Namens-/Sachregister

Frauenbios

Marion Gräfin Dönhoff

(2.12.1909 Friedrichstein/Ostpreußen – 11.3.2002 Friesenhagen/Siegerland)
Journalistin, Chefredakteurin, Herausgeberin der „Zeit“
Speersort Pressehaus. Wochenzeitschrift „Die Zeit“ (Wirkungsstätte)
Am Pumpenkamp 4 (Wohnadresse)
Marion-Gräfin-Dönhoff-Brücke, seit 2018 in Hamburg-Altstadt
Ausschnitt aus dem szenischen Rundgang "Jedes Haus sein eigenes Geheimnis". Marion Dönhoff gespielt von Beate Kiupel; Angestellte: Dieter Schmitt, Herma Koehn

Am 2. Dezember 1909 wurde Marion Gräfin Dönhoff als drittes von vier Kindern auf dem Familiensitz Schloss Friedrichstein in Ostpreußen geboren. Ihr Vater, August Karl Graf Dönhoff, war Reichstagsabgeordneter, ihre Mutter Ria von Lepel Palastdame der Kaiserin Auguste Viktoria. In ihrer Kindheit und Jugend wurde Marion Gräfin Dönhoff geprägt durch die feudale Gesellschaft, in der sie aufwuchs. Nach dem Abitur ging sie 1932 nach Frankfurt am Main und studierte dort Volkswirtschaft. Die Wahl ihres Studienfachs leitete sie in späteren Äußerungen aus ihren Erfahrungen während der Wirtschaftskrise ab.
Marion Gräfin Dönhoff, Quelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-F035071-0006 / Gräfingholt, Detlef / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en), via Wikimedia Commons
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 scheute sie sich nicht, öffentlich zu protestieren. So unternahm sie den Versuch, die Hakenkreuzfahne vom Dach der Universität zu entfernen, und riss Plakate von den Wänden, auf denen Dozentinnen und Dozenten diffamiert wurden, indem man sie als Juden und Linke kategorisierte. Marion Gräfin Dönhoff verteilte Flugblätter gegen die Nationalsozialisten und wurde bald wegen ihrer offen ausgesprochenen Sympathien für die Linken die „rote Gräfin“ genannt. Um nicht Opfer nationalsozialistischer Verfolgung zu werden, wechselte sie ihren Studienort und ging nach Basel.
1935 schrieb sie ihre Promotion über die Entstehung und Verwaltung des Gutes der Familie Dönhoff. Noch im selben Jahr begann sie mit ausgedehnten Reisen durch Europa, nach Ostafrika und Nordamerika, um auf diese Weise weiteren Konfrontationen mit den Nationalsozialisten zu entgehen.
1937 kehrte sie jedoch nach Ostpreußen zurück und begann, sich mit ihrem älteren Bruder Heinrich um die Verwaltung des Dönhoffschen Besitzes zu kümmern. Als Heinrich bei Kriegsbeginn 1939 als Soldat eingezogen wurde, übernahm Marion Gräfin Dönhoff allein die Gutsverwaltung.
Während der folgenden Kriegsjahre gelang es ihr, nach außen hin die das nationalsozialistische Regime befürwortende Gutsherrin zu spielen und im Verborgenen im Widerstand aktiv zu sein. Marion Gräfin Dönhoff, Helmuth James Graf von Moltke, Peter Graf Yorck von Wartenburg und Claus Schenk Graf von Stauffenberg hatten engen Kontakt zueinander, auch hielt Marion Gräfin von Dönhoff den Informationsfluss zwischen ihnen und weiteren Mitgliedern des Widerstands aufrecht. Darüber hinaus leitete sie Informationen an Diplomaten in der Schweiz weiter und knüpfte Kontakte zu Sympathisantinnen und Sympathisanten.
Nachdem am 20. Juli 1944 das Attentat auf Hitler gescheitert war, wurden unzählige Menschen hingerichtet. Auch Marion Gräfin Dönhoff wurde verhaftet, nach einem Verhör durch die Gestapo jedoch wieder freigelassen.
Als die sowjetische Armee Anfang 1945 in Ostpreußen einmarschierte, musste Marion Gräfin Dönhoff, wie tausende andere auch, ihre Heimat verlassen. Sieben Wochen dauerte die Flucht in den Westen auf ihrem Pferd Alarich, bis sie schließlich Obdach bei Freundinnen und Freunden in Vinsebeck in Westfalen fand. Ihre Heimat, Schloss Friedrichstein, wurde vollständig zerstört.
1946 begann das „zweites Leben“ der Marion Gräfin Dönhoff. Sie wurde als freie Mitarbeiterin bei der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ eingestellt. Ihre stets kritischen Artikel, die sich immer wieder mit ihren Erlebnissen während des Widerstands, dem Verlust der Heimat und ihrem Wunsch nach Frieden und internationale Zusammenarbeit befassten, fanden zunehmend Beachtung.
1955 wurde Gräfin Dönhoff Ressortleiterin für Politik und stellvertretende Chefredakteurin der „Zeit“. Zur Chefredakteurin avancierte sie 1968, bevor sie 1972 schließlich Herausgeberin der „Zeit“ wurde.
Bis zu ihrem Tod schrieb Marion Gräfin Dönhoff unzählige Artikel und zahlreiche Bücher. Für ihre Arbeit bekam sie viele Preise und Auszeichnungen, unter anderem den Friedenspreis des deutschen Buchhandels (1971) und die Ernennung zur Hamburger Ehrenbürgerin (1999).
Marion Gräfin Dönhoff lebte ein Leben für ihren Beruf, den sie sicher als ihre Berufung empfand. Heiraten tat sie nie und bekam auch keine Kinder. Alice Schwarzer schrieb in diesem Zusammenhang von einer „Negierung der Weiblichkeit, was immer das sein mag“ zu Gunsten eines „männlich freien Lebens“ was immer auch das sein mag.
Text: Kerstin Klingel
Quelle:
Alice Schwarzer: Marion Dönhoff. Ein widerständiges Leben. Köln 2008.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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