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Max Fehring

(19.3.1895 Hamburg – 22.8.1966)
Schriftleiter der „Hamburger Lehrerzeitung“, Professor an der Hochschule für Lehrerbildung, Lehrbeauftragter für Volkskunde und Geschichte am Erziehungswissenschaftlichen Seminar der Hamburger Universität
Siebenbuchen 105 (Wohnadresse 1942)

Dr. Hans-Peter de Lorent hat über Max Fehring ein Portrait verfasst, das in Hans-Peter de Lorents Buch: Täterprofile. Die Verantwortlichen im Hamburger Bildungswesen unterm Hakenkreuz. Band. 3. Hamburg 2019 erschienen und im Infoladen der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg erhältlich ist. Hier der Text:

„Das Ideal einer solchen nationalpolitischen Erziehung ist der Soldat preußischer Prägung, wie er sich im Weltkrieg und im SA-Dienst bewährt hat, ihr Motto: Ehr und Wehr!“
Eine wichtige Person der Hamburger Schulgeschichte war Max Fehring. Aus einfachen sozialen Verhältnissen kommend, zeichnete er sich aus durch eine stringente und ambitionierte Bildungsgeschichte. Am 19.3.1933 Mitglied der NSDAP geworden und aus der „Gesellschaft der Freunde“ in den NSLB überführt, wurde er nach der „Gleichschaltung“ ab 1934 Schriftleiter der „Hamburger Lehrerzeitung“ und Professor in der Lehrerbildung. Da sein inhaltlicher Schwerpunkt die Volkskunde und der Geschichtsunterricht waren und er dazu in der NS-Zeit nicht nur in der HLZ veröffentlichte, gehörte er zu den Personen, die nach 1945, obwohl erst 50 Jahre alt, nicht wieder in den Schuldienst oder an die Hochschule zurückkehrte. Allerdings erhielt er die volle Pension eines Professors.
Max Fehring wurde am 19.3.1895 als Sohn des Maurers Henrich Fehring und dessen Frau Margaretha geboren. Er besuchte in Hamburg seit 1909 die Volksschule und anschließend das Lehrerseminar in der Binderstraße 34, das er nach bestandener Abschlussprüfung im August 1914 verließ. Danach trat er in den Hamburger Volksschuldienst und arbeitete an den Schulen Seilerstraße und Taubenstraße auf St. Pauli. Unterbrochen wurde seine Lehrertätigkeit durch die Kriegsteilnahme von 1915 bis 1918, während der er Vize-Feldwebel, Offiziersaspirant und am Ende Leutnant wurde.[1]
Fehring absolvierte seine zweite Lehrerprüfung am 18.6.1920 und zeigte seine Bildungsambitionen durch sein nebenberufliches Studium seit 1919 an der Universität Hamburg. 1924 bestand er eine Ergänzungsprüfung in Latein, am 6.7.1928 legte er eine Dissertation vor mit dem Titel „Das Amt des Tischlers zu Hamburg. Ein Beitrag zur deutschen Volks- und Altertumskunde“. Er bestand am 23.7.1927 das Rigorosum, sein Doktorvater war Prof. Gustaf Deuchler.[2]
Fehrings Studien-Schwerpunkte waren Deutsch, Geschichte und Pädagogik, mit der Betonung auf Deutscher Volks- und Altertumskunde, aber auch Kunstgeschichte. Seit dem 1.11.1927 war er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Erziehungswissenschaftlichen Seminar in Hamburg tätig.[3] Gustaf Deuchler hatte sich für die Einstellung von Max Fehring eingesetzt und dabei einen Streit mit der Hochschulbehörde provoziert, da er Fehring als promoviert bezeichnet hatte, obwohl das Promotionsverfahren noch nicht abgeschlossen war. Eine langwierige, bürokratisch scheinende Auseinandersetzung, weil die Dissertation von Max Fehring noch nicht gedruckt vorlag.[4] Parallel zu seiner Volksschullehrer-Tätigkeit hatte Max Fehring im Lehrerfortbildungsinstitut bereits eine Arbeitsgemeinschaft für den Geschichtsunterricht geleitet.[5]
Gustaf Deuchler befand sich mit der Hochschul-Behörde auch bei anderen Anliegen im Streit. So bei Anträgen auf Genehmigung bezahlter Dienstreisen, etwa am 2.7.1928, als er auch für Max Fehring die Bewilligung der Teilnahme an einem internationalen historischen Kongress in Oslo vom 14. bis 18.8.1928 beantragte, bei dem es um das Hauptthema: Nationalgefühl und Geschichtsunterricht, sowie Geschichtsunterricht und Völkerversöhnung ging. Fehrings Teilnahme wurde nicht genehmigt, da schon ein anderer Dozent dafür angemeldet war.[6]
Max Fehring, der seit 1920 verheiratet war und zwei Kinder hatte, war mit seiner Besoldungseinstufung nicht einverstanden. Er erklärte der Hochschulbehörde, dass sein Gehalt deutlich unter dem eines akademischen Volksschullehrers lag.[7]
Am 1.8.1929 wurde Max Fehring zum Wissenschaftlichen Rat am Institut für Lehrerfortbildung ernannt, bot aber auch am Erziehungswissenschaftlichen Seminar weitere Übungen an.[8]
Ein Einschnitt im Leben von Max Fehring war die Machtübertragung an die Nationalsozialisten. Fehring trat am 19.3.1933 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 3.005.196).[9]
Auch darin folgte er seinem Doktorvater Gustaf Deuchler, der seit 1933 seine Veranstaltungen im Erziehungswissenschaftlichen Seminar in SA-Uniform durchführte.[10]
In dem Fragebogen für sein Entnazifizierungsverfahren gab Max Fehring neben seiner NSDAP-Mitgliedschaft, die formal auf den 1.5.1933 datiert wurde, noch Mitgliedschaften in der NSV und dem NSLB seit 1933 an und beim NSLB auch als Aktivität: „Gaumitarbeiter ab Oktober 1937“.[11]
Als mit nationalsozialistischen Tätigkeiten und Funktionen noch Karriere gemacht werden konnte, hatte Max Fehring in seiner Personalakte neben seinem frühen Eintrittsdatum am 19.3.1933 noch ergänzt: „Von Mai 1933 bis Juli 1937 Blockleiter“ und beim NSLB hatte er präzisiert: „Seit Juli 1937 Leiter der Hauptstelle Schrifttum im NSLB“[12], was einen anderen Eindruck vermittelte als die Formulierung „Gaumitarbeiter“.
Nahezu während der gesamten NS-Zeit war Max Fehring verantwortlicher Redakteur, damals Schriftleiter genannt, der „Hamburger Lehrerzeitung“. In der Folgezeit, als nur ein dünnes „Mitteilungsblatt des NSLB“ herausgegeben wurde, behielt er die Schriftleiter-Funktion. Damit war er auch verantwortlich für die Ausrichtung der Zeitung und deren Gestaltung. So zum Beispiel für die Kästen mit Zitaten von Adolf Hitler, zumeist aus dessen „Mein Kampf“. Als Max Fehring in der HLZ 1/1936 über „Sinn und Aufgabe unserer Gauzeitung“ schrieb, wurde dieses garniert mit einem Hitler-Zitat:
„Sicher wird auch in kommender Zeit der Jude in seinen Zeitungen ein gewaltiges Geschrei erheben, wenn sich erst einmal die Hand auf sein Lieblingsnest legt, dem Presseunfug ein Ende macht, auch dieses Erziehungsmittel in den Dienst des Staates stellt und nicht mehr in der Hand von Volksfremden und Volksfeinden belässt.“[13]
Max Fehring hatte begründet, warum es lokale Gauzeitungen geben müsse und diese mehr als ein bloßes Organ der Wiedergabe von Mitteilungen und Gau-Nachrichten zu sein hätten. Er begründete dies damit, dass es notwendig sei, über grundsätzliche Erziehungsfragen ein Bild zu zeichnen:
„Herauswachsend aus dem großen Gestaltungsvorgang, der unser Volk seit 1933 durchwirkt, fußend auf den überzeitlichen Programmpunkten des Nationalsozialismus und seinen großen Gedanken der Rassenreinheit, der Volkswehr und der Volksgemeinschaft, wollen sie immer erneut Erzieherschaft und Erziehung weltanschaulich ausrichten und immer erneut den erzieherischen Willen auf die Verwirklichung der Werte lenken.“[14]
Max Fehring musste die Mitglieder des NSLB zur Mitarbeit aufrufen, da die bisherigen Autoren, die bis 1933 reformpädagogisch aktiv waren, nicht mehr für die HLZ unterm Hakenkreuz schrieben. Sein Appell:
„Wenn in diesem Sinne die Schriftleitung Hamburgs Erzieherschaft an der Jahreswende erneut zur weiteren gesteigerten Mitarbeit aufruft, so geschieht das im Geiste jenes Wortes, das unser Gauamtsleiter der Lehrerzeitung mit auf den Weg gab, als sie 1933 als Landesorgan des Nationalsozialistischen Lehrerbundes, Gau Hamburg, zu erscheinen begann: ‚So allein kann sie umfassend darstellen die Hamburger Schulpolitik, Bildungsarbeit und Erziehungswissenschaft, wie sie ihre allgemeine Grundlage in der nationalsozialistischen Weltanschauung und Lebensgestaltung finden und ihre besondere Prägung an der Wasserkante durch den nordisch-protestantisch-hansischen Geist erfahren.‘“[15]
Es war Max Fehring wichtig, zu ergänzen:
„Die Hamburger Lehrerzeitung ist nicht mehr neben anderen ein Blatt für Volksschullehrer. Sie will das geistige Band werden zwischen allen hamburgischen Erziehern und Lehrern, von der Kindergärtnerin bis zum Hochschulprofessor. So ruft sie alte und neue Mitarbeiter und Leser dazu auf, über Standesdünkel und Sonderinteressen hinweg mitzuwirken an der Schaffung eines einheitlichen deutschen Erzieherstandes und Bildungswesens im Dienste jener Volksgemeinschaft, die uns unser Führer Adolf Hitler aufgegeben hat. Wir stehen an einer bedeutsamen Wende. Ein alter Wunschtraum ist erfüllt. Durch die nationalsozialistische Bewegung erhält die hamburgische Lehrerschaft eine gemeinsame Zeitung. Tragen wir sie vorwärts!“[16]
Max Fehring hatte die HLZ schon 1933 dazu genutzt, um sich mit einem ausführlichen Beitrag zum Thema „Geschichtsunterricht und Nationalsozialismus“ zu profilieren. Er stellte den NSLB-Mitgliedern die neuen Richtlinien für den Geschichtsunterricht vor, die sich von denen der „liberalistischen Zeit“ unterschieden: „Das Kennzeichen der geschichtsphilosophischen und geschichtsdidaktischen Arbeit dieser Jahre ist wertblinder Formalismus. Die heutigen Anweisungen der hamburgischen Landesunterrichtsbehörde geben dem Geschichtsunterricht wieder seinen alten tiefen Klang zurück. Sie sind hervorgegangen aus freudiger Bejahung der nationalen Revolution und fordern, dass der Geschichtsunterricht der Gegenwart diese große Zeit nicht vorübergehen lasse an der Jugend. Ihr ist es vergönnt, den Aufbruch des Volkes mitzuerleben. Da muss der Staat den ernsten und höchsten Anspruch richten an den deutschen Geschichtslehrer: Schalte die Jugend auch durch den Geschichtsunterricht ein in den Kraftstrom völkischer Erneuerung!“[17]
Fehring beschreibt den Kampf mit der „offiziellen marxistisch-pazifistischen Geschichtsdeutung“: „Daneben blieb die nationale Einstellung zur Geschichte, genährt durch die wachgehaltene Erinnerung an das Fronterlebnis und durch seine literarische Gestaltung, bestehen. Unter diesem weltanschaulichen Zwiespalt stand ja das Gesamtleben der Nation. Erst durch das Hineintragen nationalsozialistischer Gedanken in die breiten Massen des Volkes begann jene große Revision liberalistischen Weltgefühls. Dieses hat die nationalsozialistische Bewegung an sich selbst erfahren.“[18]

Es folgen im Weiteren Sätze wie:
„Das neue gewonnene Geschichtsbild der letzten 20 Jahre ermöglicht nun eine neue nationalsozialistische Deutung der gesamten Geschichte des deutschen Volkes. Man erkennt im Nationalsozialismus eine Umwälzung, die in ihrer Tragweite mit den wirtschaftlichen Umwälzungen der Völkerwanderung, mit dem geistigen Umbruch der Reformation und mit dem politischen Umschwung der französischen Revolution verglichen werden muss. Die Kraft des Nationalsozialismus, zu binden, was innerlich zusammengehört, dieser elementare Gedanke der Volksgemeinschaft über Stämme und Stände hinweg, diese Wucht des Zusammenschlusses zum Volk, zur Nation ist geschichtsbildend geworden.“[19]
Und weiter: „Was ein jahrhundertelanger Kampf nicht erreichte, das vollzieht sich am Schmelztiegel der Gegenwart durch die geschichtsbildende Kraft des Nationalsozialismus. Sie befreit den Sozialismus aus seiner internationalen Umklammerung, entzieht ihm das Gift des Klassenkampfgedankens, reinigt den Nationalismus von reaktionären Beimischungen und führt beide geläutert zusammen in dem Gedanken, ‚dass wir unsere übernationale Sendung nur dann leben können, wenn wir als Nation gesichert sind‘, und dass wir nach innen nur leben können, wenn unser Volkstum gesichert ist.“[20]
Zum nationalsozialistischen Bildungsideal schrieb Max Fehring:
„Nach außen heißt das Zusammenschluss des Volkes zur Schicksalsgemeinschaft, heißt das Wehrwille, heißt das Manneszucht, heißt das Volksehre, heißt das Nationalismus. Daraus erwachsen Aufgaben für die Erziehung des Volkes im allgemeinen, für die Erziehung der werdenden Generation in der Schule und im Geschichtsunterricht insbesondere. Das Ideal einer solchen nationalpolitischen Erziehung ist der Soldat preußischer Prägung, wie er sich im Weltkrieg und im SA-Dienst bewährt hat, ihr Motto: Ehr und Wehr!“[21]
Max Fehring war ein überzeugter Nationalsozialist und ein Adept hitlerscher Lehren:
„Es dürfte wohl kaum ein Volk mehr an Geschichte lernen als das deutsche; es wird aber kaum ein Volk geben, dass sie schlechter anwendet als das unsere. Nicht im ‚Auswendiglernen und Herunterhaspeln geschichtlicher Daten und Ereignisse‘ liegt der bildende Wert des Geschichtsunterrichts, sondern im ‚Erkennen der großen Entwicklungslinien‘, der ‚großen, klaren Linie‘ (Hitler).“

Fehrings Schlussfolgerung:
„Die nationalsozialistische Geschichtsdeutung bewirkt – abgesehen von dieser notwendigen Beschränkung auf das Wesentliche – auch eine innere Veränderung des Bildungsgutes. Am deutlichsten wird diese Wandlung zum Ausdruck kommen in der Stellung des Krieges im allgemeinen und zum Weltkriege im besonderen. Weil ein Volk seine volle Nationalkraft nur im Kriege wirklich kennenlernt (Burkhard) und auch seine Schwächen sich erst dann auswirken, deshalb ist für nachlebende Generationen eine Geschichte des Krieges, in dem ein Volk zur vollen Größe innerer und äußerer Wehrhaftigkeit aufsteigt, notwendig. So ist es immer germanische Art gewesen, Helden und ihre Taten zu besingen. Die erzieherischen Werte einer Kriegsgeschichte, die zeigt, wie Gemeinsinn, Vaterlandsliebe und Opferbereitschaft ein Volk zum Kampf zusammenschließen, sind für den Aufbau des Gemeinschaftsbewusstseins unentbehrlich.“[22]
Max Fehring stellte als HLZ-Schriftleiter nicht nur eingereichte Artikel zusammen, sondern hatte auch eine ideologische Funktion als nationalsozialistischer Propagandist, wie auch an anderen Beispielen gezeigt werden kann. So berichtete er von einer Reichspressetagung der NSDAP, auf der unter anderem Adolf Hitler und Joseph Goebbels über das Verhältnis von Staat und nationalsozialistischer Presse referierten. Zum Thema „Kritik in der Presse“ schrieb Fehring:
„Es ist selbstverständlich, dass für die entartete Kritik im neuen Staat kein Wirkungsfeld mehr sein konnte. Ihre mannigfachen Formen vom Meckern, Zweifeln, Besserwissen, Nörgeln, Unterwühlen bis zum Zerfressen dienen nicht dem Aufbau, sondern der Zerstörung. Es ist vielmehr die Aufgabe der Bewegung, wieder eine echte Kritik zu pflegen, die der Bewegung nutzt und das lebendig Fließende begleitet. Dass der Nationalsozialismus in der unausgeglichenen Gegenwart, die noch das Erbe des Liberalismus versteckt oder offen mit sich trägt, die Entwicklung jener echten Kritik, die aus dem gleichen Geist geboren sein muss wie die Kräfte des Aufbaues, sorgfältig beobachten und jede Kritik im leeren Raum rücksichtslos ersticken wird, sind notwendige Übergangserscheinungen. So wird die liberalistische Sucht zum Kritteln und Deuteln sich wandeln müssen zu verantwortungsbejahender Mitarbeit, deren Aufgabe es ist, das Lebendige zu pflegen und das Wachsende zu bewahren.“[23]
Auch als Max Fehring nach Einstellung der HLZ für das Mitteilungsblatt des NSLB verantwortlich war, setzte er die Praxis fort, in großformatigen Kästen Zitate von Adolf Hitler zu platzieren. So in der Ausgabe vom Januar 1941:
„Der Führer: ‚Für mich und alle wahrhaftigen Nationalsozialisten gibt es nur eine Doktrin: Volk und Vaterland. Für was wir zu kämpfen haben, ist die Sicherung des Bestehens und der Vermehrung unserer Rasse und unseres Volkes, die Ernährung seiner Kinder und Reinhaltung des Blutes, die Freiheit und Unabhängigkeit des Vaterlandes, auf dass unser Volk zur Erfüllung der auch ihm vom Schöpfer des Universums zugewiesenen Mission heranzureifen vermag.“[24]
Wer sich für die nationalsozialistische Bewegung so verdient gemacht hatte wie Max Fehring, konnte mit entsprechender Belohnung rechnen. Am 31.10.1938 schrieb Prof. Bernhard Pein einen Eignungsbericht über Fehring:
„F. ist eine gute, gepflegte Erscheinung, in seinem Wesen verbindlich und ein angenehmer Mitarbeiter und Kamerad. Etwas mehr Temperament und Härte wurde ihm noch mehr Durchschlagskraft geben. Er ist der einzige Vertreter der Volkskunde an der Hochschule und hat auf diesem Gebiet eine Lehrtätigkeit seit 1928 hinter sich. Seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen liegen in den Jahren 1924 bis 1934, seine Lehrtätigkeit begann 1928 am Erziehungswissenschaftlichen Seminar. Außer der Volkskunde hat Fehring Geschichte als Lehrgebiet. Diese Verbindung ist für seine Lehrtätigkeit fruchtbar.“[25]
Am 26.4.1939 wurde Max Fehring zum Professor an der Hochschule für Lehrerbildung ernannt und gleichzeitig erhielt er einen ständigen Lehrauftrag für Volkskunde und Geschichte am Erziehungswissenschaftlichen Seminar der Hamburger Universität.[26]
Auf Anordnung der Britischen Militärregierung wurde Max Fehring am 9.8.1945 entlassen. Gegen diese Entlassung legte er erst am 25.7.1946 Einspruch ein und verfasste eine längere Erklärung über seine politische Entwicklung:
„Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie und bin in meiner Jugend früh mit dem Gedanken der Sozialdemokratie, der mein Vater als überzeugter Aktivist angehörte, vertraut geworden. Mit beginnender Reife und steigender politischer Einsicht begann ich, mich zu den väterlichen politischen Anschauungen in Gegensatz zu stellen. Mir schien in der Weltanschauung, wie sie mir in der SPD vor dem ersten Weltkrieg entgegentrat, das nationale Bekenntnis zum deutschen Volk zu schwach entwickelt zu sein. Die nationale Begeisterung in den Augusttagen 1914 und die Zusammenfassung aller nationalen Kräfte im Verlauf des Krieges begünstigten diese eigene Entwicklung. Andererseits waren die persönliche Verbundenheit mit der Welt des Arbeiters und die Vertrautheit mit seinen sozialen Nöten mir ein Schatz gegen jede chauvinistische Überspannung der nationalen Idee. Das Schützengrabenerlebnis, die vielseitige Berührung mit allen Volksschichten in den Kriegsjahren trugen das ihre dazu bei, die Erkenntnis zu vertiefen, dass eine Neugestaltung des politischen Lebens nur Seite an Seite mit dem deutschen Arbeiter, niemals gegen ihn möglich sein würde.“[27]
Eine ungewöhnliche Erklärung als Einstieg in das Entnazifizierungsverfahren. Aber Max Fehring war ja auch der Mann für Volkskunde und Geschichte gewesen und hatte bei den vielen Veröffentlichungen, die den Ausschussmitgliedern bekannt sein mussten, mit denen er es zu tun hatte, einiges zu erklären.
„Nach meiner Rückkehr aus dem Felde im Jahre 1918 ging es mir wie vielen meiner Frontkameraden: Ich brannte auf die geistige Arbeit im Beruf, den ich nach kurzer Ausübung 1915 verlassen hatte. Ich stürzte mich mit Eifer in meine Tätigkeit als Volksschullehrer und begann 1919 ein nebenberufliches Universitätsstudium, das meine ganze Kraft beanspruchte und mich von jeder politischen Betätigung fernhielt. So habe ich ebenfalls von der Entwicklung der Hitlerbewegung in den Jahren 1923 bis 1932 kaum Notiz genommen. Erst seit dem Januar 1933 wurde ich langsam mit ihren programmatischen und propagandistischen Äußerungen bekannt, denen ich anfangs noch skeptisch und zweifelnd gegenüberstand. Nachdem aber der oberste Beamte des Reiches, Reichspräsident Hindenburg, den damaligen Parteiführer der Opposition mit der Bildung der Regierung beauftragt hatte und nachdem die dann gebildete neue Regierung unter der Führung Hitlers auch außenpolitisch anerkannt worden war und kein fremder Staat zu ihr die diplomatischen Beziehungen abbrach, sondern sie durch Belassung ihrer Botschafter und Gesandten aufrechterhielt, glaubte ich, mich als Beamter mit dieser Partei und ihren Zielen näher beschäftigen zu müssen. In den offiziellen Aufrufen und Reden der neuen Regierung der Zeit von Februar bis März fand ich dann verheißungsvolle Gedanken, die ich aus meiner eigenen politischen Entwicklung bejahen musste. So sprach der erste Aufruf an das deutsche Volk von der Zerrissenheit Deutschlands und dem Verfall seiner geistigen und willensmäßigen Einheit, die ich selbst schmerzlich erlebt hatte. So sollten die Fundamente der Nation, das Christentum als Basis unserer gesamten Moral, die Familie als Keimzelle unseres Volkskörpers, das völkische und politische Einheitsbewusstsein, die Ehrfurcht vor der Vergangenheit, Traditionsstolz und nationale Disziplin wieder gesichert und verteidigt werden. So wollte die neue Regierung die Wirtschaft reorganisieren und sanieren und durch Überwindung des Klassenkampfes wieder einen geordneten Volkskörper schaffen, in den der deutsche Arbeiter wieder zurückgeführt werden sollte als ein Träger der deutschen Nation.“[28]
Eine interessante und geschickte Zusammenfassung von Beweggründen, sich den Nationalsozialisten anzuschließen, die möglicherweise von vielen geteilt wurde. Nach der längeren Einleitung schrieb Max Fehring dann:
„Aus Idealismus und Gläubigkeit an den sozialistischen Grundcharakter des neuen Wollens habe ich mich der Bewegung angeschlossen. Jeder Gedanke an persönliche Bereicherung hat mir ferngelegen. Ich verdanke der Zugehörigkeit zur NSDAP keinerlei Vorteile.“[29]
Hier nun wurde er ungenau. Nicht jedem qualifizierten Dozenten an der Universität oder am Lehrerbildungsinstitut gelang es, Professor zu werden. Dafür mussten Gegenleistungen in der NSDAP oder in anderen NS-Organisationen erbracht werden. Max Fehring schrieb zwar von seiner Arbeit als Vorsitzender des Jugendschriftenausschusses im Hamburger NSLB und seiner Tätigkeit als Leiter der Hauptstelle Schrifttum im NSLB, bei der er sich als „Gaumitarbeiter“ bezeichnete und von der er vermerkte, in dieser Arbeit „über die ersten spärlichen Anfänge nicht hinausgekommen zu sein“, weil „die straffe Bindung an die von Bayreuth erlassenen Richtlinien“ ihn bei der Arbeit behinderte. Kein Wort verlor er über seine langjährige Tätigkeit als Schriftleiter der HLZ und des Mitteilungsblattes des NSLB. Fehring verwies dann darauf, dass er keine Funktionen in der NSDAP innegehabt und im Laufe der Jahre seit 1939 immer größere Widersprüche zum Kurs der NS-Politik entwickelt habe:
„Erst als nach dem Waffenstillstand die deutsche Öffentlichkeit Einblick nehmen konnte in das Parteigetriebe der NSDAP und in die verbrecherischen Maßnahmen während des Krieges, ging der letzte Rest einstiger Gläubigkeit verloren. Ich musste erkennen, dass meine Entscheidung des Jahres 1933, für die ich jetzt meine Stellung als Beamter, der über 30 Jahre dem Staate und der Jugend treu gedient hat, verlieren soll, eine Verirrung war, aber eine Verirrung aus gutem Glauben und reinem Herzen.“[30]
Bei der Entnazifizierung hatte es Max Fehring nun mit Personen zu tun, die vor der NS-Zeit aktive Mitglieder in der „Gesellschaft der Freunde“ gewesen waren und nach 1933 sehr aufmerksam und kritisch darauf achteten, welche Entwicklung die „Hamburger Lehrerzeitung“ und deren Schriftleiter nahm.
Gustav Schmidt, Schulrat in der Schulbehörde, Nazigegner und bis 1933 HLZ-Autor von Aufsätzen, die sich mit dem Deutschunterricht befassten, schrieb am 26.10.1946 für die Schulverwaltung ein Gutachten über Max Fehring, das er dem Berufungsausschuss 3 vorlegte. Darin hieß es:
„Dr. Fehring hatte vor 1933 zusammen mit einigen anderen hamburgischen Lehrern bekannte Geschichtslehrwerke herausgegeben, die im demokratischen Sinne Geschichte lehrten. In seiner Personalakte gibt er als Eintrittstag den 19. März 1933 an, wahrscheinlich ist es der Tag seiner Anmeldung. Dort schreibt er auch, dass er vom Mai 1933 bis Juli 1937 Blockleiter gewesen sei. Fehring ist besonders im Lehrerbund tätig gewesen. 1933 übertrug man ihm die Leitung des Jugendschriftenausschusses, nachdem alle alten Führer aus der demokratischen Zeit entfernt worden waren. Fehring galt als sicherer Mann, der den neuen Geist dort vertreten würde. 1937 übernahm er die Stelle für Schrifttum im NSLB. Als solcher hat er auch zur Verbreitung des nationalsozialistischen Geistes beigetragen. Jahrelang hatte er die Schriftleitung der Hamburger Lehrerzeitung inne. Sie sank in seiner Zeit bis zu einem Mitteilungsblatt, das der Reichszeitung beigelegt wurde, herab. Dieser Niedergang ist allerdings nicht Fehring zuzuschreiben, sondern der Zentralisierung aller Verwaltung in Bayreuth.
Es ist Fehring zu glauben, dass er keinerlei persönliche Vorteile aus einer Mitgliedschaft bei der Partei und aus seinen Ämtern gehabt hat.
Fehring ist ein stiller, nüchterner und trockener Mensch, der gewiss immer die ihm aufgetragenen Leistungen voll ausgeführt hat. Viel eigene Stoßkraft hat er niemals entwickelt, so wird er auch innerhalb des Lehrerbundes nicht sehr aktiv gewesen sein. Wissenschaftliche Arbeit bedeutet ihm den eigentlichen Lebensinhalt. Hier hat er auch Gutes geleistet.
Jetzt steht er ohne jeden finanziellen Rückhalt da. Da er an einer Verengung des  Magenausganges leidet, ist er zu jeder körperlichen Arbeit unfähig. Ich bitte zu erwägen, ob Fehring nach einer Bewährungsfrist wieder als Volksschullehrer eingestellt werden kann, anderenfalls bitte ich, ihm sein Ruhegehalt ganz oder teilweise zuzubilligen.“[31]
Ein überraschend milder Vorschlag.
Als der Beratende Ausschuss sich mit dem Fall beschäftigen sollte, bat er Max Fehring darum, ihm seine Artikel aus der „Hamburger Lehrerzeitung“ der Jahre 1933 bis 1936 zuzuschicken.[32]
Nachdem Max Fehring den Mitgliedern des Beratenden Ausschusses seine HLZ-Artikel zur Verfügung gestellt hatte, kamen sie zu dem Ergebnis:
„Nach dem uns vorliegenden Material ist Fehring als Aktivist anzusehen, der in Wort und Schrift die Ideologie der NSDAP propagiert hat. Allerdings hat er trotz seiner hohen Bildungsstufe die wahren Ziele und Methoden nicht erkannt. Der Beratende Ausschuss schlägt deshalb vor, ihm die halbe Pension zu gewähren.“[33]
Über die Arbeit von Max Fehring als Leiter des Jugendschriftenausschusses urteilte der Schulrat Franz Jürgens am 21.8.1947:
„Als solcher trat er auf der ‚Gleichschaltungstagung‘ des Deutschen Lehrervereins zu Pfingsten 1933 erstmalig in Erscheinung. Ich erinnere mich, dass Dr. F. damals durchaus zurückhaltend auftrat, einen vermittelnden Standpunkt einnahm und sich bemühte, die Hamburger Arbeit, die von gegnerischer Seite als ,rot‘ angegriffen wurde, zu verteidigen. Obgleich er wusste, dass ich in pädagogischer und politischer Hinsicht nicht den Wünschen des NS-Lehrerbundes entsprach, hat er mir als Schriftleiter der ‚Jugendschriftenwarte‘ im großen und ganzen freie Hand gelassen.“[34]
Der Berufungsausschuss 3 unter Leitung des für Milde bekannten Dr. Kiesselbach befasste sich am 19.1.1948 mit Max Fehring, gab der Berufung statt mit der Maßgabe, Fehring in den Ruhestand zu versetzen mit 33 1/3 seiner Pension, die ihm am 1.5.1933 zugestanden hätte. Er wurde in Kategorie IV eingruppiert.
„Nach den dem Ausschuss vorliegenden aus der Feder Fehrings stammenden Aufsätzen, die von NS-Schlagworten und Gedankengängen getränkt sind, kann es nicht zweifelhaft erscheinen, dass er sich propagandistisch-ativistisch für den NS eingesetzt hat. Andererseits hat F. sich offenbar niemals zu irgendwelchen politischen Verfehlungen hinreißen lassen.“[35]
Max Fehring stellte am 5.9.1949 den Antrag, das Verfahren wieder aufzunehmen.[36]
Erst als der Leitende Ausschuss am 31.7.1952 endgültig beschloss, Fehring in Kategorie V einzustufen und erklärte, dass dies eine echte Entnazifizierungsentscheidung sei, die „bei Erfüllung der allgemeinen gesetzlichen Voraussetzungen Rechtsansprüche gewährt“, war die Schulbehörde noch einmal genötigt, sich mit dem Fall zu beschäftigen.
Intern äußerte sich Landesschulrat Ernst Matthewes zu dem Fall am 4.9.1952:
„Ich kenne Fehring nur aus der Zeit vor 33. Er war mit Prof. Freudenthal der führende Methodiker für den Geschichtsunterricht und hat durch seine Veröffentlichungen den Geschichtsunterricht an den Schulen stark befruchtet. Über seine pädagogischen und wissenschaftlichen Qualitäten besteht kein Zweifel. Ich habe nach 1933, nachdem er sich zum Nationalsozialismus bekannte, Prof. Fehring aus den Augen verloren und nur einige Aufsätze von ihm gelesen, die stark ns-gefärbt waren.“[37]
Ernst Matthewes bat Kurt Zeidler um eine Stellungnahme dazu, die dieser am 4.10.1952 vorlegte. Zeidler bestätigte das Matthewes-Urteil, was die Leistungen Fehrings auf dem Gebiet des Geschichtsunterrichts in der Zeit vor 1933 anging:
„Von dem Kreise von Methodikern des Geschichtsunterrichts, dem Fehring angehörte, gingen beachtliche Anregungen aus, und Fehring selbst galt als ein modern denkender, aufgeschlossener Pädagoge mit tüchtigem Fachwissen und gesundem historischen Blick und Urteil. Umso größer war die Enttäuschung, um nicht zu sagen: das Entsetzen im Kreise der Nazigegner, als sie Fehrings Aufsätze in den Jahrgängen 1933/34 der Hamburger Lehrerzeitung zu Gesicht bekamen. Schwülstigere NS-Phrasen hat es nirgendwo gegeben! Das konnte bei einem Manne wie Fehring nur als peinlicher opportunistischer Umfall gedeutet werden, und anders kann es auch heute nicht gedeutet werden. Das Unheil, das damals mit diesen Schreibereien angerichtet wurde, war nicht gering: Bei dem Ansehen, das Fehring genoss, musste dieser Umfall für alle, die politisch nicht sehr widerstandsfähig waren, ansteckend wirken. Fehring hat damit der Ausbreitung nationalsozialistischer Ideen in der Hamburger Lehrerzeitung in einem Maße Vorschub geleistet, wie nur wenige andere außer ihm.
Eine Wiederbeschäftigung Fehrings in einer leitenden Stellung oder im Rahmen der Lehrerbildung erscheint mir unter diesen Umständen völlig ausgeschlossen. Ich vermag nicht zu beurteilen, wie weit der Beschluss des Leitenden Ausschusses am 29.7.1952 automatisch Konsequenzen für die Rechtsstellung Fehrings nach sich zieht. Wenn die Schulbehörde Entscheidungsfreiheit hat, würde ich Erhöhung des Ruhegehalts auf zwei Drittel des sonst gesetzlich Zustehenden (statt wie bisher ein Drittel) oder Wiederbeschäftigung als Lehrer für angemessen halten.“[37]
Der Personalreferent im Volksschulbereich, Schulrat Karl Hoffmann, schloss sich der Position von Kurt Zeidler an.[38]
Max Fehring bat daraufhin, nicht wieder als Lehrer arbeiten zu müssen, sondern nach einer Magenoperation in den Ruhestand versetzt zu werden.[39]
Ab dem 1.9.1953 war Max Fehring mit der vollen Pension eines C 3-Professors in den Ruhestand versetzt.[40]
Von nun an widmete er sich dem Aufbau des Sozialen Genesungswerks Pelzerhagen, an der Ostsee, das aus dem Schullandheim der Volksschule Taubenstraße hervorgegangen war, an der Fehring als Volksschullehrer seine Anfangsjahre verbrachte. Max Fehring war dort seit 1923 Vorsitzender und hatte viel Arbeitskraft in dieses Projekt investiert. Seine Schreiben an die Schulbehörde verfasste er auf dem Briefpapier des Sozialen Genesungswerks Pelzerhagen, wo er zeitweise auch wohnte.[41]
Max Fehring starb am 22.8.1966.[42]
Text: Hans-Peter de Lorent

Anmerkungen
1 Alle Angaben nach den verschiedenen Lebensläufen von Max Fehring in seiner Personalakte, StA HH, HW DPA, 361-6_IV 1265
2 Personalakte a. a. O.
3 Ebd.
4 Ebd.
5 Hinweis von Gustaf Deuchler in einem Schreiben vom 19.10.1927 an die Hochschulbehörde, Personalakte a. a. O.
6 Personalakte a. a. O.
7 Personalakte a. a. O.
8 Personalakte a. a. O.
9 Personalakte a. a. O.
10 Siehe die Biografie Gustaf Deuchler, in: Hans-Peter de Lorent: Täterprofile Bd. 1, Hamburg 2016, S. 142 ff.
11 Entnazifizierungsakte Fehring, StA HH, 211-11_Ed 7547
12 Personalakte a. a. O.
13 HLZ 1/1946, S. 3.
14 Max Fehring: Sinn und Aufgabe unserer Gauzeitung, HLZ 1/1936, S. 2.
15 Ebd., S. 3.
16 Ebd.
17 Max Fehring: Geschichtsunterricht und Nationalsozialismus, HLZ 25/26-1933, S. 357.
18 Ebd.
19 Ebd., S. 358.
20 Ebd.
21 Ebd.
22 Ebd., S. 359 f.
23 Max Fehring: Kritik und Aufbau, HLZ 25/26-1934, S. 396 f.
24 Mitteilungsblatt des NSLB, Januar 1941, S. 5.
25 Eignung Bericht vom 31.10.1938, Personalakte a. a. O.
26 Ernennungsmitteilung vom 5.5.1939, Personalakte a. a. O.
27 Einspruch gegen meine Entlassung aus dem Beamtenverhältnis vom 25.7.1946, Entnazifizierungsakte a. a. O.
28 Ebd.
29 Ebd.
30 Ebd.
31 Gutachten von Gustav Schmidt vom 26.10.1946, Entnazifizierungsakte a. a. O.
32 Beratender Ausschuss vom 12.8.1947, Entnazifizierungsakte a. a. O.
33 Beratender Ausschuss vom 5.9.1947, Entnazifizierungsakte a. a. O.
34 Schreiben von Franz Jürgens vom 21.8.1947, Entnazifizierungsakte a. a. O.
35 Berufungsausschuss 3 vom 19.1.1948 Entnazifizierungsakte a. a. O.
36 Antrag vom 5.9.1949, Entnazifizierungsakte a. a. O.
37 Leitender Ausschuss vom 31. Juli 1952, Entnazifizierungsakte a. a. O.
38 Stellungnahme von Kurt Zeidler vom 4.10.1952, Entnazifizierungsakte a. a. O.
39 Karl Hoffmann am 21.10.1952, Entnazifizierungsakte a. a. O.
40 Schreiben vom 4.11.1952, Personalakte a. a. O.
41 Personalakte a. a. O.
42 Personalakte a. a. O.
 

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Datenbank online Die Dabeigewesenen

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Von Hamburger NS-Täter/innen, Profiteuren, Denunziant/innen, Mitläufer/innen und Zuschauer/innen ... Eine Hamburg Topografie.

NS-Dabeigewesene

Aufsätze

Erklärung zur Datenbank

Stand Januar 2024: 914 Kurzprofile und 332 sonstige Einträge.

Diese Datenbank ist ein Projekt in Fortsetzung (work in progress). Eine Vollständigkeit ist niemals zu erreichen. Sie startete online im Februar 2016 mit rund 520 Profilen und mehr als 200 weiteren Einträgen und wird laufend ergänzt und erweitert werden. Wissenschaftliche Institute, Gedenkstätten, Universitäten und zum Thema forschende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können gern ihre erarbeiteten Profile in diese Datenbank stellen lassen.

Quellenangaben, die sich auf Webseiten beziehen, sind die zum Zeitpunkt der Recherche gefundenen. Sollten Sie veraltete Links oder Aktualisierungen bzw. Verschiebungen der Inhalte feststellen, freuen wir uns über Hinweise.

Vor etlichen Jahren hat die Landesszentrale für politische Bildung Hamburg die Stolperstein-Datenbank www.stolpersteine-hamburg.de ermöglicht und gibt seit rund zehn Jahren gemeinsam mit dem Institut für die Geschichte der Deutschen Juden unter der Projektleitung von Dr. Beate Meyer und Dr. Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung die Publikationsreihe „Stolpersteine in Hamburg, biografische Spurensuche“ heraus. Mit dieser Datenbank „Die Dabeigewesenen“ möchte die Landeszentrale für politische Bildung nun den Blick auf diejenigen lenken, die das NS-System stützten und mitmachten. Denn:

Eine Gesellschaft, die sich eine offene und freie Zukunft wünscht,
muss [...] über eine Kultur verfügen, die nicht auf dem Verdrängen
und Vergessen der Vergangenheit beruht.“ (Mario Erdheim Psychoanalytiker) 1)

Diese aktuell immer noch so wichtige Aussage bildet den inhaltlichen Ausgangspunkt dieser Datenbank. Sie enthält eine Sammlung mit Kurzprofilen über Menschen, die auf unterschiedlichste Weise an den NS-Gewaltverbrechen in Hamburg Anteil hatten, z.B. als Karrierist/innen, Profiteur/innen, Befehlsempfänger/innen, Denunziant/innen, Mitläufer/innen und Täter/innen. Aber auch sogenannte Verstrickte, die z. B. nach durchlittener Gestapo-Folter zum Spitzel wurden. Unter all diesen Dabeigewesenen gab es auch Menschen, die in keiner NS-Organisation Mitglied waren, die aber staatliche Aufträge - zum Beispiel als Künstler oder Architekt - annahmen und so von dem NS-System profitierten, im Gegensatz zu denen, die sich diesem System nicht andienten, deshalb in die Emigration gingen oder in Kauf nahmen, keine Karriere mehr zu machen bzw. kaum noch finanzielle Einnahmen zu haben.

Ebenso wurden solche Personen aufgenommen, die zum Beispiel vor und während der NS-Zeit den Idealen des Heimatschutzes und der Technik-Kritik anhingen und das NS-Regime dadurch unterstützten, indem sie staatliche Aufträge annahmen, die diesen Idealen entsprachen, da das NS-System solche Strömungen für seine Ideologie vereinnahmte.

Für die Datenbank „Die Dabeigewesenen“ wurden alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens wie Medizin, Justiz, Bildung und Forschung, Verwaltung, Kirche, Fürsorge und Wohlfahrt, Literatur, Theater und Kunst, Wirtschaft, Sport, Polizei und parteipolitische Organisationen berücksichtigt.

„denn wir können (…) das ganze Phänomen des Mitmachens und des Ermöglichens, das ja in der NS-Zeit eine genauso große Rolle gespielt hat, wie die Bereitschaft, selbst aktiver Täter vor Ort zu sein - das alles können wir nur verstehen, wenn wir die verschiedenen Facetten der Täterschaft noch viel genauer betrachten, als das bisher geschehen ist." 2)

In vielen Profilen wird der weitverbreitete Enthusiasmus vieler Deutscher für den Nationalsozialismus, gegenüber „seiner Wirtschafts- und Sozialpolitik, seine Architektur, seine Weltanschauung" 3) etc. deutlich. Und es zeigt sich, dass Menschen das NS-System stützten, indem sie z. B., ohne darüber nachzudenken und ohne zu hinterfragen, bereitwillig moralische und soziale Normen des NS-Staats übernahmen.

Mit Schaffung der „Ausgrenzungsgesellschaft“ war es für die „Mehrheitsgesellschaft“ möglich, u. a. NS-Rassentheorien praktisch umzusetzen.

Diese Erkenntnis ist angesichts heutiger aktueller gesellschafts-politischer Entwicklungen von Bedeutung. In einem Interview zum Thema Fremdenfeindlichkeit bemerkte der Antisemitismusforscher Prof. Dr. Wolfgang Benz auf die Frage, ob aus der Geschichte zu lernen sei. „Wir könnten schon. Wir könnten zum Beispiel lernen, dass der Fremde nicht schuld ist an dem Hass, der ihm widerfährt. Es scheint tatsächlich schwierig zu vermitteln zu sein, dass das Opfer nicht dafür verantwortlich ist, dass es totgeschlagen oder misshandelt wird. Juden werden nicht verfolgt, weil an ihnen etwas ist, was sie zu Opfern macht, sondern weil die Mehrheitsgesellschaft Opfer braucht, und zwar zur eigenen Identitätsstiftung. Zuwanderer, Fremde, Andersgläubige werden ausgegrenzt. Das stärkt das Selbstgefühl der Mehrheit.“ 4)

Mit der Datenbank soll eine Hamburg Topographie der „Dabeigewesenen“ entstehen, um somit konkrete Orte des NS-Geschehens sichtbar zu machen. Deshalb werden auch nur diejenigen Dabeigewesenen aufgenommen, die zwischen 1933 und 1945 in Hamburg mit seinen Grenzen nach 1937 gelebt/gearbeitet haben. Neben Personenprofilen sind auch Adressen von NSDAP-Organisationen und -Einrichtungen zu finden. Darüber hinaus gibt es für einzelne Stadtteile Einträge, die die NS-Aktivitäten im Stadtteil beschreiben. In der Datenbank kann nach Namen, Straßen, Bezirken und Stadtteilen gesucht werden, damit also auch nach den Wohnadressen und/oder Adressen der Arbeitsstätten (soweit recherchierbar). Durch Hinzuziehen der Stolpersteindatenbank (hier sind die Adressen der NS-Opfer aufgenommen, für die bisher Stolpersteine verlegt wurden) und der virtuellen Hamburg-Stadt-Karte (sie verzeichnet die Zwangsarbeiterlager und Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigt haben) wird eindringlich deutlich, wie dicht benachbart Opfer und Dabeigewesene in Hamburg gelebt und gewirkt haben. Mit diesen Informationen ist es immer schwerer, die altbekannte Entschuldigung aufrecht zu erhalten; wir haben doch nichts davon gewusst.

In den vorgestellten Profilen liegt der Fokus auf Handlungen und Einstellungen zum NS-Regime. Privates wird nur erwähnt, wenn es für die Haltung zum NS-Regime von Relevanz ist. Recherchegrundlage für diese Datenbank waren bereits vorhandene wissenschaftliche Veröffentlichungen (z. B. von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und dem Institut für Zeitgeschichte), Biographien, Sammelbände und Dissertationen zu Hamburg im Nationalsozialismus, aber auch in diversen Fällen Entnazifizierungsakten und andere Akten und Dokumente, die im Staatsarchiv Hamburg zur Verfügung stehen. Für die Adressenrecherchen wurden die digitalisierten Hamburger Adressbücher von 1933 bis 1943 der Staats- und Universitätsbibliothek genutzt. Trotz größter Sorgfalt beim Zusammentragen der Daten, ist es dennoch möglich, dass Schreibweisen von Namen variieren und Lebensdaten fehlerhaft sind. In den Profilen und den Beschreibungen der Funktionen sowie des „Wirkens“ des Dabeigewesenen konnte nicht komplett auf das NS-Vokabular – der Sprache der Täter – verzichtet werden, dennoch wurde versucht, diesen Anteil gering zu halten und neutralere Umschreibungen zu finden.
Die meisten der aufgeführten Personen wurden schnell nach Kriegsende durch die Entnazifizierungsstellen als entlastet eingestuft, sie mussten sich selten vor Gericht verantworten oder sie wurden aufgrund von Verjährung ihrer Taten nicht juristisch verurteilt. So stellt Can Bozyakali in seiner Dissertation z. B. zum Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht fest, dass auch in Hamburg bis Anfang der 1950er Jahre 63% aller Justizjuristen, die am Sondergericht tätig gewesen waren, wieder in den Justiz-Dienst eingestellt wurden. „[…] anhand dieser Werte [kann] von einer ‚Renazifizierung‘ gesprochen werden.“ 5)

Dr. Rita Bake, Dr. Brigitta Huhnke, Katharina Tenti (Stand: Anfang 2016)

1) Mario Erdheim: „I hab manchmal furchtbare Träume … Man vergißts Gott sei Dank immer glei...“ (Herr Karl), in: Meinrad Ziegler, Waltraut Kannonier-Finster: Österreichisches Gedächtnis. Über Erinnern und Vergessen der NS-Vergangenheit. Wien 1993.
2) Wolfram Wette: Deutschlandfunk-Interview am 20.11.2014, anlässlich seines neuen Buches: „Ehre, wem Ehre gebührt. Täter, Widerständler und Retter - 1933-1945“, Bremen 2015.
3) Raphael Gross: Anständig geblieben. Frankfurt a. M.  2010, S. 17.
4) Wolfgang Benz: „Ich bin schon froh, wenn es nicht schlimmer wird". Der Historiker Wolfgang Benz über die lange Geschichte der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland – und was neu ist an den Pegida-Märschen. Interview: Markus Flohr und Gunter Hofmann, in ZEIT online vom 21. Dezember 2015. www.zeit.de/zeit-geschichte/2015/04/wolfgang-benz-pegida-antisemitismus-fremdenfeindlichkeit
5) Can Bozyakali: Das Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht: Eine Untersuchung der NS-Sondergerichte unter besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Verordnung gegen Volksschädlinge, Frankfurt/ Main 2005, S. 235.

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