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Amalie Dietrich

( Amalie Dietrich, geb. Nelle )
(21.5.1821 Siebenlehn/Sachsen – 9.3.1891 Rendsburg)
Naturforscherin, Botanikerin, Forschungsreisende, Kustodin des Museums für Natur- und Völkerkunde in Hamburg
Alter Wandrahm 26 (Wirkungsstätte)
Namensgeberin für: Amalie-Dietrich-Stieg
Ausschnitt aus dem szenischen Rundgang "Jedes Haus sein eigenes Geheimnis". Stadtführerin: Rita Bake; Amalie Dietrich: Herma Koehn; Caesar Godeffroy: Dieter Schmitt; Touristin: Beate Kiupel

Nach alten Stadtplänen muss das Kontorhaus der Firma Godeffroy gegenüber dem heutigen Speicher W in der Hamburger Speicherstadt gestanden haben, bevor es 1886 im Zuge des Baus der Speicherstadt der Spitzhacke zum Opfer fiel. Hier konnte man in den 70-er Jahren des 19. Jahrhunderts die Naturforscherin Amalie Dietrich treffen, deren Lebensarbeit das „Museum Godeffroy“ bewahrte.
Porträt von Amalie Dietrich an ihrem 60. Geburtstag, Zeichnung von C.W. Allers. Originalzeichnung ist in der Amalie Dietrich Sammlung im Herbarium Hamburgense der Universität Hamburg., Bild: Christian Wilhelm Allers (gemeinfrei), via Wikimedia Commons
„Wir Aeltere kennen sie ja noch alle, die bescheidene Frau in dem dürftigen Kleide, mit dem verwetterten Gesicht und den gescheiten, so überaus guten Augen, die ständige Zuhörerin unserer öffentlichen Vorlesungen in den achtziger Jahren, die fleißige Arbeiterin an den Sammlungen des Museums Godeffroy und des Botanischen Museums. Über ihre eigenen Schicksale hörte man manches; vielerlei daran in der Form alberner und herzlos verdrehter und weiter verbreiteter Legenden; einer so seltsamen Frau, die ein Jahrzehnt lang das Leben eines Hinterwäldners geführt hatte (...), der konnte Herz- und Verständnislosigkeit manches anhangen. Wer sich aber um die Wahrheit über Frau Dietrich bekümmerte – und ihr beredtester Anwalt war unser Neumayer –, der fand für manche Eigenart und Absonderlichkeit der Frau die Erklärung in ihrer Lebensgeschichte“, schrieb der hauptamtliche Kustos des Hamburger Zoologischen Museums, Dr. Johann Georg Pfeffer, am 27. November 1909 im „Hamburger Correspondenten“ anlässlich des Erscheinens des Buches „Amalie Dietrich. Ein Leben erzählt von Charitas Bischoff“. Doch bereits 1912 äußerte der Direktor des Botanischen Gartens in Melbourne, J. H. Maiden, Zweifel an der Wahrheit der von Amalie Dietrichs Tochter Charitas Bischoff (1848-1925) (siehe: Charitas-Bischoff-Treppe) aufgezeichneten Lebensgeschichte, die ein Bestseller geworden war, der auch in Schulen gelesen und immer wieder aufgelegt wurde; zuletzt auf Betreiben von Anna Seghers und Günter Wirth 1979 in der DDR: „Jeder, der das australische Leben und die Flora kennt, wird feststellen, dass die Briefe, wie sie publiziert worden sind, von einer Person stammen, die Australien nicht gesehen hat.“ 1) Diese Zweifel wurden von der australischen Forscherin Ray Sumner bestätigt, die 1988 nachwies, dass die Briefe zahlreiche botanische Fehlinformationen enthalten, die Amalie Dietrich nicht unterlaufen wären. Stattdessen entdeckte Ray Sumner zum Teil wörtliche Zitate aus dem populären Buch „Unter Menschenfressern“ von Carl Sophus Lumholtz. Aber nicht nur die angeblich authentischen Briefe von Amalie Dietrich sind erfunden, auch der übrige Text erscheint häufig wie die Projektion einer unglücklichen, bei fremden Leuten herumgereichten Tochter. Dennoch wird bis zum heutigen Tage immer wieder – wenn auch mit aller Vorsicht – aus dem Buch zitiert und so die Sichtweise Charitas Bischoffs auf ihre Eltern weitergetragen.
1846 heiratete die Nellen Malle, wie die Tochter des Beutlermeisters Gottlieb Nelle aus dem sächsischen Siebenlehn genannt wurde, den Apotheker und Naturaliensammler Wilhelm August Salomon Dietrich. Der kenntnisreiche Mann, der mit Professoren und Studenten der Forstakademie Tharandt und Seminaristen und ihren Lehrern Exkursionen in den Zellaer Wald machte und mit den Hauslehrern der benachbarten Güter verkehrte, leitete auch seine junge Frau zum Pflanzen- und Insektensammeln an. Bald beherrschte die gelehrige Schülerin die Erstellung von Herbarien, das Trocknen, Bestimmen, Aufkleben und Beschriften der Pflanzen ebenso wie den Umgang mit Kunden und ihren Bestellungen. Als Anschauungsmaterial waren Herbarien bei Universitäten und wissenschaftlichen Instituten, Schulen, Apotheken, Botanischen Gärten, aber auch bei Privatgelehrten und Sammlern begehrt. Das Interesse an unbekannten Pflanzen war groß und das Ordnen der Fülle seit Carl von Linné (1707-1778) zum Hauptziel der Botanik geworden. Dennoch war das Leben des Paares finanziell und körperlich beschwerlich. Und als Wilhelm Dietrich mit dem aus guten Gründen entlassenen Hausmädchen nach Berlin reiste, floh Amalie Dietrich mit ihrer kleinen Tochter Charitas zu ihrem Bruder Karl nach Bukarest. Bei dem angesehenen Handschuhmacher hätte sie ein sorgenfreies Leben gehabt, aber es trieb sie nach Hause zurück, und die gemeinsame Arbeit begann aufs Neue. Doch schon bald zog Wilhelm Dietrich sich von den wochenlangen, anstrengenden Fußmärschen immer mehr zurück. 1857 reiste Amalie Dietrich zum ersten Mal alleine. Elf Wochen lang wanderte sie mit ihrem Hund Hektor, dem sie einen Handwagen vorspannte, bergauf und bergab durchs Salzburger Land, um seltene Alpenpflanzen zu sammeln. Als sie 1861 von einer Reise nach Holland, wo sie Meerespflanzen gesammelt hatte, wegen eines schweren Nervenfiebers verspätet zurückkam, hatte Wilhelm Dietrich sich beim Grafen Schönberg als Hauslehrer verdingt. Er glaubte, seine Frau sei gestorben. Man trennte sich zum zweiten Mal.
Auf einer Verkaufsreise nach Hamburg lernte Amalie Dietrich durch einen ihrer Kunden, den Kaufmann Dr. Heinrich Adolf Meyer (siehe: Meyerstraße), Johan Cesar Godeffroy (siehe: Godeffroystraße) kennen. Der wohlhabende Kaufmann und Kryptogamenspezialist Dr. Heinrich Adolf Meyer hatte sich ihrer angenommen und sie an den Überseehändler Caesar Godeffroy vermittelt, der ein Museum für Natur- und Völkerkunde errichten wollte.
Der „König der Südsee“, wie er genannt wurde, besaß umfangreiche Sammlungen aus Naturalien und ethnographischen Objekten, die er anfänglich von seinen Kapitänen, später auch von speziell zu diesem Zweck engagierten Forschern und Sammlern zusammentragen ließ. Die zunächst auf einem Speicher seines Kontorhauses eingelagerten Sammlungen ließ Godeffroy 1860/61 von dem jungen Naturforscher Eduard Graeffe aus Zürich ordnen und machte sie öffentlich zugänglich. (Ein Museum im heutigen Sinne war das „Museum Godeffroy“ allerdings nicht. Der Hamburger Kai Deecke, der sich seit Jahren intensiv mit dem Museum Godeffroy beschäftigt, weist darauf hin, dass die Räumlichkeiten sehr begrenzt waren, so dass nur ein geringer Publikumsverkehr dort stattfinden konnte.)
Amalie Dietrich erbot sich, für Godeffroy zu arbeiten. Und während die Tochter unter der Obhut des Ehepaares Dr. Meyer in Hamburg zurückblieb, landete Amalie Dietrich am 7. August 1863 auf dem Segelschiff „La Rochelle“ in Brisbane.
Zehn Jahre lang sollte sie die Nordostküste Australiens erforschen und Pflanzen, Tiere und ethnographisches Material sammeln, präparieren und nach Hamburg schicken. Allein in der Umgebung von Brisbane sammelte sie über 600 Pflanzen in so vielen Exemplaren, dass Caesar Godeffroy nach drei Jahren Herbarien zum Verkauf erstellen lassen konnte: „Neuholländische Pflanzen, gesammelt von Amalie Dietrich am Brisbane river, Col. Queensland im Auftrage der Herren Joh. Ces. Godeffroy & Sohn in Hamburg“. Geworben wurde dafür in der „Flora“: „Ausgabe I enthält sämtliche Farren und Polypetalen, außerdem die Monochlamyden und Gamopetalen, von Prof. Dr. H. G. Reichenbach fil. bestimmt. Es können Sammlungen bis cirka 350 Arten geliefert werden und ist der Preis einer Centurie auf zehn Thaler preuss. Crt. festgesetzt.“ Und nach Australien schrieb Godeffroy am 31. Dezember 1868 drängend: „Frau Amalie Dietrich! Wir schrieben Ihnen am 3. ds. lfd. eine Abschrift und empfingen seitdem Ihren lieben Brief vom Lake Elphinstone vom 29. August. Sie scheinen dort recht fleißig zu sein und viel zu sammeln, was uns große Freude macht und sehen wir verlangend Ihren Sendungen entgegen.
Die Herren Rabone Jeez (oder Feez – unleserlich. G.W.) u. Co. in Sydney melden uns mit uns. Schiffe ‚Cesar Godeffroy‘ 4 Kisten von Ihnen an uns abgeschickt zu haben, die Herren erwähnen aber nicht der lebenden Eidechsen.
Mit der ‚Viktoria‘ sandten wir, wie auch bereits früher berichtet, ein ansehnliches Quantum Verpackungsmaterial aller Art für Sie an die Herren B. Amsberg u. Co. und werden wir mit dem ersten Frühjahrsschiffe eine ferner große Sendung an Sie abrichten.
Wir werden überhaupt dafür sorgen, daß Sie nie Mangel an Material haben und versprechen wir uns viel von Ihren Forschungen am Lake Elphinstone und dessen Umgebung. Zu viel können Sie uns nicht senden, also nur immer tapfer gesammelt, und Sie müssen besonders den Süßwasserfischen und Krebsen Ihre Aufmerksamkeit schenken.
Der Katalog IV [1864–1884 erschienen in 14 Heften 9 Verkaufskataloge aus Doubletten] macht immer noch viel Arbeit. Über die Hälfte ist aber bereits gedruckt und zu Anfang Februar wird er sicherlich fertig sein. Der Katalog wird über 7.000 Nummern enthalten, wovon Sie wohl den dritten Teil geliefert haben. Für den folgenden Katalog liefern Sie hoffentlich die Hälfte, so muß es kommen, gute Frau Dietrich!
Ihre Vogelbälge sind schon recht gut und werden Sie ferner bemüht bleiben, es noch immer besser zu machen. Zum Jahreswechsel senden wir Ihnen unsere besten Glückwünsche und grüßen Sie aufs freundlichste Joh. Ces. Godeffroy.“ [1]
Neben H. G. Reichenbach, dem Direktor des Botanischen Gartens in Hamburg, bestimmten renommierte Wissenschaftler aus Leipzig, Halle, Berlin, Kopenhagen und London die Ausbeute von Amalie Dietrichs Expeditionen. Immer wieder wurden dabei auch Pflanzen oder Tiere nach ihr benannt wie Drosera dietrichiana, der Sonnentau, oder die Wespenarten Nortonia amaliae und Odynerus dietrichianus. Z. T. verlief die Bestimmung der von Amalie Dietrich gesammelten Objekte allerdings auch recht schleppend, so dass viele von ihr entdeckte Pflanzen anderen Sammlern zugeschrieben wurden, auch wenn diese sie erst später mitgebracht hatten.
Amalie Dietrich erhielt von Herrn Godeffroy auch den Auftrag, Schädel und Skelette der australischen Ureinwohner mitzubringen. Um an die Knochen und Schädel heranzukommen, ließ Amalie Dietrich Grabstätten von Aborigine plündern. So zitiert Gabriele Hoffmann in ihrem Buch „Das Haus an der Elbchaussee. Die Godeffroys – Aufstieg und Niedergang einer Dynastie“ Amalie Dietrich, die in einem Brief an ihre Tochter schreibt: „Kinderskelette könne sie leicht bekommen, ‚denn die Leichen der Kinder werden meist nur in einem hohlen Baum gesteckt, der mit rot und weißer Farbe bestrichen wird‘, (…). Krieger dagegen werden sehr feierlich in Baumwipfeln aufgebahrt. Die Ureinwohner fürchten, daß ihre toten Angehörigen in Europa weiße Männer werden und als solche schwer arbeiten müssen. Sie begraben sie jetzt versteckt in flachen Hügeln, ‚häufig in Ameisenhaufen, vor deren Eingang sie dann einige große Steine legen‘.“ [2]
Und die Historikerin Frauke Steinhäuser befasst sich in ihrer Kurzvita über Caesar Godeffroy mit dessen Auftrag an Amalie Dietrich, dass diese ihm Menschenskelette mitbringen solle: „Mit Nachdruck schrieb Godeffroy ihr am 20. Januar 1865: ‚Wir (...) möchten Sie nochmals bitten, nicht nur Skelette von dort vorkommenden großen Säugetieren, sondern auch möglichst
Skelette und Schädel von den Eingeborenen sowie auch deren Waffen und Geräte zu senden. Diese Sachen sind sehr wichtig für die Völkerkunde.‘ Die Völkerkunde jener Zeit war von Charles Darwins rassistischer Abstammungstheorie beeinflusst. Sie wollte durch anthropologische Untersuchungen die vermeintliche Überlegenheit des weißen Mannes beweisen und verlangte dazu große Mengen menschlichen ‚Materials‘ aus außereuropäischen Ländern. So bot Godeffroy alles, was er nicht für seine eigenen Sammlungen brauchte, per Katalog anderen Museen und universitären Instituten zum Kauf an. Ein einträgliches Geschäft: Ein Schädel aus Rockhampton, Australien, etwa kostete 600 Silbergroschen. Zu seinen Kunden zählten Rudolf Virchow von der Berliner Charité und der Direktor des Berliner Naturkundemuseums Wilhelm Peters. Mindestens acht Skelette von Aborigines, von denen zwei namentlich bekannt waren, einen Schädel und eine präparierte Haut schickte Amalie Dietrich aus Australien an das Museum Godeffroy.“ [3]
1873 kehrte Amalie Dietrich auf der „Susanne Godeffroy“ nach Hamburg zurück – im Gepäck einen Keilschwanz und einen australischen Seeadler, die sie dem Zoo schenkte. Sie erhielt im „Museum Godeffroy“ eine Anstellung auf Lebenszeit und betreute ihre Sammlungen.
Als Joh. Ces. Godeffroy & Sohn 1879 auf Grund fehlgeschlagener Investitionen in Minenaktien Konkurs anmelden mussten, wurden die Sammlungen des Museums verkauft, die Sammlung Dietrich dabei auseinander gerissen. Kai Deecke weist darauf hin, dass zum Zeitpunkt der Insolvenz das Museum schon nicht mehr Cesar Godeffroy gehörte, sondern an Wilhelm von Godeffroy „verpfändet“ worden war, einem entfernten Vetter von Cesar Godeffroy. „Das Naturhistorische Museum zu Hamburg übernahm die zoologische Sammlung (…), später auch die Mineralien und die Schädel und Skelette. Waffen, Geräte, Kanus kaufte das Museum für Völkerkunde Leipzig. (…) Amalie Dietrich zog in ein städtisches Stift. Das Botanische Museum stellte sie als Kustodin ein. Doch als sie zu einem Kongreß der Anthropologischen Gesellschaft in Berlin fuhr, ließ der Pförtner sie nicht ins Gebäude – für Frauen verboten. Sie blieb am Eingang, gab nicht nach, schließlich holte er den Vorsitzenden der Gesellschaft. Die Forscher feierten sie stehend mit Ovationen.“ [2]
Die anthropologische Sammlung von Amalie Dietrich wurde im Zweiten Weltkrieg vernichtet. Erhalten blieben die Katalogzettel. Auch die zoologische Sammlung erlitt erhebliche Einbußen. Hamburg erwarb die Herbarien, die zoologische Sammlung sowie Reste der ethnographischen Sammlung. Auch hier wurde vieles im Krieg zerstört. Erhalten blieb vor allem das Herbarium des Botanischen Museums, das heute im Institut für Allgemeine Botanik verwahrt wird, und die entomologische Sammlung im Zoologischen Institut.
Die größte Ehrung, die Amalie Dietrich vermutlich zuteil wurde, war die Ernennung zum ordentlichen Mitglied des entomologischen Vereins in Stettin im Jahre 1867. Frauen konnten in dieser Zeit eigentlich noch kein Mitglied in wissenschaftlichen Vereinen werden.
Die „Acacia Dietrichiani“ und die „Bonomia Dietrichiana“ und zwei Algenarten wurden nach ihr benannt.
Amalie Dietrich starb am 9. März 1891 an einer Lungenentzündung, als sie bei ihrer Tochter in Rendsburg zu Besuch weilte.
Text: im Wesentlichen von Brita Reimers
Zitat:
1 Zit. aus dem Anhang von: Amalie Dietrich: Ein Leben erzählt von Charitas Bischof. Mit einem Nachwort hrsg. Von Günther Wirth. Berlin 1977.
2 Gabriele Hoffmann: Das Haus an der Elbchaussee. Die Godeffroys – Aufstieg und Niedergang einer Dynastie. Hamburg 1998, S. 299.
Gabriele Hoffmann, a. a. O., S. 435.
3 Frauke Steinhäuser: Caesar Godeffroy, unter: www.hamburg.de/contentblob/6993276/a6e7129756d13a7a805bf50a1c30fa91/data/godeffroystrasse.pdf
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

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stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

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