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Frauenbios

Hausfrauen im 18. Jahrhundert

Willy-Brandt-Straße, früher Ost-West-Straße 47 (ehemals Gröninger Straße 22): historisches Bürgerhaus
Ost-West-Straße 47, Quelle: Staatsarchiv Hamburg, Bildarchiv
Seit 1958 trennt die große mehrspurige Ost-West-Straße die Hamburger Innenstadt. In der Nähe, wo noch vor einigen Jahren der Spiegel-Verlag sein Domizil hatte, steht ein typisches, mit barocker Fassade geschmücktes Kaufmannshaus aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, ein Relikt aus den Zeiten, als sich hier noch ein bürgerliches Wohnquartier mit solide gebauten Giebelhäusern befand. Heute verläuft vor dem Haus mit der Hausnummer 47 „(...) noch ein Rest der alten Gröninger Straße, die durch den Ausbau der Ost-West-Straße nach dem Zweiten Weltkrieg ausgelöscht wurde. Der Niveauvorsprung zur Ost-West-Straße und die Hausflucht des Gebäudes (...) erinnern bis heute an die mittelalterliche Straßenanlage“, [1] schrieb 2002 der Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland. Hinter den Häusern an den Straßen Zippelhaus, Brandstwiete, Gröninger Straße und Katharinenkirchhof waren die Höfe mit Gärten angelegt und nur mit wenigen Wohnbuden bebaut, zu denen man von der Straße kommend durch eine schmale Twiete gelangte.
In solchen Giebelhäusern lebte das Bürgertum. Wurde in diesen Kreisen eine Ehe geschlossen, begann für Mann und Frau die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in der Ehe, die als „Hausfrauenehe“ um 1900 im Bürgerlichen Gesetzbuch festgeschrieben wurde und bis Juni 1976 Gültigkeit behielt.
Der Hamburger Kaufmannsstand hatte genaue Vorstellungen von einem idealen Ehemann und einer idealen Ehefrau, die ein Chronist 1760 befürwortete: „Der Hamburger ist ein vernünftiger Ehemann, ohne übertriebene Zärtlichkeit. Er läßt sie [die Ehefrau] Theil an seinem Glücke und Vermögen nehmen, doch seltener an seinen Handlungsgeschäften. Er, sein Compagnon, und der Buchhalter wissen mehrentheils allein um diese Geheimnisse. Spricht er mit einem Freunde, so geschiehet es unter vier Augen: in seiner Schreibstube, auf der Börse, oder am dritten Orte. Die Frau ist gleich in der ersten Kindheit von der Tugend der Handlungsverschwiegenheit so unterrichtet; daß sie auch selten eindringet; wo nicht der Mann selbst die Hand dazu biete. (...) Die innere Wirthschaft, die Erziehung der Kinder in der ersten Jugend, und die Aufsicht über die Töchter, sind in Hamburg weibliche Geschäfte; daher sind auch die Bediente und Arbeiter zwischen Wirthschaft- und Ladenbediente vertheilet, um jene bekümmert sich der Mann, um diese die Frau nicht. (...) Glücklich ist der Ehestand, wo der Mann das Ganze regieret, (...) wo er die Geschäfte vertheilet, wo er seine Einrichtung mit der Frau überlegen und ihr Gutachten, als wohlbedacht schätzen kann.“ [2]
Die Machtstellung der Hausfrau innerhalb des Wirtschaftsbetriebs „Familie und Haushalt“, die heute von einigen Historikerinnen gern betont wird, stellt sich als trügerisch heraus. Hausfrauen trugen zwar ein dickes Schlüsselbund mit sich herum, hatten die Gewalt über Keller, Speisekammer, Küche, Hühnerstall und Kräutergarten – aber das letzte Machtwort über den Lebensmitteleinkauf sprach weiterhin der Mann, indem er über die Höhe der Summe des Haushaltsgeldes bestimmte. Damit entschied er über Qualität und Menge der Nahrungsmittel, der Kleidung etc. Als Arbeitslohn erhielt die Hausfrau den Anspruch auf Unterhalt. Wie üppig dieser ausfiel, lag im Vermögen und im Ermessen des Mannes. Dabei spielte es bei der Bemessung des Unterhalts keine Rolle, ob die Arbeit, die die Hausfrau verrichtete, für alle Familienmitglieder lebensnotwendig und damit eigentlich hoch zu bewerten war. Die Hausfrauentätigkeit erhielt in der Gesellschaft nie den gleichen Stellenwert wie die Arbeit eines Ehemannes – egal, was er tat.
Text: Rita Bake
Anmerkungen:
1 Hamburg-Altstadt: Führer zur archäologischen Denkmälern in Deutschland. Hrsg. vom Nordwestdeutschen Verband für Altertumsforschung. Bd. 41. Stuttgart 2002.
2 Christian Ludwig von Griesheim: Verbesserte und vermehrte Auflage des tractats: Die Stadt Hamburg. Hamburg 1760.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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