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Firma Still

( Hans Still Motorenfabrik )

Im Alter von 22 Jahren machte sich der Elektrofachmann Hans Still (18.3.1897 Hamburg – 1952 Unfalltod) 1920 mit einem Reparaturbetrieb für Elektromotoren in der Spaldingstraße selbstständig. Hans Still hatte damals zwei Mitarbeiter und entwickelte auch selbst eigene Produkte, z. B. kleine tragbare Generatoren. Ein Jahr zuvor hatte er Nicoline Maria Caroline Schlaack geheiratet. Bereits 1924, im Jahr als der Sohn Hans Martin geboren wurde, hatte die Firma Still zwanzig Mitarbeiter, 1930 dann hundert Mitarbeitende und 1940 1000 Beschäftigte. 1943 wurde der damals 19jährige Sohn Hans Martin Still im zweiten Weltkriegs als Soldat getötet. (Quellen: Heiratsurkunde der Eheleute Still und Sterbeurkunde des Sohnes, in: ancestry, Online-Plattform für Ahnenforschung)

Firma Hans Still in der NS-Zeit
In der 2012 veröffentlichten Chronik der Firma Still heißt es über die 1930er und 1940er Jahre bis zur Befreiung vom Nationalsozialismus: „Neben technischen (…) Innovationen seiner Produktpalette widmet sich der Unternehmensgründer ab Mitte der dreißiger Jahre vor allem Aspekten der Unternehmenskultur und der Versorgung seiner schnell wachsenden Zahl von Mitarbeitern. Was wir heute mit dem ‚psychosozialen Nutzen‘ einer Marke umschreiben, trifft auf einen Zeitgeist, der die positive wie die negative Seite solcher Ansätze in sich vereint.“ 1) Der Zeitgeist war damals geprägt durch den Nationalsozialismus.

Weiter heißt es in der Firmenchronik: „So finden 1934 bereits die ersten institutionalisierten Betriebsausflüge statt, einige Jahre später entstehen die ersten Betriebssportgruppen (…). Bereits ein Jahr später wird ein systematisches Vorschlagswesen für Verbesserungen innerhalb des jungen Unternehmens eingeführt. (…) 1940 gründet der Unternehmer mit der ‚Nothhilfe Hans Still e.V.‘ eine unternehmenseigene Hilfsorganisation für in Noth geratene ‚Stillianer‘.“ 1) Damals war der Zweite Weltkrieg schon ausgebrochen. „(…) die ersten kostengünstigen Werkswohnungen werden 1943 bezogen. (…).“ 1) Siehe zu den einzelnen sozialen Leistungen, die in der NS-Zeit ins Leben gerufen wurden, weiter unten im Zitat aus der Werkszeitung der Firma Still aus dem Jahre 1943. Hier werden diese sozialen Leistungen in den Kontext der nationalsozialistischen Ideologie gestellt.

Hans Stills unternehmerische Dynamik steht seit Anfang der vierziger Jahre im Kontext von Tendenzen, die mit ihrer Umdeutung von Werten wie ‚Gemeinschaftsgefühl‘ und ‚Zusammenhalt‘ zu übersteigerten völkischen Philosophien den Boden für den aufkommenden Nationalsozialismus bereiten. So gesehen sind seine Initiativen für Betriebssportgruppen, gemeinsame Betriebsausflüge und ein betriebliches Sozialwerk auch Vorboten politischer Strömungen, die in ganz andere Richtung zielen. Das macht die Initiativen an sich noch nicht verdächtig, doch gerät auch der Mensch und Unternehmer Hans Still in den Bann des aufkommenden Nationalsozialismus. Hinzu kommt, dass sich STILL zunehmend zum Hersteller rüstungsrelevanter Produkte entwickelt. Das Unternehmen produziert unter anderem Flakscheinwerferbatterien und wird deshalb als ‚kriegswichtig‘ eingestuft. Hans Still wird Mitglied der NS-Organisation und bekleidet später das Amt eines Wehrwirtschaftsführers.“ 1) Hans Still trat 1939 der NSDAP bei. „Zu Beginn des Jahres 1945 ist die Belegschaft bei STILL auf 1500 Mitarbeiter angewachsen. STILL wird damit zu einem wichtigen Akteur der Kriegs- und Rüstungswirtschaft. (…).“ 1)

Zwangsarbeitende bei Hans Still und Zwangsarbeitslager
Hierüber schreibt die Firmenchronik: „Spätestens seit 1942 sehen sich immer mehr Unternehmen (…) mit einem massiven Arbeitskräftemangel konfrontiert. Nahezu alle wehrtüchtigen Männer werden eingezogen und die deutsche Kriegswirtschaft setzt zunehmend auf aus dem Ausland deportierte Zwangsarbeiter.“ 1) So wurden z. B. aus den von den Nationalsozialisten besetzten Ostgebieten Frauen, Kinder und Männer aus ihren Heimatorten zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt, wo sie meist unter menschenunwürdigen Bedingungen hart arbeiten mussten. Laut Chronik der Firma STILL waren bei STILL: „zeitweise 30 Zwangsarbeiterinnen beschäftigt (…). Sie kommen aus Belgien, Frankreich, Griechenland, Holland, Italien, Jugoslawien, Kroatien, Lettland, der Tschechoslowakei und der Ukraine. Die Linde AG leistet (…) auch im Namen des Unternehmens STILL Ausgleichszahlungen an den von der Bundesrepublik und der deutschen Industrie gebildeten Ausgleichsfonds.“ 1) (Quelle: 1) STILL die Geschichte. Autor Markus Stoll. Hamburg 2012, unter: www.still.de/fileadmin/global/06_Unternehmen/epaper/STILL_Geschichte/DE/index.html#9)

Zwangsarbeitende waren sowohl im EWA Lager Hans Still in Wandsbek als auch in der STILL Motorenfabrik beschäftigt gewesen. Aus dem Text zur Ausstellung „Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg. Arbeitsmaterialien zur internationalen Wanderausstellung“, erarbeitet von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) gefördert, heißt es auf Seite 9 zur Zwangsarbeit bei der Firma STILL: „Die Firma Hans Still war einer der größten Hersteller von Stromerzeugungsaggregaten für die Wehrmacht. Im April 1944 waren dort knapp 500 ausländische Zwangsarbeiter beschäftigt – Zivilarbeiter und Kriegsgefangene aus Frankreich, Holland, Polen und der Sowjetunion. Zwangsarbeiter aus den besetzten sowjetischen Gebieten wurden gesondert gekennzeichnet.“ (siehe unter: www.ausstellung-zwangsarbeit.org/assets/zwangsarbeit/download/pdf/Arbeitsblaetter/Hamburg/AB-9-Dig.pdf)

Und aus der aus Recherchen von Friederike Lippmann erstellten interaktiven Hamburg-Karte „Zwangsarbeit in der Hamburger Kriegswirtschaft von 1939 bis 1945“, in der die Zwangsarbeiterlager, die es in Hamburg gab, eingezeichnet sind - siehe unter: https://zwangsarbeit-in-hamburg.de/ -  sind auch die Zwangsarbeitslager der Firma Hans Still aufgeführt. Dieser Karte, die der Öffentlichkeit seit 2007 zur Verfügung gestellt wird und leicht im Netz zu finden ist, können mehrere Zwangsarbeitslager der Firma entnommen werden. So:

Berzeliusstraße , Betrieb: Still Motorenfabrik, Lager auf dem Werksgelände für sowjetische Arbeiterinnen, die auch für das danebe liegende Lager Billbrook der Firma Still kochen mussten. Belegungszahl: 170 Personen.“

„Billstedt. Betrieb: Still (Hans) Motorenfabrik. Zeitnachweis: 11/1944. Gemeldet wurde ein Volltreffer im Lager Billstraße nach dem Bombenangriff vom 6.11.1944.“

Hamburger Straße 303 in Boberg/Billstedt. Betriebe: Still (Hans) Motorenfabrik. Zeitnachweis 2/1942 bis 9/1942. Lager auf dem Werksgelände des Zweigbetriebes Boberg, 61 Arbeiter nachgewiesen.

„Billbrook. Betriebe Still (Hans) Motorenfabrik. Lager auf dem Werksgelände der Firma Still. Holzbaracken ohne Sanitäreinrichtungen. Neben dem Ostarbeiterinnenlager Berzeliusstraße gelegen.“

Liebigstraße 33, Betriebe: Still (Hans) Motorenfabrik. Zeitnachweis 11/1944. Lager mit neun Baracken und eigener Küche für 361 sowjetische und 69 sonstige nachgewiesene Essensteilnehmer.“

Borsigstraße . Betriebe: Palmolive, Binder & Ketels (GmbH), Still (Hans) Motorenfabrik, Roeselin (Josef). Zeitnachweis: 9/1942. 195 sowjetische Arbeiterinnen nachgewiesen.“.

Jenfelder Straße . Betriebe: Still (Hans) Motorenfabrik.“

In einem orangenen Aktenordner mit dem Emblem der Firma Hans Still wurden von G. Menck, Betrieblicher Leiter der Firma Still nach 1945 und Mitglied des Betriebsrates sowie Mitglied des Entnazifizierungsausschusses der Firma Hans Still, Unterlagen des Betriebsrates betreffend der Entnazifizierung und der Mitgliedschaft von Betriebsangehörigen in der NSDAP und NS-Organisationen gesammelt. In diesem Ordner, der dem Archiv der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg übergeben wurde und die Zugangsnummer ZV 2021.07 erhielt (noch keine Signatur, Stand: Dezember 2021), befinden sich auch Unterlagen aus der Zeit des Nationalsozialismus, darunter die Verwarnung des Lehrlings F.T. vom 22.3.1943, weil dieser einem Zwangsarbeiter Streichhölzer zugesteckt hatte. Die Verwarnung wurde unterzeichnet von Börnsen (Betriebsobmann), Krämer (Obermeister), Kagel (stellvertr. Betriebsführer). In der Verwarnung heißt es: „Betr. Umgang mit Ostarbeitern“. Arbeitskamerad Bergmann meldet mir, dass er beobachtet habe, wie der Lehrling T (..) einen in der Werkzeugmacherei arbeitenden Ostarbeiter heranwinkte und ihm etwas zusteckte. Gleich darauf befragte B. den Ostarbeiter, welcher zugab, von T. (…) Streichhölzer empfangen zu haben. Diese Streichhölzer nahm er dem Ostarbeiter ab und brachte sie mir.

T (…) daraufhin befragt, gab den Sachverhalt zu und bestätigte auf Befragen weiter, dass er von mir auf den Betriebsgesellenappell ausführliche Belehrungen über das Verhalten deutscher Volksgenossen gegenüber Ostarbeitern empfangen habe. Er hat also bewusst gegen ihn bekannte Verbote verstossen.
Ich machte T (…) klar, wie verwerflich und unwürdig sein Verhalten sei und verabfolgte ihm als einzige in diesem Fall angebrachte Strafe mehrere Ohrfeigen.

T (…) erhielt nochmals einige Aufklärungen über das Verhalten gegenüber Ostarbeitern. Strenge re Massnahmen bei weiteren Vorkommnissen wurden ihm angedroht.
Anmerkung für B. (…) (Betr. Obmann)

Auf dem nächsten Jugendappell hat T (…) aus dem Glied zu treten: es ist dann folgendes bekannt zu geben: Der Lehrling T (…) hat trotz des ihm bekannten Verbotes Annäherung an einen Ostarbeiter gesucht und diesem Streichhölzer zugesteckt. Da T (…) über das Verhalten deutscher Volksgenossen gegenüber Ostarbeitern genau unterrichtet worden war, ist sein Verhalten als deutscher Junge gegenüber Vertretern eines Volkes, welches mit masslosem Hass und Brutalität lediglich nach unserer Vernichtung trachtet, im höchsten Masse unwürdig und beschämend.

T (…) hat die Bestrafung für sein Verhalten persönlich vom stellvertretenden Betriebsführer in Empfang nehmen müssen. Strenge re Massnahmen für den Wiederholungsfall wurden ihm angedroht.“

Der Begriff „Ostarbeiter“ war in der NS-Zeit die Bezeichnung für Menschen, die aus den von der deutschen Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs besetzten Ostgebieten (z. B. Ukraine, Weißruthenien) zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt worden waren. „‚Ostarbeiterinnen‘ und ‚Ostarbeiter‘ mussten das diskriminierende ‚OST‘-Abzeichen tragen, wurden meistens in besonderen Lagern untergebracht und weitaus schlechter behandelt als Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus anderen Ländern.“ (Cord Papenstecher: Begriffe: Fremdarbeiter – Zwangsarbeiter – Sklavenarbeiter, in: Bundeszentrale für politische Bildung vom 1.6.2016, unter: www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/ns-zwangsarbeit/227269/begriffe )

Der stellvertretende Betriebsleiter Kagel soll im März 1945 Zwangsarbeitern Brot abgenommen haben. Dies geht aus einer Notiz von H. (…) W. (…) vom 26.12.1945, betrifft: Kagel (siehe zu Herrn Kagel weiter unten) hervor. Darin heißt es: „Herr Kagel hat im März d. Js. Also 1945 russischen Fremdarbeitern Brot, welches sich dieselben von Bauern erbettelt hatten, den Fremdarbeitern abgenommen. Ebenfalls versuchte Frau Kagel einer russischen Fremdarbeiterin ein Brot, welches die Fremdarbeiterin von mir erhalten hatte, zu entwenden, aber hier blieb es beim Versuch, was immerhin eine verwerfliche Handlung ist. Ich bin gern bereit eine eidesstattliche Erklärung hierüber abzugeben.“ (Notiz befindet sich im Aktenordner des damaligen Betriebsrates).   

Still: Rüstungsbetrieb
Bereits 1938 erteilte und bearbeitete die Firma Still Rüstungsaufträge. Dies geht aus einem geheimen „Auszug aus der Kartei resp. dem Kommissionsbuch 1938“ hervor. (Dieses DIN A 4 Blatt befindet sich in dem Aktenordner des Betriebsrates der Firma Still).

Aus der sich in dem Aktenordner des Betriebsrates der Firma Still befindenden Werkzeitschrift der Betriebsgemeinschaft Hans Still in Hamburg mit dem Titel „Kameradschaft Still“ vom März/April 1943 kann ein Einblick in die Aktivitäten der Firma Still während der NS-Zeit und die Einstellung zum nationalsozialistischen System gewonnen werden. Der erste Artikel in der Zeitung lautet „1933-1943. 10 Jahre nationalsozialistischer Aufbau in unserem Betrieb“ und beginnt folgendermaßen: „Am 1. Mai jährte sich zum 10. Male der nationale Feiertag des deutschen Volkes, den wir in der Heimat trotz des gewaltigsten aller Kriege in Ruhe begehen konnten.

Dieser Tag ist wie kein anderer dazu geeignet, einmal auf die Zeit vor 1933 zurückzublicken und dann zum Vergleich die 10 Jahre nationalsozialistischer Aufbauarbeit zu betrachten. Welch ein Unterschied!

Wenn wir uns diese trostlosen Jahre vor der Machtübernahme durch Adolf Hitler erinnern, so sehen wir einen Wirtschaftsverfall ohnegleichen, Inflation, Kurzarbeit, 7 ½ Millionen Arbeitslose, Hungerrevolten und Staats- und Industrieverschuldung von über 20 Milliarden Mark an das internationale jüdische Finanzkapital. (…) Das alles war das Ergebnis des Diktates von Versailles, das in den Gehirnen jüdischer Ausbeuter und ihrer Handlanger entstanden war.
In dieser Zeit höchster Not wurde Adolf Hitler mit überwältigender Mehrheit zum Reichskanzler gewählt. (…) Unter seiner starken Regierung werden alle positiven Kräfte zusammengefaßt. Von nun an galt als oberster Grundsatz: ‚Gemeinnutz geht vor Eigennutz!‘

Langsam, ganz langsam, Schritt für Schritt begann die Wiedererstarkung des deutschen Reiches und zugleich der Aufbau des fortschrittlichsten Sozialstaates der Erde.

Die Arbeit wurde zum Adel der schaffenden Deutschen. Alle traten an zu dem edlen Wettstreit im Leistungskampf der deutschen Betriebe, geführt von der Deutschen Arbeitsfront.

Unsere Betriebsgemeinschaft blieb nicht abseits stehen: Sie erhielt für ihre Leistungen bereits am 1. Mai 1938 das Gaudiplom, das ihr auch ein Jahr später wieder verliehen wurde. Zugleich empfingen wir am 1. Mai 1939 die höchste Auszeichnung, die einer deutschen Betriebsgemeinschaft im Frieden zuteil werden kann, die Ernennung zum Nationalsozialistischen Musterbetrieb. Diesen Ehrentitel konnten wir viermal nacheinander erringen.
Anläßlich einer Feierstunde in der Reichskanzlei, zu der unser Betriebsführer und Betriebsobmann eingeladen waren, wurde unserem Betrieb zum 1. Mai 1943 im Namen des Führers die höchste Auszeichnung zuteil: die Ernennung zum Nationalsozialistischen Kriegsmusterbetrieb. (…)

Wenn auch in unserem Betrieb die Kameradschaft schon vor 1933, dem Gründungsjahr der DAF, sehr gepflegt wurde – (…)- so treten doch die großen sozialen Leistungen auch bei uns erst nach der Machtübernahme besonders in Erscheinung. (…)

Betriebszelle
In unserer Betriebszelle, die durch unseren Betriebsobmann Börnsen [siehe Näheres zu ihm weiter unten unter der Überschrift: Firma Hans Still: Entnazifizierung und hier unter der Unterüberschrift Gruppe A: für den Betrieb untragbar] neu organisiert wurde, arbeiten zahlreiche Gefolgschaftsmitglieder [nationalsozialistische Terminologie für Belegschaftsmitglieder] tatkräftig mit. (…).

Prämien für höhere Leistungen
Um eine gerechte Entlohnung der tüchtigeren und fleißigeren Arbeitskameraden zu ermöglichen und zugleich einen Ansporn zu geben, wurde in Übereinstimmung mit dem Hauptarbeitsgebiet II der DAF und nach Genehmigung durch den Treuhänder der Leistungsprämienlohn eingeführt. (…)

Prämien für Verbesserungen
Seit einigen Jahren werden auch alle brauchbaren Verbesserungsvorschläge prämiert. Gerade in der letzten Zeit wurde wiederholt von der Betriebsführung die Anregung gegeben, bei jeder Arbeit darüber nachzudenken, ob sie nicht einfacher, besser oder schneller erledigt werden kann. (…)

Unterstützungskasse ‘Nothilfe Hans Still e. V.‘
Von der Unterstützungskasse wurden namhafte Beträge für unverschuldete Notlagen, Krankheitsfälle, Wochenhilfen und Zahnersatz ausgezahlt.

Studien- und Schulgeldhilfen
Besonders befähigte Arbeitskameraden werden Studienbeihilfen bewilligt (…)

Beihilfe für Geburten
Sobald ein Arbeitskamerad oder eine Arbeitskameradin bei unserem Betriebsobmann die Urkunde über die Geburt eines kleinen Erdenbürgers einreicht, wird ihm aus dem eingetragenen Verein ‚Nothilfe Hans Still‘ eine einmalige Beihilfe von RM 50 ausgezahlt, die als Zuschuß zu den ersten Kosten gedacht ist.

Gesundheitsbetreuung
Im Jahre 1935 wurde der ordnungsgemäße Werksanitätsdienst aufgenommen. (…) Die Aufgabe der Gesundheitsbetreuung ist es, die Werksangehörigen bei bester Gesundheit zu erhalten bzw. sie wieder gesund und einsatzfähig zu machen. (…)

Kdf.-Veranstaltungen [nationalsozialistische Gemeinschaft Kraft durch Freude, eine Unterorganisation der nationalsozialistischen Deutschen Arbeitsfront (DAF]
Erst jetzt in den Kriegsjahren kommt uns so recht zum Bewußtsein, wie schön die KdF- Reisen waren. (…)

Soldatenbetreuung
Seit Beginn des Krieges werden an unsere Arbeitskameraden bei der Wehrmacht nicht nur freiwillige Zuschüsse zu den staatlichen Unterhaltssätzen gezahlt, sondern sie erhalten auch Feldpostpäckchen, soweit es möglich ist, und daneben Tages- und illustrierte Zeitungen. (…)

Werksbücherei
Im Juli 1941 wurde eine schöne und vielseitig gegliederte Werksbücherei eingerichtet. (…)

Werkzeitschrift
Unsere neu gegründete Werkzeitschrift berichtet seit Beginn des Jahres 1941 über alle Betriebsgeschehnisse in Wort und Bild; sie wurde damit zur Brücke zwischen Heimat und Front. Aber nicht nur die Kameraden draußen, sondern auch die Arbeitskameraden im Werk interessieren sich mehr oder minder für den Inhalt der Werkzeitschrift, die wohl keiner mehr missen möchte und die ein wichtiges Organ in unserer Betriebsgemeinschaft darstellt.

Arbeitskameraden und Arbeitskameradinnen, vor 1933 hat es diese sozialen Einrichtungen nicht gegeben; sie sind die Idee unseres Führers, die bei uns in die Tat umgesetzt wurden.
Das wollen wir bei unserer Arbeit nie vergessen!  

(…)

Feldpostbriefe von unseren Arbeitskameraden
Gefr. W. B. (…) (me.): Endlich komme ich einmal dazu, Euch einige Zeilen zu schreiben. Dieser Winter war hart. Immer wieder versuchten die Bolschewisten durchzubrechen, aber es ist ihnen nicht gelungen. So mancher Kamerad fehlt in unseren Reihen, und man kann es kaum fassen, daß sie nicht wiederkommen.

Es ist für Euch in der Heimat jetzt auch nicht leicht, aber wir brauchen die Waffen, um den gewaltigen Massen standzuhalten. Wenn etwas ausfällt, muß sofort Ersatz da sein. Wenn wir das nicht gehabt hätten, wären die Bolschewisten bestimmt schon in Deutschland.

Ihr könnt vielleicht so manches nicht verstehen, Aber wehe, wenn die Bolschewisten angreifen und es fehlt an Waffen und Geräten, so müssen etliche Kameraden ihr Leben lassen. Pardon gibt’s nicht! (…).“

Betriebsappell am 5. April 1945 [einen Monat vor Kriegsende und der Befreiung vom Nationalsozialismus]
Am 5. April 1945 hielt Hans Still ein Betriebsappell an seine Belegschaft. Daraus folgende Auszüge (Abschrift des Betriebsappells in dem Aktenordner des Betriebsrates):

„Wir alle sind stolz darauf, dass mir als ersten Hamburger Betriebsführer das Ritterkreuz mit Schwertern verliehen worden ist. Ich bin stolz auf Eure Haltung und Eure Leistung, die neben meinen eigenen Leistungen ausschlaggebend war für diese hohe und seltene Auszeichnung. So danke ich nun allen für die bisherige Arbeit, die Opfer und die Tapferkeit mit der ihr alle die schweren Kriegsjahre durchgestanden habt.

Wenn ich Euch heute zusammengerufen habe, so geschieht dies nicht allein um Euch zu danken, die letzten Tage haben uns so viel Schweres gebracht, sie stellen uns alle vor die Frage: ‚was ist und was wird jetzt.‘ In solchen Augenblicken habe ich stets zu Euch gesprochen, über unsere Sorgen, unsere Aufgaben und unsere Hoffnung. Ich will das auch heute tun, wenn auch im Augenblick dunkle Wolken am Horizont stehen. Ich will es gerade deshalb tun, nicht nur als Euer Betriebsführer, sondern vor allem als Mensch und Kamerad.

Die letzten Wehrmachtsberichte zeigen, dass der Feind an den Fronten grössere Erfolge erzielen konnte. Dies gilt besonders für den Westen und Südosten der Fronten, wo er teilweise tief in uraltes deutsches Land eindringen konnte, unsere tapferen Soldaten fangen die gewaltige Uebermacht immer wieder auf, sie kämpfen erbittert gegen eine mächtige Uebermacht von Panzern, Bombern und Maschinenwaffen, denen wir zahlenmässig nichts mehr entgegenzusetzen haben. Und so steht der deutsche Einzelkämpfer nun Tag um Tag und Woche um Woche dem immer neu anrennenden Feind gegenüber. Tausende besiegeln ihre Treue zum Führer mit dem Tode, tausende geben ihr Blut und ihre Gesundheit.

In der Heimat ein ähnliches Bild. Der eingeengte Raum wird täglich von Bomberverbänden und Tieffliegern heimgesucht, deutsche Rüstungsarbeiter sterben an ihren Arbeitsplätzen, Bauern bei der Feldarbeit, Frauen und Kinder durch grausamen Terror in Häusern und Kellern. Von den Fronten her wälzen sich endlose Trecks von Flüchtlingen in das Herz Deutschlands. Schrecken und Leid um die verlorene Heimat auf allen Gesichtern.

Wir fragen uns wieder und immer wieder: ‚warum dies alles‘? Warum dieser furchtbare Krieg? Und wenn wir dann auf die Ausgangspunkte zurückkommen, die zu seiner Auslösung führten, dann kommen wir immer wieder zu dem einzigen Schluss, dass wir Deutschen ihn nicht gewollt und auch nicht verschuldet haben. Wir waren auf dem besten Wege unserem nach dem ersten Weltkrieg betrogenen und verarmten Volk wieder normale Lebensmöglichkeiten zu schaffen, ihm einen Lebens-Standard zu geben, der weit über dem der reichen Weltmächte lag. Die ‚Habenichste‘ erdreisten sich zu zeigen, dass es auch ohne Geld, ohne die Internationale Plutokratie ging, ja viel besser ging, als mit diesen lähmenden Erscheinungen eines verfallenen Kapitalismus. Wir zeigten, dass wir mehr konnten, als das an allen Rohstoffen und Bodenschätzen so reichen Sowjet Russland, dass in 20 Jahren wirklich nichts anderes geleistet hat als eine riesige Rüstung auf Kosten des Volkes aufzubauen, dessen Verelendung und Zerlumpheit ja alle aus den Berichten unserer Frontsoldaten und von dem Anschauungsunterricht an unsern Ostarbeitern kennen.

Dieses deutsche Beispiel, von dem die Welt erst den Anfang sah, musste vernichtet werden ehe es begann Schule zu machen. Denn die andern Völker wären eines Tages erwacht und hätten es uns gleichgetan, das aber hätte die Profite der dort herrschenden Klassen geschmälert. So hat sich denn alles gegen uns verbündet.

Trotz allem, Kameraden, können wir nicht glauben, dass unser Volk diesen Kampf, wenn auch vielleicht nach schweren Niederlagen und Verlusten, nicht überstehen sollte. Die Welt würde mit uns ihren Glanz und ihre Seele zugleich verlieren. Unsere Sauberkeit, unser Können, unsere Jahrhunderte alte, in keiner Weise entartete Kultur, das alles kann nicht ausgelöscht werden, es kann nicht vergehen.

Das ist mein fester Glaube, aber ich glaube auch, dass unser Weg schwer und lang sein wird, ein Weg durch die Wüste. Wir stehen vor Ereignissen von grosser Tragweite für uns alle, und wir werden die schweren Schläge die das Schicksal für uns noch bereit hält, überhaupt nur ertragen können, wenn alle, die unser Deutschland und sein Volk bejahen, zusammenhalten und zusammen kämpfen, komme was da kommen mag.

Das betrifft nun gang besonders die Betriebsgemeinschaft, an deren Stärkung und Erhaltung wir alles setzen müssen. Wir alle kennen uns nun so viele Jahre, was haben wir nicht alles gemeinsam erreicht, ich habe nie ein anderes Ziel gekannt, als Euch ein guter und gerechter Betriebsführer zu sein, und dass es mir im ganzen gelungen ist, zeigt mir Eure Haltung, Eure Kameradschaft und nicht zuletzt Eure Leistung, die überall anerkannt wird. Ich habe von Euch nie mehr verlangt, als ich von mir selber verlange, sei es in der Arbeit, sei es beim Einsatz in jeder Gefahr. Das soll so bleiben, und wenn Ihr alle mir dabei helft, dann werden wir es weiterhin schaffen. Auf jeden Fall besser als diejenigen, die ihre eigensüchtigen Wege gehen.

Ich rufe Euch deshalb auf: ‚Prüft Euer Herz, ob es den Willen auferbringen kann, mir bedingungslos zu folgen, was ich auch immer von Euch fordern mag. Ich kann Euch garnichts versprechen, nicht Bestimmtes in Aussicht stellen, nur dass ich bereit bin mit einer Schar treuer Männer und Frauen den Kampf mit dem Schicksal auszutragen. Es wird härter sein als alles was jetzt hinter Euch liegt. Ich warne alle, diese meine Worte leicht zu nehmen, oder gar als eine Phrase zu betrachten, um Euch zu beeinflussen mit mir zu gehen. Ich will überhaupt keinen überreden, nur soll jeder klar und deutlich wissen, wofür er sich entscheidet. Damit Ihr mich besser versteht, will ich einige Beispiele nennen, wie ich die zukünftigen Dinge sehe und weshalb ich unbedingte Disziplin fordern muss.

  1. Unsere Ernährung wird in der nächsten Zeit grosse Sorge bereiten. Auf engsten Raum leben wir jetzt mit vielen zugewanderten Volksgenossen. Grosse Agrargebiete sind verloren gegangen. Wir werden mit weniger auskommen müssen als bisher, unsere Küchenverpflegung wird grosse Bedeutung bekommen. Murren über Zustände, die niemand ändern kann, bringt uns nicht weiter.
  2. Die Ausländer bilden beim Näherkommen der Front eine bedeutende Gefahr. Sie können unsern Bestand durch Sabotage, Diebstahl und Plünderung stark gefährden. Deshalb gerade jetzt keine Nachgiebigkeit, keine Anbiederung, sondern ganz korrektes Verhalten und energisches Zufassen wenn es notwendig werden sollte. Es kann erforderlich werden, den Werkschutz zu verstärken, wer dazu eingeteilt wird, hat seinen Dienst unter allen Umständen pünktlich zu leisten. Verstösse, auch im Luftschutz, wie sie von einigen laufend begangen werden, müssen im Interesse Aller in Zukunft mit fristloser Entlassung geahndet werden.
  3. Bummeln und unentschuldigtes Fehlen ist ein Vergehen gegen die Gemeinschaft und muss bei Wiederholung in Zukunft die Entlassung nach sich ziehen. Wer etwas zu erledigen hat, soll sich melden und er bekommt Urlaub, wenn es mit den betrieblichen Belangen in Einklang zu bringen ist.
  4. Kameraden- und Betriebsdiebstähle waren schon immer ein übles Kapitel des betrieblichen Lebens und müssen von uns allen mit aller Schärfe bekämpft werden. Kein Stückchen Material kann entbehrt werden, weil in heutiger Zeit nichts oder nur sehr schwer wieder zu beschaffen ist. Die Fertigstellung einer grossen Maschine kann heute durch das Fehlen einer einzigen Schraube um Wochen und Monate verzögert werden. Deshalb nichts aus dem Werk entnehmen ohne den Obermeister oder Meister zu fragen.
  5. Der Wohnungsbau in Selbsthilfe soll auch in Zukunft weiter gefördert werden. Wer dazu eingeteilt wird, muss sich voll einsetzen, auch wenn er für etwas ganz anderes eingestellt wurde.
  6. Bei Zuweisung anderer Tätigkeit als der ursprünglich vorgesehenen, muss ich restlosen Einsatz fordern. Ich mache das ja nicht aus Spass, sondern aus zwingender Notwendigkeit.

Das ist eine ganz kleine Auswahl, je rücksichtsloser jetzt Verstösse geahndet werden, desto sicherer ist die Betriebsgemeinschaft in ihrem Bestand. Um Ungerechtigkeiten auszuschalten, werde ich mir jeden Fall fristloser Entlassung zur persönlichen Entscheidung vorbehalten. Ich werde auch versuchen den Vertrauensrat in dieser Notzeit alle 14 Tage einzuberufen, um über alles was Euch drückt, genau unterrichtet zu sein, und wenn möglich, helfen zu können.

Ich werde in den nächsten Tagen an Euch herantreten und fragen lassen, wer mit mir durch Dick und dünn gehen will und wer nicht.

Wer es nicht kann oder nicht will, möge es ruhig sagen, wir werden uns dann in aller Freundschaft trennen, sofern der Betreffende nicht aus kriegswichtigen Gründen hierbleiben muss. Ich kann in den kommenden Tagen und Wochen keine halben, sondern nur ganze Kerle gebrauchen. Deshalb prüft Euch genau.
Diejenigen aber, die mir weiterhin folgen, bitte ich um ihr Vertrauen in noch grösserem Masse wie bisher. Ich glaube bestimmt, dass wir gemeinsam auch durch die nächste schwere Zeit kommen werden, allerdings nur unter Opfern, Schweiss und Blut. Ich weiss genau, was ich damit sage, denn ich habe wie die meisten von Euch, das gleiche erlitten. Es gibt aber für uns alle keinen andern Weg, wer leben will muss kämpfen, und wer kämpft, ist nie verloren.“

 

Firma Hans Still: Entnazifizierung
Einen Monat nach diesem Betriebsappel war der Krieg zu Ende. Die Deutsche Wehrmacht hatte die bedingungslose Kapitulation unterschrieben und die Alliierten hatten Deutschland vom Nationalsozialismus befreit. Nun begann die Entnazifizierung, so auch des Betriebes Hans Still und gleichzeitig die Umstellung der Fertigung von Rüstungsartikeln auf „Zivil-Fertigungen“.

In der Besprechung des Betriebsrates am 23. Mai 1945 kündigte dieser eine Überprüfung der noch in der Firma verbliebenen Arbeiter und Angestellten auf ihre politische Vergangenheit, was zu Entlassungen führen könnte. Zwei Tage später, bei einer weiteren Besprechung des Betriebsrates, brachte der Betriebsführer Hans Still die Entlassungen „von Belegschaftsmitgliedern, die sich politisch in schikanöser Weise oder durch Denunziationen betätigt haben“ zur Sprache Diese solle „derart erfolgen, dass der Betriebsrat das vorliegende Material gegen die Betreffenden sammelt, zunächst vorprüft und dann in einer gemeinsamen Besprechung über das Ausscheiden oder den Verbleib entschieden wird. Es soll auch eine Vernehmung der Beschuldigten gegebenenfalls unter Gegenüberstellung von Zeugen, vorgenommen werden.“

Der Betriebsrat kam mit dem Betriebsleiter überein: „wenn ein Belegschaftsmitglied ein Schweinehund ist, so soll er entfernt werden, gleichgültig ob Pg. [Parteigenosse, NSDAP] oder nicht.“

Im Mai 1945 verfügte die Firma über 206 männliche und 148 weibliche Angestellte sowie über 372 Arbeiter und 166 Arbeiterinnen. Im Dezember 1945 hatte der Betrieb noch 153 männliche und 59 weibliche Angestellte sowie 194 Arbeiter und 34 Arbeiterinnen. Gesamtbeschäftigte ab 1.1.1946: 212 Angestellte und 228 Arbeiter und Arbeiterinnen, insgesamt 440 Beschäftigte. (Quelle: Betrifft: Entnazifizierung. Firma Hans Still. Belegschaftsstärke Mai 1945, Dez. 1945; Namentliche Liste der Belegschaftsmitglieder, deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen aufgrund einer betrieblichen Nachfrage feststeht. Eingeteilt in Gruppe A, B und C.)


Firma Hans Still vor der Kapitulation – während der Kapitulation und nach der Kapitulation sowie Rücktritt des Betriebsleiters Hans Still
Am 9.1. 1946 gab Hans Still seinen Rücktritt aus der Firma bekannt. (Bekanntmachung Nr. 947, betr.: Firmenleitung). Darin heißt es: „In Einsicht auf eine neuerliche Verfügung der Militärregierung, die in Auslegung der Anordnung Nr. 52 über blockierte Vermögen erfolgt, habe ich Veranlassung genommen, die Betriebsführung niederzulegen und den Betrieb zu verlassen. (…)

Die Geschäftsführung liegt nunmehr in Händen der als Generalbevollmächtigten bestellten Herren: Dr. jur. Heinr. Meyer, Wilhelm Schemuth. (…).“ Gleichzeitig gaben die Generalbevollmächtigen bekannt: „Am 20.Dezember 1945 ist uns Generalvollmacht für die Firma Hans Still, Motorenfabrik erteilt worden. Wir haben die Führung der Geschäfte bereits übernommen.

Herr Still hat die Geschäftsführung aus freien Stücken so lange niedergelegt, bis volle Klarheit darüber besteht, dass er den Betrieb nach jedem in Frage kommenden Gesichtspunkt voll verantwortlich weiterführen in der Lage ist. Herr Still ist zu seinem Schritt von keiner Seite veranlasst oder gezwungen worden, sondern hat ihn im Interesse der Aufrechterhaltung seines Lebenswerkes und des Wohles der ganzen Belegschaft freiwillig unternommen. (…).

Am 12.1.1946 verfasste der Betriebsrat „Zusammenfassende Erläuterungen der Verhältnisse in der Firma Hans Still Hamburg 48 – Liebigstraße 33 (vor der Kapitulation – während der Kapitulation und nach der Kapitulation)“. Darin heißt es:
„1) Vor der Kapitulation
Die Firma Still war ein sogenannter Kriegs- Musterbetrieb im Sinne der DAF. Alles im Werk war im Sinne des Nazismus ausgerichtet. Die Lehrlingsausbildung war ganz besonders vorbildlich im Sinne des Nazismus organisiert. Wir Anti-Nazis hatten aber trotzdem die Möglichkeit im Betrieb zu leben, sofern wir unserer Arbeit nachgingen und uns ruhig verhielten. Wir mussten uns aber hüten mit den sogenannten Trägern des Nazismus in irgendeiner Form zu kollidieren.
Der Tagesgruss war allgemein: „Heil Hitler“ und wurde vom Betriebsführer darauf gesehen, dass der Gruss ausgeführt wurde.
2) Während der Kapitulation
Unsere eigenen Reihen wurden sehr stark gelichtet durch Einziehung zum Volkssturm. Weiterhin fanden freiwillige Beurlaubungen statt, besonders in den Reihen der weiblichen Belegschaft.
Die Stimmung der Nazis war sehr gedrückt. Auf einem von der Betriebsführung abgehaltenen Appell wurde von dem damaligen Betriebsobmann Schäfer nach der Rede des Betriebsführers noch ein „Sieg Heil“ auf den bereits toten Führer Hitler ausgebracht.
3) Nach der Kapitulation
Verstörte Sammlung der Nazis, überall wurde in kleinen Gruppen diskutiert. Alle Nazis blieben vorläufig auf ihren Posten. Die führenden Herren unserer Nebenwerke in Litzmannstadt und Braunau sammelten sich nach und nach hier in unserem Hauptwerk. Die anwesenden Fremdarbeiter wurden isoliert, soweit sich dieselben noch hier befanden. Das Werk wurde besetzt von Teilen der englischen Wehrmacht. Der Betriebsführer behielt aber alle Fäden in der Hand trotz der Besetzung seines Betriebes.

Ende Mai 1945 übernahm ein Teil der noch im Werk verblieben resp. wieder zurückgekehrten Anti-Nazis die Betriebsvertretung. Es wurden der Betriebsleitung die damaligen Tagesfragen sozialer und politischer Art zur Bereinigung des Betriebes gestellt. Im Verlaufe der folgenden Wochen erfolgte eine Wahl nach den Grundsätzen des Betriebsräte-Gesetzes. Der damals gewählte Betriebsrat befindet sich z. Zt. noch im Amt. Auf die vor Ernennung des Betriebsrates im Anfang Mai 1945 erfolgten Entlassungen grössenen Umfanges hatte der Betriebsrat keinen Einfluss.
Zur Zeit erfolgt die Durchkämmung des Betriebes durch die Militär Regierung, deren Resultat noch nicht vorliegt.
Der Betriebsführer Still ist inzwischen freiwillig zurückgetreten und hat die Leitung des Betriebes in die Hände von zwei Herren gelegt, welche als Generalbevollmächtigte fungieren.“

Diese beiden Herren waren Dr. jur. Heinrich Meyer, Neuer Wall 10 und Wilhelm Schemuth, Ferdinandstraße 38.
Der Rechtsanwalt Dr. Heinrich Hugo Eduard Meyer (geb. 15.8.1885 Hamburg), Hochallee 19 (privat); Neuer Wall 10 (Büro), war in der NS-Zeit kein Mitglied der NSDAP geworden. Zwischen 1934 und 1945 war er Mitglied im NS-Rechtswahrerbund. Vom Militärdienst wurde er wegen seiner Diabetes zurückgestellt.

Zum Rücktritt Hans Stills von seiner Funktion als Betriebsleiter hatte der Betriebsrat am 8. Januar 1946 eine Aktennotiz erstellt: „Aktennotiz betrifft Erklärung des Betriebsrates anlässlich des Ausscheidens des Herrn Hans Still. Darin heißt es: „Am 8.1.1946 16 h, fand eine Besprechung mit dem Betriebsrat statt, an der die nachstehend aufgeführten Herren teilnahmen:

Herr Still, Herr Schemuth, Herr Zebuhr, Herr Menck, Herr Eschenbach, Herr Gutschke, Herr Meyer, Herr Weber. (…) Der von Herrn Still eingesetzte Bevollmächtigter Herr Schemuth gab dem Betriebsrat davon Kenntnis, dass Herr Still sich entschlossen habe, die Führung der Firma niederzulegen und in der Weise aus der Hand zu geben, dass er ab 9.1.1946 sogar nicht einmal mehr die Firma und das Werk betreten werde.

Herr Still habe sich hierzu aus eigener, freier Entscheidung entschlossen, obwohl ihm die Schwere dieses Entschlusses vor der Seele stand. Herr Still habe bei diesem Entschluss lediglich berücksichtigt die Sicherung des Betriebes als Arbeits- und Heimstätte der gesamten Belegschaft und seine persönlichen Interessen und Wünsche bewusst zurückgestellt.

Für den Betriebsrat erklärte der 2. Obmann, Herr Zebuhr: Der kundgegebene Entschluss des Herrn Still habe den gesamten Betriebsrat getroffen und würde auch die Belegschaft schwer treffen, denn Herr Still sei immer ein vorbildlicher Arbeitgeber, ein ungewöhnlich sozial denkender Kamerad gewesen, wie auch aus den gleichfalls ungewöhnlichen sozialen Leistungen der Firma des Herrn Still hervorgehe, die seines Wissens sogar ohne Zwang seitens der DAF entstanden wären. Er wolle hier nur erinnern an die Unterstützungskasse, an die Lebensversicherung nach zehnjähriger Betriebszugehörigkeit, Gesundheitsfürsorge, Ferienheim, Wohnungsbau nach der Katastrophe, Urlaubs- und Weihnachtszuschüsse usw.

Ausserdem habe Herr Still zu allen Zeiten selbst immer vorbildlich uneigennützig und selbstlos in allem entschieden und gehandelt. Er gäbe dem Empfinden der ganzen Belegschaft und insbesondere des Betriebsrates Ausdruck, wenn er erkläre, dass bei allem Verständnis für die Beweggründe des Herrn Still, nämlich eine ruhige Überprüfungszeit zu gewinnen und zu sichern, für den Betriebsrat diese Wartezeit so verstanden wird, dass sich auch der Betriebsrat, soweit es ihm überhaupt möglich sei, voll und ganz überall dafür einsetzen werden, dass Herr Still in das von ihm gegründete und vorbildlich geleitete Unternehmen so bald wie möglich zurückkehre. In diesem Sinne wolle er für den Betriebsrat Herrn Still die Hand geben als Dank für die Leistungen des Herrn Still in der Vergangenheit und als Versprechen, sich in diesem Sinne für die Rückkehr des Herrn Still einzusetzen. Betriebsrat: Knabe, Zebuhr, Menck, Weber, Meyer, Eschenbach, Gutschke“

Auch ein Jahr später (27.1.1947) rückte der Betriebsrat nicht von seiner Erklärung ab und wiederholte, dass er sie im vollem Umfange aufrechterhalte.

Entnazifizierung der Belegschaftsmitglieder
Am 3. Juli 1946 schrieb die Denazifizierungskommission der Firma Hans Still an die Militärregierung (Special Branch), z. Hd. Herrn Capt. Bennett betreffs: Denazifizierung des Betriebes- Hans Still – Motorenfabrik: „Als Mitglieder der im Dezember 1945 von den damaligen Betreuungsoffizieren der Motorenfabrik Hans Still in Hamburg 48 Liebigstraße 33, Mister Cherridan und Mister Tilly, eingesetzten Denazifizierungskommission (Dreier-Ausschuss) möchten wir heute, da wir seit einer Verhandlung Anfang Januar 1946, von einer weiteren vorgesehenen Ueberprüfung unseres Betriebes nichts mehr gehört haben, Ihrer Dienststelle zwecks Ueberprüfung noch vorhandenes Material überreichen.
Veranlasst zu diesem Schritt wurden wir durch die Tatsache, dass das Verhalten der noch im Betrieb verbliebenen ehemaligen Mitglieder der NSDAP bezüglich des personellen Aufbaues des Betriebes sich in keiner Weise mit den Regeln auf demokratischer Grundlage deckt.

Auch wird gerade in diesen Kreisen durch immer noch vorhandenen inneren Widerstand gegen die Ziele der englischen Besatzungsmacht gelästert (Flüsterpropaganda und dergl.)

Der jetzige Firmenleiter und Treuhänder Herr Schemuth, welcher z. Zt. beim Abgange des Herrn Still von diesem selbst vorgeschlagen und freiwillig in die Leitung der Firma als Treuhänder eingesetzt worden ist, entspricht nach unserm Dafürhalten in keiner Weise den in heutiger Zeit an einen solchen Mann gestellten Anforderungen. Er hat die Personalpolitik der vergangenen Zeit in keiner Weise geändert, im Gegenteil, es werden nach wie vor Führungskräfte nazistischer Prägung im Betrieb eingestellt. Unter anderm sind in die Firma 2 Personen eingestellt worden, welche während des Krieges in Wehrmachtsstäben oder andern Ressorts in führenden Stellungen tätig waren und unserm Betrieb laufend die Wehrmachtsaufträge zuführten, u. a. ein Herr Breitenstein (ehemals Ministerialdirigent bei der Marine) [siehe zu ihm weiter unten unter der Zwischenüberschrift: Gruppe A: für den Betrieb untragbar] und ein Dipl. Ing. Herr Franz (ehemals im Stabe Speer). Nachfolgend übergeben wir Ihnen eine Liste der im Betrieb verbliebenen Nationalsozialisten mit entsprechenden Unterlagen.“ Unterzeichnet: Zebuhr, Menck, Knabe.

Ob die vom Betriebsrat vorgeschlagenen zu entlassenden Betriebsangehörigen, auch wirklich entlassen wurden, ergibt sich nicht aus den zur Verfügung stehenden Quellen. Aus einigen, in dem Aktenordner des Betriebsrates liegenden Notizen, ist allerdings zu entnehmen, dass dies große Schwierigkeiten bereitete.

Ebenso ignorierte der ehemalige stellvertr. Betriebsleiter Kagel (siehe weiter unten mehr zu ihm) seine Degradierung zum „einfachen“ Ingenieur ohne Leitungsverantwortung. So nahm er weiterhin an den Abteilungsleitersitzungen teil, obwohl er dazu keine Berechtigung mehr hatte und obwohl er durch den Betriebsrat deshalb in seinen Schranken verwiesen worden war.

Auch musste der Betriebsrat feststellen, dass der Betriebsleiter Hans Still, der seinen Posten niedergelegt hatte, dennoch an Treffen mit Betriebsangehörigen teilnahm. So heißt es einer Aktennotiz des Betriebsratsmitglieds G. Menck vom 8.7.1946: „In den letzten Tagen erschien ein Werkschutzmann beim Betriebsratsvorsitzenden Zebuhr und dem dort anwesenden 2. Betriebsratsvorsitzenden Menck und gab auf Befragen zur Kenntnis, daß er gesehen hat, daß Herr Still des Öfteren, mindestens aber 2 mal wöchentlich, in der Wohnung über der Kantine anwesend ist und nachts seinen Wagen im Werk unterstellt.

Außerdem gab er an, daß während der Anwesenheit Herrn Stills nach Betriebsschluß auch Zusammenkünfte, außer mit Herrn Schemuth, auch mit den Herren D (…), T (…)l, Behnke [Hans Behnke war in der NS-Zeit ab 1933 Mitglied der NSDAP gewesen], Donath, Breitenstein und Frl. Sch. (…) in der betreffenden Wohnung stattfinden.

Soweit sich der Werkschutzmann erinnern kann, haben noch Ende Juni solche Besprechungen stattgefunden.“   

In dieser Wohnung über der Kantine wohnte das Belegschaftsmitglied Herr Kröger, der in der NS-Zeit Abteilungsleiter gewesen und nun entnazifiziert worden war. (Siehe zu ihm weiter unten, unter der Unterüberschrift: „Gruppe C: Für den Betrieb tragbar, politisch nicht, oder wenig hervorgetreten“)

Wen der Betriebsrat für die Firma nicht mehr haltbar hielt und wer trotz ehemaliger Mitgliedschaft in der NSDAP bzw,. anderer NS-Organisationen bleiben konnte, geht aus einer Namensliste (im Aktenordner des Betriebsrates) hervor. In dieser Liste, die auf Grund einer betrieblichen Nachfrage erstellt worden war, sind die Namen der Belegschaftsmitglieder aufgeführt, die der NSDAP und deren Gliederungen angehört hatten.

Die Namen wurden in drei Gruppen eingeteilt:
Gruppe A : für den Betrieb untragbar
Gruppe B: Eventuell der Partei unter Zwang beigetreten
Gruppe C: Für den Betrieb tragbar, politisch nicht, oder wenig hervorgetreten.

Im Folgenden sollen die in dieser Auflistung erwähnten Namen und Angaben, ergänzt um Angaben aus den Entnazifizierungsfragebögen „Military Government of Germany Fragebogen“ der Jahre 1945 und 1946, die sich in dem Aktenordner des Betriebsrates befinden, aufgeführt werden.

Der Betriebsrat hatte den Beschäftigten die Entnazifizierungsfragebögen zugeschickt mit der Bitte, diese ausgefüllt zurückzusenden. So heißt es standartmäßig in solchen Anschreiben des Betriebsrates: „Lieber Kollege“ oder „werter Kollege!“ „Anbei übersenden wir Dir einen Fragebogen, den Du entsprechend den Anweisungen in Maschinenschrift ausfüllen möchtest, und zwar links in deutsch und rechts in englisch. Falls Du keine Möglichkeit hast, den Fragebogen schreiben zu lassen, kannst Du alle Angaben in leichter Bleischrift vorschreiben, jedoch muss der zurückgesandte Fragebogen dann mit Deiner Unterschrift versehen sein. Wir bitten Dich, den Fragebogen umgehend zurückzugeben, möglichst persönlich.“

Gruppe A: für den Betrieb untragbar
• Betriebsleiter Hans Adolf Kagel.
Seinem Entnazifizierungsfragebogen ist Folgendes zu entnehmen:

Hans Adolf Kagel (geb. 20.7.1900 Hamburg); HH-Billstedt Uferstr. 69
Beruf/Tätigkeit: Ingenieur; 1925-1940: Betriebsleiter bei Hans Still; 1940-1945: Betriebsdirektor bei Hans Still; ab 1946 Ingenieur ohne Weisungsrecht Dritten gegenüber bei Firma Franz

NSDAP: seit 1.5.1937

NS-Verbände: DAF seit 1.1.1934; NSV seit 1.8.1935; NS Bund dt. Technik seit 1937
Militärdienst: zurückgestellt, weil er kriegswichtige Tätigkeit im Betrieb ausübte.

Auszeichnungen: 1941 und 1944 Kriegsverdienst Kreuz II und I Kl. für technische Leistungen; 1943 Schwerter zum KVK II für Brandbekämpfung bei Bombenangriffen

Ämter in Partei und anderen Organisationen: 1940-1945 Gauwirtschaftskammer: Mitarb. f. Berufsausbildung: 1943-1945 Amt f. Technik: Beratung beim Einsatz v. Werkzeugmaschinen; 1944-1945 Bezirksarbeitseinsatzingenieur: Beratung in Arbeitseinsatzfragen; 1938-1945 Wehrwirtschaftsinspektion: Stellvertretung für den Betriebsabwehrbeauftragten.

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: „ein zweifelhafter Fall“ (17.11.1945)

In einer Anlage (1) zum Entnazifizierungsfragebogen vom September 1946 unternimmt Kagel den Versuch zu erklären, dass er kein überzeugter Nationalsozialist gewesen sei, indem er einen Betriebsvorfall beschreibt, den er als Betriebsdirektor verschleppte, um einen Mitarbeiter, der sich negativ über den Nationalsozialismus geäußert hatte, nicht weiter zu gefährden. Er schreibt in dieser „Erklärung“: „Etwa Dezember 1944/Januar 1945 erhielt ich von einem Schreiben, das Adolf Holst, ehemaliger Angestellter bei der Firma Still, an die Kreisleitung der Deutschen Arbeitsfront in Wandsbek gerichtet hat, Kenntnis. Er führt aus, dass er sich veranlasst sähe, auf Zustände im Eisenwerk Wandsbek der Firma Hans Still hinzuweisen. Es fänden dort regelmässig in der Belegschaft Aussprachen statt, in denen besonders von den Angestellten Baasch und Bruns defätistische Äusserungen getan würden. Der Zellenobmann Baasch berichtet auf diesen Zusammenkünften, was der Londoner Sender am Abend vorher gebracht hat. Bruns hätte in Bezug auf eine Einberufung zur Wehrmacht geäussert, er wäre nicht so dumm, dass er sich zur Schlachtbank führen liesse. Holst griff diese Äusserung des Bruns schärfstens an und forderte Massnahmen gegen Bruns. Er kommt in seinem Brief in langatmigen Redensarten immer wieder auf die allgemeinen Zustände und im besonderen auf abfällige Äusserungen der beiden Genannten (Baasch und Bruns) zurück und fordert Verfolgung der Angelegenheit. Er fühle sich verpflichtet, das Verhalten dieser beiden anzuzeigen.

H. verweist auch auf den Fall des Meisters Holst, der von ihm bereits vor Monaten der Betriebsleitung wegen antinationalsozialistischer Einstellung angezeigt worden sei. Ich, damals Betriebsdirektor bei der Firma Still, habe die Sache verschleppt. Er, Holst, sei bei seinen Rückfragen immer von mir vertröstet worden. Er habe mich persönlich in meiner Wohnung angerufen, wobei ich ihm mitteilte, er möge beruhigt sein: die Angelegenheit des Meisters Holst sei bei mir in den besten Händen. Da aber nach Wochen immer noch nichts gegen den Meister Holst unternommen worden sei, habe er, Holst mich persönlich aufgesucht, um Massnahmen gegen Meister Holst zu fordern. Ich (hier fiel eine Bezeichnung wie: „dieser eigenartige Parteigenosse“) habe ihn vertröstet, wie bisher, mit der gleichen Auskunft, dass die Angelegenheit liefe. Als er sich von mir verabschiedete, habe ich bezeichnenderweise auf seinen festen Gruss „Heil Hitler“ mit einem fröhlichen „auf Wiedersehen“ geantwortet. Nach weiterem Warten und Verschleppen der Angelegenheit zeige sich endlich der Erfolg: Meister Holst wird zur Wehrmacht, den Ehrendienst am deutschen Volke, einberufen, an statt der Gestapo übergeben zu werden. Er, Holst, bitte darum, mich einmal näher zu betrachten.

Er, Holst, beschuldigte mich weiter wegen meines kollegialen Einvernehmen mit dem von ihm angegriffenen Walter Bruns unter besonderem Hinweis darauf, dass Bruns Freimaurer war.

Ich habe mich bereits vor Kenntnisnahme von dem erwähnten Schreiben dafür eingesetzt, die Vorgänge nicht zur Kenntnis einer Partei- oder Polizeidienststelle gelangen zu lassen, da ich aus Presseveröffentlichungen wusste, dass die Beschuldigten dann das Schwerste zu befürchten hätten und nahm damit die für mich als Mitwisser entstehende Gefahr eines Verfahrens gegen mich auf mich.  

Adolf Holst versuchte ich zu beruhigen und zu vertrösten, Meister Holst, Baasch und Bruns habe ich unter vier Augen über die Gefahr, in der sie schwebten, aufgeklärt, sie gewarnt und ihnen Ratschläge für die Abwendung schlimmer Folgen gegeben.

Nach der Verhaftung von Baasch und Bruns habe ich mich persönlich bei der Gestapo für deren Freilassung eingesetzt und bei jeder Gelegenheit günstige Auskünfte über beide abgegeben.

Kurz nach Kenntnisnahme von dem erwähnten Schreiben wurde ein Verfahren der Kreisleitung der NSDAP gegen mich eingeleitet, welches mit meiner Vernehmung durch den Kreisobmann Hopp, welche im Büro des Herrn Still stattfand, begann. Ich konnte eine Verzögerung dieses Verfahrens nur dadurch erzielen, dass ich gleichzeitig ein Verfahren gegen Adolf Holst wegen Verleumdung und falscher Anschuldigung beim damaligen Kreisleiter Morisse beantragte. Diese Möglichkeit hatte ich nur, weil ich selbst Mitglied der NSDAP war. Zur Durchführung beider Verfahren ist es wegen der mit dem bevorstehenden Zusammenbruch bereits einsetzenden Desorganisation nicht mehr gekommen.

Nach der Verhaftung von Bruns stellte ich anlässlich einer Vorsprache bei der Gestapo, die der Entlastung Bruns‘ dienen sollte, fest, dass man mich selbst verdächtigte, mir verfängliche Fragen stellte und hinter meinem Rücken unbemerkt ein stenografisches Protokoll anfertigen liess. Ich habe heraus geschlossen, dass auch die Gestapo bereits Kenntnis von der gegen mich erhobenen Anklage hatte.

Die benannten Zeugen Walter Bruns, Hamburg, Osterkamp 56 (Mitglied des Komitees ehemaliger politischer Gefangener (…) und Hans Behnke, Hamburg-Rahlstedt I Parkstraße 4, sind bereit, die Richtigkeit der von mir gemachten Angaben, soweit sie damals zu ihrer Kenntnis gelangt sind, zu bestätigen.“ (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Kagel ist der Mann, der dem Betrieb das politische Gesicht gegeben hat. In seinen Reden und Taten unbedingt zuverlässige Stütze der NSDAP“.

Außerdem wurde handschriftlich vermerkt: Spionageabwehrbeauftragter, Gestapo-Agent?

In einer anderen „Liste der PG – der NSDAP“ (Stand vom 30.11.45) heißt es zu Kagel: „Verbindungsmann zur Gestapo“.

Während des Zweiten Weltkriegs forderte Kagel die Belegschaft zu höherer und schnellerer Leistung auf und rechtfertigte dies so: „Wenn ein Gerät, das früher einen Arbeitsinhalt von 1900 Stunden hatte, jetzt in 1100 Stunden fertiggestellt werden kann oder ein anderes, für das früher 1200 Stunden gebraucht wurden, jetzt gar nur 600 Stunden erforderlich sind, so ist das nicht das Ergebnis einer rücksichtslosen Knochenarbeit, sondern der Erfolg sinnvoller Gemeinschaftsarbeit.“ (Abschrift: 1. Tagung – Leistungsertüchtigung 1940. 23.1.1940, Vortragender: Oberingenieur Kagel).

Kagel beschrieb in einem Bericht an die „ Deutsche Arbeitsfront-Gauverwaltung Hamburg- Kreisleitung Hamburg IV – an der Alster 22“ die Leistungssteigerung im Jahr 1942: „Um die Leistungssteigerung in der Gefolgschaft noch weiter erheblich zu steigern, wurden folgende Massnahmen durchgeführt:
a)    Schulung der ganzen Gefolgschaft in Betriebsappellen.
b)    Schulung der Unterführer und Vormänner in vierteljährlichen Schulungstagungen.
c)    Ausrichtung der gehobenen Unterführer durch Tagungen und Besprechungen in zwangloser Reihenfolge.
d)    Einflussnahme auf die Gefolgschaft durch Rundsprüche, Bekanntmachungen, Aushänge und Bilder.
e)    Versorgung der Gefolgschaft mit den neuesten militärischen und politischen Nachrichten durch Rundspruch, und zwar in der 9 Uhr Pause. Uebertragung des Nachrichtendienstes in der 16 Uhr Pause, Wiederholung des Wehrmachtsberichtes.
f)    Hebung der Stimmung durch regelmässige Musikübertragungen. Grundsätzlich wird jeder Abschnitt der Arbeitszeit mit Marschmusik eingeleitet, und zwar um 7 Uhr bei Beginn der Arbeit und um 9, 10 Uhr, 12,30 Uhr und 16,10 Uhr nach Abschluss der Pausen.
g)    Erziehung der Gefolgschaft durch Anwendung des Wettkampfgedankens durch Veranstaltung von Wettkämpfen, z. B. Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz u.s.w.“  

Auch forderte Kagel z. B. 1941 zur Meldung nicht linientreuer Arbeiter auf. Dies geht aus der Besprechungsniederschrift der Besprechung der Meister und Untermeister am 30.6.1941 hervor. Kagel sagte dort: „Durch die politischen Ereignisse können wir u. U. damit rechnen, dass die kommunistische Tätigkeit wieder auflebt. Es sind verschiedene Arbeitskameraden dabei, die nicht nationalsozialistisch denken, sondern bei jeder Gelegenheit ihren Unwillen oder ihre Ablehnung zur Schau tragen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass diese Arbeitskameraden wieder einmal Gelegenheit nehmen, Schmierereien zu veranstalten oder Sabotage vorzubereiten, oder Verbindung mit russischen Nachrichtenstellen aufzunehmen.

Alle Unterführer werden aufgefordert, diese Vorgänge besonders aufmerksam zu beobachten und vor allen Dingen sofort Meldung an Kagel zu machen. Wir wollen versuchen, ob es gelingt, jemand dazu zu ertappen.
Die Meldungen der Betriebsleiter und Meister sind unverzüglich an Kagel zu machen, bei dessen Abwesenheit an Herrn Still, um sofortige Untersuchung einzuleiten.“

In einer Aktennotiz des damaligen Betriebsrates vom 27.6.1946: Betreff: Verhalten Herrn Kagels heißt es: „Bei der Uebernahme der Firmenleitung durch Herrn Schemuth kam es zwischen Herrn Schemuth und dem Betriebsrat zu scharfen und langen Auseinandersetzungen über die Person Kagel.

Während der Betriebsrat der Meinung war, dass Herr Kagel aus dem Betrieb entfernt werden müsse, vertrat der Firmenleiter den Standpunkt, dass mit Herrn Kagel, menschlich gesehen, nicht viel los sei, dass aber der technische Mensch Kagel für den Betrieb unentbehrlich sei.

Gegen alle die Einwendungen des Betriebsrates wurde demselben von der Firmenleitung die Zusicherung gegeben, dass nun, nachdem Herr Kagel die Prokura genommen sei, er auch ein Anweisungsrecht an dritte nicht mehr besässe.
Nachdem nun ein halbes Jahr nach der Uebernahme des Betriebes durch die Firmenleitung vergangen ist, muss der Betriebsrat feststellen, dass Herr Kagel, der als Ingenieur in der Entwicklungsabteilung tätig ist, wieder an den wöchentlichen Besprechungen der technischen Leitung teilnimmt. Ausserdem legt Herr Kagel ein Verhalten an den Tag, dass nicht dem eines einfachen Ingenieurs ohne Machtbereich entspricht.

Herr Schemuth wurde vom Betriebsrat darauf hingewiesen und begründete es damit, dass im Betrieb so viele Fehler gemacht werden, dass er sich gezwungen sah Herrn Kagel wieder zu den Besprechungen hinzuzuziehen.“

Zwei weitere, in dem Aktenordner des damaligen Betriebsrates abgelegte Berichte beschäftigen sich mit der Frage, wie sehr Kagel nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wieder in die Betriebsführung involviert war und entsprechenden Einfluss hatte: Aktennotiz vom 5.7.1946, unterzeichnet vom Betriebsratsmitglied Zebuhr: „Am 29. Mai, einen Tag nach der Betriebsversammlung erhielt ich als Betriebsratsvorsitzender einen Anruf von Herrn Kagel (früherer stellvertr.. Betriebsführer) ob er mich alleine einmal sprechen könnte. Bald darauf war ich mit Herrn Kagel in eine lange Unterhaltung getreten. In der Unterhaltung bat Herr Kagel mich um meine Meinung über die gegen ihn erhobenen Anwürfe. Ich machte Herrn Kagel aufmerksam, auf die zwischen der Firmenleitung und dem Betriebsrat getroffene, protokollierte Abmachung, wonach ihm ein Anweisungsrecht an dritte nicht zu stände und seine Tätigkeit sich nur auf die eines Ingenieurs beschränken dürfe.

Ich machte ihm zum Vorwurf, dass er diese Abmachung verletzt hätte, indem er an den Abteilungsleiterbesprechungen u. dergl. teilnehme. Alle diese Begebenheiten würden von der Belegschaft nicht verstanden und daher wohl auch die vielen Angriffe die in der Betriebsversammlung laut wurden.

Ich schlug ihm vor, dass er sich an die festgelegten Abmachungen halten solle um weitere Zwischenfälle zu vermeiden.
Herr Kagel gab mir die Versicherung, sein Verhalten in dieser Richtung zu überprüfen.
Anmerkung: Zwei Tage nach dieser Unterhaltung, am 31. Mai fand eine Abteilungsleiterbesprechung statt, an der auch Herr Kagel teilnahm. Ausserdem hat Herr Kagel auch an den weiteren, inzwischen stattgefundenen Besprechungen, teilgenommen.“

 
Schriftstück vom 8.7.1946 Betreff: Kagel, unterzeichnet von dem Betriebsratsmitglied G. Menck: „Zur Anwesenheit Herrn Kagels auf den Abteilungsleiterbesprechungen geben wir einige Daten der laufenden Besprechungen bekannt.
Herr Kagel hat neben dem offiziellen Abteilungsleiter der Abteilung Entwicklung an folgenden Sitzungen teilgenommen. 2. Mai, 9. Mai, 23. Mai, 31. Mai, 6. Juni, 13. Juni, 20. Juni. (…)

Wie sehr Herr Kagel in der Führung des Betriebes schon heute wieder seinen Einfluß geltend macht, mag folgender Bericht bekunden:

Bericht von der Besprechung über die neu einzuführende Auftragsorganisation am 2.7.46 von 9.30 Uhr – 13 Uhr
Anwesend: Technische Leitung Herr Jakutek; Arbeitsvorbereitung die Herren B (…) und R (…); Betrieb Herr K (…); Betriebsabrechnung die Herren G (…) und St (…); Lager die Herren Donath, Scharrenbroich und H (…) außerdem Herr Kagel

Anmerkung: Ich will hier, keinen bis in alle Einzelheiten gehenden Bericht geben, sondern nur die Tatsache der Teilnahme und das Verhalten Herrn Kagels herausstellen.

Außerdem möchte ich vorweg auf die Tatsache hinweisen, daß bisher im Betrieb ein System vorherrschend war, welches von Herrn Kagel eingeführt, ausgebaut und mit allen Mitteln durchgeführt wurde.

Zu Beginn der Besprechung erläuterte Herr Jakutek die neue Auftragsorganisation und hob die Vorteile derselben, gegenüber der alten Organisation hervor. Der Hauptvorteil liege darin, daß erst dann ein Auftrag an den Betrieb gehe, nachdem in der neugeschaffenen Zentralkartei der Eingang der Roh- und Fertigmaterialien bestätigt ist.

Außerdem können nach Fertigstellung der Zeichnung eines Einzelteils sofort der Auftrag an den Betrieb gehen und brauche nicht warten bis alle Zeichnungen vorliegen und es würde die Durchlaufzeit eines Auftrages dadurch verkürzt.
Er erläuterte dann anhand eines Beispiels die neuen Vordrucke, in deren Zusammenhang, von den Teilnehmern der Besprechung, eventuelle auftretende Mängel erörtert wurden.

An diesen Erörterungen beteiligte sich besonders neben Herrn Krämer und den anderen Herren auch Herr Kagel und man konnte sich nicht des Eindrucks verwehren, dass Herr Kagel aus Prinzip jeden, gegen das neue System, vorgebrachten Einwand unterstützte.

Am Ende der Besprechung sagte er, daß er kein grundlegend anderes Organisationssystem sehe, sondern, daß es ansich das alte System mit anderen Vordrucken wäre und er die Notwendigkeit der Einführung nicht einsähe.
Die Besprechung endete mit dem Ergebnis, daß das neue System eingeführt wird und bei auftretenden Schwierigkeiten, diese in einer neuen Besprechung geregelt werden sollen.

Während die Teilnahme aller Herren, durch die Anwendung und Ausführung der neuen Auftragsorganisation, notwendig war, war die Notwendigkeit der Teilnahme Herr Kagels nicht gegeben.“


• Ingenieur Dr. Hermann Wendt, (geb. 16.8.1889), Dipl. Ing. Ingenieur dept. for technical devolopments, wohnhaft Gottorpstraße 5, Mitglied der NSDAP vom 1.5. 1933 bis 1.10.1943. „Dr. Wendt hatte keine Funktion in der NSDAP, aber seine politische Haltung machte ihn zum Aktivisten.“


• Ingenieur Rudolf Schierbeck, (geb. 1.3.1907), wohnhaft Hornerweg 257, Ingenieur dept. for technical development, NSDAP, Blockwalter der NSV, Marine, SA und NSBO (nationalsozialistische Betriebszellenorganisation), Aktivist.
In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Auf Veranlassung des Betriebsrates von seinem Posten entfernt.“

Auf schriftliche Anfrage des Berufungsausschusses 13 (Entnazifizierung), Große Bleichen 23  an den Betriebsrat der Firma Hans Still, ob und wie sich Rudolf Schierbeck im oder außerhalb des Betriebes  politisch betätigt hatte, antwortete der Betriebsrat am 9.4.1947: „In Beantwortung Ihres obigen Schreibens möchten wir Ihnen mitteilen, dass wir keine Unterlagen gegen Herrn Schierbeck in unserem Besitz haben. Damit Sie in der Lage sind, sich von dem Ansehen Sch. in unserem Betrieb ein Bild zu machen, geben wir Ihnen einen Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des derzeitigen Betriebsrates mit Herrn Still (….) am 19. Juni 1945. ‚3) Entlassung belasteter Belegschaftsmitglieder: Der Werkausschuss bezeichnet die Entlassung der nachstehenden Belegschaftsmitglieder als notwendig. 4.) Ing. Schierbeck, Betriebsbüro. Diesem Angestellten wird vorgeworfen, dass er überall als Spion gelte. Er erscheine an den Arbeitsplätzen ohne irgendetwas zu sagen, mache dann Beobachtungen und ginge wieder, ebenfalls ohne irgendeine Aeusserung. In den meisten Fällen käme dann später eine Rüge vom Betriebsbüro. Aehnlich soll Sch. auch mit den Meistern und Untermeistern verfahren. Er betritt z. B. eine Meisterbude, ohne sich durch einen Gruss oder sonstwie bemerkbar zu machen, nimmt Einblick in die auf dem Tisch liegenden Papiere usw. und entfernt sich dann wortlos. Ferner soll Sch. im allgemeinen den Gruss von Arbeitskameraden nicht erwidern. Durch dieses Auftreten sei Sch. allgemein so unbeliebt geworden, dass mit einer wirksamen Zusammenarbeit nicht zu rechnen wäre. Der Betriebsführer erklärt die Aufgabenstellung, die vielleicht Sch. gelegentlich in ein schiefes Licht bringen könnte. Er hält die vom Werkausschuss geschilderte Art auch nicht für die richtige, glaubt aber nicht, dass in Hinsicht auf die vom Labour Office gegebenen Richtlinien eine Entlassung infrage käme. Es müsste seines Erachtens von der Betriebsführung darauf hingewiesen werden, dass Sch. sich umstellt.

Der Werkausschuss hält eine Umstellung für unmöglich und ist der Ansicht, dass solche infolge der Vorbelastung nicht denkbar sei. Nach einer weiteren Aussprache über diesen Punkt meint der Werkausschuss, dass äusserstenfalls eine Umsetzung Sch. auf einen weniger exponierten Posten infrage kommen könnte.

Der Betriebsführer will diese Angelegenheit mit der Betriebsleitung besprechen und wird dann erneut Stellung nehmen.‘“

 

• Ingenieur Hans Joachim (Jochen) Ammermann, NSDAP seit 1934 und HJ Führer.
In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Sonst auf dem Prüffeld tätig. War verantwortlich für die politische Schulung der Lehrlinge. Guter Lehrer im Fach und in Politik.“

 

• Elektro-Werkmeister Eduard Ahlschwedt (geb. 18.7.1907), electric work-master. Wandsbeckerstraße 27, Freidenker
Beruf/Tätigkeit: Bis Juni 1933 erwerbslos; Juli 1933- Ende November 1943: Elektrotechniker Germanenhalle Hamburg; Dez. 1934 bis Oktober 1936 Elektro-Werkmeister John. Martens Hamburg; Oktob., 1936 bis Ende März 1937 selbständiger Elektriker; März 1937 bis Juli 1937 Betriebselektriker im Hotel Reichshof; Juli 1937 bis September 1939 Werkmeister bei John Martens Hamburg als Dienstverpflichteter; September 1939 bis Oktober 1939 Betriebselektriker bei Hans Still, dann eingezogen zur Wehrmacht; Januar 1940 bis aktuelle: Werkmeister bei Hans Still.

NSDAP: Jan. 1931-Nov. 31 aus NSDAP ausgeschlossen wegen Interessenlosigkeit (wollte kein SA Mann werden); 1937-1945: Funktion: 4 Monate 1942/43 stellvertr. Blockleiter; NS-Verbände: DAF ab 1933; NSV 1937-1945
Auszeichnungen: Leistungsbuch der DAF für gezeigte Arbeitsleistungen

Militärdienst: Luftwaffe/Flak, Kanonier von Okt. 1939-Jan.-1940, dann als Arbeitseinsatz zurück in die Firma.
Gewerkschaftsmitglied: Metallarbeiterverband;

Vereinsmitgliedschaften: Turnerschaft „Frei Heil“ 1923-1928; Guttempler-Loge 1922-1933
Auszeichnungen: August 1944: Kriegsverdienstkreuz Kl. II. ohne Schwerter für Arbeitsleistungen im Betrieb. Leistungsbuch der DAF für gute Leistungen

Action Sheet nicht vorhanden. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Untermeister in der Mechanik, dann in Litzmannstadt und Braunau. Jetzt in der Mechanik. (…), durch seine Parteizugehörigkeit im Betrieb bevorzugte Person.“

 

• Werkstattschreiber Walter Kaiser (geb. 5.10.1910 Bliedersdorf Kr. Stade), wohnhaft Charlottenstraße 24 HH-Blankenese

Beruf/Tätigkeit: vor 1933: Bäcker: 1930-1932: Bäcker im Rauhen Haus, dann in den väterlichen Betrieb eingetreten. Dezember 1938 Verkauf des Geschäftes: Dezember 1938 – Januar 1939: ohne Arbeit; Januar 1939 -1.10.1944 Arbeiter, ab. Mai 1942 dann Angestellter bei Hans Still.

NSDAP:  vom 5.5.1933-1.7.1943; SA: 5.6.1933-1.9.1938; NS-Verbände: DAF 1933-1.4.1945.

Militärdienst: ab 1944, Schw. Artillerie, Kanonier, Batteriechef.

Welche Partei gewählt Nov. 1932: Christlichsozialer Volksdienst, welche Partei gewählt 1933: NSDAP

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: Aktivist. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Werkstattschreiber, dann in Litzmannstadt und Braunau. Aktiver Parteiinteressen-Vertreter.“

 

• Technischer Angestellter Karl Friedrich Amend (geb. 9.10.1917 Krefeld), wohnhaft, Müggenkampstraße 70

Beruf/Tätigkeit: technischer Angestellter in der Arbeitsvorbereitung; vor 1933: Schüler. 1933-1937: Färber; 1943-1946: techn. Angestellter Arbeitsvorbereitung bei H. Still.

NSDAP: Januar 1944; HJ: 1934-1935; NS-Verbände:DAF: 1934-1945.

Andere Organisationen: RAD: sieben Monate

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: Aktivist

Militärdienst: 1938-1943: Artillerie, Wachtmeister, Kompagnieführer im Volkssturm
Gewerkschaft vor 1933: Textilarbeiterverband. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Schwerkriegsbeschädigt. War politisch sehr aktiv.“


• Dreher: Johann Lüdemann (geb. 11.3.1902 Hamburg- Altona), Weddestraße 5.

Beruf/Tätigkeit: Dreher; 1924-1930: Dreher bei Menk & Hambrock, wegen Arbeitsmangels gekündigt; März 1930-September 1930: Dreher bei Blohm & Voss; arbeitslos von September 1930-März 1935; ab März 1935: Dreher bei Hans Still

NSDAP: 1.5.1933-15.8.1943; SA: 23,3,1933-15.8.1943; NS-Verbände: DAF: 1937-1945

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: Aktivist.  Zellenobmann. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Dreher in der Dreherei, dann in Litzmannstadt und in Braunau. (…).“

•  Untermeister: Ernst August Heuer (geb. 20.4.1908 Bremerhaven); Hornerweg 253

Beruf/Tätigkeit: Elektromaschinenbauer, 1930-1931: Geselle f. E-Maschinenbau in Elektrofabr. Stawert; Januar 1931 – Mai 1934 erwerbslos; Mai 1934-Juli 1937 Geselle Schlosser bei H.C. Eggers; ab Juli 1937 Untermeister E-Maschinenbau bei Hans Still.

NSDAP: 1.5.1933 – 1945; SA: März/April 1933 – 1945, Funktion: Sportwart – Oberscharführer; NS-Verbände: DAF 1934-1945; NSV 1937-1945

Militärdienst: Uk Stellung

Frage, welche Partei hat er im Nov. 1932 gewählt: SPD und im März 1933: NSDAP
Gewerkschaftsmitglied: Metallarbeiterverband

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: Aktivist. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Politisch hervorgetreten.“
 
• Ingenieur: Gerhard Johannes Hempel (geb. 10.5.1909 Engelsdorf b. Leipzig), HH-Farmsen Am Fuchsberg 15

Beruf/Tätigkeit: Ingenieur, vor 1933 selbstständig bis 1936; Ingenieur bei ARG Leipzig; ab 1941 Ingenieur bei Hans Still

NSDAP: seit Oktober 1937; NS-Verbände: DAF seit 1934; NSV seit 1934. Funktionen: ehrenamtl. Lehrer (techn.) in der DAF-Abendschule Eisen- und Metall in Hamburg 1939-1944

Militärdienst: Sept. 1944 – August 1945 Gefreiter beim Truppennachrichtendienst

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: Aktivist. Propagandawart im Betrieb (Betriebszeitung); Umschulungsleiter der DAF. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Reklamemann und Redakteur der Werkszeitung. Leiter der Feierabendgestaltung. Leiter der Umschulungskurse der DAF, Vertreter der Partei-Interessen.“


• Konstrukteur: Otto Karl Voigt (geb. 4.11.1892 Buer i. W.), HH-Wandsbek Kampstr. 55

Beruf/Tätigkeit: Maschineningenieur, Flugzeugführer, Pilot seit 1913 im Luftsport-verband; seit Nov. 1921 als Ingenieur bei Hans Still

NSDAP: seit 5.5. 1937 bis 1945; NSFK: (Nationalsozialistischer Fliegerkorps) Oktober 1937 bis 1945, Funktion: repräsentativer Sturmführer (Angabe 1945), Obersturmführer (Angabe 1946) Flugzeugführer, Pilot 1941-1945; NS-Verbände: DAF 1934-1945; NSV 1934-1945

Militärdienst: nein

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board:Aktivist, representative Betriebsobmann
Angaben im Fragebogen 1946 zur Fliegertätigkeit: „Von Jugend an bin ich flugbegeistert gewesen. (…) Im Frühjahr 1913 erhielt ich den ersten Flugunterricht auf der Fliegerschule Josef Schlatter in Gelsenkirchen-Rotthausen. Im Weltkrieg 1914/18 war ich Kriegsflieger. 1920 trat ich in den Hamburger Verein für Luftfahrt e. V. ein. In den Jahren 1925-29 flog ich für die Bäumer-Aero, den Hanseatischen Luft-Lloyd und die Landesvermessung Hamburg. 1929 ging ich zur Segelfliegerei über und wurde Mitbegründer der Segelflugabteilung des Sportvereins Polizei Hamburg. 1933 wurde ich in den Deutschen Luftsport-Verband und von diesem 1937 in das NS-Fliegerkorps überführt. Das NSFK bot bekanntlich damals die einzige Möglichkeit, sich als Privatmann fliegerisch zu betätigen, wovon ich bis zuletzt Gebrauch gemacht habe.

Ich bin einer der ältesten z. Zt. noch aktiven Flugzeugführer Deutschlands gewesen. Und in Anerkennung meiner 30jährigen fliegerischen Tätigkeit wurde mir am 20.4.44 der Rang eines ehrenamtlichen NSFK-Obersturmführers verliehen, den ich nicht ablehnen konnte und auch nicht abgelehnt habe. Mein Interesse am NSFK war ausschliesslich flugsportlicher Art. Eine politische Tätigkeit habe ich weder im NSFK, noch in der Partei oder anderswo ausgeübt.“ (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Ausarbeiter der Betriebsanweisungen, Stellvertretender Betriebs-Obmann, Politisch nicht hervorgetreten.“
 

• Lagerarbeiter Emil Martin August Moldt (geb. 7.8.1889 Hamburg), Elligersweg 3

Beruf/Tätigkeit: Beruf: Zeichner, Tätigkeit: Lagerarbeiter; Tätigkeit vor 1933: kaufm. Angestellter, Lithograph. 1930-1932 kaufm. Angestellter wegen Arbeitsmangels entlassen; 1932-1937 erwerbslos; 1937-1945: Zeichner bei H. Still; ab 1945: Lagerarbeiter bei H. Still.

NSDAP: ab 1937; NS-Verbände: DAF: 1937-1945, Funktion: Blockwart 1937-1943; NSV: 1937-1945
Militärdienst: Feldwebel im Volksturm

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: Aktivist. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Sonst Hilfskraft in der Konstruktion, jetzt im Lager beschäftigt. Aktiver Parteifunktionär.“

 

• Schlosser Karl Streib (geb. 6.11.1894), Glinde Heidkoppel weg 33.

Beruf/Tätigkeit: Meister tätig in der Schlosserei Boberg der Firma Hans Still

NSDAP: seit 1933, Leader of political education (Zellenleiter).

Activist; speaker oft he N.S.D.A.P. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

 

• Kaufm. Angestellter/Betriebsassistent Heinrich Johann Meyer (geb. 25.10.1917 Hamburg), Lessingstraße 15

Beruf/Tätigkeit: kaufm. Angestellter, vor 1933: Schüler.1.4.1933-31.12.1935: kaufm. Ausbildung; 1.1.1936-15.4.1938: Leitung eines Betriebsbüros; April 1938-Okt.1938: RAD; Nov.1938-Nov.1940: Wehrmacht: 20.11.1940; ab Nov. 1940: Angestellter.  

NSDAP: ab 1937; HJ: Juni 1933-April 1938. Musikzugführer.
NS-Verbände: DAF: 1935-1945; NSKOV: ab 1942-1942
Andere Organisationen: RAD: April-Okt. 1938

Militärdienst: Infanterie Nov. 1938-Nov.1940, Gefreiter, ausgemustert wegen Verwundung. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Lagerarbeiter Heinz Heinrich Adolf Chrubahsik (geb. 23.11.1920 Schiffbek), HH-Billstedt, Friedrichstr. 1

Beruf/Tätigkeit: kfm. Angestellter, vor 1933 bis 1937 Schüler am Matthias-Claudius-Gymnasium, Abschluss Mittlere Reife; 1937-1939 Lehrling in Speditionsfirma, Ablegung der Kaufmannsgehilfenprüfung 1939; Kriegsausbruch: arbeitslos; Nov. 1939-März 1940 ungelernter Arbeiter bei Hans Still; März 1940-Februar 1943 military service commercial employee (militärischer Lehrlingsausbilder) bei Hans Still

NSDAP: seit 1. 9. 1939; HJ: seit 1.9.1933 Funktion: 2 Jahre Oberscharführer; NS-Verbände: DAF seit 1937

Militärdienst: Unteroff. Bei Infanterie März 1940 – Febr. 1943, dann Verwundung

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: In der Firma war er der Leiter der politischen Erziehung der Lehrlinge
Auszeichnungen: Juli 1943 Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern für Einsatz beim Bombenangriff auf Hamburg Juli 1943; Westwallehrungszeichen Herbst 1944 für Mitarbeit am Sperrenbau. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Mechaniker/Arbeiter Friedrich Hans Ludwig Küchenmeister (geb. 7.11.1908 Rostock), HH-Billstedt Mühlenweg 5

Beruf/Tätigkeit: Gärtner, Arbeiter; 1930-1933 Gärtnergehilfe bei v. Treuenfels; wegen Heirat gekündigt; 1935-1937 Obergärtner bei v. Kanitz; 1937-1942 Arbeiter bei Hans Still (Militärdienst); ab 1942 Arbeiter bei Hans Still

NSDAP: 1.3.1932-1945 (Angabe 1945; Angabe 1946: bis Febr. 1942; SA: 1.3. 1932 – 2.2.1942, Funktion: Scharführer; NS-Verbände: DAF 1937-1945 (Angabe 1945; Angabe 1946: bis Febr. 1942)

Militärdienst: Aug. 1939-Nov. 1939; 2.2.1942-1945: Gefreiter Nachrichtenabteilung; Russland und SA Billstedt
Frage: Welche politische Partei haben Sie in der Novemberwahl 1932 gewählt: NSDAP; und im März 1933: NSDAP
Auszeichnungen: Krimschild anlässlich Besetzung d. krim, Rumän., Erinnerungsmedaille Angehöriger der Nachrichtentruppe d. DVK (

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: Aktivist. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Ankerwickler: Wilhelm, Karl Friedrich Berlin (geb. 16.10.1913 Hamburg), Adlerstraße Parzelle 23

Beruf/Tätigkeit: Elektro-Maschinenbauer; 1930-1934 Lehrling, Lehrzeit beendet; 1932 bis 1933 geselle; April 1933 bis Juni 1933 arbeitslos; ab Juni 1933 Wickler bei Hans Still

NSDAP: 1.5.1937 bis Mai 1945; SA: 23.11.1933 bis Mai 1945; NS-Verbände: DAF 1.5.1934 bis Mai 1945

Militärdienst: 1938-1944 Soldat Luftwaffe Heer Uetersen

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: Aktivist. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Ankerwickler: Herbert Friedrich Alwin Weidemann (geb. 22.12.1910 Hamburg), Nelkenweg 37

Beruf/Tätigkeit: Elektro-Maschinebauer; 1930-31: Monteur in Amsterdam wegen Arbeitsmangels entlassen: 1932-1936 Monteur in Amsterdam; 1936-1937 Wickler in Hamburg wegen Arbeitsmangels entlassen; ab 1937 Wickler bei Hans Still.

NSDAP: ab 1.11.1934; NS-Verbände: DAF 1.10.1934 -1945

Militärdienst: vom 15.9.1944-12.5.1945 Kanonier bei der Artillerie Graf-Goltz-Kaserne. Bis September 1944 U.K. gestellt.

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board:  Aktivist. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Prüffeldtechniker Karl Heinz Theodor Peters (geb. 4.2.1912 Flensburg), Beim Schlump 23 zur Untermiete, danach Sandkampstieg Bl. 5 Hs. A

Beruf/Tätigkeit: Elektriker; vor 1933: Lehrling, Lichtbildvorführer; Geselle von Mai 1930 bis Juni 1930, wegen Arbeitsmangels arbeitslos von Juni 1930 bis Februar 1935; Februar 1935-Oktober 1925 Geselle Installation bei F. Krupp Kiel; Oktober 1935 bis September 1936 Wehrdienst; Oktober 1936 bis Dezember 1941 Facharbeiter Installation bei Hans Still, ab Januar 1942 techn. Angestellter Maschinenprüfung bei Hans Still. 1.4.1944-Mai 1945 Litzmannstadt techn. Angestellter, Leitung der Abt. Prüffeld; ab Mai 1945 bei Hans Still techn. Angestellter Außenmontage, Transformatorenreparatur

NSDAP: 1.5.1937 Anwärter, ab 1938 Mitglied, Funktion: 1938-1943 Blockleiter; NS-Verbände: DAF 1933-1945; NSV 1938-1945

Militärdienst: Oktober 1935-September 1936 Inf. Nachrichten; August 1939-Nov. 1939 Inf. Nachrichten; u. K gestellt wegen Beruf, Nov. 1942-März 1944 Heimatflak J.R.6 Schwerin, Gefreiter

Reisen im Ausland: Polen (Litzmannstadt) 1.4.1944-17.1.1945: Dienstlich für die Firma; Tschechoslowakei (Braunau Sudeten) 21.1.45-1.2.45 dienstlich für die Firma.

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: Aktivist. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Ingenieur/Sachbearbeiter: Charles Ernst-August Breitenstein (geb. 15.7.1898 Berlin-Charlottenburg), Liebigstraße 33

Beruf/Tätigkeit: Abitur, Studium an der techn. Hochschule Berlin; Dipl.-Ingenieur; vor 1933 techn. Beamter in der Marine; 1.12.1924 – 8.10.1945 Beamter bei der Marine, Kriegsausgang: Auflösung der Marine dann ab 9.10.1945 Angestellter Ingenieur bei Hans Still.

NSDAP: ab 1.5.1937; SA: Nov. 1933 – Febr. 1934 als Anwärter ausgeschieden; Reichsbund der deutschen Beamten: seit Überführung des Beamtenbundes in den RDB 1942-1945; NS-Verbände: NSV 1935-1945; NS Bund deutscher Technik 1943-1945 kooperatives Mitglied seit Beitritt zur Schiffbautechnischen Gesellschaft; NS-betreute Organisationen: NS Altherrenbund; 1943-1945, seit Auflösung der Altherrenschaft meiner Verbindung und Überführung in den NS-Altherrenbund

Militärdienst: Nein, weil Wehrmachtsbeamter

Frage: welche Partei er im Nov. 1932 gewählt hat: Deutsche Volkspartei; und im März 1933: Deutsche Volkspartei

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board:  kein Eintrag
Den Unterlagen beigelegt ein Schreiben des „Headquarters oft the Flag Officer Schleswig Holstein Plön“ vom 6.10.1945: „Es wird bestätigt, dass Ministerialdirigent Dipl.-Ing. Breitenstein unter dem Befehl der Royal Navy vom 10. Mai bis 10. Oktober 1945 im ‚Information Office of Naval Construction‘ im Dienst festgehalten wurde.

Während dieser Zeit hat er sich zu unserer vollen Zufriedenheit geführt und hat alle Anordnungen nach bestem Können im Einklang mit den Kapitulationsbedingungen ausgeführt.

Seiten der Royal Navy bestehen keine Bedenken gegen die zukünftige Beschäftigung des Ministerialdirigent Dipl.-Ing. Breitenstein im deutschen Handel, in der Industrie oder Verwaltung.

Gez. Commander R. N. Staff Officer (Intelligence) to the Flag Officer Schleswig Holstein“  (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Schlosser Albert Stritzl (geb. 3.5.1909), Horner Landstraße 445, NSDAP, Aktivist, SS-Mann - Betriebsobmann

Dieser Name ist auch aufgeführt in der Liste „Fa. Hans Still, Hamburg 48, Aktive Nationalsozialisten“ vom 15.2.1946, erstellt vom damaligen Betriebsrat der Firma Still.

Bermerkung vom Betriebsrat: „Da Vorgenannte sich z. Zt. nicht mehr im Betrieb befinden und weitere Nachforschungen von uns aus ergebnislos waren, bitten wir die Mil. Reg. Von sich aus weitere Schritte zu unternehmen. Es handelt sich bei allen um aktive Nationalsozialisten.“
 

• Geselle Schlosserei: Johannes Heinrich Vierth (geb. 24.2.1911 Wahlstedt/Kreis Segeberg), Rehmstraße 8, Hs. I.

Beruf/Tätigkeit: Schlosser, Nach der Lehre Beendigung April 1930: April 1930-Juni 1930 Geselle Schlosser wegen Arbeitsmangels entlassen; 8.6.1930 -30.7. 1930 Geselle Schlosser wegen Arbeitsmangels entlassen; 12.1.1931-12.9.1932  Lagerarbeiter wegen Arbeitsmangels entlassen; 7.5.1935-3.7.1939 Geselle auf eigenen Wunsch entlassen; 4.7.1939-18.2.1944 Geselle Schlosserei bei Hans Still versetzt; 1.3.1944-7.5.1945 Werkmeister Schlosserei  Rübezahl Werke versetzt; ab 21.1.1946 Geselle Schlosserei bei Hans Still.

NSDAP: 16.3.1933 – Ende 1934; SA: 16.3.1933-Ende 1934, Funktion: SA Mann; NS-Verbände: DAF 7.5.1935-1945; Reichskolonialbund 1941-Ende 1942

Militärdienst: 1939 zurückgestellt worden wegen kriegswichtiger Arbeiten

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board:  Aktivist. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Mechaniker/Arbeiter: Reinhold Schäfer (geb. 22.11.1900 Trinum), Liebigstr. 18

Beruf/Tätigkeit: Mechaniker, vor 1933 Arbeiter und Elektriker; 1930 – 4.5.1934 arbeitslos; 5.5.1934-19.2.1939 Kreissäger bei Holzwerke; ab 20.9.1939 Mechaniker, Betriebsobmann (10 Monate) bei Hans Still

NSDAP: Nein; NS-Verbände: DAF 1934-1945, Funktion: Betriebsobmann Juli 1944-Mai 1945, Werkscharführer

Militärdienst: 1920 Reichswehr im Schützenregiment, Dienstgrad: Schütze; U.K. Stellung
Frage (1946) Für welche Partei haben Sie in der Novemberwahl 1932 gestimmt: SPD. Und im März 1933: SPD
1944-1945: Werkscharführer und Ausbildungsleiter: Ordnung u. Arbeitsdisziplin für die Gefolgschaft vorleben sowie auf kameradschaftliches Verhalten hinweisen, Vorbild sein, weltanschaulich schulen.

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board:  Aktivist wegen seines „political standpoint“ (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Ingenieur Gerd Börnsen (1.1.1913), verheiratet, Hamburg-Lokstedt Evertsweg 73. NSDAP und Aktivist. Betriebsobmann, Werkscharführer, Lehrlingsausbilder.

Dieser Name ist auch aufgeführt in der Liste „Fa. Hans Still, Hamburg 48, Aktive Nationalsozialisten“ vom 15.2.1946, erstellt vom damaligen Betriebsrat der Firma Still.

Laut Lebenslauf von Gerd Börnsen war dieser 1931 Mitglied der NSDAP geworden, außerdem Mitglied der Nordischen Gesellschaft

Bermerkung vom Betriebsrat: „Da Vorgenannte sich z. Zt. nicht mehr im Betrieb befinden und weitere Nachforschungen von uns aus ergebnislos waren, bitten wir die Mil. Reg. Von sich aus weitere Schritte zu unternehmen. Es handelt sich bei allen um aktive Nationalsozialisten.“

 

Gruppe B: Eventuell der Partei unter Zwang beigetreten
• Ingenieur/Abteilungsleiter Georg Tietböhl (geb. 8.9.1904), Glinde, NSDAP ab 1942.

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Leiter der Arbeitsvorbereitung – Prokurist. Anständiger und arbeitsamer Mensch – politisch nicht hervorgetreten.“

 

• Obermeister: Georg Krämer (geb. 19.4.1890 Affoltersbach/Hessen), Hornerweg 255

Beruf/Tätigkeit: Maschinenbauer; 1928-1931: Werkmeister, Motorenbau C. Jastram; 1931-1937 eigener Betrieb Autorep.; Febr. 1937 bis aktuell: Obermeister, Maschinenbau bei H. Still

NSDAP: von Mai 1942; NS-Verbände: DAF von 1936-Ende März 1945

Militärdienst: Kein Militärdienst
Parteimitgliedschaften vor 1933: Mitglied der SPD

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: zweifelharter Fall. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Obermeister – Einflussreiche Stellung im Betrieb. Vom Betrieb viel angefeindet, lässt sich aber in dieser Stellung nicht vermeiden. Politisch nicht direkt hervorgetreten.“

 

• Meister Georg Boothby (21.10.1906), Blankeneser Landstraße 90. NSDAP seit 1942.
In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Meister in der Mechanik, dann Betriebsleiter in Wandsbek. Verantwortlicher Lehrlingsausbilder. Seine Tätigkeit ist nur gestützt auf Kagel. (…).“


Gruppe C: Für den Betrieb tragbar, politisch nicht, oder wenig hervorgetreten
• Werkschutz Carl (Karl) Müller (geb. 6.1.1883), NSDAP ab 1937; Amtswalter NSV

 

• Untermeister Paul Bossemeier (geb. 8.12.1912), Bachstraße 12, NSDAP ab 1933

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Untermeister in der Mechanik, jetzt Mechaniker. Politisch nicht hervorgetreten.“

 

• Elektro Maschinenbau Meister: Johannes Girnatis (Girnates) (geb.11.10.1902 Hamburg), Isestraße 87 zur Untermiete

Beruf/Tätigkeit: Elektro Maschinenbau Meister, 1.1.1933 bis 15.8.1933 erwerbslos: August 1933 bis 30.12.1945 Monteur bei Hans Still; ab 1.5.1939 Monteur Meister bei Hans Still.

NSDAP: ab 1.6.1933, sein Verwandter Walter Girnatis war Musikwart; NS-Verbände: DAF bis 1945; NSV bis 1945

Militärdienst: u. K. wegen Arbeit

Frage nach Verwandten, die Funktionen in der NSDAP haben: Bruder Walter G. NSDAP, Amt Kulturwart, Musiker

Frage nach wen gewählt Novc. 1932: NSDAP; wen gewählt 1933: NSDAP

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board:  Aktivist. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Untermeister in der Reparaturabteilung. Politisch nicht hervorgetreten.“

 

• Techniker Max Johannes Bernhard Stender (geb. 16.7.1904 Kleve), Hamburger Straße 291 bei.  Weegmann

Beruf/Tätigkeit: Elektromaschinenbauer-Techniker; 1927-1939 selbstständiger Handwerker als Elektromaschinenbauer, wegen schlechter Wirtschaftslager ab Juni 1939 beschäftigt als Angestellter Techniker bei H. Still

Leumundszeugnis von Ostarbeiter-Lager Liebig-Lager Hamburg 48 Liebigstraße 33 Lager –Nr. 490 905.12 (Boberg), vom 18. Mai 1945:“ Charakteristik: Max Stender, der als Meister der Motormontage in der Hauptfabrik und später im Lager der russischen Arbeiter ‚Boberg‘ der Firma ‚ Hans Still‘ in der Zeit von Mitte 1942 bis zum Ende des Krieges beschäftigt war, verhielt sich den russischen Arbeitern gegenüber gut, und wurde deshalb nach dem Ende des Krieges bis zur Auflösung des Lagers im Lager behalten, was das Lagerkomitee der russischen Arbeiter bestätigt.“

Weiteres Leumundszeugnis von einem ehemaligen russischen „Ostarbeiter“: „Dem Herrn Max Stender ein gutes Urteil. Er war ein ausgezeichneter Meister und hat nichts Schlechtes getan. Ich habe von ihm nur Gutes erfahren. Ich habe mit ihnen Herr Stender gearbeitet und ich danke ihnen für ihre gute Behandlung der Russen. Meine Adresse:
Gebiet: Woroschiliowgrad; Rayon: Slawjano-Serbskii; Dorf: Slawjano-Serbsk. Unterschrift: Sina Sintschenko.“ (13.6.1945)

NSDAP: ja (mit Anlage), Eintritt wahrscheinlich vor 1933. Erklärung dazu: „Die Mitgliedschaft zur NSDAP erfolgte infolge eines Versehens in der Mitgliederliste der Ortsgruppe Heide/ Holstein angeblich durch Namensverwechslung, indem mein Vorname irrtümlich bei einem gleichen Zunamen eingesetzt wurde. Mit der Begründung, daß eine nochmalige Richtigstellung bei der Parteileitung in München der Ortsgruppe große Schwierigkeiten bereite, wurde mir anheim gestellt, die Mitgliedschaft anzunehmen. Durch Zureden mit dem Hinweis, daß ich wohl nicht staatsfeindlich oder ähnlich eingestellt sei u.s.w. habe ich die Mitgliedschaft angenommen. Da ich auf einen Vermerk im später erhaltenen Mitgliedsbuch nicht weiter geachtet habe, mir auch nähere Daten nicht mehr in Erinnerung liegen, und ich auch die ganzen späteren Jahre nicht weiter in besonders näheren Beziehungen zur Partei noch irgendeiner Gliederung stand, kann ich genaue Angaben nicht machen. Ob als Beitrittstermin 1933 oder ein anderes Jahr eingetragen wurde, weiß ich nicht. Auch weiß ich nicht mehr, ob ich noch einen formellen Antrag ausstellen mußte. Da ich mich seitdem nicht weiter um die Mitgliedschaft gekümmert habe, ist es mir jetzt unmöglich, aus dem Gedächtnis heraus verantwortliche Angaben hierüber zu machen, zumal das Mitgliedsbuch durch Brand vernichtet wurde und somit eine Einsicht nicht mehr möglich ist.“ (Hamburg, 14.1.1946)  

NS-Verbände: DAF: 1943-1945. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Lagerverwalter/Abteilungsleiter - Einkauf: Gustav Donath (geb. 25.9.1901 Hamburg), Asternstr. 41

Beruf/Tätigkeit: nach Volksschule und Handelsschule: 15.9.-31.10.1939: Befrachter in Schiffsmaklerei, Beendigung wegen Krieg; ab 10.11.1939 Lagerverwalter, Betreuung und Verwaltung der Läger bei Hans Still.

NSDAP: 1933-1945; NS-Verbände: DAF: 1935-1945; NSV: 1934-1945, Funktion: Amtswalter 1937-1938.
Bei der Novemberwahl 1932 gewählt: Deutsche Staatspartei; im März 1933: NSDAP
Während des Kriegs: Werkluftschutzleiterstellvertreter, um die Werksanlagen zu schützen. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Leiter der Abt. Einkauf, Arbeitsamer Mensch. Politisch nicht hervorgetreten.“


• Kaufm. Angestellter Paul Wilhelm Heinrich Spörke (geb. 19.12.1899 Rostock), Weidenallee 29 V

Beruf/Tätigkeit: kaufm. Angestellter Einkauf; 1927-1930: kaufm. Angestellter beim Altonaer Tageblatt, Verkauf der Zeitung; 1930 bis 1940: kaufm. Angestellter bei den Norddeutschen Nachrichten, Tätigkeit beendet wegen Militärdienst; März 1941 bis 31.3.1943 Militär; ab 1.4.1943 kaufm. Angestellter bei Still.

NSDAP: Mai 1933; NS-Verbände: DAF ab 1942; NSV ab 1934

Militärdienst: Infanterie; Obergefreiter

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: Aktivist

Erklärung zum Fragebogen wegen seiner Funktionen in der NSDAP: „Ich wurde von Frühjahr 1935 bis Ende 1936 als Blockhelfer eingesetzt. Meine Tätigkeit war lediglich das Inkasso von Beiträgen, die ich an den verantwortlichen Blockleiter abzuführen hatte. Ende 1936 beauftragte man mich mit der Berichterstattung (Pressewart) über die Betreuungsarbeiten der NSV und Frauenschaft, da man festgestellt hatte, dass ich bei einer Tageszeitung beschäftigt sei. Ich war bei der Tageszeitung wohl als kaufmännischer Angestellter tätig, aber niemals als Schriftsteller. Meine Aufgabe bei der Partei war die Berichterstattung über Ergebnisse von Sammlungen, Betreuungen usw. Bei Kriegsausbruch wurde ich dann noch mit dem Versand von Lesestoff wie z. B. gesammelte illustrierte Zeitschriften und Spiele an Soldaten beauftragt. Ich möchte erwähnen, dass ich nichts mit der Schulung zu tun hatte.“ 14.1.1946) (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Mechaniker Paul Steck (geb. 20.3.1887), Steindamm 146, NSDAP ab 1933

 

• Schlosser Wilhelm Kubel (geb. 30.4.1892), Hornerweg 261, NSDAP ab 1933, NSKOV (NS-Kriegsopferversorgung) ab 1933.

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Anständiger arbeitsamer Mensch – Politisch nicht hervorgetreten.“

 

• Techniker Uwe Neumann (geb. 14.6.1915), Hamburg-Sasel Feuerberg 1, NSDAP ab 1937, Lehrer bei der DAF – Umschulung.

 

• Untermeister Willi Voss (geb. 11.6.1912), Hornerweg 263, NSDAP ab 1938

 

• Ingenieur Hans Walter Baas (geb. 5.3.1899 Neuendeich), Am Anger 2

Beruf/Tätigkeit: nach Prüfung für Elektro-Ingenieure: 1923-1939: Betriebs-Ingenieur bei A. Bohne; 13.8.1938-10.9.1938: bei der Landw. Kommand. Dresden: Funker; ab Februar 1939 Ingenieur Norm und Konstruktion bei Hans Still

NSDAP: 1938-1945; SA: 1935-1937; NS-Verbände: DAF: 1935-1945; NSV: 1937-1945

Militärdienst: uk-gestellt; 1939-1945: Werkluftschutz; 1943-1945: Stadtwacht. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

 

• Arbeiter Johann Halupzek (geb. 8.2.1904 Goslawitz Krs. Oppeln), Werner Siemensstr. 51

Beruf/Tätigkeit: Arbeiter; 8.6.1934-15.6.1937 landwirtschaftl. Arbeiter; Stellenwechsel: 10.6.1937-26.6.1938 ebenfalls landwirtschftl. Arbeiter; Stellenwechsel 29.6.1938-30.9.1938 landwirtschftl. Arbeiter; Stellenwechsel 14.11.1938-23.11.1938 landwirtschaftl. Arbeiter; Stellenwechsel ab 1.12.1938 Arbeiter Transport bei Still.

NSDAP: 1938, im Addendum to Fragebogen: seit 1.10.1933; SS: 1.10.1933-1.4.1938, NS-Verbände: DAF 1937-1945
Mitglied einer Partei vor 1933: SPD. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Techniker Arne Köhler (geb. 9.3.1897), Sandweg 16, NSDAP ab 1934

 

• Werkschutzangestellter Max Johannes Friedrich Pieper (geb. 21.8.1881 Plön), Kielerstraße, Koppel , Friedrichstal, Parz. 49.

Beruf/Tätigkeit: Werkschutzangestellter; 1930 bis 1939 selbstständiger Friseur ( Pinnasberg 35); August 1939 bis Oktober 1939 Einberufung zum Polizeidienst; ab 21.10.1939 Werkschutz-Wachmann bei Still

NSDAP: ab März 1940; NS-Verbände: DAF ab 1935; Andere Organisationen: NS-Reichskriegerbund ab 1923

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: Aktivist. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Sachbearbeiter Hans Bensieck (geb. 23.7.1904), Krogmannstraße 56, NSDAP ab 1940

 

• Untermeister Walter Burmeister (Burmester) (geb. 16.2.1914), Bleichertwiete 29, NSDAP ab 1942

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Untermeister in der Werkzeugmacherei, dann in Litzmannstadt und Braunau. Politisch nicht hervorgetreten.“

 

• Untermeister Hans Riecke (geb. 8.5.1906), Blankenese, NSDAP ab 1940

 

• Sachbearbeiter Walter Hönnerscheidt (geb. 23.10.1909), Jenfelderstraße, NSDAP ab 1936

 

• Angestellter Karl Heinz Bossemeier (geb. 16.5.1925), Billstedt, NSDAP ab 1940

 

• Techniker Hans Lau (geb. 13.12.1907), Hamburg, NSDAP ab 1942

 

• Ingenieur Fritz Ortmann (geb. 24.2.1912), Horner Landstraße 445, NSDAP ab 1942

 

• Kontoristin Elisabeth Jürgensen (geb. 29.4.1922), Lerchenweg 9, NSDAP ab 1940.

 

• Elektromonteur Heinrich Franz (geb. 24.5.1909 Mannheim), Horner Landstraße 482

Beruf/Tätigkeit: Elektromonteur; Betriebsinstallation; 1930-1932 unregelmäßig beschäftigt; 1932-1938: Elektromonteur bei Bernhard Döring; ab 1938 Elektromonteur bei Still

NSDAP: ab November 1941; NS-Verbände: DAF; NSV: Blockwart

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board:  Aktivist

Militärdienst: Infanterie, Schütze; 1940 vom Militärdienst zurückgestellt.
Gewerkschaft: Metallarbeiterverband. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

 

• Ingenieur Klaus Sievers (geb. 27.6.1915), Hamburg, Mitglied des NSKK (Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps) seit 1939.

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Tüchtiger strebsamer Ingenieur in der Entwicklung.“


• Untermeister Albert Gerth (geb. 11.10.1911), Wellingsbüttel, NSKK 1937-1941.

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Untermeister in Boberg, jetzt Mechaniker. (…).“

 

• Prokurist Hans Behncke (geb. 30.5.1899), Parkstraße 4 in Rahlstedt, NSDAP ab 1933.

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Prokurist und Buchhalter – Hervorragende Kraft. Freundlicher und anständiger Mensch. Politisch nicht hervorgetreten.“


• Elektriker Hans Bethge (geb. 6.10.1898), Horner Weg 259, NSDAP ab 1943


• Abteilungsleiter Lager Hans Kröger (geb. 2.1.1912), Hamburg, SA: Juli 33 bis Mai 1935, förderndes Mitglied NSKK von 1939 bis 1943.

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Leiter der Abteilung Einkauf, dann Direktor in Litzmannstadt und Braunau. Jetzt Leiter des Lagers.“


• Prokurist Ernst Kahl (geb. 15.11.1898), Liebigstraße 33, kein PG I(Parteigenosse) lt. Angabe (sonst untragbar).

In der „Namentliche Liste über Belegschaftsmitglieder deren Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Gliederungen feststeht“ gibt es die Bemerkung: „Sehr undurchsichtige Person – für Schiebungen und dergl. sehr zugänglich.“


• Angestellter Heinrich Hüttmann (geb. 6.5.1884), Hamburg, NSDAP ab 1933


• Angestellter Fritz Ahrens (geb. 6.8.1911), Hamburg, NSDAP ab 1939


• Angestellter Friedrich Schröder (geb. 1.7.1893), Hamburg, NSDAP ab 1937


• Kalkulator Alexander Krantz (geb. 30.3.1911), Amselstraße , SS-Anwärter 1.7.1935-17.6.1937


• Kaufm. Angestellter Paul Peter Scharrenbroich (geb.22.9.1900 Köln-Deutz), Börnsen

Beruf/Tätigkeit: kaufm. Angestellter im Bereich Einkauf; 1930-1933: kaufm. Vertreter, selbstständig; 1933-1940: selbstständ. Vertretungen wegen Warenmangels ab Nov. 1940 bei Still als kaufm. Angestellter im Einkauf.

NSDAP: nein; NS-Verbände: DAF: 1938-1945; NSV 1933-1935

Militärdienst: 1940 zurückgestellt wegen Krankheit. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Elektromechaniker: Emil Louis Werner Deppe (geb. 9.9.1917 Hamburg), Bornkampsweg 5

Beruf/Tätigkeit: Ingenieur; 1928-1934 Schüler, Mittelschüler; 1934-1937 Lehrling Elektriker; 1937-1939 Student Ausbildung an Ingenieurschule in Hamburg; 1Ingenieurexamen, 1939-1945 Militärdienst; ab Dez.1945 Geselle Elektromechaniker bei Hans Still

NSDAP: Nein; SA: 1.4.1934-3.10.1939 Funktion: Rottenführer; HJ: 1.10.1933-1.4.1934

Militärdienst: 3.10.1939-20.4.1945 Luftwaffe Berlin, techn. Inspekteur; Okt. 1939-Nov. 40: Luftnachrichtentruppe d. Wehrmacht; Soldat, Funker; Beförderung: Nov. 1949-Okt. 41 Gefreiter Funker Beförderung: Okt. 41-Mai 42 Unteroffizier Funker; Mai 1942 bis Sept. 1942 Techn. Luftnachrichtenschule Cottbus Ausbildung im Nachrichtenwesen Beförderung: Sept. 1942 bis April 1945 Abteilung innerhalb d. Luftnachrichtentruppe Techn. Inspekteur, Sachbearbeiter für Nachrichtenübertagungsmittel.

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board:  kein Eintrag. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

 

In einer Auflistung vom 15.2.1946 ohne Angabe des Urhebers mit der Überschrift:
Fa. Hans Still, Hamburg 48, Aktive Nationalsozialisten wird auch folgender Betriebsangehöriger aufgelistet:

•  Wolfgang Behnert, Ingenieur, verheiratet. Seit 1939 im Betrieb: Mitglied der SS, Unterscharführer z. b. V.. Damalige Adresse: Hornerweg 249, später Wohnung in einer Baracke der Firma auf dem Betriebsgelände „Gleisdreieck“. Von dort unbekannt verzogen. Z. Zt. Nicht mehr im Betrieb, Kündigung ausgesprochen zum 31.3.1946. Gehalt wird abgeholt von: Frau Röpke, Hamburg-Stellingen Wieckestraße 10b/ Frau Linnertz.

Da Vorgenannte sich z. Zt. nicht mehr im Betrieb befinden und weitere Nachforschungen von uns aus ergebnislos waren, bitten wir die Mil. Reg. Von sich aus weitere Schritte zu unternehmen. Es handelt sich bei allen um aktive Nationalsozialisten. Hamburg, 15.Februar 1946.

 

Die folgenden Namen von Betriebsangehörigen sind in den oben genannten Listen nicht aufgeführt. Ihre Entnazifizierungsfragebögen liegen aber in dem Aktenordner des damaligen Betriebsrates. Des Weiteren gibt es über einige dieser Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weitere Unterlagen in diesem Aktenordner

•  Betriebsleiter/Oberingenieur/Konstruktionsleiter Günther Paul Jakutek (geb. 24.5.1906 Gleiwitz/Oberschlesien), Bahnhofstr. 8 Reinbek

Beruf/Tätigkeit: 1925-1931: Ingenieur, Konstrukteur, Deutz/Oberursel; 1932: Betriebs-Ingenieur bei Schapler/Oberursel; Nov. 1932 bis Sept. 1938 Ingenieur, Oberingenieur, Betriebsleiter bei Deutz Köln; Sept. 1938 – 23.4.1945: Oberingenieur, Prokurist, tech. Leiter, Primus-Traktoren Berlin; nach April 1945: Obering. und Konstruktionsleiter bei Hans Still

NSDAP: keine Mitgliedschaft
NS-Verbände: DAF seit Sept. 1935; NSV seit Mitte 1934

Militärdienst: zurückgestellt während der Kriegsdauer wegen UK-Stellung
m Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: unbedenklich (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen).

 

• Lagerverwalter und Brandmeister: Johannes Schmidt (geb. 20.1.1892 Horumersiel)

Beruf/Tätigkeit: Werkluftschutz; März 1923 bis Ende 1939: Brandmeister und Lagerverwalter in der Hamburger Wollkämmerei HH-Wilhelmsburg bis zur Betriebsstillegung, dann von: Anfang 1940 bis Ende 1945: Werkluftschutzleiter in Firma Still.
Das Gehalt erhöhte sich bei Eintritt in Firma Still um ca. 2000 Mark monatlich.

NSDAP: ab 1.5.1937 (Antrag: 1936)
NS-Verbände: DAF von 1933-1945; NSV: NS-Reichskriegerbund.
Militärdienst: März 1919 bis März 1920: Kriegsmarine, Feldwebel

Im Fragebogen Action Sheet: Report of Advisory Board: eher zweifelhaft, denn Schmidt war der Leiter der Werksluftschutz-Organisation. (Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Ingenieur Johann Bauer (geb. 29.12.1910 München), Hamburg-Blankenese Am Krähenberg 29

Beruf/Tätigkeit: Elektro-Ingenieur seit 1935 bei Still Abteilung Arbeitsorganisation

NSDAP nein
NS-Verbände: DAF 1934-1945; NSV: 1942-1943; NS Bund deutscher Technik: 1941-1945
Andere Organisationen: RAD ( Reichsarbeitsdienst) 1.5.1934-1.10.1934

Militärdienst: zurückgestellt vom Militärdienst 1939 (u.k.), Heimatflak 1943
Mitglied einer verbotenen Oppositionspartei seit 1933: ja, seit 1932 Bund der Freunde der Sowjet-Union.
(Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Ingenieur Erwin Spindler (geb. 20.12.1912 Wetterzeube), Barmbeckerstr. 148.

Beruf/Tätigkeit: nach Gesellprüfung und staatl. Ingenieurprüfung:

NSDAP: 1937 bis 1939
Allgemeine SS: förderndes Mitglied 1937-1939
NS-Verbände: DAF: 1935-1943; NS-Bund deutscher Technik: korperativ angeschlossen durch VDE und VDI.
(Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)


• Schlosser: Kurt Hellmut Olsen (geb. 25.8.1915 Hamburg), Hasencleverstraße 21

Beruf/Tätigkeit: Schlosser, von 1934-1935 bei Hans Still, dann Wehrdienstverpflichtet, Luftwaffe, Gefreiter, Obergefreiter, Feldwebel, Oberfeldwebel als Schlosser tätig, Mai 1944-1945 bei der Luftwaffe Leutnant, Funktion: Staffelführer; Einsatz 1.10.1939-20.1.1040: Polen als Flugzeugführer; Frankreich: 1940-1943: Luftkrieg gegen England; Russland: Russlandfeldzug; Holland: Verteidigung der deutschen Westgrenze
ab Juli 1945 Schlosser bei Hans Still.
Auszeichnungen: Deutsches Kreuz in Gold (31.8.1943).

NSDAP: nein
NS-Verbände: nein
(Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

Einer Aktennotiz vom 4.8.1946, die sich im Aktenordner des damaligen Betriebsrates befindet, ist Folgendes zu entnehmen: „Betr.: Einspruch des Kollegen Kurt Olsen gegen die Streichung von der Liste der Wahlberechtigten zur Betriebsratswahl der Fa. Hans Still.

Vor dem Wahlvorstand, vertreten durch Emil Dietz und Conrad Seidemann, erscheint der Kollege Kurt Olsen und bittet um Auskunft über die Ursache seiner Streichung von der Liste der Wahlberechtigten.
Seidemann erklärt hierauf Olsen Folgendes: ‚Sie sind Offizier gewesen. Bei den Offizieren sind zwei Gruppen zu unterscheiden. Die eine Gruppe ist nur militärisch zu werten, die andere auch politisch. Durch verschiedene Mitteilungen von Arbeitskollegen hat der Wahlvorstand Kenntnis davon bekommen, dass Sie noch heute nationalsozialistische Ansichten vertreten. Aus diesem Grunde sind Sie als Aktivist zu beurteilen und von der Wahl ausgeschlossen.‘

Olsen erwidert auf diese Erklärung, dass er noch heute 110% ig die nationalsozialistischen Ansichten vertrete. Ihm läge auch nichts an dem Wahlrecht, sondern er wolle nur die Begründung für seine Streichung von der Wählerliste wissen.
Es entspinnt sich dann noch ein anschliessendes Gespräch, von welchem nur die Bemerkung Olsens von Interesse ist, dass Deutschland unbedingt eine starke Wehrmacht haben muss.“


• Karteiführerin Wilhelmine Donath (geb 7.6.1897 Hamburg), Asternstraße 41

Beruf/Tätigkeit: 1923-1943: Kleberin bei Robert Borm; ab Oktober 1943 Karteiführerin (Büro) bei Hans Still

NSDAP: nein
NS-Verbände: DAF: 1936-1945; NSV: 1941-1943
I    Ihr Bruder Gustav Donath war NSV Amtswalter.

In der Novemberwahl 1932 hatte sie Deutsche Staatspartei gewählt, ebenso im März 1933.
Tätig von 1942 bis Juli 1943 im Luftschutz.
(Quelle: Entnazifizierungsfragebogen)

In Wilhelmine Donaths Entnazifizierungsverfahren gab es folgende schriftliche eidesstattliche Erklärung vom 12.6.1946, die an den Betriebsrat der Motorenwerke Hans Still gerichtet war: „Betr. Entnazifizierung der Betriebe. Im Zuge der obigen Aktion mache ich folgende eidesstattliche Erklärung: ‚Die im EWA Wandsbek beschäftigte Büroangestellte Wilhelmine Donath hat sich im Zusammenhang mit einer im Dez. 1944 erfolgten Verhaftung und der Überführung in ein Konzentrationslager durch ihre Aussage bei der Gestapo, gegen mich besonders belastend hervorgetan. In den letzten Kriegsjahren hatten wir besonders in den Pausen und nach der Arbeitszeit des öfteren politische Debatten, in deren Verlauf ich wiederholt meinem Herzen Luft machte gegen das ganze Naziregime und die Art der Göbbelschen Propaganda, dass Deutschland den Krieg verlieren würde u. v. a. m. Alle diese Aussprüche hat Frl. Donath bei der Gestapo zu Protokoll gegeben. Mein Sachbearbeiter bei der Gestapo Koppmann erklärte mir persönlich, dass gerade Frl. Donath besonders gegen mich ausgeplaudert hätte. Ihre Aussage wurde mir Wort für Wort vorgelesen und war auch von ihr unterzeichnet.

Meiner Frau gegenüber hat sie auf Befragen folgende Aeusserung getan: ‚Ja, was man gehört hat, muss man ja auch angeben!‘ Sie machte immer gemeinsame Sache mit dem derzeitigen Holst (Gestapospitzel), der bei uns im EWA beschäftigt war und dessen Zuträgerin gerade die Donath war.

Frl. Donath war angeblich keine Parteigenossin, aber fanatische Verfechterin der Naziideologie.
Ich bin annähernd 20 Jahre im EWA beschäftigt und es kann mir nicht zugemutet werden, noch länger mit Frl. Donath zusammenzuarbeiten, deshalb bitte ich um ihre Entfernung. Hamburg/Rahlstedt, den 12. Juni 1946.
Zeuge: Walter Bruns            gez. Max Baasch

Der als Zeuge unterschriebene Walter Bruns möchte noch folgendes hinzufügen: Ich war im EWA dienstverpflichtet und wurde im Zusammenhang mit Bassch ebenfalls von der Gestapo verhaftet. Frau Donath hat auch zu meiner Verhaftung bei der Gestapo durch ihre Aussagen grossen Anteil. Alle gegen das Naziregime geführten Äusserungen wurden von ihr bei der Gestapo zu Protokoll gegeben, und ist es ihr Verdient, dass ich durch ihre bei der Gestapo zu Protokoll gegebene Belastung ins KZ Fuhlsbüttel und später vor dem Sondergericht in Hamburg gekommen bin. Selbst vor dem Oberstaatsanwalt beim Sondergericht wurde ich von der Donath als starker Antifaschist hingestellt und fühlte sich als angeblich deutsche Frau in ihrer Ehre gekränkt mit mir zusammen arbeiten zu müssen.

Ich kann den Wunsch meines Genossen Baasch vollkommen verstehen, dass er eine Weiterarbeit mit der Donath ablehnt, auch hätte, wenn ich noch im EWA tätig gewesen wäre schon lange nicht mehr mit Frl. Donath zusammengearbeitet, sondern schon beim Zusammenbruch auf ihre Entfernung bestanden.
Hamburg/Wandsbek, d. 12. Juni 1946 Osterkamp 56 Walter Bruns“

Wilhelmine Donath steht auch auf der vom Betriebsrat angefertigten „Liste der in der Firma Hans Still Motorenfabrik Hbg 48 Liebigstraße 33 noch beschäftigten Nationalsozialisten deren Entfernung bzw. Untersuchung gewünscht wird.“ (ohne Datum)

Text: Dr. Rita Bake

 

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Aufsätze

Erklärung zur Datenbank

Stand Januar 2024: 914 Kurzprofile und 332 sonstige Einträge.

Diese Datenbank ist ein Projekt in Fortsetzung (work in progress). Eine Vollständigkeit ist niemals zu erreichen. Sie startete online im Februar 2016 mit rund 520 Profilen und mehr als 200 weiteren Einträgen und wird laufend ergänzt und erweitert werden. Wissenschaftliche Institute, Gedenkstätten, Universitäten und zum Thema forschende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können gern ihre erarbeiteten Profile in diese Datenbank stellen lassen.

Quellenangaben, die sich auf Webseiten beziehen, sind die zum Zeitpunkt der Recherche gefundenen. Sollten Sie veraltete Links oder Aktualisierungen bzw. Verschiebungen der Inhalte feststellen, freuen wir uns über Hinweise.

Vor etlichen Jahren hat die Landesszentrale für politische Bildung Hamburg die Stolperstein-Datenbank www.stolpersteine-hamburg.de ermöglicht und gibt seit rund zehn Jahren gemeinsam mit dem Institut für die Geschichte der Deutschen Juden unter der Projektleitung von Dr. Beate Meyer und Dr. Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung die Publikationsreihe „Stolpersteine in Hamburg, biografische Spurensuche“ heraus. Mit dieser Datenbank „Die Dabeigewesenen“ möchte die Landeszentrale für politische Bildung nun den Blick auf diejenigen lenken, die das NS-System stützten und mitmachten. Denn:

Eine Gesellschaft, die sich eine offene und freie Zukunft wünscht,
muss [...] über eine Kultur verfügen, die nicht auf dem Verdrängen
und Vergessen der Vergangenheit beruht.“ (Mario Erdheim Psychoanalytiker) 1)

Diese aktuell immer noch so wichtige Aussage bildet den inhaltlichen Ausgangspunkt dieser Datenbank. Sie enthält eine Sammlung mit Kurzprofilen über Menschen, die auf unterschiedlichste Weise an den NS-Gewaltverbrechen in Hamburg Anteil hatten, z.B. als Karrierist/innen, Profiteur/innen, Befehlsempfänger/innen, Denunziant/innen, Mitläufer/innen und Täter/innen. Aber auch sogenannte Verstrickte, die z. B. nach durchlittener Gestapo-Folter zum Spitzel wurden. Unter all diesen Dabeigewesenen gab es auch Menschen, die in keiner NS-Organisation Mitglied waren, die aber staatliche Aufträge - zum Beispiel als Künstler oder Architekt - annahmen und so von dem NS-System profitierten, im Gegensatz zu denen, die sich diesem System nicht andienten, deshalb in die Emigration gingen oder in Kauf nahmen, keine Karriere mehr zu machen bzw. kaum noch finanzielle Einnahmen zu haben.

Ebenso wurden solche Personen aufgenommen, die zum Beispiel vor und während der NS-Zeit den Idealen des Heimatschutzes und der Technik-Kritik anhingen und das NS-Regime dadurch unterstützten, indem sie staatliche Aufträge annahmen, die diesen Idealen entsprachen, da das NS-System solche Strömungen für seine Ideologie vereinnahmte.

Für die Datenbank „Die Dabeigewesenen“ wurden alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens wie Medizin, Justiz, Bildung und Forschung, Verwaltung, Kirche, Fürsorge und Wohlfahrt, Literatur, Theater und Kunst, Wirtschaft, Sport, Polizei und parteipolitische Organisationen berücksichtigt.

„denn wir können (…) das ganze Phänomen des Mitmachens und des Ermöglichens, das ja in der NS-Zeit eine genauso große Rolle gespielt hat, wie die Bereitschaft, selbst aktiver Täter vor Ort zu sein - das alles können wir nur verstehen, wenn wir die verschiedenen Facetten der Täterschaft noch viel genauer betrachten, als das bisher geschehen ist." 2)

In vielen Profilen wird der weitverbreitete Enthusiasmus vieler Deutscher für den Nationalsozialismus, gegenüber „seiner Wirtschafts- und Sozialpolitik, seine Architektur, seine Weltanschauung" 3) etc. deutlich. Und es zeigt sich, dass Menschen das NS-System stützten, indem sie z. B., ohne darüber nachzudenken und ohne zu hinterfragen, bereitwillig moralische und soziale Normen des NS-Staats übernahmen.

Mit Schaffung der „Ausgrenzungsgesellschaft“ war es für die „Mehrheitsgesellschaft“ möglich, u. a. NS-Rassentheorien praktisch umzusetzen.

Diese Erkenntnis ist angesichts heutiger aktueller gesellschafts-politischer Entwicklungen von Bedeutung. In einem Interview zum Thema Fremdenfeindlichkeit bemerkte der Antisemitismusforscher Prof. Dr. Wolfgang Benz auf die Frage, ob aus der Geschichte zu lernen sei. „Wir könnten schon. Wir könnten zum Beispiel lernen, dass der Fremde nicht schuld ist an dem Hass, der ihm widerfährt. Es scheint tatsächlich schwierig zu vermitteln zu sein, dass das Opfer nicht dafür verantwortlich ist, dass es totgeschlagen oder misshandelt wird. Juden werden nicht verfolgt, weil an ihnen etwas ist, was sie zu Opfern macht, sondern weil die Mehrheitsgesellschaft Opfer braucht, und zwar zur eigenen Identitätsstiftung. Zuwanderer, Fremde, Andersgläubige werden ausgegrenzt. Das stärkt das Selbstgefühl der Mehrheit.“ 4)

Mit der Datenbank soll eine Hamburg Topographie der „Dabeigewesenen“ entstehen, um somit konkrete Orte des NS-Geschehens sichtbar zu machen. Deshalb werden auch nur diejenigen Dabeigewesenen aufgenommen, die zwischen 1933 und 1945 in Hamburg mit seinen Grenzen nach 1937 gelebt/gearbeitet haben. Neben Personenprofilen sind auch Adressen von NSDAP-Organisationen und -Einrichtungen zu finden. Darüber hinaus gibt es für einzelne Stadtteile Einträge, die die NS-Aktivitäten im Stadtteil beschreiben. In der Datenbank kann nach Namen, Straßen, Bezirken und Stadtteilen gesucht werden, damit also auch nach den Wohnadressen und/oder Adressen der Arbeitsstätten (soweit recherchierbar). Durch Hinzuziehen der Stolpersteindatenbank (hier sind die Adressen der NS-Opfer aufgenommen, für die bisher Stolpersteine verlegt wurden) und der virtuellen Hamburg-Stadt-Karte (sie verzeichnet die Zwangsarbeiterlager und Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigt haben) wird eindringlich deutlich, wie dicht benachbart Opfer und Dabeigewesene in Hamburg gelebt und gewirkt haben. Mit diesen Informationen ist es immer schwerer, die altbekannte Entschuldigung aufrecht zu erhalten; wir haben doch nichts davon gewusst.

In den vorgestellten Profilen liegt der Fokus auf Handlungen und Einstellungen zum NS-Regime. Privates wird nur erwähnt, wenn es für die Haltung zum NS-Regime von Relevanz ist. Recherchegrundlage für diese Datenbank waren bereits vorhandene wissenschaftliche Veröffentlichungen (z. B. von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und dem Institut für Zeitgeschichte), Biographien, Sammelbände und Dissertationen zu Hamburg im Nationalsozialismus, aber auch in diversen Fällen Entnazifizierungsakten und andere Akten und Dokumente, die im Staatsarchiv Hamburg zur Verfügung stehen. Für die Adressenrecherchen wurden die digitalisierten Hamburger Adressbücher von 1933 bis 1943 der Staats- und Universitätsbibliothek genutzt. Trotz größter Sorgfalt beim Zusammentragen der Daten, ist es dennoch möglich, dass Schreibweisen von Namen variieren und Lebensdaten fehlerhaft sind. In den Profilen und den Beschreibungen der Funktionen sowie des „Wirkens“ des Dabeigewesenen konnte nicht komplett auf das NS-Vokabular – der Sprache der Täter – verzichtet werden, dennoch wurde versucht, diesen Anteil gering zu halten und neutralere Umschreibungen zu finden.
Die meisten der aufgeführten Personen wurden schnell nach Kriegsende durch die Entnazifizierungsstellen als entlastet eingestuft, sie mussten sich selten vor Gericht verantworten oder sie wurden aufgrund von Verjährung ihrer Taten nicht juristisch verurteilt. So stellt Can Bozyakali in seiner Dissertation z. B. zum Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht fest, dass auch in Hamburg bis Anfang der 1950er Jahre 63% aller Justizjuristen, die am Sondergericht tätig gewesen waren, wieder in den Justiz-Dienst eingestellt wurden. „[…] anhand dieser Werte [kann] von einer ‚Renazifizierung‘ gesprochen werden.“ 5)

Dr. Rita Bake, Dr. Brigitta Huhnke, Katharina Tenti (Stand: Anfang 2016)

1) Mario Erdheim: „I hab manchmal furchtbare Träume … Man vergißts Gott sei Dank immer glei...“ (Herr Karl), in: Meinrad Ziegler, Waltraut Kannonier-Finster: Österreichisches Gedächtnis. Über Erinnern und Vergessen der NS-Vergangenheit. Wien 1993.
2) Wolfram Wette: Deutschlandfunk-Interview am 20.11.2014, anlässlich seines neuen Buches: „Ehre, wem Ehre gebührt. Täter, Widerständler und Retter - 1933-1945“, Bremen 2015.
3) Raphael Gross: Anständig geblieben. Frankfurt a. M.  2010, S. 17.
4) Wolfgang Benz: „Ich bin schon froh, wenn es nicht schlimmer wird". Der Historiker Wolfgang Benz über die lange Geschichte der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland – und was neu ist an den Pegida-Märschen. Interview: Markus Flohr und Gunter Hofmann, in ZEIT online vom 21. Dezember 2015. www.zeit.de/zeit-geschichte/2015/04/wolfgang-benz-pegida-antisemitismus-fremdenfeindlichkeit
5) Can Bozyakali: Das Sondergericht am Hanseatischen Oberlandesgericht: Eine Untersuchung der NS-Sondergerichte unter besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Verordnung gegen Volksschädlinge, Frankfurt/ Main 2005, S. 235.

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