Leichte Sprache
Gebärden­sprache
Ich wünsche eine Übersetzung in:

9. Dezember 2020 Verleihung des Verdienstordens an Hadi Teherani

Leichte Sprache
Gebärden­sprache
Ich wünsche eine Übersetzung in:

Rede der Senatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt

Verleihung des Verdienstordens an Hadi Teherani: Rede der Senatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt

Sehr geehrter Herr Teherani,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

mit großer Freude begrüße ich Sie zur Verleihung des Verdienstordens an Herrn Hadi Teherani.

Geehrt wird heute ein Mann von 66 Jahren, dessen Werk – nennen wir es ruhig Lebenswerk – wohl alle kennen, die mit Genuss auf die Gestaltung moderner Metropolen schauen. Zumal Architektur die einzige Kunstform ist, der niemand entkommt.

Corona einmal beiseitegelassen: Man kann den Eintritt ins Museum, in den Musiksaal oder das Kino verweigern. Wer aber durch seine Stadt läuft, fährt oder radelt, sieht sich immer mit Architektur konfrontiert. Nicht in jedem Einzelfall vermag uns diese Unausweichlichkeit zu erfreuen, aber niemand wird bestreiten, dass Hamburg – nicht nur in den Augen seiner Bewohnerinnen und Bewohner – als schöne Stadt gilt. Diesen Titel verdankt Hamburg ganz maßgeblich den hier wirkenden Architektinnen und Architekten.

Wenn wir heute einen besonders herausragenden Vertreter dieser Zunft nur im kleinen Kreis ehren, dann hat das nichts mit Corona zu tun. Der kleine Kreis ist Tradition bei der Vergabe dieser Auszeichnung – und steht doch im diametralen Gegensatz zur Bedeutung der Geehrten, der ja nicht nur als Architekt, sondern auch als Designer, Raumkonzeptionist und Geschäftsmann Großes erreicht hat.

Eigentlich hätten wir demnach eine Sporthalle oder ein Stadion mieten müssen. Nur so könnte man allen, die sich mit Ihren Werken, hoch geschätzter Herr Teherani, konfrontiert sehen, ihnen begegnen oder in ihnen wandeln, arbeiten oder wohnen, Platz bieten. – Die tradierte Exklusivität der heutigen Runde will es zum Glück anders.

Meine Damen und Herren,
in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts meinten Spötter, in Hamburg gebe es mehr Architekten als in ganz Frankreich.

Ob das wirklich stimmt, sei dahingestellt. In jedem Falle gab und gibt es in Hamburg eine erstaunliche Dichte von Architekten und damit von gestalterisch wirken wollenden Künstlerinnen und Künstlern. Aus meiner Sicht ist das nicht schlimm: Konkurrenz belebt das Geschäft – und führt zum kontinuierlichen Attraktivitätsgewinn Hamburgs.

Auch Ihre ersten Bauten, sehr geehrter Herr Teherani, stammen aus dieser Zeit. Sie verlegten Anfang der neunziger Jahre Ihr Arbeitszentrum nach Hamburg, ohne sich auf die Hansestadt als Arbeitsfeld zu beschränken.

In einem 1993 erschienenen Architekturführer fand bereits Ihr Präsentationsbau für ein Autohaus in Wandsbek lobende Erwähnung. Volkwin Marg und Reiner Schröder zeigten sich von den „ästhetisch veredelten Werkstattplätzen“ angetan und bilanzierten – Zitat „ein Musterbeispiel für architektonischen Anspruch im Gewerbebau“. Musterbeispiele in den unterschiedlichsten Gebäudekategorien zu bauen, wurde – so scheint mir – zu Ihrer Leitlinie, bis heute.

Gern erwähne ich ihre ortsprägende Bautätigkeit in Freiburg, Düsseldorf, Augsburg, Duisburg, in München, am Frankfurter Flughafen und dem dortigen Hafenpark. Ihr umfangreiches internationales bauliches Engagement sei hier nur kurz erwähnt – alles andere würde den heutigen Rahmen sprengen.

Maßgeblich für Ihren Schaffensdrang in Hamburg war zunächst Ihre Zusammenarbeit mit den Kollegen Bode und Richter. Das resultierende BRT-Label war das Kürzel der Nachnamen, aber eben auch eine Größeneinheit, die gerade in Hafenstädten wie Hamburg eine im Wortsinn gewichtige Bedeutung hat: die Bruttoregistertonne. Diese sublime Doppeldeutigkeit – ob gewollt oder nicht – passt gut zum feinsinnigen Gestaltungswillen Hadi Teheranis, der wiederum auf jahrtausendealter Tradition fußt: Der „Archi-Tekt“ war einst der „erste Handwerker“.

Die Ansprüche an den Berufsstand sind aber seit Bau der Akropolis oder der Hagioa Sophia gewaltig gewachsen. Und die Verantwortlichen für Stadtentwicklung und Bauvorhaben – allen voran die Planerinnen und Planer oder (Ober-)Baudirektoren – sind daran sicher nicht ganz unschuldig.

Sie selbst, lieber Herr Teherani, verlangen von einem guten Architekten – ich zitiere Sie – „gleichzeitig Ingenieur, Jurist, Künstler, Kaufmann und Dirigent“ zu sein. Dieser nachgerade maßlose Anspruch an sich selbst ist zumindest ein Baustein für Ihre außerordentlichen kreativen, ja künstlerischen Beiträge zur Attraktivität unserer Stadt.

Über Ihre gestalterischen Vorbilder kann man bei Betrachtung Ihrer Gebäude nachsinnen – oder sich ebenso gut einige Namen Ihrer Koi-Karpfen auf der Zunge zergehen lassen: Mies von der Rohe und Le Corbusier.

Was ist das Außerordentliche und damit auch heute zu Ehrende an der Baukunst Hadi Teheranis?

An der Perlenkette seiner Gebäude entlang der Elbe kann ich dies besonders deutlich verorten: Bei allen habe ich das Gefühl, der jeweilige Ort wollte genau diese Bebauung. Von oben grüßen die „tanzenden Türme“, und nachdem die Rickmers Holding, das Dockland und das Deichtorcenter erst einmal da standen, wo sie heute stehen, war die vorherige Leere vergessen.

Kein Zweifel: Diese Wasserlagen haben nur auf sie gewartet. Etwas anderes als Ihre markanten Gebäude kann man sich dort nur noch mühsam vorstellen. So haben Sie die Silhouette der nördlichen Elbseite entscheidend mitgeprägt.

In einem Interview sagten Sie selbst: „Die Idee (für ein Gebäude) kommt aus dem Grundstück.“ Die tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Bauort und seiner Geschichte ist ein entscheidender Punkt Ihres Selbstverständnisses als Baumeister.

Hinzu kommt Ihr Wille, dem jeweiligen Gebäude eine individuelle Seele einzuhauchen. Dazu gehört die sprechende äußere Form, aber auch, dass Sie nicht sozusagen leere Gebäude abliefern, sondern sich intensiv mit ihrer Nutzung und den dafür notwendigen Designfragen beschäftigen.

Ob es nun Bodenbeläge, Leuchten, Stühle, modulare Küchen, Tür- oder Fensterbeschläge sind: Bei allen Komponenten können und wollen Sie gestalterisch weiterarbeiten. So sprechen wir bei Ihren Gebäuden mit Fug und Recht von „ganzheitlichem Bauen“ – und von dem, was man „beseelte Architektur“ nennen kann.

Spazieren wir die Elbe weiter aufwärts, dann ist in der HafenCity mit dem „Strandkai Fifty Nine“ am Vasco-da-Gama-Platz Ihre bislang letzte Perle an der Kette zu bewundern.

Wenn ich zum Abschluss einen Wunsch frei hätte, lieber Herr Teherani, würde ich mir wünschen, dass wir noch weiter elbaufwärts gehen, auf den Kleinen Grasbrook, und dass dann dort auch einmal weniger begüterte Hamburgerinnen und Hamburger in einem Ihrer beseelten Gebäude wohnen könnten. Hamburg als erklärte „Stadt für alle“ würde sich darüber freuen.

Sehr geehrter Herr Teherani,
der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ist Ausdruck der Anerkennung und des Dankes für Bürgerinnen und Bürger, die sich in herausragender Weise um die Gesellschaft verdient gemacht haben.

Es ist für mich Freude und Ehre zugleich, Ihnen heute das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreichen zu dürfen.

Herzlichen Glückwunsch!

Themenübersicht auf hamburg.de

Kontakt

Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen

Neuenfelder Straße 19
21109 Hamburg
Adresse speichern
Telefon:
115
E-Mail:
info@bsw.hamburg.de

Diskutieren Sie mit!