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9. September 2015 Empfang zum brasilianischen Nationalfeiertag

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Rede der Senatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt

Empfang zum brasilianischen Nationalfeiertag

Sehr geehrter Herr Konsul Dr. Curschmann,
sehr geehrter Herr Doyen,
sehr geehrte Mitglieder des Konsularischen Korps,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich danke Ihnen herzlich für die Einladung zu dieser Feier, die ich gern angenommen habe. Als ich vor zwei Jahren – ebenfalls zu Brasiliens Nationalfeiertag – hier bei Ihnen als Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin zu Gast war, habe ich an die Reise von Bürgermeister Scholz nach Santos im selben Frühjahr erinnert, an die Verbundenheit der beiden Hafenstädte Hamburg und Santos, die Bedeutung der Containerschifffahrt beiderseits des Atlantiks und die vielfältigen Vernetzungen von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft seit mehr als 150 Jahren.

Vor genau einem Jahr nun hat Hamburg die 34. Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage ausgerichtet mit rund 650 Teilnehmerinnen und Teilnehmern unter dem Motto „Industrie für die Zukunft“. Viele erfolgversprechende Kontakte und Initiativen sind daraus hervorgegangen. Wirtschaftsminister Borges sprach dabei ausführlich über die geplanten Reformen in Brasilien etwa in den Bereichen Steuern und Arbeitsmarkt, und bei dieser wie bei etlichen anderen Gelegenheiten wurde deutlich, wie lebendig brasilianisches Leben und brasilianische Kultur schon lange in Hamburg sind.

Heute, als Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, habe ich noch weitere Bezüge zu Ihrem großen, schönen Land. Denn die Frage, wie sich Städte entwickeln, wie sie geplant und gestaltet werden können zum Wohl aller ihrer Bewohnerinnen und Bewohner, diese Frage stellt man sich nicht nur in Hamburg, sondern weltweit, und auch keineswegs erst seit gestern.

Das wohl berühmteste Beispiel einer buchstäblich „geplanten“ Stadt ist bekanntlich Ihre Landes-hauptstadt Brasília, das ein beeindruckendes Zeugnis ablegt vom planerischen Willen vor einem halben Jahrhundert. Auch davon, was Menschen zu leisten imstande sind − und ebenso, wie sehr sich die Ansprüche an eine moderne Stadt und die Idealvorstellungen von urbanem Leben über die Jahrzehnte geändert haben.

Und so kritisch manche den beispiellos ehrgeizigen Entwurf von Brasília als durchgeplante Metropole heute bewerten – die Heimat von heute 2,6 Millionen Menschen ist seit 1987 ein Welt¬kulturerbe der Unesco, so wie es seit Kurzem Hamburgs Speicherstadt und das Kontorhaus¬viertel sind. Brasília entstand auf der Höhe der Zeit und hat nichts von seiner Faszination verloren.

Bei uns in Hamburg ist in den vergangenen Jahren die Erkenntnis gewachsen, dass Stadtentwicklung nicht mehr allein eine Frage des Wohnens ist, obwohl dieser Senat Jahr für Jahr Tausende neue Wohnungen auf den Weg bringt, davon ein Drittel sozial gefördert. Es geht auch nicht nur um optimale Rahmenbedingungen für Industrie und Gewerbe, um eine leistungsfähige Infrastruktur, exzellente Bildungsmöglichkeiten für Vorschulkinder, Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Studierende. Es geht um alles zusammen. Und diese Aufgabe lässt sich nur im Zusammenspiel aller gesellschaftlichen Kräfte bewältigen.

Nie wurde uns das deutlicher vor Augen geführt als in diesen Tagen, in denen uns Hunderte, Tausende Flüchtlinge aus den vielen Kriegs- und Krisenregionen dieser Welt erreichen. Diese Menschen verlassen ihre Heimat nicht als Urlaubsreisende auf der Suche nach Entspannung, sondern aus nackter Angst ums Überleben. Die Medien sind voll von ihren erschütternden Lebensgeschichten – und von begeisternden Berichten über die Hilfsbereitschaft der hier bereits Ansässigen für die Neuankömmlinge.

Auch wenn die Vorgeschichte und die persönliche Motivation andere waren − ich bin sicher, viele von Ihnen, die aus Brasilien nach Hamburg gekommen sind, erinnern sich sehr deutlich an ihre erste Zeit hier, die Unsicherheit, die Herausforderung der neuen Sprache, aber auch ihre Neugier auf das, was sie hier erwartet. Wie viel stärker müssen diese Gefühle, vor allem der Unsicherheit, erst bei Flüchtlingen sein!

Sie zu unterstützen, ihnen ein Gefühl der Sicherheit und des Willkommenseins zu vermitteln, das vermag die Verwaltung nicht allein zu leisten. Darum bitte ich Sie alle, die Sie sich Ihre brasilianischen Wurzeln bewahrt haben, aber sich womöglich längst als Hamburgerinnen und Hamburger verstehen, dabei mitzuhelfen, Hamburgs sprichwörtliche Gastfreundlichkeit und Weltoffenheit weiterzutragen und den hier Ankommenden zu vermitteln. Und nicht zu vergessen: Vor einem Dreivierteljahrhundert nahm Brasilien verfolgte Deutsche auf, die vor dem Nazi-Terror nach Lateinamerika flohen.

Und gestatten Sie mir in dieser Herzensangelegenheit noch einen letzten kurzen Hinweis: Falls Sie sich – in welchem Umfang auch immer – ehrenamtlich für Flüchtlinge engagieren möchten, finden Sie im Internet alle nötigen Informationen unter hamburg.de/fluechtlinge. Ich danke Ihnen schon jetzt dafür!

„Das Gesicht unserer Stadt wird sich verändern“, hat mein Kollege, Sozialsenator Detlef Scheele,in diesem Zusammenhang gesagt. Es liegt an uns allen, ob es sich weiter zum Positiven verändern wird. Unsere gemeinsame Vielfalt und Internationalität sind eine hervorragende Basis dafür.

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Nationalfeiertag! Ich freue mich auf anregende Begegnungen heute Abend.

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Kontakt

Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen

Neuenfelder Straße 19
21109 Hamburg
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115
E-Mail:
info@bsw.hamburg.de

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