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1. Juni 2018 Stadtwerkstatt „Auftakt für den Grasbrook“

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Rede der Senatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt

Stadtwerkstatt „Auftakt für den Grasbrook“: Rede der Senatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt

Sehr geehrter Herr Prof. Bruns-Berentelg,

sehr geehrter Herr Oberbaudirektor,

meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich begrüße Sie zu dieser hochsommerlichen Stadtwerkstadt mit dem pragmatischen Titel „Auftakt für den Grasbrook“. Ich freue mich sehr über das große Interesse Ihrerseits – herzlich willkommen im Namen der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen!

Der Titel der heutigen Veranstaltung hätte auch gut „Ein Meilenstein für die innere Entwicklung Hamburgs“ lauten können, denn auf dem Grasbrook soll ein neuer Stadtteil inmitten von Hamburg entstehen. Ein Stadtteil, der gemeinsam mit der Veddel und Rothenburgsort den südlichen Eingang zur inneren Stadt markiert.

Auf dem Grasbrook soll ein neuer Stadtteil in Hamburg entstehen, an einem ganz besonderen Ort:

  • auf einer bedeutenden Entwicklungsachse der Stadt, die Fritz Schumacher vor 100 Jahren entworfen und vorgedacht hat.
  • Auf dem „Sprung über die Elbe“ von der Hamburger Innenstadt nach Harburg wird der Grasbrook einen weiteren Trittstein bilden.
  • In dem großen Transformationsraum von HafenCity, Billebogen, Rothenburgsort, Veddel und Grasbrook kreuzen sich mehrere Entwicklungsräume unserer Stadt: neben dem „Sprung über die Elbe“ auch die Entwicklung des Hamburger Ostens unter dem Motto „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ und die Entwicklung der inneren Stadt.

Der Grasbrook ist ein Ort,

  • an dem Tradition und Moderne unmittelbar nebeneinander stehen: die Tradition des Hamburger Hafens als Wirtschaftszentrum der Stadt neben einem neu sich entwickelnden Innovationsquartier zum Arbeiten und Wohnen mit faszinierenden Grün- und Wasserlagen. An der Spitze des neuen Grünzugs schauen wir direkt durch den Magdeburger Hafen auf das keine zwei Kilometer entfernt liegende Hamburger Rathaus.
  • Er ist ein Ort, an dem sich neben einem funktionsfähigen, soliden Hafen ein Stadtteil entwickeln wird, der in seiner städtebaulichen Struktur, in seiner Funktionalität und Ästhetik auf die Zukunft ausgerichtet ist.
  • Und er ist ein neuer, nachhaltiger Ort, gut erreichbar dank moderner Mobilitätskonzepte, den wir brauchen, weil sich unsere Stadt weiterentwickelt.

Meine Damen und Herren,
nicht erst in den letzten Tagen wird in der Stadt, in der Öffentlichkeit und in den Medien über das Wachstum Hamburgs diskutiert.

Dazu ein paar fachliche Anmerkungen:

1. Tatsache ist, dass die 13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung aus dem Jahr 2015, die bundesweit als Planungsgrundlage dient, bis zum Jahr 2030 ein Wachstum auf rund 1,9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, also einen Zuwachs um rund 100.000 Menschen ausweist.

2. Wir wissen auch, dass der Zuzug in den letzten Jahren mit jährlich 20.000 bis 25.000 Menschen deutlich über der Prognose lag, und

3. wissen wir aus einer empirica-Studie, dass jüngere Leute zu uns kommen, zur Ausbildung, zum Studium, als Berufsanfänger.

Die Aufgabe einer verantwortungsvollen Stadtentwicklungspolitik ist es, diese Prognose und die faktischen Veränderungen wie beispielsweise die angespannte Wohnungsmarktlage ernst zu nehmen und auf dieser Basis ein qualitätsvolles Wachstum zu entwickeln.

Der Senat ist sich dieser Aufgabe bewusst. Daher legen wir ein besonderes Gewicht auf eine flächenschonende Innenentwicklung bereits erschlossener Gebiete und auf eine Entwicklung sogenannter Konversionsflächen, wie eben dem kleinen Grasbrook. Und wir sind uns sehr wohl bewusst, was dies bedeutet:

  • Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum mitten in unsere Stadt. Das ist die soziale Frage des 21. Jahrhunderts.
  • Wir brauchen qualifizierte Arbeitsplätze und die Orte, in denen diese entstehen können: in der Industrie, in der Dienstleistung, in der Wissenschaft, in der Forschung und Entwicklung. Hamburg ist eine Wissenschaftsstadt und soll es noch stärker werden.
  • Wir brauchen eine höhere bauliche Dichte und als lebenswerte Stadt unser Grünes Netz und unsere Wasserlagen, entwickelt seit Jahrzehnten.

Das Wachstum unserer Stadt wollen wir gestalten. Nichts kommt über uns, sondern wir bewegen die Zukunft. Städte werden die Kristallisationspunkte gesellschaftlicher Veränderungen sein, in Deutschland und weltweit. Der Zuzug in die Städte, in die Metropolregionen wird anhalten. Gesucht sind urbane Orte des Lebens, der Kultur, der Kommunikation.

Meine Damen und Herren,
heute sollen Sie einen ersten Eindruck bekommen von dem, was auf dem Grasbrook selbst möglich gemacht werden soll und auch davon, was diese Entwicklung für die benachbarten Stadtteile Veddel und Rothenburgsort bedeuten könnte.

Für den Grasbrook selbst rechnen wir in unserer Planung mit Wohnungen – ein Drittel davon öffentlich gefördert – für etwa 6.000 Bewohnerinnen und Bewohner sowie mit bis zu 16.000 Arbeitsplätzen, dazu Einkaufsmöglich­keiten, Kindertagesstätten und eine Grundschule. Es handelt sich den Zahlen nach um eines der größten Stadtentwicklungsgebiete der kommenden Jahre, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Es soll richtig gut werden. Mehr noch: ein Innovations­stadtteil für die Zukunft, mit einer attraktiven Nutzungsmischung von Wohnen und wissensbasierten Arbeitsplätzen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hafen.

Der Bedarf, diesen Teil der Stadt neu zu nutzen, ist allemal da. Seit Jahrhunderten ist Hamburg ein Sehnsuchts- und Ankunftsort für Viele, ein Umschlagsplatz von Waren und ein Ort für neue Ideen. Das zieht Menschen an, die hier wohnen, leben, lernen und ihr Glück finden wollen.

Hamburg ist beliebt. So ist Hamburg laut der Rankings des „Economist“ aus den Jahren 2016 und 2017 eine „most livable city“, also eine sehr lebenswerte Stadt. Was uns freut, denn diese Stadt zieht nicht nur neue Menschen an, sondern soll allen Hamburgerinnen und Hamburgern, den alteingesessenen und den Neubürgern, ein attraktives und lebenswertes Umfeld bieten.

Daher wollen wir das Wachstum unserer Stadt nicht nur verwalten, sondern es vielmehr aktiv und gemeinsam mit allen interessierten und engagierten Bürgern und Experten gestalten, und zwar bestmöglich im Sinne aller Menschen.

In erster Linie heißt das für uns, die erforderlichen Grundlagen für ein gutes Leben zu schaffen: Wohnungen – vor allem bezahlbare Wohnungen –, Bildungs-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze, eine tragfähige Soziale und eine leistungs­fähige Verkehrsinfrastruktur und vieles mehr.

Dabei schaffen wir mehr Platz für Wohnen und Gewerbe vor allem in den inneren Stadtbereichen, weil wir Hamburgs schöne Landschaften schützen und den Charakter der Stadt als grüne Stadt am Wasser erhalten möchten. „Mehr Stadt in der Stadt“ haben wir diese Stadtentwicklungsstrategie überschrieben. Ich möchte Ihnen exemplarisch vorstellen, wo innerstädtisch Potenzial für mehr Wohnungen besteht:

  • Mit der „Mitte Altona“ entsteht auf ehemaligem Bahngelände in diesen Wochen und Monaten der erste Abschnitt eines neuen Quartiers mit zunächst 1.600, später weiteren 1.900 Wohnungen – ein Drittel davon öffentlich geförderte Sozialwohnungen.
  • Noch etwas westlicher wird die Überdeckelung der A7 bislang getrennte Stadtteile zusammen­wachsen lassen und Raum für 3.800 Wohnungen und für große neue Grünflächen auf 27 Hektar schaffen.
  • Im Norden, im Pergolenviertel und dem Stadtparkquartier, entstehen 2.700 Wohnungen in grüner Umgebung, die gleichzeitig hervorragend angebunden sind.
  • Und in Wilhelmsburg werden die Vorhaben in den IBA-Projektgebieten für rund 5200 zusätzliche Wohnungen und bessere Freizeitangebote sorgen. Um „Aufwertung ohne Verdrängung“ geht es hier, wie ebenfalls um das Nebeneinander und Miteinander von Wohnen, Gewerbe und Industrie und schönem Grün in den zahlreichen Naturschutzgebieten und Parks Wilhelmsburgs.

Unser Schwerpunkt liegt also in der Innenentwicklung, in der Verbindung von Wohnen und Arbeiten in einem ansprechen­den Umfeld, mit guter Nahversorgung und schneller Verkehrs­anbindung, architektonisch anspruchs­voll, außerdem inklusiv und energetisch auf dem neuesten Stand.

Meine Damen und Herren,
die Notwendigkeit, Hamburg weiterzuentwickeln, ist unbestritten. Deswegen möchten wir hier am Grasbrook genauso wie an den anderen Orten in Hamburg mit Fantasie und großer Sorgfalt moderne und offene, lebendige und urbane Stadtteile entwickeln. Dabei erfordert jeder Ort seine eigenen Antworten, und so soll auf dem Grasbrook trotz der räumlichen Nähe keine simple Verlängerung oder gar Dublette der HafenCity, sondern etwas ganz Eigenes entstehen. Und dieser Ort soll auch selbst über seine eigenen Grenzen hinaus wirken.

So wird der Grasbrook ein wichtiger Baustein zur Verwirklichung des Sprungs über die Elbe und damit für die Anbindung von Veddel und Wilhelmsburg an die Stadt nördlich der Elbe sein. Der Kleine Grasbrook wird Teil des östlichen innerstädtischen Eingangs, der mit Rothenburgsort und der Veddel einen gemeinsamen Stadt- und auch Sozialraum bilden wird.

Auch dies entsteht nicht von selbst. Vom Grasbrook aus wollen und werden wir vielmehr aktiv die Verbindung zur nördlichen Veddel suchen.

Die Infrastruktur im Bereich der Wohnbebauung, zum Arbeiten, für Freizeit, Sport, Kultur und Gastronomie oder für Veranstaltungen bestimmt wesentlich mit über den Lebenswert eines Raumes, über die in ihm wirkenden Kulturen, die Work-Life-Balance, Freizeitgestaltung und soziale Interaktion.

Und so werden wir darauf achten, dass in dem gemeinsamen Sozialraum Strukturen für sozialen Zusammenhalt, für ein Identitätsgefühl und für eine „Regionalkultur“ entstehen. Ein Brückenschlag zwischen der Veddel, Rothenburgsort, der HafenCity und dem Kleinen Grasbrook!

Schon allein die Zahl der Anläufe, den Grasbrook neu zu erschließen, spricht dafür, es nun mit voller Kraft anzugehen – genau das tun wir heute Abend mit dieser Stadtwerkstatt als Auftaktveranstaltung.

Als nächste Schritte werden wir als Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen zusammen mit der HafenCity GmbH und dem Bezirksamt Hamburg-Mitte mehrere Veranstaltungen der Stadtwerkstatt zur Vertiefung spezieller Aspekte des Projekts Kleiner Grasbrook durchführen. Deren Ergebnisse werden dokumentiert und in das weitere Verfahren einfließen. Danach werden wir 2019 das Städtebauliche Wettbewerbsverfahren ausloben.

Bei allen Schritten freuen wir uns auf vielfältige Anregungen und Ideen. Ausdrücklich möchte ich die Menschen und Institutionen, wie etwa die Stadtteilbeiräte von der Veddel, aus Rothenburgsort und aus der HafenCity einladen, sich an dem Prozess zur Gestaltung ihres gemeinsamen Sozialraumes zu beteiligen.

Meine Damen und Herren,
wir sind im Begriff, der wechselhaften Geschichte des Grasbrooks ein neues, aufregendes Kapitel hinzuzufügen.

Beginnend mit dem Jahr 2018 soll aus dem Kleinen Grasbrook nun ein moderner und zukunftsfähiger Stadtteil werden. Ein Stadtteil, in dem man gerne wohnt, arbeitet oder auch seine Freizeit an den Wasserläufen oder in den Parks verbringt.

Unterstützen Sie uns gern dabei, mit Ihren Anregungen, Fragen und Ideen. Der Auftakt ist gemacht.

Vielen Dank.

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