Namens-/Sachregister

Frauenbios

Christina (Kristina) von Schweden

(17.12.1626 Stockholm – 19.4.1689 Rom)
Königin von Schweden (1632 – 1654)
Krayenkamp 13 (damals 22)
Königin Christina von Schweden, Foto: Sébastien Bourdon (gemeinfrei oder CC BY-SA 4.0 ), via Wikimedia Commons
Wenige Schritte von den Krameramts-Witwenwohnungen entfernt mit Blick zur St. Michaelis Kirche steht ein Anfang des 20. Jahrhunderts erbautes Wohnhaus, an deren Vorderfront eine Tafel an Christina von Schweden erinnert, die 1668 an diesem Ort von ihrem Agenten Teixeira ein großes Haus gekauft hatte. Es stand damals etwa in der Mitte des Krayenkamps, an einem Platz, der ein unregelmäßiges Viereck aus Häusern und Ställen bildete. 1689 verkaufte sie das Haus an den kaiserlichen Gesandten Baron von Goeden, der es als Kaiserliches Gesandtschaftshaus einrichtete. Am 10.9.1719 fiel das Haus dem religiösen Fanatismus und der Zerstörungswut des Pöbels zum Opfer.
Christina von Schweden war sechs Jahre alt, als ihr Vater starb. Da ihre Mutter schwermütig war, wurde sie vom schwedischen Reichskanzler erzogen, der ihr u. a. Reiten und Jagen beibrachte. Im Alter von achtzehn Jahren übernahm sie die Regierungsgeschäfte und wurde auch Herrin des Hamburger Domkapitels. Sie schloss drei Friedensverträge ab, auch denjenigen, durch den der Dreißigjährige Krieg beendet werden konnte. Während ihrer Regierungszeit kümmerte sie sich besonders um Gelehrte und Künstler und kaufte Bibliotheken und Gemäldesammlungen.
Am 6.6.1654 verzichtete sie auf den Thron. „Sie mußte sich zwischen ihrer für die Barockzeit sensationellen Selbständigkeit und der Ehe entscheiden. Sie wußte, daß ihr Volk von ihr erwartete, einen geeigneten Kandidaten zu heiraten und dem Reich einen Thronfolger zu bescheren. Sie wußte aber auch, daß ihre Gewohnheiten auf jeden potentiellen Bräutigam abschreckend wirken würden – mit der Eheschließung hätte sie einen Teil ihrer Persönlichkeit aufgeben müssen“, (Dorothea Schröder: Christina von Schweden in Hamburg. Hamburg 1997.) schrieb Dorothea Schröder in ihrem Buch „Christina von Schweden in Hamburg.“ Christina von Schwedens offizielle Begründung lautete: Sie wolle nicht heiraten. Nachgesagt wird ihr, sie habe geäußert: Sie lehne eine Ehe ab, weil sie nicht wolle, dass ein Kavalier mit ihr umgehe wie der säende Landmann mit seinem Acker. Sie gab die Regentschaft an ihren Vetter ab und entschloss sich, zum katholischen Glauben überzutreten. Dorothea Schröder schrieb dazu: „Als zölibatär lebende Frau würde sie von Katholiken geehrt werden, während die Protestanten für ihre Einstellung kein Verständnis hatten. Im Katholizismus glaubte Christina größere geistige Toleranz als im Luthertum zu finden, und außerdem bot die Konversion einer ehemaligen Königin einen weiteren (...) Vorteil. Wenn sie sich in Italien, im Kirchenstaat, niederließe, würde sie nicht auf die Gnade eines Fürsten angewiesen sein, wie in jedem anderen Land, sondern als Rangzweite gleich hinter dem Papst stehen.“ (Dorothea Schröder: Christina von Schweden in Hamburg. Hamburg 1997.)
Wenige Wochen nach ihrem Rücktritt verließ sie Schweden, um nach Italien zu ziehen. Sie trat ihre Reise, die auch über Hamburg führte, in Männerkleidung an. Als sie Hamburg am 13.7.1654 erreichte, schlüpfte sie wieder in Frauenkleider und bezog Quartier im geräumigen und vornehm eingerichteten Haus des reichen portugiesischen Bankiers Don Diego Teixeira am Krayenkamp, der schon seit langem der Agent der schwedischen Königin war und sich um Christinas Bankgeschäfte kümmerte. Der Senat ließ ihr durch eine Deputation Silberzeug überbringen und Glück wünschen.
Am 27. Juli 1654 verließ Christina von Schweden Hamburg, um weiter nach Italien zu reisen. Sechs Jahre später, am 18. August 1660, passierte sie auf ihrer Reise von Italien zurück nach Schweden abermals Hamburg. Und wieder wohnte sie am Krayenkamp. Das Jahr darauf weilte sie ein erneutes Mal in Hamburg und hielt am Krayenkamp fürstlich Hof. Durchreisende Fürsten und andere Standespersonen besuchten sie, und auch der Hamburger Rat lud sie zu offiziellen Feierlichkeiten ein. Ihren Hamburg Aufenthalt nutzte sie dazu, für die Hamburger Katholikinnen und Katholiken Religionsfreiheit zu erwirken. Sie erreichte für sie den Besuch der in der Großen Reichenstraße gelegenen Kapelle des französischen Gesandten in Hamburg. Außerdem stand den Katholiken die Christinen Kapelle zur Verfügung, die sich Christina von Schweden in ihrem Quartier am Krayenkamp hatte einrichten lassen.
Im Frühjahr 1662 reiste sie erneut nach Rom ab, machte aber vier Jahre später auf ihrer Reise nach Stockholm, wo sie sich um ihre Geldangelegenheiten kümmern wollte, wieder Zwischenstation in Hamburg. Dort traf sie am 22.6.1666 ein und wollte nur wenige Tage bleiben. Doch sie erhielt die Nachricht, dass Schweden sie nur aufnehmen würde, wenn sie ohne ihre katholischen Geistlichen kommen und keinen katholischen Gottesdienst abhalten würde. Dem folgte sie nicht, blieb in Hamburg und schickte einen Bevollmächtigten nach Stockholm. Ihre Zeit in Hamburg Zeit war überschattet vom Liebeskummer. Christina von Schweden hatte sich in Rom in den Kardinal Decio Azzolino verliebt, der jedoch nicht mehr als eine platonische freundschaftliche Beziehung mit ihr haben wollte. Er wurde ihr Vertrauter und sie schrieb ihm auch aus Hamburg viele Briefe. Christina von Schweden, die an Rheuma und Kurzsichtigkeit und häufigen Kopfschmerzen litt, vertrieb sich die Zeit in Hamburg mit Besuchen und Festen. Im Februar 1667 arangierte sie, obwohl sie seit langer Zeit finanzielle Schwierigkeiten hatte, ein großes luxuriöses Karnevalsfest im Ballhaus an der Fuhlentwiete.
Am 28.4.1667 reiste sie dann nach Schweden, wurde dort aber nicht hineingelassen, weil sich in ihrem Gefolge katholische Geistliche befanden. Christina von Schweden musste also umkehren. Und so führte sie der Weg wieder nach Hamburg, wo sie am 10.6.1667 ankam. Über ein Jahr blieb sie in Hamburg, kaufte in dieser Zeit Teixeiras Haus und feierte dort am 25.7.1667 ein großes Fest zu Ehren des neugewählten Papstes Clemens IX., der in seiner Amtszeit als Kardinal Rospigliosi Christines Freund geworden war. Die Vorderfront ihres Hauses wurde mit dem Namenszug des Papstes verziert. Ein katholischer Gottesdienst eröffnete das Fest, eine große Festtafel lud ein zum Schmausen, und aus einem Springbrunnen floss für das Volk roter und weißer Wein. Bei Einbrechen der Dunkelheit wurden Fackeln entfacht und Lichter hinter einem großen Transparent angezündet, auf dem der Spruch zu lesen war: „Hoch lebe der Pontifex Maximus Clemens IX.“ Ein Teil der berauschten Menge empörte sich darüber. Es warf Steine und stürmte das Haus, nachdem ein Diener der Königin einen Unruhestifter mit einem Pistolenschuss verletzt hatte. Christina von Schweden entkam in Regenkleidung durch die Hintertür und floh in das Haus des schwedischen Gesandten. Nach diesem Ereignis blieb sie zwar noch wegen der Regelung ihrer Geldangelegenheiten noch gut ein Jahr in Hamburg, reiste dann aber im Oktober 1668 nach Rom ab, wo sie noch 21 Jahre lebte. Sie kehrte nicht mehr nach Hamburg zurück.
Text: Dr. Rita Bake
Quellen:
Dorothea Schröder: Christina von Schweden in Hamburg. Hamburg 1997.
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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