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26. März 2019 Feier des Honorargeneralkonsulats zum Nationalfeiertag der Republik Bulgarien

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Rede der Senatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt

Feier des Honorargeneralkonsulats zum Nationalfeiertag der Republik Bulgarien: Rede der Senatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt

Exzellenz,
sehr geehrter Herr Honorargeneralkonsul Prof. Dr. Imeyer,
sehr geehrte Frau Pröpstin,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter des Konsularischen Korps,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

als Allererstes erlaube ich mir, verehrte Frau Botschafterin, anlässlich Ihres Antrittsbesuchs heute Nachmittag im Rathaus Sie auch von meiner Seite bei uns in Hamburg herzlich willkommen zu heißen. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem neuen Amt und wünsche Ihnen für Ihre wichtige Arbeit viel Freude und Erfolg!

Dazu passt, dass wir heute – mit kleiner, ferien­bedingter Verspätung – Bulgariens National­feiertag feiern, was sich in die traditionell lange Freundschaft und die vielseitigen Beziehungen zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und Bulgarien fügt.

Diese Beziehungen sind viel älter als der Eintritt Bulgariens in die Europäische Union im Jahr 2007. Sie begannen möglicherweise mit der Faszination für eine Romanfigur.

Generationen von Hamburgern und Hamburgerinnen – in dieser Reihenfolge – bereisten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zunächst eher in der Fantasie, später zunehmend ganz real die Berge und Täler Bulgariens, gebannt den Abenteuern eines Mannes folgend, der stark war wie ein Bär, unbestechlich und gerecht, einer, der die Gedanken seiner Mitmenschen lesen konnte wie ein Buch.

Sie ahnen vielleicht, wen ich meine: Kara Ben Nemsi heißt der Held, geschaffen von Karl May, der auf der Suche nach Abenteuern auch Bulgarien durchstreifte. Die Ortsbeschreibungen Karl Mays sind so detailgenau, dass Touristen bis heute auf Kara Ben Nemsis Spuren das Land erkunden.

Bulgarien bietet, wie diese kleine Geschichte zeigt, weit mehr als Badeurlaub am Schwarzen Meer. Mitten in der Hauptstadt Sofia liegen die Ruinen der früheren römischen Stadt Serdica, die nach und nach restauriert und wieder besichtigt werden können. „Serdica ist mein Rom“, soll Kaiser Konstantin der Große gesagt haben – so sehr liebte er diese Stadt. Der Kaiser, der von 306 bis 337 regierte, versuchte sogar, die Hauptstadt von Rom nach Serdika zu verlegen. Das zeigt: Das Land ist eine der Gründungsstätten des heutigen Europas.

Bulgarien ist ebenso eine historische Schatz­kammer auf Weltniveau mit zehn Unesco-Welterbestätten von den Thrakergräbern über das Rila-Kloster bis zu Naturerbe-Flächen wie die Donauniederung oder das Pirin-Gebirge.

In Bulgarien wurde der älteste Goldschatz der Welt ausgegraben, 6.500 Jahre alt ist er und nur einer von mehreren sensationellen Funden in der Region, weshalb eine Wissenschaftszeitschrift vor einiger Zeit titelte: „Thrakien schlägt Troja“.

In diesem Jahr lockt Bulgarien mit einer ganz beson­deren Attraktion: Plowdiw, die zweitgrößte Stadt des Landes, einst Haltestelle des Orient Express und heute bedeutendes Wirtschafts­zentrum, ist 2019 eine der beiden Kultur­haupt­städte Europas mit eben­falls langer Tradition: Plowdiw, das schon vor 8.000 Jahren von den Thrakern besiedelt wurde, gilt als älteste ununterbrochen bevölkerte Stadt Europas.

Meine Damen und Herren,
„gib mir keinen Reichtum, gib mir einen guten Nachbarn“ – das sympathische Sprichwort stammt, wie sollte es anders sein, aus Bulgarien, und ich freue mich, sagen zu können: Bei uns in Hamburg wird es mit Leben gefüllt. Gute Nachbarschaft pflegen insbesondere der Bezirk Eimsbüttel und die bulgarische Hafenstadt Varna, zwischen denen seit 2003 eine Bezirkspartner­schaft besteht.

Im Rahmen der Aktivitäten des Konsulats erfolgte 1995 die Gründung der Deutsch-Bulgarischen Gesellschaft Hamburg e.V., die im kulturellen und speziell im musikalischen Bereich sehr aktiv ist. Bemerkenswert auch die bulgarische Schule, an der die Kinder mit Freude und Begeisterung ihre Sprache und Kultur pflegen. Der Unterricht findet samstags statt, also zusätzlich zum regulären Besuch einer deutschen Schule – allein das belegt schon die große Motivation der Kinder und ihrer Familien.

Für junge Bulgarinnen und Bulgaren ist Deutschland eines der beliebtesten Länder für ein Auslands­studium. Sie stellen mit etwa 7.000 Studierenden eine große Gruppe ausländischer Studierender an deutschen Hochschul­einrichtungen und Universitäten. Insgesamt leben hier in Hamburg 10.000 Bürgerinnen und Bürger aus Bulgarien. Wahrscheinlich sind es sogar mehr, denn seit 2014 gilt bekanntlich für Arbeitnehme­rinnen und Arbeitnehmer aus Bulgarien die Freizügigkeit, so dass die offiziellen Meldezahlen vermutlich nicht den aktuellen Stand wiedergeben.

Zugleich unterhalten fast 300 Hamburger Firmen mit 44 Vertretungen vor Ort wirtschaftliche Kontakte nach Bulgarien, darunter Lufthansa Technik, die ECE Projektmanagement GmbH Co. KG, Beiersdorf oder auch die Worlée GmbH. Von Hamburg aus erfolgt ein wesentlicher Anteil der ausländischen Direkt­investitionen in Bulgarien. Aurubis als Eigner einer Kupferhütte bei Sofia ist einer der größten Arbeitgeber des Landes.

Bereits 1978 ist Hamburgs Universität eine Partner­schaft mit der Universität Kliment Ohridski in Sofia eingegangen, der größten Universität Bulgariens, die übrigens älter ist als unsere in Hamburg.

„Was geht uns Bulgarien an?“, soll hingegen Reichs­kanzler Bismarck einst gesagt haben. Sein Denkmal steht nicht weit von hier. Er machte in Berlin im Reichstag Politik und konnte nicht ahnen, dass ein in Bulgarien geborener Künstler mit Namen Christo zusammen mit seiner Frau Jeanne-Claude das Gebäude 1995 verhüllen und den Reichstag damit zur Weltsensation machen würde.

So verschlungen und nicht frei von Ironie schließt sich gelegentlich der Kreis der Geschichte …

Meine Damen und Herren,
die Freie und Hansestadt Hamburg und Bulgarien kennen und schätzen einander als gute Nachbarn und Freunde.

Aber Freundschaften entstehen nicht von allein und auch nicht von heute auf morgen. Sie benötigen Zeit, Pflege und Aufgeschlossenheit gegenüber dem Leben und Streben der anderen. Für all das stehen Sie, Herr Honorargeneralkonsul Prof. Dr. Imeyer. Seit 1993 setzen Sie sich ausdauernd und ehrenamtlich für die deutsch-bulgarische Verständigung ein.

Es ist vor allem Ihrer Vermittlung zu verdanken, dass die ehemalige Osterkirche an der Wandsbeker Chaussee, die die evangelische Gemeinde nicht mehr unterhalten konnte, für die nächsten Jahr­zehnte von der bulgarisch-orthodoxen Kirchen­gemeinde „Die Heiligen Kyrill und Methodius“ in Hamburg genutzt werden kann. So ändern sich die Zeiten: Statt Orgelmusik schwebt nun der Duft von Weihrauch durch die 1863 errichteten historischen Räume.

Mit Ihrem Engagement leben Sie uns vor, wie europäische Einigung gelingen kann. Seit 26 Jahren ermöglichen Sie vielfältige Kontakte und Begegnungen zwischen Norddeutschen und Bulgaren und machen sie noch immer möglich – nicht zuletzt mit Veranstaltungen wie der heutigen. Sie sorgen dafür, dass der Blick sich nicht nur von Bulgarien nach Hamburg richtet, sondern vor allem auch von Hamburg nach Bulgarien.

Sie haben den bulgarischen Nationalfeiertag zu einer festen Institution in unserer Stadt gemacht – so wie ihre Frau Petra auf ihre Weise die bulgari­sche Küche gewissermaßen mithalf zu etablieren, und zwar in Gestalt ihrer zu diesem Feiertag regelmäßig selbstgemachten Bohnen­suppe, auf die wir uns schon freuen können.

Ich danke Ihnen beiden für Ihren großen Einsatz. Meinen herzlichen Glückwunsch zum National­feiertag und alles Gute für Ihr Land!

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