Dokumente

Drucken

Ihre Suche

Ruth Kellermann

( Dr. Ruth Kellermann, geb. Heße )
(23. Juni 1913 in Berlin - 25.2.1999)
Rassen- und Volkskundlerin, Frauenforscherin
Adresse: keinen Eintrag
Bruno-Georges-Platz 1 (Polizeihochhaus, Wirkungsstätte)
Wirkungsstätte: freischaffend i.A. der Rassenhygienische Forschungsstelle Berlin tätig
Bestattet auf dem Friedhof Nienstedten

Ruth Kellermann war die Tochter des Gewerbelehrers Georg Hesse und seiner Frau Frieda, geb. Gohde. 1932 schloss Ruth Hesse ihre Schulausbildung mit dem Abitur ab. „Ab Sommersemester 1933 studierte sie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin Vorgeschichte, Germanistik, Dänische Sprache, Geschichte, Zeitungswissenschaft, Volkskunde, Anthropologie und Rassenkunde, Geologie, sowie Philosophie, entwickelte dabei ein Interesse an ‚Zigeunern‘ und lernte Romanes.“ (wikipedia: Ruth Kellermann, abgerufen: 16.9.2018). Nach dem geisteswissenschaftlichen Studium, promovierte Ruth Kellermann 1938 und wurde als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Rassenhygienischen und Bevölkerungsbiologischen Forschungsstelle (RHF) in Berlin angestellt. Dort arbeitete sie bis Juli 1939. Dann heiratete sie und zog im Jahr 1939 zu ihrem Mann nach Hamburg, war aber weiterhin freischaffend für das RHF und als Gutachterin in „Zigeunerfragen“ bis mindestens Mitte 1942 tätig. Sie führte Forschungen und Befragungen über die in Hamburg lebenden Sinti und Roma durch. Diese wurden vom RHF an Polizeistellen weitergegeben. Ruth Kellermann wertete gemeinsam mit anderen die Unterlagen der hamburger polizeilichen „Zigeunerdienststelle“ aus.

In den Jahren 1940 und 1941 soll sie außerdem anthropologische Forschungen an Roma Frauen im KZ Ravensbrück durchgeführt haben.Ruth Kellermann „ versprach den weiblichen Häftlingen Haftentlassung, wenn sie sich sterilisieren ließen. Viele von ihr befragte Roma gaben später an, sie seien von Kellermann ‚beschimpft, bedroht und misshandelt worden‘.“ (Wikipedia. A. a. O.)

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges stellte Kellermann ihre Materialien teilweise der Hamburger Kriminalpolizei zur Verfügung. Sie war zudem als Gutachterin in Wiedergutmachungsverfahren tätig.

„1961 nahm sie an einer Arbeitstagung der Sachbearbeiter für die Bekämpfung des Landfahrerunwesens des LKA teil und referierte dort u. a. über die ‚Zigeunersprache‘.“ (Wikipedia, a. a. O.)

Nachdem die Akten der Hamburger NS-Behörden für die Betroffenen nach Protesten zugänglich geworden waren, erstattete die Rom und Cinti Union (RCU) 1984 Strafanzeige gegen Kellermann wegen Beihilfe zum Mord. Kellermanns.

„Die Ermittlungen verliefen schleppend; bei einer Hausdurchsuchung wurden allerdings von Kellermann angefertigte Stammbaumübersichten sowie weitere Unterlagen, die von ihr zum Zweck der ‚Rassendiagnose‘ erstellt worden waren und die sich noch in ihrem Besitz befanden, beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft antwortete auf eine Anfrage des Hamburger Abendblatts am 21. November 1985, es seien bislang jedoch keine Gutachten Kellermanns gefunden worden.[ Personen, die in den beschlagnahmten Stammbäumen vorkommen, lassen sich als Häftlinge im KZ Auschwitz nachweisen.

Am gleichen Tag sollte Kellermann im Rahmen der Ringvorlesung ‚Frauenarbeit – Frauenleben‘ an der Universität Hamburg zum Thema ‚Frauenarbeit im 19. Jahrhundert‘ im Museum für Hamburgische Geschichte referieren. Die Veranstaltung wurde von Mitgliedern der RCU gesprengt. (…) Rudko Kawczynski, RCU-Vorstandsmitglied, verlas ein Flugblatt, in dem Kellermanns Arbeit für das ‚berüchtigte Rassenhygienische Forschungsinstitut‘ darstellt wurde und das Kellermann als Verantwortliche für die Begutachtung und damit letztlich auch die Deportationen und Sterilisationen benannte. Kawczynski informierte die Anwesenden über die Strafanzeige gegen Kellermann.“(Wikipedia, a. a. O.)

Die Veranstalterinnen der Frauenringvorlesung waren geschockt, denn sie hatten von der Vergangenheit Ruth Kellermanns nichts gewusst. Schriftlich gaben sie folgende Erklärung ab: „Erklärung der Gemeinsamen Kommission für Frauenstudien und Frauenforschung der Hamburger Hochschulen (Universität, Fachhochschule und Hochschule für Wirtschaft und Politik) und des Arbeitskreises ‚Frauen aus Forschung und Praxis‘ zu dem Vorfall bei der Frauenringvorlesung am 21.11.85 im Museum für Hamburgische Geschichte.

Die Gemeinsame Kommission Frauenstudien und Frauenforschung und der Arbeitskreis ‚Frauen aus Forschung und Praxis‘ entschuldigt sich bei der Rom und Cinti Union e.V. für das öffentliche Auftreten von Dr. Ruth Kellermann im Rahmen der Frauen-Ringvorlesung ‚Frauenarbeit – Frauenleben‘ am 21.11.85. Wir unterstützen das Anliegen der Rom und Cinti Union e.V., über die Verfolgung und Tötung der Roma und Cinti während des Nationalsozialismus aufzuklären und gegen Täter von damals wie heute auf ihre Art vorzugehen.

Die Frauenringvorlesung wird seit vier Semestern von einem wechselnden Kreis aus Hochschul- und Praxisfrauen inhaltlich gestaltet und organisiert. Dieser Arbeitskreis war offen für alle Frauen, die bereit waren, aktiv mitzuarbeiten. Das Interesse am Thema und an der gemeinsamen Arbeit, für andere Frauen eine Ringvorlesung vorzubereiten, war ausschlaggebend. Gerade die Vorbereitung zu der laufenden Veranstaltungsreihe war besonders zeitraubend und beruhte auf dem freiwilligen und unentgeltlichen Engagement einer kleinen Gruppe von Frauen; insofern war jede neue interessierte Frau grundsätzlich willkommen. Frau Dr. Ruth Kellermann arbeitete seit dem Sommersemester 1985 in diesem Arbeitskreis als Referentin für das Thema ‚Frauenarbeit im Schatten‘ (Frauenarbeit im 19. Jh.) mit. Sie war den Teilnehmerinnen des Arbeitskreises als Sozialhistorikerin bekannt. Über ihre Tätigkeit im Nationalsozialismus hatte keine Frau Kenntnis, auch gab Frau Kellermann durch Äußerungen keinen Anlaß, Verdacht gegen sie zu schöpfen.

Die Vorwürfe der Rom und Cinti Union e.V. haben uns Frauen vor Augen geführt, daß wir ein neues Selbstverständnis entwickeln müssen bezüglich der Frauenforschung, die wir wollen, und der Referentinnen, die wir künftig in unsere Arbeit miteinbeziehen wollen. Ebenso müssen wir uns mit der Frage beschäftigen, wie wir heute deutsche Geschichte, insbesondere die Geschichte des Nationalsozialismus politisch aufarbeiten, d. h. auch zu überprüfen, welches Wissenschaftsverständnis sich im Dienst des Nationalsozialismus ausgeprägt hat und in welcher Weise es sich bis heute tradiert.

Die Gemeinsame Kommission für Frauenstudien/Frauenforschung plant aus der Betroffenheit über das bestürzende Ereignis vom 21. November 1985 eine Frauenringvorlesung für das Sommersemester 1986 unter dem Thema ‚Frauen im Nationalsozialismus. Frauen als Opfer,. Täterinnen, Widerstandskämpferinnen und Mitläuferinnen‘. Dabei ist daran gedacht, daß betroffene Gruppen die veranstaltungsreihe mitgestalten.“ 

„Kellermann beantragte eine einstweilige Verfügung gegen die RCU und unterlag. ‚Nach Überzeugung der Kammer war die Antragstellerin während der Zeit von 1938 bis zum Kriegsende in einem Bereich tätig, in dem ihre Arbeit zumindest dazu beigetragen hat, die Verfolgung und Vernichtung der Zigeuner zu ermöglichen. Auch wenn die Antragstellerin zu Beginn ihrer Tätigkeit nicht im vollen Umfang die verbrecherischen Absichten der politischen Führung und ihrer Vorgesetzten erkannt und überblickt haben mag, wird sie doch aufgrund ihrer Stellung, ihrer Ausbildung und den ihr wie jedermann zugänglichen Quellen zumindest im Verlauf ihrer Arbeit erkannt haben müssen, dass sie Zuarbeit für die spätere Vernichtung der Zigeuner geleistet hat.‘

Das Strafverfahren gegen Kellermann wurde am 3. Mai 1989 eingestellt, da der Beweis nicht erbracht werden konnte, dass ihre Arbeiten für die RHF als Planung eines Völkermordes anzusehen seien, auch wenn ihr nicht unbekannt geblieben sein könne, dass zumindest eine Dezimierung der unter den Begriff ‚Zigeuner‘ fallenden Minderheit durch die NS-Machthaber geplant gewesen sei.“ (Wikipedia, a. a. O.)

Quellen:
Kathrin Kompisch: Täterinnen. Frauen im Nationalsozialismus, Köln 2008; Paul Behrens: „Vollzigeuner“ und „Mischlinge“. Die ehemalige Rassenforscherin Ruth Kellermann verteidigt ihren Ruf, in: Die Zeit vom 7. Februar 1986.
 

Namen

Personensuche

  • (am besten nur Vor- ODER Nachname. Sie können aber auch nach Gebäuden, Firmen, Behörden, Lagern, NS-Orgnaisationen suchen.)

Je nach Suchfeld, können Sie entweder freie Suchbegriffe eingeben oder aus einer Liste auswählen.
Bitte beachten Sie, dass über das Suchfeld "Freier Suchbegriff" nach Übereinstimmungen im Namen, Kurztext und Langtext sowie zugeordneten Schlagwörtern gesucht wird.
 

Geografische Spuren

Meine Straße

Geografisch

 

Schlagwörter und freie Suche

Schlagwörter und Kategorien

Einträge in dieser Datenbank sind verschiedenen Schlagwörtern zugeordnet. Diese sind als Vorschläge zu verstehen. Mehrfachzuordnunegn sind dabei möglich.
Nutzen Sie auch gern die freie Suche. Dabei werden Übereinstimmungen im Namen, Kurztext und Langtext sowie in der Verschlagwortung gesucht.
Die Auswahl eines Schlagwortes überprüft dagegen nur Verknüfungen mit dem Schlagwortregister.

Thematische Suche

  • (z.B. Berufe, Gebäude, spezielle Orte)

Leichte Sprache
Gebärden­sprache
Ich wünsche eine Übersetzung in:

Datenbank online Die Dabeigewesenen

Leichte Sprache
Gebärden­sprache
Ich wünsche eine Übersetzung in:

Von Hamburger NS-Täter/innen, Profiteuren, Denunziant/innen, Mitläufer/innen und Zuschauer/innen ... Eine Hamburg Topografie.

NS-Dabeigewesene

Aufsätze

Erklärung zur Datenbank

Stand Januar 2024: 914 Kurzprofile und 332 sonstige Einträge.

Diese Datenbank ist ein Projekt in Fortsetzung (work in progress). Eine Vollständigkeit ist niemals zu erreichen. Sie startete online im Februar 2016 mit rund 520 Profilen und mehr als 200 weiteren Einträgen und wird laufend ergänzt und erweitert werden. Wissenschaftliche Institute, Gedenkstätten, Universitäten und zum Thema forschende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können gern ihre erarbeiteten Profile in diese Datenbank stellen lassen.

Quellenangaben, die sich auf Webseiten beziehen, sind die zum Zeitpunkt der Recherche gefundenen. Sollten Sie veraltete Links oder Aktualisierungen bzw. Verschiebungen der Inhalte feststellen, freuen wir uns über Hinweise.

Vor etlichen Jahren hat die Landesszentrale für politische Bildung Hamburg die Stolperstein-Datenbank www.stolpersteine-hamburg.de ermöglicht und gibt seit rund zehn Jahren gemeinsam mit dem Institut für die Geschichte der Deutschen Juden unter der Projektleitung von Dr. Beate Meyer und Dr. Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung die Publikationsreihe „Stolpersteine in Hamburg, biografische Spurensuche“ heraus. Mit dieser Datenbank „Die Dabeigewesenen“ möchte die Landeszentrale für politische Bildung nun den Blick auf diejenigen lenken, die das NS-System stützten und mitmachten. Denn:

Eine Gesellschaft, die sich eine offene und freie Zukunft wünscht,
muss [...] über eine Kultur verfügen, die nicht auf dem Verdrängen
und Vergessen der Vergangenheit beruht.“ (Mario Erdheim Psychoanalytiker) 1)

Diese aktuell immer noch so wichtige Aussage bildet den inhaltlichen Ausgangspunkt dieser Datenbank. Sie enthält eine Sammlung mit Kurzprofilen über Menschen, die auf unterschiedlichste Weise an den NS-Gewaltverbrechen in Hamburg Anteil hatten, z.B. als Karrierist/innen, Profiteur/innen, Befehlsempfänger/innen, Denunziant/innen, Mitläufer/innen und Täter/innen. Aber auch sogenannte Verstrickte, die z. B. nach durchlittener Gestapo-Folter zum Spitzel wurden. Unter all diesen Dabeigewesenen gab es auch Menschen, die in keiner NS-Organisation Mitglied waren, die aber staatliche Aufträge - zum Beispiel als Künstler oder Architekt - annahmen und so von dem NS-System profitierten, im Gegensatz zu denen, die sich diesem System nicht andienten, deshalb in die Emigration gingen oder in Kauf nahmen, keine Karriere mehr zu machen bzw. kaum noch finanzielle Einnahmen zu haben.

Ebenso wurden solche Personen aufgenommen, die zum Beispiel vor und während der NS-Zeit den Idealen des Heimatschutzes und der Technik-Kritik anhingen und das NS-Regime dadurch unterstützten, indem sie staatliche Aufträge annahmen, die diesen Idealen entsprachen, da das NS-System solche Strömungen für seine Ideologie vereinnahmte.

Für die Datenbank „Die Dabeigewesenen“ wurden alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens wie Medizin, Justiz, Bildung und Forschung, Verwaltung, Kirche, Fürsorge und Wohlfahrt, Literatur, Theater und Kunst, Wirtschaft, Sport, Polizei und parteipolitische Organisationen berücksichtigt.

„denn wir können (…) das ganze Phänomen des Mitmachens und des Ermöglichens, das ja in der NS-Zeit eine genauso große Rolle gespielt hat, wie die Bereitschaft, selbst aktiver Täter vor Ort zu sein - das alles können wir nur verstehen, wenn wir die verschiedenen Facetten der Täterschaft noch viel genauer betrachten, als das bisher geschehen ist." 2)

In vielen Profilen wird der weitverbreitete Enthusiasmus vieler Deutscher für den Nationalsozialismus, gegenüber „seiner Wirtschafts- und Sozialpolitik, seine Architektur, seine Weltanschauung" 3) etc. deutlich. Und es zeigt sich, dass Menschen das NS-System stützten, indem sie z. B., ohne darüber nachzudenken und ohne zu hinterfragen, bereitwillig moralische und soziale Normen des NS-Staats übernahmen.

Mit Schaffung der „Ausgrenzungsgesellschaft“ war es für die „Mehrheitsgesellschaft“ möglich, u. a. NS-Rassentheorien praktisch umzusetzen.

Diese Erkenntnis ist angesichts heutiger aktueller gesellschafts-politischer Entwicklungen von Bedeutung. In einem Interview zum Thema Fremdenfeindlichkeit bemerkte der Antisemitismusforscher Prof. Dr. Wolfgang Benz auf die Frage, ob aus der Geschichte zu lernen sei. „Wir könnten schon. Wir könnten zum Beispiel lernen, dass der Fremde nicht schuld ist an dem Hass, der ihm widerfährt. Es scheint tatsächlich schwierig zu vermitteln zu sein, dass das Opfer nicht dafür verantwortlich ist, dass es totgeschlagen oder misshandelt wird. Juden werden nicht verfolgt, weil an ihnen etwas ist, was sie zu Opfern macht, sondern weil die Mehrheitsgesellschaft Opfer braucht, und zwar zur eigenen Identitätsstiftung. Zuwanderer, Fremde, Andersgläubige werden ausgegrenzt. Das stärkt das Selbstgefühl der Mehrheit.“ 4)

Mit der Datenbank soll eine Hamburg Topographie der „Dabeigewesenen“ entstehen, um somit konkrete Orte des NS-Geschehens sichtbar zu machen. Deshalb werden auch nur diejenigen Dabeigewesenen aufgenommen, die zwischen 1933 und 1945 in Hamburg mit seinen Grenzen nach 1937 gelebt/gearbeitet haben. Neben Personenprofilen sind auch Adressen von NSDAP-Organisationen und -Einrichtungen zu finden. Darüber hinaus gibt es für einzelne Stadtteile Einträge, die die NS-Aktivitäten im Stadtteil beschreiben. In der Datenbank kann nach Namen, Straßen, Bezirken und Stadtteilen gesucht werden, damit also auch nach den Wohnadressen und/oder Adressen der Arbeitsstätten (soweit recherchierbar). Durch Hinzuziehen der Stolpersteindatenbank (hier sind die Adressen der NS-Opfer aufgenommen, für die bisher Stolpersteine verlegt wurden) und der virtuellen Hamburg-Stadt-Karte (sie verzeichnet die Zwangsarbeiterlager und Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigt haben) wird eindringlich deutlich, wie dicht benachbart Opfer und Dabeigewesene in Hamburg gelebt und gewirkt haben. Mit diesen Informationen ist es immer schwerer, die altbekannte Entschuldigung aufrecht zu erhalten; wir haben doch nichts davon gewusst.

In den vorgestellten Profilen liegt der Fokus auf Handlungen und Einstellungen zum NS-Regime. Privates wird nur erwähnt, wenn es für die Haltung zum NS-Regime von Relevanz ist. Recherchegrundlage für diese Datenbank waren bereits vorhandene wissenschaftliche Veröffentlichungen (z. B. von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und dem Institut für Zeitgeschichte), Biographien, Sammelbände und Dissertationen zu Hamburg im Nationalsozialismus, aber auch in diversen Fällen Entnazifizierungsakten und andere Akten und Dokumente, die im Staatsarchiv Hamburg zur Verfügung stehen. Für die Adressenrecherchen wurden die digitalisierten Hamburger Adressbücher von 1933 bis 1943 der Staats- und Universitätsbibliothek genutzt. Trotz größter Sorgfalt beim Zusammentragen der Daten, ist es dennoch möglich, dass Schreibweisen von Namen variieren und Lebensdaten fehlerhaft sind. In den Profilen und den Beschreibungen der Funktionen sowie des „Wirkens“ des Dabeigewesenen konnte nicht komplett auf das NS-Vokabular – der Sprache der Täter – verzichtet werden, dennoch wurde versucht, diesen Anteil gering zu halten und neutralere Umschreibungen zu finden.
Die meisten der aufgeführten Personen wurden schnell nach Kriegsende durch die Entnazifizierungsstellen als entlastet eingestuft, sie mussten sich selten vor Gericht verantworten oder sie wurden aufgrund von Verjährung ihrer Taten nicht juristisch verurteilt. So stellt Can Bozyakali in seiner Dissertation z. B. zum Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht fest, dass auch in Hamburg bis Anfang der 1950er Jahre 63% aller Justizjuristen, die am Sondergericht tätig gewesen waren, wieder in den Justiz-Dienst eingestellt wurden. „[…] anhand dieser Werte [kann] von einer ‚Renazifizierung‘ gesprochen werden.“ 5)

Dr. Rita Bake, Dr. Brigitta Huhnke, Katharina Tenti (Stand: Anfang 2016)

1) Mario Erdheim: „I hab manchmal furchtbare Träume … Man vergißts Gott sei Dank immer glei...“ (Herr Karl), in: Meinrad Ziegler, Waltraut Kannonier-Finster: Österreichisches Gedächtnis. Über Erinnern und Vergessen der NS-Vergangenheit. Wien 1993.
2) Wolfram Wette: Deutschlandfunk-Interview am 20.11.2014, anlässlich seines neuen Buches: „Ehre, wem Ehre gebührt. Täter, Widerständler und Retter - 1933-1945“, Bremen 2015.
3) Raphael Gross: Anständig geblieben. Frankfurt a. M.  2010, S. 17.
4) Wolfgang Benz: „Ich bin schon froh, wenn es nicht schlimmer wird". Der Historiker Wolfgang Benz über die lange Geschichte der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland – und was neu ist an den Pegida-Märschen. Interview: Markus Flohr und Gunter Hofmann, in ZEIT online vom 21. Dezember 2015. www.zeit.de/zeit-geschichte/2015/04/wolfgang-benz-pegida-antisemitismus-fremdenfeindlichkeit
5) Can Bozyakali: Das Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht: Eine Untersuchung der NS-Sondergerichte unter besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Verordnung gegen Volksschädlinge, Frankfurt/ Main 2005, S. 235.

rechte spalte

Themenübersicht auf hamburg.de