Wissenschaftler des Niedersächsischen Forschungszentrums für Fahrzeugtechnik (NFF) der TU Braunschweig und verschiedene Industrieunternehmen arbeiten gemeinsam daran, dass autonomes Parken bis zum ITS-Weltkongress 2021 in der Elbphilharmonie möglich ist. Im Rahmen des Projekts „SynCoPark“ soll es möglich werden, entsprechend ausgerüstete Autos am Eingang des Parkhauses der Elphi abzugeben und es dann nach einem Konzertbesuch am Ausgang abzuholen („Valet Parking“). Den dazwischenliegenden Manövrier- und Parkvorgang erledigt das Auto selbstständig.
Das „Intelligente Parken“ ist eins der sechs Handlungsfelder innerhalb der Senatsstrategie für intelligente Verkehrs- und Transportsysteme (ITS). Das autonome Parken wird von Experten als ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum automatisierten und vernetzten Fahren der Zukunft bewertet.
Die ersten Tests im Parkhaus der Elbphilharmonie, das 435 Stellplätze hat und rund um die Uhr geöffnet ist, werden für die zweite Jahreshälfte 2020 erwartet. Das NFF ist als Konsortialführer mit dem Institut für Fahrzeugtechnik (IfF), dem Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion (AIP) sowie der Forschungsstelle Mobilitätsrecht vertreten. Weitere Kernpartner des Projekts sind die APCOA PARKING Deutschland GmbH, EDAG Engineering GmbH, GOLDBECK GmbH, NavCert GmbH und die PRETHERM GmbH. Als assoziierte Partner werden die Allianz für die Region GmbH, ITS Deutschland GmbH, Leica Geosystems GmbH, Volkswagen AG sowie die BMW Group eingebunden.
Derzeit wird ein neu erbautes Forschungsparkhaus am Flughafen Braunschweig mit digitaler Infrastruktur ausgerüstet und als Testfeld für Parkvorgänge in verschiedenen Automatisierungsstufen mit speziell ausgerüsteten Forschungsfahrzeugen für Realdemonstrationen genutzt. Das Verbundprojekt „SynCoPark“ will darüber hinausgehen und Standards für die Qualifizierung und Zertifizierung von digitaler Infrastruktur im Parkhaus und in den Fahrzeugen entwickeln. Damit können je nach Ausstattung von Parkhaus und Fahrzeugen Parkvorgänge in unterschiedlichen Automatisierungsgraden unabhängig vom Fahrzeughersteller, Infrastrukturdienstleister und Parkhausbetreiber durchgeführt werden. Auf diese Weise wird die Möglichkeit geschaffen, nicht nur die technische Ausstattung von Neubau-Parkhäusern zu planen, sondern auch bestehende Parkhäuser nachzurüsten, um auch dort automatisierte Parkvorgänge anbieten zu können. In der zweiten Jahreshälfte 2020 sollen die Erkenntnisse aus Braunschweig auf das Parkhaus in der Elbphilharmonie übertragen werden.
Michael Westhagemann, Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation: „Als Gastgeber des ITS-Weltkongresses wollen wir die Mobilität von morgen erlebbar machen. Dazu gehört auch das automatisierte Fahren und Parken. Wir freuen uns, dass wir in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Unternehmen aus ganz Deutschland solche Innovationen dann an solch prominenter Stelle präsentieren können.“
Harry Evers, Geschäftsführer der ITS Hamburg 2021 GmbH: „SynCoPark ist ein gutes Beispiel für länderübergreifende Zusammenarbeit, welche insbesondere in der Ausarbeitung technischer und regulatorischer Standards im Mobilitätssektor dringend notwendig ist. Die Elbphilharmonie bietet zudem während des ITS-Weltkongresses 2021 eine hervorragende Plattform zur Präsentation des automatisierten Valet Parkens.“
Adrian Sonka, Projektleiter SynCoPark und Koordinator des Forschungsfeldes „Intelligentes Fahrzeug und vernetztes Fahren“ am NFF: „Das Projekt bietet durch enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Industrie und Forschung die Möglichkeit fahrzeugtechnische Lösungen in die längst nötigen Abstimmungsprozesse mit allen Beteiligten der Funktionskette des automatisierten Parkens zu bringen. Eine Präsentation und Machbarkeitsdemonstration der entwickelten Inhalte im Elbphilharmonie-Parkhaus zum ITS Weltkongress 2021 hat eine Leuchtturm-Funktion, welche erfreulicherweise weitere Aufmerksamkeit auf das Thema lenken wird.“
„SynCoPark“ beschäftigt sich aber noch mit weiteren Aspekten. Durch die zukünftige Nutzung von Parkhäusern als Mobilitätshubs für den Personen- und Warentransport ergeben sich neue wirtschaftliche Perspektiven, die im Sinne einer Geschäftsfeld- und Geschäftsmodellentwicklung untersucht werden. Betrachtet werden von den Wissenschaftlern auch rechtliche Fragstellungen, wie Anforderungen an vertragliche Beziehungen, Haftung und Verkehrsteilnehmerverhalten.
Das Projekt wird aus Mitteln des Forschungsprogramms zur „Automatisierung und Vernetzung im Straßenverkehr“ vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit 2,5 Mio. Euro gefördert.