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August Kaphengst

(9.12.1889 Hamburg – 13.6.1938)
Schulleiter am Realgymnasium und der Realschule in Barmbek, Osterbeckstraße 107
Streekweg 8 (Wohnadresse 1935)

Dr. Hans-Peter de Lorent hat über August Kaphengst ein Portrait verfasst, das in Hans-Peter de Lorents Buch: Täterprofile. Die Verantwortlichen im Hamburger Bildungswesen unterm Hakenkreuz. Band. 3. Hamburg 2019 erschienen und im Infoladen der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg erhältlich ist. Hier der Text:  
 „Dass Sie mich gerade mit der Büste unseres unvergleichlichen Führers beehrten, ist mir ein erfreulicher Beweis dafür, dass Sie mich in meinem Ringen um das politische Ideal, auch bei meiner Schularbeit, richtig erkannten.“

Zur Gruppe der Schulleiter, die im Bereich der höheren Schulen in Zeiten der Selbstverwaltung der Weimarer Republik vom Kollegium an die Spitze der Schule gestellt wurden und 1933 in die NSDAP eintraten und dann auf der Schulleiterliste von Senator Karl Witt am 10.7.1933 weiterhin als Schulleiter standen, gehörte August Kaphengst am Realgymnasium und der Realschule in Barmbek, Osterbeckstraße 107. Er war ein glühender Verehrer Adolf Hitlers, dem er am 6.9.1937 einen unfassbaren handschriftlichen Brief schrieb, um diesen zu bitten, in den Ruhestand versetzt zu werden aufgrund seiner schweren Krankheit. Eine tragische Gestalt.
August Kaphengst wurde am 9.12.1889 in Hamburg geboren. Er besuchte die Vorschule der Realschule vor dem Lübeckertor, wechselte danach auf die Oberrealschule auf der Uhlenhorst, an der er Ostern 1908 die Reifeprüfung bestand. Anschließend studierte er an den Universitäten Marburg, Berlin und Greifswald Deutsch, Französisch und Erdkunde.[1]
1912 hatte August Kaphengst in Greifswald die Ergänzungsprüfung in Latein abgelegt, am 20.2.1913 wurde er promoviert und das erste Staatsexamen bestand er am 24.10.1914 ebenfalls in Greifswald. Am 5.11.1914 bewarb er sich als Kandidat für das höhere Schulwesen in Hamburg, wollte eigentlich an die Gelehrtenschule des Johanneums, wurde dann aber an die Oberrealschule St. Georg zum Probejahr zugelassen.[2]
Seit dem Sommer 1915 war August Kaphengst im Kriegsdienst schwer erkrankt. Wie er selbst erklärte, hatte er „im Felde Typhus und danach Thrombose des rechten Beines“, die ihn viele Monate ans Lazarett und das Krankenbett fesselte.[3]
Am 30.6.1917 wurde August Kaphengst vom Kriegsdienst zurückgestellt, seit 1920 war er Oberlehrer an der Realschule in Barmbek, die 1925 auch einen Realgymnasiums-Zweig bekam.[4]
Als der langjährige Schulleiter des Reform-Realgymnasiums mit Realschule in Barmbek, Prof. Paul Hering zum Sommer 1927 aus Altersgründen pensioniert wurde, wählten das Lehrerkollegium und die Elternvertreter am 16.8.1927 August Kaphengst einstimmig zum neuen Schulleiter. „Dass das Kollegium mit seiner Amtsführung einverstanden war, zeigt seine einstimmige Wiederwahl 1931.“[5]
August Kaphengst war politisch über Jahre engagiert und aktiv gewesen. In dem Fragebogen zur Durchführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums hatte er 1933 angegeben, bis 1923 Mitglied der Deutschen Volkspartei (DVP) und dort auch in der Lehrergruppe der DVP gewesen zu sein, seit Juni 1919 der Gruppe „Stahlhelm“ bis zum 5.1.1933 angehört zu haben. Seit dem 2.3.1933 war Kaphengst Mitglied der NSDAP.
Auch deswegen stand er auf der Liste von Senator Karl Witt vom 10.7.1933 als Schulleiter für das Realgymnasium und die Realschule Barmbek.[6]
Der Hamburger Philologenverein, der am 27.6.1933 in der Aula des Heinrich-Hertz-Realgymnasiums eine Mitgliederversammlung durchführte, bei der der bisherige Vorsitzende Theodor Mühe[7] „den Vorsitz niedergelegt und seinen Protegé Karl Züge[8] als Nachfolger empfohlen hatte“[9], wählte für die zwei ausgeschiedenen ehemaligen Vorsitzenden Theodor Körner und Adolf Lindemann zwei „überzeugte Nationalsozialisten“ an deren Stelle, nämlich Gerhard Rösch[10] und August Kaphengst.[11]
Alle genannten Personen waren Nationalsozialisten, die als Schulleiter fungierten oder, wie Theodor Mühe schon 1933 und Karl Züge 1942 als Oberschulräte für die höheren Schulen in die Schulverwaltung wechselten. Da auch die ehemaligen Vorsitzenden Theodor Körner und Adolf Lindemann[12] NSDAP-Mitglieder wurden und die weiteren Vorstandsmitglieder Berthold Ohm[13] als Kassenwart, Herbert Bieber[14] als zweiter Vorsitzender und der Schriftführer Willy Kowallek[15] NSDAP-Mitglieder wurden und in Schulleitungsstellen oder im NSLB Funktionen übernahmen, ist die Ausrichtung des Hamburger Philologenvereins an dieser zeitlichen Nahtstelle politisch deutlich charakterisiert.
Ein Jahr später hatte August Kaphengst auch eine herausgehobene Funktion im NSLB übernommen. Er gehörte dem Ehrengericht im NSLB an, mit einigen anderen nationalsozialistischen Aktivisten unter dem Vorsitz von Oberschulrat Albert Mansfeld, der gleichzeitig als stellvertretender Gauamtsleiter des NSLB fungierte.[16]
August Kaphengst war also ein ausgewiesener Nationalsozialist, der sich als sehr umtriebig und aktiv erwies. Das zeigt auch die Festschrift „75 Jahre Gymnasium Uhlenhorst-Barmbek“, in der ein Redaktionskollegium der Schule akribisch die vorhandenen Schulakten aus der NS-Zeit ausgewertet hat. So heißt es dort:
„Durch eine Vielzahl von Maßnahmen versuchte die nationalsozialistische Regierung, die Lehrer für ihre Ideologie zu gewinnen und damit einen entsprechenden Unterricht in den Schulen zu erreichen. Seit dem Herbst 1933 wurden die Lehrer des Realgymnasiums in Barmbek regelmäßig aufgefordert, an Schulungskursen, Fortbildungsveranstaltungen, Vorträgen, Filmvorführungen und Lehrgängen teilzunehmen. Bei einigen dieser Veranstaltungen wurde die Teilnahmepflicht besonders betont. Dazu zählten politische Vorträge und Wehrsport-Lehrgänge, die alle Lehrer bis zu 35 Jahren besuchen mussten. Viel Wert wurde auf die Luftschutzausbildung der Lehrer gelegt. Ab 1934 wurden ständig Kurse angeboten. Drei Lehrer jeder Schule mussten sich verpflichten, dreimal sechs Abende einer Vortragsreihe zu besuchen. Auch zu Kundgebungen und Feiern der Nationalsozialisten hatten die Lehrer zu erscheinen, zum Beispiel am SA-Ehrenmal auf dem Ohlsdorfer Friedhof oder, in geschlossener Marschformation, bei der Maifeier. Wurde an der Schule die Hakenkreuzfahne gehisst, durfte niemand unentschuldigt fehlen.“[17]
In dieser Weise wurde an vielen Schulen agiert und geworben. Schulleiter August Kaphengst zeigte sich dabei mit deutlichem Eifer:
„Die Lehrer sollten aber nicht nur passiv an all diesen Veranstaltungen teilnehmen, sondern aktiv für die nationalsozialistischen Ideen eintreten. Im Oktober 1933 forderte sie der Schulleiter auf, unter den Schülern für die Jugendzeitschriften der NSDAP zu werben, ein Jahr später versuchte bereits einer der Lehrer, unter seinen Kollegen Abonnenten für Parteizeitschriften zu finden. Spenden für das Winterhilfswerk und zur Förderung der ‚nationalsozialistischen Arbeit‘ wurden vom Dezember 1933 an nicht mehr freiwillig bezahlt, sondern von der Landesunterrichtsbehörde gleich vom Gehalt der Lehrer abgezogen oder vom Schulleiter eingesammelt.“[18]
Alle Beamten mussten nach dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7.4.1933 einen Fragebogen ausfüllen und dort alle Mitgliedschaften in politischen und anderen Organisationen eintragen.
„Gehörte ein Lehrer einem der von den Nationalsozialisten unterdrückten Vereine an, zum Beispiel dem Rotary-Club, dann wurde ihm der Austritt nahegelegt. Aber auch die ehemaligen Mitglieder verbotener pazifistischer und kirchlicher Vereinigungen mussten sich bei der Landesunterrichtsbehörde melden. Als der Hamburger Philologenverein aufgelöst wurde, erhielt die Barmbeker Schule 1936 für Ihre Bibliothek rund 490 RM aus seinem Vermögen.“[19]
Neben dem regulären Unterricht wurden den Schülern des Realgymnasiums in Barmbek regelmäßig nationalsozialistische Propagandafilme vorgeführt. „Sie hatten Titel wie ‚Der Verräter‘ oder ‚Arbeit bringt Brot, Arbeit bricht Not‘. In der Aula hörten die versammelten Lehrer und Schüler Rundfunkübertragungen. Ab und zu wurden an der Schule auch Vorträge gehalten, 1933 zum Beispiel von einem Überlebenden der Skagerrak-Schlacht über seine Erlebnisse. 1937 – und dann besonders in den Kriegsjahren, warben Offiziere für die Wehrmacht.“[20]
Disziplin wurde an der Schule hochgehalten. „Die Zahl der Strafen mit dem Rohrstock scheint damals zugenommen zu haben. Eine Notiz vom Dezember 1933 besagt: ‚Die Zahl der Eintragungen ist infolge körperlicher Züchtigung durch den Schulleiter gesunken.‘ Verspätete sich ein Schüler, dann musste er sich sechs Tage lang jeden Morgen pünktlich beim Hausmeister melden.“[21]
Kurios auch ein anderer Fall, der in der Festschrift erwähnt wird und auch Schulleiter Kaphengst betrifft:
„Der Schulleiter hatte erfahren, dass ein Schüler ‚unsittliche Dinge erzählt und unter anderem auch geschlechtliche Verhütungsmittel mit in die Schule gebracht und gezeigt‘ hatte. Er schlug der Schulbehörde vor, diesen Schüler mit einer ‚ernsten Verwarnung‘ an eine andere Schule zu versetzen. Die Schulbehörde empfahl aber, den Schüler in einer Parallelklasse erst einmal scharf zu beobachten. Der Vater des Schülers protestierte gegen diese Maßnahme und wies darauf hin, dass auch andere Schüler der Klasse sich für solche Dinge interessierten und dies nicht unbedingt ungewöhnlich für Jungen in diesem Alter sei (ca. 14-jährige Schüler). Daraufhin ‚verhörte‘ der Schulleiter einige andere Schüler. Über die Ergebnisse dieser Gespräche notierte er, er habe ‚leider festgestellt, dass die Kenntnis solcher Dinge in der Klasse ziemlich verbreitet ist. Da also F. keineswegs der einzige Verführer ist, habe ich nach eigenem Ermessen ihn in der Klassengemeinschaft gelassen. Nachdem ich die als unschuldig bezeichneten Jungen aus der Klasse hinaus geschickt hatte, habe ich die übrigen vor weiterer Verbreitung gewarnt und angedroht, dass derjenige von der höheren Schule verwiesen würde, der sich auf diesem Gebiet etwas zuschulden kommen lasse.“[22]
In der Schulchronik wurde die Schule in der NS-Zeit so dargestellt:
„1933 machte unser Vaterland seine größte politische Wandlung durch, die natürlich auch die Schüler und Lehrer vor große Aufgaben stellte. Die Hitlerjugend mit ihren Schulungen, Heimatabenden und Lagern erforderte Zeit und Kraft aller Beteiligten. Geschickt hatten sich die neuen Forderungen dem Schulwissen einzufügen. Denn, wenn die Schule die ihr anvertraute Erziehungsaufgabe erfüllen soll, bedarf sie unbedingt der Autoritätsstellung in allen Kreisen, ganz besonders bei der Jugend, die dort den Grundstock für ihre späteren Führerämter erhalten soll und dann auch ohne Schwierigkeit ein reibungsloses Zusammenarbeiten zwischen Schule und Hitlerjugend gewährleistet zum Segen für Jung und Alt.“[23]
August Kaphengst, der seit 1920 verheiratet war und mit seiner Frau Veronika zwei Kinder hatte, erkrankte 1935 und musste 1936 mehrere Kuren, Untersuchungen und ständige ärztliche Behandlungen über sich ergehen lassen. Die Thrombose im Bein meldete sich wieder, eine chronische Erkrankung der Galle und der Leber wurden diagnostiziert und Kaphengst litt unter Mattigkeit. Auf den Fotos von ihm im Schulleitungsbüro kann man es erkennen. Es wurde über die Versetzung in den Ruhestand nachgedacht, und als August Kaphengst dazu entschlossen war, verfasste er einen denkwürdigen handschriftlichen Brief an Adolf Hitler, den er auf dem Dienstweg „durch die Kultur- und Schulbehörde in Hamburg“ nach Berlin sandte. Der Wortlaut:
„Mein Führer!
Nachdem ich, Dr. phil. August Heinrich Kaphengst, Leiter eines Realgymnasiums und einer Realschule in Hamburg, 47-jährig, 30 v. H. kriegsbeschädigt, seit längerer Zeit wegen einer Entzündung der Leber vom Schuldienst beurlaubt worden bin, die Wiederherstellung meiner Gesundheit aber nach ärztlichem Urteil voraussichtlich noch ein halbes Jahr dauern wird, bitte ich Sie, mein Führer, mich in den Ruhestand zu versetzen. Ich füge die Bitte hinzu, mir aber nach eingetretener Heilung die Möglichkeit zu gewähren, erneut die mir liebe berufliche Tätigkeit aufzunehmen.
Heil mein Führer!
Pg. Dr. August Kaphengst“[24]

Nachdem Kaphengst sich im Ruhestand befand, schrieb er am 23.3.1938 von zu Hause dem Kollegium einen handschriftlichen Brief, der aussagekräftig ist im Hinblick auf die Person des Schulleiters und sein Verhältnis zu der Kollegenschaft:
„Meine Mitarbeiter,
in ebenso wohltuender wie reichlohnender Weise haben Sie mir im Laufe meiner langen Krankheit Ihre treue Verbundenheit in Form sinnvoller Angebinde bewiesen, so dass ich mich jedes Mal aufs neue von Ihrem treuen Sinn bewegt fühlte. Sie fuhren nicht in die Ferien, rüsteten sich nicht auf eines unserer Feste, ohne nicht meiner mit einer Gabe zu gedenken. Ihre Anrufe, Ihre gelegentlichen Erkundigungen bei gemeinsamen Bekannten nach meinem Befinden, Ihre rücksichtsvoll spärlichen Besuche bei mir hier draußen in Volksdorf waren mir nicht minder Zeichen enger Verbundenheit. Ich kann Ihnen nur kurz versichern, dass all dies von mir als eine Wohltat empfunden und dankbaren Herzens entgegengenommen wurde; so auch Ihre letzten Gaben im abgelaufenen Jahre: der totale Krieg von Ludendorff und Försters Buch über Alt-Hamburg heute, wofür ich Ihnen erst jetzt meinen darum nicht minder herzlichen Dank ausspreche. Jetzt beim Scheiden aus dem Amte haben Sie mir nun zum letzten Male bewiesen, wie sehr ich mich, nach wie vor, trotz unserer langen Trennung, als Ihnen zugehörig fühlen darf. Unvergesslich wird mir dieser 4. März bleiben, an dem Sie durch den Besuch Ihrer Abordnung und durch die Gaben mir ans Herz rührten. Dass Sie mich gerade mit der Büste unseres unvergleichlichen Führers beehrten, ist mir ein erfreulicher Beweis dafür, dass Sie mich in meinem Ringen um das politische Ideal, auch bei meiner Schularbeit, richtig erkannten. Möge es unserer Schule in allen ihren Teilen, der Erzieherschaft und ihren Zöglingen, immerdar vom Schicksal beschieden sein, einem solchen Ideal nacheifern zu dürfen! – Ich verweile nicht in meinem Zimmer, ohne mich nicht beim Anblick der Führerbüste erhaben und verpflichtet zu fühlen und zugleich Ihres gebefreudigen Spenders in Dankbarkeit zu gedenken. Ihre Abschiedsworte indes, die Sie in jener wundervoll gearbeiteten Mappe niederlegten, bewegen mir immer wieder das Herz. Dass mein kameradschaftliches Streben in der Zeit unserer gemeinsamen Arbeit so treuen Widerhall gefunden, ist der herrlichste Lohn, der mir aus meiner Amtsführung erwachsen konnte. Ich weiß nicht, ob Sie es ermessen können, was solcher Worte Sinn für mich, den vorzeitig Untätigen, bedeutet. Sie gelten mir nicht weniger als das Gesamtergebnis aus meiner Lebenstätigkeit und sind ebenso ehrend wie beschämend für mich wegen ihrer offen bekundeten Anerkennung.
Ich darf diese Zeilen wohl mit der Versicherung schließen, dass Sie durch die Äußerung über unsere künftige Verbundenheit mir im Voraus einen Herzenswunsch erfüllt haben. Soweit es meine Gesundheit gestattet, werde ich dankbarst an dem äußeren und inneren Leben unserer Schule teilnehmen. Möge ich dann stets feststellen dürfen, dass an unserer Schule die gesamte Mitarbeiterschaft unsere Schüler nach dem bisher stolz betätigten Grundsatz erzieht, der zur Leistung wie zur Bescheidenheit gleichermaßen verpflichtet: mehr sein als scheinen!
In Treue Ihr Dr. August Kaphengst“[25]
Dies war gleichsam das Vermächtnis des bisherigen Schulleiters Kaphengst. Er erholte sich nicht wieder und starb kurze Zeit darauf am 13.6.1938.[26]
Der „Hamburger Anzeiger“ vom 18.6.1938 berichtete von der Gedenkfeier, die in der Schule in Barmbek im Beisein der Lehrer- und Schülerschaft stattfand, und der auch OSR Walter Behne beiwohnte. In der Würdigung Kaphengst hieß es:
„Er war seinen Lehrern und Schülern ein Führer im nordisch-germanischen Sinne. Erfüllt von glühender Vaterlandsliebe, begrüßte er mit Begeisterung die Morgenröte des neuen Deutschlands; als Ortsgruppenleiter des NS-Lehrerbundes in Volksdorf wirkte er für Partei und Staat. Im Dienst sich verzehrend – dieses Wort war auch für ihn geschrieben. Mitten in seiner rastlosen Arbeit erhielt er den Keim des tückischen Leidens, das seinem Wirken an der Anstalt zu früh ein Ende setzte.“[27]
Text: Hans-Peter de Lorent

Anmerkungen
1 Alle Angaben laut Personalakte Kaphengst, StA HH, 361-3_A 1613
2 Personalakte
3 Angaben laut dem Befund des staatlichen Gesundheitsamtes für das Land Bremen vom 26.7.1937, Personalakte a. a. O.
4 Siehe dazu die lesenswerte Festschrift: „Gutes altes GUB“. Festschrift zum 75-jährigen Bestehen des Gymnasiums Uhlenhorst-Barmbek, Hamburg 1983, S. 126.
5 Festschrift 1983, S. 144.
6 Personalakte a. a. O.
7 Siehe die Biografie Theodor Mühe, in: Hans-Peter de Lorent: Täterprofile Bd. 1, Hamburg 2016, S. 371 ff.
8 Siehe die Biografie Karl Züge, in: de Lorent 2016, S. 385 ff.
9 Uwe Schmidt: Aktiv für das Gymnasium. Hamburgs Gymnasien und die Berufsvertretung ihrer Lehrerinnen und Lehrer von 1870 bis heute, Hamburg 1999, S. 320.
10 Siehe die Biografie Gerhard Rösch in diesem Band.
11 Uwe Schmidt 1999, S. 320.
12 Siehe die Biografie Adolf Lindemann in diesem Band.
13 Siehe die Biografie Berthold Ohm, in: de Lorent 2016, S. 575 ff.
14 Siehe die Biografie Herbert Bieber, in: Hans-Peter de Lorent: Täterprofile Bd. 2, Hamburg 2017, S. 306 ff.
15 Siehe die Biografie Willy Kowallek in diesem Band.
16 HLZ 1/1934, S. 11. Siehe auch die Biografie Albert Mansfeld, in: de Lorent 2016, S. 118 ff.
17 Festschrift 1983, S. 146.
18 Ebd.
19 Ebd.
20 Festschrift 1983, S. 157.
21 Festschrift 1983, S. 156.
22 Festschrift 1983, S. 157.
23 Schulchronik, StA HH, 362-2/33_62
24 Schreiben vom 6.9.1937, Personalakte a. a. O.
25 Schreiben vom 23.3.1938, Personalakte a. a. O.
26 Personalakte a. a. O.
27 „Hamburger Anzeiger“ vom 18.6.1938.
 

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Erklärung zur Datenbank

Stand Januar 2024: 914 Kurzprofile und 332 sonstige Einträge.

Diese Datenbank ist ein Projekt in Fortsetzung (work in progress). Eine Vollständigkeit ist niemals zu erreichen. Sie startete online im Februar 2016 mit rund 520 Profilen und mehr als 200 weiteren Einträgen und wird laufend ergänzt und erweitert werden. Wissenschaftliche Institute, Gedenkstätten, Universitäten und zum Thema forschende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können gern ihre erarbeiteten Profile in diese Datenbank stellen lassen.

Quellenangaben, die sich auf Webseiten beziehen, sind die zum Zeitpunkt der Recherche gefundenen. Sollten Sie veraltete Links oder Aktualisierungen bzw. Verschiebungen der Inhalte feststellen, freuen wir uns über Hinweise.

Vor etlichen Jahren hat die Landesszentrale für politische Bildung Hamburg die Stolperstein-Datenbank www.stolpersteine-hamburg.de ermöglicht und gibt seit rund zehn Jahren gemeinsam mit dem Institut für die Geschichte der Deutschen Juden unter der Projektleitung von Dr. Beate Meyer und Dr. Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung die Publikationsreihe „Stolpersteine in Hamburg, biografische Spurensuche“ heraus. Mit dieser Datenbank „Die Dabeigewesenen“ möchte die Landeszentrale für politische Bildung nun den Blick auf diejenigen lenken, die das NS-System stützten und mitmachten. Denn:

Eine Gesellschaft, die sich eine offene und freie Zukunft wünscht,
muss [...] über eine Kultur verfügen, die nicht auf dem Verdrängen
und Vergessen der Vergangenheit beruht.“ (Mario Erdheim Psychoanalytiker) 1)

Diese aktuell immer noch so wichtige Aussage bildet den inhaltlichen Ausgangspunkt dieser Datenbank. Sie enthält eine Sammlung mit Kurzprofilen über Menschen, die auf unterschiedlichste Weise an den NS-Gewaltverbrechen in Hamburg Anteil hatten, z.B. als Karrierist/innen, Profiteur/innen, Befehlsempfänger/innen, Denunziant/innen, Mitläufer/innen und Täter/innen. Aber auch sogenannte Verstrickte, die z. B. nach durchlittener Gestapo-Folter zum Spitzel wurden. Unter all diesen Dabeigewesenen gab es auch Menschen, die in keiner NS-Organisation Mitglied waren, die aber staatliche Aufträge - zum Beispiel als Künstler oder Architekt - annahmen und so von dem NS-System profitierten, im Gegensatz zu denen, die sich diesem System nicht andienten, deshalb in die Emigration gingen oder in Kauf nahmen, keine Karriere mehr zu machen bzw. kaum noch finanzielle Einnahmen zu haben.

Ebenso wurden solche Personen aufgenommen, die zum Beispiel vor und während der NS-Zeit den Idealen des Heimatschutzes und der Technik-Kritik anhingen und das NS-Regime dadurch unterstützten, indem sie staatliche Aufträge annahmen, die diesen Idealen entsprachen, da das NS-System solche Strömungen für seine Ideologie vereinnahmte.

Für die Datenbank „Die Dabeigewesenen“ wurden alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens wie Medizin, Justiz, Bildung und Forschung, Verwaltung, Kirche, Fürsorge und Wohlfahrt, Literatur, Theater und Kunst, Wirtschaft, Sport, Polizei und parteipolitische Organisationen berücksichtigt.

„denn wir können (…) das ganze Phänomen des Mitmachens und des Ermöglichens, das ja in der NS-Zeit eine genauso große Rolle gespielt hat, wie die Bereitschaft, selbst aktiver Täter vor Ort zu sein - das alles können wir nur verstehen, wenn wir die verschiedenen Facetten der Täterschaft noch viel genauer betrachten, als das bisher geschehen ist." 2)

In vielen Profilen wird der weitverbreitete Enthusiasmus vieler Deutscher für den Nationalsozialismus, gegenüber „seiner Wirtschafts- und Sozialpolitik, seine Architektur, seine Weltanschauung" 3) etc. deutlich. Und es zeigt sich, dass Menschen das NS-System stützten, indem sie z. B., ohne darüber nachzudenken und ohne zu hinterfragen, bereitwillig moralische und soziale Normen des NS-Staats übernahmen.

Mit Schaffung der „Ausgrenzungsgesellschaft“ war es für die „Mehrheitsgesellschaft“ möglich, u. a. NS-Rassentheorien praktisch umzusetzen.

Diese Erkenntnis ist angesichts heutiger aktueller gesellschafts-politischer Entwicklungen von Bedeutung. In einem Interview zum Thema Fremdenfeindlichkeit bemerkte der Antisemitismusforscher Prof. Dr. Wolfgang Benz auf die Frage, ob aus der Geschichte zu lernen sei. „Wir könnten schon. Wir könnten zum Beispiel lernen, dass der Fremde nicht schuld ist an dem Hass, der ihm widerfährt. Es scheint tatsächlich schwierig zu vermitteln zu sein, dass das Opfer nicht dafür verantwortlich ist, dass es totgeschlagen oder misshandelt wird. Juden werden nicht verfolgt, weil an ihnen etwas ist, was sie zu Opfern macht, sondern weil die Mehrheitsgesellschaft Opfer braucht, und zwar zur eigenen Identitätsstiftung. Zuwanderer, Fremde, Andersgläubige werden ausgegrenzt. Das stärkt das Selbstgefühl der Mehrheit.“ 4)

Mit der Datenbank soll eine Hamburg Topographie der „Dabeigewesenen“ entstehen, um somit konkrete Orte des NS-Geschehens sichtbar zu machen. Deshalb werden auch nur diejenigen Dabeigewesenen aufgenommen, die zwischen 1933 und 1945 in Hamburg mit seinen Grenzen nach 1937 gelebt/gearbeitet haben. Neben Personenprofilen sind auch Adressen von NSDAP-Organisationen und -Einrichtungen zu finden. Darüber hinaus gibt es für einzelne Stadtteile Einträge, die die NS-Aktivitäten im Stadtteil beschreiben. In der Datenbank kann nach Namen, Straßen, Bezirken und Stadtteilen gesucht werden, damit also auch nach den Wohnadressen und/oder Adressen der Arbeitsstätten (soweit recherchierbar). Durch Hinzuziehen der Stolpersteindatenbank (hier sind die Adressen der NS-Opfer aufgenommen, für die bisher Stolpersteine verlegt wurden) und der virtuellen Hamburg-Stadt-Karte (sie verzeichnet die Zwangsarbeiterlager und Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigt haben) wird eindringlich deutlich, wie dicht benachbart Opfer und Dabeigewesene in Hamburg gelebt und gewirkt haben. Mit diesen Informationen ist es immer schwerer, die altbekannte Entschuldigung aufrecht zu erhalten; wir haben doch nichts davon gewusst.

In den vorgestellten Profilen liegt der Fokus auf Handlungen und Einstellungen zum NS-Regime. Privates wird nur erwähnt, wenn es für die Haltung zum NS-Regime von Relevanz ist. Recherchegrundlage für diese Datenbank waren bereits vorhandene wissenschaftliche Veröffentlichungen (z. B. von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und dem Institut für Zeitgeschichte), Biographien, Sammelbände und Dissertationen zu Hamburg im Nationalsozialismus, aber auch in diversen Fällen Entnazifizierungsakten und andere Akten und Dokumente, die im Staatsarchiv Hamburg zur Verfügung stehen. Für die Adressenrecherchen wurden die digitalisierten Hamburger Adressbücher von 1933 bis 1943 der Staats- und Universitätsbibliothek genutzt. Trotz größter Sorgfalt beim Zusammentragen der Daten, ist es dennoch möglich, dass Schreibweisen von Namen variieren und Lebensdaten fehlerhaft sind. In den Profilen und den Beschreibungen der Funktionen sowie des „Wirkens“ des Dabeigewesenen konnte nicht komplett auf das NS-Vokabular – der Sprache der Täter – verzichtet werden, dennoch wurde versucht, diesen Anteil gering zu halten und neutralere Umschreibungen zu finden.
Die meisten der aufgeführten Personen wurden schnell nach Kriegsende durch die Entnazifizierungsstellen als entlastet eingestuft, sie mussten sich selten vor Gericht verantworten oder sie wurden aufgrund von Verjährung ihrer Taten nicht juristisch verurteilt. So stellt Can Bozyakali in seiner Dissertation z. B. zum Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht fest, dass auch in Hamburg bis Anfang der 1950er Jahre 63% aller Justizjuristen, die am Sondergericht tätig gewesen waren, wieder in den Justiz-Dienst eingestellt wurden. „[…] anhand dieser Werte [kann] von einer ‚Renazifizierung‘ gesprochen werden.“ 5)

Dr. Rita Bake, Dr. Brigitta Huhnke, Katharina Tenti (Stand: Anfang 2016)

1) Mario Erdheim: „I hab manchmal furchtbare Träume … Man vergißts Gott sei Dank immer glei...“ (Herr Karl), in: Meinrad Ziegler, Waltraut Kannonier-Finster: Österreichisches Gedächtnis. Über Erinnern und Vergessen der NS-Vergangenheit. Wien 1993.
2) Wolfram Wette: Deutschlandfunk-Interview am 20.11.2014, anlässlich seines neuen Buches: „Ehre, wem Ehre gebührt. Täter, Widerständler und Retter - 1933-1945“, Bremen 2015.
3) Raphael Gross: Anständig geblieben. Frankfurt a. M.  2010, S. 17.
4) Wolfgang Benz: „Ich bin schon froh, wenn es nicht schlimmer wird". Der Historiker Wolfgang Benz über die lange Geschichte der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland – und was neu ist an den Pegida-Märschen. Interview: Markus Flohr und Gunter Hofmann, in ZEIT online vom 21. Dezember 2015. www.zeit.de/zeit-geschichte/2015/04/wolfgang-benz-pegida-antisemitismus-fremdenfeindlichkeit
5) Can Bozyakali: Das Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht: Eine Untersuchung der NS-Sondergerichte unter besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Verordnung gegen Volksschädlinge, Frankfurt/ Main 2005, S. 235.

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