Namens-/Sachregister

Frauenbios

Johanna Mestorf

( Prof. Dr. h.c. Johanna Mestorf )
(17.4.1828 in Bramstedt (auf dem Grabstein steht: 17.4.1829) - 20.7.1909 in Kiel)
erhielt als erste Frau in Preußen, den Titel "Professor"
Direktorin am Museum für vaterländische Altertümer in Kiel
Der Grabstein soll sich im Schloss Gottorf befinden.
Garten der Frauen, Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756 (Erinnerungsstein)
Namensgeberin für: Mestorfweg
Johanna Mestorf, Quelle: Landesmuseen Schleswig-Holstein
Johanna Mestorf gehörte zu den bekanntesten gelehrten Persönlichkeiten Schleswig-Holsteins. Sie wurde am 17. April 1828 in Bramstedt geboren. Dass auch der 17.4.1829 als Geburtsdatum genannt wird, liegt wohl daran, dass Johanna Mestorf ihren 70. Geburtstag am 17. April 1899 und ihren 80sten am 17. April 1909 feierte. Warum, bleibt ungeklärt. (Nicolaus Detlefsen: Johanna Mestorfs Grab auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. In: Die Heimat, Nr.9/10. Jg.82. 1975.)
Johanna Mestorf war das vierte von neun Kindern des Arztes Jacob Heinrich Mestorf und seiner Ehefrau Anna Maria Sophia, geb. Rosen. Der Vater widmete sich mit Leidenschaft der Altertumsforschung, was seine Tochter Johanna sicherlich beeinflusste. Er starb, als Johanna neun Jahre alt war. Die Mutter zog mit ihren Kindern - fünf lebten noch - nach Itzehoe. Dort besuchte Johanna das "Blöckersche Institut" und zog mit 20 Jahren als Gesellschafterin und Erzieherin nach Schweden zum Grafen Piper-Engsö. Hier machte sie sich vertraut mit der Archäologie Germaniens und lernte nordische Sprachen. Wegen ihrer zarten Gesundheit musste sie Schweden nach einigen Jahren verlassen. Sie lebte zunächst eine zeitlang als Begleiterin der Gräfin Falletti di Villa Felletto in Italien und zog 1859 mit ihrer Mutter zu ihrem Bruder nach Hamburg. Hier beschäftigte sie sich vornehmlich mit Mythologie und Archäologie und übersetzte die archäologische Literatur Skandinaviens. Johanna Mestorf war Mitglied der Anthrophologischen Gesellschaft und später Gründerin seines schleswig-holsteinischen Zweigvereins. Sie nahm 1869 am anthropologischen Kongress in Kopenhagen teil. 1871 schickte sie der Hamburger Senat sogar als seine Vertreterin zum Anthropologenkongress nach Bologna. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie in dieser Zeit als Sekretärin für ausländische Korrespondenz bei der Hamburger Lithographischen Anstalt C. Adler.
Johanna Mesdorf war reine Autodidaktin. Sie hätte auch keine Universität besuchen können, denn Frauen wurde erst um die Jahrhundertwende - so im Jahre 1900 an den Universitäten Freiburg und Heidelberg - die Immatrikulation an deutschen Universitäten erlaubt. Zu diesem Zeitpunkt war Johanna Mesdorf aber schon um die 70 Jahre alt.
Johanna Mestorfs wissenschaftliches Ansehen war bereits zu Beginn der 70er Jahre so bedeutend, dass sie 1873, als 45jährige, Kustodin am Museum für vaterländische Altertümer in Kiel wurde. Als 1891 ihr Vorgesetzter, Professor Handelmann, starb, wurde sie zur Direktorin des Museums ernannt. Im Alter von 71 Jahren erhielt sie als erste Frau in Preußen, den Titel "Professor". Sie wurde außerdem von der medizinischen Fakultät der Universität Kiel anlässlich der Vollendung ihres 81. Lebensjahres zum Ehrendoktor ernannt. Weiter besaß sie die ihr von der Kaiserin verliehene silberne Frauenverdienst-Medaille am weißen Bande, die kleine goldene Medaille für Wissenschaft und die schwedische Medaille der Gemahlin König Oskors I.
Während ihrer Tätigkeit als Direktorin war sie auch als Wissenschaftsautorin tätig. Neben Übersetzungen der Arbeiten nordischer Gelehrter auf archäologischem und anthropologischem Gebiet lieferte Johanna Mestorf zahlreiche eigene Arbeiten, von denen eine ganze Reihe, namentlich diejenigen über Moorleichen, weit über den Kreis der Fachgelehrten hinaus Aufsehen erregten. Außerdem schrieb sie Werke über "Urnenfriedhöfe in Schleswig-Holstein" und "Vorgeschichtliche Altertümer aus Schleswig-Holstein". Neben ihren wissenschaftlichen Veröffentlichungen schrieb sie als 39jährige auch einen Roman mit dem Titel "Wiebeke Kruse, eine holsteinische Bauerntochter". Eigene Ausgrabungen machte Johanna Mestorf nicht.
1903, drei Monate vor ihrem Tod, trat sie von ihrem Amt als Direktorin des Museums zurück.
In einem Nachruf brachte der Hamburgische Korrespondent vom 22. Juli 1909 Johanna Mestorf in Beziehung zur modernen Frauenbewegung bzw. grenzte sie davon ab: "Mit ihr ist eine Frau dahingegangen, die, der modernen Frauenbewegung fernstehend, durch ihren Geist und ihre unermüdliche Tatkraft gezeigt hat, daß die wirklich talentierte, ernst schreibende Frau zu den höchsten Leistungen befähigt ist auch auf solchen Gebieten, die sonst den weiblichen Interes-sen im allgemeinen fernliegen".
Auch ihr Mitarbeiter und Nachfolger Dr. Knorr meinte wohl seine Kollegin gegen die frauenbewegten Frauen abgrenzen zu müssen. So hieß es in seinem Nachruf über Johanna Mestorf: "Sie hat, abseits stehend von der lauten modernen Gleichberechtigungsbestrebung der Frauen, aus sich heraus ein neues Maß geschaffen für die Beurteilung der Leistungsmöglichkeit ihres Geschlechtes." [1]
Die Trauerfeier für Johanna Mestorf fand in ihrem Hause in der Falckstraße Nr. 21 in Kiel statt. Neben: "Männern der Wissenschaft und Vertretern der Behörden hatten sich auch zahlreiche Freundinnen und Freunde versammelt. Im Auftrage des Prinzen und der Prinzessin von Preußen nahm Hofmarschall Freiherr von Seckendorff an der Feier teil und legte einen prachtvollen Kranz am Sarge der Entschlafenen nieder. Ferner waren erschienen: Oberbürgermeister Dr. Fuß, Direktor der Universität, Prof. D. Scheder und mehrere Professoren der Universität sowie Vizeadmiral Graf von Moltke.
Kranzspenden hatten u. a. überreichen lassen bzw. selbst am Sarge niedergelegt: Prinzessin Henriette zu Schleswig-Holstein, verwitwete v. Esmarch, Prinz Christian zu Schleswig¬Holstein, die Großherzogin von Hessen, die Prinzessin von Battenberg, die Kieler Universität, die Herren vom Kopenhagener Nationalmuseum, der anthropologische Verein in Schleswig-Holstein, dessen Schriftführerin die Verstorbene von der Gründung an war, das Altonaer Museum, der Altertumsverein für das Fürstentum Lübeck in Eutin, das Kunstgewerbe-Museum in Flensburg, der Heimat-Verein für Landeskunde, der Altertumsverein für Alsen-Sundewitt in Sonderburg, das Museum Dithmarscher Altertümer in Meldorf," berichteten die Zeitungen.
Seit 1953 heißt in Hamburg Sülldorf eine Straße Mestorfweg.
Text: Rita Bake
Quellen:
1 Nicolaus Detlefsen: Johanna Mestorfs Grab auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, in: Die Heimat, Nr. 9/10, Jg. 82, 1975.
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
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