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12. Oktober 2015 Mitgliederversammlung Trägerverbund Projekt Innenstadt e. V.

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Rede der Senatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt

Rede der Senatorin Dr. Stapelfeldt beim Trägerverbund Projekt Innenstadt e. V.

Sehr geehrter Herr Görtz,
sehr geehrter Herr Grüter,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich freue mich über die Einladung zu Ihrer Öffentlichen Mitgliederversammlung. Dialog ist immer etwas Gutes, und dieser Senat legt gerade in Fragen der Stadtentwicklung großen Wert auf seine kooperative Haltung gegenüber allen Beteiligten.

Erst Recht, wenn sie mit so großem Engagement − fast möchte ich sagen: Herzblut − beteiligt sind wie der Verein Trägerverbund Projekt Innenstadt, was mich sehr freut. Seit Jahrzehnten pflegt der Trägerverbund engen Kontakt zum Senat der Freien und Hansestadt Hamburg als wichtige und kompetente Stimme im Gesamtkonzert der Stadtentwicklung.

Darum habe ich mich über die offene, konstruktive Grundhaltung des Trägerverbunds seit meiner Amtsübernahme als Präses der neuen Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen sehr gefreut, so etwa im Gespräch mit dem Vorstand bei unserem Treffen im August.

Gleichwohl liegt es in der Natur der Sache, dass Ihre und unsere Positionen nicht in jedem Einzelpunkt deckungsgleich sind − schon weil die Politik allen verpflichtet ist, die in Hamburg leben und arbeiten. Und weil sie Akzente setzt, für die sie vom Souverän − den Wählerinnen und Wählern − ermächtigt wurde.

Anders ausgedrückt: Wir können es natürlich gar nicht allen recht machen, aber wir gehen sorgfältig und mit Bedacht vor und wir sind aufgeschlossen für Ideen, Anregungen und auch Kritik.

Lassen Sie mich heute die Grundzüge des aktuellen Innenstadtkonzepts erläutern, das ja, wie Sie sicher wissen, auch in Zusammenarbeit mit dem Trägerverbund entstanden ist. Anschließend ist aus meiner Sicht noch genug Zeit für Fragen und Diskussion, wenn Sie damit einverstanden sind.

Meine Damen und Herren,
wenn wir von tagespolitischen Debatten absehen, wird wohl kaum ein Feld in unserer Gesellschaft so leidenschaftlich diskutiert wie die die Gestaltung und Weiterentwicklung der eigenen Stadt, besonders des eigenen Wohnumfelds. Dabei gewinnt man in Hamburg mitunter den Eindruck, als liebten die Bürgerinnen und Bürger die „schönste Stadt der Welt“ so sehr, dass sie sich um Himmels Willen bloß nicht verändern sollte.

Nun sollte diese Haltung nicht blind machen für nötige Veränderungen, wünschenswerte Verbesserungen der Lebensqualität in der Stadt oder auch für schlichte Notwendigkeiten.

Eine dieser grundlegenden Notwendigkeiten ist der Wohnungsbau. Dafür wurde in früheren Jahren viel zu wenig getan mit der Folge, dass sich bei einem Besichtigungstermin nicht selten 50 und mehr Wohnungssuchende im Treppenhaus drängten. Es gibt verschiedene Schätzungen, wie viele Wohnungen in Hamburg fehlen.

Es gibt auch verschiedene Studien bundesweit, wie viele Wohnungen in den großen Städten neu gebaut werden müssten. Sicher ist: Es sind Zehntausende, und diesen Bedarf kann niemand − weder die Stadt mit ihren städtischen und ehemals gemeinnützigen Wohnungsbauunternehmen noch die Immobilienwirtschaft auf dem privaten Markt − im Handumdrehen decken.

Aber die Aufgabe anzupacken, statt die Augen davor zu verschließen, das ist durchaus möglich, und genau das tut der Senat.

Unser von Anfang an sehr ambitioniertes Wohnungsbauprogramm seit 2011 setzte sich das Ziel von 6.000 neuen Wohnungen jährlich, davon ein Drittel gefördert. Diese Marke haben wir inzwischen nicht nur übererfüllt, wir sprechen auch über eine Erhöhung der Zielmarken. Denn es ist uns bewusst: Mit dem Wohnungsbau dürfen wir nicht wieder aufhören, wenn wir den wachsenden Bedarf decken wollen.

Da Hamburg bekanntermaßen nicht geografisch wachsen kann, geht das aber nur

• mit der Schließung der immer geringer werdenden Zahl von Baulücken,
• der Erschließung neuer Wohnungsbau-potenziale auf ehemaligen Gewerbeflächen oder anderen Konversionsflächen,
• der maßvollen Verdichtung mittels höhergeschossiger Bauten
• und generell dem verstärkten Zusammenführen von Wohnen und Gewerbe, weil Gewerbebetriebe, Sportanlagen und Freizeiteinrichtungen gleichermaßen zu einer gut gemischten, lebenswerten Stadt gehören.

Wir wollen auch weiterhin 6.000 Wohnungen im Jahr bauen, und diese sollen vor allem in der inneren Stadt entstehen. Unsere Großstadtstrategie soll darüber hinaus Hamburg und große Städte generell in die Lage versetzen, sinnvolle Nutzungsmischungen von Arbeiten und Wohnen, von Gewerbe, Freizeit und Wohnen zu entwickeln.

Hamburg hat damit bundesweit auf Fachebene eine Diskussion über zukunftsweisende Stadtentwicklung angestoßen mit dem Ziel, die Rahmenbedingungen für Stadtentwicklung und wichtige bundesrechtliche Regelungen zu verändern, um städtebauliche Entwicklungen in Großstädten zu erleichtern.

Das vorhandene Planungsrecht – insbesondere die Baunutzungsverordnung – ist strukturell noch immer dem Geist der Trennung der städtischen Funktionen verhaftet. Unsere Initiative in der Bauministerkonferenz ist ein Schritt, um das zu ändern.

Wir wollen ein neues sogenanntes „Mischgebiet der Innenentwicklung“ einführen. Damit könnte man Wohnen, Gewerbe und Dienstleistungs-funktionen wesentlich flexibler und situations-gerechter als bisher planerisch festsetzen. Dieses Nebeneinander von verschiedenen Nutzungen soll zudem nicht nur im Bestand fortgeführt, sondern auch bei Neuplanungen umgesetzt werden können, was zum Beispiel durch verbesserten Emissionsschutz auch leichter und verträglicher möglich ist als in früheren Jahrzehnten.

All das betrifft im Prinzip sämtliche Hamburger Bezirke und Quartiere − auch das traditionell stark nachgefragte Innenstadtgebiet, für das tatsächlich − wenn man so will − ein räumliches Wachstum stattfindet.

Denn mit dem Bau der HafenCity unternimmt die Stadt Hamburg die größte Innenstadterweiterung seit der Erweiterung um die Neustadt im 17. Jahrhundert. Hamburgs Innenstadt wird durch die HafenCity um beträchtliche 40 Prozent erweitert.

157 Hektar ehemals vom Hafen genutzte Flächen werden durch die Umstrukturierung des Geländes für die Innenstadt nutzbar, und zwischen Speicherstadt und Hafen entsteht ein neues Quartier mit bedeutenden kulturellen Einrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten, vielfältigen gastronomischen Angeboten und attraktiven öffentlichen Räumen am Wasser − und damit genau der gemischten Nutzung, die wir uns wünschen.

Bevor ich später noch ausführlicher auf das Überseequartier zu sprechen komme, möchte ich vorweg ein paar Zahlen sprechen lassen: Arbeitsplätze für mehr als 45.000 Beschäftigte und ungefähr 6.000 Wohnungen, letztlich Platz für 12.000 bis 14.000 neue Bewohnerinnen und Bewohner − die HafenCity, Hamburgs jüngster Stadtteil, zählt auch deutschlandweit gesehen zu den faszinierendsten Stadtentwicklungsprojekten unserer Zeit.

Nicht nur wird sich die Einwohnerzahl der Innenstadt nahezu verdoppeln, die HafenCity setzt auch positive Impulse für die bestehenden Lagen der Innenstadt und das Innenstadtkonzept insgesamt.

Hamburg-Altstadt und -Neustadt erleben also Veränderungen: Ihre Randlagen gewinnen eine neue Zentralität und das, was wir erhöhte Lagegunst nennen − mit Auswirkungen auf die gesamte Innenstadt.

Unser Ziel besteht darin, die Hamburger Innenstadt langfristig zu einem lebendigen, durchmischten und für alle nutzbaren Zentrum weiterzuentwickeln. Hierfür gibt es nicht die eine Lösung, die alles verändert, sondern eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen und themen.

Den Entstehungs- und Kommunikationsprozess des Innenstadtkonzepts sowie die geschichtlichen Phasen der Innenstadt-Entwicklung (so spannend sie sich darstellen) überspringe ich dabei in meiner Darstellung.

Zumindest kurz möchte ich aber auf die Konstanten der Stadtgestalt eingehen, also prägende Merkmale der Innenstadt, die sich über einen langen Zeitraum in das Stadtbild eingeschrieben haben und Hamburg unverwechselbar machen.

Die „Gestaltqualität“ der Innenstadt zu bewahren ist für uns sozusagen ein durchgängiges Motiv. Wobei wir vornehmlich von den Zeugnissen der Baugeschichte seit Mitte des 19. Jahrhunderts sprechen, wenn von signifikanten historischen Schichten und Spuren in der Hamburger Innenstadt die Rede ist. Es geht also um den Erhalt der Silhouette, der historischen Substanz der vergangenen 150 Jahre und der prägenden Stadtstruktur wie Wasserflächen, Straßen- und Platzräume.

Diese Stadtan- und Stadteinsichten haben sich über einen sehr langen Zeitraum behauptet; die signifikanten Türme überragen nach wie vor alle innerstädtischen Bauten. Bei Bauvorhaben ist es darum unter dem Gesichtspunkt Bewahrung der Innenstadt-Charakteristik wichtig, lokale Blickbeziehungen – beispielsweise auf Kirchtürme – zu identifizieren und zu schützen.

Die Innenstadt – insbesondere die Neustadt – ist heute allerdings weit entfernt von ehemals hier vorhandener baulicher Dichte. Das macht eine Verdichtung denkbar. Im Hinblick auf das Wohnen in der Innenstadt und die damit verbundenen Ansprüche ist eine Nachverdichtung jedoch eine Gratwanderung, für die niemand ein Patentrezept in der Schublade liegen hat. Hier ist die − ohnehin unumgängliche − Einzelfallprüfung besonders wichtig.

Eine hochwertige Gestaltung der Innenstadt wird auch durch Außengastronomie, Werbeanlagen und Warenauslagen beeinflusst. Den hier Anwesenden, sofern involviert, mache ich gern das Kompliment: Die Hamburger Innenstadt unterscheidet sich − nicht nur, aber auch − in dieser Hinsicht positiv von vielen anderen Städten.

Dies gilt es zu bewahren, zum Beispiel, indem wir auch zukünftig konsequent auf ein anspruchsvolles Erscheinungsbild achten. Gestaltungsrichtlinien sind ein gutes Instrument, um ein Nebeneinander von verschiedenen Werbeträgern, Farben und Formen steuern.

Im Bereich um den Jungfernstieg beispielsweise werden mithilfe der Binnenalster-Verordnung Werbemittel und Lichtzeichen reglementiert, auch in den Business Improvement Districts finden Vorgaben zur Gestaltung von Einzelhandel und Gastronomie bereits Anwendung. Eine Ausweitung auf weitere Bereiche in der Innenstadt ist gut vorstellbar und würde der Bedeutung des innerstädtischen Standorts gerecht.

Auch die Beleuchtung in der Stadt beeinflusst ihre Gestaltqualität. Ziel des Lichtkonzepts für die Innenstadt ist es, die charakteristischen Grundstrukturen und die Unverwechselbarkeit des gewachsenen Stadtbildes auch in den Abend- und Nachtstunden erkennbar zu machen. Oberste Priorität hat hierbei, Gebäude und Freiräume in der nächtlichen Ansicht nicht zu verfremden. Ökologische Kriterien und Sicherheitsaspekte spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.

Dazu gehört das Wiederaufgreifen verlorener oder vergessener historischer Wege − wie etwa am Hopfenmarkt − und die Suche nach Räumen, in denen Fleete zugeschüttet wurden und wo sich deren frühere Existenz mit dezenten stadtgestalterischen Mitteln andeuten lassen könnte. Darüber hinaus ist auch die baulich angemessene Fassung der Fleete ein wichtiges Thema − durchgängige Arkaden oder von den Fassaden losgelöst wirkende Stege oder Pontons etwa sind mögliche Lösungen.

Meine Damen und Herren,
die Verbindung von Altstadt, Neustadt und HafenCity verlangt die Bereitschaft zu neuen Sichtweisen. So unterschiedlich die Quartiere sein mögen − sie ergänzen einander und sind trotz ihrer Vielfalt gemeinsam als Innenstadt erfahrbar, gut ausgebaute Wege vorausgesetzt.

Die vielfältigen Wege aus der Innenstadt Richtung Elbe sollen wiederbelebt und die Querungen – insbesondere der ehemaligen Ost-West-Straße, heute der Ludwig-Erhard- und Willy-Brandt-Straße – vereinfacht werden. Generell sollen die Straßenräume durch Steigerung der Aufenthaltsqualität wieder zu einem Element des öffentlichen Raums werden, das mit Leben erfüllt ist.

Dabei ist auch ein Thema eine gerechtere Aufteilung des Straßenraums zwischen allen Mobilitätsformen und eine aktive Umgestaltung der Verkehrsflächen. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Business Improvement Districts, mit denen die öffentlichen Räume in jüngerer Zeit sukzessive aufgewertet wurden. Die Fußwege wurden verbreitert und an die zeitgemäßen Ansprüche einer Innenstadt angepasst.

Die innerstädtischen Freiräume sollen mehr noch als bisher Orte der Begegnung und Kommunikation sein. Sie sind in ihrer Bedeutung für das Miteinander und die Identität der Stadt sehr wichtig. Die Aufgabe, Ästhetik und Funktion des öffentlichen Raums ausgewogen zu gestalten, erfordert von daher besondere Sorgfalt.

Meine Damen und Herren,
die Innenstadt ist als Wohnstandort wieder attraktiv und die Nachfrage nach Wohnungen in der Innenstadt steigt. Der Hamburger Senat hat sich bekanntlich das Ziel gesetzt, stadtweit jährlich 6.000 Wohnungen zu bauen, wovon 2.000 gefördert werden sollen. Der Senat reagiert so auf die nach wie vor starke Nachfrage nach Wohnraum, die von den immensen Flüchtlingszahlen noch gesteigert wird.

Für den gesamten Bezirk Hamburg-Mitte ist in den 2011 vereinbarten Zielzahlen ein Neubauvolumen von durchschnittlich 750 Wohnungen pro Jahr festgehalten worden. Im Wohnungsbauprogramm des Bezirks werden mögliche Bauflächen benannt. Hier sind in der Altstadt und Neustadt annähernd 20 Standorte mit rund 550 Wohneinheiten im innerstädtischen Bereich projektiert. Bei der Umsetzung werden Anteile des öffentlich geförderten Wohnungsbaus grundsätzlich berücksichtigt und im Zuge der Konkretisierung der Vorhaben auf die verschiedenen Förderprogramme der Stadt zurückgegriffen.

Derzeit leben in der Altstadt und Neustadt rund 14.000 Menschen, davon jedoch nur 1.660 in der Altstadt. Weitere 1.830 Menschen wohnen bereits in der HafenCity. Mit den neuen Wohneinheiten dort kann sich die Einwohnerzahl von rund 15.800 im gesamten Innenstadtbereich verdoppeln. So ist es möglich, in rund 15 Jahren eine Größenordnung von gut 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern in der Innenstadt zu erreichen.

Neben den bisherigen Wohnstandorten rücken durch den Bau der HafenCity auch Standorte in den Fokus, die bislang eher als Geschäfts- oder Bürobereiche wahrgenommen wurden.

In der Altstadt wie in der Neustadt wiederum wird es Ergänzungen von Wohnnutzungen meist nur in kleinen Mengen geben können. Nutzungs-umwandlungen, Aufstockungen und punktueller Neubau tragen aber auch dazu bei, dem Anspruch der multifunktionalen Innenstadt näher zu kommen.

Grundsätzlich sollte bei allen Vorhaben in der Innenstadt überprüft werden, ob ein Wohnanteil berücksichtigt werden kann – auch wenn dies bei Nutzungsumwandlungen bautechnisch häufig schwierig ist.

Es hat sich bisher gezeigt, dass individuelle, maßgeschneiderte Lösungen zu suchen sind, weil jedes Quartier und jeder Standort ein eigenes Repertoire an Maßnahmen verlangt.

Seit 2012 ist der Bau von Wohnungen in der Innenstadt ausnahmsweise zulässig. Es bedarf aber weiterer Schritte, die das Wohnen in der Innenstadt fördern. Neben der im Januar 2014 beschlossenen Aufhebung der Stellplatzpflicht ist es auch wichtig, alternative Mobilitätsangebote wie beispielsweise Carsharing in Tiefgaragen und Parkhäusern einzubeziehen.

Darüber hinaus ist es wichtig, die soziale Infrastruktur mit Schulen und Kindertagesstätten sowie die Nahversorgung bei einer steigenden Bevölkerungszahl zu sichern. Gleichzeitig müssen auch die bestehenden Freiflächen und Grünanlagen erhalten, ergänzt und qualifiziert werden.

Die Infrastruktur der Innenstadt soll dabei unter barrierefreien Gesichtspunkten gestaltet werden. Jeder soll die Möglichkeit erhalten, Mitglied der Gemeinschaft zu werden und beispielsweise an barrierefreien Freizeitangeboten teilzunehmen. Sofern möglich, sollten auch neue Freiraumpotenziale erschlossen werden.

Für die gesamte Innenstadt − auch für die HafenCity − sollte der sogenannte Drittelmix aus einem Drittel geförderten Mietwohnungen, einem Drittel frei finanzierten Mietwohnungen und bis zu einem Drittel Eigentum angestrebt werden.

Neben dem ersten Förderweg für das öffentlich geförderte Wohnen gibt es seit 2011 auch eine zweite Fördermöglichkeit für Haushalte mit mittleren Einkommen. So reagiert Hamburg bereits auf die angespannte Lage auf dem Wohnungs¬markt und die steigenden Wohnungs-mieten.

Meine Damen und Herren,
bei all den genannten Schwerpunkten vergessen wir selbstverständlich nicht die Lage des Einzelhandels, die wir nach Kräften stärken wollen.

Die Hamburger Innenstadt gilt als Einkaufsort mit einer hohen Anziehungskraft. Die Mönckeberg- und die Spitalerstraße sind weit über Hamburgs Grenzen hinaus bekannte Einkaufsstraßen, an denen sich in hoher Dichte die Kaufhäuser aufreihen. Sie zählen, gemessen an ihren Passantenfrequenzen zu den Top 10 deutscher Einkaufsstraßen.

Jungfernstieg, Neuer Wall, Große Bleichen und die dazwischen eingespannten Passagen wie die kürzlich neu eröffnete Kaisergalerie verbinden hochwertige Geschäftslagen, in denen es sich niveauvoll flanieren und einkaufen lässt. Die „Shopping-Metropole“ Hamburg ist auch eine touristische Attraktion.

Weil aber aufgrund des sehr hohen Mietniveaus in den 1A-Lagen spezialisierte, inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte kaum eine Chance haben, Fuß zu fassen, gewinnen Architektur, gute Wegeverbindungen und attraktive öffentliche Räume umso mehr an Bedeutung.

Beidseits von großen Einkaufssträngen ergeben sich Chancen für gute Nebenlagen. Vorrangiges Entwicklungsziel ist es, die verschiedenen Lagen über möglichst durchgängige öffentlichkeits-wirksame Erdgeschosszonen zu verbinden. Der Fokus sollte jedoch auf den Hauptlaufachsen beziehungsweise Wegebeziehungen liegen, um dort langfristig ein attraktives Einzelhandels-angebot zu sichern.

Es ist grundsätzlich eine Tatsache, dass in der Einkaufsstadt Hamburg mit polyzentrischer Stadtstruktur ein größerer Teil des Umsatzes in den Bezirks- und Stadtteilzentren erwirtschaftet wird als etwa in München oder Köln.

Der Entwicklung des Überseequartiers in der HafenCity mit rund 68.000 Quadratmetern neuer Verkaufsflächen kommt daher in Zukunft eine besondere Bedeutung zu. Kurzfristig muss es gelingen, dass sich das Überseequartier aus eigener Kraft etabliert.

Langfristig ist die Verknüpfung dieses Standorts mit den etablierten Handelslagen in der westlichen und östlichen Innenstadt eine der vordringlichen Heraus¬forderungen der Innenstadtentwicklung. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Verbindung vom Jungfernstieg über die bereits umgebaute Brandstwiete bis in die HafenCity und umgekehrt.

Und, nicht zu vergessen: Die veränderten Ansprüche an Konsumgüter und das sich ändernde Einkaufsverhalten sind, um es vorsichtig zu formulieren, gewichtige Herausforderungen.

Online-Einkäufe nehmen immer noch weiter zu. Das kann man beklagen. Man kann auch etwas dagegen tun: Die eigenen Vorzüge − gerade des individuellen, inhabergeführten Einzelhandels − stärker hervorheben zum Beispiel, das sinnliche Einkaufserlebnis in den Vordergrund stellen und den Ort an sich noch attraktiver und nutzerfreundlicher gestalten, beispielsweise durch kostenlose W-Lan-Hotspots, um nur ein Stichwort zu nennen.

Meine Damen und Herren,
nicht weniger als für das Wohnen und den Einzelhandel ist die Innenstadt auch ein zentraler Standort für Büros und Dienstleistungen. Knapp 50 Prozent der Geschossflächen in der Innenstadt sind von Büronutzungen belegt, und durch den Bau der HafenCity festigt die Innenstadt ihre Rolle als wichtigster Teilmarkt für Büroarbeitsflächen.

Erst durch die HafenCity entsteht der notwendige neue Raum für Neuansiedlungen international tätiger Firmen und Konzernzentralen in der Innenstadt. Gleichzeitig bietet sie aber auch Raum für die Erweiterungs- und Veränderungswünsche bereits in der Innenstadt ansässiger Großunternehmen.

In der HafenCity ist Platz für imageträchtige Neubauten auf dem neuesten Stand der Bautechnik und der Arbeitsorganisation. Hieraus resultiert die Notwendigkeit und zugleich die Chance, die bestehenden Lagen in der Altstadt und der Neustadt deutlich aufzuwerten und sie weiterhin zu begehrten Bürostandorten in der Innenstadt zu machen. Außerdem besteht die einmalige Möglichkeit, vorhandene Nutzungen und Mischungen zu überdenken und monofunktionale Lösungen aufzubrechen.

Vielerorts lassen sich Wohnen, Arbeiten und weitere Nutzungen kombinieren und räumlich enger miteinander verzahnen. Die fertiggestellte Bebauung in der HafenCity veranschaulicht die Möglichkeiten und zeigt auch, dass sich sowohl kleinteilige als auch großmaßstäbliche Volumina nebeneinander realisieren lassen und somit sehr unterschiedliche Interessenten bedient werden können.

Eine Kombination von Büro- mit Wohn- und Einzelhandelsnutzungen muss im Einzelfall gewiss überprüft werden.

Die Voraussetzung hierfür erfüllen aber nahezu alle wichtigen Büroquartiere in der Hamburger Innenstadt wie beispielsweise das Kontorhausviertel und die Bebauung entlang der Ludwig-Erhard- und Willy-Brandt-Straße.

Dazu passt durchaus das Verständnis der Innenstadt als einem Zentrum für Kultur, Begegnung und Bildung.

Hamburgs City ist undenkbar ohne die wichtigen Einrichtungen für Kunst, Kultur und Bildung mit Hochkultur und großen Events, die der Stadt weit über ihre Grenzen Ansehen verleihen. Dieses Niveau zu halten und zu verbessern, ist eine permanente Herausforderung und verlangt deutliche Akzentsetzungen.

Kleine und große Formate, vom unkommerziellen Straßenfest bis hin zur Großveranstaltung, bespielen über das Jahr die gesamte Innenstadt und locken Jahr für Jahr Millionen Besucherinnen und Besucher an. Was einerseits die Innenstadt belebt, führt andererseits auch zu einer zeitweiligen Belegung von Stadträumen.

Unser Ziel ist ein ausgewogenes Verhältnis von großen und kleinen, von kommerziellen und weniger kommerziellen Veranstaltungen. Und lassen Sie mich das an dieser Stelle ausdrücklich sagen: Nicht alle Veranstaltungen − oder neudeutsch „Events“ − auf dem Rathausmarkt vertragen sich in meinen Augen mit dessen besonderem Charakter als herausragendem öffentlichen Platz.

Unbestritten dagegen sind die vielfältigen Kultur- und Bildungseinrichtungen, die sich hauptsächlich entlang des Wallrings positionieren, noch nicht im Zusammenhang erkennbar.

Vielmehr präsentieren sich die Angebote heute als unzusammenhängende Aneinanderreihung, die besonders vom Hauptbahnhof und seinen Verkehrsbauwerken unterbrochen wird.

In der Innenstadt selbst gibt es eher wenige kulturelle Einrichtungen wie beispielsweise das Thalia Theater und das Bucerius Kunst Forum. Bessere Wegebeziehungen hin zu einem Netz von Kultureinrichtungen könnte eine stärkere Belebung der zentralen Lage erreichen.

Ergänzt werden die Kultur- und Bildungs-einrichtungen um Bereiche, in denen sich kreative Milieus bilden können, wie etwa in der Speicherstadt mit der „Ateliergemeinschaft Speicherstadt“. Auch in der HafenCity gibt es mit dem Quartier Oberhafen eine Fläche, die für Kreative und Künstler reserviert ist.

Die Initiative „Komm in die Gänge“ wiederum hat sich für den Erhalt des Quartiers im Bereich Valentinskamp / Caffamacherreihe / Speckstraße eingesetzt, um die Gebäude vor dem Abriss zu bewahren.

Im Rahmen eines Generalmiet- und Verwaltungs-vertrages haben sich die Gängeviertel eG, Steg Hamburg GmbH sowie die Freie und Hansestadt Hamburg inzwischen über die Modalitäten der Selbstverwaltung im genossenschaftlichen Modell geeinigt.

Die Genossenschaft wird die Gebäude als Generalmieterin direkt an ihre Mitglieder nach Auswahl durch die Belegungskommission vermieten und im Rahmen ihrer Aufgabe als Verwalterin auch verstärkt die Ziele der genossenschaftlichen Selbstverwaltung verfolgen können.

Damit ist das Fundament für die gemeinsame weitere Entwicklung des Gängeviertels gelegt. Ziel der Vereinbarung ist ein lebendiges innerstädtisches Quartier mit günstigen Mieten und einem Schwerpunkt auf Nutzungen im künstlerischen Bereich für Menschen in vielfältigen Lebenssituationen.

Meine Damen und Herren,
lassen Sie mich noch kurz etwas zum Stichwort Verkehr sagen. Ihn stadtverträglich zu organisieren und zu gestalten, die Lebensadern der Stadt sozusagen vom Infarkt freizuhalten, ist eine grundlegende Voraussetzung für eine funktionierende Stadt.

Ein Hauptaspekt sind die miteinander konkurrierenden Verkehre, wie wir alle wissen.

Die öffentlichen Räume wurden im Zuge der Automobilisierung der Gesellschaft zunehmend durch das Kraftfahrzeug besetzt. Die anderen Verkehre werden häufig an die Ränder gedrängt. Radfahrer und Fußgänger müssen sich die oft unzureichend gestalteten Nebenflächen teilen und zur Querung von Hauptverkehrsstraßen zuweilen unattraktive Brücken oder Unterquerungen nutzen − auch das ist ein Hemmnis für manche, die Innenstadt mal eben mit dem Fahrrad oder zu Fuß aufzusuchen.

Zwar ging der motorisierte Verkehr seit 1990 um 15 Prozent zurück; trotzdem ist die Innenstadt in Teilen noch stark vom Kfz-Verkehr belastet.

Die Verkehrsinfrastruktur der Zukunft soll nach unserer Vorstellung einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Verkehrsmitteln herstellen. Ein eigenes Auto verliert für Viele an Bedeutung, Carsharing und vor allem der gut ausgebaute Öffentliche Nahverkehr sind ein Erfolgsmodell, und die Menschen fahren immer mehr Rad und E-Bike.

Das bereits sehr gute Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs in der Innenstadt wurde mit der Linie U4 in die Hafen-City weiter ausgebaut. Gleichzeitig soll mit der Optimierung des Busverkehrs in Hamburg die Erreichbarkeit der Innenstadt signifikant verbessert werden.

Meine Damen und Herren,
so wie sich in den großen Städten die Themen der gesamten Gesellschaft wie in einem Brennglas bündeln, so konzentrieren sich die Aufgaben und Chancen unserer Stadt in ihrem Zentrum.

An einer gedeihlichen Innenstadtentwicklung haben alle ein Interesse, denen Hamburg am Herzen liegt. Über die Wege dorthin ist zu sprechen und, wenn nötig, auch zu streiten.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit bis hierher und bin gespannt auf Ihre Fragen.

Vielen Dank.

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