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Wilhelm von Bergen

(10.8.1910 Verden – 1.7.1980)
Schulleiter in Ochsenwerder
Ochsenwerder Wohnung in der Schule (Wohnadresse 1935)

Dr. Hans-Peter de Lorent hat über Wilhelm von Bergen ein Portrait verfasst, das in Hans-Peter de Lorents Buch: Täterprofile. Die Verantwortlichen im Hamburger Bildungswesen unterm Hakenkreuz. Band. 3. Hamburg 2019 erschienen und im Infoladen der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg erhältlich ist. Hier der Text:

„Er will sich aber nicht an der damaligen Radaupolitik und dem Straßenterror beteiligt, im Gegenteil vorzugsweise bei jüdischen Professoren Kollegs gehört haben.“
Ein spezieller Fall ist der auf seinem Foto in der NSDAP-Kartei im Bundesarchiv so unglaublich jung aussehende Wilhelm von Bergen. Obwohl er schon 1930 Mitglied der SA geworden war und zum 1.1.1931 in die NSDAP eintrat, verlief die Entnazifizierung bei Wilhelm von Bergen am Ende fast problemlos. Seine NS-Mitgliedschaften im vergleichsweise jungen Alter mit dem entsprechenden Aussehen ließen diese den Entnazifizierungsausschüssen als Jugendsünden erscheinen. Immerhin hatte Wilhelm von Bergen 1940 das Verdienstkreuz der NSDAP für „zehnjährige aktive Mitarbeit“ erhalten. Und 1954 wurde er wieder als Schulleiter in Ochsenwerder eingesetzt.
Wilhelm von Bergen wurde am 10.8.1910 in Verden als Sohn eines Lehrers geboren. Er besuchte das Gymnasium in Bremen, dass er mit dem Reifezeugnis am 13.3.1930 abschloss. Danach studierte er Erziehungswissenschaft, Philosophie, Psychologie und Volkswirtschaftslehre an der Universität in Hamburg mit dem Ziel, Volksschullehrer zu werden. Prüfungsvorsitzender war am 29.7.1933 der spätere Landesschulrat Willi Schulz.[1] Nach dem Studium war von Bergen seit dem 30.7.1933 beschäftigungslos. Am 19.10.1933 wurde er dann als Hilfslehrer an der Schule Spadenland eingestellt. Im Jahr darauf bewarb er sich um die Umsetzung nach Ochsenwerder, die er am 10.4.1934 vollziehen konnte. Wilhelm von Bergen bezog in Ochsenwerder die Wohnung in der Schule.[2] Die Schule war erreichbar über das Telefon in der Wohnung von Wilhelm von Bergen, die somit gleichermaßen als Schulbüro diente. Interessant ist, dass von Bergen später gegenüber der Kultur- und Schulbehörde eine Aufstellung über seine Wohnverhältnisse während des Studiums an der Universität Hamburg vorlegte, aus der hervorging, dass er von 1932 bis zum Bezug der Wohnung in der Schule Ochsenwerder Bei der Kirche, in zehn verschiedenen Hamburger Wohnungen ein Zimmer gemietet hatte, offenbar jeweils für etwa ein bis drei Monate.[3] Daher rührte wohl sein Interesse, an einer Landschule mit zugehöriger Wohnung zu arbeiten.
Von Bergen war schon mit 20 Jahren Mitglied der SA im Sturmbann I/14 im Verden geworden und am 1.1.1931 in die NSDAP eingetreten. Auch dem National-Sozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) hatte er sich angeschlossen.[4]
In Ochsenwerder gab es zu dieser Zeit vier Landschulen. Wilhelm von Bergen arbeitete an der Schule Bei der Kirche mit dem nationalsozialistischen Schulleiter Paul Heitmann, einem weiteren Kollegen, einer Gewerbeschullehrerin und einer Handarbeitslehrerin.[5]
Am 21.12.1938 stellte von Bergen den Antrag, mit dem Ziel der Festanstellung als Beamter. Er begründete ihn damit, dass er am 16.12.1938 die zweite Lehrerprüfung bestanden habe. Und er wies darauf hin: „Zur Unterstützung meines Gesuches möchte ich darauf hinweisen, dass ich seit 1930 ununterbrochen aktiv in der Bewegung tätig bin, dass ich seit 1934 verheiratet bin und zwei Kinder habe. Meine zweite Lehrerprüfung, die im März 1938 vorgesehen war, musste in den Dezember verschoben werden, da ich mir im Januar im Dienste der Bewegung eine schwere Erkrankung zuzog. In der Annahme, dass ich als alter Kämpfer ohne diese unverschuldete Verzögerung am 9. November des Jahres Beamter geworden wäre, stelle ich den Antrag, mich – wenn möglich, mit Rückwirkung vom 9. November – zum Beamten zu ernennen.“[6]
Daraufhin erfolgte offenbar eine Reaktion der Personalabteilung der Schulverwaltung. Denn am 28.3.1939 erklärte Wilhelm von Bergen, dass er der SA seit dem 1. November 1930 angehöre und legte „eine Bescheinigung des NSDAP-Kreisleiters Pg. Schuster“ bei.[7]
Wilhelm von Bergen blieb neben der Schule weiterhin umtriebig. So meldete er der Behörde am 14.3.1938, dass er als Ortsberichterstatter für die „Norddeutschen Nachrichten“ und das „Hamburger Tageblatt“ schreibe, womit er im Jahr 1937 231,68 Mark verdient habe.[8]
Am 8.1.1940 wurde von Bergen zur Wehrmacht eingezogen. Zwischenzeitlich war er wegen einer Augenkrankheit vom Kriegsdienst zurückgestellt worden.[9]
Wilhelm von Bergen übernahm an der Schule Ochsenwerder-Norderdeich die Schulleitungsfunktion, erhielt am 19.11.1940 die Bescheinigung, dass er „am 30.1.1940 das Verdienstkreuz der NSDAP für zehnjährige aktive Mitarbeit und zum 1.5.1940 die Medaille für deutsche Volkspflege erhalten habe“.[10]
Am 30.9.1941 schrieb Lehrer und Schulleiter von Bergen der Schulverwaltung:
„In unserer Fachzeitung las ich, dass die Parteizugehörigkeit vor der Machtübernahme jetzt soweit auf das Besoldungsdienstalter angerechnet werden kann, dass das Besoldungsdienstalter frühestens mit der Vollendung des 27. Lebensjahres beginnt. Ich bitte aufgrund dieser Verfügung, mein Besoldungsdienstalter, das bisher am 19.10.1938 begann, auf den 10.8.1937 vorzuverlegen.“[11]
Da er bis zum 25.1.1942 keine Antwort bekommen hatte, wiederholte er diesen Antrag. Kurz darauf erhielt er die Mitteilung von Obersenatsrat Henry Edens, dass die Anrechnung seiner Dienstzeiten in der NSDAP nicht möglich seien, da er zu dem von ihm gewünschten Zeitpunkt noch in der Berufsausbildung gestanden habe.[12]
Am 4.9.1942 legte von Bergen der Schulverwaltung eine Aufstellung über seine Mitgliedschaften vor, aus der auch hervorging, dass er in der NSDAP seit dem 1.4.1936 Ortsgruppenamtsleiter war, in der NSV seit dem 1.4.1936 Ortswalter und im NSLB Schulwalter seit dem 1.4.1940 und HJ-Vertrauenslehrer seit 1936 sowie Truppführer in der SA.[13]
Wenn dies auch nach Ämterhäufung aussah, muss doch berücksichtigt werden, dass Wilhelm von Bergen mittlerweile sowohl Schulleiter als auch einziger Lehrer an der Landschule Ochsenwerder-Norderdeich war, eine Arbeitsteilung somit schwer möglich.
Am 25.3.1943 wurde Wilhelm von Bergen wieder für den Kriegsdienst mobilisiert, im August 1945 war er Obergefreiter und wurde vom 8.8. bis zum 29.11.1945 im Zivil-Internierungslager Esterwegen interniert.[14]
Am 5.12.1945 erfolgte die Entlassung aus der Wehrmacht und am 29.2.1946 erhielt er die Mitteilung, aus dem Beamtenverhältnis entlassen worden zu sein.[15]
Wohl im Bewusstsein seiner Aktivitäten „für die Bewegung“, die er regelmäßig in seiner Personalakte dokumentieren ließ, beschäftigte sich Wilhelm von Bergen erst einmal im landwirtschaftlichen Gemüsebau, wie Alma Becker am 7.8.1948 bestätigte.[16]
Wilhelm von Bergen hatte über Rechtsanwalt Dr. Fritz Sommer am 11.7.1947 Berufung gegen die Entlassung eingelegt mit der Begründung:
„Herr von Bergen ist bereits 1931 aus reinem Idealismus der Partei beigetreten. Er war damals Student und wurde ein Opfer der Parteipropaganda. Schon bald hat er sich von der Partei innerlich und äußerlich abgewandt. Gerade ihm als Lehrer standen wegen seiner Eigenschaft als alter Kämpfer alle Möglichkeiten eines schnellen Aufstieges offen. Obwohl er alter Kämpfer war, hat er es abgelehnt, von der Konjunktur für alte Pg.’s zu profitieren. Er ist stets in seinem Beruf geblieben.“[17]
Das war in seiner Personalakte ganz anders dokumentiert, wobei er freilich in dem Beruf geblieben und eine Karriere als Schulleiter einer Schule, deren Lehrkörper nur aus ihm selbst bestand, noch keine ganz große Karriere war.
Überraschenderweise erhielt Wilhelm von Bergen ein Leumundszeugnis, ein Gutachten, von Schulrat Gustav Schmidt, einem der beiden Schulräte, die in der NS-Zeit NS-kritisch geblieben waren. Schmidt schrieb:
„In seinen ersten Amtsjahren lernte ich Herrn von Bergen dienstlich kennen. Mir ist dabei nie aufgefallen, dass er irgendwie politisch tätig gewesen sei. Auch wurde mir nichts derartiges von anderen Kollegen berichtet. Erst bei seiner Entlassung habe ich erfahren, dass er Parteigenosse seit 1931 gewesen ist. Von Bergen ist mir immer als ein bescheidener, zurückhaltender Mensch entgegengetreten.“[18]
Bemerkenswert auch, was Rechtsanwalt Sommer im Berufungsausschuss am 27.1.1948 mitteilte. Zusammen mit zehn Erklärungen von Personen aus Ochsenwerder trug er vor:
„Aus allen Anlagen ergibt sich ein eindeutig klares Bild der Persönlichkeit des ‚Beschuldigten‘ Herrn von Bergen. Ein einwandfreier Charakter, der auf den Grundlagen des Christentums und im politisch entscheidenden Augenblick der erforderliche politische Scharfblick und Weitblick gefehlt hat.“[19] Vielleicht auch am 8.1.1943, als er aus der Kirche austrat und dies der Schulverwaltung mitteilte.[20]
Die Ausführungen von Rechtsanwalt Sommer blieben bemerkenswert:
„Herr von Bergen ist der Typ des Deutschen, der ein Opfer der bis zur Vollendung getriebenen Kunst des politischen Betruges geworden ist. Er ist der Typ des widerwilligen Mitläufers, dem seinem ganzen Wesen und seiner Erziehung nach die Grundsätze der NSDAP und insbesondere ihre Anwendung widerstrebten. Alle eidesstattlichen Erklärungen betonen übereinstimmend, dass Herr von Bergen sich in keiner Weise propagandistisch betätigt hat. Diese Erklärung ist aber im Falle von Bergen von viel größerer Bedeutung als gemeinhin derartige Erklärungen in den Entnazifizierungsverfahren. Herr von Bergen war Lehrer. Schon der Beruf brachte es mit sich, dass er auf die Jugend einwirken musste. Diese Einwirkung erfolgte in der seinem Wesen entsprechenden Art. Welche Art seinem Wesen entsprach, geht schon aus seinem Studienbuch hervor, welches die Vorlesungen, die er an der Hamburger Universität während seines Studiums hörte, aufführt. Die Hauptvorlesungen sind bei jüdischen Professoren belegt, gehört und testiert worden. Dem kann nicht entgegengehalten werden, dass diese Professoren etwa das Monopol hatten. Man hätte die gleichen Vorlesungen auch bei anderen Professoren hören können.“[21] Diese Ausführungen grenzen schon an Realsatire.
Nahezu alle Hamburger Studierenden, die vor 1933 an der Universität mit Erziehungswissenschaft und Psychologie zu tun hatten, hörten Vorlesungen etwa von Prof. William Stern, der wegen seiner jüdischen Herkunft in der NS-Zeit emigrieren musste. Stern war auch Mitglied in unzähligen Prüfungskommissionen gewesen.
Der Beratende Ausschuss im Schulkreis 9, Bergedorf, gutachtete am 16.12.1947:
„Herr von Bergen ist uns persönlich nicht bekannt. Nach den Angaben seines Fragebogens ist er den Naziorganisationen beigetreten in einem Alter, wo er sich der weittragenden Folgen einer Unterstützung dieser Partei nicht bewusst war. Wir meinen, man sollte ihm Gelegenheit geben, sich an dem neuen Staatsaufbau zu beteiligen und ihn zum Lehrerberuf wieder zulassen.“[22]
Der Berufungsausschuss 40 tagte am 19.3.1948. Wilhelm von Bergen war mit seinem Rechtsanwalt Fritz Sommer erschienen und wurde eingehend vernommen. Der Ausschuss gab der Berufung statt mit der Maßgabe, von Bergen als Volksschullehrer im Angestelltenverhältnis wieder einzustellen und nicht vor dem 1.1.1951 wieder in das Beamtenverhältnis eintreten zu lassen. Gleichzeitig wurde er in die Kategorie IV eingestuft. Zur Begründung hieß es:
„Von Bergen ist als damals 21-jähriger Student, wie er angibt aus Idealismus, der NS-Partei beigetreten, SA-Mann war er seit 1930, im Jahre 1934 Oberschar- und dann Truppführer. Er will sich aber nicht an der damaligen Radaupolitik und dem Straßenterror beteiligt, im Gegenteil vorzugsweise bei jüdischen Professoren Kollegs gehört haben. In den NS-Studentenbund sei er als SA-Mann automatisch überführt, dem Lehrerbund, derzeit der Gesellschaft der Freunde, habe er schon 1932 angehört. Wenn ihm auf der einen Seite keine aktivistische Politik nachzuweisen ist, so ist ihm im Gegenteil durch zahllose Eltern der Kinder seines Schulbezirks eine einwandfreie Haltung bezeugt worden, es ist auch besonders lobend hervorgehoben, dass er jetzt einem bäuerlichen Betrieb mit Erfolg und Aufopferung vorsteht. Eine Wiederübernahme, vorerst im Angestelltenverhältnis, schien danach und auch nach seinem guten persönlichen Eindruck tragbar.“[23]
Hier hatte sich offenbar die Argumentation von Rechtsanwalt Sommer durchgesetzt und das sympathisch-unschuldige Gesicht des Wilhelm von Bergen. Der Berufungsausschuss nahm offenbar auch keinen Einblick in die Personalakte von Wilhelm von Bergen, der zwar als Student in die NSDAP und die SA eingetreten war, der aber 1945, also als 35-Jähriger, immer noch Mitglied war und gegenüber der Schulverwaltung stets als „alter Kämpfer“ firmiert und argumentiert hatte.
Am 14.3.1950, nach weiter veränderten gesetzlichen Vorgaben, wurde von Bergen „für die Zukunft für entlastet erklärt und in die Kategorie V eingestuft“.[24]
Am 1.1.1951 war Wilhelm von Bergen wieder im Beamtenverhältnis. Er teilte der Schulbehörde mit, ab dem 8.1.1951 örtliche Presseberichte zu schreiben und zwar für das „Hamburger Echo“, die „Norddeutschen Nachrichten“ und die „ Bergedorfer Zeitung“.[25]
Am 4.11.1954 wurde Wilhelm von Bergen mit Einverständnis des Lehrerbetriebsrates wieder als Schulleiter eingesetzt, an der Schule Ochsenwerder-Hohendeich. Es handelte sich um eine kleine Schule, an der außer Wilhelm von Bergen nur noch ein Lehrer unterrichtete.[26]
Die endgültige Bestellung erfolgte am 1.12.1954. Oberschulrat Franz Jürgens schrieb in seiner Begründung: „Herr von Bergen ist ein brauchbarer Lehrer und für die Leitung einer kleinen Landschule geeignet. Er hat gute Verbindung mit der ortsansässigen Bevölkerung.“[27]
Am 10.5.1956 stellte von Bergen einen Beurlaubungsantrag, weil er „als Vertreter der Gesellschaft der Freunde“ an einem Landpädagogischen Kongress in Essen teilnehmen sollte. Dieser Antrag wurde genehmigt.[28]
Am 3.4.1968 wurde Wilhelm von Bergen der neu eröffneten 12-klassigen Zentralschule in Ochsenwerder zugeordnet und dort als stellvertretender Schulleiter bestellt, nachdem in dem 14-köpfigen Kollegium elf Personen für von Bergen gestimmt hatten.[29] Am 1.1.1972 stieg von Bergen dann zum Rektor dieser Schule auf, ein Jahr später, zum 1.2.1973, ließ er sich mit 62 Jahren aus gesundheitlichen Gründen pensionieren.[30]
Wilhelm von Bergen starb am 1.7.1980.[31]
Text: Hans-Peter de Lorent

Anmerkungen
1 Personalakte Wilhelm von Bergen, StA HH, 361-3_A 2113
2 Ebd.
3 Wohnungsangabe des Hilfslehrers Wilhelm von Bergen ab dem 1.1.1932, Personalakte a. a. O.
4 Alle Angaben laut Entnazifizierungsakte, StA HH 221-11_Ed 9931
5 Laut Hamburgischem Lehrer-Verzeichnis für das Schuljahr 1935/1936, bearbeitet vom NSLB, Gau Hamburg, S. 121. Siehe auch die Biografie von Paul Heitmann in diesem Buch.
6 Schreiben vom 21.12.1938, Personalakte a. a. O.
7 Schreiben vom 28.3.1939, Personalakte a. a. O.
8 Personalakte a. a. O.
9 Laut Entnazifizierungsakte, StA HH, 221-11_Ed 9931
10 Schreiben der NSDAP, Gau Hamburg, Kreis 9, vom 19.11.1940, Personalakte a. a. O.
11 Schreiben vom 30.9.1941, Personalakte a. a. O.
12 Schreiben vom 31.1.1942, Personalakte a. a. O.
13 Schreiben an die Schulverwaltung vom 4.9.1942, Personalakte a. a. O.
14 Laut Entnazifizierungsakte a. a. O.
15 Personalakte a. a. O.
16 Personalakte a. a. O.
17 Schreiben vom 11.7.1947, Personalakte a. a. O.
18 Gutachten von Gustav Schmidt vom 6.2.1948, Personalakte a. a. O.
19 Schreiben des Rechtsanwalts Sommer vom 27.1.1948, Entnazifizierungsakte a. a. O.
20 Personalakte a. a. O.
21 Entnazifizierungsakte a. a. O.
22 Der beratende Ausschuss vom 16.12.1947, Entnazifizierungsakte a. a. O.
23 Berufungsausschuss vom 19.3.1948, Entnazifizierungsakte a. a. O.
24 Fachausschuss vom 14.3.1950, Personalakte a. a. O.
25 Personalakte a. a. O.
26 Personalakte a. a. O. Siehe das Hamburgische Lehrer-Verzeichnis vom Schuljahr 1955/56, herausgegeben vom Verlag der Gesellschaft der Freunde, S. 258.
27 Endgültige Ernennung des Lehrers von Bergen zum Leiter der Schule Ochsenwerder-Hohendeich vom 1.11.1954, Personalakte a. a. O.
28 Antrag vom 10.5.1956, Personalakte a. a. O.
29 Bestellung zum stellvertretender Schulleiter vom 22.5.1968, Personalakte a. a. O.
30 Personalakte a. a. O.
31 Personalakte a. a. O.
 

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Aufsätze

Erklärung zur Datenbank

Stand Januar 2024: 914 Kurzprofile und 332 sonstige Einträge.

Diese Datenbank ist ein Projekt in Fortsetzung (work in progress). Eine Vollständigkeit ist niemals zu erreichen. Sie startete online im Februar 2016 mit rund 520 Profilen und mehr als 200 weiteren Einträgen und wird laufend ergänzt und erweitert werden. Wissenschaftliche Institute, Gedenkstätten, Universitäten und zum Thema forschende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können gern ihre erarbeiteten Profile in diese Datenbank stellen lassen.

Quellenangaben, die sich auf Webseiten beziehen, sind die zum Zeitpunkt der Recherche gefundenen. Sollten Sie veraltete Links oder Aktualisierungen bzw. Verschiebungen der Inhalte feststellen, freuen wir uns über Hinweise.

Vor etlichen Jahren hat die Landesszentrale für politische Bildung Hamburg die Stolperstein-Datenbank www.stolpersteine-hamburg.de ermöglicht und gibt seit rund zehn Jahren gemeinsam mit dem Institut für die Geschichte der Deutschen Juden unter der Projektleitung von Dr. Beate Meyer und Dr. Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung die Publikationsreihe „Stolpersteine in Hamburg, biografische Spurensuche“ heraus. Mit dieser Datenbank „Die Dabeigewesenen“ möchte die Landeszentrale für politische Bildung nun den Blick auf diejenigen lenken, die das NS-System stützten und mitmachten. Denn:

Eine Gesellschaft, die sich eine offene und freie Zukunft wünscht,
muss [...] über eine Kultur verfügen, die nicht auf dem Verdrängen
und Vergessen der Vergangenheit beruht.“ (Mario Erdheim Psychoanalytiker) 1)

Diese aktuell immer noch so wichtige Aussage bildet den inhaltlichen Ausgangspunkt dieser Datenbank. Sie enthält eine Sammlung mit Kurzprofilen über Menschen, die auf unterschiedlichste Weise an den NS-Gewaltverbrechen in Hamburg Anteil hatten, z.B. als Karrierist/innen, Profiteur/innen, Befehlsempfänger/innen, Denunziant/innen, Mitläufer/innen und Täter/innen. Aber auch sogenannte Verstrickte, die z. B. nach durchlittener Gestapo-Folter zum Spitzel wurden. Unter all diesen Dabeigewesenen gab es auch Menschen, die in keiner NS-Organisation Mitglied waren, die aber staatliche Aufträge - zum Beispiel als Künstler oder Architekt - annahmen und so von dem NS-System profitierten, im Gegensatz zu denen, die sich diesem System nicht andienten, deshalb in die Emigration gingen oder in Kauf nahmen, keine Karriere mehr zu machen bzw. kaum noch finanzielle Einnahmen zu haben.

Ebenso wurden solche Personen aufgenommen, die zum Beispiel vor und während der NS-Zeit den Idealen des Heimatschutzes und der Technik-Kritik anhingen und das NS-Regime dadurch unterstützten, indem sie staatliche Aufträge annahmen, die diesen Idealen entsprachen, da das NS-System solche Strömungen für seine Ideologie vereinnahmte.

Für die Datenbank „Die Dabeigewesenen“ wurden alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens wie Medizin, Justiz, Bildung und Forschung, Verwaltung, Kirche, Fürsorge und Wohlfahrt, Literatur, Theater und Kunst, Wirtschaft, Sport, Polizei und parteipolitische Organisationen berücksichtigt.

„denn wir können (…) das ganze Phänomen des Mitmachens und des Ermöglichens, das ja in der NS-Zeit eine genauso große Rolle gespielt hat, wie die Bereitschaft, selbst aktiver Täter vor Ort zu sein - das alles können wir nur verstehen, wenn wir die verschiedenen Facetten der Täterschaft noch viel genauer betrachten, als das bisher geschehen ist." 2)

In vielen Profilen wird der weitverbreitete Enthusiasmus vieler Deutscher für den Nationalsozialismus, gegenüber „seiner Wirtschafts- und Sozialpolitik, seine Architektur, seine Weltanschauung" 3) etc. deutlich. Und es zeigt sich, dass Menschen das NS-System stützten, indem sie z. B., ohne darüber nachzudenken und ohne zu hinterfragen, bereitwillig moralische und soziale Normen des NS-Staats übernahmen.

Mit Schaffung der „Ausgrenzungsgesellschaft“ war es für die „Mehrheitsgesellschaft“ möglich, u. a. NS-Rassentheorien praktisch umzusetzen.

Diese Erkenntnis ist angesichts heutiger aktueller gesellschafts-politischer Entwicklungen von Bedeutung. In einem Interview zum Thema Fremdenfeindlichkeit bemerkte der Antisemitismusforscher Prof. Dr. Wolfgang Benz auf die Frage, ob aus der Geschichte zu lernen sei. „Wir könnten schon. Wir könnten zum Beispiel lernen, dass der Fremde nicht schuld ist an dem Hass, der ihm widerfährt. Es scheint tatsächlich schwierig zu vermitteln zu sein, dass das Opfer nicht dafür verantwortlich ist, dass es totgeschlagen oder misshandelt wird. Juden werden nicht verfolgt, weil an ihnen etwas ist, was sie zu Opfern macht, sondern weil die Mehrheitsgesellschaft Opfer braucht, und zwar zur eigenen Identitätsstiftung. Zuwanderer, Fremde, Andersgläubige werden ausgegrenzt. Das stärkt das Selbstgefühl der Mehrheit.“ 4)

Mit der Datenbank soll eine Hamburg Topographie der „Dabeigewesenen“ entstehen, um somit konkrete Orte des NS-Geschehens sichtbar zu machen. Deshalb werden auch nur diejenigen Dabeigewesenen aufgenommen, die zwischen 1933 und 1945 in Hamburg mit seinen Grenzen nach 1937 gelebt/gearbeitet haben. Neben Personenprofilen sind auch Adressen von NSDAP-Organisationen und -Einrichtungen zu finden. Darüber hinaus gibt es für einzelne Stadtteile Einträge, die die NS-Aktivitäten im Stadtteil beschreiben. In der Datenbank kann nach Namen, Straßen, Bezirken und Stadtteilen gesucht werden, damit also auch nach den Wohnadressen und/oder Adressen der Arbeitsstätten (soweit recherchierbar). Durch Hinzuziehen der Stolpersteindatenbank (hier sind die Adressen der NS-Opfer aufgenommen, für die bisher Stolpersteine verlegt wurden) und der virtuellen Hamburg-Stadt-Karte (sie verzeichnet die Zwangsarbeiterlager und Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigt haben) wird eindringlich deutlich, wie dicht benachbart Opfer und Dabeigewesene in Hamburg gelebt und gewirkt haben. Mit diesen Informationen ist es immer schwerer, die altbekannte Entschuldigung aufrecht zu erhalten; wir haben doch nichts davon gewusst.

In den vorgestellten Profilen liegt der Fokus auf Handlungen und Einstellungen zum NS-Regime. Privates wird nur erwähnt, wenn es für die Haltung zum NS-Regime von Relevanz ist. Recherchegrundlage für diese Datenbank waren bereits vorhandene wissenschaftliche Veröffentlichungen (z. B. von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und dem Institut für Zeitgeschichte), Biographien, Sammelbände und Dissertationen zu Hamburg im Nationalsozialismus, aber auch in diversen Fällen Entnazifizierungsakten und andere Akten und Dokumente, die im Staatsarchiv Hamburg zur Verfügung stehen. Für die Adressenrecherchen wurden die digitalisierten Hamburger Adressbücher von 1933 bis 1943 der Staats- und Universitätsbibliothek genutzt. Trotz größter Sorgfalt beim Zusammentragen der Daten, ist es dennoch möglich, dass Schreibweisen von Namen variieren und Lebensdaten fehlerhaft sind. In den Profilen und den Beschreibungen der Funktionen sowie des „Wirkens“ des Dabeigewesenen konnte nicht komplett auf das NS-Vokabular – der Sprache der Täter – verzichtet werden, dennoch wurde versucht, diesen Anteil gering zu halten und neutralere Umschreibungen zu finden.
Die meisten der aufgeführten Personen wurden schnell nach Kriegsende durch die Entnazifizierungsstellen als entlastet eingestuft, sie mussten sich selten vor Gericht verantworten oder sie wurden aufgrund von Verjährung ihrer Taten nicht juristisch verurteilt. So stellt Can Bozyakali in seiner Dissertation z. B. zum Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht fest, dass auch in Hamburg bis Anfang der 1950er Jahre 63% aller Justizjuristen, die am Sondergericht tätig gewesen waren, wieder in den Justiz-Dienst eingestellt wurden. „[…] anhand dieser Werte [kann] von einer ‚Renazifizierung‘ gesprochen werden.“ 5)

Dr. Rita Bake, Dr. Brigitta Huhnke, Katharina Tenti (Stand: Anfang 2016)

1) Mario Erdheim: „I hab manchmal furchtbare Träume … Man vergißts Gott sei Dank immer glei...“ (Herr Karl), in: Meinrad Ziegler, Waltraut Kannonier-Finster: Österreichisches Gedächtnis. Über Erinnern und Vergessen der NS-Vergangenheit. Wien 1993.
2) Wolfram Wette: Deutschlandfunk-Interview am 20.11.2014, anlässlich seines neuen Buches: „Ehre, wem Ehre gebührt. Täter, Widerständler und Retter - 1933-1945“, Bremen 2015.
3) Raphael Gross: Anständig geblieben. Frankfurt a. M.  2010, S. 17.
4) Wolfgang Benz: „Ich bin schon froh, wenn es nicht schlimmer wird". Der Historiker Wolfgang Benz über die lange Geschichte der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland – und was neu ist an den Pegida-Märschen. Interview: Markus Flohr und Gunter Hofmann, in ZEIT online vom 21. Dezember 2015. www.zeit.de/zeit-geschichte/2015/04/wolfgang-benz-pegida-antisemitismus-fremdenfeindlichkeit
5) Can Bozyakali: Das Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht: Eine Untersuchung der NS-Sondergerichte unter besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Verordnung gegen Volksschädlinge, Frankfurt/ Main 2005, S. 235.

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