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10. Mai 2019 Festakt 100 Jahre Universität Hamburg

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Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher. Es gilt das gesprochene Wort.

Rede beim Festakt 100 Jahre Universität Hamburg

Sehr geehrter Herr Bundestagspräsident Schäuble,
sehr geehrte Frau Schäuble,
sehr geehrter Herr Prof. Lenzen,
sehr geehrte Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Bischöfin Fehrs,
sehr geehrter Herr Ehrenbürger Prof. Otto,
sehr geehrter Herr Dr. Gerst,
sehr geehrter Herr Waalkes,
sehr geehrte Abgeordnete Mitglieder des konsularischen Korps,
sehr geehrte Damen und Herren, 

genau vor 100 Jahren, am 10. Mai 1919, wurde die Universität Hamburg eröffnet. 

Herzlichen Glückwunsch zu diesem besonderen Jubiläum, die gesamte Stadt ist stolz und feiert mit Ihnen! 

Die Gründung der Universität fällt in eine Zeit des Umbruchs und Aufbruchs. 

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs herrschten überall in Deutschland und auch in Hamburg Hunger und Verzweiflung. Nach den Schrecken des Krieges war die Versorgung der Bevölkerung schlecht. 

Die Bürgerinnen und Bürger wollten ein besseres Leben und forderten demokratische Rechte. Dabei ging es um das allgemeine Wahlrecht, um die Wahl der Regierung durch Parlamente, um die Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit. 

Aber auch vieles andere, was uns heute selbstverständlich erscheint, wurde damals erkämpft: Arbeitnehmerrechte, soziale Institutionen und der Zugang zu Bildung. 

Vor hundert Jahren wurden in Hamburg die Volkshochschule gegründet, öffentliche Bücherhallen, die städtische Kindertagesbetreuung und eine Volksbühne zur allgemeinen Teilhabe an Musik und Kultur. 

Auch die Gründung unserer Universität war eng mit der Vorstellung gleicher Bildungs- und Lebenschancen für alle verbunden. Alle, die geeignet waren, sollten Zugang zur Hochschulbildung haben, unabhängig von Geschlecht, Herkunft und Einkommen. 

„Frei soll die Lehre sein und frei das Lernen, würdig dem freien Staat Hamburg“ – so formulierte es der gerade zum Senator gewählte Abgeordnete Emil Krause, der den entscheidenden Antrag auf Gründung der Universität in die erste frei gewählte Bürgerschaft einbrachte. 

Der Antrag wurde am 28. März 1919 beschlossen. Damit wurde erstmals in Deutschland eine Universität durch ein parlamentarisches Gesetz errichtet, nicht durch den Stiftungsakt eines Fürsten oder den Beschluss einer Regierung. 

Mit ihren hundert Jahren ist sie in Deutschland eine vergleichsweise junge Universität. Wissenschaftliche Forschung und Lehre gab es in der Hansestadt aber schon länger. 

Das Vorlesungswesen reicht bis 1613 zurück, als mit dem akademischen Gymnasium eine Vorstufe der Universität eingeführt wurde.

Am wissenschaftlichen Fortschritt im 19. Jahrhundert nahm Hamburg mit zahlreichen wissenschaftlich arbeitenden Instituten teil:

  • dem Botanischen Garten (1821),
  • die Sternwarte (1833),
  • dem Chemischen (1878) und dem Physikalischen Staatslaboratorium (1885),
  • dem Laboratorium für Warenkunde (1885) und
  • dem Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten (1899), dem heutigen Bernhard-Nocht-Institut.

Die erst relativ späte Gründung der Universität beruhte also nicht auf einer mangelnden Wertschätzung gegenüber der Wissenschaft an sich, sondern auf diversen Vorbehalten „nicht-wissenschaftlicher“ Art:

  • Finanzielle Bedenken,
  • der Befürchtung, einen exklusiven Ruf Hamburgs als Handelsstadt zu verlieren,
  • Eitelkeiten von Kaufleuten und Gelehrten,
  • politische Vorbehalte wegen eines befürchteten zu elitären Zugangs.

Als diese 1919 überwunden waren, konnte die junge Universität gut an die vorherigen, vielfältigen wissenschaftlichen Aktivitäten in Hamburg anknüpfen und war in den 20er Jahren sehr schnell erfolgreich.

Bekannte Namen herausragender Gelehrter stehen für diesen Erfolg:

  • Der Psychologe William Stern,
  • der Philosoph Ernst Cassirer,
  • der Kunsthistoriker Erwin Panofsky,
  • der Strafrechtler Moritz Liepmann
  • und der spätere Physik-Nobelpreisträger Otto Stern.

Die Universität Hamburg galt schon in dieser Zeit als besonders offen, unabhängig und liberal und als Schrittmacher für den gesellschaftlichen Fortschritt. 

Hier im Audimax hat der spätere Hamburger Staatsrat für Kultur Gert Hinnerk Behlmer in den sechziger Jahren als Student das Transparent getragen mit dem legendären Spruch: „Unter den Talaren Muff von tausend Jahren!“ 

Bis heute ist die Universität ein Ort der Aufklärung, der freien Debatte und des gesellschaftlichen Fortschritts. 

Sie hat sich mit 8 Fakultäten, 27 Fachbereichen, 170 Studiengängen, 43.000 Studierenden und 12.800 Beschäftigten zur größten Stätte der Forschung und Lehre im Norden entwickelt. 

Die Hamburger Universität ist mit vier anerkannten Exzellenzclustern besonders erfolgreich in der Exzellenzinitiative der Bundesregierung und hat eine sehr gute Bewerbung als Exzellenzuniversität eingereicht. 

Ich danke Ihnen, Herr Prof. Lenzen, und allen anderen, die zu diesem Erfolg und der exzellenten Entwicklung der Universität in den vergangenen Jahren beigetragen haben.

Hamburg hat auch sonst alle Komponenten für eine Wissensmetropole der Zukunft:

  • Eine ambitionierte Technische Universität und eine großartige Universitätsklink Hamburg Eppendorf,
  • viele weitere kleine und große, private und staatliche Hochschulen,
  • über 30 außeruniversitäre Einrichtungen wie das European XFEL, DESY, die Institute der Leibnitz Gemeinschaft, der Max-Planck- und der Fraunhofer-Gesellschaft,
  • Zentren für Angewandte Forschung und Wissenstransfer in innovative Unternehmen,
  • eine positive Einstellung zu Modernität und Fortschritt,
  • ein neues Selbstbewusstsein und Begeisterung für die Wissenschaft
  • und als Flaggschiff der Wissenschaftsmetropole eine exzellente Universität, die genau heute ihren 100. Geburtstag feiert.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

die Wissenschaft ist gut für Hamburg, denn das Wissen um die Potenziale des technischen und sozialen Fortschritts ist die entscheidende Dimension unserer künftigen Entwicklung. 

Die großen Entdeckungen werden heutzutage nicht mehr auf den Meeren oder auf fremden Kontinenten gemacht, sondern in Laboren und Forschungsstätten. 

Wissenschaft ermöglicht uns den entscheidenden Vorsprung einer innovativen Wirtschaft. Sie entwickelt klimaschonende und emissionsarme Technologien, die uns das Leben in einer modernen Metropole im Einklang mit der Natur unter gesunden Bedingungen ermöglichen. 

Wissenschaft braucht Orte wie Hamburg: international, multi-  kulturell, tolerant und weltoffen. 

Unsere Stadt ist attraktiv für die klügsten Köpfe. Wir haben die Größe, die wirtschaftliche Kraft und die Bereitschaft, die Wissenschaft zu fördern, denn die modernen Metropolen der Welt tragen eine große Verantwortung, Lösungen für die drängenden Fragen unserer Zeit zu entwickeln. 

Im Namen des Senats gratuliere ich der Universität sehr herzlich zum 100. Geburtstag. 

Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute für die Zukunft, Freude an der Wissenschaft und viel Erfolg in Forschung, Lehre und Bildung. 

Herzlichen Dank.

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