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Franz Bömer

(14.3.1911 Bochum-Harpen – 27.1.2004)
Schulleiter des Wilhelm-Gymnasiums, Herausgeber der Zeitschrift „Gymnasium“
Abendrothsweg 25 (Wohnadresse nach 1945)

Dr. Hans-Peter de Lorent hat das Portrait über Franz Bömer verfasst und in seinem Buch „Täterprofile, Band 2“ veröffentlich.

Franz Bömer, promovierter und habilitierter Altphilologe, Professor seit 1944, war von 1955 bis 1972 Oberstudiendirektor des Wilhelm-Gymnasiums in Hamburg. Von 1951 bis 1999 fungierte er als einer der Herausgeber der Zeitschrift „Gymnasium“. Weitgehend unbekannt hingegen ist Bömers Verstrickung in den Nationalsozialismus. Er war Mitglied in der SA seit dem 8.5.1933, der NSDAP und anderer NS-Organisationen und seine Anbiederung an den berüchtigten SS-Obergruppenführer Dr. Werner Best vom „Geheimen Staatspolizeiamt Berlin“, dem Personalchef der Gestapo sowie seine vermutliche Arbeit für den Sicherheitsdienst (SD) der SS waren für Bömer karrierefördernd.

Franz Bömer wurde am 14.3.1911 in Bochum-Harpen als Sohn des Landwirts Heinrich Bömer und dessen Frau Klara geboren. Bömer hatte im Laufe der Jahre höchst unterschiedliche Lebensläufe verfasst, stets adressatengerecht, mit differenten Intentionen. Darauf soll noch genauer eingegangen werden.

Nüchtern berichtet ergab sich bei seiner Bewerbung als Schulleiter und Oberstudiendirektor am Wilhelm-Gymnasium in Hamburg folgender Werdegang: Franz Bömer besuchte von 1917 bis 1921 die Volksschule in Bochum-Harpen, danach das Gymnasium in Bochum und in Recklinghausen, wo er am 25.2.1930 das Abitur bestand. Danach studierte Bömer an der Universität Bonn Philosophie und Geschichte. Er promovierte am 12.12.1934, 23-jährig („Der lateinische Neuplatonismus und Claudianus Mamertus in Sprache und Philosophie“).

Am 27. und 28.6.1935 bestand Böhmer in Bonn die Staatsprüfung für das höhere Lehramt in den Fächern Latein, Griechisch und Geschichte „mit Auszeichnung“. Danach arbeitete er in München als wissenschaftlicher Mitarbeiter des „Thesaurus Linguae Latinae“, danach als Lehrbeauftragter und Assistent in Berlin, später, seit dem 1.4.1939 als Oberassistent in Bonn nach seiner Habilitation 1939.

Parallel zu seinem beruflichen Werdegang hatte Franz Bömer an militärischen Übungen 1936 und 1937 teilgenommen, wurde mit Kriegsbeginn zur Wehrmacht eingezogen und avancierte dort bis 1944 zum Batteriechef und Oberleutnant.

Am 7.11.1944 bekam er eine außerplanmäßige Professur an der Universität Bonn.1

In seiner Hamburger Personalakte wird als nächste berufliche Station das Referendariat ab dem 1.12.1948 in Köln ausgewiesen. Nach seiner Assessorenzeit auch in Köln wurde Bömer 1951 Studienrat und arbeitete bis zu seiner Berufung an das Wilhelm-Gymnasium als Studienrat am Nicolaus-Cusanus-Gymnasium in Bad Godesberg.

Die Zwischenzeit, die Phase einer schwierigen Entnazifizierung soll extra beleuchtet werden. Und damit auch seine NS-Verstrickung und Bömers Militärzeit.

Interessant und in dieser Ausführlichkeit selten dokumentiert in einer Personalakte ist der Entscheidungsprozess, Franz Bömer als Schulleiter nach Hamburg zu holen. Inspirator und treibende Kraft für die Berufung Bömers war offensichtlich Oberschulrat Hans Wegner gewesen. Wegner, Altphilologe, vor 1933 schon Sozialdemokrat gewesen, nach 1945 Schulleiter des Johanneums geworden, seit 1951 Oberschulrat für die höheren Schulen2, hatte Bömer nach eigenen Angaben bei einer internationalen Altphilologen-Tagung in Paris 1952 kennen- und schätzen gelernt, insbesondere „seine menschlichen Qualitäten und seine pädagogischen Ansichten und Ziele“.3

Direkt beteiligt an der Bewerbung waren auch Bürgermeister Kurt Sieveking und, schon qua Amt, Schulsenator Hans Wenke. In Hamburg regierte seit 1953 der „Hamburg-Block“ und es erscheint schon als ungewöhnlich, dass der Bürgermeister sich persönlich um eine Schulleiterbestellung bemühte. Wegner schrieb: „Ich darf auch erwähnen, daß Herr Bürgermeister Sieveking in einer Unterhaltung, zu der er Herrn Bömer in Bonn gebeten hatte, einen ausgezeichneten Eindruck von ihm bekommen hat, so daß er ihn gern auch an das Johanneum genommen hätte“.4 Und auch Schulsenator Prof. Hans Wenke5, selbst Erziehungswissenschaftler in Zeiten des Nationalsozialismus, hatte Erkundigungen über Bömer eingeholt, „nach den von Ihnen selbst eingeholten Auskünften“, wie es Wegner an Wenke formulierte.6

Wegner schrieb, dass Bömer am Wilhelm-Gymnasium „zwei Lehrproben abgelegt hätte“ und dadurch bestätigte, daß er seine „pädagogische Staatsprüfung mit Recht mit Auszeichnung bestanden hat“. Zahlreiche Gutachten lägen vor. „Die wissenschaftliche Qualifikation Bömers ergibt sich aus einer Fülle von Veröffentlichungen. Außerdem ist er über die Bundesrepublik hinaus bekannt als der Herausgeber der Zeitschrift ‚Gymnasium‘, die durch Bömer zu einer Zeitschrift von Rang geworden ist, so daß die Schulbehörde Hamburg sich entschlossen hat, sie für alle Hamburger Schulen zu abonnieren.“7

Den Wunsch Bömers, nach Hamburg zu wechseln, erklärte Wegner damit, „aus der konfessionellen, engen Atmosphäre Nordrhein-Westfalens herauszukommen“.8

Die Details aus dem Entnazifizierungsverfahren Bömers in Bonn waren in Hamburg nicht bekannt. Es war nicht unüblich, in anderen Regionen beruflich Fuß zu fassen, wo die Aktivitäten aus der Zeit von 1933–1945 unbekannt waren.

Franz Bömer wurde von Oberschulrat Hans Wegner im Einvernehmen mit Senator Wenke und Bürgermeister Sieveking auf Platz eins einer Dreier-Bewerbungsliste gesetzt.

Auch der auf Rang zwei Platzierte war ein NS-belasteter Altphilologe, Dr. Kurt Person aus Göttingen, ebenfalls mit zahlreichen Referenzen ausgestattet. Der dritte Bewerber, Werner Rockel, der später am Matthias-Claudius-Gymnasium Schulleiter werden sollte, war in der NS-Zeit Studienrat am Wilhelm-Gymnasium gewesen, „verließ während des Dritten Reiches die Schule, weil er sich weigerte, der NSDAP beizutreten und war in dieser Zeit an einer privaten Vorbereitungsanstalt für das Abitur tätig. Im Frühsommer 1946 kam er an das Wilhelm-Gymnasium und ist seitdem dort mit großem Erfolg tätig. Herr Rockel ist ein ausgezeichneter Altphilologe. Er hat mit seiner letzten Klasse eine geradezu aufsehenerregende Aufführung der ‚Antigone‘ in griechischer Sprache veranstaltet und ist, obwohl er keine Fakultas dafür hat, wohl der beste Deutschlehrer der Schule. Er ist Vertrauenslehrer und Verbindungsmann der Schüler des Schülerausschusses zum Kollegium. Die Qualitäten Herrn Rockels, nach meiner Überzeugung auch für den Posten eines Direktors, sind eindeutig vorhanden. Ich hätte auch gar keine Bedenken, ihn beim Wilhelm-Gymnasium als Leiter vorzuschlagen, wenn ich nicht befürchten müßte, daß Herr Rockel vom Kollegium aus kaum mit einer Zustimmung rechnen könnte und nach einer etwaigen Ernennung mit Schwierigkeiten zu rechnen haben würde. Der Grund für diese Tatsache liegt darin, daß das Kollegium befürchtet, sogar mit Recht befürchtet, daß Herr Rockel kein ‚bequemer‘ Schulleiter sein wird. Er ist eine starke Persönlichkeit, die ihre Absichten sehr energisch durchsetzen würde und unter der das Kollegium aus dem etwas geruhsamen Schlaf aufgescheucht werden würde.“9

Schlussfolgerung: „Es muß eine ebenso starke Persönlichkeit wie Herr Rockel sein, die dort eingesetzt wird, aber sie muß aus einem anderen Kollegium kommen.“10

Somit wurde Franz Bömer mit Ernennungsvorschlag vom 16.2.1955 zum 1.4.1955 als Schulleiter des Wilhelm-Gymnasiums berufen. Mit Unterstützung von Bürgermeister Kurt Sieveking erhielt er im Abendrothsweg 25 „aus dem Kontingent des Senats“ eine Dienstwohnung zur Verfügung gestellt.11

Dann gab es noch Irritationen, ob der außerplanmäßige Professorentitel, der Bömer am 7.11.1944 verliehen worden war, tatsächlich eine Verleihung ad personam war oder nach Ablauf der Tätigkeit wegfallen müsste. Wegner vermerkte: „An einer juristischen Klärung der Frage der Berechtigung des Professorentitels liegt der Schulbehörde nicht.“12 Erstaunlich viel Wohlwollen oder Protektion.

Viel interessanter wäre allerdings die Frage gewesen, warum Franz Bömer noch am 7.11.1944 zum außerplanmäßigen Professor ernannt worden war? Hans Wegner hatte geschrieben: „Aus Zweckmäßigkeitsgründen etwa in die evangelische Kirche überzutreten, liegt dem graden Wesen und der westfälischen Geisteshaltung Bömers nicht. Wenn ich schlagwortartig die Glaubenshaltung Bömers umreißen darf, so müßte ich sie als einen christlichen Humanismus bezeichnen.“13 Sehen wir uns an, was ein „grades Wesen“ aus Überzeugung und eventuell aus Zweckmäßigkeitsgründen in den Zeiten von 1933 bis 1945 gemacht hatte.

Franz Bömer, „ältester von acht Geschwistern“, schrieb im Fragebogen über seine Abstammung, dass sein Vater Heinrich „Landwirt und Rittergutpächter“ gewesen war, sein Großvater „Gutsbesitzer“. An anderer Stelle: „Meine sämtlichen Vorfahren gehörten dem Bauernstande an.“14

In seiner Dozentenpersonalakte schrieb er in mehreren Lebensläufen, dass er seit dem 8.5.1933 Mitglied der SA war, bis zum 31.8.1937: „An diesem Tage trat ich als ehemaliger Angehöriger der Luftwaffe ins NSFK über“.15 Seit dem 1.5.1937 war Bömer auch Mitglied der NSDAP (Nummer 4116684). Der Übertritt zum NSFK (Nationalsozialistisches Fliegerkorps) erfolgte offenbar nach der zweiten mehrmonatigen Wehr- bzw. Reserveübung, die Bömer absolviert hatte. 1938 hatte Bömer auch am Lehrgang 32 des Reichslagers der NSDAP für Beamte in Bad Tölz teilgenommen. Als Bömer an der Universität Berlin ein Stipendium beantragte, bescheinigte ihm der Führer des NS-Dozentenbundes der Friedrich-Wilhelm Universität in einem Schreiben an den Rektor der Universität Bömers NS-Mitgliedschaften, und: „In politischer Hinsicht bestehen keine Bedenken gegen ihn, charakterlich ist B. einwandfrei. Er ist ein gerader offener Mensch von ehrenvoller Gesinnung, der energisch und sehr zielbewusst das von ihm gesetzte Ziel verfolgt.“16

Nach einer öffentlichen Lehrprobe wurde Böhmer am 11.7.1939 an der Berliner Universität die Dozentur am philosophischen Seminar verliehen. Er wurde fachlich als äußerst kompetent bezeichnet, „seine politische Einstellung ist einwandfrei“, unterschrieb der Rektor der Universität.17

Vorher hatte der Dozentenbundführer der NSDAP-Gauleitung Köln-Aachen noch eine Stellungnahme abgegeben. Am 3.7.1937 ging sein Schreiben über das Rektorat der Universität Bonn an den Rektor in Berlin: „Herrn Bömers wissenschaftliche Leistungsfähigkeit wird im allgemeinen hoch eingeschätzt. Sowohl seine Dissertation als auch seine Habilitationsschrift zeigen den Verfasser als gründlich geschulten Philologen, wobei hervorzuheben bleibt, dass neben seiner Begabung auch Fleiß und zielbewusstes Streben bei ihm vorherrschen. Auch menschlich-charakterlich wird Herr B. positiv beurteilt, obgleich ihm ein gewisses Geltungsbedürfnis nicht abzusprechen ist, das sich jedoch immer noch im Rahmen der kameradschaftlichen Haltung bewegt.“18

Franz Bömer befand sich seit 1939 im Kriegsdienst. Darauf wird noch genauer eingegangen. Dennoch erhielt er im November 1944 eine außerplanmäßige Professur. Auch darüber geben Gutachten und Stellungnahmen Auskunft. So schrieb der Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn: „Den Antrag des Herrn Dekans der philosophischen Fakultät gebe ich mit wärmster Befürwortung weiter. Herr Dr. Bömer hat trotz seiner starken dienstlichen Belastung bei der Wehrmacht, der er seit 5 Jahren angehört, jede Stunde zu wissenschaftlicher Arbeit ausgenutzt und damit bewiesen, dass ihm wissenschaftliche Arbeit innerstes Bedürfnis ist. Da auch die Qualität seiner Arbeit außerordentlich günstig bewertet wird, bitte ich auch meinerseits, ihn zum außerplanmäßigen Professor zu ernennen.“19

In einem Gutachten des Altphilologen Johannes Stroux hieß es:
„Bömer ist eine erfreulich männliche Erscheinung mit klarem und bestimmtem Auftreten und von sicherem, aber in keiner Weise übermäßig kundgegebenem Selbstbewusstsein. Er hat mit festem Ziel vor Augen eifrig gearbeitet. Ich glaube sicher, dass Haltung und Charakter eine gute Stütze seiner hochschulpädagogischen Wirksamkeit sind, und er zugleich Lehrerfolge und Sympathien damit erreicht. Dass die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor vorgeschlagen wurde, erscheint nach der oben charakterisierten Leistung verdient. Ich möchte, was mein eigenes Urteil angeht, gestehen, dass ich unter normalen Verhältnissen richtig gefunden hätte zu warten, bis sich die im wesentlichen auf der Dissertation und der vielleicht etwas eilig und unter Ausschluss zugehöriger Probleme zusammengefassten Habilitationsschrift beruhende Leistung noch etwas ergänzt hätte. Aber das scheint mir, wie Bömers jetzige Lage ist, nicht berechtigt. Er, der schon vor Kriegsausbruch als tüchtiger und bewährter Offizier galt, steht, soviel ich weiß, seit Jahren unter den Waffen. Über sein philologisches Talent, sein methodisches Können, wenigstens auf einem Spezialgebiete, hat er sich durch ergebnisreiches Arbeiten ausgewiesen. Danach wäre es unbillig eine reifere Leistung abwarten zu wollen, die unter den jetzigen Umständen nicht entstehen kann.“20

Von dem Dekan des philologischen Seminars der Universität Bonn, Prof. Birkel, wurde darauf hingewiesen, dass Bömer als Oberleutnant eine Flak-Batterie an der Heimatfront führte, und somit „auch während seines Kriegsdienstes Gelegenheit zu wissenschaftlicher Arbeit in beschränktem Maße gehabt und diese Gelegenheit auch energisch ausgenutzt“ hatte.21

Und letztlich stimmte auch die Partei-Kanzlei der NSDAP in München am 11.10.1944 der Ernennung Bömers zum außerplanmäßigen Professor zu, da „in politischer Hinsicht keine Bedenken geltend gemacht“ werden.22

Dass Franz Bömer über einen Studienfreund Kontakte zum SS-Obergruppenführer und Gestapo-Personalchef Dr. Werner Best hatte und 1939 in die SS eintreten wollte, soll im Rahmen seiner Entnazifizierung genauer beleuchtet werden. Vorher noch ein Blick in Bömers Militärakte.

In der ersten vorliegenden Beurteilung des „Wachtmeisters der Reserve der Flak-Abteilung 401 und Offiziersanwärter Franz Bömer“ wurde am 13.9.1940 kurz festgestellt: „Geistig gut veranlagt; ausreichende flakartilleristische Kenntnisse. Sehr eifrig und dienstwillig, jedoch noch unsicher und ungewandt; zu wenig Soldat.“23

Schon einen Monat später wurde Bömer zur Beförderung zum Leutnant vorgeschlagen. Begründung: „Er ist ein offener, ausgereifter Charakter, zielstrebig und absolut zuverlässig. Körperlich dürfte er etwas mehr trainiert sein, entspricht aber voll den an ihn zu stellenden Anforderungen. Geistig steht B. über dem Durchschnitt ; sehr gute Veranlagung verbindet er mit gründlicher Schulung und klarem logischen Denken. Er versteht einen sehr guten, aufgebauten, fesselnden und leicht verständlichen Unterricht zu geben. Seine Kenntnisse auf flakartl. Gebiet sowohl in der Waffe wie in Feuerleitgerät der 8,8 cm Batterie sind gut. B. hat sich insbesondere in den letzten Monaten mit der ihm eigenen Gründlichkeit eingearbeitet. Dem ihm anfänglich anhaftenden Mangel an soldatischer Haltung und die ihm fehlende Erfahrung in soldatischen Dingen, die ihm durch die Kurzausbildung anhaftet, hat er völlig ausgeglichen. B versteht es, sich das Vertrauen seiner Untergebenen zu erwerben. Vorgesetzten gegenüber ist er anständig und taktvoll und besitzt sehr gute Umgangsformen. Er steht auf dem Boden der nationalsozialistischen Weltanschauung, die er seinen Untergebenen zu vermitteln versteht.“

Am Ende vermerkte der beurteilende Major: „B. hat das Buch ‚Mein Kampf‘’ gelesen.“24

Der Regimentskommandeur ergänzte am 3.11.1940: „Wm. Bömer hat nach früheren Beurteilungen Mängel hinsichtlich soldatischer Haltung zu erkennen gegeben. Er hat durch Selbsterziehung energisch an sich gearbeitet, sich die ihm erteilten Belehrungen zu eigen gemacht und ist jetzt ein guter und voll brauchbarer Offiziersanwärter.“25

Und am 8.9.1943 wurde Böhmer als Oberleutnant letztmalig beurteilt: „Oblt. Bömer ist eine gesetzte, gereifte Persönlichkeit mit einwandfreiem Charakter, festen und klaren Anschauungen, selbstbewusst und sehr zuverlässig. Er besitzt Initiative und ist in der Lage zu improvisieren. B. hat sich beim Einsatz im Schwerpunkt der Luftverteidigung des westdeutschen Industriegebietes voll bewährt. Als überzeugter Nationalsozialist bringt er das nationalsozialistische Gedankengut klar und überzeugend zum Vortrag. Seine Leistungen in allen Dienstzweigen sind gut. Er verfügt über gutes Verständnis für Taktik und für alle Fragen, die mit der Gefechtsführung und Personalsteuerung zusammenhängen. Er gilt als besonders gerechter und fürsorglicher Vorgesetzter mit stark ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein. Er arbeitet zielbewusst, systematisch und gründlich. Beliebter Kamerad.

B. steht geistig weit über dem Durchschnitt , denkt klar, logisch und sachlich. Körperlich kräftig und groß, sportlich gut durchgebildet verfügt er über gute Haltung und gutes militärisches Auftreten. Besonders gute geistige Veranlagung; Fähigkeit, sich systematisch und zielbewusst schnell in ihm bisher neue Gebiete einzuarbeiten und sie zu durchdenken.“26

Die Entnazifizierung gestaltete sich für Franz Bömer kompliziert. Neben seiner Mitgliedschaft in der SA seit dem 1.5.1933, seiner Funktion dort als Rottenführer, der spätere Übertritt in das NS-Fliegerkorps (NSFK), die NSDAP-Mitgliedschaft sowie die Mitgliedschaften im NS-Studentenbund und dem NS-Dozentenbund, spielte die Frage eine besondere Rolle, dass Franz Bömer in die SS eintreten wollte und die besondere Förderung durch die SS und möglicherweise durch den Sicherheitsdienst der SS, den SD genoss. Der Reihe nach.

Franz Bömer hatte am 31.7.1945 den Antrag gestellt, wieder als Dozent und Oberassistent an der Universität Bonn eingestellt zu werden.27

Er füllte den Entnazifizierungsfragebogen aus und gab einige zusätzliche Erläuterungen ab. Am 7.12.1945 legte er Einspruch dagegen ein, dass er im Namen der britischen Militärregierung entlassen werden sollte. Zu Beginn der Entnazifizierung vermutete Bömer offenbar, dass die SA-Mitgliedschaft besonders schweres Gewicht haben würde. Dazu erklärte er: „Nach meinem Eintritt in die SA im Mai 1933 habe ich als Student zwei Semester lang in Bonn (die Semesterferien ausgenommen) Dienst in der SA getan. Um dem weiteren Dienst zu entgehen, der mir meine Zeit für meine berufliche Tätigkeit in einer mir untragbar erscheinenden Form einschränkte, nahm ich, als meine Examina bevorstanden, im Juni 1934 die Gelegenheit wahr, durch einen Bruder meines Vaters, der führend in den vor 1933 bestehenden ländlichen Reitervereinen tätig gewesen war, in einen SA-Reitersturm umgewandelten Reiterverein übernommen zu werden. In diesem SA-Reitersturm bin ich seit Juni 1934 als diensttuendes Mitglied mit der Wohnung meines Onkels (Rittergut Edelburg bei Menden i. W.) geführt worden, obwohl ich dort nie wohnte. Ich habe dort auch keinen Dienst getan. Ich kann überhaupt nicht reiten. Dies ist meine einzige aktive Tätigkeit in der NSDAP und ihren Gliederungen gewesen.“28

Auch Bömers Kirchenaustritt 1940 wurde als Beleg für seine Hinwendung zum Nationalsozialismus gewertet. Böhmer dazu: „1. Mein Austritt geschah nicht aus Gründen der Sympathie zum Nationalsozialismus oder zu dessen Kirchenpolitik. Ein politischer, wirtschaftlicher, moralischer oder anders gearteter Druck ist nicht auf mich ausgeübt worden. Vorteile sind mir weder direkt noch indirekt in Aussicht gestellt worden. 2. Ich halte es für unter meiner Würde, mich gegen den möglichen Vorwurf zu verteidigen, meine persönlichsten Überzeugungen einem billigen politischen Opportunismus geopfert zu haben. 3. Die Gründe liegen vielmehr in anderer Richtung: Seit 1935 habe ich mich beruflich mit Fragen der antiken, speziell der römischen Religion befaßt und auf diesem Gebiete laufend wissenschaftliche Abhandlungen veröffentlicht. Diese jahrelange Arbeit auf eng verwandtem Gebiet trennte mich mehr und mehr von einem konfessionsgebundenen Glauben bestimmter Prägung. Der Austritt als solcher bedeutet nichts als die Bestätigung für eine seit Jahren feststehende Tatsache.“29

Der schwerwiegendste Vorwurf gegenüber Franz Bömer war allerdings seine Hinwendung zur SS, die Kontakte zur SS und zum Sicherheitsdienst (SD) der SS und seine Absicht, der SS beizutreten. Dazu schrieben die Professoren von Weber, Oertel und Troll ein Gutachten:
„1933 trat er der SA bei. Er stand nach seiner Angabe damals der Partei ablehnend gegenüber, vollzog aber den Eintritt in die SA, ohne viel Überlegung mit der Masse der Studenten. Am 1.5.1937 wurde er in die Partei aufgenommen. Inzwischen war seine Einstellung zur NSDAP wesentlich positiver geworden. Das verstärkte sich noch in Berlin unter dem Einfluss seines Bonner Studienfreundes Dr. Grünewald, eines etwa zehn Jahre älteren ehemaligen Benediktiners, der sich 1934 der NSDAP zugewandt hatte. Teils auf dessen Anregung, teils aber auch aus opportunistischen Erwägungen, erwog er in Berlin den Eintritt in die SS; Dr. Grünewald vermittelte ihm zu diesem Zweck eine Unterredung mit Ministerialdirektor Dr. Best. Aus dem gleichen Grund stellte er sich später in Bonn bei Dr. Rössner vor. Es kam jedoch nicht zu einer Aufnahme Bömers in die SS aus Gründen, die dem Ausschuss nicht bekannt sind, jedenfalls aber vom Willen Bömers unabhängig waren. Eine gewisse Förderung erfuhr Bömer von dieser Seite, indem sein Buch ‚Ahnenkult und Ahnenglaube im alten Rom‘ mit geldlicher Unterstützung des ‚Ahnenerbes‘ erschien. 1940 trat Bömer aus der Kirche aus, obwohl er aus einer streng katholischen westfälischen Bauernfamilie stammte. Am 22.8.1944 wurde Bömer, der von 1939 ab eingezogen war und zuletzt als Oberleutnant eine Flak-Batterie im Heimatsgebiet führte, auf Veranlassung des Reichsforschungsrates von der Wehrmacht entlassen und u. k. gestellt. Der Ausschuss hält Bömer für eine Stellung in der Universität nicht für tragbar, da seine Absicht, sich im Jahre 1939 der SS anzuschließen, als über den Charakter der SS kein Zweifel mehr bestehen konnte, eine zu starke Identifizierung mit den Zielen der Partei zeigt. Seine anerkannten Leistungen als junger Forscher rechtfertigen es, dass er, zumindest für eine Übergangszeit – er ist verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von vier und fünf Jahren – wirtschaftlich sichergestellt wird.“30

Und der entsprechende Entnazifizierungsausschuss befand: „Bei seiner Vernehmung durch den Unterausschuss erklärte Bömer, dass er den Gedanken gehabt hat, der SS beizutreten, weil eine politische Betätigung von ihm gefordert worden sei. Er konnte sich an den Inhalt der Unterredung, die er mit Ministerialdirektor Dr. Best über dieses Thema im Jahre 1938 gehabt hat, nicht mehr erinnern. Er gab aber zu, dass es möglich ist, dass sich der Inhalt dieser Unterredung auf den SD bezog. Bald danach zog er nach Bonn, besuchte Dr. Rössner, dem er von Berlin aus schon angemeldet war. Dr. Rössner war als Obersturmführer aktiv im SD-Hauptquartier tätig. Dr. Bömer ist der SS nicht tatsächlich beigetreten, aber es wurde von ihm kein Beweis seiner politischen Betätigung mehr verlangt. 1944 wurde er als einer der wenigen Wissenschaftler als unentbehrlich erklärt; augenscheinlich wurde ein Antrag hierfür niemals von Seiten der Universität aus gestellt (Brief Dr. Reich, siehe beigefügte Unterlagen). Alle diese Umstände führen zu der Vermutung, dass B. mit dem SD in Verbindung gestanden hat, obgleich er es jetzt verneint. Aus diesem Grunde ist der Unterausschuss zu vorstehender Beurteilung gekommen, und trotz einer späteren Beurteilung, die Bömer begünstigt, wird eine Wiedereinstellung abgelehnt.“31

Aus einer Akte im Bundesarchiv geht hervor, dass der erwähnte Freund Bömers, Grünewald, mit dem einflussreichen SS-Obergruppenführer Dr. Werner Best bekannt war und diesem die Habilitationsschrift Bömers, „Ahnenkult und Ahnenglaube“ geschickt hatte. Best nun wandte sich an seinen Freund, den SS-Obersturmbannführer Walther Wüst in München und schrieb: „Durch einen Bekannten ist die anliegende Habilitationsschrift des Dr. Franz Bömer in Bonn zu meiner Kenntnis gelangt. Die Schrift hat mich so beeindruckt, dass ich mir die Frage vorgelegt habe, ob sie nicht im Rahmen unserer Bestrebungen – d.h. vom ‚Ahnenerbe‘ – als Buch herausgegeben werden sollte. Ich bitte Sie deshalb, sich die Schrift einmal anzusehen und zu prüfen, ob eine Veröffentlichung durch das Ahnenerbe nicht durch die Sache geboten und im Interesse unserer Bestrebungen zweckmäßig erscheint.“32

Nach einigen zustimmenden Begutachtungen und Bemerkungen, was der Autor Bömer noch präzisieren sollte („Das Wort ‚Altertum‘ wollen wir heute nicht mehr als selbstverständliches Synonym zu griechisch-römischer Antike gebrauchen.“ Und: „Jedoch könnte die Arbeit nur gewinnen, wenn der Verfasser wenigstens erkennen ließe, dass er wisse, welche Bedeutung für die Erforschung des römischen Altertums der Vergleich mit den verwandten germanischen Überlieferungen hat.“), teilte SS-Obersturmbannführer Walther Wüst Franz Bömer mit, dass er bereit sei, die Schrift mit den gewünschten Bearbeitungen „in das von mir herausgegebene Archiv für Religionswissenschaft aufzunehmen“.33

Für die Überarbeitung benötigte Franz Bömer einige Zeit, war er doch mittlerweile im Kriegsdienst, wenn auch an der Heimatfront bei der Flak. Im Jahr 1943 erschien die erweiterte Habilitationsschrift von Franz Bömer als Heft 1 der Beihefte im Archiv für Religionswissenschaft, herausgegeben von Hermann Harmjanz und Walther Wüst mit einer Widmung Bömers: „Dem Andenken an meine gefallenen Kameraden.“34

Dass Franz Bömer 1944 uk-gestellt wurde und eine außerplanmäßige Professur bekam, obwohl der Studienbetrieb in Bonn Ende 1944 nicht mehr regelmäßig stattfinden konnte, so dass Bömer Anfang 1945 in Göttingen tätig wurde, ist sehr bemerkenswert. Die Uk-Stellung Bömers war nicht von der Universität Bonn beantragt worden, sondern vom Reichserziehungsministerium im Einvernehmen mit dem NS-Studentenbund erfolgt, was ein ehemaliger Dozent, Dr. Reich, und der damalige Rektor, Prof. Chudoba bestätigten.35

Bömer geriet nach alledem in Erklärungsnot. Zu seiner SS-Hinwendung schrieb er, dass bei seinen Vorbesprechungen für die Habilitation „von mir der Nachweis politischer Aktivität verlangt wurde“.36

Nicht infrage kamen für ihn, trotz NSDAP-Mitgliedschaft, Aktivitäten in der Partei, in der SA bzw. im NSFK. „So blieb mir zum Schluss die SS, zumal sich dort die Aussicht bot, den Druck einer wissenschaftlichen Arbeit zu finanzieren, die für mein Fortkommen wichtig und zu der ich selbst nicht imstande war. Ich habe nie der SS angehört und auch weiter keinen Versuch dazu gemacht. Gelegenheit bot sich dazu, zumal während des Krieges, genug. Mein passives Verhalten und der Umstand, daß ich offenbar infolgedessen nicht interessiert und zuverlässig genug erschien, sind meines Erachtens hier ausschlaggebend gewesen. Ich verfolgte die Absicht, die mir sonst unüberbrückbar erscheinenden und außerhalb des Bereiches des Wissenschaftlichen liegenden politischen Schwierigkeiten auf beruflichem Gebiete zu umgehen. Auch abgesehen von dem erforderlichen Druckzuschuss war ich nicht in der Lage, ohne die üblichen Konzessionen an die Forderungen auf politische Tätigkeit beruflich meinen Weg zu gehen, den ich als Wissenschaftler alleine zu gehen mich imstande fühlte. Ich verfügte nicht über eigene Mittel, die mir die erforderliche Unabhängigkeit gegeben hätten. Als ausschlaggebendes Zeugnis für dieses Verhalten betrachte ich die Tatsache, daß meine Veröffentlichungen ausnahmslos einen wissenschaftlichen Charakter tragen und keinerlei politische Äußerungen oder Tendenzen enthalten.“37

Nicht unterstützt fühlte sich Bömer von dem ehemaligen Dekan, Prof. Ernst Birkel, der ihn wissenschaftlich gefördert hatte und ihm auch zur Oberassistentenstelle verholfen hatte. Birkel riet Bömer 1946, wieder nach München zu gehen und eine freie Stelle am Thesaurus Linguae Latinae zu übernehmen. Er bot ihm in einem Schreiben vom 6.2.1946 sogar seine Hilfe dabei an. Birkel verwies in dem Brief an Bömer auf ein Problem: „Zudem ist bei den zahlreichen Theologen und Ordensgeistlichen, die wir im Seminar von jeher zu unseren Schülern zählen, ihr Zusammenhang mit dem einstigen Seminarmitglied, dem ehemaligen Benediktinerpater Grünewald, der, wenn ich recht unterrichtet bin, Sie zur Vorstellung in Himmlers Amt führte, eine ärgerliche Belastung, sodaß Sie nach unserer Meinung besser in den künftigen Räumen der Universitätsbibliothek als im Seminar Ihren Stammplatz hätten, falls Sie doch in Bonn bleiben würden. Den Dingen, wie sie liegen, ins Auge zu sehen, können wir nicht vermeiden.“38

Später erklärte Bömer gegenüber Oberschulrat Hans Wegner, dass er nicht an die Universität Bonn zurückgeholt wurde, „da sein Platz besetzt worden war“ und weil sich „persönliche Spannungen mit dem schwierigen Bonner Prof. Birkel aufgetan hätten“.39

Schwierig war nicht Professor Birkel sondern die Entnazifizierungssituation für Franz Bömer.

Bömer war zwischenzeitlich als „Aktivist“ in Kategorie III eingruppiert worden.40 Der Überprüfungsausschuss nahm folgende Korrektur vor:
 „Bei B. handelt es sich um einen jungen begabten Wissenschaftler, der im Rahmen seiner wissenschaftlichen Forschung und Weltanschauung Entwicklungen durchgemacht hat, die nicht als eine Anhängerschaft zum Nationalsozialismus zu werten sind. Der Überprüfungsausschuss teilt vielmehr die Ansicht des Hauptausschusses, dass die Parteizugehörigkeit des B. eine rein formale Angelegenheit war, da er sich nur seinen wissenschaftlichen Forschungen hingegeben und dem Nationalsozialismus immer innerlich fremd gegenübergestanden hat. Der Ausschuss hat den Lehrer des Betroffenen, Prof. Birkel, eingehend als Zeugen gehört. Prof. Birkel, der als Nazigegner bekannt ist, hat seinen Schüler menschlich und fachlich gut beleumundet. Mit Rücksicht auf die verhältnismäßige Jugendlichkeit und innere Fremdheit des B. gegenüber dem Nationalsozialismus, die in wissenschaftlicher Arbeit ihren Ausdruck finden, trägt der Ausschuss keine Bedenken, B. in Kategorie V einzureihen.“41

Am 26.8.1948 war Bömer damit völlig entnazifiziert. Ein weiterer Beleg, dass Prof. Birkel sich gegenüber Bömer nicht als „schwierig“ erwies, ganz im Gegenteil. Franz Bömer ging nicht zurück an die Universität, auch nicht nach München ans Thesaurus Linguae Latinae, sondern 1948, 37-jährig, ins Referendariat. Der Übergang in die Schulunterrichtsarbeit war nicht einfach für ihn. Das beschrieben seine Anleiter im Referendariat. Über allem stand: „Seine wissenschaftliche Befähigung steht außer Zweifel.“ Aber: Probleme gab es bei der didaktischen und methodischen Umsetzung. „Und doch zeigten die ersten Unterrichtsversuche des Referendars, die noch vor Weihnachten erfolgten, außer üblichen Anfängerfehlern (zum Beispiel schlechte Fragestellung, Wiederholen der Schülerantworten, zu starkes Führen) eine Reihe Schwächen: mögliche Schülerfragen waren nicht genügend vorbedacht, die Interpretation nach sprachlichen, sachlichen und formal-künstlerischen Gesichtspunkten sowie die gehaltliche Auswertung waren nicht eingehend und tief genug, vor allem fehlte der rechte Kontakt zur Klasse, woran schlechte professorale Angewohnheit mit Schuld trugen.“42

Sein Anleiter, Dr. Herbert Hermesdorf konstatierte: „Anfängliche Mängel in der Unterrichtsführung – Überschätzung der geistigen Aufnahmefähigkeit der Schüler, ungenügendes Eingehen auf ihre Antworten, aufgeregte, abgehackte Sprechweise – schwanden rasch mit wachsender Unterrichtserfahrung.“43 Aber auch: „Wenn Herr Dr. Bömer auch dazu neigt, selbst etwas zu stark zu führen, so ist es ihm doch gut gelungen, die Mitarbeit der Klasse zu erreichen und auch die schwächeren Schüler in das Unterrichtsgespräch einzubeziehen. Sein Unterricht hatte einen guten Erfolg.“

Die Direktoren seiner nächsten Stationen als Studienassessor waren voll des Lobes für Franz Bömer. So konstatierte der Oberstudiendirektor des staatlichen Gymnasiums in Siegburg, Dr. Battes: „Obwohl Herr Bömer als früherer Universität-Professor ein Spezialist von reinstem Wasser ist, erteilt er einen so lebendigen, fesselnden und straff und klar aufgebauten Unterricht, wie er selbst bei geschulten Lehrern selten zu finden ist.“44

Und sein Kollege vom staatlichen Dreikönigsgymnasium in Köln befand:

„Seine unterrichtlichen und erzieherischen Leistungen waren sehr gut. Bömer, der Ende 1948 vom akademischen Lehramt in den höheren Schuldienst übergetreten ist, zeigt einen erfreulichen Berufseifer. Der Kölner Ortsgruppe des Altphilologenverbandes gehört er seit ihrer Gründung als Vorstandsmitglied an; als Mitherausgeber der Zeitschrift ,Das Gymnasium‘ ist er um die fachwissenschaftliche Förderung der Lehrer der alten Sprachen an den Gymnasien erfolgreich bemüht. Als korrekter und leistungsfähiger Lehrer ist er bei den Schülern und Eltern sehr geachtet. Auch im Lehrerkollegium erfreut er sich großer Hochschätzung. Seine dienstliche und außerdienstliche Führung war ohne Tadel.“45

 

Franz Bömer übernahm, wie geschildert, die Leitung des Wilhelm-Gymnasiums in Hamburg am 1.4.1955. Am 10.7.1956 wurde er Oberstudiendirektor. Und als Franz Bömer 1956 damit endgültig bestellt war, zeigte er sehr schnell, dass er nicht gewillt war, sich inhaltlich oder politisch zurückzuhalten. Für die Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum des Wilhelm-Gymnasiums schrieb er 1956: „Zu alledem ist die Schule, die heute mehr denn je im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses steht, zu ihrem großen Unglück vielfach mehr ein politisches Objekt als ein kulturelles oder pädagogisches Subjekt, was sie ihrem Wesen nach ist oder eigentlich sein sollte. Beweise? Der Kampf um die Konfessionalisierung wird unter parteipolitischen Gesichtspunkten ausgetragen, die Schulen erweisen sich ausgerechnet nach Wahlen als besonders ‚reformbedürftig‘, der Streit um die vier- oder sechsjährige Grundschule ist weitgehend ein Politikum (gewesen oder geworden?), und offensichtlich hat die Erkenntnis, daß etwa das Gymnasium ein erstrebenswerter Schultyp ist, nur aus politischen Gründen gerade an der Grenze etwa zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen (auch anderswo) haltgemacht. Die Politisierung wesentlicher Schulprobleme ist von den Fachleuten, auf die man sonst im öffentlichen Leben hört, nie erstrebt worden, sie ist kein Gewinn und ist nie einer gewesen. Sie hat die allgemeine Unruhe und Nervosität beträchtlich gesteigert; nicht zuletzt aber auch deswegen, weil man oft das für einen Patienten nicht gerade angenehme Gefühl nicht los wurde, daß zu viel Operationen und diese nicht immer im Interesse des Patienten und nicht immer von wirklichen Fachleuten vorgenommen wurden. Es ist wohl nicht zu viel behauptet, daß heute in das Gebiet der Schule nachgerade jeder hineinredet und daß speziell über den Schultypus des Gymnasiums bei Ministerkonferenzen und parlamentarischen Gremien vielfach von Leuten entschieden wird, die ein Gymnasium nicht besucht haben.“46

Politisch, beinahe mit einer historischen Rückschau, wurde Bömer, wenn er anschließend ausführte: „Ich bin überzeugt von der Existenz und der Gültigkeit dieser absoluten Werte, um die es hier geht, und ich glaube, unser Tun wäre sinnlos, glaubten wir nicht an sie. Aber man möge verzeihen wenn wir 1956 etwas vorsichtiger sind mit der Lautstärke und der Verkündung von Geltungsdauern (zum Beispiel von Ewigkeitswerten). Diese Kurzfristigkeit fing im politischen Bereich an, etwa mit der Dauer eines tausendjährigen Reiches oder der Ewigkeit, in der Deutschland nach eigenem und seiner Befreier Willen keine Soldaten mehr haben sollte. Überzeugung in Ehren, aber die Jugend glaubt ihrem Brustton nicht. Der hat einen falschen Klang bekommen, nicht ganz zu Unrecht.“ Und: „Geben wir uns doch keinen Täuschungen hin: Ob wir es sind oder nicht, wir gelten jedenfalls der Jugend als die Generation, die einmal oder sogar zweimal Schiffbruch erlitt, als die Generation, die zwei, drei oder vier verschiedene Diensteide geschworen, die so oft ihre Richtung geändert (‚umgelernt‘) hat, wobei gerade dem Stande der Lehrer die schöne und nicht immer dankbare Aufgabe zufiel, die jeweilige Staatsform der Jugend als die jeweils beste darzustellen.“47

Bömers Arbeit am Wilhelm-Gymnasium war nicht einfach gewesen. Bis 1964 verfügte das Wilhelm-Gymnasium über keine eigenen Schulgebäude mehr. Lehrer und Schüler waren seit 1944 fast 20 Jahre beengt und provisorisch erst in der Albrecht-Thaer-Schule vor dem Holstentor untergebracht und von 1952 bis 1964 als Untermieter in Eimsbüttel am Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer .48

Bömer beschrieb seinen Arbeitsplatz so: „In einem nur durch eine Wand geteilten Klassenzimmer saßen Hausmeister, Sekretärin, Oberstudienrat und Direktor zwischen Kreide, Schlüsseln, Fundgegenständen, Aktenschränken, Kleiderschränken, Fußbällen, Musikinstrumenten, Tonbandgeräten, Projektionsapparaten, Büchern, Marmorbüsten usw.; in einem Raum etwa gleicher Größe hockte, im Winter zusammen mit der nassen Garderobe, das Kollegium, 30 und mehr Menschen, arme, aber ehrliche Humanisten –: es war schon eine Lust, in diesem Hause Lehrer oder Schüler zu sein.“49

Franz Bömer wäre vermutlich weiterhin eher und lieber Wissenschaftler und Altphilologe geblieben, anstatt sich mit Schulbauplanern, Verwaltungsbeamten herumzuplagen. Die mehrjährigen, zähen Auseinandersetzungen frustrierten ihn, wie der Elternratsvorsitzende in dieser Zeit schrieb: „Eine Gruppe um Professor Bömer war verärgert und resignierte.“50

Bömer blieb neben der Schulleitertätigkeit die Herausgabe und Reaktionsaufgabe für die Zeitschrift „Gymnasium“.

Auffällig ist, wie sehr Franz Bömer den Studienrat Alfred Grobmann schätzte und zu fördern suchte, der ebenfalls 1955 an das Wilhelm-Gymnasium nach Hamburg gekommen war. Grobmann, ehemaliger NS-Propagandist, Dozent an der SS-Junkerschule in Braunschweig und Mitglied der Waffen-SS wurde von Bömer mehrfach für Schulleiterstellen vorgeschlagen.51

Franz Bömer hatte sich auch während seiner Schulleitertätigkeit intensiv wissenschaftlich betätigt und weiter sehr rege publiziert. „Daß Franz Bömer weiterhin wissenschaftlich arbeitete, davon zeugen seine Publikationen, die Reihe seiner ‚Untersuchungen über die Religion der Sklaven in Griechenland und Rom‘, die Ovid-Kommentare zu den Fasten (zwei Bände 1957/58) und zu den Metamorphosen (sieben Bände, 1969–1986), wahrhaft unersetzliche Standardwerke für die Ovid-Forschung.“52

Seit 1951 hatte er als Mitherausgeber der Zeitschrift „Gymnasium“ fungiert. 48 Jahre lang, bis Ende 1999. Dies deutet auf die wahre Leidenschaft Bömers hin. Vermerkt wurde auch im „Dank an Franz Bömer“ bei dessen Ausscheiden als Herausgeber der Zeitschrift: „Nicht unerwähnt bleiben darf das Deutsche Archäologische Institut in Rom, in dessen Bibliothek er etwa 30 Jahre lang an seinen Sklaven und an Ovid jeden Sommer einen Monat lang gearbeitet hat.“53

Die Schulleitungstätigkeit wurde für Franz Bömer im Laufe der Jahre immer schwieriger und anstrengender. Er reagierte darauf mit Krankheit und Erschöpfung. 1971 wurde eine mehrwöchige Kur notwendig. Bömer war erst 60 Jahre alt. Der Personalärztliche Dienst befasste sich damit: „Herr Prof. Dr. B. schilderte Vorkommnisse in seiner Schule die ihn bei seiner Hypersensibilität psychisch stark belasten. Herr Prof. Dr. B. fühlt sich zunehmend in seiner Tätigkeit als Rektor beeinträchtigt und in seinen erzieherischen Möglichkeiten als Lehrkraft eingeengt. Deswegen meint Herr Prof. Dr. B., seinen schulischen Pflichten und insbesondere seiner Position nicht mehr wie früher gerecht werden zu können.“54

1972 wurde seine vorzeitige Pensionierung vorbereitet, von Bömer am 27.10. 1971 selbst beantragt. Verbunden mit der Feststellung, dass Franz Bömer als Schulleiter des Wilhelm-Gymnasiums der Schule „während ihres Aufbaus wertvolle pädagogische Impulse gegeben“ hatte, wurde konstatiert: „Seit einiger Zeit erscheint er aber auch nach Äußerung der Schulaufsicht seinem Amt nervlich nicht mehr gewachsen.“ Alternativen waren geprüft worden: „Die Möglichkeit, Herrn Prof. Bömer in einem anderen Aufgabengebiet etwa innerhalb der Behörde, in der Lehrerfortbildung oder in der Ausbildung der Referendare zu verwenden, besteht aber nach eingehender Prüfung aller überhaupt vorhandenen Gegebenheiten nicht. Für eine theoretische Arbeit besteht zurzeit kein Bedarf, der eine Beschäftigung von einiger Dauer erfordert. Eine Tätigkeit in der Lehrerfortbildung oder gar in der Ausbildung von Nachwuchslehrern würde voraussichtlich zu ähnlichen Schwierigkeiten führen wie der Schulbetrieb und Herrn Prof. Bömer in Kürze wieder an die Grenze der gesundheitlichen, insbesondere nervlichen Belastbarkeit bringen.“55

Am 1.7.1972 wurde Franz Bömer in den Ruhestand versetzt. Es wurde nicht konkretisiert, worin genau die Schwierigkeiten und „Vorkommnisse in der Schule“ bestanden. Möglicherweise hingen diese mit den damals anstehenden Veränderungen zusammen, der vorbereiteten Oberstufenreform und der Integration einer neuen Lehrergeneration. An verschiedenen Stellen, die sich mit der wissenschaftlichen Arbeit Bömers beschäftigen, wurde erwähnt: „Laudationes waren ihm zeitlebens fremd“, wie Reinhard Klein schrieb.56 Und der Altphilologe Dr. Paul Drager stellte fest: „Wer mit Bömer näheren Umgang hatte, weiß, daß er mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hielt und kurzen Prozess machte. Erfreulich klar, mitunter gewürzt durch Ironie und Sarkasmus, sind seine Urteile über Mitforscher.“57

Dies kombiniert mit der von Bömer für sich konstatierten „Hypersensibilität“ lassen erahnen, wie schwer der Umgang mit ihm im schulischen „Alltagswahnsinn“ gewesen sein konnte.

Franz Bömer starb am 27.1.2004.

Sein Nachfolger als Herausgeber schrieb einen wertschätzenden Nachruf. Über Bömers Schulleitertätigkeit am Wilhelm-Gymnasium vermerkte Reinhard Klein: „Dort erwarb er sich nicht nur den Ruf eines gestrengen Lehrers und Chefs, sondern setzte es auch durch, daß die zu klein gewordene Schule im Jahre 1964 einen großzügigen Neubau am Alsterufer erhielt.“58

Interessant auch, wie Klein die Publikation der Habilitationsschrift Bömers beschrieb: „Daß er mit dieser Zielsetzung nicht zuletzt der ‚Erschließung des germanischen Erbes‘ diente, dessen vordringliche Erforschung von den damaligen Machthabern vorgegeben wurde, beweist die Veröffentlichung dieser Arbeit im Rahmen der Reihe ‚Ahnenerbe‘, der von der nationalsozialistischen Altertumswissenschaft als intellektuelles Aushängeschild ins Leben gerufenen Forschungs- und Publikationsplattform. Bömer hat die realen Machtverhältnisse und ihre ideologische Unterfütterung nicht problematisiert, sondern auf einer deutsch-nationalen Grundeinstellung fußend, als Basis für den eigenen Karriereweg und die eigene wissenschaftliche Tätigkeit, deren Qualität davon unberührt blieb, akzeptiert. Noch im Jahre 1944 erreichte er an der Bonner Universität die Berufung zum außerplanmäßigen Professor.“59

Verkürzt wurde auch die Entnazifizierung Bömers dargestellt: „Nach dem Kriege, von der Spruchkammer als minder belastet (und erst später als entlastet) eingestuft, wurde er aus dem Universitätsdienst entlassen und durfte seine akademische Karriere nicht fortsetzen, auch deswegen, weil andere, Mächtigere ihre Haut retten wollten und er nun ohne Rückhalt dastand, wie er zeitlebens mit einer gewissen Bitterkeit empfunden hat.“60

Hier wirkte offenbar die von Franz Bömer geschaffene Legende. Dabei verhielt sich Bömers Doktorvater, Prof. Ernst Birkel ihm gegenüber auch bei der Entnazifizierung loyal. Er hatte allerdings die Schwäche Bömers nicht vergessen, sich der SS zuzuwenden, vielleicht aus opportunistischen Gründen.

Auch für die Geschichte des Wilhelm-Gymnasiums wurde die Vita des Franz Bömer freundlich bereinigt. In der 100-Jahre-Festschrift von 1981 wurden einige Reden des damals noch lebenden ehemaligen Oberstudiendirektors Franz Bömer abgedruckt. Im Vorspann wurden seine Berufs- und Lebensdaten benannt: Zwischen „zunächst von 1935–1939 wissenschaftlich tätig in München, Berlin und Bonn“ klafft eine Lücke bis zum nächsten genannten Datum: „1948 wurde er Studienreferendar in Köln“61

Dafür vermittelte in zwei abgedruckten Reden Bömer einen Einblick in seine Innensicht. 1964 schrieb Bömer: „Ich habe zum Schrecken meiner schulischen Umgebung, insbesondere von Herrn Zinke, wiederholt die Bekenntnisse eines alternden Mannes dahin formuliert, daß man sein Herz an nichts hängen sollte auf dieser Welt, wenn man es fertig bringe, an keinen Menschen, und was leichter sei, auch keine Institution, auch nicht an eine Schule. Das mag im letzten brutal oder auch egoistisch klingen, weil man so, so bilde ich mir ein, sich am leichtesten von all den Dingen trennen könne, von denen wir ja alle über kurz oder lang doch einmal Abschied nehmen müssen.“62

Interessant auch, wie er den Wert seines Vorgängers im Amte für das Wilhelm-Gymnasium dabei benannte: „Denn als 1945 wieder aufgebaut wurde, da brauchten die Ehemaligen, der Rest des alten Kollegiums und die neue Generation trotz Exils und trotz Fehlens primitivster Hilfsmittel nicht beim Nullpunkt neu anzufangen. Was die Schule, der bloße Name, trotz der äußeren Vernichtung bedeutete, wird nach außen vielleicht am deutlichsten dadurch sichtbar, daß mit Prof. Wilhelm Ax, der damals vom Johanneum kam, nicht ein Mann deswegen die Leitung der Schule übernahm, weil er glücklicherweise kein Parteibuch besessen hatte.“63

Ein Dokument der Hilflosigkeit, mit der neuen Zeit, der antiautoritären Schüler- und Studentenbewegung klar zukommen, wurde in Franz Bömers Abituransprache 1969 deutlich. Man könnte darin aber auch Ansätze von Selbstreflexion gepaart mit Resignation hineininterpretieren. „Als ich, der ich nie Gelegenheit hatte, bei Ihnen längere Zeit zu unterrichten, im vergangenen Frühsommer mit Ihnen im Plenum und mit einzelnen Vertretern Ihrer Klasse über Fragen sprach, die Sie damals mehr beschäftigten als der Unterricht nach Plan, da stellten wir fest, daß Lehrer und Schüler in vielen Dingen durchaus nicht so verschiedener Meinung waren, wie es gewissen Propagandisten in das Konzept ihrer Schwarzweißmalerei gepaßt hätte. Wir stellten fest – und ich sage das nicht, um Ihnen nachträglich die Schule anzubiedern –, daß es über verschiedene Dinge, die Sie besonders bewegten, eigentlich nur eine Ansicht gab, etwa angefangen von der Geschicklichkeit, mit der es führenden Repräsentanten unseres Staates bis in diese Tage immer wieder gelingt, diese Form der Demokratie in weiten Kreisen der Bevölkerung in Mißkredit zu bringen, bis zu der tollpatschigen und außenpolitisch kurzsichtigen Art, mit der seinerzeit die Notstandsgesetze durchgepeitscht wurden.“64

Interessant und interpretationsfähig erscheint Bömers nächste Einlassung: „Sie haben und hatten in ihrer Kritik an der älteren Generation eigentlich noch mehr erreicht, als sie ahnten. Ihnen ist von fast allen Instanzen, die sich dazu befugt glaubten, und von vielen, die dazu nicht befugt waren, immer wieder eingebleut worden, daß alles oder doch nahezu alles, was diese ältere Generation, also wir, getan haben, Kurzsichtigkeit, Idiotie, Nazismus, Kriegsverbrechen, blinder Autoritätsglaube gewesen sei, und das ist Ihnen so oft gesagt worden, daß Ihre Kritik eigentlich nur die Folge dieser Erziehung gewesen ist, von der die etablierte Gesellschaft natürlich wünschte, daß Sie sie zwar übernehmen, aber nicht konsequenterweise auch auf diese Gesellschaft selbst anwenden möchten.“65

Erstaunlich finde ich auch Bömer Aussage: „Die Generation vor uns hatte die Chance verpaßt, weil sie im vermeintlichen Jahr Null glaubte, mit kaiserzeitlich-bürgerlichem Denken ihre zerbrochene Welt retten zu können. Unsere Generation hat die Chance, im wirklichen Jahre Null einen neuen Staat und eine neue Gesellschaft aufzubauen, nicht wahrgenommen und mit der Restauration eines spätkapitalistischen Systems und der ihm innewohnenden Korruptheit alle Voraussetzungen für seinen Untergang geschaffen.“66

Und biografisch, ohne seine eigenen Verirrungen zu benennen, sagte Franz Bömer:
„Ich möchte Ihnen zeigen, daß es mir sehr ernst ist mit diesen Gedanken und Wünschen, und mit einem Gedanken aus meiner privaten Sphäre schließen. Mein Vater, Jahrgang 1879, starb im Dezember 1945, nachdem im Frühjahr desselben Jahres noch zwei meiner Brüder ums Leben gekommen waren: der eine fiel in Westfalen, der andere wurde im Rheinland von den Amerikanern ermordet. Das hat diesem Mann, der seinen Jahren und oft auch seiner Mentalität nach ins zweite Kaiserreich gehörte, die Lebenskraft genommen. Er war in einer Welt groß geworden, in der Härte eine Art Selbstzweck war, und er war selbst ein harter Mann. Wir glauben heute noch, daß er oft nur schwer zu ertragen war. Was mich angeht, so habe ich es in vielen, ja oft in den entscheidenden Dingen ganz anders gehalten als er. Ich bin aber, vor allem aus dem Abstand von mehr als 20 Jahren gesehen, heute der Überzeugung, daß er, um mich eines Ausdrucks seines Jahrhunderts zu bedienen, ein aufrechter Mann war und daß er das getan hat, was er vor Gott und seinem Gewissen für Recht und richtig hielt. Meine Damen und Herren: Ob das richtig ist, was die Generation unserer Väter tat, was wir tun, was Sie tun und tun werden, das können im Endeffekt weder wir noch Sie wirklich ermessen. Attestieren Sie bitte uns später einmal – nicht heute –, daß wir nach bestem Wissen und Gewissen, wir als Kinder unserer Zeit und unserer Erziehung gehandelt haben und daß wir nicht unmenschlich waren, – und handeln Sie selbst, bitte, so, daß Sie diese Bitte, wohl verstanden als Bitte, nicht als Forderung, Ihrerseits vor der Generation, die Ihnen folgt, wenn vielleicht auch nicht immer mit ganz blütenweißem, so aber vielleicht doch einigermaßen gutem Gewissen vertreten können. Erziehen Sie, wenn Sie es wollen und können, die nächste Generation zu besseren Demokraten.“67

Das Buch von Hans-Peter de Lorent: Täterprofile, Band 2, Hamburg 2017 ist in der Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg erhältlich.

Anmerkungen
1 Alle Angaben laut seiner Personalakte, StA HH, 361-3_ A 4119
2 Siehe Uwe Reimer: Das Johanneum in der Nachkriegszeit. Innenansichten einer Hamburger Traditionsschule, Hamburg 2016, S. 13 und S. 55.
3 Ernennungsvermerk Wegners für Senator Prof. Dr. Wenke vom 30.11.1954, Personalakte Bömer a.a.O.
4 Ebd.
5 Siehe Biografie Wenke in diesem Buch.
6 Personalakte Bömer a.a.O.
7 Ebd.
8 Ebd.
9 Ebd.
10 Ebd.
11 Vermerk von Hans Wegner vom 1.4.1955, Personalakte Bömer a.a.O.
12 Vermerk vom 25.5.1955, Personalakte Bömer a.a.O.
13 Ernennungsvermerk vom 30.11.1954, Personalakte Bömer a.a.O.
14 BArch 4901_24270
15 BArch 4901_24270, Bl. 7288
16 Ebd., Bl. 7320
17 Ebd., Bl. 7343
18 Ebd., Bl. 7346
19 Ebd., Bl. 7359
20 Ebd., Bl. 7364 A
21 Ebd., Bl. 7366
22 Ebd., Bl. 7370
23 BArch Pers 6/229291
24 Vorschlag zur Beförderung vom 27.10.1940, Personalakte Bömer a.a.O.
25 Ebd.
26 Ebd.
27 Alle zitierten Schreiben und Dokumente sind der Entnazifizierungsakte Bömer entnommen, soweit nicht anders zitiert, LAv NRW, 30/1545_Ed 125
28 Anlage zum Fragebogen, Entnazifizierungsakte Bömer, a.a.O.
29 Ebd.
30 Gutachten vom 11.9.1945, ebd.
31 Ebd.
32 Schreiben von Werner Best vom 25.4.1939, BArch NS/21_1083
33 Schreiben von Walther Wüst an Franz Bömer vom 21.6.1939, ebd.
34 Franz Bömer: Ahnenkult und Ahnenglaube im alten Rom, Leipzig und Berlin 1943. In seinem Vorwort dankt Franz Bömer Walther Wüst auch für dessen Korrekturlesen. In welchem Zusammenhang Franz Bömer sich durch den Kontakt zu Werner Best und Walther Wüst brachte, ist auch nachzulesen in: Michael Kater: Das „Ahnenerbe“ der SS 1935–1945. Ein Beitrag zur Zeitgeschichte Bd. 6, Oldenbourg 2006 und: Volker Koop: Himmlers Germanenwahn. Die SS-Organisation Ahnenerbe und ihre Verbrechen, Berlin 2012.
35 Entnazifizierungsakte Bömer, a.a.O.
36 Schreiben Bömers vom 23.2.1947, ebd.
37 Ebd.
38 Ebd.
39 Ernennungsvorschlag von Hans Wegner, Personalakte Bömer, a.a.O.
40 Entnazifizierungsbescheid vom 25.11.1947, Entnazifizierungsakte Bömer, a.a.O.
41 Überprüfungsausschuss vom 26.8.1948, ebd.
42 Bericht des Studienrats Gottfried Rick vom Staatlichen Dreikönigsgymnasium in Köln über den Studienreferendar Dr. Franz Bömer am 15.3.1949, Personalakte Bömer, a.a.O.
43 Ebd.
44 Bericht vom 29.3.1950, Personalakte Bömer, a.a.O.
45 Bericht vom 1.10.1950, Personalakte Bömer, a.a.O.
46 Franz Bömer: Gymnasium 1956. Versuch einer Ortsbestimmung, abgedruckt in Wilhelm-Gymnasium Hamburg 1881–1981. Eine Dokumentation über 100 Jahre Wilhelm-Gymnasium, Hamburg 1981, S. 232f.
47 Bömer 1956, S. 234.
48 Franz Bömer: Wir haben‘s getragen 20 Jahr. Rückblick auf das Exil, in: Wilhelm-Gymnasium 1981, S. 239f.
49 Franz Bömer: in der neuen Umgebung. Neubeginn am Klosterstieg , in: Wilhelm-Gymnasium 1981, S. 246.
50 Oswald Heddaeus: Elternratsvorsitz in schwieriger Zeit, in: Wilhelm-Gymnasium 1981, S. 235.
51 Siehe die Biografie Alfred Grobmann, in: Hans-Peter de Lorent: Täterprofile Bd. 1, a.a.O., S. 602ff.
52 Dank an Franz Bömer, in: „Gymnasium“ Bd. 107-2000, Vorwort.
53 Ebd.
54 Schreiben des Personalärztlichen Dienstes vom 5.11.1971, Personalakte Bömer, a.a.O.
55 Schreiben vom 13.1.1972, Personalakte Bömer, a.a.O.
56 Richard Klein: Franz Bömer †, gnomon 77. Bd. H 2 (2005), S. 191.
57 Paul Dräger im Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 9 (2006), S. 1178.
58 Richard Klein, a.a.O., S. 190.
59 Richard Klein, a.a.O., S. 189.
60 Richard Klein, a.a.O., S. 190.
61 Wilhelm-Gymnasium 1981, S. 232.
62 Franz Bömer: Wir haben’s getragen 20 Jahr, a.a.O., S. 240.
63 Franz Bömer 1964, S. 239.
64 Franz Bömer: Aus der Abituransprache 1969, in: Wilhelm-Gymnasium 1981, S. 251.
65 Ebd.
66 Franz Bömer 1969, S. 252.
67 Ebd.
 

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Erklärung zur Datenbank

Stand Januar 2024: 914 Kurzprofile und 332 sonstige Einträge.

Diese Datenbank ist ein Projekt in Fortsetzung (work in progress). Eine Vollständigkeit ist niemals zu erreichen. Sie startete online im Februar 2016 mit rund 520 Profilen und mehr als 200 weiteren Einträgen und wird laufend ergänzt und erweitert werden. Wissenschaftliche Institute, Gedenkstätten, Universitäten und zum Thema forschende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können gern ihre erarbeiteten Profile in diese Datenbank stellen lassen.

Quellenangaben, die sich auf Webseiten beziehen, sind die zum Zeitpunkt der Recherche gefundenen. Sollten Sie veraltete Links oder Aktualisierungen bzw. Verschiebungen der Inhalte feststellen, freuen wir uns über Hinweise.

Vor etlichen Jahren hat die Landesszentrale für politische Bildung Hamburg die Stolperstein-Datenbank www.stolpersteine-hamburg.de ermöglicht und gibt seit rund zehn Jahren gemeinsam mit dem Institut für die Geschichte der Deutschen Juden unter der Projektleitung von Dr. Beate Meyer und Dr. Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung die Publikationsreihe „Stolpersteine in Hamburg, biografische Spurensuche“ heraus. Mit dieser Datenbank „Die Dabeigewesenen“ möchte die Landeszentrale für politische Bildung nun den Blick auf diejenigen lenken, die das NS-System stützten und mitmachten. Denn:

Eine Gesellschaft, die sich eine offene und freie Zukunft wünscht,
muss [...] über eine Kultur verfügen, die nicht auf dem Verdrängen
und Vergessen der Vergangenheit beruht.“ (Mario Erdheim Psychoanalytiker) 1)

Diese aktuell immer noch so wichtige Aussage bildet den inhaltlichen Ausgangspunkt dieser Datenbank. Sie enthält eine Sammlung mit Kurzprofilen über Menschen, die auf unterschiedlichste Weise an den NS-Gewaltverbrechen in Hamburg Anteil hatten, z.B. als Karrierist/innen, Profiteur/innen, Befehlsempfänger/innen, Denunziant/innen, Mitläufer/innen und Täter/innen. Aber auch sogenannte Verstrickte, die z. B. nach durchlittener Gestapo-Folter zum Spitzel wurden. Unter all diesen Dabeigewesenen gab es auch Menschen, die in keiner NS-Organisation Mitglied waren, die aber staatliche Aufträge - zum Beispiel als Künstler oder Architekt - annahmen und so von dem NS-System profitierten, im Gegensatz zu denen, die sich diesem System nicht andienten, deshalb in die Emigration gingen oder in Kauf nahmen, keine Karriere mehr zu machen bzw. kaum noch finanzielle Einnahmen zu haben.

Ebenso wurden solche Personen aufgenommen, die zum Beispiel vor und während der NS-Zeit den Idealen des Heimatschutzes und der Technik-Kritik anhingen und das NS-Regime dadurch unterstützten, indem sie staatliche Aufträge annahmen, die diesen Idealen entsprachen, da das NS-System solche Strömungen für seine Ideologie vereinnahmte.

Für die Datenbank „Die Dabeigewesenen“ wurden alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens wie Medizin, Justiz, Bildung und Forschung, Verwaltung, Kirche, Fürsorge und Wohlfahrt, Literatur, Theater und Kunst, Wirtschaft, Sport, Polizei und parteipolitische Organisationen berücksichtigt.

„denn wir können (…) das ganze Phänomen des Mitmachens und des Ermöglichens, das ja in der NS-Zeit eine genauso große Rolle gespielt hat, wie die Bereitschaft, selbst aktiver Täter vor Ort zu sein - das alles können wir nur verstehen, wenn wir die verschiedenen Facetten der Täterschaft noch viel genauer betrachten, als das bisher geschehen ist." 2)

In vielen Profilen wird der weitverbreitete Enthusiasmus vieler Deutscher für den Nationalsozialismus, gegenüber „seiner Wirtschafts- und Sozialpolitik, seine Architektur, seine Weltanschauung" 3) etc. deutlich. Und es zeigt sich, dass Menschen das NS-System stützten, indem sie z. B., ohne darüber nachzudenken und ohne zu hinterfragen, bereitwillig moralische und soziale Normen des NS-Staats übernahmen.

Mit Schaffung der „Ausgrenzungsgesellschaft“ war es für die „Mehrheitsgesellschaft“ möglich, u. a. NS-Rassentheorien praktisch umzusetzen.

Diese Erkenntnis ist angesichts heutiger aktueller gesellschafts-politischer Entwicklungen von Bedeutung. In einem Interview zum Thema Fremdenfeindlichkeit bemerkte der Antisemitismusforscher Prof. Dr. Wolfgang Benz auf die Frage, ob aus der Geschichte zu lernen sei. „Wir könnten schon. Wir könnten zum Beispiel lernen, dass der Fremde nicht schuld ist an dem Hass, der ihm widerfährt. Es scheint tatsächlich schwierig zu vermitteln zu sein, dass das Opfer nicht dafür verantwortlich ist, dass es totgeschlagen oder misshandelt wird. Juden werden nicht verfolgt, weil an ihnen etwas ist, was sie zu Opfern macht, sondern weil die Mehrheitsgesellschaft Opfer braucht, und zwar zur eigenen Identitätsstiftung. Zuwanderer, Fremde, Andersgläubige werden ausgegrenzt. Das stärkt das Selbstgefühl der Mehrheit.“ 4)

Mit der Datenbank soll eine Hamburg Topographie der „Dabeigewesenen“ entstehen, um somit konkrete Orte des NS-Geschehens sichtbar zu machen. Deshalb werden auch nur diejenigen Dabeigewesenen aufgenommen, die zwischen 1933 und 1945 in Hamburg mit seinen Grenzen nach 1937 gelebt/gearbeitet haben. Neben Personenprofilen sind auch Adressen von NSDAP-Organisationen und -Einrichtungen zu finden. Darüber hinaus gibt es für einzelne Stadtteile Einträge, die die NS-Aktivitäten im Stadtteil beschreiben. In der Datenbank kann nach Namen, Straßen, Bezirken und Stadtteilen gesucht werden, damit also auch nach den Wohnadressen und/oder Adressen der Arbeitsstätten (soweit recherchierbar). Durch Hinzuziehen der Stolpersteindatenbank (hier sind die Adressen der NS-Opfer aufgenommen, für die bisher Stolpersteine verlegt wurden) und der virtuellen Hamburg-Stadt-Karte (sie verzeichnet die Zwangsarbeiterlager und Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigt haben) wird eindringlich deutlich, wie dicht benachbart Opfer und Dabeigewesene in Hamburg gelebt und gewirkt haben. Mit diesen Informationen ist es immer schwerer, die altbekannte Entschuldigung aufrecht zu erhalten; wir haben doch nichts davon gewusst.

In den vorgestellten Profilen liegt der Fokus auf Handlungen und Einstellungen zum NS-Regime. Privates wird nur erwähnt, wenn es für die Haltung zum NS-Regime von Relevanz ist. Recherchegrundlage für diese Datenbank waren bereits vorhandene wissenschaftliche Veröffentlichungen (z. B. von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und dem Institut für Zeitgeschichte), Biographien, Sammelbände und Dissertationen zu Hamburg im Nationalsozialismus, aber auch in diversen Fällen Entnazifizierungsakten und andere Akten und Dokumente, die im Staatsarchiv Hamburg zur Verfügung stehen. Für die Adressenrecherchen wurden die digitalisierten Hamburger Adressbücher von 1933 bis 1943 der Staats- und Universitätsbibliothek genutzt. Trotz größter Sorgfalt beim Zusammentragen der Daten, ist es dennoch möglich, dass Schreibweisen von Namen variieren und Lebensdaten fehlerhaft sind. In den Profilen und den Beschreibungen der Funktionen sowie des „Wirkens“ des Dabeigewesenen konnte nicht komplett auf das NS-Vokabular – der Sprache der Täter – verzichtet werden, dennoch wurde versucht, diesen Anteil gering zu halten und neutralere Umschreibungen zu finden.
Die meisten der aufgeführten Personen wurden schnell nach Kriegsende durch die Entnazifizierungsstellen als entlastet eingestuft, sie mussten sich selten vor Gericht verantworten oder sie wurden aufgrund von Verjährung ihrer Taten nicht juristisch verurteilt. So stellt Can Bozyakali in seiner Dissertation z. B. zum Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht fest, dass auch in Hamburg bis Anfang der 1950er Jahre 63% aller Justizjuristen, die am Sondergericht tätig gewesen waren, wieder in den Justiz-Dienst eingestellt wurden. „[…] anhand dieser Werte [kann] von einer ‚Renazifizierung‘ gesprochen werden.“ 5)

Dr. Rita Bake, Dr. Brigitta Huhnke, Katharina Tenti (Stand: Anfang 2016)

1) Mario Erdheim: „I hab manchmal furchtbare Träume … Man vergißts Gott sei Dank immer glei...“ (Herr Karl), in: Meinrad Ziegler, Waltraut Kannonier-Finster: Österreichisches Gedächtnis. Über Erinnern und Vergessen der NS-Vergangenheit. Wien 1993.
2) Wolfram Wette: Deutschlandfunk-Interview am 20.11.2014, anlässlich seines neuen Buches: „Ehre, wem Ehre gebührt. Täter, Widerständler und Retter - 1933-1945“, Bremen 2015.
3) Raphael Gross: Anständig geblieben. Frankfurt a. M.  2010, S. 17.
4) Wolfgang Benz: „Ich bin schon froh, wenn es nicht schlimmer wird". Der Historiker Wolfgang Benz über die lange Geschichte der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland – und was neu ist an den Pegida-Märschen. Interview: Markus Flohr und Gunter Hofmann, in ZEIT online vom 21. Dezember 2015. www.zeit.de/zeit-geschichte/2015/04/wolfgang-benz-pegida-antisemitismus-fremdenfeindlichkeit
5) Can Bozyakali: Das Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht: Eine Untersuchung der NS-Sondergerichte unter besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Verordnung gegen Volksschädlinge, Frankfurt/ Main 2005, S. 235.

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