Die Kommission soll im Oktober 2017 ihre Arbeit aufnehmen und bis Ende 2018 ihren Bericht vorlegen. Ziel ist es, Ansatzpunkte für eine weitere qualitative Verbesserung des Mathematikunterrichts zu gewinnen. Die Empfehlungen sollen zur qualitativen Verbesserung des Mathematikunterrichts in Hamburg beitragen. Dabei sollen Fragen nach der Didaktik und Methodik, aber auch Fragen zu den Bildungsplänen und zu Fortbildungen der Mathematiklehrkräfte erörtert werden.
Bildungssenator Rabe: "Bereits Ende der 90er Jahre haben die ersten wissenschaftlichen Lernstandsuntersuchungen gezeigt, dass Hamburgs Schülerinnen und Schüler ein Mathematik-Problem haben. Dieses Problem wurde in der Hamburger Schulpolitik viel zu lange ignoriert. Weggucken mag bequem sein und politischen Ärger vermeiden, aber es schadet unseren Kindern. Deshalb gucken wir jetzt genauer hin: Seit 2012 müssen Hamburgs Schülerinnen und Schüler alle zwei Jahre eine Lernstandsuntersuchung absolvieren, die den Lehrkräften, der Schule und der Schulbehörde sehr genau den Lernstand und damit den Lernerfolg aufzeigt. Aus den schwachen Mathematikleistungen haben wir Konsequenzen gezogen und mit der Mathematik-Offensive mehr Unterrichtsstunden, mehr Fachlehrkräfte und mehr Fortbildungen für Lehrkräfte auf den Weg gebracht. Jetzt wollen wir weitere Maßnahmen erörtern."
Senator Rabe weiter: "Ich freue mich sehr, dass wir für die wissenschaftliche Leitung der Expertenkommission den bundesweit anerkannten Bildungswissenschaftler Prof. Dr. Olaf Köller gewinnen konnten. Er leitet nicht nur das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel, sondern ist auch einer der renommiertesten Unterrichtsforscher in Deutschland. Staatsekretär außer Dienst Burkhard Jungkamp bringt langjährige Erfahrung in Schule, Wissenschaft und Verwaltung mit und wird die Arbeit der Kommission organisieren und moderieren. "
Prof. Dr. Olaf Köller, Geschäftsführender Wissenschaftlicher Direktor, IPN - Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (Kiel): „Ich sehe in dem Vorhaben die einmalige Chance, dass aus der gemeinsamen Arbeit von schulischer Praxis, Bildungsadministration und Wissenschaft positive Konsequenzen für einen exzellenten Mathematikunterricht in den unterschiedlichen Schulstufen resultieren, die weit über Hamburg hinaus wirken dürften.“
Staatsekretär außer Dienst Burkhard Jungkamp: „Ich bin zuversichtlich, dass die Kommission zu gut begründeten, aber auch realisierbaren Empfehlungen gelangen wird. Denn darum geht es: Den Mathematik-Unterricht in der Praxis weiterzuentwickeln.“
In die Kommission wurden außerdem berufen:
- Prof. Dr. Regina Bruder, Technische Universität Darmstadt, Arbeitsgruppe Mathematikdidaktik
- Prof. Dr. Hedwig Gasteiger, Universität Osnabrück, Arbeitsgruppe Mathematikdidaktik
- Prof. Dr. Gabriele Kaiser, Universität Hamburg, Arbeitsgruppe Didaktik der Mathematik
- Prof. Dr. Susanne Prediger, Technische Universität Dortmund, Institut für Erforschung und Entwicklung des Mathematikunterrichts
- Prof. Dr. Dominik Leiß, Leuphana Universität Lüneburg, Institut für Mathematik und ihre Didaktik
- Prof. Dr. Frank Lipowsky, Universität Kassel, Empirische Schul- und Unterrichtsforschung
Maßnahmen der Mathematik-Offensive
- Mehr Matheunterricht: Zum Aufbau mathematischer Fähigkeiten benötigen Schüler vor allem eines - Zeit zum Lernen und Üben. Deshalb haben Hamburgs Schüler seit dem Schuljahr 2015/16 in jedem Jahrgang der Sekundarstufe I wöchentlich mindestens vier Stunden Mathematikunterricht. Hierfür wurden an Stadtteilschulen und Gymnasien Mathe-Stunden von 22 auf 24 erhöht.
- Mehr Fachlehrer im Matheunterricht: Der Mathematikunterricht soll vor allem von Lehrkräften erteilt werden, die das Fach Mathematik auch studiert haben. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Lernergebnisse der Schüler im Fach Mathematik entscheidend von der fachlichen Qualifikation der Lehrkräfte abhängen. Deshalb unterrichten seit dem Schuljahr 2015/16 in den Jahrgangsstufen 7 und höher nur noch studierte Mathematiklehrkräfte Mathematik. Spätestens seit dem Schuljahr 2017/18 gilt gleiches für die Jahrgangsstufen 5 und 6. Im Grundschulbereich soll pro Klassenstufe mindestens eine Fachlehrkraft eingesetzt werden und insgesamt eine Fachlehrerquote von mindestens 50 Prozent in allen Mathematikstunden sichergestellt werden.
- Qualifikation der Lehrkräfte stärken: Die Qualifikationsmaßnahmen für Grundschullehrer ohne zweites Staatsexamen wurden ausgebaut, für Lehrer der Sekundarstufe I wurde das Fortbildungsangebot im Bereich Mathematik umfangreicher und spezialisierter. Weitere Angebote gibt es für Fachkollegien an einzelnen Schulen mit dem Ziel der systematischen Unterrichtsentwicklung.
- Matheunterricht verbessern – Fachleitungen stärken: Guter Mathematikunterricht braucht eine gute Teamarbeit der Mathematiklehrkräfte an jeder Schule. Deshalb koordiniert an jeder Schule eine Mathematiklehrkraft als Fachleitung diesen Prozess. Zu ihrer Unterstützung werden in jedem Schuljahr zwei Landesfachkonferenzen durchgeführt, in denen wichtige Impulse zur Unterrichtsentwicklung diskutiert werden.