vertreten können.

Senator Ties Rabe weiter: „Aufgrund unserer vorausschauenden Einstellungspolitik konnten wir einen dramatischen Lehrermangel wie in anderen Bundesländern bisher vermeiden. Ich gehe davon aus, dass die jetzt vorgestellten Maßnahmen sowie die geplanten weiteren Verbesserungen rund ums Studium erst einmal ausreichen werden. Für schwierige Maßnahmen wie die Einschränkung der Teilzeit, mehr Unterrichtsverpflichtung oder die Erhöhung der Klassengröße gibt es zurzeit keinen Anlass. Dennoch wird die Lage nicht einfacher. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen jetzt in Pension, die nachrückenden geburtenschwachen Jahrgänge können sie nicht ersetzen. Heute müsste jeder sechste Hamburger Abiturient ein Lehramtsstudium beginnen, damit wir in sieben Jahren genügend Lehrkräfte haben. Das zeigt die große Herausforderung, vor der wir stehen.“

Kontakt

Peter Albrecht

Hamburger Straße 31
22083 Hamburg
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