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Hans Einfeldt

(9.5.1903 in Fitzbek - 13.2.1995)
Lehrer, Leiter der HJ-Schuldienststelle
Wohnadresse: Buschkamp 16 (1934)
Wirkungsstätte: Dammtorstraße 25 (Unterrichtsbehörde)

Verbindungsmann zwischen Hitler- Jugend und der Schulverwaltung

Durch seine Mitarbeit im völkisch-antisemitischem Junglehrerbund „Baldur“ in den 1920er Jahren hatte  Hans Einfeldt,Lehrer an der Jahnschule, einen guten Kontakt zu Karl Witt, der 1933 Schulsenator wurde. Einfeldt wurde von Witt zum Verbindungsmann zwischen der immer selbstbewusster auftretenden Hitler-Jugend und der Schulverwaltung berufen. Keine leichte Aufgabe, zwischen den Schulen und den sich in Ihren Entscheidungskompetenzen eingeschränkt fühlenden Schulmonarchen und der HJ zu vermitteln.

Hans Einfeldt wurde am 9.5.1903 in Fitzbek, Kreis Steinburg, geboren. Sein Vater war Schlachtermeister und starb mit 46 Jahren, als Einfeldt gerade vier Jahre alt war. Einfeldt hatte noch acht Geschwister. Und auch die Mutter starb 1918, als Einfeldt erst fünfzehn Jahre alt war. Er beschrieb in seiner Einlassung zum Dienstantritt, dass er mit Unterstützung seiner Geschwister das Lehrerseminar erfolgreich besuchen konnte und 1924 zum Abschluss kam. Danach absolvierte er neun Monate „Dienst bei der Reichswehr“ und wurde 1925 in Hamburg als Lehrer eingestellt in der Schule Kielortallee . Dort traf er, wie auch andere junge  Absolventen des Lehrerseminars (Fehling und Reisener) auf Peter Jacobsgaard, der die Schulleitung übernahm und mit 48 Jahren so etwas wie eine „Mentoren- und Vaterfunktion“ für die Junglehrer innehatte. (1)

Der biografische Hintergrund Einfeldts erklärt vielleicht den Wunsch nach Gruppenzugehörigkeit. Einfeldt wandte sich früh der Wandervogelbewegung und der Bündischen Jugend zu. Dabei fand er Kontakt zum völkisch-antisemitischen Junglehrerbund „Baldur“, dessen Leiter der Bürgerschaftsabgeordnete der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und Berufsschullehrer Karl Witt in den 1920er Jahren war. Diese Kontakte zu Karl Witt sollten nach 1933 noch eine besondere Bedeutung bekommen, da Witt Schulsenator im NS-geführten Senat wurde. (2)

Hans Einfeldt ging als Lehrer mit Peter Jacobsgaard und dem Großteil des Kollegiums der Schule Kielortallee 18 an die neugegründete Schule in die Bogenstraße , die seit 1934 Jahnschule hieß.

Seit dem 1.11.1933 fungierte Einfeldt als Verbindungsmann zwischen Schule und Hitler- Jugend, berufen von Schulsenator Karl Witt. Ab dem 5.3.1936 wurde Einfeldt ganz von der Unterrichtsarbeit freigestellt und leitete die HJ-Schuldienststelle, die ihren Sitz in der Unterrichtsbehörde in der Dammtorstraße 25 hatte. Von Einfeldt ist im Archiv der Jahnschule von daher auch nur ein Foto vorhanden, das ihn auf dem Kollegiumsfest 1935 zeigt. Wenig Zeit, um an der Jahnschule nachhaltig Eindruck zu hinterlassen.

Uwe Storjohann berichtete, Einfeldt habe das Kollegium der Jahnschule damit schockiert, „dass er im Kollegium erzählte, seine Kinder jeweils im Säuglingsalter für eine Frostnacht im Winter auf den Balkon zum Schlafen gelegt zu haben, um die körperliche Konstitution, Härte und Lebenswillen des Kindes auf die Probe zu stellen. Im Lehrerkollegium stieß er damit auf eine fassungslose und totale Ablehnung.“ (3) Zugleich ließ das aber auch Rückschlüsse auf den Charakter Einfeldts zu.

Gruselig wurde diese Geschichte für mich dadurch, dass laut Personalakte Einfeldts drei seiner sechs Kinder im Säuglings- oder Kleinkindalter starben, zumindest ein auffälliger Tatbestand.

Hans Einfeldt trat am 1.5.1933 in die NSDAP und den NSLB ein. Zumindest 1933 nahm er als Delegierter auch am NSDAP-Reichsparteitag in Nürnberg teil, wie in seiner Personalakte vermerkt wurde.

Die Verbindung zum ehemals deutsch-nationalen Bürgerschaftsabgeordneten Karl Witt wurde bereits erwähnt. Witt, seit dem 8.3.1933 Schulsenator, trat danach mit öffentlicher Erklärung schon bald zur NSDAP über (zum 18.5.1933). Die Protektion von Hans Einfeldt war offensichtlich, weil für die anderen neu besetzten Stellen in der Schulverwaltung zumeist in der Regel schon vor 1933 der NSDAP beigetretene Lehrer ausgewählt wurden.

Einfeldt war seit dem 1.9.1933 Funktionär in der HJ und brachte es dort zur Position eines Bannführers (Rang im Vergleich zur Reichswehr: Oberst).

Unmittelbar nachdem Einfeldt aus der Schule ausschied und Leiter der Dienststelle der HJ wurde, erfolgte am 20.4.1936 die Beförderung werden zum Mittelschullehrer. (4)

Die Schuldienststelle der HJ hatte in erster Linie eine Art Mittlerrolle zwischen den Schulen und der Hitlerjugend. So wurden insbesondere jüngere Lehrer als „Schulwalter für Fragen der Hitler-Jugend“ berufen, später „HJ-Vertrauensleute“ genannt. (5)

Und Einfeldt nahm im Laufe der Jahre immer häufiger eine wirkliche Vermittlungsfunktion ein. Die Hitler-Jugend trat insbesondere an den Höheren Schulen selbstbewusster auf und es kam besonders auch mit autoritär agierenden Schuldirektoren, die völlig im Einklang mit dem Nationalsozialismus waren, zu Konflikten, weil diese nicht bereit waren, selbstständiges Agieren der HJ zu akzeptieren. Es kam dabei auch immer wieder zu Anmaßungen der HJ. Wenn etwa der Fähnleinführer des Jungbannes 421 einem Lehrer schrieb: „Leider habe ich feststellen müssen, daß der moralische Stand der Obertertia - also Ihrer Klasse - sehr schlecht ist. Ich habe einwandfrei festgestellt, daß unsittliche Tätlichkeiten vorgekommen sind, deren Veranlassung aber nach meiner Ansicht darin liegen, daß Elemente in der Klasse sind, die durch Ihren Einfluss den anderen mehr als schädlich sind. Ich bitte Sie - da es mir sehr daran liegt, die Angelegenheit schon im Interesse der Jungvolkangehörigen zu einem guten Ende zu führen -, mich doch so bald wie möglich in meiner Dienststelle aufzusuchen, damit wir diese Möglichkeit schaffen.“ (6)

Oder die Untergauführerin des Jungmädel-Untergaus Harburg, die an eine Vertrauenslehrerin am 8.5.1939 schrieb: „Da ich mir eine friedliche Zusammenarbeit mit Ihnen nicht verspreche, Sie mir ebenfalls gezeigt haben, daß Sie auf eine Zusammenarbeit mit mir verzichten, enthebe ich Sie Ihres Amtes als Vertrauenslehrerin.“ (7)

Die HJ weitete ihre Dienste immer stärker aus, so dass Schüler ihren Verpflichtungen in der Schule nicht mehr nachkommen konnten. So stellte der Schulleiter der Oberrealschule Eppendorf, Prof. Rudolf Schmidt, fest, dass er nach Beschwerden von Eltern in einer Klasse älterer Schüler überprüft habe, dass diese statt der üblichen und verabredeten zweimaligen Dienste für die HJ in der Woche, 3 bis 5 mal in der Woche für die HJ unterwegs seien und dadurch der Schulbetrieb und die Leistungen der Schüler leiden würden. (8)

Und auch der schneidige Leiter der Bismarck- Schule, Dr. Hermann Schmidt, beschwert sich bei der Schulverwaltung: „1. Durch den Bann 188 wurden insgesamt 8 Schüler zur Teilnahme an der Straßensammlung am Sonnabend, dem 15.2.41, vormittags befohlen. Die Schule erhielt weder vorher eine Benachrichtigung noch hinterher Bestätigung. 2. Durch den Bann 76 wurden vor 2 Wochen 2 Schüler zum Wachdienst der HJ herangezogen und am nächsten Tage mit schriftlichem Ausweise des Bannes vom Unterricht freigestellt.“ (9)

In all solchen Fällen leitete die Schulverwaltung solche Schreiben an Hans Einfeldt zur Stellungnahme weiter. Keine leichte Aufgabe, zwischen den Schulen, den sich in Ihren Entscheidungskompetenzen eingeschränkt fühlenden Schulmonarchen und der HJ zu vermitteln. Einfeldt saß, obwohl im Gebäude der Schulverwaltung stationiert, zwischen den Stühlen und wurde auch von der HJ mit Skepsis betrachtet, weil er von Beruf Lehrer war und von der Hitler-Jugend darum nicht als Jugendvertreter gesehen wurde. Andererseits hatte Einfeldt in der Dammtorstaße 25 auch eine Machtposition. Alle Oberschulräte und Schulaufsichtsbeamten mussten ihn einbeziehen, um Vermittlung ersuchen.

Die Konflikte zwischen der HJ und den Schulen und Schulleitungen spitzten sich während des Krieges, insbesondere 1941 und 1942 zu, als der berüchtigte Oberschulrat Albert Henze, die Federführung in diesen Fragen übernahm. (10)

In einem Abkommen „Schule und Hitlerjugend“ am 31.1.1941 war reichsweit festgelegt worden, dass die Schulen nur noch bis 13.30 Uhr die Schüler beanspruchen durften und diese nachmittags „grundsätzlich“ der HJ und den Eltern vorbehalten waren. Am Sonnabend und einem weiteren Nachmittag waren Hausaufgaben untersagt. (11) 

Und Henze verfügte 1942, dass die Schulen bei der Beurteilung von Schülern bei Prüfungen und Versetzungen „die Dienstleistungen bei der HJ zu berücksichtigen“ hätten“. (12)

Da war Hans Einfeldt aber schon lange nicht mehr zuständig. Einfeldt war am 21.11.1939 als Gefreiter zur Wehrmacht eingezogen worden. Er wurde befördert zum Unteroffizier und Feldwebel, dann aber schon zum 1.12.1940 auf unbestimmte Zeit beurlaubt, um als Inspekteur der Kinderlandverschickung (KLV) unterwegs zu sein (1.10.1940 bis 1.11.1943), danach war er Leiter der KLV-Lagerleiter-Schule in Bad Podiebrad (im Protektorat Böhmen und Mähren, heute Tschechien). Und ab dem 1.9.1944 war er erneut zum Kriegsdienst eingezogen. (13)

Hans Einfeldt stellte erst 1947 einen Antrag auf Wiedereinstellung in den Hamburger Schuldienst. Er verband dies mit dem ausgefüllten Fragebogen zur Entnazifizierung. Er schrieb, er sei „bis zur Kapitulation an der Ostfront eingesetzt “ und danach in kurze Kriegsgefangenschaft geraten.

Nach seiner Rückkehr nahm er bei seinem Onkel in Osterstedt/Ostholstein „die Arbeit als landwirtschaftlicher Gehilfe“ auf und widmete sich ausschließlich „der praktischen Arbeit sowie der Fürsorge meiner Familie“. (14)

Damit hatte er sich ziemlich schlau angestellt, wie der Beratende Ausschuss im Entnazifizierungsverfahren am 18.3.1949 feststellte. „Er hat seit 1945 in der Landwirtschaft gearbeitet und sich dadurch den Schwierigkeiten entzogen, die man ihm sicherlich in den ersten Monaten in Hamburg gemacht hätte.“ (15)

Einfeldts Einlassungen wirkten verhältnismäßig nüchtern und sachlich. Seine Arbeit als Leiter der HJ-Dienststelle bezeichnete er als „wenig erfreulich, da es in den meisten Fällen nicht möglich war, eine beiderseits befriedigende Lösung zu finden“. Er sei gerade von den HJ-Führern „oft als der verkalkte Lehrer“ hingestellt worden, was sicherlich dadurch begünstigt wurde, dass  sich sein Arbeitsplatz in der Schulverwaltung in der Dammtorstraße befand.

Interessant in Einfeldts Schreiben erscheint auch, wenn er darauf hinweist, dass die HJ-Führer mit seiner Arbeit als Leiter der KLV-Lagerleiter-Schule „in politischer Hinsicht nicht zufrieden waren. Etwas merkwürdig dabei die Beschreibung eines Vorfalls, der zur Ablösung Einfeldts als Leiter  der Lagerleiter-Schule führte:

„Eine Mitarbeiterin der Schule hatte sich in abfälliger Weise über Hitler geäußert und die Art der Weitergabe der hierauf erfolgten Anzeige durch mich bewirkte, daß sofort auf meine Abberufung gedrängt wurde.“ (16)

Leider bleibt unklar, wie Einfeldt in dieser Sache konkret agiert hatte und welche Kräfte mit ihm nicht einverstanden waren.

Während Einfeldt sich auch weiterhin ziemlich sachlich äußerte und sich nicht als Widerstandskämpfer oder Unschuldiger gerierte, wie es viele andere taten, zog der von Einfeldt hinzugezogene Rechtsanwalt im weiteren Verfahren alle Register.

Da Einfeldt in Kategorie III (Minderbelastete) eingestuft wurde, übernahm Rechtsanwalt Lurati seine Verteidigung mit aufwändigen Schriftsätzen und dem Versuch der globalen Reinwaschung mit vielen Leumundszeugen und Persilscheinen. Grotesk dabei die Argumentation des ehemaligen Schulsenators Karl Witt, der Einfeldt berufen hatte.

Rechtsanwalt Lurati zitierte nur den zusammenhanglosen staatstragenden Satz von Witt: „Ich habe als ehemaliger Vorgesetzter Herrn Einfeldts für seine mühevolle und schwere Arbeit zu danken. Er hat mir geholfen, daß unsere Schularbeit von allen Parteieinflüssen so wenig wie möglich berührt wurde.“ (17)

So wurde Geschichte verbogen, die eine Strömung setzte sich nachträglich einen Heiligenschein auf und machte die andere alleinverantwortlich. Ignoriert wrde, dass beide Personen Parteimitglieder waren und das Hamburger Schulwesen unter Witts Leitung in Windeseile umgestaltet worden war. (18)

Sicherlich gab es Schlimmere als Witt und Einfeldt, aber sie waren exponierte Räder im Getriebe. Und Witt befand sich übrigens zum selben Zeitpunkt selbst im Entnazifizierungsverfahren.

Auch Peter Jacobsgaard, Schulleiter und Mentor von Hans Einfeldt, äußert sich am 5.12.1947. Wie nicht anders zu erwarten, stellt Jacobsgaard Einfeldt in ein positives Licht, wie schon Rudolf Fehling. Er schrieb, Einfeldt wäre im Kollegium „außerordentlich beliebt, war verträglich und gefällig und stets einsatzbereit nach jeder Richtung hin“. Politisch sei Einfeldt nie hervorgetreten. Jacobsgaard bestätigte auch, dass Einfeldt „bei Differenzen zwischen Schulleitung und den Führern der HJ stets und oft erfolgreich die Belange der Schule energisch vertreten“ hätte. (19)

Und auch Fritz Köhne äußerte sich über Einfeldt. Köhne, der als Sozialdemokrat vor 1933 schon in der Schulverwaltung arbeitete, von den Nazis dort belassen wurde, weil sein Überblick und seine Kompetenzen unverzichtbar waren, schrieb am 30.12. 1947: „Herr Einfeldt hat diese schwierige Aufgabe mit der ihm eigenen Ruhe und Einsicht zu lösen versucht. Wenn sein Bemühen auch nicht immer von Erfolg begleitet gewesen ist - das war bei dem Totalitätsanspruch der HJ auf die Erziehung auch nicht möglich, so hat er doch als ehrlicher Makler manche Mißverständnisse und Konflikte beseitigt. In seiner Arbeit war er still und zurückhaltend, im Umgang bescheiden, angenehm, hilfsbereit und nicht auf seinen persönlichen Vorteil bedacht.“ (20)

Ärgerlich und von den Entnazifizierungsausschüssen wohl nicht immer durchschaubar, wenn sich auch andere ehemalige Schulleiter für Einfeldt verwendeten, die selbst belastete Nationalsozialisten waren, wie der Schulleiter des Johanneums, Werner Puttfarken und Adolf Lambeck, Schulleiter einer Sprachheilschule und ehemaliger NSLB-Funktionär.

Der zuständige Fachausschuss ließ sich durch die vielen Leumundszeugnisse nicht beeindrucken. Die herausgehobene Funktion, die Einfeldt innehatte, war in der Hamburger Bildungsöffentlichkeit allen bekannt. Und so kam der Fachausschuss am 20.4.1948 zu dem Schluss. „Die Tatsache, daß er auf diesen verantwortungsreichen Posten berufen wurde, beweist, daß er der Partei als ein überaus sicherer Mann galt. Seine Herkunft aus der deutschnationalen Jugendbewegung und aus dem Umkreis des völkischen Baldurbundes lassen berechtigte Zweifel darüber zu, ob er trotz gegenteiliger Versicherung heute in der Lage ist, die Jugend im Geiste der Demokratie und der Völkerversöhnung zu erziehen.“

Einstimmig lehnte der Fachausschuss die Wiedereinstellung Einfeldts ab.

Und auch der Beratende Ausschuss argumentierte am 18.3.1949 in ähnlicher Weise und kam zu dem Schluss: „Die Leichtigkeit, mit der er vor dem Ausschuss aussagte, daß er jetzt durchaus demokratisch im Sinne der Völkerverständigung arbeiten könne (bei seiner früheren betont völkischen Einstellung) hat bei dem Beratenden Ausschuss Unbehagen erweckt.“ Es wurde vorgeschlagen, Einfeldt erneut zu verhören. (21)

Am 16.4.1949 wurde dann vom Berufungsausschuss der Berufung stattgegeben und Einfeldt wieder als Lehrer eingestellt, er unterrichtete danach an der Schule Schulkamp .

Später führte Einfeldt mit der Schulbehörde einen Streit darüber, dass er nur als einfacher Lehrer besoldet wurde. Am 25.3.1955 erhielt er dann die Beförderungsbesoldung, die er 1936 erworben hatte, als er zum Leiter der Schuldienststelle HJ berufen wurde. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Beförderung und seiner „engen Verbindung zum Nationalsozialismus“ sei durch die Personalakte Einfelds nicht „beweiskräftig“ belegbar. So unterschiedlich können Personalakten gelesen werden.

Ab dem 1.4.1966 unterrichtete er an der Schule Goosacker , wo ihm der Schulleiter „ausgezeichnete Arbeit“ bescheinigte, „in seiner Klasse und für die ganze Schule“ und feststellte: „Er gibt noch heute einen sehr guten Sport- und Schwimmunterricht“. (22)

Am 14.2.1969 trat Hans Einfeldt in den Ruhestand.

Er starb am 13.2.1995.

Text: Hans-Peter de Lorent

Anmerkungen
1. Alle Angaben zu Einfeldt aus der Personalakte, StA HH, 361-3_A 2820
2. Zur Person Karl Witt siehe: Hans- Peter de Lorent: Karl Witt - Schulsenator 1933, in HLZ 8/9- 2007, S. 36 ff. und Biografie Witt in diesem Buch.
3. Uwe Storjohann im Gespräch mit mir am 15.8.2012.
4. Alle Angaben laut Personalakte Einfeldt, a.a.O.
5. Siehe dazu Hans Einfeldt und Albert Mansfeld in: HLZ 36/37-1934, S. 543f. Und Hans Einfeldt: Der organisatorische und arbeitsmäßige Aufbau der Hitlerjugend, in HLZ 44/1935, S. 418f.
6. Anschreiben vom 3.1.1938 in: StA HH, 361-2, OSB VI_1536 Blatt 03
7. Ebd., Blatt 089.
8. Ebd., Blatt 074.
9. StA HH, 361-2, OSB VI_1935, Blatt 27.
10. Zu Henze siehe: Hans- Peter de Lorent: Albert Henze - Nazipropagandist im System des Gauleiters, in HLZ 8-9/2011, S. 42ff und HLZ 10-11/2011, S. 46ff. Siehe auch die Biografie Henze in diesem Buch.
11. Siehe: Uwe Schmidt, Hamburger Schulen im „Dritten Reich“, Hamburg 2010, S. 439f.
12. Uwe Schmidt, a.a.O. S. 442.
13. Alle Angaben aus Entnazifizierungsakte Einfeldts, StA HH, 211-11_X707
14. Schreiben vom 18.12.1947 in der Personalakte, a.a.O.
15. Siehe Entnazifizierungsakte, a.a.O.
16. Schreiben vom 18.12.1947, in Personalakte, a.a.O.
17. Siehe Entnazifizierungsakte, a.a.O.
18. Siehe dazu. Reiner Lehberger: „Der ‚Umbau‘ der Hamburger Volksschule, in : Reiner Lehberger und Hans- Peter de Lorent: „Die Fahne hoch“, Schulpolitik und Schulalltag unterm Hakenkreuz, Hamburg 1986, S. 15ff.
19. Siehe Entnazifizierungsakte, a.a.O. Siehe auch die Biografie Jacobsgaard in diesem Buch.
20. Ebd.
21. Ebd.
22. Alle Angaben laut Personalakte, a.a.O.
 

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NS-Dabeigewesene

Aufsätze

Erklärung zur Datenbank

Stand Januar 2024: 914 Kurzprofile und 332 sonstige Einträge.

Diese Datenbank ist ein Projekt in Fortsetzung (work in progress). Eine Vollständigkeit ist niemals zu erreichen. Sie startete online im Februar 2016 mit rund 520 Profilen und mehr als 200 weiteren Einträgen und wird laufend ergänzt und erweitert werden. Wissenschaftliche Institute, Gedenkstätten, Universitäten und zum Thema forschende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können gern ihre erarbeiteten Profile in diese Datenbank stellen lassen.

Quellenangaben, die sich auf Webseiten beziehen, sind die zum Zeitpunkt der Recherche gefundenen. Sollten Sie veraltete Links oder Aktualisierungen bzw. Verschiebungen der Inhalte feststellen, freuen wir uns über Hinweise.

Vor etlichen Jahren hat die Landesszentrale für politische Bildung Hamburg die Stolperstein-Datenbank www.stolpersteine-hamburg.de ermöglicht und gibt seit rund zehn Jahren gemeinsam mit dem Institut für die Geschichte der Deutschen Juden unter der Projektleitung von Dr. Beate Meyer und Dr. Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung die Publikationsreihe „Stolpersteine in Hamburg, biografische Spurensuche“ heraus. Mit dieser Datenbank „Die Dabeigewesenen“ möchte die Landeszentrale für politische Bildung nun den Blick auf diejenigen lenken, die das NS-System stützten und mitmachten. Denn:

Eine Gesellschaft, die sich eine offene und freie Zukunft wünscht,
muss [...] über eine Kultur verfügen, die nicht auf dem Verdrängen
und Vergessen der Vergangenheit beruht.“ (Mario Erdheim Psychoanalytiker) 1)

Diese aktuell immer noch so wichtige Aussage bildet den inhaltlichen Ausgangspunkt dieser Datenbank. Sie enthält eine Sammlung mit Kurzprofilen über Menschen, die auf unterschiedlichste Weise an den NS-Gewaltverbrechen in Hamburg Anteil hatten, z.B. als Karrierist/innen, Profiteur/innen, Befehlsempfänger/innen, Denunziant/innen, Mitläufer/innen und Täter/innen. Aber auch sogenannte Verstrickte, die z. B. nach durchlittener Gestapo-Folter zum Spitzel wurden. Unter all diesen Dabeigewesenen gab es auch Menschen, die in keiner NS-Organisation Mitglied waren, die aber staatliche Aufträge - zum Beispiel als Künstler oder Architekt - annahmen und so von dem NS-System profitierten, im Gegensatz zu denen, die sich diesem System nicht andienten, deshalb in die Emigration gingen oder in Kauf nahmen, keine Karriere mehr zu machen bzw. kaum noch finanzielle Einnahmen zu haben.

Ebenso wurden solche Personen aufgenommen, die zum Beispiel vor und während der NS-Zeit den Idealen des Heimatschutzes und der Technik-Kritik anhingen und das NS-Regime dadurch unterstützten, indem sie staatliche Aufträge annahmen, die diesen Idealen entsprachen, da das NS-System solche Strömungen für seine Ideologie vereinnahmte.

Für die Datenbank „Die Dabeigewesenen“ wurden alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens wie Medizin, Justiz, Bildung und Forschung, Verwaltung, Kirche, Fürsorge und Wohlfahrt, Literatur, Theater und Kunst, Wirtschaft, Sport, Polizei und parteipolitische Organisationen berücksichtigt.

„denn wir können (…) das ganze Phänomen des Mitmachens und des Ermöglichens, das ja in der NS-Zeit eine genauso große Rolle gespielt hat, wie die Bereitschaft, selbst aktiver Täter vor Ort zu sein - das alles können wir nur verstehen, wenn wir die verschiedenen Facetten der Täterschaft noch viel genauer betrachten, als das bisher geschehen ist." 2)

In vielen Profilen wird der weitverbreitete Enthusiasmus vieler Deutscher für den Nationalsozialismus, gegenüber „seiner Wirtschafts- und Sozialpolitik, seine Architektur, seine Weltanschauung" 3) etc. deutlich. Und es zeigt sich, dass Menschen das NS-System stützten, indem sie z. B., ohne darüber nachzudenken und ohne zu hinterfragen, bereitwillig moralische und soziale Normen des NS-Staats übernahmen.

Mit Schaffung der „Ausgrenzungsgesellschaft“ war es für die „Mehrheitsgesellschaft“ möglich, u. a. NS-Rassentheorien praktisch umzusetzen.

Diese Erkenntnis ist angesichts heutiger aktueller gesellschafts-politischer Entwicklungen von Bedeutung. In einem Interview zum Thema Fremdenfeindlichkeit bemerkte der Antisemitismusforscher Prof. Dr. Wolfgang Benz auf die Frage, ob aus der Geschichte zu lernen sei. „Wir könnten schon. Wir könnten zum Beispiel lernen, dass der Fremde nicht schuld ist an dem Hass, der ihm widerfährt. Es scheint tatsächlich schwierig zu vermitteln zu sein, dass das Opfer nicht dafür verantwortlich ist, dass es totgeschlagen oder misshandelt wird. Juden werden nicht verfolgt, weil an ihnen etwas ist, was sie zu Opfern macht, sondern weil die Mehrheitsgesellschaft Opfer braucht, und zwar zur eigenen Identitätsstiftung. Zuwanderer, Fremde, Andersgläubige werden ausgegrenzt. Das stärkt das Selbstgefühl der Mehrheit.“ 4)

Mit der Datenbank soll eine Hamburg Topographie der „Dabeigewesenen“ entstehen, um somit konkrete Orte des NS-Geschehens sichtbar zu machen. Deshalb werden auch nur diejenigen Dabeigewesenen aufgenommen, die zwischen 1933 und 1945 in Hamburg mit seinen Grenzen nach 1937 gelebt/gearbeitet haben. Neben Personenprofilen sind auch Adressen von NSDAP-Organisationen und -Einrichtungen zu finden. Darüber hinaus gibt es für einzelne Stadtteile Einträge, die die NS-Aktivitäten im Stadtteil beschreiben. In der Datenbank kann nach Namen, Straßen, Bezirken und Stadtteilen gesucht werden, damit also auch nach den Wohnadressen und/oder Adressen der Arbeitsstätten (soweit recherchierbar). Durch Hinzuziehen der Stolpersteindatenbank (hier sind die Adressen der NS-Opfer aufgenommen, für die bisher Stolpersteine verlegt wurden) und der virtuellen Hamburg-Stadt-Karte (sie verzeichnet die Zwangsarbeiterlager und Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigt haben) wird eindringlich deutlich, wie dicht benachbart Opfer und Dabeigewesene in Hamburg gelebt und gewirkt haben. Mit diesen Informationen ist es immer schwerer, die altbekannte Entschuldigung aufrecht zu erhalten; wir haben doch nichts davon gewusst.

In den vorgestellten Profilen liegt der Fokus auf Handlungen und Einstellungen zum NS-Regime. Privates wird nur erwähnt, wenn es für die Haltung zum NS-Regime von Relevanz ist. Recherchegrundlage für diese Datenbank waren bereits vorhandene wissenschaftliche Veröffentlichungen (z. B. von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und dem Institut für Zeitgeschichte), Biographien, Sammelbände und Dissertationen zu Hamburg im Nationalsozialismus, aber auch in diversen Fällen Entnazifizierungsakten und andere Akten und Dokumente, die im Staatsarchiv Hamburg zur Verfügung stehen. Für die Adressenrecherchen wurden die digitalisierten Hamburger Adressbücher von 1933 bis 1943 der Staats- und Universitätsbibliothek genutzt. Trotz größter Sorgfalt beim Zusammentragen der Daten, ist es dennoch möglich, dass Schreibweisen von Namen variieren und Lebensdaten fehlerhaft sind. In den Profilen und den Beschreibungen der Funktionen sowie des „Wirkens“ des Dabeigewesenen konnte nicht komplett auf das NS-Vokabular – der Sprache der Täter – verzichtet werden, dennoch wurde versucht, diesen Anteil gering zu halten und neutralere Umschreibungen zu finden.
Die meisten der aufgeführten Personen wurden schnell nach Kriegsende durch die Entnazifizierungsstellen als entlastet eingestuft, sie mussten sich selten vor Gericht verantworten oder sie wurden aufgrund von Verjährung ihrer Taten nicht juristisch verurteilt. So stellt Can Bozyakali in seiner Dissertation z. B. zum Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht fest, dass auch in Hamburg bis Anfang der 1950er Jahre 63% aller Justizjuristen, die am Sondergericht tätig gewesen waren, wieder in den Justiz-Dienst eingestellt wurden. „[…] anhand dieser Werte [kann] von einer ‚Renazifizierung‘ gesprochen werden.“ 5)

Dr. Rita Bake, Dr. Brigitta Huhnke, Katharina Tenti (Stand: Anfang 2016)

1) Mario Erdheim: „I hab manchmal furchtbare Träume … Man vergißts Gott sei Dank immer glei...“ (Herr Karl), in: Meinrad Ziegler, Waltraut Kannonier-Finster: Österreichisches Gedächtnis. Über Erinnern und Vergessen der NS-Vergangenheit. Wien 1993.
2) Wolfram Wette: Deutschlandfunk-Interview am 20.11.2014, anlässlich seines neuen Buches: „Ehre, wem Ehre gebührt. Täter, Widerständler und Retter - 1933-1945“, Bremen 2015.
3) Raphael Gross: Anständig geblieben. Frankfurt a. M.  2010, S. 17.
4) Wolfgang Benz: „Ich bin schon froh, wenn es nicht schlimmer wird". Der Historiker Wolfgang Benz über die lange Geschichte der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland – und was neu ist an den Pegida-Märschen. Interview: Markus Flohr und Gunter Hofmann, in ZEIT online vom 21. Dezember 2015. www.zeit.de/zeit-geschichte/2015/04/wolfgang-benz-pegida-antisemitismus-fremdenfeindlichkeit
5) Can Bozyakali: Das Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht: Eine Untersuchung der NS-Sondergerichte unter besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Verordnung gegen Volksschädlinge, Frankfurt/ Main 2005, S. 235.

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