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17. September 2021 DASL-Jahrestagung

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Rede der Senatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt

DASL-Jahrestagung, Rede, Senatorin, Dr. Dorothee Stapelfeldt, Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, Hamburg

Sehr geehrte Frau Prof. Merk,
sehr geehrte Frau Müller,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

herzlich willkommen in der Freien und Hansestadt Hamburg, herzlich willkommen in den Räumen der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen! Ich freue mich sehr, Sie hier zu Ihrer Jahrestagung begrüßen zu dürfen.

Vor fünf Jahren hat Frau Prof. Dr. Merk in ihrer Funktion als Stadtbaurätin von München in diesem Haus im Rahmen einer Fachkonferenz meiner Behörde zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wien, Berlin und Hamburg einen „Blick auf wachsende Städte“ gerichtet. Der Schwerpunkt der damaligen Veranstaltung lag auf dem Thema Wohnen, denn die Bereitstellung von ausreichendem und vor allem bezahlbarem Wohnraum war und ist eine Daueraufgabe.

Deswegen arbeiten wir auch in der aktuellen Hamburger Wahlperiode daran, den Wohnungsmarkt zu entlasten. Allein mit den großen Stadtentwicklungsvorhaben werden wir bis zum Jahr 2025 über 50.000 neue Wohnungen in unserer Stadt bereitstellen.

Allerdings benötigen wir natürlich auch ausreichend Bauflächen, um das ambitionierte Hamburger Wohnungsbauprogramm mit der Genehmigung von jährlich 10.000 neuen Wohnungen, davon 35 % öffentlich gefördert und mit 10% auch mit einem großen Anteil für vordringlich Wohnungssuchende, auch weiterhin umsetzen zu können. Der Senat hat sich daher dazu entschlossen, städtische Grundstücke nur noch in Ausnahmefällen zu verkaufen. Die stadteigenen Flächen werden nunmehr überwiegend im Rahmen der Erbpacht vergeben. Außerdem kauft Hamburg wieder Flächen innerhalb der Stadtgrenzen an, um die Möglichkeiten für städtische Projekte wieder zu vergrößern.

Dennoch gehen wir natürlich, schon aus ökologischen Gründen, höchst sparsam mit den vorhandenen städtischen Flächen um.

Der Schwerpunkt bei der Umsetzung des Hamburger Wohnungsbauprogramms liegt dementsprechend ausdrücklich bei der Weiterentwicklung grundsätzlich bereits erschlossener Flächen unter dem Motto „Mehr Stadt in der Stadt“. Zu diesen Flächen gehören in Hamburg naturgemäß auch Flächen im Hafen, das größte Projekt in diesem Zusammenhang, die HafenCity, dürften die Meisten von Ihnen ja vermutlich bereits aus eigener Anschauung kennen. Insofern möchte ich den von Ihnen gewünschten Titel meines Beitrags „Hamburg: Hafen, Handel und Wissenschaft“ gerne aufgreifen und Ihnen die städtebauliche Klammer, die wir aktuell durch mehrere große Entwicklungsprojekte um die Bereiche Wohnen, Arbeiten und Wissenschaft, auch auf ehemaligen Hafenflächen legen.

Stützen können wir uns dabei in vielen Fällen auf die 2017 eingeführte Gebiets­kategorie des „Urbanen Gebiets“, die in städtischen Lagen eine höhere bauliche Dichte und andere Nutzungsmischung erlaubt.

Da ist zunächst die Entwicklung des Grasbrook, gleich gegenüber der HafenCity. An dieser Stelle entwickeln wir auf derzeit untergenutzten Hafenflächen ein komplett neues Quartier, in grandioser Wasserlage, mit einem geräumigen Park und, durch die Verlängerung einer U-Bahnlinie, mit kurzer ÖPNV-Anbindung an den Hauptbahnhof. Entstehen werden neue Möglichkeiten für hafenbezogene Logistik-Unternehmen mit circa 16.000 Arbeits­plätzen, die zugleich für die daneben geplanten etwa 3.000 Wohnungen einen optischen und akustischen „Gewerberiegel“ darstellen – eine großartige Möglichkeit der Innenentwicklung in Richtung einer gemischten Nutzung.

Gleichzeitig wird der Grasbrook ein weiterer Trittstein zum Sprung über die Elbe. Er liegt in der Mitte eines übergreifenden Transmissionsraums im inneren der Stadt, von der HafenCity im Norden bis zum Süden über Wilhelmsburg bis nach Harburg.

Im Osten schließt sich mit der Entwicklung „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ ein weiteres Projekt an den Grasbrook. Es hat zum Ziel, in bestehenden, bisher überwiegend gewerblich genutzten Gebieten des Hamburger Ostens Entwicklungspotenziale für neuen Wohnraum zu erschließen, moderne Industrie- und Gewerbe­strukturen zu ermöglichen und gleichzeitig die Verbindung von Wasser und Grün zu stärken. Innerhalb dieses Raums liegt mit Billbrook das zweitgrößte Hamburger Industriegebiet.

Dieses werden wir dauerhaft erhalten und damit unterstreichen, dass Wohnen, Arbeiten und grüne Freiräume in direkter Wasserlage im Rahmen einer modernen Stadtplanung gut zusammengefügt werden können.

Etwas südlich davon, in Oberbillwerder, wird in den kommenden Jahren ein ganz neuer Stadtteil entstehen mit rund 5.000 Arbeitsplätzen und rund  7.000 Wohneinheiten, 35 % davon Sozialwohnungen und viele mit Beteiligung von Baugemeinschaften. Etwa 15.000 Menschen sollen in Oberbillwerder also ein neues Zuhause finden. In ihrem Umfeld werden Grünflächen, Verkehrswege und soziale Einrichtungen, die Gründung eines Schulcampus, Kindertagesstätten, soziale Einrichtungen und neuartige Mobility Hubs zusammen eine umfassende und umweltschonende soziale Infrastruktur bilden.

Das angestrebte Energiekonzept ist obendrein auf eine autarke Selbstversorgung ausgerichtet, indem es eine dezentrale Stromversorgung mittels Blockheizkraftwerken und Solaranlagen ergänzt. All dies eingerahmt von umfassender und erfreulich stark genutzter Bürgerbeteiligung, aus der viele Ideen und Anregungen in die Planung geflossen sind und weiter einfließen werden.

Mit dem neuen Stadtteil Oberbillwerder möchten wir dementsprechend das Zeichen senden, dass Stadtplanung und Bauwirtschaft sowie Verwaltung und Politik in den Ländern und Kommunen gemeinsam die immensen Herausforderungen meistern können, die vor uns liegen, wenn wir uns unserer Stärken besinnen und sie konstruktiv miteinander nutzen.

Last but not least schaffen wir im Westen der Stadt in der Nähe zur mehr und mehr überdeckelten Autobahn A7 die Science City Hamburg Bahrenfeld.

Erstmalig in der Geschichte Hamburgs wird dort das stadtentwicklungspolitische Konzept einer integrierten Entwicklung von Wissenschaft, Forschung und Lehre sowie Wirtschaft, Arbeiten, Wohnen, Freizeit und Erholung verfolgt.

Der Bau zahlreicher neuer und bezahlbarer Wohnungen für unterschiedliche Zielgruppen, sowie innovativer Arbeitsstätten sind dabei ebenso Teil des übergeordneten Zukunftsbildes wie die Umsetzung eines Technologiezentrums innerhalb des Innovationsparks Altona und Neubauten der Universität sowie für anderer wissenschaftlicher Einrichtungen. Einen besonderen Stellenwert bei der Planung und Entwicklung werden die Aspekte effiziente Flächennutzung, Nachhaltigkeit, Klimaneutralität und Inklusion sowie alternative Mobilität einnehmen.

Die Entwicklung von Wohn- und Arbeitsstätten mit herausragenden wissenschaftlichen Forschungsstrukturen ist eine Chance, einen Beitrag zur Erreichung der Hamburger Klimaziele zu leisten. Beim Wohnungsbau wird ein besonderes Augenmerk auf barrierefreie Wohnungen, Baugemeinschaften, alternative Wohnkonzepte, Wohnungen für Studierende und Auszubildende und Wohnungsamtsgebundene sowie Wohnungen für in der Science City Arbeitende gelegt.

Das Forschungs- und Technologiezentrum DESY, Teile der Universität Hamburg und weitere Spitzeninstitute der Wissenschaft sorgen schon heute für internationale Strahlkraft am Standort Bahrenfeld. Mit dem Konzept der Science City wird die Idee einer Wissenschaftsstadt konsequent fortgeführt, in konkrete Planungen überführt und letztendlich baulich realisiert.

Hierbei bilden die bereits ansässigen Forschungseinrichtungen, die Ansiedlung weiterer Einrichtungen der 2019 als Exzellenzuniversität ausgezeichneten Universität Hamburg und die Schaffung von attraktiven Möglichkeiten für die Ansiedlung innovativer Unternehmen mit wissensbasierten Arbeitsplätzen das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft.

Meine Damen und Herren,
der Grasbrook, das „Stromaufwärts“-Programm, Oberbillwerder und die Science City: Diese Beispiele zeigen, wie komplex, aber auch wie reizvoll, ja faszinierend es ist, Stadt­entwicklung in Hamburg nach zeitgemäßen, ganzheitlich ausgerichteten Kriterien zu betreiben.

Wir sprechen dabei schon aufgrund der Größe der Vorhaben und der großen Zahl der öffentlichen und privatwirtschaftlichen Beteiligten über einen Realisierungs-Horizont von fünf, zehn oder mehr Jahren.

Kurzfristiges Handeln erfordern hingegen hier und in fast überall in Deutschland die Innenstädte. Aufgabe der Stadtentwicklung wird es sein, die dringend notwendigen Wandlungsprozesse in den Innenstädten kraftvoll zu (mit-)gestalten - mit neuen Verkehrskonzepten und umfangreichen Maßnahmen hin zu einer Innenstadt als wiederzuentdeckender Wohn-, Freizeit- und Erlebnisraum.

Unter Hamburger Federführung wurden vor genau einem Monat in einem Bericht an die Bauministerkonferenz mit dem Titel „Perspektiven für die Entwicklung der Innenstädte“ explizite Maßnahmen zur Zukunfts­sicherung der Innenstädte erläutert, die obendrein kurz- bis mittelfristig umsetzbar sind. Für die Zukunft der Innenstädte wird es entscheidend sein, dass wir gemeinsam, Politik, Verwaltung, Städtebau und Architektur, auch in den zentralen Lagen die Zusammenführung Arbeit, Wohnen, Wissenschaft und Freizeit gut organisieren.

Meine Damen und Herren,
am 30. November 2020 wurde die Neue Leipzig-Charta als Fortschreibung der ersten Leipzig-Charta von 2007 im Rahmen eines Informellen Minister­treffens verabschiedet. Entstanden ist eine Leitlinie für gemeinwohlorientierte Stadt­entwicklung.

Sie ist das Leitdokument für eine zeitgemäße Stadtpolitik in Deutschland und Europa. Darin werden die zentralen Fragen gestellt:

  • Was sind die Grundprinzipien guter Stadt­entwicklung?
  • Wo besteht dringender Handlungsbedarf?
  • Wie lassen sich Krisenfestigkeit und Innovationskraft in den Städten Europas stärken, um aktuelle und zukünftige soziale, wirtschaftliche und ökologische Heraus­forderungen zu bewältigen?
  • Welche Unterstützung benötigen Kommunen und die Menschen, die in ihnen leben und arbeiten, um ihre Gestaltungs- und Veränderungskraft entfalten zu können – in großen wie in kleinen Städten, im Quartier oder in einer ganzen Stadtregion?

So allgemein diese Fragen formuliert werden, so konkret sollten unsere Antworten im Einzelnen aussehen.

Deswegen bin ich davon überzeugt, dass das Motto Ihrer Jahrestagung „Stadt macht Arbeit – Arbeit macht Stadt“ aktueller gar nicht sein könnte.

Ich freue mich sehr, dass Sie sich gerade in Hamburg mit den Fragen zur Zukunft der Städte beschäftigen.

Das spannende Tagungs­programm wird mit Sicherheit viel Stoff für einen intensiven Austausch liefern. Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Tagung und danke für Ihre Aufmerksamkeit!

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