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Erich Elingius

( Carl Erich Elingius )
(5.05.1879 Hamburg - 28.03.1948 Hamburg) [1]
Architekt
Königstraße 14/16 (Architektenbüro Elingius &mSchramm)
Elbchaussee 107 (Wohnadresse)
Elingiusplatz , benannt 1979 im Stadtteil Allermöhe

Im September 2020 berief die Behörde für Kultur und Medien eine Kommission aus acht Expertinnen und Experten, die Entscheidungskriterien für den Umgang mit NS-belasteten Straßennamen in Hamburg entwickeln und Empfehlungen zu möglichen Umbenennungen aussprechen sollte.

Zum Elingiusplatz gab die Kommission im März 2022 die Empfehlung: Umbenennung mit folgender Begründung: „Elingius trat 1933 der NSDAP bei und war an maßgeblicher Stelle im Rahmen der nationalsozialistischen Bauplanung für das „neue Hamburg“ tätig. Er nahm in großem Umfang Aufträge der NSDAP wahr und war Profiteur des NS-Staates. Auch hier ist eine Umbenennung geboten.“ (Abschlussbericht der Kommission zum Umgang mit NS-belasteten Straßennamen in Hamburg, Feb. 2022, www.hamburg.de/contentblob/15965308/8ee2e6d28dbd23e8df84bf75ceabda98/data/empfehlungen-kommission-ns-belastete-strassennamen.pdf)

 

Erich Elingius kam in Hamburg-St.-Pauli als Sohn eines Schiffsführers zur Welt. [2] Von 1886 bis 1895 besuchte er die Realschule in St. Pauli, die er mit der Mittleren Reife abschloss. [3] Anschließend erlernte er den Maurerberuf und besuchte die Baugewerbeschule. [4] 1897 legte er die Gesellenprüfung ab [5] und im Jahr darauf mit „sehr gut“ die Meisterprüfung.[6] Noch im selben Jahr begann er ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule München und wechselte im Jahr 1900 an die technische Hochschule Karlsruhe, wo er das Studium 1901 abschloss.[7] Mit Beginn seiner Zeit in Karlsruhe schloss er sich dort auch der nicht farbentragenden Studentenverbindung Fidelitas an.[8]
Nach Abschluss seines Studiums arbeitete Elingius von 1902 bis 1904 in Karlsruhe als Architekt im Büro des Jugendstilarchitekten Hermann Billing. Ende 1904 trat er in Hamburg in das im Jahr zuvor gegründete Büro des aus Warschau stammenden Architekten Leonard „Leon“ Frejtag und dessen Hamburger Kompagnon Hermann Wurzbach ein.[9] Auch deren Entwürfe waren vom Jugendstil geprägt, zudem hatten sie sich durch eine neuartige Gestaltung von Kontorhäusern durch die Verwendung von Glasurziegeln als Fassadenverkleidung einen Namen gemacht. Nach Wurzbachs Tod 1905 prägte Elingius die Arbeit des Büros mit an der Reformarchitektur orientierten Entwürfen und einem zunehmend strengeren Fassadenaufbau. [10] Die Reformarchitektur wandte sich vom Historismus ab, behielt aber im Unterschied zum Neuen Bauen traditionelle Baumaterialien und Bauweisen bei. Entsprechend bestanden die von Elingius seit 1906 zunehmend errichteten Villen und Landhäuser aus Backstein und Klinker. Stilistisch, so der Kunsthistoriker und ehemalige Leiter des Hamburger Denkmalschutzamtes, Manfred F. Fischer, „hatte Elingius also Anteil an fast allen Tendenzen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die sich freilich bei ihm nur sehr maßvoll auswirkten“. [11] 1908 nahm Frejtag Elingius als Kompagnon auf, 1910 änderte das Büro seinen Namen in Frejtag & Elingius.[12]
1912 wurde Elingius in die neu eingerichtete Hamburger Baupflegekommission berufen, die dem „Schutz gegen die Verunstaltung des Straßen-, Orts- und Landschaftsbildes“, dem „Schutze der Bau- und Naturdenkmäler“ sowie der „Wahrung künstlerischer Interessen bei Ausgestaltung des Stadt- und Landschaftsbildes“ [13] dienen sollte. Sie bestand aus Mitgliedern des Senats und der Bürgerschaft, hinzu kam ein Beirat aus leitenden Beamten verschiedener Behörden und vom Senat ernannten Sachverständigen. Zu Letzteren zählte Elingius. Er blieb Mitglied des Beirats bis zu dessen Auflösung 1929.[14]
1916, während des Ersten Weltkriegs, schied Leon Frejtag aus dem Büro aus; Elingius führte es von da an rund acht Jahre unter seinem Namen allein weiter. 1924 kam der Hamburger Architekt Gottfried Schramm als neuer Partner hinzu,[15] die Sozietät hieß fortan Elingius & Schramm. In den folgenden Jahren errichtete sie unter anderem das Union-Kühlhaus in Neumühlen (1924/25), die experimentellen Stahlhäuser in Fuhlsbüttel (1926) sowie Mietblocks auf der Veddel (1926–29) und in Barmbek (1929/30); außerdem zeichnete sie für den Umbau des Hapag-Hauses am Ballindamm verantwortlich (1928).[16] Mit den Wohnblöcken, so der Architekt und Architekturhistoriker Jan Lubitz, waren Elingius und Schramm „an einigen Vorzeigeprojekten der vom Oberbaudirektor Fritz Schumacher geprägten modernen Hamburger Stadtentwicklung beteiligt“.[17] Dabei wurde die kubistische Formensprache der Stahlhäuser, die Tendenzen des Neuen Bauens folgte, wesentlich von Gottfried Schramm bestimmt.[18]
Erich Elingius gehörte zudem zwei Berufsverbänden an: seit 1910 dem Architekten- und Ingenieurverein Hamburg e. V. und seit 1919 dem Bund Deutscher Architekten (BDA). Darüber hinaus war er Mitglied im Deutschen Werkbund,[19] einer 1907 gegründeten Vereinigung, die durch ein „Zusammenspiel von Kunst, Industrie und Handwerk (…) zukunftsweisende Impulse für Baukultur und Formgebung sowie übergreifende gesellschaftliche Prozesse“ geben und „durch gute Gestaltung D(!)eutschen Produkten eine hervorragende Position auf dem Weltmarkt“[20] verschaffen wollte. Um 1925 trat Elingius in die Hamburger Patriotische Gesellschaft von 1765 e.V. ein, 1927 in den Hamburger Golf-Club, der 1906 in der Patriotischen Gesellschaft gegründet worden war, und 1935 in den Hamburger und Germania Ruderclub.
Politisch bekannte sich Elingius zur nationalliberalen Deutschen Volkspartei, deren Mitglied er auch war und für die er zuletzt bei der Reichstagswahl im November 1932 stimmte.[21] Im März 1933 wählte er die NSDAP, obwohl die DVP noch kandidierte. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten am 30.1.1933 trat Elingius noch im Mai (womit der 1.5.1933 gemeint sein muss, der letztmögliche Termin vor dem Aufnahmestopp) der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2727344).[22] In seinem Entnazifizierungsverfahren schrieb er, dass die DVP „im April 1933 zur NSDAP übertrat“ und an anderer Stelle, dass er als Mitglied der DVP „automatisch“ Mitglied der NSDAP wurde. Zwei seiner Entlastungszeugen erklärten Elingius’ Eintritt ebenfalls mit dem „korpe(!)rativen Eintritt der DVP in die NSDAP“ (Max Leuteritz) bzw. dem „Übertritt der Deutschen Volkspartei in die NSDAP“ (Carl Brunke).[23] Tatsächlich löste sich die DVP nach einem Beschluss des Reichsvorstandes vom 27.6.1933 am 4.7.1933 selbst auf; von einem „automatischen“ Übertritt in die NSDAP kann nicht die Rede sein. Einen Antrag auf Aufnahme in die NSDAP musste auch jedes DVP-Mitglied selbst aktiv stellen und eigenhändig unterschreiben.[24]
Der BDA, dem Elingius angehörte, sagte noch im April 1933 mit einem „Nationalen Aufbauprogramm“ dem NS-Regime seine „selbstlose Mitarbeit“ zu,[25] was die Fachpresse mit den Worten kommentierte: „Die Gleichschaltung ist inzwischen überall durchgeführt worden. Der Bund deutscher Architekten ist damit zu einem starken Kulturinstrument der nationalen Regierung geworden. Er steht mit allen seinen Kräften hinter der Regierung und dem Reichskanzler und Führer Adolf Hitler.“[26] Im September 1933 wies der BDA seine Mitglieder zudem an, zusätzlich dem Kampfbund Deutscher Architekten und Ingenieure (KDAI) und damit auch dem Kampfbund für deutsche Kultur beizutreten.[27] Der KDAI, 1931 von der Politischen Zentralkommission der NSDAP (PZK) als Unterorganisation des völkisch-antisemitisch ausgerichteten Kampfbundes für deutsche Kultur gegründet, sollte „die berufsständische Eingliederung der Architekten und Ingenieure in den kommenden Ständestaat“ vorbereiten. 1932 hatte er schon mehr als 2000 Mitglieder und damit, so der Technikhistoriker Karl-Heinz Ludwig, „sicherlich den Großteil der Architekten und Ingenieure, die sich damals aktiv zum Nationalsozialismus bekannten“.[28] Die Anweisung, dem KDAI und damit dem Kampfbund für deutsche Kultur beizutreten, dürfte auch für Elingius gegolten haben. Er gab diese Mitgliedschaften in seinem Entnazifizierungsfragebogen allerdings nicht an.
Als der KDAI im Mai 1934 aufgelöst wurde, gingen alle Mitglieder in die Nachfolgeorganisation NS-Bund Deutscher Techniker (ab 1936 NS-Bund Deutscher Technik, NSBDT) über. Auch dies galt für Elingius, der den Beginn seiner Mitgliedschaft im Entnazifizierungsfragebogen jedoch auf 1938 datierte.[29] Beim NSBDT handelte es sich um einen an die NSDAP angeschlossenen Verband, in dem alle technisch-wissenschaftlichen Vereine und Verbände des Deutschen Reichs vereinigt waren; er nahm ausschließlich NSDAP-Mitglieder auf.[30]
Alle BDA-Angehörigen wiederum wurden mit Stichtag 15.12.1933 automatisch Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste, eine der sieben Einzelkammern der am 22.9.1933 unter Vorsitz des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels gegründeten Reichskulturkammer. Deren Aufgabe war die Förderung „der deutsche[n] Kultur in Verantwortung für Volk und Reich“.[31] Hier weicht Elingius Angabe im Entnazifizierungsbogen ebenfalls – in diesem Fall geringfügig – ab, danach wurde er 1934 Mitglied in der Reichskammer der bildenden Künste.[32]
Parallel zur Gleichschaltung der Berufsverbände der Architekten und Ingenieure sowie der Eingliederung der Privatarchitekten in die Reichskulturkammer erfolgte auf Basis des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7.4.1933 der Ausschluss politisch oder „rassisch“ nicht der NS-Ideologie entsprechenden Mitglieder. Sie wurden verfolgt, mussten fliehen, wurden in Konzentrationslager deportiert und/oder in der Shoah ermordet. Betroffen davon waren unter anderem die Hamburger Architekten Karl Schneider, Semmy Engel, Ernst und Oskar Gerson (zusammen mit Letzterem und dessen Bruder Hans hatte Elingius 1911 ein Großwohnhaus in der Rosenstraße in Hamburg-Othmarschen entworfen) [33] sowie Gustav Oelsner. Für die Mitglieder der Reichskammer der bildenden Künste dagegen gab es Aufträge und Privilegien; ohnehin durfte nur noch als Architekt arbeiten, wer dieser Organisation angehörte.
Das Büro Elingius & Schramm konnte im NS-Regime seine „gemäßigt moderne Architektursprache mit traditioneller Prägung“[34] fortsetzen, und das weiterhin mit Erfolg. Für 1935 beispielsweise listet das Projektverzeichnis 40 Aufträge auf, für 1936 sogar 53 – darunter überwiegend Umbauten, außerdem Neubauten und reine Planungen, sowohl von Villen und Landhäusern als auch von Bürogebäuden.[35] 1935 beispielsweise errichteten Elingius & Schramm an der Ecke Jungfernstieg / Colonnaden für den Kaufmann Ludwig Prien ein siebenstöckiges Kontorhaus (anfangs Haus Alstereck, später Prien-Haus genannt), im selben Jahr das Bürohaus der Hamburg-Mannheimer-Versicherung, Alsterufer 1–3 und 1938 das Standard-Haus für die Standard Oil Company an der Ecke Neuer Jungfernstieg / Esplanade .[36]
Auch für die NSDAP und die Deutsche Arbeitsfront (DAF) war das Büro tätig: Nach der Machtübergabe beauftragte die Partei Elingius & Schramm mit dem Umbau mehrerer Villen am westlichen Ufer der Außenalster für Gauleitung und Staatsverwaltung.[37] Dazu zählten das Haus des Werftbesitzers Rudolf Blohm, Harvestehuder Weg 10, als Dienstsitz von Karl Kaufmann, Hamburger Reichsstatthalter und Gauleiter, und das Budge-Palais Harvestehuder Weg 12, das dem jüdischen Ehepaar Henry und Emma Budge gehört hatte und das nach der Vertreibung der letzten BewohnerInnen Siegfried und Emma Budge 1937 „arisiert“ wurde.[38] Den Umbau der ehemaligen Haller-Villa am Alsterufer 27 (später Teil des US-Konsulats) für die NSDAP übernahm Elingius im Auftrag des Unternehmers Wilhelm Anton Riedemann zusammen mit dem „Parteiarchitekten“ Max Thieding.[39] 1933 verantwortete Elingius’ Büro zudem den Umbau eines Bürogebäudes in Hamburg-Wandsbek für die Hanseatische Verlagsanstalt. Diese hatte erst dem völkisch-antisemitischen Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband gehört und war ab 1933 im Besitz der DAF, einem an die NSDAP angeschlossenen Verband. Unter anderem hatte die Hanseatische Verlagsanstalt 1907 das antisemitische „Handbuch der Judenfrage“ herausgegeben, wurde im NS-Regime zu einem „Sprachrohr (…) der antisemitischen Zeitgeschichte“ und belieferte den NS-Massenmarkt mit Publikationen wie etwa 1933 „Das Hitlerbuch der deutschen Jugend“ und „SA räumt auf!“.[40] 1938 erhielten Elingius & Schramm zudem den Auftrag für den Umbau des Verwaltungsgebäudes der Durchführungsstelle für die Neugestaltung der Hansestadt Hamburg, Harvestehuder Weg 13; im Projektverzeichnis sind zudem für 1940 drei Aufträge für die Kriegsmarineverwaltung ( Kriegsmarine-Intendantur) in Kiel verzeichnet, darunter zwei Neubauten, und 1941 war Elingius zuständig für die Planung eines HJ-Heims in Hamburg-Hammerbrook.[41] In seinem Entnazifizierungsverfahren weist er ausdrücklich daraufhin, dass er nach den Umbauten am Alsterufer „zu weiteren Bauaufgaben der Partei nicht mehr herangezogen“ wurde: „Ich habe weder eins der vielen H.J.-Heime noch irgendwelche Bauten für die D.A.F., die S.A. oder S.S. gebaut, auch habe ich keine Wehrmachtsbauten ausgeführt,“[42] was nachweislich nicht zutrifft.
Im Dezember 1938 veröffentlichten Elingius und Schramm die Publikation „Hamburger Bauten in zwei Jahrzehnten. Arbeiten von Erich Elingius und Gottfried Schramm“, die sie verschenkten, um auf ihr Büro aufmerksam zu machen. Die schmale Broschüre im DIN-A4-Format zeigt eine chronologische Auswahl ihrer Bauten – überwiegend Einzelhäuser und Villen – in großen, repräsentativen Schwarzweißfotografien.[43]
Bereits 1937 war Elingius auch der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) beigetreten,[44] ebenfalls ein an die NSDAP angeschlossener Verband und nach der DAF die zweitgrößte Organisation der NSDAP. Laut ihrem Leiter Erich Hilgenfeld hatte die NSV „die Gesundheitsführung des deutschen Volkes zu übernehmen und ihm rassehygienisches Denken und Handeln beizubringen“.[45] Entsprechend unterstützte die NSV nur die „gesunden“ und „wertvollen“ Mitglieder der Volksgemeinschaft, ausgeschlossen waren nach den NS-Rassekategorien als „gemeinschaftsfremd“, „asozial“ und „arbeitsscheu“ bezeichnete Personen.[46]
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 wurde Gottfried Schramm zur Wehrmacht eingezogen; Erich Elingius war wegen eines Ohrenleidens im Ersten Weltkrieg für dienstunfähig erklärt worden und erhielt jetzt aus Altergründen keine Einberufung.[47] Er führte das gemeinsame Büro bis zu Schramms Rückkehr 1946 allein weiter.
Im Dezember 1939 bekam Elingius vom „Architekten des Elbufers“, Konstanty Gutschow, den Auftrag, für den Elbuferbereich auf Höhe des Altonaer Balkons eine Fahrgastanlage für die Kraft-durch-Freude-Flotte zu entwerfen.[48] Dafür erhielt er ein Pauschalhonorar von 5000 Reichsmark (ca. 27.000 Euro).[49] Gutschow – der dem Hamburger Reichsstatthalter Karl Kaufmann direkt unterstellt war – sollte ausgehend von einer Neugestaltung des Altonaer Elbufers ein Konzept für die städtebauliche Entwicklung des Großraums Hamburgs erstellen. Das mündete 1941 in einen Generalbebauungsplan für Hamburgs Ausbau zur „Führerstadt“ und Gutschows Ernennung zum „Architekten für die Neugestaltung der Hansestadt Hamburg“. Angesichts zunehmender Luftangriffe traten die Arbeiten an der Elbuferneugestaltung in den Hintergrund und Gutschow wurde noch 1941 zugleich Leiter des neu geschaffenen Amts für kriegswichtigen Einsatz (AkE).[50] Die Planung der Fahrgastanlage am Elbufer wurde offiziell 1943 aufgegeben.[51]
Im September 1940 schlug Gutschow Reichsstatthalter Kaufmann elf Architekten als Vertrauensarchitekten vor, die den kaufmännischen Geschäftsführern der Hamburger Wohnungsbaugesellschaften bei Neubauvorhaben beratend zur Seite stehen sollten. Darunter befand sich Elingius. [52] Die Ernennung von Vertrauensarchitekten war auf eine Anordnung des Leiters der DAF, Robert Ley, vom 26.8.1937 zurückzuführen: „Zur Verleihung an bewährte, für die DAF freie Architekten wird die Bezeichnung ,Vertrauensarchitekt der Deutschen Arbeitsfront’ geschaffen. Die Architekten werden hierfür von den jeweiligen Amtsleitern des Heimstättenamtes, des Amtes ,Schönheit der Arbeit’ und dem Leiter der Bauabteilung vorgeschlagen und von Pg. Speer bestätigt“.[53] Nach welchen Kriterien Gutschow die Architekten auf seiner Liste auswählte, ist nicht bekannt. Ausgewählt wurden schließlich nur die von Gutschow unter anderem vorgeschlagenen Peter Averhoff und Friedrich Dyrssen als Vertrauensarchitekten für die SAGA. [54]
Auch an den Generalbebauungsplänen Gutschows war Elingius beteiligt. [55] Zusammen mit 17 anderen Architekten gehörte er zu dessen „erweitertem Mitarbeiterkreis“. Der „engste Mitarbeiterkreis“ bestand aus 10 Architekten.[56] Im September 1944 schrieb Gutschow einen bürointernen Wettbewerb aus, in dem es um die Entwicklung eines „Idealplans“ für das Konzept „Ortsgruppe als Siedlungszelle“ ging – inklusive Gemeinschaftshalle, Parteihaus, HJ-Heim und Aufmarschplatz. Dieses Konzept sollte nach Kriegsende als Grundlage für den Wiederaufbau Hamburgs dienen.[57] Dabei ordnete Gutschow, so die Historikerin Sylvia Necker, den städtebaulichen Leitgedanken der Siedlungszelle den politischen Zielen des Nationalsozialismus unter und übertrug das Führerprinzip vollkommen auf den Städtebau. [58] Elingius beteiligte sich an dem Wettbewerb, sein Entwurf sah eine „strenge Anlage mit repräsentativem Platz“ vor, unter anderem „eingefaßt von Gebäuden der Partei und ihrer Organisationen“.[59] Noch auf der letzten Arbeitsbesprechung mit Gutschow am 9./10.3.1945, auf der die Architekten Gerhard Langmaack und Werner Kallmorgen die zentralen Referate hielten, war Elingius unter den Zuhörern.[60]
Nach Kriegsende am 8.5.1945 wandte sich Elingius bereits am 23.5.1945 mit einem Vorschlag zum Neuaufbau der Bauverwaltung an den neuen Ersten Bürgermeister Hamburgs, Rudolf Petersen. Der Vorschlag basierte auf dem unter Gutschow entstandenen Generalbebauungsplan. Nur wenig später, am 26.5.1945, forderte Elingius zusammen mit seinen Architektenkollegen Gerhard Langmaack, Werner Kallmorgen, Carl Schümann und Heinrich Bomhoff in einer „Denkschrift“ die Einrichtung einer Kommission für den Wiederaufbau der Stadt, in die die Verfasser als Berater, Sachverständige und Planer ihre Erfahrungen einbringen wollten.[61] Zudem formulierten sie in dem Text die Hoffnung, dass sich die Architekten demnächst wieder offiziell zu einem Bund zusammenschließen würden.[62] Am 31.5.1945 empfing Petersen Elingius als Repräsentanten der Gruppe im Hamburger Rathaus und begrüßte den Zusammenschluss der Architekten „aufs wärmste“. [63] Als vorläufige Leitung wurden Bomhoff, Elingius und Langmaack genannt.[64] Schon Anfang Juni 1945 lag der Satzungsentwurf für einen „Bund Deutscher Architekten – Bund Freier Architekten der Hansestadt Hamburg“ vor (kurz darauf nur noch Bund Hamburger Architekten, BHA). Paragraf 6 des Entwurfs besagte, dass in den Vorstand nur Männer gewählt werden könnten, die nicht Mitglied der NSDAP oder von einer deren Gliederungen waren. Das spielte jedoch zunächst keine Rolle.[65] Zeitgleich hatte sich ein anderer Architektenkreis gebildet. Dieser stellte inhaltlich dieselben Forderungen, hatte aber „zumindest in der Führung“, so BHA-Mitglied Carl Karpinski, SPD, „nur Männer, die nicht der Partei angehören“,[66] und wandte sich gegen die Personalvorstellungen des BHA.[67] Unterstützung kam vom Zweiten Bürgermeister Adolph Schönfelder. Elingius zog sich daraufhin aus der vorläufigen Leitung des BHA zurück, der am 30.8.1945 auch zum letzten Mal tagte. Die andere Gruppierung setzte sich durch und gründete den BDA Hamburg neu, ein Teil des BHA-Kreises wurde dort Mitglied.[68]
Im September 1945 wurde dann unter der Leitung des neuen Hamburger Bausenators Max Leuteritz (SPD) ein „Arbeitsausschuss Stadtplanung“ gegründet, in den Leuteritz mit Ausnahme des Vertreters Strom- und Hafenbau ausschließlich Personen aus Gutschows engeren und seinem erweiterten Mitarbeiterkreis berief, darunter Elingius.[69] Als diesem vorgeworfen wurde, der „Hausarchitekt“ der Hamburger NSDAP gewesen zu sein,[70] trat er am 7.2.1946 „verbittert“ als Ausschussmitglied zurück.[71]
Leuteritz gehörte auch zu den sieben Personen, die Elingius um entlastende Schreiben im Rahmen seines Entnazifizierungsverfahrens gebeten hatte. Er bescheinigte Elingius, dass dieser Hitler überschätzt hätte, weil er ihm vertraute. Er selbst kenne Elingius als unpolitischen Menschen, ein „politischer Aktivist“ sei er nicht gewesen. Zugleich erklärte Leuteritz aber, dass er Elingius’ Ausscheiden aus dem Arbeitsausschuss Stadtplanung wegen dessen NSDAP-Mitgliedschaft „für richtig“ hielt.[72]
Trotz seiner NS-Belastung erhielt Elingius zusammen mit dem ebenfalls belasteten Architekten Rudolf Klophaus 1946 von der britischen Militärregierung den Auftrag für ein großräumiges Bauvorhaben westlich der Außenalster in Harvestehude (die späteren Grindelhochhäuser[73]) – angeblich weil beide Büros so groß und leistungsfähig waren, dass die Militärregierung ihnen ein solches Bauvorhaben zutrauten.[74] Die Hamburger SPD intervenierte dagegen mit einem Schreiben ihres Vorsitzenden Karl Meitmann.[75] Dieser hatte der Hamburgischen Bürgerschaft von 1931 bis 1933 angehört, war nach der Machtübergabe an die NSDAP 1933 aus politischen Gründen mehrmals verhaftet und im KZ Fuhlsbüttel schwer misshandelt worden.[76] Meitmann wies in dem Schreiben eindringlich daraufhin, dass die Beauftragung „große Entrüstung in der Architektenschaft“ auslösen würde, da Elingius und Klophaus „mit Recht als Nutznießer des Nationalsozialismus angesehen und die Größe ihrer Unternehmungen mit gleichem Recht auf ihre langjährige Mitgliedschaft in der NSDAP zurückzuführen“ sei. Ergänzend fuhr er fort: „Es wird vermutet, daß der Vorschlag, diese beiden Herren mit dem großen Bauauftrag zu betrauen, von deutschen maßgeblichen Stellen ausgegangen ist. Es wurde mir berichtet, daß Herr Elingius in einem sehr nahen Verhältnis zu Herrn Bürgermeister Petersen steht.“[77] Bestätigt wurde dies am 8.5.1946 durch die Zeugenaussage Herbert Thumims, SPD-Mitglied „seit 1927“, Vorsitzender der Hamburger Bauwirtschaft und Vorsitzender des Entnazifizierungsausschusses der Hamburger Bauwirtschaft: „Elingius [im Original gesperrt] ist mir seit 10 Jahren persönlich bekannt. Er ist ein Freund von Bürgermeister Petersen und wird von ihm sehr protegiert. Elingius hat in der Nazizeit beste Verbindungen zu prominenten Herren der Gauleitung gehabt. Er hat zu dieser Zeit besonders ergiebige Bauprojekte durch die Naziführung in Auftrag bekommen, durch die er sehr große Gewinne erzielte, die er unter normalen Umständen nicht erzielen konnte. (…) Es ist in letzter Zeit Klophaus und Elingius gelungen, durch die unauffällige Protektion von Bürgermeister p(!)etersen gute Verbindungen zu den englischen Dienststellen herzustellen, worüber die antifaschistischen Kreise sehr enttäuscht sind.“[78] Offenbar entzog die britische Militärregierung Elingius und Klophaus daraufhin die Zusage und beauftragte eine andere Architektengemeinschaft, der unter anderem Berhard Hermkes und Rudolf Lodders angehörten.[79]
Zu den Vorstandsmitgliedern des neu gegründeten BDA Hamburg zählte Otto Gühlk, Architekt und SPD-Bürgerschaftsmitglied. Gühlk warf Elingius in einer „Aussprache“ über dessen Parteizugehörigkeit vor, nicht aus der NSDAP ausgetreten zu sein, als ihm „zu Bewusstsein kam, getäuscht geworden zu sein“. Auch würde diese „Unterlassung“ deshalb „besonders belastend“ für ihn ausgelegt, weil er „eine besondere Stellung“ unter Hamburgs Architekten einnahm.[80] Unter anderem darauf bezog sich Elingius in einem ausführlichen Schreiben an Gühlk vom 13.9.1946, dass der Entnazifizierungsakte beiliegt und in dem er sein Verhalten rechtfertigte. Die darin genannten Gründe finden sich sinngemäß bereits in einem ersten, dreiseitigen Schreiben, dass vom 24.5.1946 datiert und in dem er seinen Parteieintritt erläutert, in einem dritten, kürzeren Schreiben vom 14.12.1946 geht er erneut auf seine Parteizugehörigkeit ein. Der Tenor aller drei Schreiben ist derselbe: Elingius sah sich als Technokraten, der sich stets nur für seinen Beruf als Architekt interessiert hätte und ein unpolitischer Mensch gewesen sei. Gleichwohl nennt er Gründe für seine erste Mitgliedschaft in der DVP (man solle „als anständiger Staatsbürger die Erfüllungspolitik Stresemanns unterstützen“[81]) und für seine Sympathie für die NSDAP, die sehr wohl politisches Denken widerspiegeln. So hätten die Hauptpunkte im NSDAP-Programm „durchaus überzeugend“ und als der „einzige Ausweg aus der damaligen Not der Zeit“ auf ihn gewirkt: „Bekämpfung der bolschewistischen Gefahr, Beseitigung der Arbeitslosigkeit und die Erhaltung des Friedens“. Auch hätte er gehofft, „dass durch steigenden Einfluss bürgerlicher Kreise die revolutionären Maßlosigkeiten [gemeint ist die deutsche Revolution 1918, d. Verf.] mit der Zeit gemildert werden könnten“. [82]
Die ihm „unbegreifliche, unhumane Behandlung der Juden“ hätte er dagegen stets abgelehnt, ebenso die „von der Partei dekretierte Kunstauffassung zum grossen Teil“, und „die aggressive Art in der Außenpolitik“ hätte ihn „äusserst beunruhigt“.[83] Seine zunehmende Kritik an der NSDAP führte jedoch nicht dazu, dass er aus der Partei austrat. Seine Begründung: dann hätte er seine „Existenz auf’s Spiel gesetzt“ und das glaubte er „seiner Familie wegen nicht verantworten zu können“.[84] Gleichzeitig betonte Elingius im Entnazifizierungsverfahren ausdrücklich, dass er „der Partei nicht aus eigennützigen Beweggründen beigetreten“ sei, denn an beruflichen Aufträgen hätte es ihm in seiner langjährigen Praxis nie gefehlt.[85] Da Nutznießer des NS-Systems im Rahmen des Spruchkammerverfahrens in die Kategorie II (Belastete) eingeordnet wurden,[86] wollte Elingius möglicherweise einen Vorwurf in dieser Richtung durch seine Aussage entkräften. Relativiert wird Elingius Befürchtung, „seine Existenz auf’s Spiel zu setzen“, durch das Beispiel Gerhard Langmaack, einer von Elingius’ Kollegen aus Gutschows Mitarbeiterkreis. Langmaack war bis 1933 SPD-Mitglied und leitete ab 1934 die Hamburger Sektion der Reichskammer für bildende Künste. Diesen Posten verlor er 1936 wieder, weil er nicht in die NSDAP eintreten wollte.[87] Gleichwohl erhielt er weiterhin Aufträge und sein Jahreseinkommen nahm zu, besonders 1942 und 1943.[88]
Schließlich stellte Elingius sein Verhalten als von außen bestimmt und sich als beeinflussbar und naiv dar: Es sei die Auffassung im Freundeskreis gewesen, dass man Stresemann unterstützen müsse, durch entsprechende politische Werbung sei er erst Mitglied der DVP geworden und dann „automatisch“ Mitglied der NSDAP, weil die DVP geschlossen in diese Partei übertrat.[89]
Die mehrfache ausführliche Begründung seiner Parteizugehörigkeit und auch seiner Tätigkeit als Architekt für die Partei schien ihm jedoch selbst nicht entlastend genug gewesen zu sein. Außer Max Leuteritz bat er daher weitere Personen um Entlastungsschreiben. 1946 stellten ihm zudem Carl Brunke, Architekt und Hamburger Oberbaurat von 1905 bis 1925, ein Dr. A. H. Otto, Jurist und Kaufmann aus Harvestehude, der Ingenieur Heinrich N. G. Sievers, der auch Mitglied einer Entnazifizierungskommission war, Fritz Schumacher, Hamburger Oberbaurat von 1923 bis zur Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand 1933 durch die Nationalsozialisten, sowie der Hamburger Erste Bürgermeister 1945/46, Rudolf Petersen (CDU), auf seinen Wunsch hin „Persilscheine“ aus. Sie bestätigten ihm, dass er zunächst eine „optimistische Einstellung zum Nationalsozialismus“ hatte, dann jedoch „immer kritischer“ bis „zu einer vollkommenen Verurteilung der politischen Entwicklung und damit die NSDAP gekommen“ sei (Brunke), „stets gegen die Rassenvorstellungen und die aggressive Außenpolitk des Nationalsozialismus“(Otto) und „seiner Gesinnung nach niemals ein NAZI“ war (Sievers), dass er „die Handlungen der NSDAP objektiv beurteilt und häufig scharf verurteilt“ hatte (Petersen) und dass er „ganz gewiß“ nicht „zu den Aktivisten der NSDAP“ gehörte (Schumacher).[90] Für alle diese Behauptungen gibt es ebensowenig Belege wie für Elingius’ Selbstdarstellungen in diesem Zusammenhang.
Schumacher äußerte zudem Verständnis dafür, dass Elingius anfangs „Illusionen“ über die NSDAP erfüllten, da sie vom „ganzen Ausland, sogar vom Papst (Konkordat) anerkannt wurde und viele treffliche Leute“ angesichts der „außenpolitischen Erfolge“ und „innenpolitischen Scheinerfolge dieser ersten Jahre“ diese Illusionen gehabt hätten.[91]  
Elingius’ Jahreseinkommen stieg bald nach Beginn des NS-Regimes deutlich. Von 1931 bis 1934 verdiente er zwischen 38.000 RM (1931) und 34.000 RM (1934), danach erhöhte sich sein Einkommen auf 70.000 RM (1935) und lag anschließend bis 1945 im Jahresdurchschnitt bei rund 60.000 RM, mit 72.000 RM im Jahr 1943 als höchstem Wert.[92] Dem wachsenden Auftragsvolumen entsprechend stieg auch die Zahl der beschäftigten Mitarbeiter des Büros. Hatten Elingius & Schramm in der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1933 nur noch „drei bis vier“ Mitarbeiter beschäftigt, erreichten sie in den folgenden Jahren bis Kriegsbeginn 1939 mit 12 Mitarbeitern wieder den Stand vom Ende der 1920er-Jahre.[93]
Der Beratende Ausschuss lud Elingius nach Abgabe seines Entnazifizierungsfragebogens zu seiner persönlichen Vernehmung vor. Anschließend konstatierte er am 6.1.1948, dass keine besondere Aktivität nachweisbar sei und damit keine Bedenken gegen eine weitere Berufsausübung seitens Elingius’ bestünden. Von öffentlichen Aufträgen, Ämtern und Dienststellungen sei er jedoch auszuschließen. Der Ausschuss empfahl die Einstufung in Kategorie IV (Mitläufer). Der Fachausschuss hielt 6 Tage später Elingius für „nicht belastet“ und legte seine Einstufung in Kategorie V fest.[94]
Fazit: Elingius, wie oben belegt, profitierte vom NS-Regime und der NS-Kriegswirtschaft. Noch 1940, und das zwei Jahre nach dem Novemberpogrom 1938, nahm er Aufträge für die Kriegsmarine an. Der Historiker Peter Reichel unterstreicht zudem in einer Überblicksdarstellung zum Thema Bildende Kunst und Architektur im NS-Regime die Notwendigkeit, „die NS-Bautätigkeit in direktem Zusammenhang mit Rüstungsproduktion, Konzentrationslagern und der Ausbeutung von Zwangsarbeitern zu sehen“.[96]
Text: Frauke Steinhäuser

Quellen:
1 Staatsarchiv Hamburg (StaH), 332-5 Standesämter 1954 u. 2285/1879, darin Schreibweise des Vornamens Carl, eigene Schreibweise im Entnazifizierungsfragebogen Karl; StaH 332-5 Standesämter 4930 u. 305/1948.
2 StaH 332-5 Standesämter 1954 u. 2285/1879.
3 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294 (Entnazifizierungsakte Erich Elingius).
4 Manfred F. Fischer, „Elingius, Erich“, in: Franklin Kopitzsch/Dirk Brietzke (Hrsg.), Hamburgische Biografie, Bd. 3, Göttingen, 2006, S. 112–113.
5 ebd.
6 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294.
7 ebd.
8 ebd.
9 ebd.; Elingius’ eigene Angabe unterscheidet sich von der in Jürgen Elingius/Christiane Leiska, Erich Elingius. Ein Architekt in Hamburg, Hamburg, 1989, S.16; Elingius gibt an, dass er ab 1905 als selbstständiger Architekt im Büro Frejtag und Wurzbach tätig war, Elingius/Leiska schreiben, dass er ab Oktober 1904 als Angesteller bei Frejtag und Wurzbach arbeitete.
10 Elingius/Leiska, Erich Elingius, S. 16.
11 Fischer, „Elingius, Erich“, in: Kopitzsch/Brietzke (Hrsg.), Hamburgische Biografie, Bd. 3, S. 113.
12 Elingius/Leiska, Erich Elingius, S. 16.
13 Staatsarchiv Hamburg, Bestand 324-4 Baupflegekommission, 1907-1937, Verwaltungsgeschichte, online: https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?ID=1237 (Zugriff 27.10.2018).
14 Elingius/Leiska, Erich Elingius, S. 17.
15 ebd.
16 vgl. Fischer, „Elingius, Erich“, in: Kopitzsch/Brietzke (Hrsg.), S. 113; vgl. Jan Lubitz, „Schramm, Gottfried“, in: Franklin Kopitzsch/Dirk Brietzke (Hrsg.), Hamburgische Biografie. Personenlexikon, Bd. 6, Göttingen, 2012, S. 300–301, hier S. 301.
17 Lubitz, „Schramm, Gottfried“, in: Kopitzsch/Brietzke (Hrsg.), Hamburgische Biografie, S. 301.
18 ebd.
19 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294 (zu allen Mitgliedschaften).
20 Deutscher Werkbund e.V., Werkbund-Geschichte, online: http://www.deutscher-werkbund.de/wir-im-dwb/werkbund-geschichte/ (Zugriff: 20.10.2018).
21 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294.
22 ebd.
23 ebd.
24 vgl. Sven Felix Kellerhoff, Die Erfindung des Karteimitglieds. Rhetorik des Herauswindens: Wie heute die NSDAP-MItgliedschaft kleingeredet wird, in: Wolfgang Benz (Hrsg.), Wie wurde man Parteigenosse? Die NSDAP und ihre Mitglieder, Frankfurt/Main, 2009, S. 167–180, hier S. 177 f.; vgl. Jürgen W. Falter: Alte Gewissheiten, neue Erkenntnisse. Ein Resümee, in: ders. (Hrsg.), Junge Kämpfer, alte Opportunisten. Die Mitglieder der NSDAP 1919–1945, Frankfurt/Main, 2016, S. 463–475, hier S. 468.
25 Jörn Düwel, Der BDA ist „neu auferstanden“. 1933: Der Beginn einer lichten Zukunft?, in: Bund deutscher Architekten (Hrsg.), Aufbruch in den Untergang 1933–1945, Berlin, o. J. (2013), S. 4–9, hier S. 5.
26 Bauwelt, Berlin, 1933, H. 19, zit. nach: Werner Durth, Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900–1970, 3., durchges. Aufl., Braunschweig, 1988, S. 89.
27 vgl. Durth, Deutsche Architekten, S.89.
28 Karl-Heinz Ludwig, Technik und Ingenieure im Dritten Reich, Düsseldorf 1974, S. 91; vgl. ders., „Technik“, in: Wolfgang Benz et al. (Hrsg.), Enzyklopädie des Nationalsozialismus, München, 1997, S. 257–274, hier S. 258 f.
29 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294.
30 VDI-Zeitschrift, Jg. 79, 1935, Heft 6 v. 9.2.1935, S. 182–186, online zit. nach: www.bochumer-bunker.de/verbande_1935.html (Zugriff 19.10.2018).
31 § 3 Abs. 1 der Ersten Durchführungsverordnung zum Reichskulturkammergesetz, RGBl 1/1933, S. 797.
32 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294.
33 Elingius/Leiska, Erich Elingius, S. 161.
34 Lubitz, „Schramm, Gottfried“, Hamburgische Biografie, Bd. 6, S. 301.
35 Elingius/Leiska, Erich Elingius, S. 196 f. (Projektverzeichnis)
36 Lubitz, „Schramm, Gottfried“, S. 301.
37 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294.
38 Livia Gleiß, Zwei „Stolpersteine“ vor dem Budge-Palais, in: haGalil.com, Jüdisches Leben online, 02.02.2008, online: www.hagalil.com/archiv/2008/06/budge.htm (Zugriff 22.10.2018).
39 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294; vgl. Herbert Diercks, Rund um die Alster. Hamburger Geschichte im Nationalsoazialismus, hrsg. v. d. KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Hamburg, 2018, S. 52–59.
40 Ernst Fischer et al. (Hrsg.), Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 1, Berlin, 2015, S. 323–325; vgl. auch Iris Hamel, Völkischer Verband und nationale Gewerkschaft. Der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband 1893–1933, Frankfurt/Main, 1967, S. 139–145.
41 Elingius/Leiska, Erich Elingius, S. 196 f. (Projektverzeichnis)
42 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294.
43 Erich Elingius/Gottfried Schramm, Hamburger Bauten in zwei Jahrzehnten. Arbeiten von Erich Elingius und Gottfried Schramm, Hamburg, 1938.
44 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294.
45 Mario Wenzel, Die NSDAP, ihre Gliederungen und angeschlossenen Verbände. Ein Überblick, in: Wolfgang Benz (Hrsg.), Wie wurde man Parteigenosse? Die NSDAP und ihre Mitglieder, Frankfurt a.M., 2009, S. 19–38, hier S. 33 f.
46 ebd.
47 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294; Elingius/Leiska, Erich Elingius, S. 20.
48 StaH 322-3 Architekt Gutschow A 32 und A 34, Bd. 1; Werner Durth, Deutsche Architekten, S. 172.
49 StaH 322-3 Architekt Gutschow A 32.
50 Jan Lubitzsch, Konstanty Gutschow. 1902–1978, online: http://architekten-portrait.de/konstanty_gutschow/index.html (Zugriff 20.10.2018); vgl. Sylvia Necker, Konstanty Gutschow. 1902–1978. Modernes Denken und volksgemeinschaftliche Utopie eines Architekten, München, 2012, S. 9.
51 Elingius/Leiska, Erich Elingius, S. 20.
52 Elke Pahl-Weber, 1. Architekten/Planer und ihr Arbeitsfeld, in: Michael Bose et al., „…ein neues Hamburg entsteht…“. Planen und Bauen von 1933 –1945, Hamburg, 1986, S. 172–185, hier S. 179.
53 vgl. Erich Böckler, Die Vertrauensarchitekten der Deutschen Arbeitsfront, in: Baugilde, 1938, H. 14, S. 476 f., zit. nach Pahl-Weber, 1. Architekten/Planer, S. 177.
54 Pahl-Weber, 1. Architekten/Planer, S. 179.
55 Necker, Konstanty Gutschow, S. 331.
56 Werner Durch/Niels Gutschow, Träume in Trümmern. Planungen zum Wiederaufbau zerstörter Städte im Westen Deutschlands 1940–50, Braunschweig, 1988, Bd. 2, S. 664, Fußnote 54.
57 vgl. Jürgen Elingius, Erich Elingius. Ein Architekt in Hamburg, Hamburg, 1989, S. 20 u. 147.
58 Sylvia Necker, Gutschow, Konstanty Gutschow. 1902–1978, Modernes Denken und volksgemeinschaftliche Utopie eines Architekten, München 2012, S. 264 ff., hier S. 264.
59 zit. nach Durth/Gutschow, Träume in Trümmern, Bd. 1, S. 184; vgl. auch Elingius/Leiska, Erich Elingius, S. 157 f.
60 Durth/Gutschow, Träume in Trümmern, Bd. 2, S. 644.
[61) Durth/Gutschow, Träume in Trümmern, Bd. 2, S. 641.
62 Axel Schildt, Aufbaugeist und Grabenkämpfe zur Gründung des Bundes Deutscher Architekten (BDA) in Hamburg nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Bd. 73, 1987, S. 151–169, hier S. 154.
63 Schildt, Aufbaugeist und Grabenkämpfe, S. 155.
64 ebd.
65 Schildt, Aufbaugeist und Grabenkämpfe, S. 156.
66 zit. nach Schildt, Aufbaugeist und Grabenkämpfe, S. 158.
67 ebd.
68 Schildt, Aufbaugeist und Grabenkämpfe, S. 158 f.
69 Durth/Gutschow, Träume in Trümmern, Bd. 2, S. 644.
70 ebd. (im Text fehlt an der entsprechenden Stelle die Fußnotenziffer 116, die sich aber im Anmerkungsverzeichnis findet und folgende Quellen angibt: eine „,Übersicht der Ereignisse’, die Gerhard Langmaack am 26.2.1946 erstellte, sowie ein Gespräch Durths und Gutschows mit Gerhard Langmaack am 20.6.1984 in Ahrensburg).
71 ebd.; vgl. auch StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294, und Schildt, Aufbaugeist und Grabenkämpfe, S. 163.
72 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294.
73 vgl. Sylvaine Hänsel et al., Die Grindelhochhäuser als erste Wohnhochhäuser in Deutschland, in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, H. 66, 1980, S. 117–177.
74 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 8768 (Entnazifizierungsakte Rudolf Klophaus, darin das Schreiben der SPD Hamburg).
75 ebd.
76 Holger Martens, Auf dem Weg in den Widerstand. Die „Echo"-Versammlung der Hamburger SPD 1933, Hamburg, 2010, S. 49 f.
77 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 8768 (Entnazifizierungsakte Rudolf Klophaus, darin das Schreiben der SPD Hamburg).
78 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 8768 (Zeugenaussage Herbert Thumim).
79 Hänsel, Grindelhochhäuser, S. 119 f.
80 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294.
81 ebd.
82 ebd.
83 ebd.
84 ebd.
85 ebd.
86 Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5. 31946, § 9, online: www.verfassungen.ch/de/bw/wuertt-b-befreiungsgesetz46.htm (Zugriff 19.10.2018).
87 vgl. Rainer Hering, „Gerhard Langmaack“, in: Franklin Kopitzsch/Dirk Brietzke (Hrsg.), Hamburgische Biografie, Bd. 2, Göttingen, 2006, S. 237 f.; vgl. Maike Bruhns, Fritz Schumachers Leben und Werk nach 1933, in: Hartmut Frank (Hrsg.): Fritz Schumacher. Reformkultur und Moderne, Stuttgart, 1994 (in den Unterlagen zu Langmaacks Entnazifizierungsverfahren findet sich allerdings keine Äußerung, dass er von seinem Posten bei der Reichskammer der bildenden Künste entlassen wurde, weil er nicht NSDAP-Mitglied werden wollte; Langmaack selbst schreibt dort lediglich, dass er sich ab 1936 von der NS-Ideologie distanziert hätte (s. a. Fußnote 88)).
88 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung T 1429 (Entnazifizierungsakte Gerhard Langmaack).
89 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294.
90 alle Zitate ebd. (Übers. d. Schreibens von Otto durch die Verf., da nur eine englische Fassung vorliegt).
91 ebd.
92 ebd.
93 Elingius/Leiska, Erich Elingius, S. 17.
94 StaH 221-11 Staatskommissar für Entnazifizierung und Kategorisierung I (B) 9294.
95 NS-belastete Straßennamen im Bezirk Bergedorf. Stellungnahme der historischen Fachkommission, eingesetzt auf Beschluss des Hauptausschusses der Bezirksversammlung Bergedorf vom 17. März 2016, Hamburg, 2017, S. 15–20, hier S. 20.
96 Peter Reichel, Kunst/Bildende Kunst und Architektur, in: Benz et al. (Hrsg.), Enzyklopädie, S. 154–166, hier S. 163 (darin auch das Zitat von Winfried Nerdinger) u. S. 166.
 

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Aufsätze

Erklärung zur Datenbank

Stand Januar 2024: 914 Kurzprofile und 332 sonstige Einträge.

Diese Datenbank ist ein Projekt in Fortsetzung (work in progress). Eine Vollständigkeit ist niemals zu erreichen. Sie startete online im Februar 2016 mit rund 520 Profilen und mehr als 200 weiteren Einträgen und wird laufend ergänzt und erweitert werden. Wissenschaftliche Institute, Gedenkstätten, Universitäten und zum Thema forschende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können gern ihre erarbeiteten Profile in diese Datenbank stellen lassen.

Quellenangaben, die sich auf Webseiten beziehen, sind die zum Zeitpunkt der Recherche gefundenen. Sollten Sie veraltete Links oder Aktualisierungen bzw. Verschiebungen der Inhalte feststellen, freuen wir uns über Hinweise.

Vor etlichen Jahren hat die Landesszentrale für politische Bildung Hamburg die Stolperstein-Datenbank www.stolpersteine-hamburg.de ermöglicht und gibt seit rund zehn Jahren gemeinsam mit dem Institut für die Geschichte der Deutschen Juden unter der Projektleitung von Dr. Beate Meyer und Dr. Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung die Publikationsreihe „Stolpersteine in Hamburg, biografische Spurensuche“ heraus. Mit dieser Datenbank „Die Dabeigewesenen“ möchte die Landeszentrale für politische Bildung nun den Blick auf diejenigen lenken, die das NS-System stützten und mitmachten. Denn:

Eine Gesellschaft, die sich eine offene und freie Zukunft wünscht,
muss [...] über eine Kultur verfügen, die nicht auf dem Verdrängen
und Vergessen der Vergangenheit beruht.“ (Mario Erdheim Psychoanalytiker) 1)

Diese aktuell immer noch so wichtige Aussage bildet den inhaltlichen Ausgangspunkt dieser Datenbank. Sie enthält eine Sammlung mit Kurzprofilen über Menschen, die auf unterschiedlichste Weise an den NS-Gewaltverbrechen in Hamburg Anteil hatten, z.B. als Karrierist/innen, Profiteur/innen, Befehlsempfänger/innen, Denunziant/innen, Mitläufer/innen und Täter/innen. Aber auch sogenannte Verstrickte, die z. B. nach durchlittener Gestapo-Folter zum Spitzel wurden. Unter all diesen Dabeigewesenen gab es auch Menschen, die in keiner NS-Organisation Mitglied waren, die aber staatliche Aufträge - zum Beispiel als Künstler oder Architekt - annahmen und so von dem NS-System profitierten, im Gegensatz zu denen, die sich diesem System nicht andienten, deshalb in die Emigration gingen oder in Kauf nahmen, keine Karriere mehr zu machen bzw. kaum noch finanzielle Einnahmen zu haben.

Ebenso wurden solche Personen aufgenommen, die zum Beispiel vor und während der NS-Zeit den Idealen des Heimatschutzes und der Technik-Kritik anhingen und das NS-Regime dadurch unterstützten, indem sie staatliche Aufträge annahmen, die diesen Idealen entsprachen, da das NS-System solche Strömungen für seine Ideologie vereinnahmte.

Für die Datenbank „Die Dabeigewesenen“ wurden alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens wie Medizin, Justiz, Bildung und Forschung, Verwaltung, Kirche, Fürsorge und Wohlfahrt, Literatur, Theater und Kunst, Wirtschaft, Sport, Polizei und parteipolitische Organisationen berücksichtigt.

„denn wir können (…) das ganze Phänomen des Mitmachens und des Ermöglichens, das ja in der NS-Zeit eine genauso große Rolle gespielt hat, wie die Bereitschaft, selbst aktiver Täter vor Ort zu sein - das alles können wir nur verstehen, wenn wir die verschiedenen Facetten der Täterschaft noch viel genauer betrachten, als das bisher geschehen ist." 2)

In vielen Profilen wird der weitverbreitete Enthusiasmus vieler Deutscher für den Nationalsozialismus, gegenüber „seiner Wirtschafts- und Sozialpolitik, seine Architektur, seine Weltanschauung" 3) etc. deutlich. Und es zeigt sich, dass Menschen das NS-System stützten, indem sie z. B., ohne darüber nachzudenken und ohne zu hinterfragen, bereitwillig moralische und soziale Normen des NS-Staats übernahmen.

Mit Schaffung der „Ausgrenzungsgesellschaft“ war es für die „Mehrheitsgesellschaft“ möglich, u. a. NS-Rassentheorien praktisch umzusetzen.

Diese Erkenntnis ist angesichts heutiger aktueller gesellschafts-politischer Entwicklungen von Bedeutung. In einem Interview zum Thema Fremdenfeindlichkeit bemerkte der Antisemitismusforscher Prof. Dr. Wolfgang Benz auf die Frage, ob aus der Geschichte zu lernen sei. „Wir könnten schon. Wir könnten zum Beispiel lernen, dass der Fremde nicht schuld ist an dem Hass, der ihm widerfährt. Es scheint tatsächlich schwierig zu vermitteln zu sein, dass das Opfer nicht dafür verantwortlich ist, dass es totgeschlagen oder misshandelt wird. Juden werden nicht verfolgt, weil an ihnen etwas ist, was sie zu Opfern macht, sondern weil die Mehrheitsgesellschaft Opfer braucht, und zwar zur eigenen Identitätsstiftung. Zuwanderer, Fremde, Andersgläubige werden ausgegrenzt. Das stärkt das Selbstgefühl der Mehrheit.“ 4)

Mit der Datenbank soll eine Hamburg Topographie der „Dabeigewesenen“ entstehen, um somit konkrete Orte des NS-Geschehens sichtbar zu machen. Deshalb werden auch nur diejenigen Dabeigewesenen aufgenommen, die zwischen 1933 und 1945 in Hamburg mit seinen Grenzen nach 1937 gelebt/gearbeitet haben. Neben Personenprofilen sind auch Adressen von NSDAP-Organisationen und -Einrichtungen zu finden. Darüber hinaus gibt es für einzelne Stadtteile Einträge, die die NS-Aktivitäten im Stadtteil beschreiben. In der Datenbank kann nach Namen, Straßen, Bezirken und Stadtteilen gesucht werden, damit also auch nach den Wohnadressen und/oder Adressen der Arbeitsstätten (soweit recherchierbar). Durch Hinzuziehen der Stolpersteindatenbank (hier sind die Adressen der NS-Opfer aufgenommen, für die bisher Stolpersteine verlegt wurden) und der virtuellen Hamburg-Stadt-Karte (sie verzeichnet die Zwangsarbeiterlager und Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigt haben) wird eindringlich deutlich, wie dicht benachbart Opfer und Dabeigewesene in Hamburg gelebt und gewirkt haben. Mit diesen Informationen ist es immer schwerer, die altbekannte Entschuldigung aufrecht zu erhalten; wir haben doch nichts davon gewusst.

In den vorgestellten Profilen liegt der Fokus auf Handlungen und Einstellungen zum NS-Regime. Privates wird nur erwähnt, wenn es für die Haltung zum NS-Regime von Relevanz ist. Recherchegrundlage für diese Datenbank waren bereits vorhandene wissenschaftliche Veröffentlichungen (z. B. von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und dem Institut für Zeitgeschichte), Biographien, Sammelbände und Dissertationen zu Hamburg im Nationalsozialismus, aber auch in diversen Fällen Entnazifizierungsakten und andere Akten und Dokumente, die im Staatsarchiv Hamburg zur Verfügung stehen. Für die Adressenrecherchen wurden die digitalisierten Hamburger Adressbücher von 1933 bis 1943 der Staats- und Universitätsbibliothek genutzt. Trotz größter Sorgfalt beim Zusammentragen der Daten, ist es dennoch möglich, dass Schreibweisen von Namen variieren und Lebensdaten fehlerhaft sind. In den Profilen und den Beschreibungen der Funktionen sowie des „Wirkens“ des Dabeigewesenen konnte nicht komplett auf das NS-Vokabular – der Sprache der Täter – verzichtet werden, dennoch wurde versucht, diesen Anteil gering zu halten und neutralere Umschreibungen zu finden.
Die meisten der aufgeführten Personen wurden schnell nach Kriegsende durch die Entnazifizierungsstellen als entlastet eingestuft, sie mussten sich selten vor Gericht verantworten oder sie wurden aufgrund von Verjährung ihrer Taten nicht juristisch verurteilt. So stellt Can Bozyakali in seiner Dissertation z. B. zum Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht fest, dass auch in Hamburg bis Anfang der 1950er Jahre 63% aller Justizjuristen, die am Sondergericht tätig gewesen waren, wieder in den Justiz-Dienst eingestellt wurden. „[…] anhand dieser Werte [kann] von einer ‚Renazifizierung‘ gesprochen werden.“ 5)

Dr. Rita Bake, Dr. Brigitta Huhnke, Katharina Tenti (Stand: Anfang 2016)

1) Mario Erdheim: „I hab manchmal furchtbare Träume … Man vergißts Gott sei Dank immer glei...“ (Herr Karl), in: Meinrad Ziegler, Waltraut Kannonier-Finster: Österreichisches Gedächtnis. Über Erinnern und Vergessen der NS-Vergangenheit. Wien 1993.
2) Wolfram Wette: Deutschlandfunk-Interview am 20.11.2014, anlässlich seines neuen Buches: „Ehre, wem Ehre gebührt. Täter, Widerständler und Retter - 1933-1945“, Bremen 2015.
3) Raphael Gross: Anständig geblieben. Frankfurt a. M.  2010, S. 17.
4) Wolfgang Benz: „Ich bin schon froh, wenn es nicht schlimmer wird". Der Historiker Wolfgang Benz über die lange Geschichte der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland – und was neu ist an den Pegida-Märschen. Interview: Markus Flohr und Gunter Hofmann, in ZEIT online vom 21. Dezember 2015. www.zeit.de/zeit-geschichte/2015/04/wolfgang-benz-pegida-antisemitismus-fremdenfeindlichkeit
5) Can Bozyakali: Das Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht: Eine Untersuchung der NS-Sondergerichte unter besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Verordnung gegen Volksschädlinge, Frankfurt/ Main 2005, S. 235.

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