Begriffserklärungen

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Willy Kowallek

(19.2.1890 Hamburg – 24.1.1956)
Lehrer an der Klosterschule
Rübenhofstraße 17 (Wohnadresse 1955)

Hans-Peter de Lorent hat über Willy Kowallek ein Portrait verfasst, das in Hans-Peter de Lorents Buch: Täterprofile. Die Verantwortlichen im Hamburger Bildungswesen unterm Hakenkreuz. Band. 3. Hamburg 2019 erschienen und im Infoladen der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg erhältlich ist. Hier der Text:  
„Die Führung der Behörde hat eine durch parlamentarischen Kuhhandel zu Stande gekommene Schulleiterliste genehmigt.“ ( Hans Rösch)

Ein großer Teil der Schulleiter an den höheren Schulen, der in Zeiten des Selbstverwaltungsgesetzes von 1920 durch die Lehrerkonferenz und den Elternrat der Schulen gewählt worden war, blieb auch nach Beginn der NS-Herrschaft im Amt. Allerdings gab es ein Revirement, sodass einige Schulleiter an anderen Schulen eingesetzt wurden.
Dem nationalsozialistischen Aktivisten und Oberlehrer am Wilhelm-Gymnasium, Hans Rösch[1], der 1933 nicht damit einverstanden war, dass die NSDAP sich in der Personalpolitik nicht vollständig durchsetzte, ist es zu verdanken, dass das Procedere der Schulleiterbenennungen im Bereich der höheren Schulen öffentlich gemacht wurde. Auf der Liste der NS-Schulverwaltung am 10.7.1933 war auch Willy Kowallek als Schulleiter vorgesehen. Was Kowallek dafür qualifizierte, war seine langjährige Vorstandstätigkeit im Hamburger Philologenverein. Das denkwürdige Verfahren soll hier noch einmal beschrieben werden.
Hans Rösch war zum Zeitpunkt der Machtübertragung an die Nationalsozialisten im Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) Fachschaftsleiter für die höheren Schulen. Aufgefallen war er mit einer Rede am 30.1.1934 im Wilhelm-Gymnasium, die er nutzte, um vor der gesamten Schulgemeinde seine schroffe Kritik an Schulleitung und Kollegium des Wilhelm-Gymnasiums vorzutragen. Dabei griff er auch den neuen Schulsenators, Karl Witt[2], an, der bis 1933 noch Mitglied der DNVP gewesen war, und den Hans Rösch nicht als echten Nationalsozialisten anerkannte. Nach diesem Affront war Rösch in Ungnade gefallen, wurde suspendiert und wehrte sich daraufhin mit Schriftsätzen, in denen er sein Insiderwissen veröffentlichte. Er legte eine „Beweisakte“ an, in der er beschrieb, wie die Schulleiterliste für die höheren Schulen zum Sommer 1933 zu Stande gekommen war. Rösch stand in seiner NSLB-Funktion in enger Kommunikation mit den Verantwortlichen, insbesondere mit dem „alten" Nationalsozialisten und neuen Oberschulrat für den Bereich der höheren Schulen, Walter Behne[3]. Insofern hatten seine Aufzeichnungen Brisanz und Sprengkraft und beleuchten Abläufe, die der Öffentlichkeit sonst verborgen geblieben wären. Rösch schrieb: „Die Führung der Behörde hat eine durch parlamentarischen Kuhhandel zu Stande gekommene Schulleiterliste genehmigt, trotzdem ihr von der Gauleitung des NSLB eine rein nationalsozialistische Schulleiterliste vorgelegt worden war. Die Einzelheiten des Kuhhandels berichtete Oberschulrat Behne. Nach dem Bericht Behnes setzten sich Landesschulrat Meyer[4], Oberschulrat Mühe[5] (deutschnational), Oberschulrat Oberdörffer[6] (Volkspartei) und Oberschulrat Behne an einen Tisch. Schlug nun Behne einen Nationalsozialisten vor, so überstimmten ihn sofort die drei anderen, wenn ihnen der Vorschlag aus irgendeinem Grunde nicht genehm war. So kamen vorwiegend Mitglieder des Philologenvereins, nicht aber des NSLB auf die Liste. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang die Äußerung des Schulleiters Kowallek, er hätte sich eigentlich sagen müssen, dass er Schulleiter würde, da er ja lange Jahre im Vorstand des Philologenvereins gewesen sei. Behne legt nun Witt die Kuhhandelsliste vor. Witt musste nun glauben, dass es sich um die nationalsozialistische Liste handele, fragte aber trotzdem noch einmal nach, ob die Liste so gut sei, und genehmigte dann die Liste, ohne die ihm vorliegende Liste des NSLB zum Vergleich heranzuziehen. Witt ist noch einmal fernmündlich in der Nacht vom 10. zum 11. Juli von der Gauleitung des NSLB auf die Unhaltbarkeit der Schulleiterliste aufmerksam gemacht worden. Es geschah nichts. Wahre Disziplin und der Glaube an die Führerautorität wird untergraben, wenn der Oberschulrat, der, von der nationalsozialistischen Bewegung getragen, in die Behörde berufen wird, sich gegenüber der Reaktion für ohnmächtig erklärt.“[7]
Ein denkwürdiges Dokument. Es war die Undiszipliniertheit und Wut von Hans Rösch, die einen Blick möglich macht, wie hinter den Kulissen der ehemalige Vorsitzende des Hamburger Philologenvereins, Theodor Mühe, seine ehemaligen Vorstandskollegen auf Schulleitungsfunktionen beförderte. Freilich traten diese in der Regel auch zum 1.5.1933 in die NSDAP ein. Der Sprung war nicht übermäßig groß, da sie auch vorher schon zumeist deutsch-national orientiert gewesen waren.
Von Willy Kowallek liegt bedauerlicherweise im Hamburger Staatsarchiv keine Personalakte vor. So kann sein Werdegang nur mit anderen Dokumenten und etwas bruchstückhaft rekonstruiert werden. Wohl aber gibt es einige Daten aus seiner Philologenvereinstätigkeit und zudem seine Einlassungen im Entnazifizierungsverfahren.
Willy Kowallek wurde am 19.2.1890 in Hamburg geboren.[8] In einem späteren Schreiben gab Willy Kowallek an, Theodor Mühe sei sein Lehrer gewesen. Es ist also davon auszugehen, dass Kowallek in Eimsbüttel an der Oberrealschule am Kaiser-Friedrich-Ufer zur Schule ging und dort auch seine Reifeprüfung machte.[9]
Nach dem von ihm ausgefüllten Fragebogen in seinem Entnazifizierungsverfahren war Willy Kowallek seit dem 1.5.1937 Mitglied der NSDAP, im Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps (NSKK) seit dem 7.7.1933 und dort in der Funktion eines Scharführers. Er gab dazu an, 30.6.1936 dort wieder ausgetreten zu sein. Der NSV gehörte er seit dem 1.10.1935 an. Dem NSLB seit dem 1.10.1936 und dem Reichskolonialbund seit dem 1.1.1938.[10]
Weitere Daten ergeben sich aus den Schriftsätzen, die Willy Kowallek während seines Entnazifizierungsverfahrens einreichte.
Erst einmal ein kurzer Blick auf die Aktivitäten von Willy Kowallek im Hamburger Philologenverein. 1924 war er zum ersten Mal in den Vorstand des Philologenvereins gewählt worden als 1. Schriftführer. Angeregt möglicherweise durch seinen „Mentor“ Theodor Mühe, der gleichzeitig 2. Vorsitzender wurde.[11]
Willy Kowallek blieb in dieser Funktion bis zur Auflösung des Vereins 1935. Auf der Mitgliederversammlung am 27.6.1933 war er erneut zum 1. Schriftführer gewählt worden.[12]
Kowallek, der 1946 erklärte: „Ich habe mich in meinem ganzen Leben niemals für Politik interessiert, noch damit beschäftigt“, war über die Funktion im Hamburger Philologenverein hinaus auch öffentlich politisch aktiv. 1933 kandidierte er im Bereich der Lehrer an höheren Schulen auf einem Spitzenplatz bei der Wahl zu den Beamtenausschüssen.[13] Und einen bizarren Kampf führte Kowallek als Oberlehrer an einer höheren Mädchenschule. Er nahm teil an einer am 23.1.1922 einberufenen Versammlung für männliche Lehrer an höheren Mädchenschulen, die klagten: „Seit Einführung der Selbstverwaltung versuchten die Lehrerinnen der höheren Mädchenschulen den Einfluss der männlichen Lehrer immer mehr zurückzudrängen. Diese sähen ihr Ehrgefühl beeinträchtigt und fühlten sich als Lehrer zweiter Klasse.“[14] Diese Auseinandersetzung wurde mit dem Allgemeinen Deutschen Lehrerinnen-Verein (ADLV) geführt, der im Mai 1890 von Helene Lange gegründet worden war und in dem Emmy Beckmann und ihre Schwester Hanna Beckmann eine führende Rolle spielten. Willy Kowallek hatte nicht verhindern können, dass an der Schule, an der er arbeitete, 1926 Emmy Beckmann[15] zur Schulleiterin gewählt wurde. Als diese schon ein Jahr danach als erste Oberschulrätin in die Hamburger Schulverwaltung berufen wurde, wählte das Kollegium ihre Zwillingsschwester zur Schulleiterin. Vorher war die Schule noch in Helene-Lange-Oberrealschule umbenannt worden.
Hanna Beckmann blieb bis 1933 die Schulleiterin von Willy Kowallek.[16]
Der von Willy Kowallek geführte Konflikt eskalierte am 15.12.1925, als er als einer von zwölf Lehrern der Oberrealschule für Mädchen eine Eingabe an die Oberschulbehörde vorlegte. Die Gruppe um Kowallek beklagte, „sie ständen unter einem Minderrecht und hätten im Kollegium keine Gleichberechtigung“.[17]
Der Streit steigerte sich durch eine Verfügung der Oberschulbehörde, „nach der Männer in mittleren und oberen Klassen von Mädchenschulen möglichst nicht als Klassenlehrer eingesetzt werden sollten“. Uwe Schmidt schrieb, dass im Hintergrund in dieser Frage Theodor Mühe agierte und es ist interessant, dass es Theodor Mühe war, der 1933 nach Beginn der NS-Herrschaft als Oberschulrat für die höheren Schulen berufen wurde und es eine der ersten Entscheidungen der NS-geführten Schulverwaltung war, die Leitung der höheren Mädchenschulen grundsätzlich männlichen Pädagogen zu übertragen. Mit Hinweis darauf schrieb Theodor Mühe am 24.9.1946 einen „Persilschein“ für Willy Kowallek, in dem er dessen Berufung zum Schulleiter der Klosterschule damit begründete: „Da die Schulverwaltung 1933 beschlossen hatte, die Leitung der höheren Mädchenschule grundsätzlich männlichen Pädagogen zu übertragen, kam unter den damals verhältnismäßig wenigen männlichen Lehrkräften, die über eine langjährige Erfahrung in Mädchenbildung verfügten und ihrer charakterlichen und pädagogischen Qualifikation nach für die Leitung einer höheren Schule geeignet erschienen, in erster Linie der mir als dem derzeitigen Personalreferenten und früheren Vorsitzenden des Philologenvereins genau bekannte Dr. Kowallek in Betracht, den ich deshalb – ebenso wie nach und nach die meisten übrigen mir durch die Zusammenarbeit im Vorstand des Philologenvereins als besonders leistungsfähig und für eine leitende Stellung geeignet bekannten Persönlichkeiten – zur Beförderung vorschlug.“[18] Schon fast ein Schmierenstück mit langem Vorlauf und die Bestätigung für das, was Hans Rösch aufgedeckt hatte.
Willy Kowallek stand also auf der Schulleiter-Liste des neuen Schulsenators Karl Witt vom 10.7.1933.[19] Für ihn war die Leitung der Klosterschule vorgesehen. Nach der Zusammenlegung der Klosterschule mit der deutschen Oberschule auf dem Lübeckertorfeld zum 1.10.1934, wurde Alfred Kleeberg[20] Schulleiter der gemeinsamen Schule und Willy Kowallek sein Stellvertreter. Am 1.7.1938 beförderte die Landesunterrichtsbehörde Willy Kowallek zum Oberstudienrat.
Kowallek wurde am 12.9.1945 durch Heinrich Landahl im Auftrag der Britischen Militärregierung suspendiert und am 20.11.1945 entlassen.[21]
Aus seinem Einspruch gegen die Entlassung vom 27.6.1946 geht hervor, dass er vermutete, seine militärische Vergangenheit hätte dabei eine Rolle gespielt. Kowallek beschrieb, dass er als Hauptmann der Reserve nach dem Ersten Weltkrieg entlassen worden und wie alle anderen ehemaligen Offiziere listenmäßig erfasst worden war. Als Angehöriger des NSKK hatte er die Aufforderung erhalten, sich „für spätere Übungen zur Verfügung zu stellen und an vorbereitenden theoretischen Kursen, die des Abends stattfinden sollten, teilzunehmen“.[22]
Kowallek sah diese Teilnahme an Abendkursen als „einzig mögliche Gelegenheit, aus dem NSKK herauszukommen. Die Anti-kirchliche und Anti-semitische Tendenz der Nazi-Bewegung sei inzwischen immer offensichtlicher geworden, sodass deshalb mein Entschluss, aus dem NSKK auszutreten, damals schon feststand.“[23]
Kowallek beschrieb im Weiteren die Schwierigkeiten, die er hatte, sich aus dem NSKK herauszulösen, weil er damit seine „politische Zuverlässigkeit“ nicht mehr belegen konnte. „Nur derjenige, der selbst einmal versucht hat, aus einer nationalsozialistischen Gliederung als Beamter im öffentlichen Dienst seinen Austritt zu betreiben, kann ermessen, welche Schwierigkeiten ein derartiges Vorhaben darstellt, wenn man seine Beamtenstellung nicht gefährden wollte.“[24]
Als Folge seines Austritts erklärte Kowallek, „dass der Kreisamtsleiter des NSLB den zuständigen Schulwalter beauftragte, über meine politische Gesinnung genaue Ermittlungen anzustellen, da der Verdacht politischer Unzuverlässigkeit vorlag, umso mehr, da ich kein Parteigenosse war.“[25]
Kowallek wurde nach „Ausbruch des Krieges einberufen und fand 1 ¼ Jahr lang bei den ,rückwärtigen Diensten‘ als Hauptmann bzw. Rittmeister der Reserve Verwendung. Wegen Kreislaufstörungen wurde ich im Juni 1940 ‚garnisondienstfähig‘ geschrieben und deshalb von der Schulverwaltung Hamburg sofort für den Schuldienst angefordert.“[26]
Der Beratende Ausschuss für die höheren Schulen beschäftigte sich am 10.8.1946 mit Willy Kowallek und befand ihn als politisch gering belastet und empfahl eine Milderung des Urteils.[27]
Jetzt legte Kowallek mit einem fünfseitigen Schreiben noch einmal nach. Er erklärte, sich niemals für Politik interessiert zu haben und somit nur aus „sachlich-pädagogischen Gründen“ zum Schulleiter berufen worden zu sein, da er vor seiner Ernennung zum Schulleiter auch niemals einer politischen Partei angehört hatte. Als Zeugen benannte er Prof. Theodor Mühe.[28]
Kowallek erklärte weiter: „Gleich auf der ersten Lehrerkonferenz habe ich dem Kollegium erklärt, dass ich nicht aus politischen Gründen bzw. wegen irgendwelcher Beziehungen zur Partei zum Schulleiter berufen worden sei, sondern aufgrund meiner pädagogischen Erfahrungen sowie wegen meiner Arbeit im Vorstand des Philologenvereins. Die Nationalsozialisten des Kollegiums wurden daraufhin bei der Behörde vorstellig und beschwerten sich über meine Berufung, da ich ihnen als nicht Parteigenosse und unpolitischer Mann der Vorgesetzte wurde. Den aktiven Nationalsozialisten verbot ich jegliche parteipolitische Propaganda während der Unterrichtsstunden. Wegen Nichtbefolgung meines Verbots habe ich über einen nationalsozialistischen ‚alten Kämpfer‘ im Laufe meiner Amtszeit zweimal eine ausführliche schriftliche Beschwerde der Schulverwaltung eingereicht.“[29]
Das ist durchaus denkbar. Ich habe in Band 2 der Täterprofile die beiden NS-Aktivisten Heinrich Hehn[30] und Erwin Gottsleben[31] porträtiert, die an dieser Schule eine nationalsozialistische Zelle gebildet hatten und sicherlich im Konflikt mit Schulleiter Willy Kowallek gestanden haben. Auch die Benennung des älteren und erfahreneren Alfred Kleeberg zum Leiter der zusammengelegten Schule 1934 könnte darauf hindeuten, dass Kowallek bei den Nationalsozialisten umstritten war.
Merkwürdig ist, dass Kowallek explizit erklärte, dem NSLB „aus reiner Opposition deshalb nicht beigetreten zu sein, weil der den ‚Deutschen Philologenverband‘ und damit auch den ,Hamburger Philologenverein‘ gezwungen hatte, sich aufzulösen.[32]
Merkwürdig, weil der letzte Vorsitzende des Hamburger Philologenvereins, Karl Züge[33], im NSLB eine führende Rolle einnahm und Willy Kowallek in seinem Entnazifizierungsfragebogen 1945 angegeben hatte, am 1.10.1936 Mitglied des NSLB geworden zu sein.[34]
Der Parteieintritt erfolgte im Oktober 1937, „zwangsweise auf den 1. Mai 1937 zurückdatiert“, wie Kowallek erklärte und zwar „aufgrund eines Rundschreibens der Schulverwaltung (Oberschulrat Mansfeld) unter dem Druck der Behörde“.[35]
Der Entnazifizierungsausschuss unter Leitung von Clara Klabunde empfahl am 24.1.1947, Kowallek wieder als Studienrat einzustellen. Er begründete dies mit dessen geringer politischer Belastung und insbesondere damit, dass dieser freiwillig aus dem NSKK ausgetreten sei und „eine Reihe von glaubwürdigen Attesten vorliegen, wonach er sein Amt als Schulleiter nicht im nationalsozialistischen Sinne ausgeübt hat. Er hat auch ein Schreiben der Schulverwaltung aus dem Jahre 1944 vorgelegt, wo seine Gestaltung von Schulfeiern wegen ihrer christlichen und nicht nationalsozialistischen Art beanstandet wird.“[36]
Kowallek hatte sogar davon gesprochen, „wegen der betont religiösen Ausgestaltung einer Entlassungsfeier der Abiturientinnen im März 1944, die sich aus meiner positiven Einstellung zum Christentum und zu unserer Kirche erklärt, erhielt ich von Seiten der Schulverwaltung einen Verweis. Die Feier hatte das Missfallen der Parteivertreter erregt, die sich hinter meinem Rücken bei der Schulverwaltung beschwerten.“[37]
Überprüft man die Angaben, kann man nicht von einem Verweis sprechen, sondern einem relativ moderat formulierten Schreiben des damaligen Leiters der Schulverwaltung, Prof. Ernst Schrewe, der schrieb:
„In der Beiratssitzung des Schulverwaltung wurde mir das anliegende Programm der Entlassungsfeier ihrer Schule übergeben. Die Beiratsmitglieder äußerten sich kritisch zu der Programmgestaltung. Ich halte diese Kritik nicht für ganz unberechtigt und bin der Meinung, dass sich in der Liedauswahl eine geeignetere Zusammenstellung hätte finden lassen. Ich nehme an, dass unser heutiges Liedgut in dem musikalischen Unterricht der Klosterschule auch einen Platz hat. Das sollte bei repräsentativen Feiern zum Ausdruck gebracht werden. In der Zusammenarbeit mit der Hitler-Jugend und der Partei müsste sich sicher eine ansprechendere Form finden lassen, als sie nach dem vorliegenden Programm gefunden worden ist. Ich würde mich freuen, wenn spätere Feiern seitens der Parteivertreter eine bessere Würdigung fänden als die am 25. März durchgeführte.“[38]
Das Programm lag bei und die musikalische Begleitung sah so aus:
„1. Lobe den Herrn den mächtigen König der Ehren. 2. Chor: Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre (Beethoven). 5. Einzelgesang: Herr Deine Güte reicht soweit (Beethoven). 6. Ave verum (Schubert). 9. Kein schöner Land in dieser Zeit.“[39]
Willy Kowallek hatte behauptet, er sei gemaßregelt worden. Ob es eine gute Idee war oder eine Provokation vor dem Punkt 10. „Ansprache des Vertreters der Partei“ das Lied „Kein schöner Land in dieser Zeit“ singen zu lassen, Ende März 1944, als Hamburg zu einem erheblichen Ausmaß in Schutt und Asche lag, darüber kann man diskutieren. Ein heroischer antinationalsozialistischer Beitrag war es aus meiner Sicht nicht und die Reaktion des Leiters der Schulverwaltung fiel vergleichsweise harmlos aus.
Willy Kowallek wurde jedenfalls am 14.2.1947 wieder als Beamter in den höheren Schuldienst eingestellt und zwar als Studienrat.[40]
Im Weiteren ging es dann um die Frage, ob Kowallek wieder als Oberstudienrat beschäftigt und besoldet werden könnte. Oberschulrat Heinrich Schröder hatte sich mit der Frage an Kurt Zeidler gewandt, wie in solchen Fällen prinzipiell zu verfahren sei, da die Entscheidung in einem Fall immer Präzedenzcharakter haben würde.[41]
Und Kurt Zeidler, der 2. Vorsitzender des Fachausschusses in den Entnazifizierungsverfahren war, erklärte:
„Der Fachausschuss steht konsequent auf dem Standpunkt, dass Hamburgische Lehrkräfte, die vor 1937 der NSDAP beigetreten sind und damit, wie man auch sonst über ihre Haltung und persönliche Eignung als Persönlichkeiten in leitender Stelle denken mag, doch einen hohen Grad von Anfälligkeit gegenüber nationalsozialistisch-militaristischen Tendenzen gezeigt haben, in leitenden Stellungen nicht verwendet werden können. Es wäre verhängnisvoll, wenn der Fachausschuss bzw. die Berufungsausschüsse von dieser Leitlinie abweichen wollten. Das Ende der dann mit allen Mitteln betriebenen Berufungsverfahren wäre nicht abzusehen.“[42]
Im Fall Kowallek, der erst 1937 der NSDAP beigetreten war, hatte Zeidler keine Bedenken, diesen wieder als Oberstudienrat einzusetzen, „sofern nicht noch politisch ihn belastende Tatsachen bekannt werden“.[43]
So entschied dann auch der Berufungsausschuss 17 unter Vorsitz von Rechtsanwalt Soll am 5.11.1949. Kowallek wurde „als Oberstudienrat unter Einstufung in die Kategorie V bestätigt“.[44]
Willy Kowallek wurde am 1.4.1952 pensioniert.[45] Er starb am 24.1.1956.[46]
Text: Hans-Peter de Lorent

Anmerkungen
1 Siehe die Biografie Hans Rösch, in: Hans-Peter de Lorent: Täterprofile. Die Verantwortlichen im Hamburger Bildungswesen unterm Hakenkreuz, Bd. 1, Hamburg 2016, S. 768 ff.
2 Siehe die Biografie Karl Witt, in: de Lorent 2016, S. 88 ff.
3 Siehe die Biografie Walter Behne, in: de Lorent 2016, S. 457 ff.
4 Siehe die Biografie Wolfgang Meyer, in: Hans-Peter de Lorent: Täterprofile Bd. 2, Hamburg 2017, S. 150 ff.
5 Siehe die Biografie Theodor Mühe, in: de Lorent 2016, S. 371 ff.
6 Siehe die Biografie Wilhelm Oberdörffer, in: de Lorent 2016, S. 528 ff.
7 Personalakte Hans Rösch, StA HH, 361-3_A 1399, Bd. 2. Siehe dazu auch die Biografie Hans Rösch, a. a. O.
8 Entnazifizierung Willy Kowallek, StA HH, 221-11_Ed 16125
9 Schreiben vom 18.12.1946, Entnazifizierungsakte a. a. O.
10 Entnazifizierungsakte a. a. O.
11 Uwe Schmidt: Aktiv für das Gymnasium. Hamburgs Gymnasien und die Berufsvertretung ihrer Lehrerinen und Lehrer von 1870 bis heute. Hamburg 1999, S. 164.
12 Schmidt 1999, S. 320.
13 Schmidt 1999, S. 352.
14 Schmidt 1999, S. 206 f.
15 Karen Hagemann: Emmy Beckmann: Hamburgs erste Oberschulrätin, in: Hans-Peter de Lorent und Volker Ullrich (Hg.): Der Traum von der Freien Schule. Schule und Schulpolitik in Hamburg während der Weimarer Republik, Hamburg 1988, S. 342 ff.
16 Siehe dazu die Darstellung in: Schmidt 1999, S. 200 ff.
17 Schmidt 1999, S. 208.
18 Ebd.
19 Abgedruckt in de Lorent 2016, S. 32.
20 Siehe die Biografie Alfred Kleeberg in diesem Band.
21 Entnazifizierungsakte a. a. O.
22 Entnazifizierungsakte a. a. O.
23 Schreiben vom 27.1.1946, Entnazifizierungsakte a. a. O.
24 Ebd.
25 Ebd.
26 Ebd.
27 Ebd.
28 Beratender Ausschuss vom 10.8.1946, Entnazifizierungsakte a. a. O.
29 Erklärung vom 18.12.1946, Entnazifizierungsakte a. a. O.
30 Ebd.
31 Siehe die Biografie Heinrich Hehn, in: de Lorent 2017, S. 359 ff.
32 Siehe die Biografie Erwin Gottsleben, in: de Lorent 2017 S. 369 ff.
33 Erklärung vom 18.12.1946, Entnazifizierungsakte a. a. O.
34 Siehe die Biografie Karl Züge, in: de Lorent 2016, S. 385 ff.
35 Entnazifizierungsakte a. a. O.
36 Erklärung vom 18.12.1946, Entnazifizierungsakte a. a. O.
37 Schreiben vom 2.1.1946, Entnazifizierungsakte a. a. O.
38 Schreiben von Professor Ernst Schrewe vom 14.4.1944, Entnazifizierungsakte a. a. O.
39 Entlassungsfeier am 25.3.1944, Entnazifizierungsakte a. a. O.
40 Empfehlung des Entnazifizierungsausschusses vom 24.1.1947, Entnazifizierungsakte a. a. O.
41 Schreiben vom 10.10.1949, Entnazifizierungsakte a. a. O.
42 Erklärung vom 11.10.1949, Entnazifizierungsakte a. a. O.
43 Ebd.
44 Berufungsausschuss 17 vom 5.11.1949, Entnazifizierungsakte a. a. O.
45 Hamburgisches Lehrerverzeichnis Jahrgang 1953/54, herausgegeben vom Verlag der Gesellschaft der Freunde, S. 54.
46 Nach Auskunft des Staatsarchivs laut Sterberegister.
 

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Erklärung zur Datenbank

Stand Januar 2024: 914 Kurzprofile und 332 sonstige Einträge.

Diese Datenbank ist ein Projekt in Fortsetzung (work in progress). Eine Vollständigkeit ist niemals zu erreichen. Sie startete online im Februar 2016 mit rund 520 Profilen und mehr als 200 weiteren Einträgen und wird laufend ergänzt und erweitert werden. Wissenschaftliche Institute, Gedenkstätten, Universitäten und zum Thema forschende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können gern ihre erarbeiteten Profile in diese Datenbank stellen lassen.

Quellenangaben, die sich auf Webseiten beziehen, sind die zum Zeitpunkt der Recherche gefundenen. Sollten Sie veraltete Links oder Aktualisierungen bzw. Verschiebungen der Inhalte feststellen, freuen wir uns über Hinweise.

Vor etlichen Jahren hat die Landesszentrale für politische Bildung Hamburg die Stolperstein-Datenbank www.stolpersteine-hamburg.de ermöglicht und gibt seit rund zehn Jahren gemeinsam mit dem Institut für die Geschichte der Deutschen Juden unter der Projektleitung von Dr. Beate Meyer und Dr. Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung die Publikationsreihe „Stolpersteine in Hamburg, biografische Spurensuche“ heraus. Mit dieser Datenbank „Die Dabeigewesenen“ möchte die Landeszentrale für politische Bildung nun den Blick auf diejenigen lenken, die das NS-System stützten und mitmachten. Denn:

Eine Gesellschaft, die sich eine offene und freie Zukunft wünscht,
muss [...] über eine Kultur verfügen, die nicht auf dem Verdrängen
und Vergessen der Vergangenheit beruht.“ (Mario Erdheim Psychoanalytiker) 1)

Diese aktuell immer noch so wichtige Aussage bildet den inhaltlichen Ausgangspunkt dieser Datenbank. Sie enthält eine Sammlung mit Kurzprofilen über Menschen, die auf unterschiedlichste Weise an den NS-Gewaltverbrechen in Hamburg Anteil hatten, z.B. als Karrierist/innen, Profiteur/innen, Befehlsempfänger/innen, Denunziant/innen, Mitläufer/innen und Täter/innen. Aber auch sogenannte Verstrickte, die z. B. nach durchlittener Gestapo-Folter zum Spitzel wurden. Unter all diesen Dabeigewesenen gab es auch Menschen, die in keiner NS-Organisation Mitglied waren, die aber staatliche Aufträge - zum Beispiel als Künstler oder Architekt - annahmen und so von dem NS-System profitierten, im Gegensatz zu denen, die sich diesem System nicht andienten, deshalb in die Emigration gingen oder in Kauf nahmen, keine Karriere mehr zu machen bzw. kaum noch finanzielle Einnahmen zu haben.

Ebenso wurden solche Personen aufgenommen, die zum Beispiel vor und während der NS-Zeit den Idealen des Heimatschutzes und der Technik-Kritik anhingen und das NS-Regime dadurch unterstützten, indem sie staatliche Aufträge annahmen, die diesen Idealen entsprachen, da das NS-System solche Strömungen für seine Ideologie vereinnahmte.

Für die Datenbank „Die Dabeigewesenen“ wurden alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens wie Medizin, Justiz, Bildung und Forschung, Verwaltung, Kirche, Fürsorge und Wohlfahrt, Literatur, Theater und Kunst, Wirtschaft, Sport, Polizei und parteipolitische Organisationen berücksichtigt.

„denn wir können (…) das ganze Phänomen des Mitmachens und des Ermöglichens, das ja in der NS-Zeit eine genauso große Rolle gespielt hat, wie die Bereitschaft, selbst aktiver Täter vor Ort zu sein - das alles können wir nur verstehen, wenn wir die verschiedenen Facetten der Täterschaft noch viel genauer betrachten, als das bisher geschehen ist." 2)

In vielen Profilen wird der weitverbreitete Enthusiasmus vieler Deutscher für den Nationalsozialismus, gegenüber „seiner Wirtschafts- und Sozialpolitik, seine Architektur, seine Weltanschauung" 3) etc. deutlich. Und es zeigt sich, dass Menschen das NS-System stützten, indem sie z. B., ohne darüber nachzudenken und ohne zu hinterfragen, bereitwillig moralische und soziale Normen des NS-Staats übernahmen.

Mit Schaffung der „Ausgrenzungsgesellschaft“ war es für die „Mehrheitsgesellschaft“ möglich, u. a. NS-Rassentheorien praktisch umzusetzen.

Diese Erkenntnis ist angesichts heutiger aktueller gesellschafts-politischer Entwicklungen von Bedeutung. In einem Interview zum Thema Fremdenfeindlichkeit bemerkte der Antisemitismusforscher Prof. Dr. Wolfgang Benz auf die Frage, ob aus der Geschichte zu lernen sei. „Wir könnten schon. Wir könnten zum Beispiel lernen, dass der Fremde nicht schuld ist an dem Hass, der ihm widerfährt. Es scheint tatsächlich schwierig zu vermitteln zu sein, dass das Opfer nicht dafür verantwortlich ist, dass es totgeschlagen oder misshandelt wird. Juden werden nicht verfolgt, weil an ihnen etwas ist, was sie zu Opfern macht, sondern weil die Mehrheitsgesellschaft Opfer braucht, und zwar zur eigenen Identitätsstiftung. Zuwanderer, Fremde, Andersgläubige werden ausgegrenzt. Das stärkt das Selbstgefühl der Mehrheit.“ 4)

Mit der Datenbank soll eine Hamburg Topographie der „Dabeigewesenen“ entstehen, um somit konkrete Orte des NS-Geschehens sichtbar zu machen. Deshalb werden auch nur diejenigen Dabeigewesenen aufgenommen, die zwischen 1933 und 1945 in Hamburg mit seinen Grenzen nach 1937 gelebt/gearbeitet haben. Neben Personenprofilen sind auch Adressen von NSDAP-Organisationen und -Einrichtungen zu finden. Darüber hinaus gibt es für einzelne Stadtteile Einträge, die die NS-Aktivitäten im Stadtteil beschreiben. In der Datenbank kann nach Namen, Straßen, Bezirken und Stadtteilen gesucht werden, damit also auch nach den Wohnadressen und/oder Adressen der Arbeitsstätten (soweit recherchierbar). Durch Hinzuziehen der Stolpersteindatenbank (hier sind die Adressen der NS-Opfer aufgenommen, für die bisher Stolpersteine verlegt wurden) und der virtuellen Hamburg-Stadt-Karte (sie verzeichnet die Zwangsarbeiterlager und Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigt haben) wird eindringlich deutlich, wie dicht benachbart Opfer und Dabeigewesene in Hamburg gelebt und gewirkt haben. Mit diesen Informationen ist es immer schwerer, die altbekannte Entschuldigung aufrecht zu erhalten; wir haben doch nichts davon gewusst.

In den vorgestellten Profilen liegt der Fokus auf Handlungen und Einstellungen zum NS-Regime. Privates wird nur erwähnt, wenn es für die Haltung zum NS-Regime von Relevanz ist. Recherchegrundlage für diese Datenbank waren bereits vorhandene wissenschaftliche Veröffentlichungen (z. B. von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und dem Institut für Zeitgeschichte), Biographien, Sammelbände und Dissertationen zu Hamburg im Nationalsozialismus, aber auch in diversen Fällen Entnazifizierungsakten und andere Akten und Dokumente, die im Staatsarchiv Hamburg zur Verfügung stehen. Für die Adressenrecherchen wurden die digitalisierten Hamburger Adressbücher von 1933 bis 1943 der Staats- und Universitätsbibliothek genutzt. Trotz größter Sorgfalt beim Zusammentragen der Daten, ist es dennoch möglich, dass Schreibweisen von Namen variieren und Lebensdaten fehlerhaft sind. In den Profilen und den Beschreibungen der Funktionen sowie des „Wirkens“ des Dabeigewesenen konnte nicht komplett auf das NS-Vokabular – der Sprache der Täter – verzichtet werden, dennoch wurde versucht, diesen Anteil gering zu halten und neutralere Umschreibungen zu finden.
Die meisten der aufgeführten Personen wurden schnell nach Kriegsende durch die Entnazifizierungsstellen als entlastet eingestuft, sie mussten sich selten vor Gericht verantworten oder sie wurden aufgrund von Verjährung ihrer Taten nicht juristisch verurteilt. So stellt Can Bozyakali in seiner Dissertation z. B. zum Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht fest, dass auch in Hamburg bis Anfang der 1950er Jahre 63% aller Justizjuristen, die am Sondergericht tätig gewesen waren, wieder in den Justiz-Dienst eingestellt wurden. „[…] anhand dieser Werte [kann] von einer ‚Renazifizierung‘ gesprochen werden.“ 5)

Dr. Rita Bake, Dr. Brigitta Huhnke, Katharina Tenti (Stand: Anfang 2016)

1) Mario Erdheim: „I hab manchmal furchtbare Träume … Man vergißts Gott sei Dank immer glei...“ (Herr Karl), in: Meinrad Ziegler, Waltraut Kannonier-Finster: Österreichisches Gedächtnis. Über Erinnern und Vergessen der NS-Vergangenheit. Wien 1993.
2) Wolfram Wette: Deutschlandfunk-Interview am 20.11.2014, anlässlich seines neuen Buches: „Ehre, wem Ehre gebührt. Täter, Widerständler und Retter - 1933-1945“, Bremen 2015.
3) Raphael Gross: Anständig geblieben. Frankfurt a. M.  2010, S. 17.
4) Wolfgang Benz: „Ich bin schon froh, wenn es nicht schlimmer wird". Der Historiker Wolfgang Benz über die lange Geschichte der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland – und was neu ist an den Pegida-Märschen. Interview: Markus Flohr und Gunter Hofmann, in ZEIT online vom 21. Dezember 2015. www.zeit.de/zeit-geschichte/2015/04/wolfgang-benz-pegida-antisemitismus-fremdenfeindlichkeit
5) Can Bozyakali: Das Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht: Eine Untersuchung der NS-Sondergerichte unter besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Verordnung gegen Volksschädlinge, Frankfurt/ Main 2005, S. 235.

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