Begriffserklärungen

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Erich Grabke

(19.9.1891 Groß-Kummerfeld, Kreis Bordesholm – 26.1.1962)
Leiter der Schlee-Reformschule
Krumdals Weg 1 (Wohnadresse 1955)

Dr. Hans-Peter de Lorent hat über Erich Grabke ein Portrait verfasst, das in Hans-Peter de Lorents Buch: Täterprofile. Die Verantwortlichen im Hamburger Bildungswesen unterm Hakenkreuz. Band. 3. Hamburg 2019 erschienen und im Infoladen der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg erhältlich ist. Hier der Text:

Es sind nicht die pädagogischen Leistungen, sondern die militärischen Verdienste, die sich in seiner Personalakte sammeln.
In Altona gab es das Netzwerk, das sich der 1933 zum Schulsenator ernannte Hermann Saß zielgerichtet aufbaute und aus dem Schulleiterstellen im Bezirk Altona besetzt wurden. Dazu gehörte Erich Grabke. Es zeigte sich, dass es die Nationalsozialisten nicht leicht hatten, überzeugende und qualifizierte Personen für Führungsaufgaben im Schulwesen zu finden, die größere Kompetenzen besaßen als lediglich frühzeitig Mitglieder der NSDAP und des NSLB gewesen zu sein oder in beiden Kriegen als Offiziere gewirkt zu haben. Im Entnazifizierungsverfahren offenbarten sich dann allerdings Qualitäten bei Grabke, die vorher nicht deutlich geworden waren.
Erich Grabke war als Sohn des Volksschullehrers und Rektors an der Volksschule Dockenhuden, Hermann Grabke, am 19.9.1891 in Groß-Kummerfeld, Kreis Bordesholm, geboren. Er besuchte die Oberrealschule in Altona, an der er am 19.2.1910 die Reifeprüfung bestand. Danach studierte er Mathematik und Naturwissenschaften an den Universitäten Freiburg, München, Berlin und Hamburg, wo er 1920 die wissenschaftliche Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen ablegte.[1]
Das Studium wurde unterbrochen, weil Erich Grabke sich freiwillig zum Kriegsdienst meldete und vom 2.8.1914 bis zum 7.12.1918 an diesem Krieg teilnahm, in dem er 1918 zum Leutnant befördert worden war.[2]
Erich Grabke absolvierte von Ostern 1921 ein Jahr lang den Vorbereitungsdienst am Realgymnasium in Altona, dem späteren Schlee-Reformgymnasium. Sein Anleiter für Chemie und Mitglied der Prüfungskommission war Studienrat Andreas Brandt, später sein Vorgänger in der Leitung dieser Schule.[3]
Grabke fand 1925 eine Anstellung als Studienrat und arbeitete am Gymnasium in Schleswig (Domschule), um zum 1.4.1927 an das Realgymnasium Blankenese zu wechseln.[4]
Erich Grabke heiratete am 10.10.1936 Ilse Bodin, mit der er fünf Kinder hatte.[5]
Er hatte schon im Januar 1933 parallel zu seiner Schularbeit san einem Sonderkurs zur Arbeit an der „Flugabwehrwaffe“ teilgenommen. 1934 war er dafür erneut unterwegs in Stettin, 1935 zu einer Flakübung, ebenso in den Jahren 1936 und 1937 mit einmonatigen Übungen bei einem Flakregiment. Dafür hatte er stets Unterrichtsbefreiung bekommen.[6]
Die Erinnerung an den Lehrer Grabke fand in diesem Kontext statt:
„Rheinland Besetzung, Ausrufung der Wehrhoheit, Heimkehr des Saarlandes wie überhaupt der allmähliche Abbau der bedrückenden Bestimmungen des Versailler Diktates gaben Anlass zu zahlreichen Schulfeiern. Symbol der neu errungenen Wehrfreiheit wurde der Mathematiklehrer Grabke, als er zu einer Schulfeier in der Uniform eines Flak-Reserveoffiziers erschien.“[7]
Es sind nicht die pädagogischen Leistungen, sondern die militärischen Verdienste, die sich in Erich Grabke Personalakte sammeln. So bescheinigte ihm der SS-Gruppenführer, Oberst a. D. Reinhard, Bundesführer des Deutschen Reichskriegerbundes am 1.7.1937, dass Grabke „an den Kämpfen des Freikorps ‚Ostpreußisches Freiwilligenkorps‘ teilgenommen hat. Es wird ihm hiermit Dank und Anerkennung des Reichs ausgesprochen, dass er freiwillig unter Einsatz von Leib und Leben das Deutsche Reich in schwerer Zeit verteidigt und geschützt hat“.[8]
Erich Grabke hatte seine Vorbereitungszeit an dem Realgymnasium in Altona absolviert, zu einem Zeitpunkt, als dort der Studienrat Hermann Saß unterrichtete. Der war später, 1925, vorzeitig in den Ruhestand geschickt worden vom sozialdemokratischen Senator August Kirch. Als dann die Nationalsozialisten regierten, bescheinigte der kommissarische Leiter des Altonaer Philologenvereins, Erich Grabke, dass die Pensionierung von Hermann Saß kein Personalabbau aus ökonomischen Gründen, sondern „eine politische Maßnahme gegen einen völkischen Lehrer gewesen war“.[9]
Die Belohnung ließ nicht lange auf sich warten. Das Netzwerk Hermann Saß funktionierte. Am 5.10.1937 teilte Oberschulrat Wilhelm Oberdörffer Erich Grabke mit, dass er von Blankenese an das Reform-Realgymnasium versetzt würde und damit „zugleich anstelle des Studienrats Brandt mit der Führung der Geschäfte des Leiters der Schlee-Reformschule am 11.10.1937 beauftragt werde“.[10]
Am 1.4.1938 wurde Erich Grabke in eine freie Oberstudiendirektorenstelle eingesetzt. Kurz darauf berief ihn die Wehrmacht vom 17. bis zum 30.9.1938 zu einer Übung:
„Mein Einberufungsbefehl ist inzwischen bis zum 28. Oktober verlängert worden. Ich bitte, beim Wehrbezirkskommando Hamburg V meine Freistellung nach Beendigung der Herbstferien zu erwirken. Ich bin Hauptmann der Reserve und habe alle meine Pflichtübungen bereits geleistet und in diesem Jahre schon sechs Wochen geübt. Die Schule benötigt für das Winterhalbjahr die Leitung besonders dringend. Es erscheint mir daher mit Rücksicht auf die Schule erforderlich, den Urlaub zunächst nur bis zum 15. Oktober zu erteilen.“[11]
Ein Jahr später, am 22.8.1939 trat Erich Grabke in den Kriegsdienst, aus dem er erst nach kurzer amerikanischer Kriegsgefangenschaft am 30.6.1945 wieder entlassen wurde.
Erich Grabke wurde im Krieg zum Major befördert und agierte seit 1941 im Generalgouvernement Krakau, Tornow, explizit wird auch das Ghetto Krakau angegeben, ohne dass eine genaue Aufgabenbeschreibung vorliegt.[12]
Es kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass Erich Grabke etwas mehr als ein Jahr als Oberstudiendirektor praktisch tätig gewesen war.
Am 20.6.1945 wurde Grabke auf Anordnung der Britischen Militärregierung aus dem Schuldienst und dem Beamtenverhältnis entlassen.[13]
Im Entnazifizierungsverfahren gab Grabke an, dass er seit dem 1.11.1932 Mitglied der NSDAP und des NSLB gewesen war, in der NSV und im VDA seit 1934 sowie im Reichsluftschutzbund seit 1933.[14]
Am 12.9.1945 wurde Erich Grabke daraufhin durch Schulsenator Landahl entlassen.[15]
Am 22.10.1945 schrieb Oberschulrat Heinrich Schröder an Grabke und erklärte, der Schulverwaltung sei mitgeteilt worden, dass er am 11.10.1945 „in einer Versammlung ehemaliger Schlee-Schüler als bisheriger Leiter der Schule das Wort ergriffen und im Namen der Schule gesprochen habe. Sie werden darauf aufmerksam gemacht, dass Sie nach Ihrer Entlassung nicht berechtigt sind, irgendwo als Vertreter der Schule aufzutreten“.[16]
Erich Grabke teilte der Schulverwaltung dann am 3.2.1946 mit, dass die Schulverwaltung nicht richtig informiert worden sei. Am 11.10. hätte es in Groß-Flottbek mit Genehmigung der Militärregierung eine erste Mitgliederversammlung des Vereins ehemaliger Schlee-Schüler nach dem Kriege gegeben. Dort habe nicht Grabke, sondern der neue Schulleiter, Dr. Otto Stadel, als Vertreter der Schlee-Schule geredet. Es treffe allerdings zu, dass auch Grabke auf dieser Versammlung gesprochen habe, „im Namen meiner Kameraden, die mit mir draußen waren und den beiden verdienstvollen Vereinsführern den ihnen geschuldeten Dank abgestattet; ferner habe ich den Antrag auf Verbleib im neuen Vorstand gestellt und die Genugtuung gehabt, dass die Versammlung dem Antrag einstimmig beipflichtete“.[17]
Im zweiten Teil seines Schreibens gab Erich Grabke einen merkwürdigen und überraschenden Hinweis:
„Im Frühjahr 1933 wurde der damalige Studienrat Heinrich Schröder am staatlichen Christianeum aufgrund seiner Parteizugehörigkeit zur SPD vorzeitig aus dem Dienst entlassen. Er hatte kurz zuvor in Blankenese ein eigenes Heim gebaut und dafür Kredit aufnehmen müssen. Außerdem hatte er noch fünf unversorgte Kinder. Seine vorzeitige Pensionierung bedeutete somit eine besondere wirtschaftliche Härte. Bald darauf trat der ihm politisch nahestehende Oberstudienrat Dr. Hermann Koch an mich heran mit der Bitte, mich für die Wiedereinstellung des Studienrates Schröder bei den Parteistellen der NSDAP zu verwenden. Dieser Bitte habe ich entsprochen und dabei zum Ausdruck gebracht, dass ich die Belassung in der Jugenderziehung für durchaus tragbar halte. Bei den unteren Parteidienststellen habe ich damals kein Verständnis gefunden. Dass ausgerechnet er als inzwischen beförderter Oberschulrat die gegen mich erhobenen Beschuldigungen unterschrieben hat, empfinde ich naturgemäß bitter, zumal im Gedanken an das Leid meiner fünf Kinder von denen die drei älteren die ersten drei Grundschulklassen besuchen. Darum bitte ich die Schulverwaltung um Aufhebung der Verfügung vom 22.10.1945.“[18]
Die Welt ist klein. Interessant ist, wie formal Heinrich Schröder darauf am 22.2.1946 antwortete:
„Dieses Schreiben der Schulverwaltung war keine behördliche Verfügung, wie Sie annehmen, sondern lediglich ein Hinweis auf die Zurückhaltung, die Ihnen durch die Entlassung auferlegt ist. Zu diesem Hinweis war die Schulverwaltung verpflichtet aufgrund der Meldung, die ihr erstattet worden war. Der Inhalt dieser Meldung ist auf eine Anfrage der Schulverwaltung neuerdings noch einmal bestätigt worden.“[19]
Im weiteren Entnazifizierungsverfahren gab es deutliche Hinweise, dass Erich Grabke sich in seinem konkreten Handeln durchaus von fanatischen Nationalsozialisten unterschieden hatte. In seinem Einspruch gegen die Entlassung verwies er noch einmal darauf, dass es wesentlich seiner Intervention zu verdanken gewesen war, dass Heinrich Schröder wieder eingestellt wurde. Und er nannte noch ein zweites Beispiel:
„Als im Frühjahr 1933 der Oberstudiendirektor Prof. Dr. Schramm in Blankenese auf hinterhältige Weise durch Verleumdungen von Seiten des NS Lehrerbundes aus Amt und Stellung gebracht werden sollte, habe ich mich vor ihn gestellt, die Parteidienststellen persönlich bearbeitet und auf die Verwerflichkeit der Handlungsweise nachdrücklich hingewiesen und auch erwirkt, dass er im Amt verblieben ist.“[20]
Zwei andere Leumundszeugnisse sollen noch zitiert werden. So schrieb der Studienrat August Grossmann, der auch an der Schlee-Schule in Altona tätig gewesen war und nach eigener Angabe niemals der NSDAP angehört hatte, etwas darüber, wie Erich Grabke versucht hatte, den von den Nazis verfolgten Studienrat Bruno Nehmert zu schützen:
„Herr Erich Grabke ist mir bereits als Studienreferendar aus den Jahren 1921/22 bekannt, wo ich sein Ausbilder war. Sein recht gutes wissenschaftliches Zeugnis, seine ebenfalls beachtliche gute pädagogische Prüfung, seine Gewandtheit im Umgang mit Schülern und Eltern, sowie seine mehrjährige Tätigkeit als Hilfsarbeiter im Provinzialschulkollegium ließen erwarten, dass ihm frühzeitig die Leitung einer höheren Schule übertragen würde. Im Herbst 1937 wurde er kommissarischer Leiter der Schlee-Schule, und Ostern 1938 erfolgte seine Bestätigung. In der ganzen Zeit bis zu seiner Einberufung zum Kriegsdienst, Ende August 1939, habe ich als alter Lehrer der Schlee-Schule feststellen können, dass Grabke in seiner gerechten Behandlung und Beurteilung der Lehrkräfte an seiner Schule in keiner Weise parteipolitische Absichten zeigte. Der Kollege Dr. Nehmert war an dem Blankeneser Realgymnasium nicht mehr tragbar geworden und sollte versetzt werden. Grabke erklärte sich bereit, ihn in das Kollegium der Schlee-Schule aufzunehmen, obgleich ihm bekannt war, das Nehmert ein ausgesprochener Gegner des Nazisystems war. Die mehrfach von ihm geäußerten abfälligen Kritiken an Einrichtungen und Maßnahmen des Systems hatten keinen Einfluss auf das gute Einvernehmen zwischen dem Leiter Grabke und dem Kollegen Nehmert. Später, nach Grabkes Einberufung zum Heeresdienst, fehlte die schützende Hand des Vorgesetzten, und Nehmert wurde auch leider ein Opfer des Naziregimes. Er endete als KZ-Häftling an Bord der Gustloff.
Auch mir persönlich gegenüber zeigte Grabke seine Duldsamkeit hinsichtlich meiner politischen Einstellung. Er hat mich niemals genötigt, der Partei oder ihren Gliederungen beizutreten; er hat es mir sogar ermöglicht, an der Jahrestagung der Mathematiker und Naturforscher, die Ostern 1938 in München stattfand, mit ihm gemeinsam teilzunehmen.“[21]
Im Entnazifizierungsverfahren ergaben sich Aspekte, die durch die formalen biografischen Daten Grabkes nicht deutlich geworden waren.
Der von Grabke erwähnte stellvertretende Schulleiter der Oberschule für Jungen in Blankenese, Dr. Hermann Koch, schrieb über Grabke, den er seit April 1927 zehn Jahre lang als Studienrat an der Schule kennengelernt hatte:
„Als nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 bekannt wurde, dass Herr Grabke Mitglied der NSDAP war, waren wir im Kollegium alle darüber sehr überrascht, da Herr Grabke nie Äußerungen getan hatte, die auf Beziehungen zu der Partei hätten schließen lassen. Auch später hat er – soweit ich persönlich mich erinnern kann – im Lehrerzimmer keine Propaganda für die nationalsozialistische Ideologie getrieben, sich vielmehr in der Schule von nationalsozialistischem Aktivismus und Parteifanatismus ferngehalten, auch hat er nicht den Versuch gemacht, sich aufgrund seiner alten Parteizugehörigkeit in den Vordergrund zu drängen. Außerhalb der Schule fand er Betätigung in der Organisation des zivilen Luftschutzes und in der Heranbildung von Schüler-Rudermannschaften im Rahmen des Blankeneser Segelclubs. Seine Schüler hat er nach meinen Beobachtungen ohne Rücksicht auf Konfession mit Freundlichkeit und Wohlwollen behandelt.“[22]
Und auch ein ehemaliger jüdischer Schüler von Erich Grabke bestätigte, dass der Lehrer Grabke es „während seiner Amtstätigkeit am Realgymnasium zu Blankenese verstanden hatte, die Freundschaft und Anhänglichkeit vieler seiner Schüler zu gewinnen durch seine korrekte und gerechte Stellungnahme und seine Fähigkeit, den Unterricht für die Schüler interessant zu gestalten“. Und: „Er behandelte die Menschen nach ihrem Wert und nicht nach Rasse oder Religion.“[23]
Der Beratende Ausschuss erklärte angesichts der vorliegenden Leumundszeugnisse am 15.1.1948:
„Wir haben Gutachten von sechs politisch einwandfreien Kollegen ausstellen lassen, die übereinstimmend ihn nicht als Aktivisten, höchstens als Mitläufer kennzeichnen. Wir empfehlen daher seine Wiederbeschäftigung, selbstverständlich nur im Range und in der Tätigkeit eine Studienrats.“[24]
Der Berufungsausschuss entschied am 28.6.1948 in diesem Sinne und stellte Erich Grabke als Studienrat wieder ein, eingestuft in Kategorie IV.“[25]
Zum 13.8.1948 wurde Grabke an der Oberschule für Mädchen in Harburg beschäftigt, danach, 1950, versetzt an die Oberschule für Jungen in Eimsbüttel ( Kaiser-Friedrich-Ufer ).[26]
Mit Wirkung vom 1.7.1952 wurde Erich Grabke, wie vergleichbare Oberstudiendirektoren auch, in die Kategorie V eingestuft. 1955 war er wieder Studiendirektor mit der entsprechenden Besoldung, allerdings mit der aus meiner Sicht zweifelhaften Begründung, „dass seine Ernennung zum Oberstudiendirektor nicht aufgrund einer engen Verbindung zum Nationalsozialismus erfolgt ist“.[27] Aber wer hatte da 1955 noch den Überblick?
Als Grabke im Jahr darauf 65 Jahre alt wurde, besaß er noch die Vitalität, dass man seine Dienstzeit um ein Jahr verlängerte.[28]
Erich Grabke starb am 26.1.1962.[29]
Text: Hans-Peter de Lorent

Anmerkungen
1 Angaben laut Personalakte Grabke, StA HH, 361-3_A 2658
2 Siehe den Kriegsranglisten-Auszug von Erich Grabke, Personalakte a. a. O.
3 Zeugnis für die pädagogische Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen vom 4.3.1922, Personalakte a. a. O.
4 Personalakte a. a. O.
5 Personalakte a. a. O.
6 Personalakte a. a. O.
7 Volker Detlef Heydorn: Erinnerungen an meine Schulzeit im „Dritten Reich“, in: „Blankenese“, Monatsschrift des Blankeneser Bürger-Vereins, 10/1967, S. 14.
8 Urkunde vom 1.7.1937, Personalakte a. a. O.
9 Siehe dazu auch die Biografie Hermann Saß: „Vorne SA, hinten SS“, in: Hans-Peter de Lorent: Täterprofile Bd. 1, Hamburg 2016, S. 180.
10 Mitteilung vom 5.10.1937, Personalakte a. a. O.
11 Schreiben von Erich Grabke vom 15.9.1938, Personalakte a. a. O.
12 Laut Personalakte a. a. O.
13 Personalakte a. a. O.
14 Entnazifizierungsakte Grabke, StA HH, 221-11_Ed 1051
15 Personalakte a. a. O.
16 Schreiben vom 22.10.1945, Personalakte a. a. O.
17 Schreiben vom 3.2.1946, Personalakte a. a. O.
18 Ebd.
19 Schreiben vom 22.2.1946, Personalakte a. a. O.
20 Entnazifizierungsakte a. a. O.
21 Schreiben vom 30.12.1947, Entnazifizierungsakte a. a. O. Zu Bruno Nehmert siehe: Ursel Hochmuth/Hans-Peter de Lorent (Hg.): Hamburg: Schule unterm Hakenkreuz, Hamburg 1985, S. 267 ff.
22 Schreiben vom 26.12.1947, Entnazifizierungsakte a. a. O. Siehe auch die Haltung von Hermann Koch in der Auseinandersetzung um den Lehrer Hermann Reimers an der Oberschule für Jungen in Blankenese, in: de Lorent 2016, S. 281 ff.; sowie in der Biografie Kurt Eitzen, ebd., S. 298 ff.
23 Schreiben von Günter Seefeld vom 2.10.1946. Seefeld verließ mit seinen Eltern Deutschland im Januar 1936; Entnazifizierungsakte a. a. O.
24 Beratender Ausschuss vom 15.1.1948, Entnazifizierungsakte a. a. O.
25 Berufungsausschuss vom 28.6.1948, Entnazifizierungsakte a. a. O.
26 Personalakte a. a. O.
27 Schreiben vom 3.5.1955, Personalakte a. a. O.
28 Personalakte a. a. O.
29 Personalakte a. a. O.
 

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Erklärung zur Datenbank

Stand Januar 2024: 914 Kurzprofile und 332 sonstige Einträge.

Diese Datenbank ist ein Projekt in Fortsetzung (work in progress). Eine Vollständigkeit ist niemals zu erreichen. Sie startete online im Februar 2016 mit rund 520 Profilen und mehr als 200 weiteren Einträgen und wird laufend ergänzt und erweitert werden. Wissenschaftliche Institute, Gedenkstätten, Universitäten und zum Thema forschende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können gern ihre erarbeiteten Profile in diese Datenbank stellen lassen.

Quellenangaben, die sich auf Webseiten beziehen, sind die zum Zeitpunkt der Recherche gefundenen. Sollten Sie veraltete Links oder Aktualisierungen bzw. Verschiebungen der Inhalte feststellen, freuen wir uns über Hinweise.

Vor etlichen Jahren hat die Landesszentrale für politische Bildung Hamburg die Stolperstein-Datenbank www.stolpersteine-hamburg.de ermöglicht und gibt seit rund zehn Jahren gemeinsam mit dem Institut für die Geschichte der Deutschen Juden unter der Projektleitung von Dr. Beate Meyer und Dr. Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung die Publikationsreihe „Stolpersteine in Hamburg, biografische Spurensuche“ heraus. Mit dieser Datenbank „Die Dabeigewesenen“ möchte die Landeszentrale für politische Bildung nun den Blick auf diejenigen lenken, die das NS-System stützten und mitmachten. Denn:

Eine Gesellschaft, die sich eine offene und freie Zukunft wünscht,
muss [...] über eine Kultur verfügen, die nicht auf dem Verdrängen
und Vergessen der Vergangenheit beruht.“ (Mario Erdheim Psychoanalytiker) 1)

Diese aktuell immer noch so wichtige Aussage bildet den inhaltlichen Ausgangspunkt dieser Datenbank. Sie enthält eine Sammlung mit Kurzprofilen über Menschen, die auf unterschiedlichste Weise an den NS-Gewaltverbrechen in Hamburg Anteil hatten, z.B. als Karrierist/innen, Profiteur/innen, Befehlsempfänger/innen, Denunziant/innen, Mitläufer/innen und Täter/innen. Aber auch sogenannte Verstrickte, die z. B. nach durchlittener Gestapo-Folter zum Spitzel wurden. Unter all diesen Dabeigewesenen gab es auch Menschen, die in keiner NS-Organisation Mitglied waren, die aber staatliche Aufträge - zum Beispiel als Künstler oder Architekt - annahmen und so von dem NS-System profitierten, im Gegensatz zu denen, die sich diesem System nicht andienten, deshalb in die Emigration gingen oder in Kauf nahmen, keine Karriere mehr zu machen bzw. kaum noch finanzielle Einnahmen zu haben.

Ebenso wurden solche Personen aufgenommen, die zum Beispiel vor und während der NS-Zeit den Idealen des Heimatschutzes und der Technik-Kritik anhingen und das NS-Regime dadurch unterstützten, indem sie staatliche Aufträge annahmen, die diesen Idealen entsprachen, da das NS-System solche Strömungen für seine Ideologie vereinnahmte.

Für die Datenbank „Die Dabeigewesenen“ wurden alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens wie Medizin, Justiz, Bildung und Forschung, Verwaltung, Kirche, Fürsorge und Wohlfahrt, Literatur, Theater und Kunst, Wirtschaft, Sport, Polizei und parteipolitische Organisationen berücksichtigt.

„denn wir können (…) das ganze Phänomen des Mitmachens und des Ermöglichens, das ja in der NS-Zeit eine genauso große Rolle gespielt hat, wie die Bereitschaft, selbst aktiver Täter vor Ort zu sein - das alles können wir nur verstehen, wenn wir die verschiedenen Facetten der Täterschaft noch viel genauer betrachten, als das bisher geschehen ist." 2)

In vielen Profilen wird der weitverbreitete Enthusiasmus vieler Deutscher für den Nationalsozialismus, gegenüber „seiner Wirtschafts- und Sozialpolitik, seine Architektur, seine Weltanschauung" 3) etc. deutlich. Und es zeigt sich, dass Menschen das NS-System stützten, indem sie z. B., ohne darüber nachzudenken und ohne zu hinterfragen, bereitwillig moralische und soziale Normen des NS-Staats übernahmen.

Mit Schaffung der „Ausgrenzungsgesellschaft“ war es für die „Mehrheitsgesellschaft“ möglich, u. a. NS-Rassentheorien praktisch umzusetzen.

Diese Erkenntnis ist angesichts heutiger aktueller gesellschafts-politischer Entwicklungen von Bedeutung. In einem Interview zum Thema Fremdenfeindlichkeit bemerkte der Antisemitismusforscher Prof. Dr. Wolfgang Benz auf die Frage, ob aus der Geschichte zu lernen sei. „Wir könnten schon. Wir könnten zum Beispiel lernen, dass der Fremde nicht schuld ist an dem Hass, der ihm widerfährt. Es scheint tatsächlich schwierig zu vermitteln zu sein, dass das Opfer nicht dafür verantwortlich ist, dass es totgeschlagen oder misshandelt wird. Juden werden nicht verfolgt, weil an ihnen etwas ist, was sie zu Opfern macht, sondern weil die Mehrheitsgesellschaft Opfer braucht, und zwar zur eigenen Identitätsstiftung. Zuwanderer, Fremde, Andersgläubige werden ausgegrenzt. Das stärkt das Selbstgefühl der Mehrheit.“ 4)

Mit der Datenbank soll eine Hamburg Topographie der „Dabeigewesenen“ entstehen, um somit konkrete Orte des NS-Geschehens sichtbar zu machen. Deshalb werden auch nur diejenigen Dabeigewesenen aufgenommen, die zwischen 1933 und 1945 in Hamburg mit seinen Grenzen nach 1937 gelebt/gearbeitet haben. Neben Personenprofilen sind auch Adressen von NSDAP-Organisationen und -Einrichtungen zu finden. Darüber hinaus gibt es für einzelne Stadtteile Einträge, die die NS-Aktivitäten im Stadtteil beschreiben. In der Datenbank kann nach Namen, Straßen, Bezirken und Stadtteilen gesucht werden, damit also auch nach den Wohnadressen und/oder Adressen der Arbeitsstätten (soweit recherchierbar). Durch Hinzuziehen der Stolpersteindatenbank (hier sind die Adressen der NS-Opfer aufgenommen, für die bisher Stolpersteine verlegt wurden) und der virtuellen Hamburg-Stadt-Karte (sie verzeichnet die Zwangsarbeiterlager und Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigt haben) wird eindringlich deutlich, wie dicht benachbart Opfer und Dabeigewesene in Hamburg gelebt und gewirkt haben. Mit diesen Informationen ist es immer schwerer, die altbekannte Entschuldigung aufrecht zu erhalten; wir haben doch nichts davon gewusst.

In den vorgestellten Profilen liegt der Fokus auf Handlungen und Einstellungen zum NS-Regime. Privates wird nur erwähnt, wenn es für die Haltung zum NS-Regime von Relevanz ist. Recherchegrundlage für diese Datenbank waren bereits vorhandene wissenschaftliche Veröffentlichungen (z. B. von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und dem Institut für Zeitgeschichte), Biographien, Sammelbände und Dissertationen zu Hamburg im Nationalsozialismus, aber auch in diversen Fällen Entnazifizierungsakten und andere Akten und Dokumente, die im Staatsarchiv Hamburg zur Verfügung stehen. Für die Adressenrecherchen wurden die digitalisierten Hamburger Adressbücher von 1933 bis 1943 der Staats- und Universitätsbibliothek genutzt. Trotz größter Sorgfalt beim Zusammentragen der Daten, ist es dennoch möglich, dass Schreibweisen von Namen variieren und Lebensdaten fehlerhaft sind. In den Profilen und den Beschreibungen der Funktionen sowie des „Wirkens“ des Dabeigewesenen konnte nicht komplett auf das NS-Vokabular – der Sprache der Täter – verzichtet werden, dennoch wurde versucht, diesen Anteil gering zu halten und neutralere Umschreibungen zu finden.
Die meisten der aufgeführten Personen wurden schnell nach Kriegsende durch die Entnazifizierungsstellen als entlastet eingestuft, sie mussten sich selten vor Gericht verantworten oder sie wurden aufgrund von Verjährung ihrer Taten nicht juristisch verurteilt. So stellt Can Bozyakali in seiner Dissertation z. B. zum Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht fest, dass auch in Hamburg bis Anfang der 1950er Jahre 63% aller Justizjuristen, die am Sondergericht tätig gewesen waren, wieder in den Justiz-Dienst eingestellt wurden. „[…] anhand dieser Werte [kann] von einer ‚Renazifizierung‘ gesprochen werden.“ 5)

Dr. Rita Bake, Dr. Brigitta Huhnke, Katharina Tenti (Stand: Anfang 2016)

1) Mario Erdheim: „I hab manchmal furchtbare Träume … Man vergißts Gott sei Dank immer glei...“ (Herr Karl), in: Meinrad Ziegler, Waltraut Kannonier-Finster: Österreichisches Gedächtnis. Über Erinnern und Vergessen der NS-Vergangenheit. Wien 1993.
2) Wolfram Wette: Deutschlandfunk-Interview am 20.11.2014, anlässlich seines neuen Buches: „Ehre, wem Ehre gebührt. Täter, Widerständler und Retter - 1933-1945“, Bremen 2015.
3) Raphael Gross: Anständig geblieben. Frankfurt a. M.  2010, S. 17.
4) Wolfgang Benz: „Ich bin schon froh, wenn es nicht schlimmer wird". Der Historiker Wolfgang Benz über die lange Geschichte der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland – und was neu ist an den Pegida-Märschen. Interview: Markus Flohr und Gunter Hofmann, in ZEIT online vom 21. Dezember 2015. www.zeit.de/zeit-geschichte/2015/04/wolfgang-benz-pegida-antisemitismus-fremdenfeindlichkeit
5) Can Bozyakali: Das Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht: Eine Untersuchung der NS-Sondergerichte unter besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Verordnung gegen Volksschädlinge, Frankfurt/ Main 2005, S. 235.

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