Namens-/Sachregister

Frauenbios

Freimaurerkrankenhaus

Ursprünglich: Krankenhaus für weibliche erkrankte Dienstboten
Dammtorwall 7 (Standort: 1795-1804)
Freimaurerkrankenhaus Dammtorwall 7, Bildquelle: Staatsarchiv Hamburg
Das Freimaurerkrankenhaus lag wenige Schritte entfernt vom heutigen Infoladen der „Landeszentrale für politische Bildung“ und des „Jugendinformationszentrums“, ungefähr dort, wo heute ein Parkhaus steht.
Wie sah das Gesundheitswesen um jene Zeit Ende des 18. Jahrhunderts in Hamburg aus, als das Freimaurerkrankenhaus am Dammtorwall errichtet wurde? Da gab es nur das Heiligengeisthospital, das lediglich der Aufnahme von Siechen diente und von Barfüßer-Mönchen betreut wurde. Dann gab es das Hiobshospital, das nur für die Aufnahme von Pocken- und Syphiliskranken zur Verfügung stand. Endlich war da noch der Pesthof. Die sozial nicht abgesicherten Dienstboten wurden im Krankheitsfall von ihren Herrschaften entlassen und eben diesem Pesthof zugewiesen. Es heißt, dass die Erkrankten jedes Mal mit Gewalt in diese Anstalt gebracht werden mussten, weil die dortigen Verhältnisse schrecklich gewesen sein müssen: Zwei Kranke mussten sich ein Bett teilen. Zu den Insassen zählten Pestkranke und „Tobsüchtige“, die an Ketten befestigt wurden, und um den Pesthof war ein Graben gezogen, in den die Fäkalien flossen. Es ist zu verstehen, wenn die erkrankten Dienstmädchen sich mit Händen und Füßen wehrten, in diese „dreckige Anstalt“ eingewiesen zu werden.
Der weit über die Stadtgrenzen bekannte Schauspieldirektor Friedrich Ludwig Schröder (1744-1816), war dem Freimaurerbund in Hamburg beigetreten. Er war berufen, rettende Taten für seine Mitmenschen anzuregen und durchzuführen, und so rief er seine Logenbrüder am 28. Januar 1793 zusammen. Der Plan war, in Hamburg ein menschenwürdiges Krankenhaus zu errichten, in dem zunächst die weiblichen erkrankten Dienstboten Aufnahme finden sollten. Die Gründe für die Errichtung solch eines Krankenhauses waren: „1.) Der gänzliche Mangel einer solchen Einrichtung. 2.) Die Nothwendigkeit derselben, bey unsern vielen fremden Dienstboten. 3.) Der Mangel an Pflege und Aufsicht für krankes Gesinde, hauptsächlich durch den beschränkten Raum in unsern Wohnungen; die damit verknüpfte Gefahr der Ansteckung in vielen Krankheiten, die auch die besten menschenfreundlichsten Herrschaften nöthigt, die Dienstboten aus dem Hause zu schaffen; die also eine solche Einrichtung wünschen, müssen, um ihr krankes Gesinde für wenige Kosten curiren und verpflegen zu lassen.“ [1]
Und über die Aufnahme der Erkrankten hieß es: „Die Art der Aufnahme ist folgende: Erkrankt das Mädchen einer Herrschaft, welche jährlich drey Mark zur Erhaltung des Instituts bezahlt, so fordert die Herrschaft, durch ein zu diesem Zwecke gedrucktes Billet, einen der unterzeichneten Aerzte auf, die Kranke zu besuchen. Der Arzt kommt, untersucht, und gehört die Krankheit nicht zu den ausgenommenen, so ertheilt er die Erlaubniß zur Aufnahme: doch lässt er sich vorher von der Herrschaft einen gedruckten Revers unterzeichnen, nach welchem sie sich verpflichtet, die Medicin nach der obenbenannten sehr wohlfeilen Taxe, und fünf bis sechs Schillinge tägliches Kostgeld zu bezahlen; auch im Sterbefalle für die Beerdigung zu sorgen. Die Art, wie die Administration sich mit der Herrschaft berechnet, ist leicht, weil jedes Recept mit dem Namen der Kranken bezeichnet, und der Tag der Aufnahme in dem von der Herrschaft ausgestellten Reverse bemerkt ist.“ [2]
Für den Bau des Krankenhauses wurde ein Kostenvoranschlag erstellt. Zunächst sollte ein Haus mit 20 Bettenplätzen errichtet werden. Man brachte die Mittel auf, wobei Friedrich Ludwig Schröder mit einer großen Spende beispielgebend voranging.
Am 1. Oktober 1795 konnte der Betrieb aufgenommen werden. Es war das erste private Krankenhaus in Hamburg, dessen hervorragende sanitäre Einrichtungen gepriesen wurden.
Diese Krankenstation musste schon bald erweitert werden. So sagt ein Protokoll vom 6. Mai 1799, dass inzwischen bereits 227 „kranke weibliche Personen“ aufgenommen wurden, von denen nur vier verstorben seien.
Die hervorragende Einrichtung wurde in der Stadt bekannt, und der Wunsch wurde laut, auch ein Krankenhaus für männliche Bedienstete zu errichten. Die zu erwartenden Kosten konnten aber von den Logenbrüdern allein nicht aufgebracht werden, um „ihr Krankenhaus hinten am Wall“ ausreichend zu erweitern. So richtete man ein Rundschreiben an die Bürger der Stadt: „An das Publikum im Juni 1802!“
„Wie die vereinigten Freymaurerlogen vor einigen Jahren den Plan zu einem weiblichen Krankenhaus entwarfen und durch die Ausführung einem dringenden Bedürfnisse der Einwohner Hamburgs abzuhelfen hofften, entging es ihnen nicht, dass ein männliches Krankenhaus gleichfalls gänzlich fehle, dass der Mangel eines solchen Instituts nicht minder gefühlt werden, und der Wunsch allgemein sey, auch diesem Mangel abgeholfen zu sehen.
Welcher Hausvater kennt nicht das Unangenehme, seinen kranken männlichen Hausgenossen, selbst bei dem besten Willen, nicht die nöthige Pflege und Wartung ertheilen zu können?
Ist nun überdies noch die Gefahr der Ansteckung bei der Krankheit, und wird es Pflicht, sie aus dem Hause zu entfernen – wo findet er einen Ort, sie für wenige Kosten heilen zu verpflegen zu lassen?
Aber damals konnten die Logen an die Errichtung eines zweiten Instituts nicht gleich denken; denn die Errichtung eines weiblichen Krankenhauses überstieg schon ihre Kräfte weit; schon dazu mußten sie edeldenkende Mitbürger ausser ihrem Zirkel um Mitwürkung und Unterstützung ansuchen, und – Dank sey der Wohlthätigkeit Hamburgs – sie fanden Hülfe, wo sie suchten.“
Der Gesamttext war wesentlich länger, aber die engagierten Freimaurer Hamburgs hatten Erfolg, nicht zuletzt durch den persönlichen Einsatz ihres Friedrich Ludwig Schröder, der sich persönlich an den Kaufmann und Sozialreformer Caspar Voght (1752-1839) und Senator Johann Arnold Günther (1755-1805) wandte, die jeder 7.000 Mark Courant spendeten. Es liefen viele Spenden ein, und die Hamburger Admiralität spendete ganze 15.000 Mark Courant.
Am 13. April 1804 konnte dann das „Krankenhaus für männliche Kranke“ eröffnet werden. Es war das einzige Privatkrankenhaus zu jener Zeit und besaß einen vorzüglichen Ruf.
Bald kam es dann dazu, dass auch Nichthausangestellte um Aufnahme in dieses Krankenhaus baten, und nach einer gewissen Zeitspanne wurde dann das Freimaurer-Krankenhaus am Kleinen Schäferkamp 43 errichtet, weil die bisher gebotenen Möglichkeiten den Ansprüchen nicht mehr genügten.
Text: Rolf Appel
Anmerkungen:
1 175 Jahre Dienst am Menschen. Das Freimaurer-Krankenhaus in Hamburg von 1795-1970. Hrsg. vom Vorstand des „Elisabeth-Krankenhaus e.V.“ – Freimaurer Krankenhaus. Hamburg 1970, S. 11f.
2 ebenda.
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
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