Namens-/Sachregister

Frauenbios

Elisabeth Flickenschildt

(16.3.1905 Blankenese – 26.10.1977 Stade)
Schauspielerin
Wedeler Chaussee 91 (Wohnadresse als Kind: Heinrich Flickenschildt, Schiffsführer)
Krähenhorst 5 (Wohnadresse)
Thalia Theater, Alstertor 2 (Wirkungsstätte)
Deutsches Schauspielhaus, Kirchenallee 39 (Wirkungsstätte)
Elisabeth Flickenschildts Mutter war die Blankeneser Bürgertochter Ida Flickenschildt, geb. Ihlenfeldt, ihr Vater, der Kapitän Heinrich Flickenschildt, der als Oberlotse arbeitete. Das Ehepaar bekam vier Kinder, Elisabeth war das älteste Kind. Als Elisabeth Flickenschildt 17 Jahre alt war. regte sich in ihr der Wunsch, Schauspielerin zu werden. Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte sie in einem Blankeneser Cafe, wo sie Gedichte von Hans Leip vortrug, mit dem sie eine Freundschaft verband. [1] Nach dem Abitur begann Elisabeth Flickenschildt in einem Hamburger Modehaus eine Ausbildung als Modistin, brach die Ausbildung aber ab, um als Schauspielerin tätig zu werden. Sie begann ihre Schauspielerinnenausbildung bei dem Hamburger Schauspieler Robert Nhil. Ihre erste Rolle hatte sie 1930 am Thalia Theater. Später ging sie nach München, wo sie 1933 dem Regisseur Otto Falckenberg vorsprach und ein Engagement an den Münchener Kammerspielen, ab 1937 beim Deutschen Theater bekam. [2]
1936 heiratete sie den Theaterwissenschaftler und Dramaturgen Rolf Badenhause (1907-1987). 1944 ließ sich das Paar scheiden.
1932 trat Elisabeth Flickenschildt in die NSDAP ein. Dazu erzählt sie in ihren Erinnerungen „Kind mit roten Haaren“ „eine Episode in einem Blankeneser Café. ‘Es war am Sonntag. An allen Tischen saßen Menschen und tranken Kaffee oder Bier. (…) Meine Mutter drückte meine Hand. ‚Pass auf‘, sagte sie, ‚gleich wirst du was erleben!‘ Dann kam aus dem Radio die Ankündigung, dass der Führer spricht, man hörte Musik, Marschmusik, Händeklatschen und Heil, Heil, Heil! – Im Garten wurde es still. Auch die Bedienung hatte sich gesetzt. Der Himmel war ganz blau, einzelne weiße Wolken da oben. Von der Elbe hörte ich mehrere Male einen Dampfer – und dann sprach der Führer.‘“ [3]
Ernst Klee schreibt in seinem Buch „Kulturlexikon zum Dritten Reich“ über Elisabeth Flickenschildts schauspielerisches Engagement in der NS-Zeit: „1938 in Goethes Egmont bei den ersten (von Goebbels finanzierten) Salzburger Festspielen nach der Besetzung Österreichs. 1941 am Staatlichen Schauspielhaus Berlin unter Gründgens. In der NS-Zeit in 33 Filmen, darunter der antibritische Film Der Fuchs von Glenarvon (1940, Goebbels: ‚Sehr gut für unsere Propaganda zu gebrauchen‘) sowie der Hetzfilm Ohm Krüger (1941, für den Propagandaminister ‚ein Film zum Rasendwerden‘). 1942 im Harlan-Film Der große König über Friedrich den Großen (‚Am Sieg zweifeln, das ist Hochverrat‘). Goebbels dazu am 4.3.1942 im Tagebuch: ‚Der Film wird zum politischen Erziehungsmittel erster Klasse.‘“ [4]
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde Elisabeth Flickenschildt aufgrund des Verdachts der Fragebogenfälschung beim Ausfüllen ihres Entnazifizierungsfragebogens kurzzeitig von der US-amerikanischen Besatzungsmacht in Haft genommen. Dazu schreibt Bernd Braun in seinem Portrait über Elisabeth Flickenschildt. Dies „verletzte die Schauspielerin, die aus ihrer Sicht nur die unumgänglichsten Kompromisse mit dem NS-Regime eingegangen war, zutiefst. Zu ihrer frühen Mitgliedschaft in der NSDAP seit dem 1. Juli 1932, ihrer Ernennung zur Staatsschauspielerin im April 1939 und ihrer Erwähnung in der sogenannten ‚Gottbegnadetenliste‘, die Künstler aller Sparten enthielt, die von den Nationalsozialisten als unentbehrlich betrachtet wurden, hat sich Elisabeth Flickenschildt nach 1945 nicht geäußert. Bezeichnend ist ihre Antwort in einer Talkshow in den 1970er Jahren auf die Frage, ob sie Hitler die Hand gegeben habe: ‚Nein, er mir.‘“ [5]
1947 holte Gründgens sie an das Düsseldorfer Schauspielhaus und 1955 folgte sie ihm nach Hamburg ans Schauspielhaus. Nach dem plötzlichen Tod Gründgens 1963 fühlte sich Elisabeth Flickenschildt als künstlerisch heimatlos. Ein Engagement nahm sie seitdem nicht wieder an. Aber trotz des Gefühls, ständig Mittelmäßigkeit zu begegnen, konnte sie sich nicht von der Bühne trennen: „Ach, schon das Schminken ist so herrlich für mich. Diese Erregung vor dem Auftritt.“ 1965 wurde ihr durch das Land Nordrhein-Westfalen der Professorentitel verliehen. Und 1975 erhielt sie für ihre Verdienste um die Kultur durch die Bundesregierung das große Bundesverdienstkreuz.
Elisabeth Flickenschildt starb 1977 in ihrem ein Jahr zuvor erworbenen Bauernhaus bei Stade an den Spätfolgen eines Autounfalls. Beigesetzt wurde sie auf dem Friedhof in Hittenkirchen am Chiemsee.
Quellen:
1 Vgl: Maike und Ronald Holst: Blankeneser Frauen. Neumünster/Hamburg 2013, S. 90.
2 Vgl. Maike und Ronald Holst: Blankeneser Frauen, a. a. O., S. 93.
3 Zit. nach: Maike und Ronald Holst, a. a. O., S. 95f.
4 Ernst Klee: Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Überarb. Ausgabe. Frankfurt a. M. 2009, S. 141.
5 Bernd Braun: Elisabeth Flickenschildt, in: Hamburgische Biografie: Personenlexikon. Hrsg. von Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke. Bd. 5. Hamburg 2010, S.117.
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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