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16. April 2018 Jahresessen Konsularisches Korps

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Grußwort des Ersten Bürgermeisters, Dr. Peter Tschentscher.

Rede des Ersten Bürgermeisters | Jahresessen des Konsularischen Korps

Sehr geehrte Frau Doyenne,
sehr geehrte Mitglieder des Konsularischen Korps,
sehr geehrte Vertreter der internationalen Organisationen,
sehr geehrte Fr. Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Damen und Herren, 

meine Frau und ich haben in den vergangenen Jahren regelmäßig an dem Dinner des Konsularischen Korps teilgenommen und wir haben uns jedes Jahr auf diesen besonderen Abend gefreut. 

Heute habe ich aus den bekannten Gründen das erste Mal die Möglichkeit, sogar etwas zu sagen, und das ist natürlich eine besondere Ehre. 

Der Senat, alle Hamburgerinnen und Hamburger sind stolz darauf, so viele Konsulate in ihrer Stadt zu haben, die sich um die Angelegenheiten der Bürgerinnen und Bürger ihrer Heimatländer, aber auch zu den Beziehungen Hamburgs zu diesen Ländern kümmern. 

Das ist für uns von großer Bedeutung, weil Hamburg seine besondere Stellung unter den europäischen Metropolen anders als London, Madrid oder Paris nie aus einer Eigenschaft als Hauptstadt und Sitz der Nationalregierung heraus entwickelt hat, sondern immer aus seiner wirtschaftlichen Kraft, seiner Modernität und seiner guten Beziehungen in aller Welt. 

Deshalb nennen wir uns gerne das „Tor zur Welt“, denn wir erhalten einen großen Teil unserer wirtschaftlichen Kraft durch den Außenhandel und sind daher in besonderer Weise auf gute internationale Beziehungen angewiesen. 

Der Hamburger Hafen ist mit 950 Häfen in fast 180 Ländern verbunden, und ein gutes Miteinander zwischen den Nationen liegt in unserem ureigenen Interesse. 

Die konsularischen Vertretungen aus 97 Ländern wirken daher in besonderer Weise zum wirtschaftlichen Wohle der Stadt. 

Dank Ihrer Arbeit sind wir in Hamburg aber auch bei der Beurteilung von Fragen der internationalen Politik nicht ausschließlich darauf angewiesen, was in der Zeitung steht, in den sonstigen Medien berichtet oder in den sogenannten sozialen Medien mehr oder weniger ungeprüft verbreitet wird. 

Wir können das direkte Gespräch suchen, eine zweite Meinung erhalten – nicht um diese eins zu eins zu übernehmen –, aber um sie zu beachten und mit dem, was wir aus anderen Quellen wissen abzuwägen. 

Ich habe in den vergangenen Jahren sehr oft hoch interessante Einschätzungen und Informationen von Mitgliedern des konsularischen Korps erhalten, die einen tieferen Blick auf aktuelle Themen oder politische Konflikte ermöglichen. 

Und wir befinden uns ja in einer Zeit, in der sich viele internationale Konflikte ereignen und neue Herausforderungen entstehen. 

Eine davon betrifft Europa selbst. Zum ersten Mal in der Geschichte der Europäischen Union scheidet ein Mitglied nach einem Referendum der eigenen Bevölkerung aus der Gemeinschaft aus. 

Wir haben keine Erfahrungswerte, welche Folgen dies im Einzelnen haben kann. 

Die wirtschaftlichen und politischen Risiken für Europa insgesamt überwiegen jedoch mit Sicherheit die wenigen Vorteile, die sich für einzelne Mitgliedsstaaten in einzelnen Punkten vielleicht ergeben. 

Eine positive Folge hat die Brexit-Entscheidung aber durchaus: Sie verdeutlicht, dass die Errungenschaften eines gemeinsamen Europas keine Selbstverständlichkeit sind. 

Und da man Dinge manchmal erst richtig wahrnimmt und schätzt, wenn sie in Gefahr sind, ist der Brexit eine Chance, ein neues Bewusstsein für Europa und für gute internationale Beziehungen zu bewirken. 

So ist die Zustimmung der Bevölkerung zur Europäischen Union nach der Brexit-Entscheidung nach mehreren internationalen Studien gestiegen. 

Eine Untersuchung der Friedrich-Ebert-Stiftung hat ergeben, dass eine große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger jetzt von den EU-Staaten erwartet, ihre Zusammenarbeit zu intensivieren. 

Wir sind jetzt verpflichtet, den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union in einem geordneten Verfahren mit möglichst geringen politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen sicherzustellen, aber den Europäischen Einigungsprozess damit nicht zu beenden, sondern ihn im Übrigen zu stärken und fortzuführen. 

Dazu gehört übrigens auch, sich nicht durch populäre Kritik an den Unzulänglichkeiten der Europäischen Institutionen selbst zu profilieren und damit eine Abkehr großer Teile der Bevölkerung von der Europäischen Idee in Kauf zu nehmen, sondern stattdessen das Engagement und alle politische Kraft darauf zu richten, diese Unzulänglichkeiten zu beheben. 

Wie wir wissen, hat es einige Zeit gedauert, bis die neue Bundesregierung ihre Geschäfte aufnehmen konnte, aber nun muss es losgehen. 

Denn es gibt keine vernünftige Alternative zu einem starken Europa, in dem die Mitgliedstaaten gemeinsam besser auf globale Herausforderungen antworten und verlässlicher Ansprechpartner sein können für andere Länder auf der Welt – in Fragen der Wirtschaft, aber auch wenn es um Arbeitnehmerrechte, Verbraucherinteressen und Umweltschutz geht. 

Sie und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihrer Konsulate helfen uns auch, im Sinne unserer Hamburgischen Verfassung  - wie es dort heißt – „im Geiste des Friedens und der Vermittlung“ zu wirken. 

Durch keinen Vertrag, kein politisches Abkommen lässt sich ersetzen, dass es Menschen aus anderen Ländern gibt, die in unserer Stadt leben, und sich persönlich für die guten Beziehungen zu Hamburg einsetzen. 

Ich möchte mich an dieser Stelle daher bei Ihnen allen, aber ganz besonders bei der neuen Doyenne, Frau Tarasyuk vom Generalkonsulat der Ukraine, bedanken. 

Sie üben seit August vergangenen Jahres dieses Amt aus und sind heute erstmalig mit dem Konsularischen Korps die Gastgeberin dieses Dinners. Sehr geehrte Frau Tarasyuk, ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches Wirken als Doyenne und freue mich auf die Zusammenarbeit. 

Stellvertretend für alle neuen Mitglieder des Konsularischen Korps möchte ich Frau Sunel begrüßen, die erst im Februar ihr Amt als Generalkonsulin der Türkei angetreten hat und der ich am vergangenen Freitag bei ihrem Antrittsbesuch zum ersten Mal eine Hamburger Exequatur-Urkunde überreichen durfte. 

Ihnen und allen anderen neuen und schon länger tätigen Mitgliedern des konsularischen Korps wünsche ich im kommenden Jahre alles Gute und auch Freude bei der Wahrnehmung Ihrer Aufgaben in Hamburg.

Wir alle können uns freuen auf die Veranstaltungen im kommenden Jahr,

  • auf die diesjährige Europawoche unter dem Motto „Ganz Europa in einer Stadt“, bei der viele Veranstaltungen in den konsularischen Vertretungen stattfinden,
  • auf die „Lange Nacht der Konsulate“ am 15. Mai, in der wieder über 30 ausländische Vertretungen ihre Türen für alle Hamburgerinnen und Hamburger öffnen,
  • und auf unseren gemeinsamen Besuch des European XFEL-Röntgenlasers im Forschungszentrum DESY im Juni.

Aber jetzt wünsche ich uns vor allem einen schönen Abend mit vielen guten Gesprächen. 

Herzlichen Dank für die Einladung.

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