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Hobus-Werke, Firma Bauer und Schaurte, Norm- & Gewindeteile GmbH

Sitz in Hamburg-Wandsbek: Neumann-Reichardt-Straße 2/33
Zwangsarbeiter*innenlager in Schwarzenbek
Hobus-Lager, Grabauer Straße (Schwarzenbek)

Auf dem Gelände waren etwa 10 Holzbaracken, 8 Steinbaracken und 3 Küchenbaracken für etwa 2000 „Fremdarbeiter“ aus Dänemark, Frankreich, Holland, Dänemark, Polen und Russland sowie 2 Holzbaracken für italienische Kriegsgefangene errichtet worden.

Laut „Reichsbetriebskartei“ mussten 962 Personen in der Produktion für Schrauben und anderes Kriegsgerät und 866 Peronen bei der Norm- und Gewindeteile für Schrauben und Flugmotorenbau arbeiten.
Durch die anhaltende Kriegssituation erhöhte sich der Bedarf an Arbeitskräften in der Rüstungsindustrie stetig. So wurden in den „kriegswichtigen“ Betrieben auch Zwangsarbeiterinnen verstärkt eingesetzt.
So wurden in der Zeit vor und nach den großen Bombenangriffen auf Hamburg 21 Säuglinge und 3 Kleinkinder mit ihren polnischen und ukrainischen Müttern aus Hamburg-Niendorf von dem Landwirtschaftsbetrieb Adolf Putfarken nach Schwarzenbek verlegt. Die Mütter mussten für die Hobus Werke in der Rüstungsindustrie Zwangsarbeit leisten und wurden mit ihren Kindern im Hobus-Lager Grabauerstraße untergebracht.
Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für die Säuglinge dort völlig unzureichend.
Über die Hälfte von ihnen, 13 Säuglinge aus Hamburg, verstarben im Hobus-Lager Schwarzenbek nach kurzer Lebenszeit.
5 Säuglinge davon verstarben bereits am zehnten Tag nach ihrer Ankunft
und 1 Säugling einen weiteren Tag später. 1)

Einige Beispiele:

Michael Baradowska kam am 19.8.1943 in Hamburg zur Welt. Seine ledige Mutter Maria Baradowska, geb. am 15.4.1916 in der Ukraine, war griechisch-katholischen Glaubens. Aus ihrer Heimat verschleppt, kam sie zunächst nach Hamburg-Kirchwärder, wo sie für den Landwirt Adolf Putfarken Zwangsarbeit leisten musste. Am 18. November 1941 erfolgte ihre Verlegung nach Hamburg-Niendorf, ebenfalls zum Arbeitseinsatz für Adolf Putfarken. Dort war sie im „Gemeinschaftslager Polen“ Rahweg /Rieselfeld untergebracht. Am 27. Mai 1942 musste sie nach Hamburg-Kirchwärder zu Putfarken zurückkehren, untergebracht in den Baracken Neuer Heerweg und am 14. September 1942 von dort wieder nach Niendorf. Wie andere Polinnen auch wurde Maria Baradowska im Wechsel zwischen Kirchwärder und Niendorf zur landwirtschaftlichen Zwangsarbeit hin- und hergeschickt. In dieser Zeit wurde sie schwanger. Schließlich erfolgte ihre Verlegung als „Arbeiterin“ nach Hamburg-Sasel in die Schulstraße 11.
Acht Tage vor ihrer Niederkunft kam sie in das Universitätskrankenhaus Eppendorf. In einer Spontangeburt brachte sie am 19. August 1943 um 7:00 Uhr einen reifen, 49 cm großen und 3350 Gramm schweren Knaben zur Welt, den sie Michael nannte. Das zehntägige Wochenbett verlief fieberfrei und ohne Befund. Für den kleinen Michael ist im Geburtenbuch des Krankenhauses verzeichnet „gedeiht mäßig“.
Nach dem Wochenbett wurde Maria Baradowska mit ihrem kleinen Michael nach Schwarzenbek verlegt, wo sie für die Hobus-Werke, Norm- & Gewindeteile GmbH, Zwangsarbeit leisten musste. Nach den großen Bombenangriffen auf Hamburg im Sommer 1943 wurden viele polnische und ukrainische Mütter mit ihren Säuglingen und Kleinkindern zur Zwangsarbeit für die Hobus-Werke nach Schwarzenbek verlegt. Die meisten dieser Frauen hatten zuvor im Landwirtschaftsbetrieb Adolf Putfarken in Hamburg-Niendorf und Kirchwärder arbeiten müssen. Aber durch die anhaltende Kriegssituation erhöhte sich der Bedarf an Arbeitskräften in der Rüstungsindustrie; und deshalb wurden in „kriegswichtigen“ Betrieben wie den Horbus-Werken verstärkt  Zwangsarbeiterinnen eingesetzt.
In Schwarzenbek waren Maria Baradowska und die anderen Frauen mit ihren Kindern im Lager an der Grabauerstraße untergebracht. Dort musste Michael die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.
Er verstarb dort am 25. Oktober 1943.
Als Todesursache ist in der Sterbeurkunde „Allg. Lebensschwäche/Brechdurchfall“ angegeben.
Im Friedensraum der Auferstehungskirche Schwarzenbek, Neuer Friedhof, befindet sich eine von Konfirmand*innen gestaltete Gedenktafel für Flüchtlingskinder und Kinder von Zwangsarbeiterinnen in Schwarzenbek. Dort ist ein Kind einer Zwangsarbeiterin mit dem Namen „Michael Brodowika“ und dem Alter: „2 Mon.“ aufgeführt. Vermutlich handelt es sich dabei um Michael Baradowska.2)

Boguscha Czerniak kam am 11.7.1943 in Hamburg zur Welt. Ihre Mutter Johanna Czerniak, geb. am 1. März 1910 in Miuatschew/Turek, war ledig. Aus ihrer Heimat Polen verschleppt, kam sie zunächst nach Hamburg-Kirchwärder und musste für Landwirt Adolf Putfarken Zwangsarbeit leisten. Am 18. November 1941 erfolgte ihre Verlegung nach Hamburg-Niendorf, ebenfalls zum Arbeitseinsatz für Adolf Putfarken. Sie war im „Gemeinschaftslager Polen“ Rahweg /Rieselfeld untergebracht. Am 27. Mai 1942 wurde sie zurück nach Hamburg-Kirchwärder verlegt, und zwar in die am Neuen Heerweg liegenden Baracken von Putfarken. Vier Monate später, am 14. September 1942, musste sie dann wieder zurück nach Niendorf. Wie auch andere Polinnen, die für den Landwirt Adolf Putfarken arbeiten mussten, wurde Johanna Czerniak im Wechsel zwischen Kirchwärder und Niendorf zur landwirtschaftlichen Zwangsarbeit hin- und hergeschickt. In dieser Zeit wurde sie schwanger.
Drei Tage vor ihrer Niederkunft erfolgte am 8. Juli 1943 ihre Überweisung an das Arbeitsamt Hamburg, wo bestimmt wurde, wie es für sie weitergehen sollte. Johanna Czerniak kam am Tag der Geburt ihres Kindes in das Universitätskrankenhaus Eppendorf. Dort brachte sie am 11. Juli 1943 um 10:40 Uhr in einer Spontangeburt ein „reifes Mädchen“ zur Welt. Ein seitlich versetzter Dammschnitt wurde vorgenommen und genäht. Ihre Tochter Boguscha war 52 cm groß und 3160 Gramm schwer.
Am nächsten Tag kamen beide in die „Polenabteilung zur Finkenau “, in die Frauenklinik, Hamburg-Uhlenhorst. Vermutlich hatten sich Komplikationen ergeben, denn anschließend wurden sie am 21. Juli 1943 in das Allgemeine Krankenhaus Langenhorn gebracht. Nach zwei Wochen kam Johanna Czerniak mit ihrer kleinen Boguscha als „Zurückverlegung“ am 4. August 1943 nach Schwarzenbek, zur Zwangsarbeit für die Hobus-Werke, Norm- & Gewindeteile GmbH.
Nach den großen Bombenangriffen auf Hamburg wurden noch weitere polnische und ukrainische Mütter mit ihren Säuglingen und Kleinkindern nach Schwarzenbek verlegt. Die meisten dieser Frauen hatten zuvor im Landwirtschaftsbetrieb Adolf Putfarken in Hamburg-Niendorf und Kirchwärder arbeiten müssen. Durch die anhaltende Kriegssituation erhöhte sich jedoch der Bedarf an Arbeitskräften in der Rüstungsindustrie und so wurden in den „kriegswichtigen“ Betrieben, wozu auch die Hobus-Werke gehörten, auch Zwangsarbeiterinnen verstärkt eingesetzt. Johanna Czerniak und die anderen Frauen mit ihren Kindern waren im Lager an der Grabauerstraße untergebracht. Dort musste Boguscha die kurze Zeit ihres Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für sie völlig unzureichend.
Sie verstarb dort am 16. Oktober 1943. In der Sterbeurkunde ist als Todesursache „Allg. Lebensschwäche/Brechdurchfall“ angegeben. 3)

Juzef Galecki-Jomiak kam am 12.3.1943 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Sofia Galecka-Jomiak, geb. am 28.4.1913 in Brzeznica / Krs.Wielun. war ledig. Aus ihrer Heimat Polen verschleppt, musste sie zunächst in Hamburg-Poppenbüttel auf dem Gut Treudelberg im landwirtschaftlichen Betrieb von Hans Dreckmann* Zwangsarbeit leisten. In dieser Zeit war sie schwanger.
Am 12. März 1943 brachte sie in der Frauenklinik Finkenau , Hamburg-Uhlenhorst, ihren Sohn Juzef zur Welt. Nach dem Wochenbett wurde Sofia Galecka-Jomiak mit ihrem kleinen Sohn am 23. März 1943 nach Hamburg-Niendorf verlegt und musste für den Landwirt Adolf Putfarken auf der „Rhabarber-Farm“ Zwangsarbeit leisten. Sie waren im Lager Rahweg , Rieselweg, untergebracht.
Fünf Monate später, in der Zeit nach den großen Bombenangriffen auf Hamburg, erfolgte dann am 20. August 1943 ihre Verlegung mit ihrem kleinen Juzef nach Schwarzenbek zur Zwangsarbeit für die Hobus-Werke, Norm- & Gewindeteile GmbH, gemeinsam mit weiteren polnischen und ukrainischen Müttern, ihren 14 Säuglingen und zwei Kleinkindern. Alle Mütter hatten zuvor im Landwirtschaftsbetrieb Adolf Putfarken in Hamburg-Niendorf und Kirchwärder arbeiten müssen. Da durch die anhaltende Kriegssituation sich der Bedarf an Arbeitskräften in der Rüstungsindustrie stetig erhöhte, wurden in den „kriegswichtigen“ Betrieben, so auch in den Hobus-Werken, nun verstärkt auch Zwangsarbeiterinnen eingesetzt. Die Frauen kamen mit ihren Kindern in das Lager Grabauerstraße.
Dort waren die Ernährungs- und Lebensbedingungen für Juzef völlig unzureichend. Er verstarb dort zehn Tage nach seiner Ankunft am 30. August 1943. Am selben Tag verstarben dort noch weitere vier Säuglinge und einen Tag später noch ein weiterer. Als Todesursache ist in Juzefs Sterbeurkunde “Ernährungsstörung“ angegeben. 4)

Hendrik Klimek kam am 20.4.1943 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Helene Klimek, geb. am 2.1.1922 Radomsk, war ledig. Aus ihrer Heimat Polen verschleppt, kam sie zunächst nach Hamburg-Kirchwärder und musste für den Gemüsebauer Adolf Putfarken, Kirchwärder Hausdeich 113,  Zwangsarbeit leisten. Dort war sie untergebracht und in dieser Zeit schwanger.
Am Tag der Geburt ihres Kindes wurde sie in der Frauenklinik Finkenau , Hamburg-Uhlenhorst, aufgenommen. Zehn Tage nach der Entbindung kam sie mit ihrem Sohn Hendrik am 30. April 1943 in das Lager Rahweg / Rieselfeld nach Hamburg-Niendorf und musste dort ebenfalls für Gemüsebauer Adolf Putfarken arbeiten. Vier Monate später, in der Zeit nach den großen Bombenangriffen auf Hamburg, erfolgte dann am 20. August 1943 ihre Verlegung mit ihrem kleinen Hendrik nach Schwarzenbek zur Zwangsarbeit für die Hobus-Werke, Norm- & Gewindeteile GmbH, gemeinsam mit weiteren polnischen und ukrainischen Müttern, ihren 14 Säuglingen und zwei Kleinkindern. Alle Mütter hatten zuvor im Landwirtschaftsbetrieb Adolf Putfarken in Hamburg-Niendorf und Kirchwärder arbeiten müssen. Durch die anhaltende Kriegssituation erhöhte sich der Bedarf an Arbeitskräften in der Rüstungsindustrie stetig. So wurden in den „kriegswichtigen“ Betrieben auch Zwangsarbeiterinnen verstärkt eingesetzt. Die Frauen mit ihren Kindern kamen in das Lager Grabauerstraße. Dort musste Hendrik die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.
Er verstarb dort zehn Tage nach seiner Ankunft am 30. August 1943. In der Sterbeurkunde ist als Todesursache „Ernährungsstörung“ angegeben. Vier weitere Säuglinge verstarben an diesem Tag im Lager und ein weiterer einen Tag später. 5)

Dimitri Meschok kam am 9.7.1943 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Tatjana Meschok, geb. am 13.10.1918 in Golubitschi, Krs. Tschernikow, war ledig. Ihr Vater Iwan Meschok, geb. 1849 in Brzwa, war in Golbitschi bereits verstorben, ihre Mutter H., geb. Schestz, lebte dort noch, als Tatjana Meschok aus ihrer Heimat Ukraine verschleppt wurde und nach Deutschland kam. In Hamburg-Finkenwärder musste sie für den Landwirt Jakob Fock, Wiete 47, als „landwirtschaftliche Gehilfin“ Zwangsarbeit leisten. Sie war auf seinem Hof auch untergebracht und in dieser Zeit schwanger.
In der Ausländermeldekartei ist für sie in der Kategorie „Abstammung“ verzeichnet „nicht arisch“. Das deutet auf eine „Rasse“-Überprüfung während ihrer Schwangerschaft hin.
In der Wiete 47 brachte sie am 9. Juli 1943 um 2:15 Uhr ihren Sohn Dimitri mit Hilfe der Hebamme Elfriede Aldag, geb. Reese, wohnhaft Hamburg-Finkenwärder, zur Welt. Noch am selben Tag wurden sie in die Frauenklinik Finkenau , Hamburg-Uhlenhorst, gebracht.
Nach dem Wochenbett von zehn Tagen kam sie mit dem kleinen Dimitri am 19. Juli 1943 nach Hamburg Niendorf in das Lager Rahweg , zum Arbeitseinsatz im Gemüsebau für Landwirt Adolf Putfarken.
In der Zeit nach den großen Bombenangriffen auf Hamburg im Juli/August 1943 erfolgte dann am 20. August 1943 ihre Verlegung mit dem kleinen Dimitri nach Schwarzenbek zur Zwangsarbeit für die Hobus-Werke, Norm- & Gewindeteile GmbH, gemeinsam mit weiteren polnischen und ukrainischen Müttern, ihren 14 Säuglingen und zwei Kleinkindern. Alle Mütter hatten zuvor im Landwirtschaftsbetrieb Adolf Putfarken in Hamburg-Niendorf und Kirchwärder arbeiten müssen. Durch die anhaltende Kriegssituation hatte sich der Bedarf an Arbeitskräften in der Rüstungsindustrie stetig erhöht. So wurden in den „kriegswichtigen“ Betrieben auch Zwangsarbeiterinnen verstärkt eingesetzt.
Die Frauen mit ihren Kindern kamen in das Lager Grabauerstraße. Dort musste Dimitri die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.
Er verstarb dort elf Tage nach seiner Ankunft am 31. August 1943. In der Sterbeurkunde ist als Todesursache „Ernährungsstörung“ angegeben. Fünf Säuglinge waren einen Tag zuvor im Lager verstorben.
In der folgenden Zeit wurde Tatjana Meschok erneut schwanger, zwischenzeitlich war sie nach Finkenwärder zurückverlegt worden. Am 18. Mai 1944 kam sie zu einem Schwangerschaftsabbruch in die Frauenklinik Finkenau . Eine Woche später erfolgte am 25. Mai 1944 ihre Entlassung nach Wiete 47, zurück zur Zwangsarbeit für den Landwirt Jakob Fock. 6)

Text: Margot Löhr

Quellen:
Zu 1) Folgende Biographien und Biographien Niendorf; StaH 332-8 Meldewesen, Hausmeldekartei, 741-4 Fotoarchiv, K 2576 Lager Rahweg , Putfarken;; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Krankenhausliste Frauenklinik Finkenau Copy of 2.1.2.1 / 70646036-70646061; Ingolf Breese, Gegen das Vergessen - Zwangsarbeiter in Schwarzenbek, in: Lauenburgischen Heimat, Heft Nr. 201, S. 9-39, Schriftenreihe des Heimbundes und Geschichtsvereins, Ratzeburg März 2016.
Zu 2) Standesamt 1a, Geburtsregister 1497/1943 Michael Baradowska; Geburtenbuch 1943 Universitätsklinik Eppendorf, Nr.576/10816; Standesamt Schwarzenbek, Sterberegister 10/1944 Michael Baradowska; StaH 332-8 Meldewesen, A 50/1 Hausmeldekartei, 741-4 Fotoarchiv, K 2576 Lager Rahweg , Putfarken; www.ln-online.de/Lokales/Fotostrecken-Lokales/Fotostrecken-Lauenburg/Raum-der-zum-frieden-mahnt#n16203019-p2; www.straty.pl/index.php/en/szukaj-w-bazie, eingesehen 10.7.2017.
Zu 3) Standesamt 1a, Geburtsregister 1308/1943 Boguscha Czerniak; Geburtenbuch 1943 Universitätsklinik Eppendorf, Nr. 466/8727 Cyniak; Standesamt Schwarzenbek, Sterberegister 53/1945 Boguscha Czerniak; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Krankenhausliste Frauenklinik Finkenau 2.1.2.1 / 70646036; StaH 332-8 Meldewesen, A 50/1 Hausmeldekartei, 741-4 Fotoarchiv, K 2576 Lager Rahweg , Putfarken; StaH 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn, 184 Bd.1, S.110; www.ln-online.de/Lokales/Fotostrecken-Lokales/Fotostrecken-Lauenburg/Raum-der-zum-frieden-mahnt#n16203019-p2; www.straty.pl/index.php/en/szukaj-w-bazie, eingesehen 10.7.2017.
Zu 4) Standesamt 6, Geburtsregister 931/1943 Juzef Galecki-Jominiak; Standesamt Schwarzenbek, Sterberegister 39/1943 Juzef Galecki-Jominiak, Auskünfte Dr. Anke Mührenberg, Archiv Stadt Schwarzenbek; StaH 332-8 Meldewesen, A 50/1 Hausmeldekartei, 741-4 Fotoarchiv, K 2576 Lager Rahweg , Putfarken; www.straty.pl/index.php/en/szukaj-w-bazie, eingesehen 10.7.2017; www.ln-online.de/Lokales/Fotostrecken-Lokales/Fotostrecken-Lauenburg/Raum-der-zum-frieden-mahnt#n16203019-p2; Hartwig Fiege, Vom Barmbeker Bauernjungen zum Herrn auf dem Treudelberg : Hans Dreckmann, Jahrbuch des Alstervereins e. V.; 69.1993 (Seite 72 - 78) HamburgBergstedt; http://gcs.sub.unihamburg.de/gcs/?action=pdf&pagesize=original&metsFile=PPN637045238_0069&divID=LOG_0030; eingesehen 12.11.2018.
° Heinrich Dreckmann, ehemals Eigentümer der Ländereien Habichtshof in Barmbek, hatte das Gut Treudelberg 1909 von Eduard Henneberg erworben und 1912 an seinen Sohn Hans Dreckmann überschrieben. 1922 wurde der landwirtschaftliche Betrieb in Barmbek von den Kindern aufgegeben und ein großer Mietwohnungskomplex dort errichtet. Hans Dreckmann (1884-1976) wurde 1946 von der britischen Besatzungsmacht als Vertreter der Landwirte in die Hamburgische Bürgerschaft berufen. Heute befindet sich auf seinem ehemaligen Gut Treudelberg das Golfhotel Treudelberg .
Zu 5) Standesamt 6, Geburtsregister 1333/1943 Henryk Klimek; Standesamt Schwarzenbek, Sterberegister 38/1943 Henryk Klimek; StaH 332-8 Meldewesen, Hausmeldekartei, 741-4 Fotoarchiv, K 2576 Lager Rahweg , Putfarken; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Krankenhausliste Frauenklinik Finkenau 2.1.2.1 / 70646038; www.ln-online.de/Lokales/Fotostrecken-Lokales/Fotostrecken-Lauenburg/Raum-der-zum-frieden-mahnt#n16203019-p2; www.straty.pl/index.php/en/szukaj-w-bazie, eingesehen 10.7.2017.
Zu 6): Standesamt Hamburg-Finkenwärder, Geburtsregister 71/1943 Dimitri Meschok; Standesamt Schwarzenbek, Sterberegister 55/1943; Hamburger Adressbuch 1943 StaH 332-8, A 48 Alphabetische Meldekartei der Ausländer 1939-1945, 741-4 Fotoarchiv, K 4598; StaH 332-8 Meldewesen, Hausmeldekartei, 741-4 Fotoarchiv, K 2576 Lager Rahweg , Putfarken; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Krankenhausliste Frauenklinik Finkenau Copy of 2.1.2.1 / 70646055; www.ln-online.de/Lokales/Fotostrecken-Lokales/Fotostrecken-Lauenburg/Raum-der-zum-frieden-mahnt#n16203019-p2 (eingesehen 17.7.2019).
 

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NS-Dabeigewesene

Aufsätze

Erklärung zur Datenbank

Stand Januar 2024: 914 Kurzprofile und 332 sonstige Einträge.

Diese Datenbank ist ein Projekt in Fortsetzung (work in progress). Eine Vollständigkeit ist niemals zu erreichen. Sie startete online im Februar 2016 mit rund 520 Profilen und mehr als 200 weiteren Einträgen und wird laufend ergänzt und erweitert werden. Wissenschaftliche Institute, Gedenkstätten, Universitäten und zum Thema forschende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können gern ihre erarbeiteten Profile in diese Datenbank stellen lassen.

Quellenangaben, die sich auf Webseiten beziehen, sind die zum Zeitpunkt der Recherche gefundenen. Sollten Sie veraltete Links oder Aktualisierungen bzw. Verschiebungen der Inhalte feststellen, freuen wir uns über Hinweise.

Vor etlichen Jahren hat die Landesszentrale für politische Bildung Hamburg die Stolperstein-Datenbank www.stolpersteine-hamburg.de ermöglicht und gibt seit rund zehn Jahren gemeinsam mit dem Institut für die Geschichte der Deutschen Juden unter der Projektleitung von Dr. Beate Meyer und Dr. Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung die Publikationsreihe „Stolpersteine in Hamburg, biografische Spurensuche“ heraus. Mit dieser Datenbank „Die Dabeigewesenen“ möchte die Landeszentrale für politische Bildung nun den Blick auf diejenigen lenken, die das NS-System stützten und mitmachten. Denn:

Eine Gesellschaft, die sich eine offene und freie Zukunft wünscht,
muss [...] über eine Kultur verfügen, die nicht auf dem Verdrängen
und Vergessen der Vergangenheit beruht.“ (Mario Erdheim Psychoanalytiker) 1)

Diese aktuell immer noch so wichtige Aussage bildet den inhaltlichen Ausgangspunkt dieser Datenbank. Sie enthält eine Sammlung mit Kurzprofilen über Menschen, die auf unterschiedlichste Weise an den NS-Gewaltverbrechen in Hamburg Anteil hatten, z.B. als Karrierist/innen, Profiteur/innen, Befehlsempfänger/innen, Denunziant/innen, Mitläufer/innen und Täter/innen. Aber auch sogenannte Verstrickte, die z. B. nach durchlittener Gestapo-Folter zum Spitzel wurden. Unter all diesen Dabeigewesenen gab es auch Menschen, die in keiner NS-Organisation Mitglied waren, die aber staatliche Aufträge - zum Beispiel als Künstler oder Architekt - annahmen und so von dem NS-System profitierten, im Gegensatz zu denen, die sich diesem System nicht andienten, deshalb in die Emigration gingen oder in Kauf nahmen, keine Karriere mehr zu machen bzw. kaum noch finanzielle Einnahmen zu haben.

Ebenso wurden solche Personen aufgenommen, die zum Beispiel vor und während der NS-Zeit den Idealen des Heimatschutzes und der Technik-Kritik anhingen und das NS-Regime dadurch unterstützten, indem sie staatliche Aufträge annahmen, die diesen Idealen entsprachen, da das NS-System solche Strömungen für seine Ideologie vereinnahmte.

Für die Datenbank „Die Dabeigewesenen“ wurden alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens wie Medizin, Justiz, Bildung und Forschung, Verwaltung, Kirche, Fürsorge und Wohlfahrt, Literatur, Theater und Kunst, Wirtschaft, Sport, Polizei und parteipolitische Organisationen berücksichtigt.

„denn wir können (…) das ganze Phänomen des Mitmachens und des Ermöglichens, das ja in der NS-Zeit eine genauso große Rolle gespielt hat, wie die Bereitschaft, selbst aktiver Täter vor Ort zu sein - das alles können wir nur verstehen, wenn wir die verschiedenen Facetten der Täterschaft noch viel genauer betrachten, als das bisher geschehen ist." 2)

In vielen Profilen wird der weitverbreitete Enthusiasmus vieler Deutscher für den Nationalsozialismus, gegenüber „seiner Wirtschafts- und Sozialpolitik, seine Architektur, seine Weltanschauung" 3) etc. deutlich. Und es zeigt sich, dass Menschen das NS-System stützten, indem sie z. B., ohne darüber nachzudenken und ohne zu hinterfragen, bereitwillig moralische und soziale Normen des NS-Staats übernahmen.

Mit Schaffung der „Ausgrenzungsgesellschaft“ war es für die „Mehrheitsgesellschaft“ möglich, u. a. NS-Rassentheorien praktisch umzusetzen.

Diese Erkenntnis ist angesichts heutiger aktueller gesellschafts-politischer Entwicklungen von Bedeutung. In einem Interview zum Thema Fremdenfeindlichkeit bemerkte der Antisemitismusforscher Prof. Dr. Wolfgang Benz auf die Frage, ob aus der Geschichte zu lernen sei. „Wir könnten schon. Wir könnten zum Beispiel lernen, dass der Fremde nicht schuld ist an dem Hass, der ihm widerfährt. Es scheint tatsächlich schwierig zu vermitteln zu sein, dass das Opfer nicht dafür verantwortlich ist, dass es totgeschlagen oder misshandelt wird. Juden werden nicht verfolgt, weil an ihnen etwas ist, was sie zu Opfern macht, sondern weil die Mehrheitsgesellschaft Opfer braucht, und zwar zur eigenen Identitätsstiftung. Zuwanderer, Fremde, Andersgläubige werden ausgegrenzt. Das stärkt das Selbstgefühl der Mehrheit.“ 4)

Mit der Datenbank soll eine Hamburg Topographie der „Dabeigewesenen“ entstehen, um somit konkrete Orte des NS-Geschehens sichtbar zu machen. Deshalb werden auch nur diejenigen Dabeigewesenen aufgenommen, die zwischen 1933 und 1945 in Hamburg mit seinen Grenzen nach 1937 gelebt/gearbeitet haben. Neben Personenprofilen sind auch Adressen von NSDAP-Organisationen und -Einrichtungen zu finden. Darüber hinaus gibt es für einzelne Stadtteile Einträge, die die NS-Aktivitäten im Stadtteil beschreiben. In der Datenbank kann nach Namen, Straßen, Bezirken und Stadtteilen gesucht werden, damit also auch nach den Wohnadressen und/oder Adressen der Arbeitsstätten (soweit recherchierbar). Durch Hinzuziehen der Stolpersteindatenbank (hier sind die Adressen der NS-Opfer aufgenommen, für die bisher Stolpersteine verlegt wurden) und der virtuellen Hamburg-Stadt-Karte (sie verzeichnet die Zwangsarbeiterlager und Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigt haben) wird eindringlich deutlich, wie dicht benachbart Opfer und Dabeigewesene in Hamburg gelebt und gewirkt haben. Mit diesen Informationen ist es immer schwerer, die altbekannte Entschuldigung aufrecht zu erhalten; wir haben doch nichts davon gewusst.

In den vorgestellten Profilen liegt der Fokus auf Handlungen und Einstellungen zum NS-Regime. Privates wird nur erwähnt, wenn es für die Haltung zum NS-Regime von Relevanz ist. Recherchegrundlage für diese Datenbank waren bereits vorhandene wissenschaftliche Veröffentlichungen (z. B. von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und dem Institut für Zeitgeschichte), Biographien, Sammelbände und Dissertationen zu Hamburg im Nationalsozialismus, aber auch in diversen Fällen Entnazifizierungsakten und andere Akten und Dokumente, die im Staatsarchiv Hamburg zur Verfügung stehen. Für die Adressenrecherchen wurden die digitalisierten Hamburger Adressbücher von 1933 bis 1943 der Staats- und Universitätsbibliothek genutzt. Trotz größter Sorgfalt beim Zusammentragen der Daten, ist es dennoch möglich, dass Schreibweisen von Namen variieren und Lebensdaten fehlerhaft sind. In den Profilen und den Beschreibungen der Funktionen sowie des „Wirkens“ des Dabeigewesenen konnte nicht komplett auf das NS-Vokabular – der Sprache der Täter – verzichtet werden, dennoch wurde versucht, diesen Anteil gering zu halten und neutralere Umschreibungen zu finden.
Die meisten der aufgeführten Personen wurden schnell nach Kriegsende durch die Entnazifizierungsstellen als entlastet eingestuft, sie mussten sich selten vor Gericht verantworten oder sie wurden aufgrund von Verjährung ihrer Taten nicht juristisch verurteilt. So stellt Can Bozyakali in seiner Dissertation z. B. zum Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht fest, dass auch in Hamburg bis Anfang der 1950er Jahre 63% aller Justizjuristen, die am Sondergericht tätig gewesen waren, wieder in den Justiz-Dienst eingestellt wurden. „[…] anhand dieser Werte [kann] von einer ‚Renazifizierung‘ gesprochen werden.“ 5)

Dr. Rita Bake, Dr. Brigitta Huhnke, Katharina Tenti (Stand: Anfang 2016)

1) Mario Erdheim: „I hab manchmal furchtbare Träume … Man vergißts Gott sei Dank immer glei...“ (Herr Karl), in: Meinrad Ziegler, Waltraut Kannonier-Finster: Österreichisches Gedächtnis. Über Erinnern und Vergessen der NS-Vergangenheit. Wien 1993.
2) Wolfram Wette: Deutschlandfunk-Interview am 20.11.2014, anlässlich seines neuen Buches: „Ehre, wem Ehre gebührt. Täter, Widerständler und Retter - 1933-1945“, Bremen 2015.
3) Raphael Gross: Anständig geblieben. Frankfurt a. M.  2010, S. 17.
4) Wolfgang Benz: „Ich bin schon froh, wenn es nicht schlimmer wird". Der Historiker Wolfgang Benz über die lange Geschichte der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland – und was neu ist an den Pegida-Märschen. Interview: Markus Flohr und Gunter Hofmann, in ZEIT online vom 21. Dezember 2015. www.zeit.de/zeit-geschichte/2015/04/wolfgang-benz-pegida-antisemitismus-fremdenfeindlichkeit
5) Can Bozyakali: Das Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht: Eine Untersuchung der NS-Sondergerichte unter besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Verordnung gegen Volksschädlinge, Frankfurt/ Main 2005, S. 235.

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